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#16
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Hallo Angelika und alle,
wenn ich geahnt hätte, was für ein Fass ich hier aufmache, hätte ich die Klappe gehalten. Aber ob das besser gewesen wäre ?!?! Zitat:
Wie meine Frau (oder andere Sterbende, die von ihren Angehörigen begleitet wurden) nun konkret gestorben ist, das ist letztendlich egal. Ich habe sie begleitet, und sie wollte es so. Hätte sie das nicht gewollt, dann hätte sie - wie das viele Sterbende tun - ihren Todeszeitpunkt so gelegt, dass ich gerade dann nicht bei ihr gewesen wäre. Sondern in die paar Minuten, die ich abwesend gewesen wäre, um mal kurz auf's Klo oder raus in den Hof zu gehen, um den Kopf durchzulüften. Ich danke meiner Frau dafür, dass sie das nicht getan hat. Dass sie nicht alleine sterben wollte / musste, sondern dass ich in diesem Moment bei ihr sein durfte! Die physischen "Nebenerscheinungen" der letzten Minuten sind nicht mehr wichtig. Es war schwierig und traf mich unvorbereitet. Aber das ist längst "abgehakt". Ja, mit etwas "Vorwissen" wäre es mir leichter gefallen. Aber bis zum Ende begleitet hätte ich meine Frau so oder so. Unabhängig davon, wie schlimm es war / gewesen wäre / hätte kommen können. Dieser Mensch war mein Leben, mehr als 20 Jahre lang! Und dass ich da nicht "kneife", wenn es drauf ankommt, nur weil etwas stinkt oder eklig aussieht... daran habe ich nie gezweifelt. Meine Frau würde das Gleiche für mich tun. Und so habe ich es auch getan, und zwar gerne! Was ich mir so richtig schlimm vorstelle, ist dieser Zwang zur Entscheidung, den Angelika beschreibt. OK, natürlich habe auch ich entschieden, dass meine Frau in Frieden sterben darf. Indem ich das ausgehalten und nicht das getan habe, wovor sie sich am meisten gefürchtet hat: im letzten Moment noch den Notarzt rufen und sie im Krankenhaus sterben lassen. Aber letztendlich hat - Gott sei Dank! - sie entschieden, wann es für sie Zeit war zu gehen. Wir hatten uns z.B. vor längerer Zeit über das Thema Sterbehilfe unterhalten. Und die Gasflasche Helium steht schon lange da, wir sorgen ja vor. Ich bin dermaßen froh, dass dieses Thema nicht akut wurde, das kann ich gar nicht ausdrücken. Weil ich im Notfall mit keiner Variante friedlich weiterleben könnte. Nicht damit, ihrem Wunsch nicht zu ensprechen. Und auch nicht damit, an ihrem Tod (ob passiv oder aktiv) beteiligt und schuld sein zu müssen. Ich wüßte nicht, wie ich damit weiterleben sollte. Auch dafür unendlichen Dank an meine Frau, dass sie mir dieses Leid erspart hat! Viele Grüße, Stefan |
#17
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Hallo liebe KK-ler,
ich selber habe meinen Mann auch vor kurzem verloren und bin der Meinung, dass es ganz in Ordnung ist, wohlgemerkt wenn man es möchte, auch über die Erfahrungen über das Sterben zu schreiben. Es ist hier ja auch das Hinterbliebenenforum und man verletzt damit also keine Betroffenen. Auch alle anderen müssen ja nicht weiterlesen, wenn sie es nicht wollen oder können. Ansonsten finde ich diese Schönmalerei sehr verlogen. Sowie die jeweilige Krankheit, der Verlauf und die Überlebenszeit, so ist auch das Sterben bei jedem individuell. Der Tod an sich ist nie schön, sondern eben nur verschieden. Ich wäre froh gewesen, wenn mir jemand im Krankenhaus gesagt hätte, dass es zu Ende geht. Auf mehrmaliges Nachfragen wurde das jedoch verneint. Leider war es dann doch so und es beschäftigt mich sehr. Gerne hätte ich meinen Mann vorher noch mit nachhause genommen. Wie ich hier vereinzelt gelesen habe, gibt es auch Menschen, die ihre Angehörigen selber waschen und anziehen. Ich hätte das auch gerne selber gemacht. Mir wurde im Bestattungsinstitut erzählt, dass das nach dem deutschen Hygienegesetz nicht