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  #1  
Alt 10.05.2015, 21:16
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
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Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Danke für die ehrliche Antwort. Ich bin froh, dass du nicht geschrieben hast "glaub an ein Wunder" oder "Hoffnung stirbt zuletzt" - ich hasse diese allgemeinen Hoffnungssprüche!

Ich habe den Mittag mit Mama und Oma (die kurz nach der BSDK-Diagnose ihren Mann verloren hat) verbracht. Wir waren Eis essen und ein wenig spazieren, es war sehr schön.

Ich versuche den Rat mit den Gesprächen ernst zu nehmen, allerdings will ich auch keine Fragen stellen, die sie traurig machen, weil sie merkt, dass sie nicht mehr allzu lange unter uns verweilen wird. Weißt du, was ich meine? Deshalb sprechen wir meist über Belangloses und albern herum - aber auch das werde ich genauso vermissen wie den ernsten Rat einer guten Mutter.


Ich kann mir ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen


Wie kommst du in den Momenten damit klar, in denen du "anrufen, erzählen, mal hinfahren" willst? Was machst du dann?
Entschuldigung, falls die Frage irgendwie doof ist...
__________________
Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...
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  #2  
Alt 11.05.2015, 07:55
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Liebe kallirhoe,

ich kann mich sehr gut in Deine Situation hineinversetzen. Ich bin zwar mit 43 Jahren ein bißchen älter als Du, aber dennoch kenne ich Deine Gefühle... Wenn ich Menschen sehe, die eine gesunde Mutter haben,beneide ich sie und denke immer wie gut sie es doch alle haben. Dann denke ich aber wieder dass es ja eigentlich schön ist, dass sie ihre Mutter noch haben und dass dies nichts schlechtes ist. Aber man fühlt sich eben nicht mehr dazugehörig und hat das Gefühl dass einen kein Mensch versteht. Ich glaube das ist auch nicht unbedingt eine Frage des Alters, es schmerzt immer. Als meine Mutter ihre Mutter verloren hat, war sie schon weit über 50, meine Oma schwer an Demenz erkrankt. Dennoch hat sie sehr gelitten und sagt, dass dies die schwerste Zeit ihres Lebens war und sie noch heute täglich an sie denke.

Ich versuche mich immer mit dem Gedanken aufrecht zu halten, dass die Liebe die zwischen mir und meiner Mutter und eben auch zwischen Dir und deiner niemals endet. Du bist der Mensch der du bist durch die Liebe deiner Mutter und du wirst sie immer in deinem Herzen tragen. Es ist wundervoll, dass ihr so eine gute Beziehung zueinander habt, davon wirst Du dein leben lang zehren. Diese enge Bindung verstärkt sicher den Schmerz aber denk mal wieviele Menschen nie von ihrer Mutter geliebt wurden. Sie betrauern vielleicht nicht so den Verlust der Mutter, aber sie leiden möglicherweise ihr Leben lang an dem Verlust der Liebe.
Trotzdem tut es alles meist einfach nur weh.
Und ich kenne dein Gefühl, dass du bezüglich der gut gemeinten Empfehlungen hast dass du die Hoffnung nicht aufgeben darfst, ein Wunder geschieht etc. Ich habe diese Worte auch soooo oft gehört und fühle mich dann einfach nicht verstanden. Es klingt immer so, als müsse man nur positiv denken und dann würde schon alles gut werden. Ich möchte aber lieber über meine Ängste sprechen können, ich möchte aussprechen dürfen dass meine Mutter wahrscheinlich nicht lange leben wird ohne zu hören "aber sei doch mal optimistisch, es ist doch alles gut". Natürlich ist momentan alles gut und dafür bin auch dankbar, sehr dankbar. Aber die Angst verdammt nochmal ist trotzdem da! Und ja nun auch berechtigt. Ich möchte sie nicht verdrängen, sondern lernen damit umzugehen.

Lass dich mal drücken.
Liebe Grüsse
Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #3  
Alt 11.05.2015, 10:03
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Zitat:
Wie kommst du in den Momenten damit klar, in denen du "anrufen, erzählen, mal hinfahren" willst? Was machst du dann?

