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  #1  
Alt 25.06.2010, 11:56
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

hallo clarissa,

meine mutter (damals 66) hat sich nach dem tod meines vaters (2006, 72 jahre), aktiv einen neuen partner gesucht. "der neue" partner ist ebenfalls witwer. sie hat(te) einfach zu viel angst vor einsamkeit und dem älterwerden sowieso. sie will einfach noch etwas erleben, mit jemandem reden können. sie hasst es, allein in der wohnung zu sein. sie hat auch keine netzwerke weiter, oder die bekannten/freunde sind paare.
mir war es wichtig, das "der neue" seriös ist, das andere ist ihre entscheidung.

der unterschied zu euch ist, das beide die gräber ihrer verstorbenen ehepartner besuchen und pflegen, die langen ehejahre machten schließlich ein grossteil ihres lebens aus. jetzt sind sie in der "letzten lebensphase".

Zitat:
Zitat von clarissa72 Beitrag anzeigen

Sie war 35 Jahre verheiratet, tut jetzt so als wäre sie 25 und als ob Schwiegervater nie existiert hätte.

Eine verzweifelte Clarissa
ja, da wäre ich auch als kind oder enkelkind "verletzt", wenn über den verstorbenen/ die verstorbene nicht mehr geredet werden würde, deren existenz verschwiegen werden würde.

ich habe das in meinem entfernten umfeld erlebt: der witwer (um die 60 jahre) hat im garten alles verbrannt, was an die an leukämie verstorbene ehefrau erinnert hat (fotos, schriftliches) und sich mit deren schwester, die ebenfalls witwe war, zusammengetan. das war schwer für den sohn, das zu erleben.

ihr könnt jedoch nur für euch handeln, leben, entscheidungen treffen. andere menschen kann man nicht ändern. mein rat: geht euren weg, stärkt euch, gedenkt dem schwiegervater...

liebe gruesse, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #2  
Alt 25.06.2010, 16:17
Benutzerbild von Wasser13
Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Liebe Clarissa,

mein Mann ist vor 5 Jahren verstorben, ich habe ihn 1 1/2 Jahre im Sterben begleitet. Sicher hat Deine Schwiegermutter (habt Ihr) diese Begleitung mit Angst, Sorge, Hoffnung, Zuwendung, Verzweiflung, den "Aufs-und-Abs", dem "sich-dem-Ende-stellen" nicht auch hinter sich (Euch) ...

Als bei uns damals die Schatten länger wurden, hat mein Mann sich zum einen für die zurückliegenden Jahre bedankt und mir zum zweiten viel Glück für meine Zukunft gewünscht, einen möglichen neuen Parnter an meiner Seite hierin mit eingeschlossen. Ich war damals 43. Ich konnte mir zuerst gar nicht vorstellen, jemals einen anderen Mann an meiner Seite zu haben. Und dann war da noch das ... : ich war 43, und damit vielleicht zu jung, um den Rest meines Lebens alleine zu verbringen. Vielleicht gab es ja zwischen Deinen Schwiegereltern mal ein ähnliches Gespräch ... (?)

Mein neues Leben nahm ca. 1 Jahr nach dem Tod meines Mannes seinen Anfang. Ich habe nicht "gesucht", ... es hat sich einfach so ergeben. Ein schönes Gefühl. Kein Verrat an meinem Mann.

Unabhängig von meinem neuen Leben: mein verstorbener Mann ist und bleibt "mein Ehemann", ich trage seinen Namen. Er hat auch heute noch einen Namen in Und: mit Respekt und Toleranz (beides sowohl von meiner Seite als auch der meines neuen Partners - irgendwie müssen die beiden ja "nebeneinander" leben, das ganze ohne Vergleiche) hat er nach wie vor einen Namen in dem Leben, dass ich heute führe. Das ist ebenfalls ein schönes Gefühl.