erlaubt wäre. Zwischenzeitlich habe ich das schon anders gehört. Aber man würde ja weniger Geschäft machen. Ja, sogar beim Sterben wird in unserer ach so schönen Konsumgesellschaft Geld gemacht. Ich finde es unglaublich und pietätlos, wie man mit dem Leid und der momentanen Situation von Angehörigen Geschäfte macht (ich betone ausdrücklich, dass ich natürlich Verständnis habe, dass auch Bestatter Geld verdienen wollen, jedoch in einem angemessenen Preis-/Leistungsverhältnis). Aber man weiß genau, wie man es zu machen hat. Schließlich ist es einem Trauernden peinlich, nach irgendwelchen Kosten zu fragen, weil einem ja unterstellt werden könne, es ginge einem ums Geld. Da regt sich aber scheinbar kein Mensch drüber auf. Aber hier, wohlgemerkt in einem Krebsforum, kann man sich doch nicht darüber beschweren, dass vom Sterben geschrieben wird. Für viele, vor allem solche, die noch nie in einer solchen Situation waren, ist die Beschreibung bestimmt recht hilfreich (ob man sie als angenehm empfindet, steht ja wieder auf einem anderen Blatt). Man kann ja auch darüber diskutieren, aber lasst uns doch deswegen nicht streiten. Es gibt so viele wichtigere Dinge im Leben, als sich immer gleich in die Haare zu kriegen. Wollen wir doch lieber allen, die hier so tapfer kämpfen alles Gute wünschen. Ein schönes Wochenende Euch allen Mapa
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#18
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Ich persönlich finde dass Stefans einfach nur das was er erlebt hat auf den Punkt gebracht hat wie es tatsächlich war.
Wer das nicht lesen möchte oder kann, hat mit einem Mausklick ein anderes Thema(ob man da "schönere "Dinge liest bleibt dahin gestellt). Natürlich ist jedes Sterben anders, ich möchte aber dazusagen, dass ich zwei Menschen beim sterben begleitet haben. Meine Oma und vor 2 Jahren meine Mutter, und beides Mal war es leider ähnlich wie Stefan es beschreiben hat. Ich finde aber trotzdem, dass dies mit Würde geschehen ist, allein schon das man es ermöglichen konnte zu Hause zu sterben im Kreise der Angehörigen. Mit Verlaub, was macht denn das diese bißchen" A... putzen" aus frag ich mich??? Ich bin heute noch dankbar dass ich trotz allem und auch trotz Angst dabei sein konnte und den letzten Wunsch erfüllen konnte. Ein würdiges Abschiednehmen , sodass auch die Angehörigen später weiterleben können und nicht auch noch danach den Kopf in den Sand stecken müssen und mit schlechtem Gefühl des "nicht dabeiseins" rumlaufen müssen. Wer das mal gemacht hat und dabei war hat meiner Meinung großes geleistet ! @ Stefan: ![]() |
#19
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Hallo Mapa,
ich bin völlig deiner Meinung. Solange der geliebte Mensch noch lebt, stellt man seine eigenen Ansprüche völlig in den Hintergrund. Bis zu letzten Minute. Aber wenn er dann gegangen ist, denken wir an uns. Und da ist es egal, wie der Mensch gegangen ist. Er ist gegangen und das tut weh. Wir trauern ja eigentlich auch nicht UM den geliebten Menschen, sondern um uns selbst, weil der geliebte Mensch nicht mehr da ist. Ihm geht es gut, er ist erlöst. Aber wir sollen weiterleben. Ohne ihn. UNSERE Welt steht still. Aber leider nicht die Welt des anderen. Ich hoffe, ich habe es verständlich ausgedrückt, so wie ich es meinte :-) Viele Grüße Susanne
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Für meine geliebte Mama ![]() 13.06.1964 - 16.12.2008 http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM |
#20
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Ich hätte mir auch gewünscht, mir hätte jemand gesagt, das das Rasseln was mein Papa hatte dieses "Todesrasseln" (präfenales Rasseln, falls ichs richtig in Erinnerung hab) ist, und gar nichts mit dem Lungenkrebs direkt zu tun hatte!
