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Alt 20.12.2004, 16:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Endlichkeit unseres Daseins

Hallo Ole

Mir ist der christliche Glaube ebenfalls schon vor längerem abhanden gekommen (bin auch aus der Kirche ausgetreten). Bei meiner Schwiegermutter sehe ich, dass der Glaube ihr hilft, meinem Schwiegervater als BSDK-Betroffenen hilft er nicht. Mein Vater, der am 10. gestorben ist, war zwar noch in der evangelischen Kirche, aber nicht gläubig. Er hatte keine Angst vor dem Tod, für ihn war er ein Teil des Lebens, der selbstverständlich dazugehört. Vielleicht war es aber auch einfach so, dass er schon viele Tote erlebt hat - in seiner Jugend war es noch "normal", dass in jeder Familie ein Kind gestorben ist, seine Eltern sind beide jung gestorben, er war im 2. Weltkrieg, er hat fast alle Schulkameraden und beide Brüder überlebt. Für mich war er die 6. Beerdigung meines Lebens und der erste Tote, den ich gesehen habe. Und bei aller Trauer - sein Sterben zu erleben und ihn tot zu sehen, das hat mir tatsächlich etwas von der Angst vor dem Tod eines nahen Angehörigen genommen. Das Unbekannte ängstigt am stärksten.

Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod und ich glaube, alle Religionen sind neben der Möglichkeit, soziale Verhaltensweisen zu verankern (Du sollst nicht stehlen usw.) und Erfahrungen weiterzugeben (Schweinefleisch verdirbt bei Hitze schnell => keine Schweine essen), letztlich der Versuch, Menschen zu trösten, Hoffnung zu geben und dem "sinnlosen" Tod doch einen Sinn abzuringen. Aber der Tod ist nicht sinnlos, sondern Teil des Lebens - nichts bleibt auf Dauer, werden und vergehen gehören zusammen. Die Sterne der 1. Generation mußten explodieren, damit aus dem Sternenstaub unsere Sonne und unsere Erde werden konnte. Und irgendwann wird auch unsere Sonne in einer Explosion "sterben". Ohne Tod kein Leben.

Vielleicht können wir einen Sinn im Tod sehen, wenn wir ihn als Mahnung betrachten. Jeder Tod ist eine Erinnerung an unsere eigene Sterblichkeit, auch wir sind "endlich" und unsere Zeit ist begrenzt. Also sollten wir sie sinnvoll nutzen und "leben" nicht verschieben - auf die Zeit, wenn weniger Hektik ist, das Haus sauber, der Garten in Ordnung, mehr Geld vorhanden, die Kinder aus dem Gröbsten raus, die Rente erreicht. Allerdings glaube ich auch, dass die meisten Menschen nicht Angst vor dem Tod als solchem haben, sondern vor dem Sterben unter Schmerzen, vielleicht allein, davor, noch offene Fäden zu hinterlassen, ihre Angehörigen "im Stich" zu lassen.

Ich finde es gut, dass Du diesen Thread eröffnet hast. In unserer Gesellschaft wird der Tod tabuisiert, niemand redet drüber und wenn es dann mal konkret wird, dann geht es auch nicht, dann versucht man sich mit Floskeln oder beschönigenden Lügen aus der Affäre zu ziehen.

Ingrid
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