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#1
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Liebe Mollie,
auch von mir die Bitte, dich nicht vetreiben zu lassen! Seit der Erkrankung meines Mannes schreibe ich hier, erst im Hautkrebsforum, nun hier. Als es meinem Schatz schon sehr schlecht ging, wurde mir offen unterstellt, die Erkrankung meines Mannes sei nur erfunden. Zum Glück war ich nicht allein sondern hatte liebe "Mitschreiber", die mich unterstützt haben. Alles Liebe, Verena! |
#2
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Hallo @all
Eine Bekannte von uns hatte sehr starke Zahnschmerzen. Wie üblich natürlich am Wochenende und ihre Zahnärztin war nicht zu erreichen. Man sah es ihr auch an, dass sie starke Schmerzen hatte. Die Backe geschwollen und heiss, das Zahnfleisch rot und entzündet. Wie die meisten Menschen hat sie eine riesige Angst vor dem Zahnarzt und nur die Zahnärztin ihres Vertrauen darf überhaupt an ihre Zähne. Obwohl Myriam zu der Zeit selbst in den Seilen hing, war es kein Thema. Die Bekannte wurde getröstet und bedauert und mit entzündungshemmenden Schmerztabletten versorgt. Der Onkel von Myriam war gestorben. Wir wohnten Zaun an Zaun mit der Witwe, ihrer Tante. Trotz aller eigenen Sorgen hat sie sich mit viel Geduld die Trauergespräche ihrer Tante angehört und verständnisvoll Trost gespendet. Ich hab gesehen, wie sehr es sie belastet hat. Wie kleine Kinder so sind. Es gibt so manchen Grund für Mama und Papa, mit ihnen auch mal Tacheles zu reden und ihnen die Grenzen auf zu zeigen. Für unsere Enkelin brach damals die Welt zusammen. Bei Oma hat sie sich dann ausgeweint. Mama und Papa hatten natürlich recht. Das, was die Kleine angestellt hatte, ging wirklich zu weit. Oma hat sie in den Arm genommen, lange und beruhigend mit ihr gesprochen und zum Schluss gabs auch noch ein Eis. Die Strafe konnten wir ihr natürlich nicht nehmen. Sie war nur lange nicht mehr so schlimm. Wir haben dann etwas anderes unternommen. Oder erinnert ihr euch an die Geschichte mit dem Mirabellenbaum? Ja, gut, was soll das? Ganz einfach: der eigene Schmerz ist immer der Nächste. Sei er nun körperlich oder seelisch oder beides zusammen oder noch so klein in Relation zu anderem Schmerz. Erst der Kopf beginnt irgendwann zu sagen, dass es da eine Relation gibt. Ich habe einen guten Freund und Kollegen aus dem Computerclub verloren. Er war etwa in meinem Alter und verstarb aus heiterem Himmel an einem Blutgerinsel im Kopf. Es hat mich schwer getroffen. Die Mutter meiner Kinder ist an Krebs gestorben nach langem Kampf. Sie trauern noch heute sehr um sie und sie fehlt ihnen an allen Ecken und Kanten. Sehr oft spür ich das auch und manchmal reden wir darüber. Meine Enkelinnen haben ihre heissgeliebte Oma verloren. Wir reden sehr oft über sie. Sie ist ihnen immer noch so im Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen. Ich habe meine Frau an den Krebs verloren. Ihr wisst, welche Probleme ich damit habe. Mein Schwager ist tot. Mein Vater und mein Schwiegervater, meine Grosseltern, Onkel und Tanten, Mitschüler. Ich habe die Menschen gesehen, die mit uns zum Grab von Myriam gegangen sind, gemeinsam, still, betroffen, erschüttert. Ich treffe auch heute noch Menschen, die mich auf Myriam ansprechen und mir sagen, dass sie oft an sie denken. Meine Schwiegermutter hat absolut dicht gemacht. Alle ihre Verstorbenen leben noch. Sie telefonieren und besuchen sich sogar immer noch. Ihr Mann, ihr Sohn, ihre Mutter und ihre Brüder. Nur von Myriam, die hat es anscheinend nie gegeben. Kein einziges Wort über ihre Tochter. Kann ich da sagen: "Meine Trauer ist die grösste? Mein Schmerz ist grösser als der von anderen? Es war meine Frau?" Niemals. Ehrliche Trauer und Anteilnahme besitzen keine Wertigkeit. Alles Liebe und: die Daumen sind gedrückt! Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#3
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Guten Morgen Helmut,