Aber es hat mir keiner gesagt, und ich kam zu spät bei Papa an um mich zu verabschieden. Das sollte wahrscheinlich so sein, weil er gewusst hat, dass seine Kinder auf dem Weg sind, und mit dem Gedanken versuch ich mich immer zu retten, dennoch wär ich für ein wenig mehr Aufklärung dankbar gewesen. Meine Mama wars, die am Telefon gehört hat, wie Papa atmet und hat gesagt "Fahr los Süße". Ich habs an ihrem Blick gesehen, gesagt hat sie nix. Aber ihr Papa hatte dieses Atmen auch, da war es Blasenkrebs! Wie dem auch sei, ich schliesse mich den Meinungen an, die in die Richtung tendieren, dass sich jeder aussuchen kann, wo er was liest! Ich gebe zu, dass ICH diese ganzen Infos über das Sterben vlt nichtmal gelesen hätte oder habe, weil ich mich vom Hinterbliebenen Forum ferngehalten habe, und das auch noch ne Weile getan hätte, all zu gerne! Mein Papa hatte nur 5 Wochen und 3 Tage und eigentlich hätte keiner mit dieser Schnelligkeit gerechnet, er selber vlt mehr, wer weiß? Ich hoffe ich bin jetzt nicht zu arg am Thema vorbei, falls ja, sorry, bin heut etwas durchn Wind! Lg
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The best and most beautiful things in the world cannot be seen or even touched. They must be felt with the heart. Papa ich liebe Dich! ![]() |
#21
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@ all!
Selten beschäftigen sich die Lebenden mit dem Sterben. Ich gebe Stefan recht, danke! Jetzt sehe ich noch klarer!
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Wirklich trösten kann nur, Wer selbst durch Leid gebeugt wurde. Annegret Kronenberg ![]() |
#22
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Hallo an alle,
ich finde es schön, dass endlich mal geschrieben wird wie es sein kann wenn ein Mensch stirbt. Jeder der einen geliebten Menschen zu hause begleitet hat wahnsinnige Angst und fühlt sich oft überfordert. Bei uns war es jedenfalls so. Als mein Papa starb war meine Mutter allein mit ihm in Spanien, es gab niemanden der bei Ihr war, der Ihr Helfen konnte. So haben wir stundenlang telefoniert, sie hat ihn beobachtet und wahnsinnige Angst gehabt etwas falsch zu machen. Ich hab ihr alles gesagt was ich wusste aber das war nicht viel. Wir hätten uns gern besser darauf vorbereitet was kommen wird um ihn besser begleiten zu können. Nur für ihn dasein zu können ohne Angst, die ganzen "Begleiterscheinungen" als normal annehmen zu können. Vielleicht klingt das jetzt etwas konfus, aber die mangelnde Vorbereitung hat uns eher eingeschränkt. Natürlich hindert es mich persönlich nicht daran wieder eine geliebten Menschen zu begleiten, aber das nächste Mal werde ich mich besser vorbereiten und mich noch mehr auf den Menschen konzentrieren. Vielen Dank für Eure Beiträge aus denen ich viel lernen kann. Yvonne
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Mein geliebter Papa ist seit dem 02.08.2008 auf der anderen Seite des Weges |
#23
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@ ALL und Vont.....
ich schließe mich deinem Voting total an,... als mein Papa starb und morgens diese Atemgräusche losgingen, haben meine Mutter und meine Schwester beide gemeint sie müßten den Doktor anrufen,....weil.... vielleicht hat er sich ja auch noch erkältet,.... und als er Mittags ganz unruhig war und anfing zu rasseln hat meine Schwester,...weil ich seine Hand genommen habe und sagte daß er nicht mehr warten müsse und ruhig losgehen kann wenn er es will..... mich mit Gewalt und sichtlichem Zorn vom Bett weggerissen und geschrien," So schnell stirbt es sich nicht" Ich hätte sie am liebsten gehauen. Vielleicht ist auch wegen dieser Uneinigkeit , mein Vater, als er mal wirklich nur 3 Minuten allein im Zimmer war, wir waren nebenan, einfach allein losgegangen, ........ Ich würde mir auch diese Ehrlichkeit vom Pflegedienst meiner Mutter gegenüber gewünscht haben, so daß sie letztendlich nicht total ünberrascht vom Tod ihres Mannes gewesen wäre,...
