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#1
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Liebe Tochter1,
ich kann aus aktueller eigener und aus Erfahrung als Ehemann meiner an Krebs gestorbenen Frau nur bestätigen, dass das Warten schrecklich ist. Aber es ist damit auch so ähnlich wie mit vielen anderen unangenehmen oder gar hässlichen Dingen im Leben: wenn man sich überwindet und endlich akzeptiert, dass es einfach so ist wie es ist und nicht zu ändern, dann fällt es plötzlich leichter. Das ist ganz wichtig, denn Ihr befindet Euch ja erst am Anfang der ganzen Behandlung. Deine Erfahrungen sind 100%ig genau dieselben wie die von uns allen hier im Forum; die Wartezeiten sind schlimm, sie sind bei allen mehr oder weniger gleich und sie sind unvermeidlich: - eine Blutuntersuchung braucht im Labor ihre Zeit; für manche medizinisch/biologisch-analytischen Tests müssen die Proben soundso viele Tage bei einer bestimmten Temperatur gelagert werden. - nach einer Bestrahlung u/o Chemo braucht der Körper ein paar Wochen, bis er sich davon soweit erholt hat, dass eine OP gemacht werden kann - umgekehrt muss eine OP-Wunde erstmal bis zu einem gewissen Grad heilen bevor man wieder mit Bestrahlung u/o Chemo weitermachen kann. - alle Medikamente brauchen eine gewisse Zeit im Körper bis sich überhaupt eine Wirkung zeigen kann; bei der Kopfschmerztablette sind es bloss ca. 20 Minuten, aber Krebs ist nun mal kein Kopfschmerz und bei einer Chemo dauert es natürlich länger bis die beabsichtigte Wirkung sichtbar wird. - und nicht zuletzt: hast Du mal darüber nachgedacht, dass der Volksmund hunderte Jahre menschliche Erfahrung in ein paar wenigen Worten zusammenfasst: gut' Ding will Weile haben! Die Betonung liegt dabei auf: GUT DING Hoffentlich konnte ich Dich etwas trösten. LG Peter |
#2
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Danke für Deine Worte, Peter. Ich versuche, es zu akzeptieren und ich mache ja auch niemandem einen Vorwurf, die Ärzte im Krankenhaus wissen sicher, was sie tun. Es ist auch weniger Ungeduld als eben Angst, dass noch ein dickes Ende nachkommt. Als wir die Diagnose erhalten haben, habe ich erst einmal drei Tage lang nur geheult, und auch jetzt darf ich nicht über bestimmte Dinge nachdenken, dann fließen gleich wieder die Tränen. Rational ist mir klar, dass mein Vater ein alter Mann ist und dass jeder von uns sterben muss, viele sogar wesentlich früher. Angst habe ich davor, ihn leiden zu sehen und seinem "Verfall" zusehen zu müssen, Angst habe ich auch davor, ihn bis zuletzt zu begleiten. Mit den Eltern stirbt irgendwie auch die Kindheit und es gibt niemanden mehr, der die Erlebnisse und Erfahrungen, die man von klein auf mit seinen Eltern verbindet, teilen kann, das ist irgendwie auch für mich ein kleiner Tod.
Jedenfalls gibt es auch heute keine Neuigkeiten und ich will es mal versuchen, positiv zu sehen: keine Nachrichten sind gute Nachrichten... Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht und uns allen, dass wir noch ganz viel Zeit mit unsren Lieben verbringen dürfen und dass ganz viele helle Tage dabei sind! |
#3
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Update
So, nun sind endlich alle Untersuchungen abgeschlossen. Die gute Nachricht: Man hat nirgendwo im Körper Metastasen gefunden, und mein Vater befindet sich in einem altersgemäß guten Allgemeinzustand. Nun wird am Mittwoch der Darmtumor operativ entfernt. Die weniger gute Nachricht: Man kann wohl den Lebertumor doch nicht operieren. Er soll nun durch einen Zugang in der Beinvene entweder bestrahlt oder mit einem Medikament "vergiftet" und danach stückweise entfernt werden. Kennt jemand von Euch diese Vorgehensweise? Wie gut sind die Chancen, dass es funktioniert: |
#4
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Die Darm-OP ist überstanden und soweit geht es meinem Vater gut.
Er ist allerdings noch sehr müde, hat an Gewicht verloren und ist sehr in sich gekehrt. Es wurde ihm jetzt eine ReHa angeboten, aber er möchte eigentlich so schnell wie möglich nach Hause. Er sagt, wenn die Tage nun schon einmal begrenzt sind, möchte er sie nicht im Krankenhaus verbringen. Dabei hat er die Lebertherapie erst noch vor sich. Ich bin so unsicher, wie ich mich verhalten soll. Ich möchte ihn nicht zu irgendetwas drängen, was er nicht will, aber ich möchte, dass er jede noch mögliche Chance nutzt. Das er so in sich hinein zu horchen scheint, macht mir im Moment mehr Angst als die Leber, ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber ich habe dabei ein ganz schlechtes Gefühl. Kann das noch eine Nachwirkung von der Operation sein? |
#5
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Ich habe mal eine Frage an Euch:
Wenn der Krebs noch keine Metastasen gebildet hat, gilt er dann als heilbar? Ich habe das einigen Beiträgen in diesem Forum entnommen, deshalb frage ich nach. Bis jetzt sind bei meinem Vater keine Metastasen gefunden worden und ich glaube, es würde ihm sehr helfen, gesund werden zu wollen, wenn er weiß, dass der Krebs tatsächlich heilbar ist. Er ist nämlich der Meinung, dass der Krebs ihn über kurz oder lang in jedem Fall töten wird und deshalb ist er sehr skeptisch, ob eine Therapie für ihn in Frage kommt, da er nicht bereit ist, für mehr Zeit, die er vielleicht gewinnt, erheblich weniger Lebensqualität zu erhalten. |
#6
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Ich habe vielleicht etwas überlesen: Zu Anfang sprichst Du von Metastasen und unbekanntem Primärtumor. Hat sich nun herausgestellt, dass es ein Darmtumor und ein davon unabhängiger Leberkrebs ist?
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lg gilda |
#7
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Ja, in Essen wurde so diagnostiziert.
Die Diagnose Metastasen ohne verbliebenen Primärtumor hat er in unserem städtischen Krankenhaus erhalten. Für ihn ist das nun ein Wechselbad der Gefühle und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten würde, wenn ich innerhalb weniger Wochen von schon fast tot auf "alles ist gut" - übertrieben gesagt, gestellt werde, als wenn man mal eben einen Knopf drückt. So richtig weiß man nun nicht, was man glauben soll, was die Situation nicht besser macht. Daher ist er sehr vorsichtig und sehr skeptisch und traut sich nicht, auch nur daran zu denken, dass er doch noch eine Weile bei uns bleiben darf (krebstechnisch gesehen). Wir wollen versuchen, im Laufe dieser Woche einen Termin mit den behandelnden Ärzten in Essen zu bekommen, damit wir einmal ein bißchen Klarheit bekommen und nich immer nur Informationen aus zweiter Hand. |
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