in einem hast Du völlig recht: In unserem bzw. Deinem Alter hat man in der Tat nicht mehr die Zeit der Jugend, um eine Beziehung "auszuprobieren". Das hat aber auch positive Seiten, nämlich, dass unsere "Altersstufe" recht schnell klar Schiff macht, wenn man merkt, dass die Partnerschaft nicht optimal "läuft". Dass Du Angst hast, ist m.E. völlig normal. Haben wir doch im "Spätsommer" des Lebens Eigenheiten (bzw. Angewohnheiten) die der verstorbene Partner sehr gut kannte, der "neue" Partner hingegen muß diese ja erst kennenlernen und natürlich auch damit umgehen können. Wichtig ist deshalb meiner Ansicht nach,dass das "Fundament" einer neuen Beziehung stimmt. Denn dann ist es auch möglich, sich mit dem Partner zu arrangieren. Ich glaube auch, dass die neue Beziehung genauso intensiv und schön werden kann, wie die vorherige. Ja vielleicht sogar noch tiefer gehend, gerade weil man ein gewisses Lebensalter erreicht hat. Auf jeden Fall bin ich davon überzeugt, dass Deine Myriam sich sehr gewünscht hätte, dass Du wieder eine Partnerschaft eingehst. Ich hab mich mit dem Thema auseinandergesetzt und hoffe sehr, dass mein Männe eine neue Partnerin findet, sollte bei mir der Super-Gau eintreten. Zugegeben, ein klein wenig Eifersucht is bei mir schon vorhanden. Aber ich liebe meinen Mann und möchte deshalb, dass es ihm gut geht. Auch auf die Gefahr hin, dass ich "Haue" kriege, sage ich hier, dass zu einem schönen, ausgefüllten Leben (meiner Meinung nach !!!!!!) einfach ein Partner mit dazugehört. LG Chris ![]() |
#4
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Liebe Chris,
deinen Ausführungen kann ich nur ganz und gar folgen. Ich denke auch, dass es möglich ist, durch das Erlebte den Zeitvorsprung der Jugend wenigstens teilweise wettmachen kann. Myriam und ich, wir hatten irgendwann mal festgestellt, dass sich unsere Liebe verändert hat. Ist sie in der Jugend fordernd, himmelhoch jauchzend und ungeduldig, so wird sie mit zunehmendem Alter ruhiger, gelassener, tiefer, intensiver und auch genussvoller. Man steht nicht mehr unter dem Druck, sich und den anderen was zu beweisen. Was das auch immer ist. Du brauchst nicht überzeugt davon zu sein, dass Myriam mir das wünschte. Du kannst es wissen. Sie hat es. Schon einige Zeit vor ihrer Erkrankung hatten wir dieses Gespräch. In einem der vielen Momente im Leben, wo man stehen bleibt, Bilanz zieht und versucht nach vorne zu schauen. Es muss dich viel Kraft kosten, diese Gedanken zu haben. Noch mehr, sie auch auszusprechen. ![]() Liebe Silverlady, Es freut mich für dich, dass du solche Unterstützung hast. Gerade in der Not zeigt sich immer wieder, wer die wirklichen Freunde sind. Den Dichter kenn ich ebenso wenig, wie ich das Gedicht kenne. Ich hoffe, er verzeiht mir, dass ich es, wenn auch nicht so geschickt wie er, mit meinen Worten weiterspinne. fort, fort, fort drehen sich die Räder immer dahin im Schienengeäder ...... ..... in rasender Eile, ganz ohne Pausen mit endloser Hast sie in die Ferne sausen. Bis sie treffen die eine Schwelle welche liegt genau an jener Stelle die niemand kennt und keiner weiss. Bremsen kreischen glühend und heiss. Zu spät! Zu spät Vergangenes nachzuholen. Ein einziger hölzerner Bohlen bedeutet das Ende. Wessen? Du weiss genau, willst niemals vergessen. Du bist drüber weggeschossen in Hast und Eile unverdrossen oft ohne zu sehen, was am Schienenrand in bunter Vielfalt leuchtend stand. Die Räder nur holprig verfolgen die eisernen Bahnen. Deine Sehnsucht ists, sie lässt dich jetzt ahnen, was damals am gleissenden Schienenrand in bunter Vielfalt leuchtend stand. Mühsam reparierst du das Schienengeäder und weiter rollen unaufhaltsame Räder. Obwohl so schnell wie zuvor sie drehen jetzt kannst du offenen Auges sehen. Warum so spät, warum erst jetzt? Fragst du dich dann, oft ganz entsetzt, dein Herz voller Wut und Bangen. Das Leben ists. Du glaubtest, es einzufangen. Alles Liebe und ein schönes Spiel heute Abend Helmut
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#5
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hallo Helmut
ich bin sicher, er verzeiht. ![]() silverlady |
#6
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Respekt vor deiner Dichtkunst, mit Versmaß und -inhalt.
