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#1
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Liebe Simone,
wir haben uns gegen den Pflegedienst entschieden. Wir wählen den schwierigeren Weg. Das ist aber nicht schlimm, denn wir sind zu dritt und mein Dad pflegt Mum am meisten. Das macht er hervorragend! Wegen meiner Oma mache ich mir sehr große Sorgen. Sie hat heute erst wieder angerufen, und sich erkundigt, wie es um Mum geht. Ich sage ihr jetzt immer die Wahrheit und den neusten Stand. Das hat sie verdient. Sie ist schon traurig, dass sie nicht bei Mama sein kann, dass sie froh ist, dass ich ihr wenigstens alles erzähle. Außerdem ist meine Tante nun bei ihr zu Besuch und leistet ihr Beistand für die nächste Zeit. Mein Problem ist nur, dass meine andere Tante und mein Onkel sie nicht mitnehmen wollen zur Beerdigung und meine Oma aber unbedingt hingehen möchte. Wie kann ich mich über meine Tante / Onkel, ihre Kinder, hinwegsetzen? Selbst der HA, mit dem ich heute sprach, das ist auch ihr HA, ist der Meinung, das darf man einer Mutter nicht verwehren, bei der Beerdigung ihrer Tochter dabei zu sein. Und ich finde das auch soooooooooooooooooooo unendlich gemein von ihnen. Das wird die Oma ihnen nie im Leben verzeihen und das würde sie noch mehr traurig machen. Das macht mich wütend. Oma weiß ja, dass Mama bald sterben muss. Aber angeblich wollen ihre Kinder ihr den Anblick des Sarges am Grab nicht zumuten, aus Rücksicht auf ihre Gesundheit. Man könnte auch meinen aus Rücksicht zu ihrer Rente, die sie immer hübsch für sie verwalten... Meine Freundin hat mir total viel im Haushalt abgenommen und heute morgen konnte ich seit laaaaaaaaaaanger Zeit mal wieder meine WHG putzen. Meine Schwester ist seit heute morgens bei meiner Mum und ich ab mittags bis abends. Das klappt ganz gut. Und ich konnte heute sogar ein paar Weihnachtsgeschenke organisieren. In aller Schnelle. Ohne Freude. Aber ich hab sofort alles gekriegt. Das Essen kommt bei mir wirklich zu kurz, obwohl meine Freundinnen ganz lieb darauf achten, dass ich auch immer genug esse. Der Fernseher dudelt im Hintergrund und lenkt mich ein wegin ab. Leider kann ich seit zwei Nächten nicht mehr schlafen. Bin den ganzen Tag nur müde. Sport ja, mache ich normalerweise auch gerne, momentan geht echt nix. Heute ist mal ein Abend, den ich für mich habe. Ab morgen kommt wieder eine Freundin zu mir. Ich versuche heute, mich zu entspannen. Mal nicht reden, schreiben, solange ich will, auf keinen Rücksicht nehmen. Aber ich habe Angst, mich ins Bett zu legen, weil ich weiß, dass ich aus Sorge und Angst sowieso nicht einschlafen kann. Wir haben aus den Zusammenbruch bereits gemeinsam. Magen-Darm-Virus, Hals-Virus und Mittelohrentzündung hatte ich alles zusammen, die Mittelohrentzündung habe ich heute noch nicht weg. Da lag ich eine Woche nur im Bett, konnte nicht zu Mama und ich hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, dass ich nicht da sein konnte. Dann sagte meine Schwester auch noch, dass ich schnell wieder gesund werden müsse, weil sie es alleine nicht schaffe, oje.... Die Gedanken kreisen den ganzen Tag und die ganze Nacht um meine Mama, danke für Deinen Beistand ![]() |
#2
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Ein schrecklicher Tag...
