wir sind noch so jung...

[Conny44]

Meine liebe Verena,

ich kann mich den Ausführungen der anderen nur anschließen.
Du weißt, jedes einzelne deiner Worte kann ich aus Erfahrung nachfühlen. Ich verstehe sooo sehr, was du meinst und wie es dir geht.

Aber ....., da ich nun (leider) das alles schon zweimal erlebt habe, verstehe ich auch deinen Mann. Möglicherweise werde ich jetzt Schelte bekommen, nur die Chemo kann den Körper wirklich kaputt machen. Bei Jörg war es so, deshalb hab ich meine ganz persönliche (gespaltene) Meinung dazu. Und so, wie ich das lese, würde es wohl eher mehr Schaden anrichten, würde dein Mann sich zu weiteren Chemos zwingen. Denn auch die innere Einstellung hierzu ist nicht zu unterschätzen.

Ich würde dir soooo gern helfen, wie viele andere hier auch, aber offenbar bleibt dir nichts anderes, als dich darauf einzulassen, was dein Mann möchte.

Es ist nicht gesagt, dass dein Mann aufgibt, er ist nur ebenso verzweifelt, weil er es hautnah erlebt, dass er immer mehr abbaut.

Weißt du, ob der Tumor die Darmversorgungsvene ummantelt? Dies könnte auch zu der Übelkeit und dem ewigen Erbrechen führen.

Kann dich nur aus der Ferne fest drücken.

Wenn du Fragen hast, frag, frag, frag ......

[Tine70]

Guten Morgen,

ich habe auch Angst davor, dass wir irgendwann an den Punkt kommen, wo wir abwägen müssen, was wir als "Gesunde" und somit zwangsläufig Zurückbleibende wollen und was der Mensch will, der leidet und immer weniger wird.

Verena, ich bin zwar "nur" als Stieftochter und Tochter meiner Mutter betroffen, doch ich kann mir so gut vorstellen, was in dir vorgeht. Natürlich willst du deinen Mann nicht verlieren, niemand will einen geliebten Menschen verlieren und alleine sein, vielleicht das Gefühl haben,doch noch längst nicht alles getan und alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.
Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, immer schwächer zu werden, schlimme Schmerzen zu haben, sein Leben nicht mehr annähernd so leben zu können, wie man es gehofft und geplant habe, ich glaube einfach nur, dass irgendwann die Kraft einfach zu Ende ist und man anders denkt, nicht mehr kämpfen will, auch wenn das bedeutet, geliebte Menschen zu verlassen, so vieles nicht mehr miterleben zu können...
Das ist so unglaublich und schmerzhaft und auch wenn ich es nicht tun sollte, schreie ich manchmal innerlich "WARUM?".

Ich kann dir nichts raten,bin ich doch selbst hin und her gerissen zwischen der Hoffnung auf ein Wunder und dem Wissen, dass der Tag kommen wird, an dem einfach nichts mehr geht, so unglaublich und schmerzhaft das sein mag.
Wenn ich die vorangegangen Postings lese, dann lese ich sehr viel Mitgefühl und sehen ein Gespür, das aus eigener, leidvoller Erfahrung herrührt und deshalb sehr echt und reflektiert ist.

Ich wünsche dir, dass du nach all der Kraft, mit der du deinen Mann bislang immer unterstützt hast (und eine Ehe ist schon im gesunden Zustand manchmal verdammt schwer zu pflegen..), auch noch die Kraft und Weisheit findest, das für ich und deinen Mann Richtige zu.

Alles Liebe für euch,
Martina

[gabiselbst]

Liebe Verena,
Annett und Conny sprechen mir aus dem Herzen.
Leider habe ich das alles auch schon mitmachen müssen.
Im Nachhinein muss ich wirklich sagen, sie haben sich verabschiedet und mir etwas Zeit gelassen um auch Abschied zu nehmen.
Es ist eine verdammt schlimme Zeit und ich habe über ein Jahr gebraucht um dies alles einigermassen... zu verkraften.
Es gab einfach ein Zeitpunkt , indem ich begleitet habe.
In den arm genommen, gestreichelt, gebetet und über alles gesprochen.,
Ich wünsche dir alles alles Liebe und viel Kraft

gabs

[josie&josie]

ihr lieben!

danke für eure schnellen antworten, ich hab mich sehr sehr gefreut als ich heut morgen in den thread sah und las, las las...


dank eurer hilfe hab ich es heute geschafft, meinem mann zu sagen dass ich voll auf seiner seite stehe, immer hinter ihm.. und dass seine bauchentscheidung die richtige sein wird.
seine anntwort:" schaun wir mal was wir tun. ich bin müde,lass mich."

ich muss akzeptieren was er will, anett du hast das soooo auf den punkt gebracht.. er gibt mir schon soviele zeichen.. ich muss diese aufnehmen und richtig verarbeiten.

chemo war immer so ein hin und her.. :"ich mach chemo erst wieder in 2 wochen, ich will jetzt mal ruhe haben." nach 2 wochen war wieder irgendwas.. er schiebt auf und schiebt auf.. bis es zu spät sein wird. das wird wohl seine taktik sein..

