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#1
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Hallo,
es ist jetzt der absolute Grad erreicht, an dem man all seine Kraft braucht. Gestern war ich in Frankfurt. Ich brauchte lange, um den Tag zu verdauen. Mama quält sich jetzt bis zum Bittersten. Die neuen Medikament aus den USA sind endlich angekommen. Nur zersetzen sie die Wirkung vom Kortison. Und jetzt bricht sie nur noch, kann nichts mehr essen, und die Gabe vom Morphium wird auch höher und höher. Daher müssen die neuen Hoffnungsmedikamente jetzt abgesetzt werden. Denn es geht jetzt darum, Mama die Qualen so gut es geht zu nehmen. Und dafür braucht sie Kortison. Ich richte mich jetzt auf das Schlimmste ein. Ich habe eine Woche überlegt, die Prüfungen auf das nächste Jahr zu verschieben. Aber ich mache sie jetzt doch. Sie fangen in 5 Wochen an. Ich will da jetzt durch, egal wie! Denn lange reicht meine Kraft nicht mehr, und ich will bald die Tür schließen können, um eine ruhigere Zeit vor mir zu haben. Liebe Grüße, Saphir |
#2
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Liebe Saphir,
ich glaube, du hast ein gutes Gespür dafür, wann es Zeit ist, alle Kräfte nochmal zu sammeln. So, wie ich dich bisher kennen gelernt habe, traue ich es dir zu, dass du deine Mama weiterhin gut begleitest und die Prüfungen schaffst, Saphir, der zähe Terrier ! Die Prüfungen zu verschieben würde dir wahrscheinlich mehr inneren Stress machen als sie zu versuchen, oder ? Ich hoffe sehr, dass die Schmerzen deiner Mama bald unter Cortison nachlassen. Bleibt sie vorerst in Frankfurt ? Fühlt sie sich gut aufgehoben dort ? Saphir, ich will dich nicht noch trauriger machen, aber hast du in Erfahrung gebracht, ob ev. ein Hospizplatz frei wäre für deine Mama? Sie kennen sich im Hospiz bestens mit Schmerzbehandlungen aus und die liebevolle Atmosphäre dort kann kein Krankenhaus gleichermaßen bieten, meine ich. Ich denke fest an deine Mama und dich, Alina |
#3
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Liebe Saphir,
Das ist nun natürlich eine ganz arge Enttäuschung für alle, damit hat wohl keiner gerechnet. Ich kann mir vorstellen, daß man dann an einem Punkt ist, an dem man nur eines erhofft: möglichst schmerzfrei zu sein und sich nicht so elend zu fühlen. Als Kranker und als Angehöriger. Also ich stell es mir nicht vor, so war es für mich als Tochter bei meinen Eltern. Ja, Saphir, wie Alina schiebe auch ich das Thema „Hospiz“ vorsichtig in Deine Nähe. Es ist schwer etwas zu Deinem Studium, Deinen Prüfungen zu sagen. Ich stelle mir aber vor, und ich hoffe es auch, daß Du eventuell auch zu einem späteren Zeitpunkt sagen könntest, nun will ich doch verschieben. Weil Du alle Zeit, alle Energie für eine Prüfung brauchst, die Dir das Leben, das Schicksal auferlegt hat. Auch ich schätze Dich nicht nur als liebevolle, aufmerksame Tochter ein, als ein Mensch mit Ausdauer und Beharrlichkeit, sondern auch als kluge, besonnene Frau. Achte auch auf Dich, liebe Saphir, höre auf Deinen Körper und Geist wenn er Dir Zeichen gibt. Weißt Du, ich glaube auch wenn man einige Male dachte, nun geht’s nicht weiter und dann ging es doch, daß man da nicht unbedingt den Rückschluß ziehen kann, immer weiter, immer mehr sich selbst aufpacken zu dürfen. Ich hoffe die anderen, schrecklichen Ereignisse haben ein Ende gefunden. Für immer. Von Herzen hoffe ich, daß unser festes Denken an Euch, unsere Wünsche, unsere Kerzen zumindest einen Hauch von Licht bringen. Deine Briele |