![]() LG Marian |
#7
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Meine Lieben,
es fällt mir nicht leicht, das zu schreiben. Doch ich möchte für eine zeitlang etwas kürzer treten, was den Krebs-Kompass betrifft. Das heisst, ich werde vorläufig mal nicht mehr so viel schreiben. So vieles ist bei mir im Umbruch und ich brauche etwas Abstand. Meine Jüngste wird die Tage endgültig und komplett aus ihrer Wohnung ausgezogen sein und da wartet ne Menge Arbeit auf mich. Bitte seit mir nicht böse, doch ich merke, dass mich so manches, was ich hier und anderswo zu lesen bekomme, zur Zeit sehr belastet und ich so den Kopf nicht so richtig frei habe, um meine eigenen Entscheidungen zu überdenken und dann auch folgerichtig zu treffen. Es ist mir sogar schon passiert, dass ich auf Dinge, die mir ansonsten sehr wichtig sind, nicht reagiert habe. Einfach übersehen, vergessen! Das gab mir zu denken. Das tut mir von Herzen leid. Das alles sind meine Gründe. Ich muss zuerst mal wieder zu mir selbst finden. Ich hoffe, ihr versteht das. Was Myriam betrifft, so gibt es immer noch diverse chaotische Baustellen. Mit einigen muss ich alleine zurechtkommen, andere werden auch in Zukunft ein Grund sein, mich wieder zu melden. Meine PN, E-Mail oder sonstige Kontakte werde ich auch zukünftig pflegen. Bei PN's kann es dann schon mal ein paar Tage länger dauern. Ihr als UserInnen seit der Krebs-Kompass und ihr habt mir in den letzten 4 1/4 Jahren unendlich viel gegeben. Zuerst als Angehorigem mit Informationen, Tipps und mentaler Unterstützung, dann als Hinterbliebenem mit Trost, Verständniss und für mich wertvollen Beiträgen und mit oft nächtelangen Gesprächen im Chat. Wobei gerade der Chat in diesem Forum was besonderes ist. Mit keinem anderen zu vergleichen. Viele Tränen habe ich dort geweint und so manche Bauchschmerzen ertragen. Oft waren es Tränen vor Lachen, wenn ich vom Sessel unter den Tisch gerutscht war, doch genau so oft auch die anderen. Nirgends ist Freude und Leid so untrennbar miteinander verbunden, wie gerade in diesem Chat. Genau das macht ihn so einzigartig, aber auch so schwer. An der Stelle ein kleines "Danke" an die Mods im Chat und im Forum, an die Betreiber des Forums und an euch, die Userinnen und User. Für euch alle ...... alles Liebe Helmut
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#8
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Lieber Helmut,
habe hier ja nicht so oft geschrieben, aber deine Texte immer verfolgt. Uns wird etwas fehlen. Du hast immer Alles so auf den Punkt beschrieben. Auch deine heiteren Ausflugsgeschichten waren so kurzweilig, dass man sie garnicht unterbrechen wollte. Ich kann dich gut verstehen. Ich suche auch immer mehr Abstand vom Krebskompass. Komme auch garnicht mehr in den Chat. Auch mir hat er sehr viel geholfen. Auch ich habe Tränen gelacht und bin manches Mal fast vom Stuhl gerutscht. Aber auch bei mir wühlt es alles wieder so auf, dass ich dann auch nicht mehr schlafen konnte. Weil immer wieder und wieder neue traurige Menschen auftauchen, immer wieder neue verzeifelte Menschen Hilfe suchen. Ich kann das auch geballt nicht mehr aushalten, da ich hier immer wieder hängen geblieben bin und es mir den Weg in ein neues Leben schwerer macht. Ich habe mir einen kleinen Kreis der Hinterbliebenen erhalten und alles Neue kann ich nicht mehr ertragen. Lese zwar ab und zu noch, aber kann mich zur Zeit nicht mehr einbringen. Wünsche dir, der du ja wirklich viel in dieses Forum eingebracht hast, dass du in deinem neuen Leben gut ankommst und hoffe, dass du ab und zu mal was von dir hören lässt, damit wir wissen, dass es dir gut geht. Liebe Grüße Petra
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Meine große Liebe *1952, BSDK seit 05/2006, friedlich in meinen Armen eingeschlafen am 29.06.2008 ![]() Meine Mutter *1925, BK seit 08/2006, OP und Bestrahlung, DK seit 06/2009 OP, Rezid. BK 10/2009, Lu-Metas 03/2013, eingeschlafen am 3.10.2013 Leuchtende Tage. Nicht weinen, dass sie vorüber. Lächeln, dass sie gewesen. (Konfuzius) Geändert von petra48 (16.07.2010 um 07:29 Uhr) |
#9
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hallo Helmut
nimm dir alle Zeit der Welt. Aber vergiß uns nicht und mach wenigstens hin und wieder mal piep. alles Gute und Glück der Welt wünscht dir silverlady |
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