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  #1  
Alt 27.02.2009, 18:05
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo Bruni!

Ich glaube zu verstehen was du meinst. Doch ich sehe es ein wenig anders! Meiner Meinung nach ist der Umkehrschluss nicht, dass wer keine Kinder hat auch weniger Lebensinn haben muss, dass man nur mit Kindern "gescheit überleben kann". Für mich ist es eigentlich ein Eingeständnis der eigenen "Schwäche", wenn man sagt, man wäre ohne die Kinder manchen Morgen vielleicht nicht aufgestanden! Das heißt, nur die Verantwortung und/ oder ihr Lächeln oder streicheln hat uns die Kraft gegeben uns in den Hintern zu treten und dieses Leben wieder einen Tag mehr anzunehmen! Jeder Frau - jeder Mann - der das ohne Kinder und ohne neue Partnerschaft bewältigt, hat meinen höchsten Respekt und Bewunderung, WEIL ich weiß oder befürchte, dass ich schwächer als dieser Mensch gewesen wäre und evtl. aufgegeben hätte! In sofern hast du bzw. jeder "ganz allein stehende Mensch" eine sehr bewundernswerte Leistung vollbracht oder vollbringst sie auch noch (in meinen Augen), denn es ist aus meiner Sicht noch schwerer dem Leben Sinn und Freude abzuringen, wenn man diese Kraft ohne kindlichen Anstoß aus sich heraus aufbringen muss. Und so ziehe ich den Hut vor dir und anderen, die sich täglich bemühen, allein mit sich im reinen zu sein, den Mut im Banne der Erinnerung und Sehnsucht nicht verlieren und sich selbst treu bleiben und wieder und wieder aufstehen, mit der Hoffnung, dass alles doch noch einen Sinn machen wird. Toll wenn man (wenn auch unfreiwillig) selbstständig seine Frau/ bzw. Mann steht und zu sich selbst findet - zu der Person, die man außerdem noch ist - außer Mutter/ Tochter/ Ehefrau oder Freudin - einfach nur Bruni - eine starke Persönlichkeit...
Gruß Petra
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  #2  
Alt 27.02.2009, 22:56
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Liebe Bruni,

ob es Kinder sind, ob es "echte" Familie ist oder ob es "nur Freunde" sind - alles im Leben ist leichter, wenn man jemanden hat auf den man sich stützen kann.

Meine Freundin, die Muter meines Patendkinds, sagte bei einer Diskussion über den Sinn des Lebens einmal: "Meine Kinder sind heute der Sinn meines Lebens. Aber wenn sie groß sind und auf eigenen Füßen stehen wirst Du mir voraus sein, denn dann muss ich meinem Leben einen neuen Sinn geben".

Ich sende Dir ein Kraftpaket und wünsche Dir, dass die fürs Wochenende versprochene Sonne Dich zum Lächeln bringt!

Liebe Grüße und gute Nacht
AndreaM
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  #3  
Alt 28.02.2009, 10:03
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Ja es ist so, es gibt nicht nur schwarz und weiß. Es ist wundervoll unsere Kinder gesund um mich zu wissen, jedes einzelne mit Eigenschaften, die mich oft an ihren Vater denken lassen. Und doch stehe ich seit dem Tod meines Mannes alleine da. Ich habe etwas anderes verloren, als meine Kinder, mir fehlt etwas anderes in meinem Leben als ihnen. Wir vermissen den selben Mensch, aber unser Verlust unterscheidet sich in der Beziehung, die wir zu ihm haben.

Ich habe darüber nachgedacht, ob es nicht oftmals einfach auch nur eine Erklärung für die anderen ist, dass man weitergemacht hat. Wegen der Kinder? Was, wenn sie nicht gewesen wären? Hätte ich mich umgebracht, und die Umwelt hätte begriffen wie groß meine Liebe ist? Habe ich es – trotz des anfänglichen Wunsches ihm zu folgen, damit dieser unsägliche Schmerz aufhört, nur wegen der Kinder nicht getan? Oder doch eher, weil ich leben wollte. So wie er leben wollte.

Und wie entsetzlich für die verwaisten Kinder, wenn die überlebenden Elternteile sich an die Kinder klammern, nur noch in den Kindern ihren Lebensinhalt sehen und ihnen somit die Freiheit nehmen, ihr eigenes Leben zu leben. Die Kinder als Partnerersatz, um nicht an der Einsamkeit zu zerbrechen. Welch fürchterliche Bürde für die Kinder, die angeblich der Grund sind, weshalb man selbst weitermacht.