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Ganz liebe Grüße ![]() Billchen |
#24
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Lieber Stefan,
ich bin eher eine stille Leserin und schreibe nur ganz selten mal etwas zu Berichten, die mich wirklich herzensnah berühren. Ich danke Dir für Deine Ehrlichkeit in Deiner Geschichte - es ist so wichtig für mich, auch solche Dinge mal aus dem Blickwinkel Betroffener und Angehöriger, die wirklich beim Sterben dabei waren zu erfahren. Vieles wird doch schöngeredet, um im Nachhinein die Leute nicht noch mehr zu verunsichern, traurig zu machen oder auch sie zu verletzen/entsetzen. Du hast sicherlich eine offen Tür eingerannt und das war gut so - für mich jedenfalls. Hab vielen Dank für Deinen Mut und alles Gute und viel Kraft für Deinen künftigen Weg. Karin |
#25
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Lieber Stefan,
als mein Vater letztes Jahr verstarb, hatte er auch eine Odysee von Ärzten, Behandlungen hinter sich...Im Krankenhaus lag er nachts stundenlang auf dem kalten Fußboden weil er durch seine Krämpfe aus dem Bett gefallen sei und schlichtweg nur eine Nachtschwester da gewesen ist! Oder das man Krebspatienten auf der Station beklaut, ist für mich unglaublich gewesen... Letzlich unsere Entscheidung ihn da raus zu holen und in ein Pflegeheim zu bringen hat ihm ein menschenwürdiges Sterben erlaubt!!! Aber auch dort war es unsere Aufgabe als Angehörige, nach zwei Tagen das Zimmer "leer" zu machen, da wir ansonsten den nächsten Monat hätten mitbezahlen müssen!!! Unser "Glück" war, dass unser Paps am Freitag verstorben ist und wir die Möglichkeit hatten, am Wochenende Luft zu holen. Ja und dann??? Wir sind am Montag ins Pflegeheim und mußten die ersten Habseligkeiten zusammen räumen, der erste Bli9ck ins leere Zimmer, der Schlafanzug achtlos über den Stuhl geworfen, der Fernsehr noch auf Stand by und du fragst dich, ob du jetzt funktionierst oder mit einem Nervenzusammenbruch zusammen brichst... Am nächsten Tag kam der Innenausstatter vom Pflegeheim und wollte schon für den nächsten Patienten dekorieren und fragte uns wer sich den eigentlich diese häßlichen Gardinen ausgesucht hätte! Da bin ich geplatzt... Mit wie wenig Anstand geht manch einer durch diese Welt??? Ab wann dürfen wir trauern, ab wann wieder funktionieren??? Habe in dieser Zeit ein anderes Bild von unserer Gesellschaft, Institutionen und von Menschlichkeit bekommen, ja ich wurde desillusioniert was ein meschenwürdiges Sterben und von uns gehen betrifft! Der Profit zählt und nur dass, angefangen vom Pflegeheim, Krankenhaus und Bestattungsinstitut! Das letztere erklärte mir als Tochter, das er jetzt in der Kühlung liege und wir ihn nicht noch einmal sehen könnten... Ohne Worte... Ramona |
#26
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Hallo Ihr Lieben,
mir gehts wie Mapa. Ich hätte meinen Lebensgefährten auch sehr gerne zum Sterben nach Hause geholt. Er hatte eine Drainage und da fehlte ein Ventil, das zuerst bestellt werden musste. Am Mittwoch sagte die Ärztin sie hat es bestellt, es kommt Donnerstag oder Freitag. Am Donnerstag sagte ein anderer Arzt, man wüsste gar nicht ob es das Ventil da gibt. Wir kamen uns wirklich verarscht vor. Auch mit dem Riss in der Lunge wurden unterschiedliche Aussagen getroffen. Letztendlich sagte mir die Ärztin am Freitag, sie verspricht mir, dass das Ventil am Montag kommt und der Thoraxchirurg kommt auch am Montag zwecks evtl. OP. Leider ist mein Freund am Sonntag gestorben. Wurde morgens angerufen, als ich hinkam war er nicht mehr ansprechbar. Die ersten Nächte durfte ich wenigstens mit ihm im Zimmer schlafen, aber auch das wurde mir dann wegen "Platzmangel" verwehrt. Ich habe nun einfach ständig das Gefühl, dass ich "zu spät" gekommen bin. Passt viellleicht nicht ganz zum Thema, aber ich musste es mal loswerden. LG Maria |
#27
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Je mehr ich hier lese, umso größer werden meine Schuldgefühle.
