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  #1  
Alt 11.07.2013, 14:54
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Tag 2:

Heute war der erste Besuch beim Hausarzt nach der Diagnose. habe ich vorgestern doch noch geschimpft, wie anteilnahmslos die Ärztin das verkündet hat im Krankenhaus, kann ich heute nur äußerst positiv überrascht lobende Worte finden: Der Hausarzt hat sich weitüber eine halbe Stunde Zeit genommen und über alles aufgeklärt und auch Folgen für die Zukunft aufgezeigt. Aber von Anfang an:

Es ist definitiv BSDK, da führt kein Weg dran vorbei. Betroffen ist der Kopf. genaue Maßnahmen für die Behandlung kann noch nicht getroffen werden, man will noch Proben oder ähnlich entnehmen. Gestreut hat er ebenso defnitiv, betroffen sind die Leber (komplett) und auch Lunge zum Teil sowie evtl. andere Organe. Es scheint also nicht erst mal eben so losgegangen zu sein. Trotzdem ist die Gefühlslage momentan recht "gut", sofern man in solchen Situationen etwas als gut beschreiben kann. Weitere Daten und vor allem Maßnahmen und ob jene überhaupt noch lohnen (welch grausame Wortwahl, aber das ist nun mal so..) wird dann die nächste Zeit besprochen.
Jetzt aber das Positive, was ich vermerken will: Der Hausarzt, gleichzeitig Arzt für Palliativmedizin, hat uns seine private Nummer und auch Hilfe angeboten. Sollte es der Fall sein, dass keine Chemo oder ähnliches Sinn macht, möchte er unbedingt bis zum Ende dabei sein und zu JEDERZEIT erreichbar sowie da sein und vorbeikommen, wenn etwas ist. Das ist für uns schonmal ein gutes Zeichen und wenn es auch nur so klein ist. Aber dieses Verhalten ist für einen Hausarzt nicht üblich, denke ich. Wer opfert schon freiwllig seine wohl rar gesähte "Freizeit"?? Auch wenn wir ländlicher wohnen und andere Beziehungen zu den Mitmenschen haben finde ich das toll! Das hilft auch uns Angehörigen, bei Fragen und auch wenn man mal überfordert ist zu wissen, dass da jemand ist, der helfen kann.
Fakt ist auch, dass er NICHT will, dass sinnlose Chemo's oder ähnliches veranstaltet werden und unnötig gequält wird. Gesetzt den Fall wird mit Palliativmedizin versucht, das Beste rauszuholen und möglichst schmerzfrei das Ende zu gestalten!

All das sind schonmal gute Nachrichten, obgleich klar ist, dass nicht jeder Tag so gut laufen wird und auch noch viele beschissene Tage folgen werden. Vielleicht hilft das ja nun auch, mal besser zu schlafen, wenn man denn mal schläft. Bisher war doch alles nur von Alpträumen und unschönen Bildern gepflastert, was doch zusätzlich noch an die Substanz geht. Aber auch da gibt's doch bestimmt was von Ratiopharm... Oder weiß hier jemand "natürliche" Mittel gegen soetwas?

Es grüßt euch,

Aedan!
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  #2  
Alt 12.07.2013, 12:08
Altmann Altmann ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Aedan,
D U B I S T S U P E R !!!
Bleibe dabei, wenns auch nicht leicht wird.
Gruss Altmann
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  #3  
Alt 12.07.2013, 23:45
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo

Tag 3:

Heute war ein recht komischer Tag, ich hatte das Gefühl, die Rollen sind vertauscht. Während ihr das eigentlich ganz gut ging, ging es mir schlecht. An sich sollte ich damit ja zufrieden sein, wenn es mir schlecht geht ihr aber dafür gut. Das hat ja auch was. Kopfschmerzen den ganzen Tag, Besuch des unliebsamen Bruders, mit dem ich auch weiterhin kein Wort wechsle und auch nicht werde. Für mich ein Fall vom schlechten Gewissen gerade NUN angekrochen zu kommen und einen auf Besorgnis machen, nachdem man sich sonst Jahre hat nicht sehen oder hören lassen, gefühlt. Er kann von mir auch nicht erwarten, dass ich da auf heile Welt mime. Bin auch stillschweigend weggefahren, als er da war. Aber das ist ja nicht das Thema.
Sie hat heute die Sonne draussen genossen und jedoch auch viel gelegen und gedöst/geschlafen. Sicherlich erste Anzeichen der Intensität, was nun alles einprasselt und das fordert seinen Tribut. Montag morgen ist nun der Termin im Krankenhaus, wo dann etwaige proben entnommen werden und die weitere Vorgehensweise besprochen wird. Dieses Tag könnte sowohl positiv als auch äusserst negativ verlaufen, mal abwarten. Nachdem ich nun also sämtliche Hausarbeiten und Küchenarbeiten erledigt habe, womit sie sich nicht mehr rumplagen soll, nutzt sie die Zeit für Fernsehen, Schlafen, liegen etc. Aber sie friert, was mir komisch vorkommt, angesichts des Wetters von Sonne und zum Teil über 20 Grad. Aber auch das hängt wohl mit dem BSDK zusammen, schätze Ich. Ich freue mich ja schon über jeden Tag, der nicht so voll mit Beschwerden ist. Sie schläft unten und mir graut es vor der nächsten Horrornacht, mit Alpträumen, kaum Schlaf und einem Kopf, der nicht die Fresse hält und alle möglichen Szenarien durchspielt, die eintreten könnten... Grauenhaft. Aber wenn wir ehrlich sind - das wird wohl weder die erste noch die letzte sch*** Nacht sein...