meine Mum wollte heute nichts mehr essen, bzw keine Suppe mehr trinken. Sie trank auch weniger. Hielt ihre Augen meistens geschlossen. Das Wasser hat sich mittlerweile auch in ihrer linken Hand abgelagert. Das Wasser aus dem Bauch verteilt sich nun in Füße, Beine und Hände. Wir müssen aufpassen, dass wir ihr den Ring rechtzeitig abnehmen, bevor die rechte Hand auch dick wird. Dann kam der HA. Er ist wie wir der Meinung, dass Tropfen gegen die Schmerzen genügen. Er hat uns für nächste Woche allerdings stärkere verordnet. Er denkt nicht, dass wir einen Pflegedienst brauchen, weil wir sie zu dritt sehr gut pflegen. Er denkt, sie wird die nächste Woche nicht überleben. Das denken wir auch. Wenn man einen Menschen pflegt, fühlt man das. Was meine Mum heute zu mir sagte, nachdem sie es morgens auch schon zu meinem Dad sagte: "Was soll ich denn noch hier?" Ich sagte zu ihr: "Du bist hier bei mir, das ist doch klar!" Ich halte ihre Hand. Möchte sie am liebsten ganz fest halten, um sie nicht loszulassen, damit ich sie nicht verliere. Natürlich mache ich das nicht, denn das könnte ihr weh tun. Zum Glück kann sie noch soweit sprechen, dass ich sie verstehe, ob sie trinken, Schmerzmittel oder sich umdrehen, etc möchte. Aber ich muss ganz genau hinhören... Dann fuhr ich zur Apotheke, das Schmerzmittel holen. Einkäufe erledigen und im Anschluss wieder zurück zu Mama. Heute Abend kam der Pfarrer vorbei. Zur letzten Salbung. Zur letzten Predigt. Ich war eigentlich fast nur am Weinen. Dann fragte er meine Mum, ob sie wisse, dass das Ende kurz bevorstehe. So ähnlich formulierte er es. Und sie nickte ihm zu. Oh mein Gott. Wie schrecklich ist das!? Da ist man kurz vorm Sterben und muss auch noch mit einem Pfarrer über seinen eigenen Tod, der kurz bevorsteht, reden... Er unterhielt sich danach noch mit uns. Er ist sehr jung, sehr sympathisch, nett und kompetent. Leider werden wir ihn nächste Woche wiedersehen. Auch der HA ist so nett und kompetent und sympathisch. Da haben wir Glück. Er sagt, meine Mum wird sehr wahrscheinlich "friedlich einschlafen", weil ihr Kreislauf so schwach ist, dass das Herz aufhören wird, zu arbeiten. Und heute Abend lief meiner Mum Blut aus dem Mund. Meine arme Mum. Dürr, Gesicht eingefallen, Wasser in Bauch, Füßen, Beinen, der linken Hand, gelbe Haut, gelbe Augen, eingefallenes Gesicht, schwach, totkrank, Blut rinnt aus dem Mund. DAS Bild muss ich ertragen. Und würde trotzdem am liebsten den Blick niemals von ihr wenden, weil ich sie nicht verlieren möchte. Meine Oma hat heute gesagt, sie hofft, dass es schnell vorbei ist, wenn schon keine Chance mehr auf Heilung besteht, damit Mama nicht mehr so lange leiden muss. Ich kann nachts nicht schlafen, bin den ganzen Tag nur am Weinen, meine Augen brennen. Jetzt sitze ich hier und trinke Sekt, alleine. Das macht´s auch nicht besser. Vielleicht kann ich darauf wenigstens einschlafen, damit ich morgen für Mama fit bin. Ab morgen ist wieder eine Freundin bei mir. Ab Mittwoch müsste ich eigentlich wieder arbeiten. Die nächste Woche wird meine Mum nicht überleben. In acht Tagen ist Weihnachten. Was für eine traurige Weihnachtszeit. Das in der Weihnachtszeit niemals vergessen... Das werde ich sowieso nicht vergessen. Ich kann bald nicht mehr |
#3
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Liebe Dolo,
habe soeben den kompletten Thread durchgelesen, und möchte mein Mitgefühl aussprechen... Es tut mir wirklich sehr leid, diese Zeilen zu lesen. Leider habe ich kein Zauberstab, mit dem ich die Welt vor Bösem bewahren kann, so gerne ich dies auch tun würde ![]() Gewiss ist es für deine Mutter schwer, zu wissen, dass sie in nächster Zeit sterben wird, aber umso schwerer ist es Angehörige von dieser Person zu sein und machtlos gegenüber der Krankheit mitansehen zu müssen, wie eine geliebte Person leidet und ihr nicht mehr geholfen werden kann. Ich wünsche deiner Mutter, dass sie nicht viel leiden muss und keine Schmerzen hat und euch viel Geduld meine Liebe... eigentlich weiß ich gar nicht was ich schreiben soll... denn nichts wird deinen Schmerz und Trauer deiner Mutter nicht helfen zu können, von dir nehmen können... Dennoch wünsche ich deiner Familie und dir, dass ihr diese Situation gemeinsam übersteht... Ich bin fest davon überzeugt... Nach dem Tod kann uns nur Schönes erwarten.. Alles Liebe... |
#4
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Hallo dolorousness,
