Stammtisch

[AndreaS]

Hallo Ihr Lieben,

die Feiertage sind geschafft, für viele von uns das erstemal, für einige von uns zum wiederholten Mal, aber nicht unbedingt wirklich besser.

Empfindlich!

Wenn es jemand sagt, kommt es an, wie ein Vorwurf, wie ein "änder was!" Aber bitte, WAS kann man ändern? Das, was uns empfindlich sein lässt bleibt, der Verlust und der Schmerz bleibt. Für alle anderen hat sich die letzten Jahre doch die Welt wie bisher gedreht, nur für uns nicht. Sie hat sich gedreht, aber anders, nicht mehr so, wie wir es wollten, nicht mehr im Tempo, dem wir folgen konnten. Noch immer fällt es schwer, das Leben so wie es jetzt ist, anzunehmen, was Neues zu beginnen, denn wir wollten doch das Neue, das Andere nicht. Noch immer ist es Tag für Tag eine Anstrengung, weiterzumachen.

Empfindlich!

Ich versuche es so zu nehmen, wie es für mich erträglich ist. "Du bist empfindlich", ist die einzige Erklärung der anderen dafür, dass sie uns nicht mehr verstehen, dass sie nicht mitkommen. Und schon haben sie die "Schuld" nicht mehr auf ihren Schultern, wenn wir "seltsam" reagieren, wenn wir in Tränen ausbrechen, bei Dingen, die uns im Normalzustand kalt gelassen hätten, oder zumindest nicht diesen hohen Stellenwert gehabt haben. Ich bin nicht Schuld daran, dass es dir schlecht geht jetzt eben in diesem Augenblick, du bist halt einfach nur so schrecklich empfindlich...

Ja, auch ich war sehr empfindlich in diesem Jahr. Was mich auf der einen Seite zu Tränen der Freude rührte, eine wunderschöne Postkarte meines "Schwiegersohns in spe", der es nicht immer leicht mit mir hat - ich bin manchmal schon wirklich die Pest, eine kleine Karte, in der er sich für die Wärme und Herzlichkeit bedankt. Diese Karte war so viel mehr wert als tausend (unnötige) Geschenke. Sie war eine wunderbare Geste.
Und auf der anderen Seite, die Freundin meines Sohnes, die hier ein - und ausgeht seit einiger Zeit, die über meinen Sohn sogar den Schlüssel zu meinem Haus hat, die sich vom Kühlschrank bedient, als hätte sie ihn gefüllt. Sie kommt am 1. Weihnachtstag, begrüßt uns noch nicht einmal. Kein "Frohe Weihnachten", nichts. Nein, es geht nicht um ein Geschenk. Eine Umarmung und eine Geste, gesprochen oder geschrieben, sie hätte Respekt gezeigt. Ihr Verhalten hat auch etwas gezeigt: Verachtung.

Empfindlich? Gewiss. Sie ist es eigentlich nicht wert, einen Gedanken daran zu verschwenden. Und doch....

Ok, ein andres Wort mit neuer, wesentlich angenehmer Bedeutung als bisher: Wechseljahre. Sie haben den Schrecken verloren, wenn man den Begriff auseinandernimmt, die Bedeutung nicht mehr negativ betrachtet, sondern so, wie es auch sein kann, weil die Zeit gekommen ist. Zeit für einen Wechsel! Zeit für Veränderung! Und so wird es ab jetzt anders werden, gewiss ungewohnt und unbequem für meine Kinder, aber in dem Wechsel, der für mich nun folgen wird nach dieser Erkenntnis, liegt für mich eine Chance.

Lasst euch nicht ärgern, von niemandem, ja, ja, ich bete es mir selbst täglich vor, gelingen tut es nicht immer. Bin wohl einfach zu empfindlich!