In den Momenten bleibt mir für einen Moment das Herz stehen.
Dann ruf ich mich zur Ordnung,ich habe das Gefühl wenn ich erst einmal
anfange meiner Trauer freien Lauf zu lassen dann werde ich nie mehr aufhören
zu weinen.
Also ....
ich bin Weltmeister im schieben.
Ich weiss dass sie nicht mehr hier ist, ich weiss aber auch dass sie nie weg sein wird.
Ich kann immer noch mit ihr reden, und ihre Stimme habe ich immer noch im Ohr-
und ich weiss sogar was sie mir sagen würde, wie sie gucken würde.
Meine Mama ist immer noch hier.
Hier in meinem Computerzimmer, rings um den Pc, im Schrank aufgehängt sind alle meine Lieben.
Mama, Heike, Joachim, die Großeltern, die Zwillingstanten....das Hochzeitsbild von Sandra , auf dem wir alle noch drauf sind.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #4  
Alt 11.05.2015, 20:40
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anni. anni. ist offline
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Beiträge: 235
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

hallo kallirhoe,

ich kenne das gefühl leider auch, weiß nur zu gut was du meinst und wie es dir geht. ich bin 23 und mein vater, 56, hat seit mai 2014 die diagnose krebs, er hat ein thymuskarzinom.
zum glück geht es uns zurzeit echt gut - er ist mit seiner therapie durch und war schon in der reha. der krebs ist weg, zumindest für den moment gilt er als krebsfrei. besser kann es mit dieser diagnose natürlich gar nicht sein. trotzdem quälen mich tagtäglich die gleichen sorgen und gedanken, die du dir auch machst. erst gestern hatte ich nach einem eigentlich schönen tag wieder unbegründet einen heulanfall, einfach so, weil ich so angst um meinen papa hab. dabei gehts ihm so gut, er fängt bald auch wieder an zu arbeiten. die angst kann ich trotzdem nicht abstellen, vor allem weil bald wieder das nächste ct ansteht. ich will mir gar nicht ausmalen wie es wird, wenn da was zu sehen sein würde...
__________________
Mein lieber Papa (*1958):

05/2014 ED Primär inoperables Thymuskarzinom
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  #5  
Alt 12.05.2015, 11:59
InaS InaS ist offline
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Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Hallo,
ich bin 21 Jahre alt und mein Vater hat Krebs. Darmkrebs mit Lebermetastasen.
Ich habe auch das Gefühl dass mich keiner so recht versteht (außer meine Mutter und Freunde meiner Mutter, mit denen ich mich auch super verstehe).
Manchmal denke ich dass meine Freunde halt einfach zu jung sind um mich zu verstehen. Ich gönne es ihnen von ganzen Herzen dass sie sich nicht mit einer schweren Krankheit oder einen Verlust eines Elternteils auseinandersetzen müssen.
Tja und wie gehe ich an bestimmten Tagen mit der Trauer um? Es ist unterschiedlich. Im Grunde würde ich behaupten, dass ich recht gut mit meiner Trauer umgehen kann. Aber gestern war ein schlimmer Tag. Ich hatte Geburtstag und meinen Vater ging es richtig schlecht. Er hat nicht seine Flüssignahrung getrunken oder über haupt was zu sich genommen. Er konnte mir noch nicht mal richtig gratulieren. Seinen Zeigefinger konnte er hochheben. Was mich dabei so traurig gemacht hat war der Gedanke: Wie er sich fühlen muss, was er für Gedanken haben muss wenn er es nicht mehr schafft seiner Tochter, die er liebt zu gratulieren? Das muss doch schlimm für ihn sein, besser gesagt weiß ich dass es schlimm für ihn ist. Und das zerbricht mir dann das Herz.