Liebe Clarissa, als Kinder/Schwiegerkinder habt auch Ihr die Krankheit Eures Schwiegervaters miterlebt und Ihr trauert mit Eurer Mutter/Schwiegermutter. Habt Ihr mal das Gespräch mit ihr gesucht, ihr gesagt, wie ihr empfindet, ihr vielleicht auch gesagt, dass ihr sie verstehen möchtet (?). Wenn Sie ein neues Glück gefunden hat, so ändert sich dadurch natürlich auch Euer aller Leben (Vater/Schwiegervater/Opa), vielleicht ist ihr das gar nicht so bewusst, dass Ihr Euch vor den Kopf gestossen fühlt.

Last not least: mein Mitgefühl zu Eurem Verlust - er wiegt offenbar schwer, auch wenn inzwischen ein paar Monate verstrichen sind ...

Alles Gute und viele Grüße ... !
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  #3  
Alt 26.06.2010, 00:34
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Liebe Clarissa,

du bist verzweifelt, verstehst die Welt und deine Schwiegermutter nicht mehr. Darf ich dich mal, provozierend, fragen: hast du sie je verstanden? Was weisst du denn von ihr? Woher willst du wissen, was sie fühlt, was sie denkt, wie sie sich vielleicht quält? Woher wollen das ihre Kinder wissen?

Ihr macht es euch da ein bisschen zu einfach, denke ich. Ihr projiziert einfach eure Trauer auf sie. Das geht nicht. Ihr habt euren Schwiegervater/Vater verloren, sie ihren Mann. Ich will damit keine Wertung abgeben, auf keinen Fall. Doch das lässt sich überhaupt nicht vergleichen.

Ist es ein ausschliessliches Recht der Jugend, sich zu verlieben? Ihr nehmt für euch in Anspruch, euch vom Blitz treffen lassen zu können. Wieso beschneidet ihr dieses Recht bei einer Frau von Mitte 50 (schätz ich mal)?

Sollte sie tatsächlich eine neue Liebe gefunden haben, so hat sie prinzipiell das gleiche Recht darauf, wie die Jugend. Die Zeiten, da Witwen und Witwer sich in ihr Schicksal ergeben und mit gesengtem Kopf alleine durchs Leben gehen mussten, sind Gott sei Dank vorbei. Dass es diesen Brauch (es war keineswegs offiziell!) des Trauerjahres so gut wie nicht mehr gibt finde ich absolut in Ordnung. Das ist in der Regel eh scheinheiliges Getue und Äusserlichkeit gewesen. Wie kann es sein, dass ich heute noch schwarz trage und dann morgen einfach wieder fröhlich bunte Kleidung? Die Trauer endet nicht nach einem Jahr. Nicht die Kleidung und auch nicht die Zeit trauert sondern der Mensch.

Wie sie sich fühlt könnt ihr nicht nachempfinden. Schon garnicht dann, wenn ihr nicht mit ihr darüber geredet habt. Versucht es mal, ihr Einverständnis vorausgesetzt. Verena hat es sehr treffend beschrieben und ich wiederhole das: ihr trauert, weint um den Verstorbenen. Dann geht ihr nach Hause und lasst euch in den Arm nehmen und trösten. Wie geht es dann deiner Schwiegermutter? Du glaubst doch nicht, dass die Kinder, Freunde oder Bekannte ihr das geben können. Ihr habt eure Partner, seit nicht allein. Sie kommt zurück in die leere, kalte Wohnung.

Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist? Nachts im Bett liegen und ins Leere zu greifen? Morgens aufstehen, niemand sagt "Guten Morgen"? Niemand sagt "Pass auf dich auf", wenn sie mit dem Auto wegfährt? Niemand sagt "Schön, dass du wieder da bist", wenn sie zurück kommt? Niemand sagt "Guten Appetit" wenn das Essen auf dem Tisch steht? Niemand sagt "Gute Nacht"? Ja, es gibt sogar nicht einmal mehr eine Diskussion um das Fernsehprogramm am Abend? Wenn das Ehepaar in der Nachbarschaft sich sonnend im Garten sitzt, dann zieht sie die Vorhänge zu. Wenn diese Ehepaar fröhlich ist und lacht, feiert, dann stopft sie sich Watte in die Ohren. Wisst ihr, wie schwer es ist, auf eine Feier zu Bekannten zu gehen, wenn ihr wisst, dass dort nur Paare zugegen sein werden?