#4
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Hallo,
wieder komme ich aus Frankfurt. Und bin im "ich weiß nicht wo-Zustand"......Es ist wie es ist. Grausig zu sehen, zu fühlen, wie ein so geliebter Mensch sich unter Schmerzen Stück für Stück immer weiter verabschiedet. Und diese schlimmen Abschiede, wenn ich nach Hause muß. Das ist für Mama und mich sehr schwierig. Aber auch bewundernswert, wie Mama immernoch kämpft. Ihr geht es besser als letzte Woche, unter dem Kortison. Und dank Morphium natürlich auch. Aber das soll mir egal sein. Hauptsache es geht ihr ein wenig besser. Ich bin mir unsicher, ob sie nochmal nach Hause kommt. Unter den Euch bekannten Umständen ist das ja auch nicht so ganz ohne.....abgesehen von der Krankheit. Falls der Fall der Fälle eintreffen wird, holen wir sie aber zu meiner Tante und meinem Onkel nach Hause. Wir alle wollen nicht, dass sie im Krankenhaus stirbt. Mein Onkel ist auch Arzt, und wir hätten dort dann eine ganztägige Pflege, zusätzlich würden wir Familienmitglieder abwechselnd da sein, und die medizinische Betreung ist ja auch vorhanden. Liebe Briele, liebe Alina, ich werde Euch bald wieder eine p.N. schicken....sobald ich mich dazu in der Lage fühle. Euch beiden von Herzen alles Liebe, Saphir P.S. Auch für alle Mitlesenden einen herzlichen Gruß! |
#5
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Liebe Saphir,
wie schön, wieder von dir zu hören, ich frage mich sehr oft, wie es deiner Mama und dir geht! Ich bin so erleichtert, dass ihr eine Lösung gefunden habt für die Heimkehr deiner Mama, noch dazu eine, die so gut ist. Muss heute leider schon wieder Schluss machen, weil ich morgen ungewohnt früh in die Arbeit muss. Ich umarme dich, Saphir und ja, bitte, schreib uns wieder, alles Liebe für deine Mama, die so tapfer ist und dich und deinen Bruder, Alina |
#6
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Liebe Saphir,
hoffentlich hatte Deine Mama eine erträgliche Woche. Es ist so, wie Du schreibst, ab einem gewissen Zeitpunkt denkt man nicht mehr, ach Gott Kortison, ach Gott Morphium, man will nur eines, daß der liebe Mensch möglichst keine Schmerzen, keine Angst hat, nicht in einem so elenden Zustand ist. Weißt Du, ich habe direkt ein Gefühl der Erleichterung verspürt, daß Du nicht alleine bist, Du den Onkel, die Tante hast, die bereit sind wirklich zu helfen und da sein werden. Das ist im ganzen Schrecken wirklich so etwas wie ein Glück. Zugleich geben mir Deine Andeutungen zu denken. Also gibt es von dieser Ecke nach wie vor Ungutes. Liebe Saphir, ich bin mit meinen Gedanken und guten wünschen oft bei Deiner Mama, bei Dir und Deinem Bruder. Pass auch auf Dich gut auf! ![]() |
#7
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Hallo,
es ist nicht gut. Ich warte jetzt immerzu auf einen Anruf der Klinik, dass ich schnell kommen soll. Mama ist seit meinem letzten Besuch am vergangenen Wochenende sehr tief gesackt. Nun hat sie auch wieder eine Lungenentzündung. Sie quält sich so sehr. Nach jedem Telefonat bekomme ich die absolute Kriese. Klar, sie ist eine Kämpferin, hat bisher die aussichtslosesten Situationen überlebt, was keiner gedacht hätte. Aber wie oft noch? Wie oft noch?!? Ich habe Angst vor der Antwort. Mein sehnlichster Wunsch ist es, sie beim Sterben begleiten zu können. Sie nicht alleine lassen zu müssen. Ich kann jetzt nicht mehr schreiben. Es ist zu schlimm. Eure Saphir |
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