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit
LG Ina
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  #6  
Alt 13.05.2015, 06:16
Rudola Rudola ist offline
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Beiträge: 45
Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

ach kallirhoe,
ich kann dir nur sagen mich hat das Thema auch sehr "hergenommen"
meine Mama hat ebenfalls BDSK mit lebermetastasen und eine ganz schlechte Prognose
ich bin schon 40.sie ist 61. es ist auch für mich verdammt zu früh!!!
es ist immer zu früh.
meine Mama ist meine beste freundin, meine engste vertraute
sie würde und wird mir jeden tag aufs schmerzlichste fehlen
und ich kann mir noch gar nicht vorstellen wie ich ohne sie sein soll

ich kann dir all das worüber du schreibst ja so gut nachfühlen
den neid auf all die Menschen mit gesunden mamas
bei mir kommt auch noch der "neid" auf die dazu, die gesunde kleine kinder im arm halten und die ihrer gesunden mami die freude schenken können , oma sein zu dürfen. ..
nicht dass ich wirklich ein "neidiger Mensch" bin-im Gegenteil
ich gönne anderen doch ihr Glück-aber ich hätt mir doch so vieles selbst auch gewünscht. ..
:-(
ich sehe wie die welt da draußen läuft , Menschen die eis essen und sich an der sonne freuen-und fühl mich nicht mehr "zugehörig"-als wär ich in eine einsame schattenwelt voller Angst geworfen, die "da draußen" niemand "verstehen" kann...

ich hab den Muttertag so gespalten verbracht
einerseits in einer schmerz-Trance die alles in watte gepackt hat und mich wie gesagt fremd macht in dieser welt
andrerseits in tiefer dankbarkeit dass Mama noch da ist und es ihr "so gut" ging...wir konnten sogar essen gehen und (allerdings sehr schwankend) sogar ein paar schrittchen in der au spazieren gehen. ..
aber der Gedanke das nicht mehr oft haben zu dürfen dreht mir das herz um

ich liebe sie halt so sehr
und habe keine Ahnung wie damit umgehen
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  #7  
Alt 13.05.2015, 09:41
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: Muttertag - Freude und Traurigkeit

Hallo,

auch ich kann euch so gut verstehen, mir geht es genau so. Nicht nur am Muttertag, sondern eigentlich fast jeden Tag.
Bei meiner Mama ist es 10 Jahre her, dass sie die Diagnose Brustkrebs bekam. 10 Jahre. Es folgte das ganze Programm. Ich war damals 17. Wollte ausziehen, irgendwie meinen Weg gehen und bin dann geblieben, weil ich nicht weg konnte, bis heute. Wir haben ein sehr enges Verhältnis und ich habe wahnsinnige Angst sie zu verlieren. Und diese Angst begleitet mich seit 10 Jahren. Ich fühle mich so zerissen, weil ich natürlich auch sehr dankbar bin, für die Zeit die wir miteinander haben dürfen, was anderen nicht vergönnt ist, ich will nicht jammern oder undankbar erscheinen aber mich begleiten die Gedanken "war das dass letzte Weihnachten", "wie oft werden wir noch Geburtstage feiern" oder "gemeinsam lachen" so oft. Ganz besonders schlimm ist es vor den Nachsorgeuntersuchungen. Oder wenn Mama was hat. Momentan hustet sie und dann läuft das Kopfkino ununterbrochen. Ende Mai stehen Untersuchungen an, wenn ich daran denke wird mir schlecht. Ich weiss, dass ich wohl mehr Abstand halten sollte und vielleicht noch dankbarer für die Zeit sein sollte, aber zum einen war ich schon immer sehr sensibel und mache mir Gedanken über alles mögliche und zum anderen ist meine Mutter halt wirklich der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Ich habe oft Angst, diese Gedanken und Ängste auszusprechen, aufzuschreiben, weil ich weiß, dass andere sich diese Zeit, trotz dieser Ängste, sehnlichst wünschen würden und ich bin auch unendlich dankbar und weiss unser Glück zu schätzen. Das weiss ich wirklich. Es ist nur manchmal einfach nicht so leicht, diese Gedanken zu verdrängen. Und manchmal habe ich das Bedürfnis darüber zu sprechen und verstanden zu werden.

Ylva
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  #8  
Alt 30.06.2016, 06:34
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
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Ort: Hessen
Beiträge: 25
Standard AW: Ich habe Angst, dass...

Sie schläft fast nur noch und zeigt fast keine Reaktion mehr...
das alles wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind!
__________________
Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...
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  #9  
Alt 30.06.2016, 07:49
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 739
Standard AW: Ich habe Angst, dass...

liebe kalli,

ja, es ist schwer, abschied zu nehmen.
viel kraft dir/euch!!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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angst, weihnachten


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