Und, was auch wichtig ist: Zärtlichkeit! Ich weiss, dass z.B. meine Töchter ihre Schwierigkeiten damit hatten und haben, dass Menschen in diesem Alter noch Sehnsucht nach Zärtlichkeit und, ich sag es rundheraus, durchaus sexuelle Bedürfnisse haben und sich diese auch erfüllen möchten. Junge Menschen können sich das selten vorstellen. Das ist ein Tabu-Thema für euch. Auch mir ging es so, als ich 30 war. So frisch und frei von der Leber weg, wie ihr untereinander darüber redet, bei Mama und Papa, erst recht bei Oma und Opa, da seit ihr befangen, geniert euch. Das geht doch nicht, das ist irgendwie "pfui", ist die Meinung. Quatsch mit Sosse!

Soll deine Schwiegermutter diesen Blitzeinschlag ignorieren und damit vielleicht zwei Menschen unglücklich machen? Nämlich sich selbst und den, der diesen Einschlag verursacht hat. Wenn deine Schiegermutter eine neue Liebe gefunden hat, so heisst das noch lange nicht, dass sie ihre verstorbene erste Liebe vergessen hat, dass sie nicht mehr oder auch vielleicht nur weniger um diese trauert. Hast du dir von deinen Eltern nicht in deine Liebe hinein reden lassen, dann versuch es auch nicht andersrum. Die Liebe ist nicht endlich und wer will bestimmen, wann der Blitz einschlägt? Etwa Ihr? Etwa die Gesellschaft?

Ich kann euch nur raten: redet miteinander. Versucht sie zu verstehen. In dieser Angelegenheit seit ihr nicht Kinder sondern lediglich Freunde, die das Beste wollen. Und das Beste ist das, was ihr gut tut. Bestimmt nicht das, was ihr euch im Moment vorstellt. Ihr könnt sie begleiten, sie unterstützen und, wenn nötig, helfen. Nicht mehr und nicht weniger.


Ich drück euch allen die Daumen

Helmut
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  #4  
Alt 26.06.2010, 02:12
Bummelchen Bummelchen ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Liebe Clarissa,

versuche bitte nicht, wie alle dir raten, deine Schwiegermutter zu verstehen, du wirst
es nicht können. Nur Jemand der in dieser Situation ist kann es.
Da können dir alle 1000 gute Ratschläge geben und Verhaltensregeln aufstellen,
du kannst dich noch so anstrengen, du wirst es nicht verstehen........ akzeptiere es einfach.

Sie ist in der Lage jemandem von neuem zu vertrauen,
den Winter aus ihrem Herzen zu lassen, davor ziehe ich den Hut.
Auch das wirst du sicher nicht verstehen, aber viele andere hier.
Ich gratuliere ihr diesen Schritt geschafft zu haben und wünsche ihr alles erdenklich Gute

Bummelchen
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  #5  
Alt 26.06.2010, 02:15
Benutzerbild von Ute08
Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Hallo,
Helmut hat alles absolut ehrlich und direkt formuliert. Dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen.
Lieber Gruß Ute
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Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #6  
Alt 26.06.2010, 09:23
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen

Ihr macht es euch da ein bisschen zu einfach, denke ich. Ihr projiziert einfach eure Trauer auf sie. Das geht nicht. Ihr habt euren Schwiegervater/Vater verloren, sie ihren Mann. Ich will damit keine Wertung abgeben, auf keinen Fall. Doch das lässt sich überhaupt nicht vergleichen.

Ist es ein ausschliessliches Recht der Jugend, sich zu verlieben? Ihr nehmt für euch in Anspruch, euch vom Blitz treffen lassen zu können. Wieso beschneidet ihr dieses Recht bei einer Frau von Mitte 50 (schätz ich mal)?

