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Hallo ihr alle und besonders ks-schnecke
Mich erschüttert der Ton auf dieser Seite und irgendwie auch, dass wir hier gar nichts mehr zum eigentlichen Thema : Dokumentarfilm über das Tabu Sterben äussern. Ich muss gestehen, dass ich nicht gar alles gelesen habe, weil ich im Moment keinen Kopf habe,lange Texte zu lesen - obwohl ich ständig welche selber schreibe. Aber wenn ich das, was ich gelesen habe, richtig interpretiere, stören sich manche hier daran, wie Du, ks-schneke, mit Deiner noch ganz frischen Diagnose umgehst. Bei mir liegt der Zeitpunkt meiner Diagnose lange zurück aber ich kann Dich trotzdem gut verstehen, wenn Du das Bedürfnis hast, Dich mitzuteilen, es zu sagen. Das war bei mir ebenso; heute ist es, nach einigen bitteren Erfahrungen etwas anders. Wer meint, es sei nur mutig, mit der Diagnose allein fertigzuwerden (ich bezweifle, dass das möglich ist ), der irrt. Für manche mag das so stimmen, für andere NICHT! Es braucht auch Mut, andern vom Krebs zu erzählen, das ist alles andere als feige, denn auch heute noch werden mancherorts Menschen ausgegrenzt, wenn bekannt ist, dass sie Krebs haben. Jeder von uns geht seinen eigenen Weg, ich kann Dir raten, aber entscheiden musst Du selber, obs was ist für Dich. Wie gesagt, zu Anfang hatte ich auch das Bedürfnis, es vielen Leuten zu sagen, dass es Krebs ist, aber ich bat jeden, das nicht weiter zu erzählen, denn ich wollte schon auswählen, wem ich es sage. Weil ich selber so ein Mensch bin, der wirklich gut Dinge für sich behalten kann,habe ich darauf vertraut, dass die die mir versprechen, nichts zu sagen, das auch halten würden. Fehlanzeige! Sogar im Nachbardorf wussten es Leute nach wenigen Tagen und das war furchtbar. Überall haben Leute nur noch über mich geredet, aber kaum einer noch MIT mir. Seitdem erzähle ich die Befunde nur noch meinen engsten Vertrauten, die dieses Vertrauen verdienen und keine Plapperschnäbel sind. Irgendwann, in einer ganz guten Phase, wo ich wieder in der Buchhandlung arbeiten gehen konnte ist mir folgendes passiert: " Ich weiss es aus erster Hand ", hab ich mal eine Kundin im Laden flüstern gehört, " dass Ladina wieder eine Chemotherapie hat und es ihr miserabel geht!" Und die andere rief: Mei, auauau!" Schade, dass ich grade im Büro war und dringend etliche Faxe senden musste, sonst wäre ich in den Laden marschiert, glaub mir. Und diese erste Hand,ich habe nie erfahren, wer solch einen Stuss erzählt, auf die habe ich heute noch eine Wolle! Oder auf die Leute, die immer mehr wussten als ich - aber daran muss man sich wohl gewöhnen. Nun, liebe ks-schnecke Vorausgesetzt, ich interpretiere die Sätze richtig, so werfen Dir manche Feigheit vor, dazu ist mir heute morgen was eingefallen, das ich speziell in Gedanken an Dich aufgeschrieben habe. Ich hoffe, dass es Dir etwas hilft: Für ks-schnecke: Mut hat viele Gesichter °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Mut hat viele Gesichter manchmal heisst er reden manchmal Schweigen manchmal heisst er einem andern helfen und manchmal sich selbst helfen zu lassen manchmal heisst er Lachen und manches Mal auch Weinen Manchmal ist er gross und manchmal eher klein - aber er bleibt, der Mut der Mut, etwas anzunehmen oder etwas zu ändern. Manchmal ist er höflich und manchmal ziemlich unverschämt manchmal heisst er Sich Zurückziehen und manchmal ERST RECHT vorwärtspreschen manchmal ist er leise manchmal wankt er manchmal muss er Kräfte sammeln und manchmal hat er zuviel davon um wirken zu können Manchmal heisst Mut Ja zu sagen und manchmal Nein Manchmal ist Mut sogar zu petzen um Unheil zu verhindern und manchmal ist Mut, ein Geheimnis bewahren. Und wer in einem Moment, wo Du weisst: Ich hab Mut behauptet, Du wärst feige der hat eine wichtige Lektion im Leben noch nicht gelernt: Mut hat viele Gesichter er besteht nicht nur im Kampf, in der Stärke. So wie jeder Mensch ein andrer ist, anders ausschaut, anders fühlt so ist auch der Mut nicht bei allen das Gleiche. So drückt sich auch der Mut ganz anders aus bei Dir und bei mir. Aber, wenn jeder für sich spürt: Es ist Mut - dann ist es richtig egal, was wir tun! Ladina, 29.Oktober 2002 Und so, um dieses eigentliche Thema hier: Dokumentarfilm über das Tabu Sterben nicht ganz ausser Acht zu lassen, abschliessend noch das: Mut heisst für mich zu kämpfen fürs Leben doch er heisst für mich auch, das Sterben anzunehmen. Liebe Grüsse an alle Ladina |
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