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  #1  
Alt 02.01.2007, 20:51
sanne_47_HH sanne_47_HH ist offline
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Registriert seit: 06.10.2006
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Standard AW: Wie geht ihr damit um?

liebe claudia,

da muss ich gleich nochmal schreiben.
"Meine Kinder mussten in ihrem jungen Leben schon so viel aushalten. Trotzdem sind es zwei so tolle Jungs, die mir nur Freude bereiten "

vielleicht solltest du das wort "trotzdem" geistig da wieder raus nehmen.
deine kinder wachsen genau so auf wie das leben eben ist. nicht immer gerecht, selten verständlich, manchmal schmerzhaft..........
ich glaube sorglosigkeit ist nicht unbedingt wirklich dein erziehungsziel. dir sind doch selbstbewußtsein, gerechtigkeitssinn, ehrlichkeit, einfühlungsvermögen......etc. mit sicherheit sehr viel wichtiger.
ich bin feste davon überzeugt, dass der umgang mit kranken, nicht hundert prozent funktionsfähigen menschen, gar nicht früh genug gelernt werden kann. also mein sohn wurde mit all diesen dingen schon lange vor meiner diagnose konfrontiert. (durch meinen beruf als krankenschwester) er hat früh schlimme dinge gesehen und gehört. durch offenen umgang und viel reden, hat er damit gelernt klar zu kommen. er ist nicht irritiert wenn behinderte in den bus steigen. er sieht nicht weg wenn auf der strasse jemand stürzt. er weiß das krankheit und tod ein fester bestandteil des lebens sind und das kann nicht schlecht sein zu lernen.

lieben gruss
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  #2  
Alt 02.01.2007, 22:27
Anke66 Anke66 ist offline
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Registriert seit: 23.09.2006
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Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Liebe Claudia!

Das war einer meiner ersten Gedanken, als ich die Diagnose Brustkrebs bekommen habe: Und meine Kinder? Sie sind 6 und 14 Jahre alt und die Vorstellung, dass sie ohne mich leben müssen, zerreißt mir fast das Herz.

Auch ich habe mir gedacht, ich muss durchhalten, bis auch der Jüngere erwachsen und aus dem Haus ist. Alles Weitere ist Luxus.

Ich habe auch mit meinem Mann darüber gesprochen, dass er doch, wenn ich sterben sollte, möglichst nicht alleine bleiben sollte.

Obwohl ich nicht vorhabe, in absehbarer Zeit zu sterben, ist es eben ein wichtiges Thema für mich geworden und ich will es nicht verdrängen. Aber wenn es mich zu überwältigen droht, schiebe ich es zur Seite, denn dann bekomme ich das Gefühl, in dieser Traurigkeit zu ertrinken. Und das bringt dann mir nichts und meinen Kindern schon gar nichts.

Vielen Dank, dass Du dieses Thema angesprochen hast, denn ich denke, dass doch einige hier gleiche oder ähnliche Gedanken haben.

Viele liebe Grüße
Anke
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  #3  
Alt 03.01.2007, 08:23
Brigitte2 Brigitte2 ist offline
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Beiträge: 313
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo zusammen,
das ist eine interessante Diskussion. Allerdings glaube ich, dass man gerade diese Krankheit als Chance nutzen sollte, diese Themen anzusprechen und zwar im familiären Umkreis. Das hat nichts damit zu tun, dass man denkt, man würde bald sterben. Man kann nicht nur an BK sterben. Da hat man vielleicht noch Zeit alles zu regeln. Aber da tun es auch viele nicht, weil man ja die Hoffnung nicht aufgeben will. Für jeden von uns kann das Leben morgen zu Ende sein. Und dann? Sprecht mit Verwandten und Bekannten, regelt eventuelle Vormundschaften und haltet es schriftlich fest. Wenn die Kinder volljährig sind, ist es ja dann egal.
Eine Bekannte, die BK hatte und wusste, dass sie sterben würde, ist mit ihrem Mann nach Holland gefahren und da haben die zwei über alles gesprochen, auch über Partnerschaften und wie es mit der Tochter, die damals 12 war, weitergehen soll. Diese Gespräche sind wichtig und man ist es den Kindern schuldig. Jede Mutter möchte so lange wie möglich bei ihren Kindern bleiben, aber wenn es nicht geht, sollte jede Mutter es so geregelt haben, dass die Kinder am besten versorgt sind.
Ich wünsche Euch alles Gute und dass Ihr die ganzen Verfügungen nicht braucht.
LG
Brigitte
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  #4  
Alt 03.01.2007, 11:07
Benutzerbild von Vanilla
Vanilla Vanilla ist offline
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Ort: Erfurt
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Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Ihr Lieben,