[...]
Wie sie sich fühlt könnt ihr nicht nachempfinden. Schon garnicht dann, wenn ihr nicht mit ihr darüber geredet habt. Versucht es mal, ihr Einverständnis vorausgesetzt. Verena hat es sehr treffend beschrieben und ich wiederhole das: ihr trauert, weint um den Verstorbenen. Dann geht ihr nach Hause und lasst euch in den Arm nehmen und trösten. Wie geht es dann deiner Schwiegermutter? [...]
Helmut
Hallo Helmut,

Clarissa hat ja nicht das Recht ihrer Schwiegermutter auf eine neue Liebe hinterfragt, sondern lediglich den Zeitpunkt. Und ich finde diese Frage durchaus berechtigt, ich würde sie mir selbst als Betroffene auch stellen: werde ich der Erinnerung meines verstorbenen Mannes gerecht, wenn ich ein 3/4 Jahr nach seinem Tode meine neue Verliebtheit offen zur Schau stelle?
Meine Antwort wäre: nein. Nach über 30 Jahren des Zusammenlebens ist m.E. eine angemessene Trauerzeit auch als Signal an das soziale Umfeld durchaus angebracht. Mir erschiene es unwirklich, wenn ich mich nach so kurzer Zeit "in den Armen eines neuen Partners" trösten ließe.

Ich finde ein Trauerjahr als Signal an das soziale Umfeld -hier hat jemand eine große Lücke hinterlassen - durchaus angemessen. Ist es nicht ein bißchen einfach unter dem hehren Zeichen der unendliche Toleranz jede Gefühlswallung offen zuzulassen? Die Zeit um sich neu zu verlieben läuft einer Witwe/ einem Witwer ja nicht gleich weg, wir sind in den 50er Lebensjahren, nicht in den 80ern.
Liebe Grüße

Geändert von Geske (26.06.2010 um 09:39 Uhr)
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  #7  
Alt 26.06.2010, 12:10
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Hallo Geske,

mit zwei Dingen gebe ich dir vollkommen recht: die Frage des Zeitpunktes habe ich mir auch schon gestellt und zweitens, dass uns durchaus die Zeit nicht davon läuft mit Mitte 50.

Wenn für dich ein Trauerjahr angebracht ist, so finde ich das für dich vollkommen in Ordnung. Doch dieses Trauerjahr muss aus dem Herzen des/der Hinterbliebenen kommen und nicht auf Grund irgendwelcher Konventionen. Eine zur Schau getragene Trauer würde mich jedoch anekeln. Das ist scheinheiliges Getue und wird dem Ansehen des Verstorbenen in keinster Weise gerecht. Ich bin der Meinung, dieses "Trauerjahr" kann bei dem einen 1/2 Jahr dauern und bei dem anderen 3 Jahre und länger. Bei manchen hört es nie auf und auch sie können sich dabei durchaus wohlfühlen. Eine Tante meiner Frau lief genau ein Jahr in Sack und Asche herum. Am 366-sten Tag trug sie helle Kleidung als wär nichts gewesen. Was soll das? Das ist absoluter Unsinn in meinen Augen und eine Erniedrigung der/des Verstorbenen. Wer jedoch das echte Bedürfnis hat, das Trauerjahr ein zu halten, der soll das auch tun und tun dürfen.

Zum Zweiten die weisen Haare des Alters. Zumindest meine sind grau. Auch wir haben noch "Zeit" eine/n Partner/in zu finden oder uns finden zu lassen. Mit aller Gewalt da jetzt was ein zu fordern ist ebensolcher Unsinn. Genau das hätte was mit Verzweifelung zu tun welche nicht angebracht ist.

Ich gebe dir auch darin Recht, dass ich nicht mit einer neuen Partnerin hausieren ginge, so ich sie denn fände. Erst recht nicht kurz (was heisst kurz eigentlich?) nachdem meine Frau verstorben war. Auf der anderen Seite würde ich sie auch nicht verstecken. Das wäre auch ihr gegenüber unfair. Es ist lediglich eine Frage der Rücksichtnahme auf die anderen Trauernden und vorallem, wie ich das anginge.

Doch die "Zeit", welche wir noch haben, und das sogenannte "Trauerjahr", wie ich es verstehe, haben nichts mit dem Zeitpunkt zu tun, zu dem wir eine neue Partnerin oder Partner finden.