@anett
meine liebe liebe tapfere starke anett, wie könnte ich dir verbündeten die freundschaft kündigen????
du hast mit jeder zeile recht die du schreibst. unsere liebe und unser egoismus berechtigt uns nicht, einen geliebten menschen mit aller macht festzuhalten..
aber die erkenntnis ist es, die weh tut....

ich wusste immer dass es mal bergab geht.. aber doch nicht jetzt.. jetzt noch nicht...
andererseits.. wann denn? nie am besten, und das ist wohl unvereinbar mit dieser krankheit.

@liebe liebe conny
du und anett haben mir schon soviel weitergeholfen,
und gerade du mit deiner erfahrung stützt mich sosehr.
ummantelt sind die mesenterialgefäße, der tumor selbst bewegt sich seit märz nicht. eigentlich toll, wären da nicht die metastasen...
nun ja.. und sonst haben wir wohl die durchschnittszeit erreicht... nahezu 9 monate nach diagnosestellung ohne beschwerden. im 10 monat fing es an schlechter zu werden... wir sind im 11 monat...


@maya: ( schöner name, ich hab immer gesagt meine tochter heisst mal so )
die babygläser wollte er haben. ich hab gefragt was er davon hält und er hat gleich ja gesagt. also bin ich los und hab von jeder fruchtsorte eins gekauft, damit er sich durchkosten kann

@dortje:
danke für deine pn

@tine:
es ist glaube ich egal welcher mensch erkrankt.. solange man ihm nahesteht. natürlich ist es besonders schwer, das eigene kind oder den geliebten lebensspartner zu verlieren. aber das mindert das leid der anderen fälle kein bisschen
siehst du.. du hast genau die gleichen ängste.. das hoffen auf ein wunder...
liebe tina - ich hoffe mit dir!!!! danke für deine lieben zeilen

@gabs:
liebe liebe gabs, danke für dein dasein. für deine mails, für dein kümmern...



wisst ihr, gibt es wirklich gute appetitanreger?
ich gebe ihm jetzt jeden tag sanostol - das nimmt er mir wenigstens ohne murren.. und da leere ich eine sangenor trinkampulle rein, das soll den apettit anregen... tja, soll...
bananen isst er mir meistens eine am tag, das ist schon mal was...
ich beobachte jeden tag seinen körper akribisch. seine augen.. ob die schön weiß sind, ob der bauch schön flach ist...
nur um jedes zeichen richtig zu erkennen...

und was auch höchst interessant - aber schön ist: er hat vor 2 tagen mit den schmerzmitteln aufgehört - sogar mit novalgin und parkemed ( weil er sich jetzt einbildet dass diese medis der grund sein könnten wieso es ihm so schlecht geht!!!! *pf* )
jedenfalls: er ist schmerzfrei, das ist wundervoll nur manchmal tut ihm die leber oder der rücken schrecklich weh.. aber das vergeht recht schnell.
solange er keine schmerzen hat, lassse ich ihn da tun wie er will. ich denke dass er die medis freiwillig wieder nehmen wird wenn er schmerzen bekommt...


ich danke euch nochmal sehr sehr für eure lieben, ehrlichen, aufrichtigen und guten ratschläge... sie haben mir heute wirklich weitergeholfen. mein mann fühlt sich verstanden...


ich drück euch,
in tiefer verbundenheit,

[Tine70]

Liebe Verena,

freut mich zu lesen, dass du nun etwas gelöster sein kannst.
Ich glaube, wenn man mit dieser Diagnose konfrontiert wird, lernt man sehr schnell den Wert von Ehrlichkeit zu schätzen.
Heucheleien und Plattitüden sind unerträglich.
Die Balance zwischen der Akzeptanz des Patientenwunsches (Patient ist ein doofes Wort...) und des eigenen Anspruchs und der Hoffnung ist so schwer, die Angst unbändig groß.

Ich empfinde es als unglaublich stark,anzunehmen, dass der Weg nun vielleicht dem Ende zu geht und alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Wenn wir kämpfen, von Arzt zu Arzt laufen, alle Informationen der Welt einholen, dann sind wir ja auch irgendwo abgelenkt und leben mit dem Gefühl, alles zu tun, was nur menschenmöglich ist.
Irgendwann kommt jedoch der Punkt, an dem wir einfach "nur" noch da sein können, doch auch das ist sehr, sehr viel, auch wenn es uns unglaubliche Schmerzen bereitet.
Wie schlimm wäre es, in dieser Situation alleine zu sein!

Ich hoffe einfach für euch, dass ihr euren Weg findet und dein Schatzi froh sein kann, dass du uneingeschränkt zu ihm hältst!