es tut mir so leid und ich weiß was du durchmachst.Als ich gerade deinen Text gelesen habe, habe ich gedacht hier hat jemand über meinen Papa geschrieben.Auch wir haben uns damals gegen einen Pflegedienst entschieden und ich finde es toll wie ihr es macht, auch wir waren manchmal hilflos und überfordert aber instinktiv macht man das richtige. Fühl dich ganz lieb von mir gedrückt und ich wünsche euch viel viel Kraft LG Starfish |
#5
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Liebe dolorousness,
ich denke, es wird bald soweit sein. Blut aus dem Mund- wahrscheinlich bricht die Leber bald komplett zusammen. Dann wird Deine Ma ins Koma gleiten und bald sterben. Rede mit ihr, solange wie sie noch hören und reagieren kann. Sag ihr, dass sie gehen darf. Sag ihr, dass ihr auch ohne sie zusammenhalten werdet und nicht auseinanderdriftet. Habt ihr schon mal darüber gesprochen, wie sie beerdigt werden möchte? Wenn sie doch jetzt wirklich weiss, dass sie bald stirbt, möchte sie das vielleicht auch besprochen haben und traut sich nicht. Weil sie euch nicht noch trauriger machen möchte. Und zu den Schmerzmitteln( ich persönlich hätte ja ein niedrigdosiertes Morphiumpflaster favorisiert) möchte ich noch sagen, dass sie diese ruhig regelmässig bekommen sollte- auch wenn sie keine Schmerzen äussert. Aber schon alleine die Vorstellung des aufgetriebenen Bauches und der geschwollenen Hände sieht für mich doch sehr nach Spannungsschmerz aus. Die Leber muss nicht mehr geschont werden. Und die Gefahr der Abhängigkeit von Schmerzmitteln sehe ich auch nicht. Achtet darauf, dass sie regelmässig Stuhl machen kann-auch wenn sie sehr wenig isst. Dafür wäre Lactulose gut,das bindet Flüssigkeit im Darm und macht den Stuhl weich. Nicht das da noch was passiert, eine Darmlähmung muss sie nicht auch noch bekommen. Ich denke an Dich !
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Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL) Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.) Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca) Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie) Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015 |
#6
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Meine Mama ist gestern abend gestorben. Am dritten Advent.
Mein Vater rief meine Schwester an, die mich eine viertel Stunde später. Als ich zu ihnen kam machte meinen Mama ihren letzten Atemzug und schluckte noch einmal. Meine Familie sagt, sie hätte auf mich gewartet. Meine Mama ist nicht alleine gestorben. Sie ist zu Hause gestorben. Wir waren bei ihr. Zum Glück haben die Verwandten Oma heute morgen mitgebracht. Mein Vater sagte zu ihnen, sie dürfen Oma da nicht anlügen. Sie war natürlich ganz aufgelöst. Aber ich finde es wichtig, dass sie so Abschied nehmen kann. Einen Abend vorher, Samstag, war der Pfarrer da zur letzten Ölung. Noch gerade rechtzeitig. Sonntag war ich dann von mittags bis früh abends bei ihr. Es war so traurig. Sie wollte den ganzen Tag aufstehen. "Was soll ich denn hier?" "Ich muss gehen!" "Hilf mir hoch!" "Heb mich auf!" "Hilf mir!" "Ich will aufstehen!" Dann tat sie mir so leid, dass ich versuchte, sie hinzusetzen. Das klappte nicht, ich konnte sie so nicht lange halten und eigene Kraft hatte sie keine mehr. Dann drehte ich sie von einer Seite auf die andere. Ich sagte ihr auch, dass es in Ordnung sei, dass sie geht. Dass ich schon klar komme. Und habe ihr nochmal für die schöne Zeit gedankt. Sie wusste ganz genau, dass sie sterben muss. Und sie wollte nicht sterben. Sie wollte davor weglaufen. Und dass ich ihr dabei helfe und das konnte ich nicht. Das war so traurig. Zu meinem Vater sagte sie noch, dass sie aufgibt. Ich werde ihr noch einen Abschiedsbrief schreiben und in den Sarg legen. Jetzt sieht sie friedlich aus, wie sie da liegt. Als wäre alles nur ein böser Traum und sie würde gleich wieder aufwachen. 1/1/2 Monate. Sie gingen viel zu schnell um die schlimmsten 1/1/2 Monate meines Lebens |
#7
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Liebe dolorousness,
ich fühle mit Dir, mit Euch die Traurigkeit. Wie gut, dass sie so schnell gehen durfte..........und nicht noch weiter leiden musste. Gut, dass sie zuhause bleiben durfte. Ihr dürft stolz sein, dass Ihr es so ermöglicht habt. Nun kommt erst mal zur Ruhe.
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Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL) Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.) Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca) Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie) Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015 |
#8
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Liebe, liebe Dolo,
es tut mir so unsagbar leid. Smimi |
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