Gestern um 4 Uhr früh ist meine Frau von uns gegangen

[AngieM.]

Hallo Tamusch,

deine Frau ist auch immer um dich, und wird immer um dich sein - egal was kommt. Ich habe auch immer das Gefühl, dass meine Mama bei mir ist.

LG
Angie

[Tamusch]

hallo angie

ja, irgendwie denke ich auch, dass sie in gewissen momenten bei mir steht...

es ist aber eben nur ein gefühl, was ja auch sehr schön ist. gewissheit leider nicht. geht vielleicht auch nicht.

LG
Tamusch

[HelmutL]

Lieber Tamusch,

wollte mich eigentlich schon aus dem KK ausloggen. Durch Zufall (?) bin ich auf deinen Thread gestossen.

Du bist ein mutiger Mann, finde ich. Es gehört viel Mut und Stärke dazu deine Gedanken und Gefühle hier niederzuschreiben. Ich habe den Thread durchgelesen und an etlichen Stellen hatte ich Tränen in den Augen. Besonders berührt hat mich das Gedicht in dem Beitrag von Orgelbass:

Als Gott sah, dass der Weg zu lang,
der Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde,
legte er den Arm um sie und sprach: Komm heim.

Diese Zeilen sind mir in den letzten Jahren schon öfter begegnet. Sie verbreiten soviel Frieden, Hoffnung und Liebe, dass man es zuerst garnicht erfassen kann. Ich habe zwei Töchter. Wenn es ihnen mal schlecht ging, habe ich sie in den Arm genommen und getröstet. Oft konnte ich ihnen damit helfen und sie haben sich zufrieden an mich gelehnt und wieder gelächelt. Der Schmerz war Vergangenheit. So erging es deiner Frau und auch meiner. Da bin ich absolut sicher. Und sie sind jetzt "zu Hause".

Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung
in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.

Es ist sehr schwer einen geliebten Menschen gehen zu lassen. Egal, ob nach 5, 10 oder 100 Jahren. Sei Dankbar für die Zeit, die du mit deiner Frau gemeinsam glücklich sein durftest und trauere dieser Zeit nicht hinterher, sondern erinnere dich mit stiller Freude daran. Betrachte es als Geschenk, das dir niemand mehr nehmen kann.

Aus dem Beitrag von Ramonali:

" Ich lass dich gehen
und wünsch dir alles Glück der Welt.
In diesen Augenblick bist du das Einzige was zählt,
lass dich fallen und schlaf ganz einfach ein.
Ich werde immer an deiner Seite sein. "

Diese Zeilen beschreiben eine innere Ruhe und Stärke die auch ich empfunden habe in den letzten Minuten im Leben meiner Frau. Ähnlich habe ich mich von meiner Frau verabschieden können. Mit einem Gefühl der Selbstverständlichkeit, Frieden und Stärke wie ich sie vorher nie erlebt habe. Ohne Wut, Tränen, Trauer und Schmerz. Die waren vorher da und kamen erst hinterher wieder.

Ich spreche dir mit Absicht nicht mein Beileid aus, jedoch mein Mitgefühl. Jeder Mensch geht mit seiner Trauer anders um. Das ist gut so. Du wirst ganz bestimmt deinen Weg finden, dessen bin ich mir sicher. Du wirst hier in diesem Forum noch viel Hilfe und Anteilnahme finden, genau wie ich, wofür ich sehr dankbar bin. Geh aufrecht und nicht gebückt auf deine Zukunft zu, auch wenn es schwer fällt.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Gottes Segen

Helmut

[Tamusch]

Lieber Helmut

danke für den ausführlichen Post

Ja, sicherlich hast du mit vielem recht was du schreibst...es ist ein schönes gefühl zu wissen oder sich vorzustellen dass sie jetzt "zu hause" ist...auch wenn es nicht mit mir ist (momentan zumindest).

ich bete jeden tag zu gott dass ich eines tages wieder bei ihr sein darf...das ist eigentlich der einzige gedanke der mich aufrecht hält.
und vielleicht wird das (sofern gott mir ein langes leben beschert hat) noch lange dauern, und das macht mich ein wenig traurig.

klar werdet ihr jetzt denken dass meine frau wollte dass es mir gut geht und ich das leben genieße, aber ihr wisst ja selber leider nur zu gut wie es in einem aussieht...der schönste sonnenunergang ist nichts mehr wert ohne den partner an der seite...

aber ich erinnere mich an einen satz den eine sehr nette ärztin mir im krankenhaus sagte: ihre seele ist jetzt frei, und nicht mehr krank; sie leidet nun nicht mehr!

Manchmal habe ich mir gewünscht, eigentlich sehr oft, dass ich doch tot wäre und sie noch am leben...aber dann kam ich auf den gedanken, dass doch dann sie nun an meinem grab stehen oder sitzen würde, weinen würde, freunde von mir treffen würde um übemich zu erzählen, dass sie an meiner kleidung riechen würde, immer wieder und wieder aus angst meinen geruch zu vergessen...dann würde es ihr jetzt sehr sehr schlecht gehen...und dass will ich ja nicht...so oder so ist es sch...

Ich bete zu Gott dass all unsere lieben ihren frieden gefunden haben, dass sie sorglos und ohne schmerzen sind...sie wissen genau, was sie zurückgelassen haben...und sie haben es nicht gern getan...jeder und jede wäre noch liebend gerne bei uns...

Tamusch

[dobbiie]

Lieber Tamusch,
Gestern jährte sich der Tag an dem die Liebe deines Lebens gehen musste
zum viertenmal.

Der 26. Juli. Für Viele nur ein Kalenderblatt das sie achtlos abreissen.
Doch dir wurde dieses Datum wie mit einem glühenden Brenneisen un-
auslöschlich in die Seele gebrannt.

Seinerzeit habe ich deine Beiträge, aber auch die Trost spendenden Bei-
träge der vielen mitfühlenden Forumsmitglieder, mitverfolgt.

Getreu dem Motto: Wenn du redest muss deine Rede besser sein als dein
Schweigen gewesen wäre, habe ich damals geschwiegen und nur still mitgelesen.

Immer wieder sind mir in den zurückliegenden Jahren deine, von tiefem
Leid geprägten, Beiträge ins Bewusstsein gesprungen.

Insbesondere da ich nur fünf Tage später in eine ähnliche Situation geriet
Mein Bruder starb am 31. Juli 2008.
Ein Ereignis an das ich mich in den Jahren immer wieder schmerzlich er-
innert habe. Erträglich wird es nur indem ich mich an unsere glücklichen
Zeiten erinnere.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies
aus dem wir nicht vertrieben werden können.
Jean Paul

Und so hoffe ich von ganzem Herzen, dass dir die Erinnerung an eure
gemeinsamen, glücklichen Zeiten Trost spendet.

Manfred

[franz1943]

es mag ein schwacher Trost sein, aber den Menschen heute wird ein Höchstmas an Pflege zukommen gelassen und auch Angehörige bekommen Beistand !
als mein Mutter starb ( gut es gab noch kein Handy) rief das KH an, wir sollten doch , wenn wir Zeit hätten, vorbeikommen, wir sind gleich los, als wir ankamen, lag meine Mutter schon im Koma, der Arzt und die Schwester verliessen das Zimmer bemerkten wohl nicht dass ich hinter ihnen war, der Arzt sagte dann zur Schwester: naja, die machts nimmer lang !
man kann nur hoffen, dass diese Zeiten vorbei sind!