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  #1  
Alt 22.11.2010, 13:16
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GreenEye1972 GreenEye1972 ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo zusammen!

Ich hab ein paar heftige, traurige Tage hinter mir, aber genauso viele schöne Eindrücke im Herzen von unserem Wochenende in Stuttgart. Hatten ein super tolles Zimmer im 8. Stock - Swimmingpool, Sauna, Dampfbad, Whirlpool, Massage im 1. Stock (und das ganze natürlich auch ausgenutzt)! Das Musical war auch super, wobei wir mit unseren knapp 40 Lenzen zum "jungen Puplikum" gehörten. Es war überraschend erfrischend mit einer tollen Story - wir konnten entspannen und abschalten! Das war wichtig! Zum Ausklingen des Abends haben wir den Casinobesuch ausgetauscht und sind statt dessen in die Hotelbar zum Cocktail schlürfen und haben somit ca. 60 EUS gespart!!!!!
Das war der schöne Teil der Woche .....

Letzten Donnerstag war ich mit meiner Mom "beim Prof. persönlich" zur Besprechung des weiteren Verlaufs.
Der Prof. sagte Ihr ganz klar und deutlich, dass Sie quasi austherapiert sei, da eine Chemo in Ihrer derzeitigen körperlichen Verfassung nicht anzuraten sei. Er hat Klartext mit Ihr gesprochen, sprach ganz deutlich von Ihren Knochen- und Lebermetastasen und das für Ihn als Arzt ganz klar die Vermeidung von Schmerzen bzw. den Erhalt der Lebensqualität im Vordergrund stünde. Meine Mutter könnte über Infusionen ein Chemo erhalten, welche so gut wie keine Nebenwirkungen hätte (außer die Verschlechterung der Blutwerte), würde aber im Endeffekt den Sinn und Zweck nicht erfüllen, welche man sich selbstverständlich von einer Chemo erhofft. Es würde also nichts bringen, da die Krankheit nicht mehr gestoppt werden kann!
Der Prof. hat Ihr nun Kortison und ein Magenmittel verschrieben, dass Sie Appetit bekommt und evtl. wieder mehr auf die Rippen kriegt.
Auf der Rückfahrt hat Sie im Auto so gut wie nichts gesprochen. Als wir daheim waren setzte Sie sich in Ihren Sessel und fing hemmungslos an zu weinen. Sie sagte, der Prof. hätte Ihren letzten Funken Hoffnung nun genommen. Sie hätte Angst, dass Sie bald in dem dunklen kalten Loch in der Kiste neben Papa liegen müsse und das Sie Angst hätte, vor dem was "danach" kommt - es sei ja noch keiner "zurück gekommen" und hätte gesagt wie es "drüben" sei.
Ich konnte Sie nur in die Arme nehmen und versuchen Sie "auf meine Art" zu beruhigen. Sie hat mich dann irgend wann nach Hause geschickt (hat Sie noch nie gemacht) .... und nun muss ich feststellen, dass es täglich irgendwie ein Stück abwärts geht. Sie sagt mir, dass Sie starke Kopf- und Knochenschmerzen hätte und nun macht Ihr die Nierenschiene seit Samstag zu schaffen - auch da hat Sie starke Schmerzen!

Ich weiss im Moment nicht wo vorne und hinten ist. Ich weiss nicht, was ich Ihr sagen soll, wie ich mich verhalten soll! Ich kann Ihr zuhören, kann Sie in die Arme nehmen, kann mit Ihr Weinen, aber ich kann Ihr die Angst vor dem Sterben nicht nehmen. Bin völlig überfordert mit der ganzen Situation ....
Heute Mittag fahre ich wieder zu Ihr .... mir graut ....
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  #2  
Alt 22.11.2010, 13:56
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Ach Greeny,

das sind aber keine guten Nachrichten.
Wenn ich Dir mal etwas empfehlen darf:
"Bernhard Jacoby, Man Stirbt Nie"

heisst das Buch, sollte Sie lesen...MIR hat es derart geholfen...
aber wirklich trösten kann man nicht. Menschen mit Nahtoderfahrung haben berichtet, dass sie eigentlich nicht zurück wollten ins Leben...also die mit Herzstillstand etc...