Clarissa hat die Situation voller Emotionen aus ihrer Sicht, aus ihrer Trauer, beschrieben. Wir kennen jedoch die andere Seite nicht. Also hab ich versucht einfach mal die Angelegenheit von der absolut anderen Seite zu beschreiben. Wobei ich durchaus hinter diesem Beitrag stehe. Ich weiss, dass mein Beitrag sehr hart und direkt geschrieben ist und das war volle Absicht. Die Wahrheit liegt jedoch individuell für jeden Einzelnen irgendwo dazwischen. Es geht doch nicht alleine darum, Clarissa zu sagen, du hast recht oder unrecht, du musst das so oder so machen, sondern es geht darum ihr einen Denkanstoss zu geben.

Sie muss für sich das Richtige herausfinden. Sie muss sich hinterfragen können und das geht nur, wenn sie das andere Extrem kennt. Denn nur die Schlüsse, die sie selbst gezogen hat, selbst durchdacht hat, nur mit ihnen kann sie aus innerer Überzeugung leben und danach handeln. Geht es uns nicht allen so?

Es ist ja nicht so, als würde ich ihre Trauer, ihre Angst, ihre Probleme nicht verstehen. Schliesslich habe ich zwei erwachsene Töchter und wir reden miteinander. Ich weiss, was sie fühlen und wenn ich merkte, dass sie die gleichen Probleme hätten wie Clarissa, ich würde ihnen meinen obigen Beitrag in gleicher Weise vor die Nase halten ..... und dann mit ihnen darüber reden.


Alles Liebe

Helmut
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  #8  
Alt 26.06.2010, 13:07
Benutzerbild von clarissa72
clarissa72 clarissa72 ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure tollen Beiträge und Meinungen. Ihr habt mir doch etwas die Augen geöffnet, insbesondere Helmut (ich fand Deinen Beitrag nicht hart, er war sehr ehrlich aus der Sicht eines Betroffenen). Ich muß auch ehrlich sein das ich in Bezug auf Einsamkeit zu Hause und im Alltag wohl doch etwas engstirnig bisher war. Wir versuchen Schwiegermutter so auf wie möglich bei uns zuhaben (Wochenende zum Mittagessen, an dern Nachmittagen, zum Einkaufen usw. Besonders Ihre Töchter kümmern sich sehr um sie. Aber das eben doch wahrscheinlich nicht genug.
Trotz alledem ist Die Situation jetzt komisch für uns alle, natürlich für ihre Kinder erst recht. Meine eine Schwägerin kommt gar nicht damit klar, weint jeden Tag am Grab ihres Vaters, kann die Wohnung ihrer Mutter nicht mehr betreten wenn sie weiß der Freund von Schwiegermutter war da. Hat ihr vorgeworfen sie hätte den Vater nie geliebt. Hoffentlich beruhigt sich die Lage wieder, nicht das jetzt noch die ganze Familie zerbricht.

LG Clarissa
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  #9  
Alt 26.06.2010, 13:27
Heikeaml Heikeaml ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Hallo Clarissa
Ich möchte Dir aus der Sicht einer Betroffende schreiben
Als ich damals erfuhr das Ich Krebs habe und das es durchaus möglich wäre an der krankheit sterben habe ich mit mein Mann auch darüber gesprochen wie es dann weiter gehen soll oder besser gesagt wie Ich mir das vorstelle
Ich habe nur ein Wunsch geäussert Ich möchte das meine kinder nie vergessen was Ich ihn mit gegeben habe und das iss auch die lust an leben sie sollen nicht in trauer versinken und mich schon garnicht auf ein podest stellen zu mein Mann hab ich gesagt das er sich über das gerede der leute wech setzen sollen wenn er sich eine neue partnerin sucht denn er iss ein schweren weg mit mir gegangen und das hilft mir mehr als nach mein Tod lebenslange Treue Liebe Clarissa vieleicht fanden solche gespräche auch bei dein Schwiegereltern statt? gebt den neuen Partner eine Chance
Ich wünsche Dir alles Gute
Heike
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Den letzten Weg ,geht man allein
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  #10  
Alt 26.06.2010, 15:01
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HelmutL HelmutL ist offline
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Hallo Clarissa,

es freut mich, dass du uns/mich verstanden hast. Es gibt halt immer zu allem auch eine andere Sichtweise. Nur, wie soll man die wissen? Das ist sehr schwer und nur durch Gespräche heraus zu finden.