In diesem Sinne, ich hoffe ihr schlaft besser und bis morgen,

Aedan

Geändert von gitti2002 (12.02.2015 um 21:15 Uhr)
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  #4  
Alt 13.07.2013, 12:12
Altmann Altmann ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo,
wollte nur kurz sagen, habe mit Opipramol schlimme Erfahrung
gemacht. Die Restpackung mit 1 1/2 Tabletten weniger habe ich
jetzt glaub ich weggeschmissen.
Kann aber bei jedem anders sein.
Johanniskraut hilft bei so einer schweren Belastung nicht.
Da muss man kurzfristig auf Diazep zugreifen.
Viele Grüsse
Altmann
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  #5  
Alt 13.07.2013, 15:29
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan,

auch ich finde es bewundernswert wie du versuchst mit eurer Situation klar zu kommen. Schreiben ist aufjedenfall etwas, was mir auch immer sehr geholfen hat.
Als meine Mutter die Diagnose Brustkrebs bekam, war ich 17 und ab da war nichts mehr wie es mal war. Und es wird auch nie wieder so ein.
Trotzdem darfst du durch all das auch dich nicht vergessen. Und es ist gut wenn du dich schriftlich damit auseinander setzt. Man neigt ja oft dazu alles zu verdrängen und manchmal kann man sicherlich auch nur so, den Alltag bewältigen.

Ich finde es toll, dass du deine Mutter unterstützt und begleitest und für sie da bist. Oft verzweifeln wir ja, weil wir das Gefühl haben, nichts tun zu können. Aber ich glaube unseren Angehörigen bedeutet es sehr viel, wenn wir einfach da sind.

Aedan, ich wünsche deiner Mutter, dir, deiner Familie ganz viel Kraft und auch eine Portion Glück für den Weg, der jetzt vor euch liegt.
Ich finde es sehr positiv, dass der Arzt euch so unterstützt - sowas findet man nicht immer.

Ylva
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  #6  
Alt 13.07.2013, 22:26
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo zusammen,

@JE2309: Danke, das mit dem Johanniskraut werde ich mal versuchen. Ich schaue mal bei Rossmann oder Co, Drogerie Märkte sollten das ja haben. Zum Thema verschreiben: Sicher kann ich zu anderen Ärzten, aber wie sieht das denn aus? Die fragen ja sicherlich warum ich nicht zum Hausarzt gehe. ich glaube auch zudem, dass es dem Arzt komisch vorkommen muss, wenn da so ein junger Mann sitzt, der unbekannt ist, und sagt: Hey, ich brauch sowas! Verschreib es mir. Ich glaube das wirkt komisch. Die Nacht war übrigens erträglich, aber unerträglich. Es ändert sich nicht wirklich.

Zum Thema Bruder: Ich hindere in keinster Weise daran, dass sich meine Mutter und mein Bruder nähern, im Gegenteil, das finde ich gut. Aber ich muss mit ihm nichts zu tun haben. Das hat aber auch andere Gründe.

Ich weiß auch, dass ich hohe Ansprüche an mich setze. Das habe ich schon immer. Egal in welcher Beziehung, Sport, Schule, Arbeit, Freunde... Perfektionistenhaft. Aber das kann ich auch irgendwie nicht abstellen.

@Altmann: Danke für deinen Hinweis! Inwiefern hattest du denn damit "schlechte Erfahrung"? Nebenwirkungen oder wie?

@Ylva: Danke für deine Rückmeldung! Ja, das mit dem Arzt ist prima, hätte ich auch nicht unbedingt erwartet. Aber umso erfreulicher ist das natürlich. Das Schreiben hilft mir insoweit, dass ich a) alles raus lassen kann, was mir auf der Seele liegt und b) dies dort tuen kann, wo es auch Leute gibt, die sich damit auskennen und die Gefühlslage bzw. das Problem kennt und evtl. Tipps geben kann. Das hilft ungemein irgendwie.

Tag 4:

Heute gibt es eigentlich nicht viel zu sagen bzw. schreiben. Der Tag verlief recht problemlos, sie klagte nur über Magenschmerzen ne kurze Zeit. Aber das ging dann nachher. Was kurios war: Ich war heute bei ner guten Bekannten (50 KM von meinem Wohnort entfernt) und dort kam eine Freundin von ihr. Wie klein die Welt doch ist: Durch Zufall fand ich raus, dass sie die Dame war, bei der sie zum Röntgen war, im Krankenhaus. Sie konnte sich sogar noch dran erinnern. Vorher habe ich sie nie gesehen. Ob so was Schicksal ist? Ich weiß dass nicht. Morgen wird gepackt und wohl schlimmer, Montag morgen geht es ja ins Krankenhaus, wahrscheinlich für ne etwas längere Zeit. Mal abwarten. Ich denke morgen werde ich mehr schreiben können. Zu mir heute: Müde, kaputt, ein wenig skeptisch was die Zukunft bringt. Komisches Gefühl irgendwie, aber mal abwarten wie das wird.

Ich hoffe ihr habt bessere Nachrichten und schlaft gut,

Aedan
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  #7  
Alt 13.07.2013, 23:33
Liebhabbär Liebhabbär ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo,

habe gute Erfahrung mit Johanniskraut (Laif Balance) gemacht, leider ist es aber so, dass die Wirkung erst nach 2-3 Wochen einsetzt und das wird in Deinem Fall Aedan die innere Unruhe nur langsam bekämpfen.
Weiterhin alles erdenklich Gute

Uschi
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