Ich bin eher Realist, ich habe immer wissen wollen, was mit Paps warum und wie passiert im Verlauf der Krankheit, er hat sowas nie wissen wollen, er sagte immer: "Ich sitze vor ner Rattenfalle und der Weg führt nur hinein, nicht an der Seite weg..."

Die Hoffnung ist das, was der Mensch braucht. Mein Vater sollte auch austherapiert sein, er hatte 3 Monate prognostiziert bekommen.
Daraus wurden 2,5 Jahre, wenn man die letzten 3 Monate mal abzieht, das war kein Leben mehr, aber da auch fast alle Medis verweigert hatte....
sonst hmuss ich sagen er hat 2 Jahre und exakt 9 Monate gehabt.

Nutzt die Zeit, um zu klären, was zu klären ist, sprecht miteinander, Da sein nimmt Ängste, mein Dad wollte mich immer wegschicken, ich bin nie gegangen, weil der Bauch sagte: nein!

Ich wollte auch nicht weg, habe dann immer gewartet, bis er eingeschlafen war beim Fernsehen.

Lass Dich mal umarmen



Unsere Beerdigug ist am 23.12! DAS macht mir gerade zu schaffen.....
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Magen Siegelring Ca seit 05.02.2008
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endlich den kranken Körper verlassen am 05.11.2010
um 7.31h

Du gehst nicht weg, nur voraus!
Danke fuer Alles, ich war da!
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  #3  
Alt 22.11.2010, 17:08
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Mein Papa hatte einen Monat etwa vor seinem Tod ein Nahtoderlebnis... Er schlief einfach ein, völlig schmerzlos und überhaupt nicht schlimm - aber die Wiederbelebung war für ihn ein wirklicher Horrortrip. Das hat er mir weinend erzählt, was für einen Schreck er bekam als sie ihm Drogen gaben und ihn wiederbelebten, und auf einmal war er "wieder da" und wollte doch gar nicht weiter leiden. Damals war ich froh dass er wieder lebte, heute bin ich traurig dass man ihn nicht hat gehen lassen
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #4  
Alt 22.11.2010, 17:46
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hey Karo hat er sonst noch was berichtet?
Danke fuer diese Infos, meiner hatte eine Patientenverfuegung, falls es so eine Situation gegeben haette.

Warst du schon beim Arzt?
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  #5  
Alt 22.11.2010, 18:22
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Leider konnte er da noch nicht viel sprechen und litt unter den Halluzinationen von dem Noradrenalin dass man ihm zum Wiederbeleben geben musste - ich hätt auch gern gewußt ob man seine verstorbene Familie dann wiedersieht. In der letzten Sterbephase hat er mit Personen geredet die über ihm schwebten, als er dann wirklich starb, also 2 Tage oder so davor.

Ich hätte auch gern so viel mehr gewußt. er sagte nur dass das Wiederbeleben und die Zeit danach, die Hölle waren.

Ich war beim Arzt und der hat beim Blutbild nichts gefunden, ich soll jetzt zur Magenspiegelung und wiedermal schiebe ich das vor mir her - ich habe Angst... Angst dass man etwas findet, oder auch nicht und ich dann immernoch nicht weiß was mit mir los ist.