LG
Andrea

[Bremensie]

Hallo Andrea und alle anderen Stammtischler,
haben wir nicht auch ein bisschen ein Recht empfindlich zu sein denn wir haben doch auch einen empfindlichen Verlust erlitten.Auch wenn der Tod unserer Angehörigen für manchen eine Erlösung war so vermissen wir sie doch schmerzlich. Manch einer(eine) fühlt sich vieleicht auch hilflos uns gegenüber. Sie wissen nicht wie sie uns begegnen sollen. Ja oft ist es bloß eine Umarmumg wie du richtig schreibst. Als mein zweiter Mann vor 8 Jahren starb musste ich mir anhören dass ich ja nun zumindest Witwenrente bekäme. Als mein Lebensgefährte starb meinten einige nur er wäre ja doch kein freundlicher Zeitgenosse gewesen. Es stimmt schon er war nicht zu allen meinen Bekannten freundlich. Nur was wußten sie denn wie ich bei ihm und manchen seiner Erzählungen Tränen lachen konnte. Sicher er konnte sich nicht gut entschuldigen. Aber wenn nach einem Streit dann am nächsten Tag Milchreis mit Zucker und Zimt für mich auf den Tisch stand so war es seine Art sich bei mir zu Entschuldigen. Heute weiß ich natürlich auch dass die Krebskrankheit(Asbestose) schon lange bevor sie sich bei ihm bemerkbar machte in ihm steckte und ihn schleichend verändert hat. Andrea auch für uns dreht sich die Welt weiter nur anders. Ich drücke dir auf alle Fälle die Daumen dass du den Wechsel auch vollziehst den du vor hast.
Liebe Grüße an euch alle von Erika

[rowa]

Hallo,
Ich wünsche allen von Herzen ein friedliches, aber vor allem ein gesundes und glückliches neues Jahr, in dem auch mal wieder das eine und andere so sein darf, wie wir es möchten.
Ich wünsche Euch alles Gute.

Liebe Grüße an alle
Rowa

[illy]

Hallo an alle,
ich war eine Woche auf Rügen und habe dort Silvester mit unseren gemeinsamen Freunden gefeiert. Es war sehr schön.
Ich habe viel an meinen Mann denken müssen und feststellen müssen, dass er nicht nur mir und meinen Kindern, sondern auch vielen anderen Menschen sehr fehlt. Wir hatten eine wirklich schöne Woche auf Rügen und wir haben haben viel gelacht und zusammen unternommen, aber es war alles anders. Er fehlte wirklich oft und nicht nur mir. Das hat mir sehr gut getan, weil ich in erster Linie immer nur an mich gedacht habe. Ich habe mir kaum Gedanken darüber gemacht, dass mein Mann auch anderen Menschen fehlt und diese auch trauern.
Irgendwie war es sehr tröstend, aber manchmal auch sehr schwer.
Mein Trauertier war dann am Dienstag auch wieder wach und hat mich wieder mal voll erwischt. Aber alle konnten damit umgehen und haben mir geholfen. Danach ging es wieder.
Wir haben Silvester Himmelslichter steigen lassen und eigentlich war es dann auch nicht mehr so schwer auszuhalten.
Ich wünsche mir und auch allen anderen: ein schönes neues Jahr, indem sich viel Wünsche erfüllen, aber vorallem, dass wir lernen unser Schicksal anzunehmen und wieder zufrieden werden.
Alles Gute
Illy

[AndreaS]

Hallo Ihr Lieben,

auch ich wünsche uns allen, dass wir in dem Jahr, das nun begonnen hat, Seelenfrieden finden, dass die neuen Wege auch neue Freude bereithalten, anders als vorher aber vielleicht irgendwann ähnlich geborgen und schön.

Liebe Rowa, meine Wünsche besonders auch in deine Richtung. Möge deine Lebensfreude bleiben, möge sie dir weiterhin helfen, alles, was leider nun notwendig sein wird, einigermaßen gut zu überstehen. Lass dich nicht unterkriegen!

Hallo und willkommen am Stammtisch Verena! Ich hoffe, dass der Austausch hier, dir ein wenig weiterhilft. Oftmals gelingt es, durch Schreiben den Druck abzubauen, oftmals gelingt es durch Lesen, die Richtung zu ändern, was neues auszuprobieren, besser mit dem, was die Luft zum Atmen nimmt umzugehen.