Ich finde es toll, wie ihr euch um sie kümmert. In der Gesellschaft ist es leichter auch mal von der Trauer abzuschalten, ein Stückchen Normalität zu erleben. Für sie und auch für euch.

Ich möchte dir noch etwas erzählen und vielleicht einen kleinen Tipp geben. Bei mir war, und ist es auch heute manchmal noch so, dass die Heimkehr in die leere Wohung wie ein Absturz zugeschlagen hat. Zuvor Menschen um mich, mal ein Lachen, Betriebsamkeit, ich fühle mich wohl und dann? Nichts, Stille, Leere. Das schlägt zu wie ein Hammer.

Vielleicht geht es ihr auch so? Ihr wisst ja, wann sie ungefähr zu Hause sein wird. Die kurze, telefonische Frage: "Bist du gut zu Hause angekommen?" könnte ihr dabei sicher sehr gut helfen diesen Hammerschlag abzufedern.

Meine Töchter hätten bestimmt auch heute noch so ihre Probleme, sollte ich ihnen unvermittelt eine neue Partnerin vorstellen, doch sie kämen damit zurecht. Die Familie sollte da zusammen halten.


Alles Liebe

Helmut
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  #11  
Alt 28.06.2010, 11:46
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Hallo alle zusammen1

Als mein lieber Freund nach 4,5 Jahren Krebs gegangen ist, habe ich überhaupt nicht mehr weiter gewollt. Endlich hatte ich DEN Freund fürs Leben gefunden...! Wir hatten 3,5 Jahre ohne Krebs. Das Wort "Zukunft" begann langsam und leise im Hintergrund zu sterben seit dem Tag der Diagnose, max. Überlebensdauer 3-5 Jahre! NATÜRLICH würde es bei IHM anders sein, natürlich! Es war "anders", er hat gekämpft, war stark und hat den Schmerzen, den Tortouren widerstanden, wie ich es mir hätte nie vorstellen können. Und doch ahnten wir beide, es ist ein "Spiel" auf Zeit. Wie oft habe ich ihn traurig von der Seite angesehen, mich gefragt wie lange er noch bei mir sein wird, wie lange er noch die Kraft haben wird und was ich dann ohne ihn machen soll, wie es sich wohl anfühlen wird... Es ist furchtbar wenn der geliebte Mensch neben einem sitzt und man versucht sich auf die kommende Zeit "vor zu bereiten". Es fühlt sich dann noch schlimmer an, wenn der unglaubliche Fall eintritt. Sicher ist die Frage nach der Beziehung, wie gut oder schlecht sie war auch legitim. Die Zeit der Krankheit ist auch schon eine Trauerzeit, die wohl meist übersehen wird, man weiß man kommt den Tod täglich näher! In der ersten Zeit war ich körperlich und seelisch fix und fertig, naja die „erste Zeit“ hat sich ganz schön lang hingezogen. Ich habe für mein Leben auch nicht mehr gesehen was das noch werden soll, ich wollte auch nicht mehr, mir kam der Sinn des Ganzen abhanden. Ich verlor mich selbst langsam. Ein neuer Partner - nein, das konnte nicht gehen, nein nicht nach dieser großen Liebe – unmöglich! Und das Gerede der Leute "Die braucht wieder einen Mann!" oder „…es ist doch nun schon sooo lange her, nun muss man sich doch mal wieder fangen!“ (das Gegenteil von „Ach hat die schon wieder einen, na da kann es mit der Liebe nicht weit her gewesen sein!“- als ob das ein Allheilmittel wäre und was soll das heißen, ist man als allein stehende Frau Niemand - unfähig zu leben!? Das wollte ich dann so doch nicht gelten lassen, ich bemühte mich wieder "Sinn und Zukunft" in mein Leben zu bringen, 2-3 Monate lang, dann wurde meine Mutter pflegebedürftig und ich stehe nun mehr schon wieder seit 4 Jahren in der Sorge um einen Menschen. Doch ich habe einen sehr einfühlsamen und standhaften Freund, nicht gesucht, eigentlich aus Empörung über die Welt zusammen gefunden... Wie trostlos wäre mein Leben ohne ihn, ich hätte jetzt mit 45 Jahren keine Zukunft, nur ein jetzt mit meiner kranken Mutter. Zur Zeit habe ich ein gutes "Jetzt" und auch noch einige Zukunftspläne und ich bin sooo froh, dass mein Freund so in mein Leben geknallt ist. Es ist nicht immer leicht und es ist sicher auch nicht das Ende der Trauer um die verlorene Liebe, aber ein Leben allein mit allen erlebten Grausamkeiten, die Erinnerung an jämmerliches Leiden, Blut, Wunden, ungeheuerliche Kämpfe mit Ämtern bzw. deren Amtspersonen die noch Beweise brauchen, wenn der Sarg schon im Wohnzimmer steht. Das alles bringt den Sinn auf dieser Welt zu sein furchtbar durcheinander... Wir sind sehr schnell zusammen gekommen, für meine Kinder sicher überraschend schnell. Nicht nach Monaten, nein ich meine als wir uns das erste Mal trafen, haben wir uns kaum mehr getrennt, trotz der 500 km zwischen uns, die mein Freund durch seinen Umzug ausradierte. Und noch eine Überlegung für Kinder. Es ist für mich als Mutter eine schlimme Vorstellung, wenn ich so geblieben wäre wie ich die ersten Monate war. Ich hatte keinen Antrieb, zu nichts, habe unter lachenden Menschen mit Tränen in den Augen gesessen und fühlte mich allein, abgerissen von meiner Liebe und sinnlos umher treiben, unnütz im Leben... wollte nicht reden und nix. Es ist eine schwere Aufgabe einen solchen verlorenen Menschen täglich aufbauen zu müssen, eine Aufgabe, die ein Partner in der Regel den Kindern abnimmt – das kann auch für die Kinder ein Geschenk sein. Doch vielleicht fühlen sie sich um die gemeinsame Trauer betrogen? Ich glaube da hilft nur reden, ehrliches Interesse an den Gefühlen der Mutter. Es gibt viele Varianten des Umgehens mit diesen "Zuständen", manche flüchten, manche resignieren, manche halten sich an gewohnten Strukturen ihres Lebens fest um sich selbst nicht spüren zu lassen, dass der Boden unter den Füßen weg ist... Keine Variante wird für alle Menschen die richtige sein, es ist immer nur ein Versuch mit dem Unmöglichen um zu gehen.