Ich schäme mich so, dass ich nicht für meine Mama da sein konnte. Bin zwar täglich hingefahren und habe sie so gut es ging versucht zu trösten, aber ich konnte ihr nicht so richtig nahe sein. Vermisse meine Mutter sehr, und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mir jemanden an meiner Seite wünschen,der mir Mut gemacht hätte. Bin sehr traurig darüber, dass meine Mutter während ihrer schweren Erkrankung die Streitereien zwischen meinem Vater und mir mitbekommen musste. Meine Mutter hat es nicht verdient so zu sterben. Nun muss ich mit meinen Schulgefühlen und diesen großen Verlust weiterleben. Wie gerne würde ich sie ganz fest an mich drücken und ihr sagen wie sehr ich sie lieben. Was war ich doch blöd. Sorry für mein wirres Geschreibe |
#28
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Ich finde auch,dass es wichtig ist,auch über das Sterben zu schreiben.
Ich habe meinen Vater vor über 3 Jahren an Krebs verloren und meine Mutter starb vor 2 Wochen ( Silvester). Ich bin so entsetzt,dass meine Mama in den letzten Stunden so schwer geatmet hat und zum Schluss sehr sehr geröchelt hat. Damit komme ich einfach nicht zurecht.Wenn ich aber lese,dass es anderen Angehörigen auch so ging,tröstet es mich ein wenig. Und Schuldgefühle habe ich auch,die letzten 4 Stunden konnte ich nicht mehr bei ihr sein,aber ich hoffe,sie hat es mir verziehen... Der Tod gehört nun mal zum Leben und ich finde,Aufklaerung ist wichtig. Ich kann doch nicht immer andere mit meinen Gedanken nerven,da hilft es mir ungemein,hier zu lesen. |
#29
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Danke Stefan, vielen Dank für deine Ehrlichkeit, deine Offenheit und auch für deine Stärke. Ich bin sicher, dass gerade dieses elende Schönreden und Totschweigen der Grund dafür ist, dass sich so wenige Menschen zutrauen einen anderen beim Sterben zu begleiten.
Ich habe ähnliches erlebt wie du und ich wünschte, dass irgendjemand mal dem Mut gehabt hätte mir zu sagen, was mich erwartet. Es wäre mir so viel Angst und Sorge erspart geblieben. Ich weiß noch genau, wie ich alle möglichen Ärzte und Pfleger regelrecht angebettelt habe mir zu sagen, was mich genau erwartet, erwarten kann. Und ich habe jedem beteuert, dass ganz gleich für wie furchtbar sie es halten, ich es ertragen kann, dass ich es will und nichts daran etwas ändern wird, aber ich einfach wissen möchte, was passieren kann. Aber irgendwie kam immer nur das übliche Geblubber von Würde und bei jedem anders und hoffentlich friedlich usw. Zum Schluss war es meine Hausärztin, die, als ich heulend bei ihr zusammengebrochen bin, mir dann mal tacheles erzählt hat, wie genau es wahrscheinlich ablaufen wird. Und sie behielt recht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich vor den letzten Tagen vor dem Tod meiner Mutter dadurch war. Es kam alles wie sie gesagt hatte, und ja, es war schrecklich, es war anstrengend und manches davon verfolgt mich nach so vielen Jahren immer noch. Aber nichts davon war unerträglich, es war nicht annähernd so unerträglich und verängstigend wie ich es mir vor dem Gespräch mit der Hausärztin ausgemalt hatte. Es dauerte sehr lange und es war nicht leicht, aber eben nicht unerträglich. Und Tage später habe ich meine Mutter dann gewaschen, angezogen und gemeinsam mit der Bestatterin in ihren Sarg gehoben. Dabei kam immer wieder schwarze Flüssigkeit