Danke für deine lieben Wünsche,
Martina

[Conny44]

Meine liebe Verena,

ich habe in deinem anderen Thread gelesen, dass du denkst, dass dein Mann keine Chemo mehr macht und damit wartet, dass es zu spät ist.
Glaub bitte, bitte sowas nicht. Das ist es nicht. Er würde sicher alles dafür geben, gesund zu werden und mit Sicherheit auch Strapazen auf sich nehmen, wenn er wüsste, dass es hilft. Aber genau das scheint es ja nicht wirklich zu tun, und es ist ihm auch nicht entgangen, dass er sich einfach scheiße fühlt. Er hat sich garantiert auch anfangs in einer Seifenblase befunden und es weit weggeschoben, dass er schwerkrank ist, nämlich genau zu dem Zeitpunkt, als es ihm körperlich noch besser ging. Nun aber merkt er, dass es bergab geht, und damit ist offenbar auch seine Blase geplatzt. Er wird von seinen eignen Gefühlen überrollt, kann sie nicht ordnen. Du weißt doch, wie es bei dir selbst ist, ein ewiges Auf und Ab in deinem Gefühlsleben, am Rand der totalen Verzweiflung. Bei deinem Mann kommt aber noch hinzu, dass er die Krankheit in sich hat, die Medikamente, die Wirkungen der Chemo, die Schmerzen. Das alles schlaucht nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn, nicht umsonst redet man von "Chemohirn" Wir als "Gesunde" bekommen es ja schon kaum auf die Reihe, wie mag es denn in dem Betroffenen aussehen?
Das, was er dir antut, macht er mit Sicherheit nicht aus Böswilligkeit. Und er wird dich auch noch genauso wahnsinnig lieben wie vorher. Nur hat er einfach keine Kraft für dich, weil sie für ihn nicht mal ausreicht. Er wird es auch gar nicht bemerken, dass er dich oftmals verletzt, eben weil sein Blick so sehr auf sich gerichtet ist, auf das was noch kommen könnte oder auch nicht. Er fühlt sich einfach wertlos. Vielleicht fragt er sich auch, was du an ihm noch liebenswert findest? Wenn er soviel Wert auf sein Äußeres gelegt hat und nun merkt, wie alles sich ändert? Vielleicht sucht er auch unbewusst die Konfrontation oder gar Streit, um auf sich aufmerksam zu machen und somit eine Bestätigung zu erhalten? Es liegt in der Natur des Menschen, für alles einen Schuldigen zu suchen. Nur wer ist schuld an dem Krebs? Darauf gibt es keine Antwort. Du bist die, die am greifbarsten ist, die immer für ihn da ist, die sich mit ihm auseinandersetzt. Somit kann er seine Aggression, die logischerweise in ihm steckt, umlenken.
Glaub mir, ich habe auch alles durch. Aber es waren Phasen, die sich immer wieder änderten, auch zum Positiven.
Mir ging es damals ähnlich wie dir, bin auf dem Zahnfleisch gekrochen, auch wenn ich das hier im Forum nicht alles so rausgelassen habe. Heute nach Monaten sehe ich vieles mit anderen Augen und mir tut mein überalles geliebter Mann so unendlich leid, ebenso wie alle anderen Betroffenen.

Liebe Verena, vielleicht schaffst du es wirklich, deinem Mann das Gefühl zu geben, egal was er tut, ob Chemo oder nicht, ob Heilpraktiker oder nicht, oder ob garnichts, dass du immer hinter ihm stehst. Natürlich kann man seine Meinung äußern, aber ohne das Gefühl zu vermitteln, dass du ihn bedrängst. Diesem Druck würde er nicht standhalten.
Denn - und das sind jetzt harte Worte - DU KANNST SEIN LEBEN NICHT RETTEN, DU KANNST ES NUR LEBENSWERTER GESTALTEN.

Und glaube mir, wenn es ihm schlechter geht, so dass er ins Spital müsste, dann meldet er sich - GANZ BESTIMMT! Das verspreche ich dir.

Das sollen jetzt keine klugscheißerischen Worte sein, ich kann nur meine Erfahrung wiedergeben. Denn auch ich habe Jörg immer und immer mit neuen Sachen, die ich gelesen und gefunden habe, konfrontiert, vieles hat er auch angefangen, aber nicht durchgezogen. Und ich hab es akzeptiert.
Das einzige Mal, an das ich mich erinnern kann, liegt genau ein Jahr zurück, als er seinen Darmverschluss hatte, da habe ICH mich durchgesetzt.
Denn nachdem wir ca. 5 Stunden in der Notaufnahme verbrachten und er dann sein Zimmer bezog, wollte er sofort wieder nach Hause, weil es ein übelstes 4-Bett-Zimmer war. Er war fix und fertig, aber auch ein richtig großes Sturköpfchen (wird einigen nicht entgangen sein). Da habe ich ihm knallhart sagen müssen, dass er, wenn er jetzt dort geht, sein Todesurteil fällt und somit Weihnachten nicht überlebt. Er hatte es eingesehen, denn das, was er wollte, war ja LEBEN.

Tut mir leid, falls ich jetzt etwas wirr schreibe, mir kommt jetzt so vieles eigenes hoch. Und es tut mir weh, wenn ich die schlechten Nachrichten hier überall lese. Annettchen, du, Rudi und die vielen anderen.

Hoffe, du nimmst mir nix übel. Ich drücke dich!!

[robert54]

liebe verena,

ich mag nicht glauben, was ich lese.

es gibt auch ein auf-die-eigene-kraft-besinnen