Versucht euch gegenseitig zu verstehen, sonst verlieren alle noch mehr als den Vater/ Schwiegervater.

Gruß Petra
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  #12  
Alt 30.06.2010, 07:41
Lily7 Lily7 ist offline
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Standard AW: Warum so schnell einen neuen Partner???

Hallo Clarissa,

ich erzähl dir auch unsere Geschichte.

Meine Mama starb letztes Jahr im Herbst an Darmkrebs mit 57 Jahren.
Papa und Mama waren 40 Jahre verheiratet und ich seh sie heute noch händchenhaltend spazieren gehen.

Das war eine sehr schwere Zeit für meinen Papa, da er auch schon in Rente war und von da an nur noch zu Hause sitzt

Meine Mama war die Aktive, die viel unterwegs war ..Freunde riefen an...das telefon läutet oft...und dann war alles verstummt.

Er verfiel in Depressionen und ertränkte seinen Kummer im Alkohol, was für mich auch sehr schlimm war.

Wieder einmal stand ich machtlos da und konnte nicht helfen.

Und nun hat er eine Frau kennengelernt, die ihm gut tut und mit der er viel unternimmt...die Freude ist wieder zurückgekehrt in sein Leben.

Wenn es meinen Papa gut geht geht es mir auch gut und ich freue mich für ihm.

Als wir neulich darüber redeten, sagte er mir, das Mama immer in seinem Herzen ist...da musste er weinen.

Das mit der neuen Partnerin war gefühlsmässig nicht ganz einfach, weil er das Gefühl hatte das er Mama bedrügt....aber meine Mama hätte nicht gewollt, das er alleine bleibt mit seinem Kummer und dem Alkohol.

Ich denke jeder Mensch geht anders mit seinen Trauer um und das sollte man respektieren auch mit der Zeit danach....das soll nicht heißen, das sie ihre Liebe vergessen haben.

LG Lily
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