aus ihr und ich habe es immer wieder weggewaschen und sie jedes mal danach geküsst und ihr über die nassen Haare gestreichelt. Ich weiß noch wie kalt sie war und ich dachte dauernd dass ihr so kalt sein muss und hab mich dauernd dabei ertappt, wie ich versucht habe ihr Gesicht mit meinen Händen zu wärmen. Vor zwei Jahren habe ich dann meinen Vater bei seinem Sterben begleitet, und es war ähnlich, nur dass ich viel besser wusste, was passieren kann und ich bei all dem noch sehr viel weniger ängstlich war. Nein, ich kann bis heute nicht verstehen, weshalb das Sterben so totgeschwiegen wird. Ich verstehe es nicht und ich hoffe, dass wenn ich irgendwann mal sterben muss, jemand bei mir ist, für den das alles nicht eine unvorstellbare, unaussprechliche Sache ist. Denn das ist es nicht, es ist nicht unvorstellbar schrecklich, aber diese geheimnisvolle Schönrederei macht daraus etwas so Unvorstellbares, dass die meisten vor lauter Angst vergessen, dass es ein Mensch ist, den sie lieben und den man auch in seinen letzten Momenten nicht allein lassen muss. Es tut mir sehr leid, dass deine Frau gestorben ist, und dass du all das erleben musstest. Mein aufrichtiges Beileid. Und ich finde, dass deine Frau wohl sehr viel Glück gehabt haben muss, dass sie jemanden wie dich an ihrer Seite hatte. Wahrscheinlich ist sie einfach jemand ganz besonderes, wie du auch. Rezzan |
#30
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Hallo...
lieber Stefan: Du beschreibst "das" realistisch...und ich habe viel von Dir gelesen...DANKE, für Deine drastische Schilderung! Mein Mann starb auf "Intensiv"...es gab gar keine Chance mehr ihn da raus zu holen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen im Umfeld die Details seines Sterbens nicht ausgehalten haben. Auch ich habe...neben ihm...ein dringendes Würgegefühl gehabt...gekotzt habe ich dann zu Hause... @all: Begleitet wurde ich im Krankenhaus nicht selbstverständlich...habe mir erstmal selbst die Telefonnummer der Psychologin des Tumorzentrums gesucht... So lange es noch medizinische Hoffnung gab...da waren alle freundlich auf der Intensiv... ...als die "Laborparameter" sich drastisch verschlechterten...künstliche Niere bei sowieso Dauerbeatmung im künstlichem Koma...da bekam ich von Ärzten zu hören: "Es dauert schon viel zu lange". ACHTUNG...für alle, die das nicht lesen/aushalten möchten -bitte JETZT wegklicken!!! Er war zuletzt bis zur Unkenntlichkeit aufgeschwemmt...Augen geschlossen, Augenhöhlen so dick wie Tischtennisbälle...der Körper bretthart aufgequollen...Als er gestorben war, da habe ich noch warme Fingerspitzen streicheln können...die waren nämlich nicht geschwollen ... Das Bestattungsunternehmen mußte einen "extrabreiten Sarg" verwenden, und ich habe die Bilder von der Trauerfeier mit Sarg...weggeworfen...! Ja...manchmal träume ich noch von diesem Anblick... Ich war bei ihm...habe ihm immer wieder vermittelt (ins künstliche Koma), dass ich ihn liebe...er hat es gespürt. Ich...bin trotz allem, froh, wenn in diesem Forum schonungslos darüber geschrieben wird, wie es erlebt wurde...welche Gefühle Angehörige durchleben mussten...die Gedanken...in Verbundenheit mit ihren Lieben... Wenn wir hier nicht ehrlich "von der Leber weg" schreiben können...wo denn sonst? LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
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