Nicht nur schwarz und weiß. Und wie schön, dass du es so oft erlebst. Dass du Teil unseres chaotischen Lebens bist und ich sehe deinen erstaunten Blick. Keinen Augenblick Ruhe, ein ständiges Kommen und Gehen. Mag für ein paar Stunden den Eindruck von wunderbarer Abwechslung haben. Stimmt. Und wie schön, dass du den vier „Plagen“ so wichtig bist. Dass du teilhaben darfst an den wunderschönen Momenten, in denen sie einfach nur „richtig“ sind. Wenn du um Rat gefragt wirst, wenn du Mitten Im Zoff nicht mehr weißt, wie du abtauchen kannst? Wenn du Briefe erhältst unter dem Tannenbaum, Zeilen an Jürgen gerichtet….

Und doch für mich? Die Momente der Stille, der Einsamkeit, der Ausschließlichkeit für die Trauer, sie sind zu selten gewesen. Und bei dir? Wie gerne sind wir in deinem Nest, in dem die Dinge ihren Platz haben und auch dort bleiben, in dem man ungestört reden kann, nicht ständig durch Telefon oder Türklingel aus den Gedanken gerissen. Ja, was du hast sehne ich mir hin und wieder herbei, so wie du umgekehrt.

Und der neue Partner? Der Tod hat die Unbeschwertheit mitgenommen, auf beiden Seiten. So vieles ist leichter, wenn man nicht mehr alleine ist. Aber die Trauer bleibt für jeden von uns ganz alleine, in unseren Herzen, bremst oftmals aus. Es gibt keinen unbeschwerten Neuanfang, denn das geliebte alte Leben ist unser ständiger Begleiter, erfordert Unmengen an Verständnis und Respekt, Talfahrten zu unterschiedlichen Zeiten, Zeitreisen, die das Lachen wieder ersticken lassen.

Wieder viel zu viel geschrieben, Und weil ich mich erinnert habe, lege ich noch ein paar Zeilen in unser Körbchen:

Gefühle:
Man sagte mir, alle Gefühle seien weiß oder schwarz oder dazwischen also grau.
Aber es kamen gelbe dazu, rote, violette, braune und sogar zweifarbige.
Ich war ratlos, bis ich erfuhr, dass die meisten Menschen ihre farbigen Gefühle verdrängen, so dass nur schwarz, weiß und grau verbleiben kann.
Ich spüre aber, dass man mit einer ganzen Farbpalette bunter malen kann als nur mit einem Bleistift.


(Verfasser mir unbekannt)

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #4  
Alt 28.02.2009, 15:34
Benutzerbild von IreenS
IreenS IreenS ist offline
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Hallo,

Andrea hat recht: es gibt nicht nur schwarz weiß.

Ich denke man muss sich seinen Weg suchen.

Mein Mann ist im Okt. 08 verstorben - an DK mit Metastasen.

Die Trauer über den Verlust und der Frust über diese vermaledeite Krankheit holt einen immer wieder ein, das ist eben so.
Und man muss es auch zulassen, man kann es nicht einfach "wegstecken" und das glaube ich hilft uns dabei die Situation
als unabänderlich zu akzeptieren.

Es war eben unser gemeinsames Leben und jetzt ist dieser Abschnitt vorbei - es wird nie wieder "unser gemeinsames Leben" geben.
Das ist traurig, das gefällt mir nicht, es war definitiv nicht das Ziel - aber es ist so.

http://www.dailymotion.com/video/x4m...leben-ew_music

Dieses Lied von Christina Stürmer hat mich die ganze Zeit über begleitet.
Ich hab es nicht gleich realisiert, aber dann: es ist so, ein Ende stellt man sich einfach nicht vor.
...unsere Zeit vergeht nicht, so glaubt man.

Jeder trauert anders, jeder geht mit seiner Trauer anders um - auch mich holt sie ein,
in Momenten in denen ich eigentlich glaube weit davon entfernt zu sein.

Aber ich weiß auch, dass ich meinen Weg weitergehen muss, mich jetzt - ob ich es nun so will oder nicht -
neu orientieren muss. Und ich bin mir sicher, dass es auch im Sinne meines Mannes ist. Es heißt ja nicht VERGESSEN WAS WAR.
Und ich glaube dabei bekomme ich Hilfe, wenn ich sie einfordere - von der Familie, von Freundinnen, von Freunden;
aber das Zeichen dazu werde ich geben müssen.

Liebe Blue, der Himmel wird wieder blau und die Sonne wird wieder scheinen,
man muss es aber auch sehen wollen.
Ich wünsche Dir alles Gute und vergrab Dich nicht so sehr.

Ireen
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011

Geändert von IreenS (28.02.2009 um 15:46 Uhr)
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  #5  
Alt 28.02.2009, 16:55
Blue Blue ist offline
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[B]Hallo zusammen,

es soll keine Wertung sein, was besser/schlechter/mutiger/steiniger ist. Nein, es wirkte auf mich „einseitig“, zu ausschließlich in eine Richtung. Jeder Weg ist einzigartig, ein vergleichen nicht möglich.