es tut so gut, hier darüber reden zu können. Vielleicht ist es ja der erste Schritt dazu, es auch mit meiner Familie zu können. Es fällt mir so unsagbar schwer, da ich nicht weiß, wie ich was regeln könnte/sollte. Ich müßte die Kinder fragen und das schaffe ich nicht. Sie haben sich gerade so von dem Schock meiner Krebserkrankung erholt, nicht ohne Narben auf ihren kleinen Seelen. Ich merke das so oft. Und da soll ich sie fragen, wie es weiter gehen soll, wenn ich sterben müßte? Ich weiß es ja selbst nicht!

Und ja...ich möchte meinen Kindern eine sorglose Kindheit schenken. Das heißt nicht, dass ihnen die anderen von Sanne genannten Eigenschaften fehlen. Gerade die werden ihnen von außen immer wieder bestätigt, was sicherlich mit den Erfahrungen zusammenhägt, die sie leider, und ich schreibe bewußt leider, in den letzten Jahren machen mußten.

Mir geht es wie Susanne, auch ich tu mich so schwer damit, allen Eventualitäten ins Auge zu sehen. Ich fühle mich oftmals wie zerrissen, ich möchte darüber reden aber auch wieder nicht. Eigentlich überhaupt nicht! Und dann wieder doch! Die Sorgen sind da und lassen sich nicht so leicht verscheuchen.

Ich wünsche euch allen von Herzen, dass ihr als tatterige Oma auf der Hochzeit eurer Enkel feiert!

Liebe Grüße

Claudia
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  #5  
Alt 03.01.2007, 21:03
Benutzerbild von Sunpower77
Sunpower77 Sunpower77 ist offline
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Ort: Sprockhövel
Beiträge: 487
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Liebe Claudia,

du schreibst hier über ein Thema, dass in mir schon lange brodelt, aber über das Nachzudenken ich vermeide. Nichtzuletzt auch deshalb, weil meine Umwelt ganz furchtbar wütend auf solche Gedanken meinerseits reagiert. Man will einfach nichts davon hören. Gut, dann spielt man eben nach Aussen die Starke, Positive. Aber ganz innen drinnen bin ich furchtbar schwach und ängstlich. Wenn ich mir vorstelle, was alles den Bach runtergeht, wenn ich gehen muss - ich könnte in Heulkrämpfe ausbrechen. Wir haben eine wunderbare Patchworkfamilie, meine Großen müssten dann zu ihrem Vater, der seit Jahren kein Interesse an ihnen zeigt. Mein Mann hätte eine 12 und eine 4 jährige zu versorgen, wo er doch arbeiten muss. Meine 3 Golden Retriever müssten abgegeben werden, weil niemand sich mehr um sie kümmern könnte/wollte. Ich würde mich im Grabe umdrehen!!! Wenn ich mir vorstelle, mein Mann würde schnell wieder eine neue Partnerschaft eingehen, die Frau würde meine Kinder großziehen, meine Stelle einnehmen, dann wird mir wirklich schlecht. Nein diese Gedanken kann ich nicht ertragen - jetzt noch nicht.
Ich habe ganz im Anfang nach der Diagnose meine Beisetzung geplant und meine Anweisungen aufgeschrieben, das ist mir schon sehr sehr schwergefallen, aber ich hab mich durchgerungen, weil es mir auch wichtig war.

Aber im Moment kann und will ich mich mit dem Thema Tod einfach nicht auseinandersetzen, obwohl die Gedanken immer da sind.
__________________
LG

Pia


*Streite nie mit einem Dummen - dazu musst du auf sein Niveau herab und dort schlägt er dich mit seiner Erfahrung*
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  #6  
Alt 03.01.2007, 22:50
Ele50 Ele50 ist offline
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Beiträge: 68
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo zusammen,
mir geht es wie Sunpower. Hier wird über ein Thema geschrieben, dass mich seit meiner Diagnose beschäftigt, obwohl ich noch gar nicht weiß, wie meine Prognose aussieht, weil ich erst nächste Woche operiert werde. Auch meine Umwelt reagiert eigentlich so mit dem Standardsatz "Das wird schon wieder. BK ist heute kein Todesurteil mehr". Man will einfach nichts davon hören und es bleibt einem nichts anderes übrig, als nach Aussen die Starke, Positive zu spielen. Aber eigentlich habe ich nur ganz furchtbare Angst, wenn ich mir vorstelle, was aus meinem Sohn wird, wenn ich gehen muss - ich könnte nur noch heulen. Auch ich bin allein erziehend und die Vorstellung, dass mein Sohn bei seinem Vater groß wird, ist einfach nur furchtbar. Aber eine andere Alternative gibt es eigentlich nicht.
Im Moment ist einfach alles nur furchtbar, ich wünsche mir nur, dass ich nach der OP und dem Befund alles wieder etwas optimistischer sehen kann.
Ele
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  #7  
Alt 04.01.2007, 00:07
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Vanilla Vanilla ist offline
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Ort: Erfurt
Beiträge: 421
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Liebe Pia, liebe Ele,