Anemone, ich hoffe, es geht dir einigermaßen und du hast die Tage, die nach wie vor so schwer sind, wie schon so oft wohlbehütet verbracht.

Andrea, bist du schon zurück?

Wolke, wie sah es in diesem Jahr für dich aus? Wut oder Gleichklang?

Liebe Erika, Illy, SylwiaW und alle anderen, die hier stumm oder aktiv am Stammtisch verweilen: Ich wünsche euch jeden Tag ein Stückchen mehr zurück zum Leben.

Ich selbst habe das alte Jahr verabschiedet, mit meinen Kindern, meiner Schwästerin und Schwager und mit den beiden Menschen an meiner Seite, die seit dem Tag X die wichtigsten in meinem Leben sind. Wir haben ein Jahr verabschiedet, auf das ich voll Dankbarkeit zurückblicke, Dankbarkeit, weil es gut zuende ging, weil es Lachen und Lebensfreude für mich bereithielt. Was das neue bringt, weiß keiner, hoffen wir, dass ein Jahr voller Leben wird, ein Jahr, in dem das Trauertier unser Begleiter aber nicht unser Feind ist.

Lasst euch nicht ärgern, von niemandem!

LG
Andrea

[Bremensie]

Hallo alle zusammen,
Verena es ist toll dass du nun auch hierher gefunden hast. Wir kennen uns ja schon aus dem Hinterbliebenen Forum und den PNs.Ich wünsche allen ein gutes neues Jahr und bedanke mich für die guten wünsche der anderen.
Ich selber war mit 12 Frauen aus meinem Frauenverein Silvester bei unserem Stammchinesen und haben dort das Neue Jahr erwartet. Wir hatten dort Silvester lustige und auch manchmal nachdenkliche Gespräche. Es ist dort auch nicht sonlaut wie bei anderen Lokalitäten an Silvester. Nun hoffe ich mir für das Neue Jahr dass ich meinen Vorsatz eine andere Wohnung zu finden in die Tat umsetzen kann. So ganz einfach wird es nicht werden da ich so einige sagen wir mal Wünsche für diese Wohnung habe. Erst einmal soll sie eine Dusche haben und sie soll auch im Erdgeschoss liegen. Ich wohne Jetzt in der Nähe eines großen Einkaufszentrums und kann dieses per Fahrrad oder Straßenbahn gut erreichen. Darum möchte ich auch hier in der Nähe wohnen bleiben. Ich werde dieses Jahr 60 und da gibt es eben dann so einige Dinge die da wichtig sind. Vom dann auch die Miete bezahlen können mal ganz abgesehen.
Ganz liebe Grüße von Erika.

[Pflegefrau]

Ich bin schon längere Zeit stille Mitleserin beim Stammtisch. Auch ich habe den Jahreswechsel ruhig erlebt, war alleine mit meinem Mann zuhause. Das Fernsehprogramm war für unsere Begriffe ganz gut und somit haben wir mit einem Glas Sekt um 24 Uhr angestossen und sind nun gespannt, was das Jahr 2009 uns bringen wird. Wir hoffen natürlich, dass nach den letzten schlimmen Jahren jetzt etwas Ruhe einkehren wird. Wir wünschen uns vor allen Dingen Gesundheit-unser höchstes Gut-, ferner wünschen wir unserem Sohn einen guten Studienabschluß im Sommer.
Eigentlich habe ich in der letzten Zeit überwiegend im Hinterbliebenenforum geschrieben -Mein kleiner Engel-. Vorher war ich im Forum Hirntumor zu finden. Meine Tochter Karin starb am 23.12.2007 nach einem dreijährigen Kampf gegen den Tumor im Alter von 28 Jahren.
Ich habe hier in den verschiedenen Foren viel Hilfe und Trost erfahren dürfen und fühle mich hier gut aufgehoben.

Wünsche allen einen guten Start in die neue Woche.

Hedwig