Meine liebe Andrea. Machmal überlege ich mir, ob ich mein Telefon abbestellen soll, nur damit ich von Dir lesen kann. Und dann wieder? Nein! Mein Nachhause kommen war gestern wunderschön. Ich stand neben dem AB und hab gelacht und mir überlegt, was da wohl bei Euch gekocht wird… Du hast Dir ewig lange meine Kopfturbulenzen angehört, ja den ganzen Abschiedsschmerz. Das ist auch so etwas, was ich in meinem Leben nicht vermissen möchte.

Liebe Andrea M, den ganzen Nachmittag saß ich auf dem Balkon. Ein Steinchen lag neben mir, kugelrund, von Wind und Zeit abgeschliffen, rund gemacht, eine kleine Murmel. Die Sonne hell und warm. Ich hoffe Du konntest die Sonne auch geniessen und vielleicht ein klein wenig die Mitte finden? Der Sinn des Lebens? Nun, manchmal scheint er mir auch abhanden gekommen zu sein. Aber muß immer alles so ganz genau in Worte gepackt sein? Ist der Sinn des Lebens nicht auch irgendwie ein Gefühl, ganz tief drin?

Hallo Siegfried, sind Tiere nicht etwas Wunderbares? Ist die gleichmäßige Bewegung beim Spaziergang nicht eine gute Gelegenheit, Gedanken zu sortieren, sich zu erinnern, auf Zeitreise gehen? Irgendwann fing ich mit meiner Hakentour an, nur ich und die Musik im Ohr. Noch immer versuche ich auf diese Art mir klar zu werden, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Oft „renne“ ich hier los und komme wunderbar sortiert im Schlenderschritt wieder zurück. Wo sind die wunderschönen Bilder Deiner Karin geblieben? Hast Du sie hier wieder rausgenommen?

Liebe Morgana, heute sind es 6 Monate, schon und doch erst. Ich hoffe, daß sich der Tag für Dich richtig anfühlt, die Sonne auch Dein Herz erreicht. Du hörst Rosenstolz auch so gerne?!? Nachdem sie die restlichen Konzerte abgesagt haben, hast Du jetzt eine Fristverlängerung – dann vielleicht im nächsten Jahr?

Für alle den einen Stift, der die Gefühle bunt macht, nicht nur weiß oder schwarz, den ganzen Regenbogen.

Gruß
Bruni
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  #6  
Alt 28.02.2009, 17:37
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Morgana Morgana ist offline
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[QUOTE=Blue;688200 Liebe Morgana, heute sind es 6 Monate, schon und doch erst. Ich hoffe, daß sich der Tag für Dich richtig anfühlt, die Sonne auch Dein Herz erreicht. Du hörst Rosenstolz auch so gerne?!? Nachdem sie die restlichen Konzerte abgesagt haben, hast Du jetzt eine Fristverlängerung – dann vielleicht im nächsten Jahr?
[/QUOTE]


Liebe Bruni,
DANKE Das mit der Sonne hat heute nicht geklappt. Hier war es ziemlich diesig, aber es hat nicht geregnet. Habe auf dem Balkon meine erfrorenen Geranien vom letzten Jahr entsorgt und Buxbäumchen eingesetzt. Auf die Sonnenstrahlen, die mein Herz wirklich erreichen, muß ich wohl noch warten...das Herz hat sich eingemummelt in warmen Kokon. Rosenstolz wird angegangen...nächstes Jahr, glaub schon...

Hatte gestern NEID ; Kollegin getroffen, wurde von ihrem Mann abgeholt. Sie ist End50erin und hatte 1 Monat nach mir zum 2. Mal geheiratet. Und das war 2004 und sie ist immer noch glücklich verheiratet...
Egal, was nun hier für kluge Ratschläge kommen...ich war NEIDISCH.

Music was my first love and it will be my last...zwitscher, träller...Soo...versuche ich auf dem Strom des Lebens zu schwimmen.

Wünsche Euch allen bunte Farben vom Regenbogen!

LG Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #7  
Alt 28.02.2009, 18:03
Blue Blue ist offline
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Beiträge: 193
Standard AW: Stammtisch

Worauf wars Du neidisch? Auf den Mann? Oder warst Du traurig, weil Du von Deinem Mann nicht mehr abgeholt werden kannst - also auf die Situation? Klingt dann gleich ganz anders und ist doch ein Unterschied....

OK, ich habe wohl zuviele Arbeitszeugnisse gelesen und morgen kommt die Sonne bestimmt auch zu Dir.

Grüßle
Bruni
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