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  #1  
Alt 18.01.2008, 10:56
paulchen100 paulchen100 ist offline
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Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Liebe Christine,

ich finde deine Entscheidung mehr als richtig.

Ein sehr guter Freund von mir ist an einem Hirntumor verstorben. Man kann es nicht vergleichen, da er rd. 50 jahre jünger als deine Mutter war, aber trotzdem möchte ich hierzu etwas schreiben.

Er hat gekämpft wie ein Löwe ... nicht nur für sich, sondern auch für seine Familie. Die Ärzte haben ihm kaum eine Chance gegeben. Es war schrecklich zu sehen, welche Nebenwirkungen er durch die Chemo und/oder Bestrahlung und/oder OP hatte ... letztendlich hat es nichts genützt. Seine Frau hat das Ganze kaum verkraftet. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, was ich auch verstehen kann. Sie hätte es aber tuen sollen, sie hätte ihm früher ein Zeichen gegeben müsssen "Du kannst jetzt ohne Sorgen gehen". Dann wären ihm sicher schreckliche Tage erspart geblieben ... es war für ihn eine Erlösung, als er sterben durfte. Er hatte letztendlich keine Zeit mehr sich von seiner Frau und seinen Kindern zu verabschieden, zu verbissen war der Kampf gegen die Krankheit.

Ich denke, deine Mutter will nicht behandelt werden. Sie freut sich einfach dich zu sehen ... sie geniest die letzte Zeit mit dir. Unterstütze sie dabei, gib ihr nicht das Gefühl von Unsicherheit ....

Ich wünsche dir und deiner Mutter alles erdenkliche Gute ...

P.

Geändert von paulchen100 (18.01.2008 um 11:01 Uhr)
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  #2  
Alt 18.01.2008, 21:23
Christine S. Christine S. ist offline
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Beiträge: 68
Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Hallo Ihr Lieben,

als ich heute nach Hause kam, sass meine Mama im Rollstuhl und die Sonne ging in ihrem lieben Gesicht auf, als sie mich sah. Sie war richtig gut drauf.

Nun liegt sie in ihrem Bett und schäft, ich hoffe, dass es ihr auch morgen gut geht.

@Ela: Du hast Recht, die Zweifel kommen immer wieder, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Bleibt ihr jetzt nur noch eine ganz kurze Zeit, mache ich mir Vorwürfe und denke, was wäre wenn ich sie hätte operieren lassen, umgekehrt würde sie nach einer OP ins Koma fallen oder wie auch immer leiden würde ich mir auch Vorwürfe machen, ist irgendwie ein Teufelskreis.....

Danke, dass Du mich an die Pflegestufe erinnert hast und für den Tipp den Pflegedienst einzuschalten, ich hatte das schon wieder vergessen.

@Paulchen: Vielen Dank für Deine Worte, der Fall Deines Freundes erinnert mich an das Leiden eines lieben Nachbarn. Auch er hat gegen seinen Hirntumor gekämpft wie ein Löwe, wollte für seine Frau und seinen Sohn leben, leider hat er es auch nicht geschafft.

Liebe Grüße
Christine
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  #3  
Alt 22.01.2008, 22:42
Christine S. Christine S. ist offline
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Beiträge: 68
Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Mit meiner Ma ist es weiterhin ein Auf und Ab.

Ich versorge sie am frühen Morgen, beovor ich zum Dienst fahre, wechsle die Windel, gebe ihr das Frühstück und die ersten Tabletten.

Dann schläft sie wieder, bis gegen 10:00 Uhr die Mitarbeiterin des Pflegedienstes zum ersten mal kommt. Sie wird dann gewaschen, angezogen und bekommt noch etwas zu Essen.

Danach ist sie so erschöpft, dass sie im Bett bleiben will und noch bis gegen Mittag schläft.

Dann will sie in ihren Rollstuhl und bekommt ihr Mittagessen und natürlich die Medis.

Die Pflegerin bleibt dann bei ihr, obwohl sie eigentlich Feierabend hat, erledigt hier ihren Schreibkram und wartet darauf, dass mein Mann oder ich nach Hause kommen.

Sie pflegt meine Mama nun schon fast 4 Jahre und zwischen den Beiden ist ein besonders inniges Verhältnis.

Habe heute die Leiterin des Pflegedienstes angerufen, sie will versuchen, dass meine Ma die PS 3 bekommt.

Ich war ja bisher voller Zweifel, ob dies der richtige Weg ist, d.h. meine Mutter nicht operieren zu lassen.

Heute rief mich die Richterin an, die meine Ma in der geschlossenen besucht hatte um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.

Ich sagte ihr, dass meine Mutter seit dem 04.01.08 wieder zu Hause ist,von dem Pflegedienst und mir betreut wird und dass ich mich gegen eine OP entschieden habe.

Die Richterin antwortete mir, dass sie sich an meiner Stelle genauso entschieden hätte...