Beim Psychiater kann ich keinen Termin bekommen, die haben alle Aufnahmestop und auch da muss ich jetzt weitersuchen oder auf eine Kur warten, die laut meiner Hausärztin sogar möglich wäre, sie wollte mir nur den papierkrieg ersparen.
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
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  #6  
Alt 22.11.2010, 19:37
Claudia1982 Claudia1982 ist offline
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Beiträge: 54
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

he ihr lieben,

das sind aber keine schönen nachrichten. ich weiß wie es ist wenn man zack mal eben die realität über einen hineinbricht. was man dagegen tun kann weiß ich auch nicht so recht.

zu den sterbeerfahrungen: meine oma hat uns kurz vor ihrem tod gesagt sie sieht meinen opa. aber sie hatte auch morphin bekommen um keine schmerzen zu haben, ob das also stimmt weiß ich nicht. greeny schau dich doch mal im netz um. meinst du nicht da könnte man was brauchbares finden, was euch vielleicht ein bisschen die angst nimmt? blöder tipp iergendwie wenn ich das jetzt gerade nochmal überlese. mir hat mal ein arzt gesagt dass wenn es soweit ist und die sterbenden ihr morphium bekommen als "quasi hilfe" dann geht die angst , die sterbenden werden ruhiger, bereiten sich vor, doch die angst wäre weg.

ob das stimmt weiß ich leider nicht. ich würde jetzt noch versuchen, die zeit zu nutzen, um abzulenken, erinnerungen auszutauschen, das zaubert manchmal ein lächeln ins gesicht wenn es heisst weisst du noch als...wenn möglich vielleicht nochmal mit ihr weg fahren oder sowas? leichter gesagt als getan, ich weiß. aber diese trauerstimmung darf nicht überhand gewinnen, sonst kann man sich gleich hinlegen und drauf warten, dass es passiert. deine ma braucht jetzt deine kraft mit du musst leider nochmal alles geben, um sie daraus zu holen, auch wenn es vielleicht das letzte mal ist.

wir sind bei dir!!!!

paket rüberschieb... hier das ist das was ich habe!!!!

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  #7  
Alt 23.11.2010, 00:57
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
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Beiträge: 113
Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo

Der Thread heisst j "Gedanken einer Angehörigen" deshalb nicht böse sein jetzt, bei mir wechselt gerade die Trauer um in Wut..
Ich lese ja hier überall und bei jedem " Neuzugang" muss ich an min denken, wie naiv ich um einen Funken Hoffnung gesucht habe hier am Anfang.

Mir ist da ein Schema aufgefallen, denn zuerst funzen die Chemos super, Operationen sind plötzlich möglich , alles super, und dann kommt nach Zeitraum x der Metastasen- Schlag.
Chemos wirken plötzlich nicht mehr so gut bzw. verschlechtert sich seit dem mehr...

Vor der Diagnose war mein Dad ein Baer von einem Mann, ab dem Moment der Diagnose hat er schleichend abgebaut.

Ich hoffe so sehr, das die Forschungen bald weiter sind, warum trifft es denn die guten Menschen?
Greenys Ma, Claudias Dad, Karos Dad, und Vis und seine Frau? Und meinen Pa?

Eine esot. angehauchte Frau sagte mir, wenn Menschen völlig vom Ziel abgekommen sind werden sie " geholt", genauso wie die Seelen, die schon sehr alt seien und genug gelernt haben...da kann man ja schlussfolgern: sei bloß blöd, dann wirst du alt? Und mach ruhig schlimme Dinge, dann wirst Du auch alt weil du mehr lernen musst.

pah! Ich bin so sauer und kann nicht schlafen, ich denke an all did neuen User hier, die Angst haben vor dem, was ich nun hinter mir habe.

Gerne wuerde ich diese Angst einfach einsaugen, es tut weh zu lesen, was das Leben so mitbringt, Krebs hat nicht nur der Betroffene, Krebs veraendert auch die Angehörigen. Krebs bringt Angst vor dem Leben mit, frisst die Unbeschwertheit auf, ach was war das Leben als Kind noch sorgenfrei..

Ich bin nicht bereits, weitere Verluste zu akzeptieren, meinen Hund, meine Schwester, meine Mutter, meinen Mann...

Und wen interessiert das? Nicht Krebs, soviel weiß ich

Ich will mein Leben zurueck, und ich will meinen Vater zurueck, warum kommt der Typ mit dem Pferdefuss nicht?
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