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  #1  
Alt 17.09.2006, 10:54
Wirbelwind Wirbelwind ist offline
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Ort: rheinland-Pfalz
Beiträge: 10
Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Hallo Ihr Alle!
Ich bin noch neu hier, aber habe aus dem gelesenen hier schon ersehen, das man hier nicht allein gelassen wird. Für uns ist die Situation auch vollkommen neu, bei meinem Vater wurde nach einer gut verlaufenen Schrittmacher-OP wg. zunehmender Demenz ein Kopf-CT gemacht. Und da wurden die Metastasen zufällig entdeckt. Die Sucher nach dem Herd ergabe dann: Hauptherd Lunge (kleinzellig), Metastasen in den umgebenden Lymphknoten, der Leber, den Nebennieren und halt die 3 Stellen im Kopf. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Bei uns ist das größte Problem im Moment die immer stärker werdende Demenz meines Vaters. Der Krebs macht ihm (noch) keine körperlichen Probleme. Aber er muss immer zur Chemo begleitet werden, und wenn ich arbeite muss ich ihn in eine Tages-Pflegestelle geben, da man ihn nicht mehr allein lassen kann. Meine Mutter ist gesundheitlich auch nicht auf der Höhe und fällt erst mal für einige Wochen als Betreuung weg. (Sie muss in eine Klinik f. ca. 4-6 Wochen) Meine Töchter sind zum Glück schon groß (fast 16 u. 21 Jahre alt) und auch mein Mann wird mich unterstützen, wo er nur kann. Aber im Endeffekt bin ich es, die für Papa die Verantwortung übernehmen muss. Sogar beim Onkologen, um Behandlungsmethoden zu besprechen. Er kann nichts mehr für sich selbst entscheiden; aber das macht ihn auch gelassener. Er weiß (begreift) gar nicht genau, was mit ihm los ist. Da er 77 wird, gehen die Ärzte auch nicht so stark ran; er bekommt eine Chemo mit Topotecan. Sie möchten vermeiden, das er sich durch die Chemo schlechter fühlt, als momentan ohne.- Mittlerweile habe ich schon Magenprobleme, aber ich weiß, das ich durchhalten muss. Denn außer mir (meine Schwester arbeitet auch Vollzeit und hat selten frei) hat er ja momentan niemanden, auf den er sich verlassen kann. Hoffentlich schaffen wir das alles, ich glaube, da kommt noch einiges auf uns zu!
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Liebe Grüße Christine
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  #2  
Alt 18.09.2006, 14:00
enail enail ist offline
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Registriert seit: 25.08.2006
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Beiträge: 45
Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Hallo an alle hier,

ich möchte mich erst einmal ganz lieb bei euch bedanken. es hat mir sehr viel geholfen mich euch "sprechen" zu können.

wie ich schon sagte, habe ich für die letzte Woche die Pflege übernommen, nicht für die ganze woche, sondern nur für die, seine letzen Drei Tage. am Dienstag den 12.09. um 3.30 Uhr ist mein Pa von uns gegangen.
die 48 stunden davor waren die schlimmsten in meinem Leben und ich werde sie wohl nie vergessen. soviel Leid und Hilflosigkeit habe ich noch nie so geballt erlebt und ich hätte auch nie gedacht das es für ihn so schlimm sein wird.
es sind nicht die Schmerzen gewesen, die hatten wir dank der Ärzte im Griff, er hatte keine. was so fürchterlich war zu sehen und zu spüren wie es von Stunde zu Stunde bergab ging und ich konnte ihm nicht helfen. angefangen hat es damit, das er morgens keine Tabletten mehr nehmen wollte, alle Versuche waren zwecklos, an Trinken war dann einige Stunden später auch nicht mehr zu denken, er lehnte alles ab und was für mich noch schlimmer war er war nicht mehr bei sinne, er wußte nicht wer ich war, redete, wenn man es überhaupt so nennen kann keine wörter mehr nur noch unverständliches Zeug und auch sehr hart für mich, er schlug nach mir und wurde gewalttätig.
ich wünsche keinem solches erleben zu müssen.
Innere Organe haben sich zersetzt und kamen als erbrochenes zu Tage. Nie werde ich diese Momente und den Geruch vergessen. Nie wieder !!!

die vielen Stunden die wir beide gelitten haben, das Gefühl nicht wirklich helfen zu können, das alleine sein, da niemand da war, der mich die Nächte unterstützt hätte, die Wut über meine Schwester, die sie wußte ja wie es aussah einfach Ihr Telefon abstellte damit sie sich nicht verleugnen muss.