LG
Christine
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  #4  
Alt 23.01.2008, 10:31
cioara cioara ist offline
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Beiträge: 20
Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Liebe Christine,
er freut mich, daß Du diese Entscheidung getroffen hast.
Bei meiner ersten Antwort habe ich mich nicht getraut, Dir dazu zu raten: es gibt nämlich zu viele Menschen, die auf einen derartigen Ratschlag sehr geknickt reagieren.
Vor 3 Jahren habe ich mich gegen eine Radio- und Chemotherapie bei meinem kleinen Sohn mit Hirntumor entschlossen: die Histologie und ein Resttumor ließen keine Hoffnung zu und ich wollte einen Todgeweihten nicht auch noch jämmerlich quälen lassen... Zum Glück, denn es war eine Fehldiagnose, das Kind lebt seitdem nach einer 2. OP unbeschwert (zumindest vorläufig). Die 5 Tage, die ich damals für Abklärung in der Onkologie verbracht haben, haben mich fürs Leben markiert. Ich werde nie die Gestalt eines zweijährigen Jungen vergessen, total aufgedunsen vom Cortison, der seit dem 2. Lebensmonat fast nur da weilte; nachts durften die Mütter wegen Platzmangels nicht mal bei ihren Kindern bleiben. Und wie mir der Prof. bestätigte, alles umsonst, hoffnungsloser Fall, nur die Mutter bestand in ihrer Verbohrtheit darauf, das Kind nochmal behandlen zu lassen.
Deine Mutter hatte schon ihren Willen ausgesprochen. Unsere Kinder dürfen das nicht.
Mach ihr weiter schöne Tage, solange sie alles noch bewußt miterlebt!
Victoria
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  #5  
Alt 23.01.2008, 16:46
sanne2 sanne2 ist offline
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Beiträge: 1.060
Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Hallo Christine,
Ich kann sehr gut verstehen, dass Du noch immer nicht so recht weißt, ob Deine Entscheidung die Richtige ist!
Ich möchte Dir mal ganz sachlich schildern, wie es vor so einer Operation aussieht. Als erste Voruntersuchung würde ein EKG laufen, das ist Standard vor großen Eingriffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Herz Deiner Mutter mit 92 Jahren vollkommen in Ordnung ist. Das wäre ziemlich unwahrscheinlich.
Der weitere Verlauf wäre eine kardiologische Untersuchung wegen des Herzens und dann kommt die Entscheidung der Narkoseärzte.
Wir haben es schon häufiger erlebt, dass Narkoseärzte die Verantwortung für die OP abgelehnt hatten. Nicht Narkosefähig, also keine OP. Die Entscheidung liegt also nicht nur bei den Operateuren.
Du hast alles sehr gut durchorganisiert und Deine Mutter fühlt sich wohl.
Ich persönlich habe meine Entscheidung damals nie bereut, meine Mutter nicht mehr operieren zu lassen. Sie konnte in Würde gehen.
Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft!
Liebe Grüße
Sanne
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  #6  
Alt 23.01.2008, 21:41
Christine S. Christine S. ist offline
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Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure lieben Antworten, ich weiß nun, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, meine Mama soll nicht unnötig leiden, sie soll in Würde ihren letzten Weg antreten.

Sie hat übrigens einen Herzschrittmacher, deshalb konnte auch keine Untersuchung in der MRT gemacht werden.

Als ich heute Nachmittag nach Hause kam, ging es ihr nicht gut. Sie lag im Bett und hatte meinen Mann, der ganz aufgelöst war mit Keksen beworfen.

Mein Anblick brachte sie dazu sich wieder halbwegs normal zu verhalten. Sie klagte, sie habe heute Mittag vom Pflegedienst nichts zu Essen bekommen und nun habe sie schrecklichen Hunger, ich rief natürlich umgehend ihre Pflegerin an, die mir mitteilte, dass meine Mutter kein Mittagessen wollte und daher nur ein Brötchen zu sich genommen habe.

Ich wärmte ihr Mittagessen auf und fütterte sie, selbst essen oder gar aufstehen war nicht möglich.

Plötzlich fing sie an, sich mit beiden Fäusten gegen den Kopf zu schlagen, ich hielt ihre Arme fest und flehte sie an, damit aufzuhören, was sie dann auch tat.

Als ich die Tablettenschachtel meiner Ma sah, wusste ich warum sie so war, der Pflegedienst hatte vergessen, ihr heute Mittag die Tabletten zu geben (Cortison und ein Mittel gegen Epilepsie).

Nun liegt sie friedlich im Bett und schnarcht leise vor sich hin, ich hoffe, dass sie irgendwann genau so friedlich erlöst wird.....

@Victoria: Deinem Sohn wünsche ich von ganzen Herzen, ein unbeschwertes langes Leben.

LG
Christine
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  #7  
Alt 24.01.2008, 13:14
ursula.seibts ursula.seibts ist offline
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Beiträge: 75
Standard AW: Hirntumor mit 92 Jahren

Liebe Christine!

Das was Du da schreibst ist schrecklich zu lesen. Aber bei meinem Papa, der ein Glioblastom hat zeichnet sich auch eine Wesensveränderung ab. Ich muß aber dazu sagen, daß mein Papa erst 67 ist. Das ist doch kein Alter zum sterben!!!!!!?????
Ich weiß aber, daß es in jedem Alter für die Angehörigen schwer ist. Du darfst Deinem Ma aber nicht bös sein, wenn sie sich so verhält-das ist die Krankheit und dann noch die Medikamente vergessen.....

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und alles Liebe

Uschi
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