ihr habt mit Worten genau das ausgedrückt, was auch ich empfinde.

Ja, die Starke, die Positive...nach außen! Meine Familie hat mehr als einmal gesagt, dass sie sich an meiner Stärke aufgerichtet haben.

Auch ich möchte nicht darüber nachdenken, was wäre, wenn...trotzdem sind diese Gedanken da. Und dass ich vom Vater meiner Kinder getrennt bin, macht es nicht unbedingt leichter. Auch er kümmert sich so gut wie gar nicht um seine Söhne, zahlt keinen Unterhalt und auch nach meiner Erkrankung hat sich daran nichts geändert. Da habe ich in Bezug auf die Kinder keinerlei Unterstützung zu erwarten. Ich habe es vor einiger Zeit telefonisch einmal angesprochen, dass ich es schön fände, wenn er sich ein kleines bißchen mehr für seine Jungs interessieren würde, sie vielleicht auch mal anruft. Fragt, wie es ihnen geht. Da kommt gar nichts. Und das bereitet mir solch große Sorgen. Wie Pia schreibt...es brodelt...in Ansätzen versuche ich Lösungen zu finden...doch ich vermeide das wirkliche Nachdenken.

Ich wünsche euch eine gute Nacht!

Claudia
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  #8  
Alt 06.01.2007, 00:17
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Amba Amba ist offline
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Ort: Aachen
Beiträge: 408
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Ihr Lieben alle,
danke für das Thema! Ich finde, das ist noch das Beste am Krebs: daß man/frau sich wirklich mit Tod und Leben auseinandersetzt!

Ich hatte nach meiner Diagnose in 4/05 (hatte jetzt wieder ein Lokal-Rezidiv) Phasen mit heftiger Todesangst! Meine jüngste Tochter ist 13 (meine Große schon 21), da will ich natürlich noch nicht "abtreten".....und in diesen Phasen passierte eigentlich immer das Gleiche: nach kurzer Zeit wurde mir immer das Irreale dieser Angst bewußt!

Schließlich könnte ich vom Tag meiner Geburt an Todesangst haben, denn nichts ist so sicher, wie die Tatsache, daß ich sterblich bin! Ich könnte täglich sterben! Soll ich da täglich Angst vor haben? Ich kann "nur" das Leben, das ich habe, leben. Und das so gut es geht!

Blöd finde ich natürlich, wenn man alle möglichen Leiden (wie z.B. Chemo!) hinter sich gebracht hat, und dann fällt einem ein Ziegelstein auf den Kopf! Na ja, ab und zu hab ich einen Hang zum Makabren, sorry....

Ich finde schön, daß die meisten Leute - mit einer "schlimmen" Krankheit - ihre Oberflächlichkeit ablegen; daß es auf einmal um das Wesentliche geht; daß manche endlich lernen, ihr Leben wirklich wie ein Geschenk zu sehn - und genießen! Daß alles intensiver wird... meiner Ehe hat der Krebs sehr gut getan! Wir sind immer zwei Streithammel gewesen - jetzt ist eine Weichheit zwischen uns, eine Echtheit, ein fester Wille, nur noch wirklich Wichtiges auch ernst zu nehmen!

Deshalb bin ich meinem Krebs dankbar! ich muß jetzt nur noch lernen, die Positiven Dinge (s.o.) so fest in meinem Leben zu verankern, daß ich keinen Krebs "brauche" - aber das ist was ganz spezielles, was vielleicht nur mich betrifft. Jeder und jede hat den Krebs aus unterschiedlichen Gründen - und vielleicht auch aus gar keinem Grund. Krankheit ist einfach da, Gesundheit kriegt eine andere Gewichtung. Ich fühle mich mit Krebs z.T. gesünder als vorher....

Danke für diesen Thread! Seid umarmt von Amba
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