Euch allen wünsche ich habt die Kraft und den Mut für eure Angehörigen und schämt euch nicht wenn ihr euch eingesteht es doch nicht allein zu schaffen. Ich nehme euch alle in die Arme und bedanke mich, danke für alles.

Morgen ist schon die Beisetzung und ich habe bis heute nicht eine Träne vergießen können, dafür schäme ich mich sehr.

Danke
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Manchmal vermag uns ein durch den Asphalt brechender Löwenzahn die tägliche Frage nach dem Sinn des Lebens eindrücklicher und überzeugender zu beantworten, als eine ganze Bibliothek philosophischer Schriften.
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  #3  
Alt 18.09.2006, 14:13
Cinderella80 Cinderella80 ist offline
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Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Hallo enail,

es tut mir so leid. Ich finde hier keine passenden Worte. Ich möchte Dich einmal ganz fest in den Arm nehmen und Dir viel Kraft für die bevorstehende Zeit wünschen.

Du brauchst Dich nicht zu schämen. Jeder verarbeitet den Tod anders. Bei mir hat es z.B. 3 Wochen gedauert, bis die Trauer richtig da war.

Cinderella80
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  #4  
Alt 18.09.2006, 14:27
enail enail ist offline
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Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Danke Cinderella

bin ziemlich fertig mit der Welt und fühle mich obwohl es gar nicht so ist, von allen verlassen und hilflos.
vor der Trauerfeier morgen habe ich panische Angst und alles dreht sich, ich bin gar nicht richtig da.

ich kann auch gar nicht über die schönen Seiten mit Pa nachdenken, es kommen immer nur die schrecklichen letzten Stunden und das Elend und Leid egal was ich mache.
ich möchte Pa so sehen wie er immer war, sein Lachen, sein Schimpfen doch es geht einfach nicht. Immer und Immer wieder schrecke ich nachts hoch höre sein gewimmer, rieche und schmecke diesen schrecklichen Duft des Todes, spüre seine und meine Angst.
Pa hat ein Stück von mir mitgenommen und ich weiß noch nicht welcher Teil von mir fehlt, aber alles ist anders, fremd und unheimlich.
Unser Kontakt war zwar immer sehr lose, wenn ich nicht immer nach Hause fuhr, hätte ich gar nichts von ihm gehabt, doch ich fand das nicht so schlimm, denn er hatte ja wieder eine Familie und Kinder, ich war zwar traurig irgendwie fühlte ich mich nicht als wenn ich dazugehörte, doch es war irgendwie für mich ok.
und jetzt, Familie futsch, Frau weggelaufen, Kinder naja spielen sich halt auf sie sind ja die einzigen und die ganzen Laufereien bleiben auch noch an mir hängen, Bestattungsinstitut, Friedhofsverwaltung etc. warum?
aber für Pa habe ich alles erledigt, nur eins habe ich mir geschworen, diese Familie ist wenn alles vorbei ist für mich erledigt.
Mit Pa sind alle gegangen, schöne ERinnerungen an die Kindheit, das schöne Gefühlt Geschwister zu haben, alles weg, kaputt, zerstört

Liane
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  #5  
Alt 18.09.2006, 14:37
Cinderella80 Cinderella80 ist offline
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Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Liebe Liane,

irgendwann kommen auch bei Dir wieder die schönen Erinnerungen. Klar, Du wirst diese Bilder der letzetn Tage nie vergessen, aber ich denke und hoffe, sie werden immer blasser und blasser und verschwinden irgendwann etwas in den Hintergrund. Das wird bestimmt nicht von heute auf morgen sein, aber irgendwann wird es auch wieder leichter sein, an Deinen Dad zu denken.

Ich wünsche Dir für Morgen alles, alles Gute. Ich bin in Gedanken bei Dir.

Cinderella80
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  #6  
Alt 18.09.2006, 14:40
enail enail ist offline
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Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Danke,

ich habe mir gerade überlegt, das ich Dich morgen wenn es für mich gar zu schlimm werden sollte, beim Wort nehme und mir vorstelle das Du bei mir bist und mir die Hand drückst. es ist lieb von Dir Danke Du bist ein
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  #7  
Alt 18.09.2006, 14:50
Cinderella80 Cinderella80 ist offline
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Standard AW: Angst vor dem was noch kommt....

Dann mußt Du mir nur noch die Uhrzeit verraten, dass ich Dir dann auch meine Hand hinhalten kann!



Cinderella80
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