ich fasse jetzt Mut ... - Seite 20 - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

hope38 · #**286** 24.04.2007, 20:12

Meine liebe Eva!
Erstmal möchte ich Dich in den Arm nehmen, da Du nun auch noch den Verlust eines guten Freundes ertragen mußt!!!

Ach Eva...was soll ich Dir schreiben? Was kann Dir helfen? Es ist alles so wenig, was ich tun kann...
Ich denke viel an Dich, ganz ganz viel...

Deine Leena

sunnypunkie · #**287** 24.04.2007, 20:13

Meine Lieben,

nur kurz für heute: habe mir das Buch von Elisabeth Kübler-Ross besorgt, da sind alle Phasen, die ein Schwerkranker durchmacht bis zum Ende, beschrieben. Gerade lese ich von der Phase "Zorn" und es fällt mir wie Schuppen vor den Augen.

Schreibe so bald als möglich ausführlicher, André geht es nicht gut, er hat grade eine tiefe Phase der Depression und will, dass ich an seinem Bett sitze. Habe nur mal eben Pause gemacht, bin in mein Zimmer gegangen um Kraft zu schöpfen.

Allen vorab ganz herzlichen Dank für alles, für Eure tröstenden, aufbauenden Worte, die mich zum nachdenken anregen.

Alles Liebe
Eva

Plögi · #**288** 24.04.2007, 20:41

Liebe Eva und Ann47,

kann Eure Situation voll nachempfinden. Habe letztes Jahr im Oktober meinen Papa an Darmkrebs verloren. Und wenn Ihr die Situationen so schildert, erkenne ich vieles wieder.
Auch ich habe seinerzeit ein Buch von E. Kübler-Ross gelesen und es hat mich sehr getröstet. Ich könnte Euch noch ein weiteres Buch empfehlen: "Bis zuletzt an deiner Seite" von Monika Specht-Tomann/Doris Tropper. Dieses Buch hat hilfreiche Tipps im Umgang mit den Liebsten während ihres letzten Weges.
Ich wünsche Euch ganz, ganz viel Kraft für die nächste Zeit und vergesst Euch selbst nicht!!!

In Gedanken bei Euch....

Simone

sunnypunkie · #**289** 25.04.2007, 16:14

Hallo meine Lieben,

eben war der Arzt hier. Die Verwirrtheit von André ist sehr wahrscheinlich auf die Ueberdosis an Medikamenten zuzuschreiben. Ich darf ab sofort die Dosis halbieren und sein Zustand sollte sich dadurch im Laufe der nächsten Tage bessern. Falls nicht, wäre ein CT des Gehirns angezeigt, denn leider kann man nicht ganz ausschliessen, dass sich Metastasen im Hirn gebildet haben.

Der Arzt rät zur Antikörper Chemo, denn dadurch könnte sich der weitere Krankheitsverlauf für André angenehmer gestalten und so etwas mehr Lebensqualität und -dauer erzielen. Tatsache sei aber, dass eine Heilung nicht möglich sei und sich die Lebensdauer von einigen Monate bis ca. 1 - 2 Jahren erstrecken kann.

Da André im Moment nicht urteilsfähig sei, müsse die Entscheidung ob Chemo ja oder nein, die er selber treffen muss, hinausgeschoben werden. Sollten sich Metas im Hirn gebildet haben, dann sieht alles wieder anders aus.

Liebe Grüsse an Euch alle, vielen Dank, dass Ihr so treu liest und mir immer wieder Mut macht. Ich schäme mich, dass ich nicht mehr dazu beitragen kann, EUCH zu unterstützen.

Herzliche Grüsse
Eva

meliur · #**290** 25.04.2007, 20:00

LIebe Eva,

also das allerletzte, was hier angemessen ist, ist, dass Du Dich schämst. Hör mal ganz schleunigst auf damit, hörst Du

? Sieh es einfach mal so rum: wie gut, dass es dieses Forum gibt, in dem Du Dich mitteilen kannst. Und da sind jetzt wir dran mit Unterstützung und Anteilnahme, wenn jemand beides sehr verdient hat, dann DU!!
Wir alle hier ziehen den Hut vor dem, was Du die lange letzte Zeit geleistet hast und wohl noch weiter leisten wirst. Ich habe keine Ahnung, ob ich das auch nur eine Woche geschafft hätte oder eine halbe. Du musst eine unglaublich große Seele haben und ich finde das wunderschön.

Übrigens klingt es für mich fast wie ein kleiner Trost, dass möglicherweise die zu hoch dosierten Medikamente ein Grund für Andrés Verhalten waren. Ich drück alle Daumen, dass das jetzt nach der Reduktion der Dosis wirklich besser wird ab morgen, liebe Eva! Und natürlich, dass nichts im Gehirn ist, was da nicht hingehört...
Meine Gedanken begleiten Dich!

meliur

nobbidobbi · #**291** 25.04.2007, 20:41

hi eva!
meli hat natürlich recht mit dem was sie sagt! wir stützen uns hier alle gemeinsam + versuchem aus all dem das beste für uns + unsere lieben zu machen.
ich wünsche mir für Euch, das Ihr die beste entscheidung für andré trefft, nicht nur, was die lebensdauer, sondern auch was die lebensquali angeht. ich weiß aus eigener erfahrung, was eine chemo anrichten aknn + halte sie nur durch regelmäßige heilbehandlungen aus. was den antikörper angeht, so ist die ärzteschaft ja sehr optimistisch.
Dir alles gute + weiterhin soviel kraft + mut!
Yours truly
norbert

sunnypunkie · #**292** 26.04.2007, 19:07

Liebe Meliur,
lieber Norbert

Bis jetzt hat sich noch nichts verändert. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer, finde ich. Ich frage mich, ob eine Medikamentenvergiftung vorliegt und wenn ja, ob diese nicht stationär im KH behandelt werden sollte. Werde morgen den Arzt anrufen.

André schläft praktisch nur und wenn er wach ist, motzt er mich an. Ich habe mir schon so vieles anhören müssen, das glaubt ihr nicht. Heute meinte er sogar, dass ich ihn vergiften wolle mit zuviel Medikamenten, ich gäbe ihm höhere Dosen als vorgeschrieben. Das tut so weh, kann ich Euch sagen. Aber ich weiss ja, dass dies nicht der "wahre" André ist. Trotzdem sind solche Verhaltensweise sehr schwer zu ertragen. Ich mache doch alles für ihn, was in meiner Macht steht

und er motzt mich von morgens bis abends nur an! Ich ertrage das bald nicht mehr.

Ich bin sogar schon so weit gekommen, dass ich über eine Trennung nachdenke. Möchte aber nichts tun, was ich nachher bereue und schon gar nicht, einen solchen Entscheid mit so weitreichenden Folgen im Affekt treffen.

Ich werde die Entwicklung in den nächsten Tagen abwarten und hoffe zu Gott, es gäbe eine Entspannung.

Herzliche Grüsse
Eva

nobbidobbi · #**293** 26.04.2007, 20:26

liebe eva!
ich kann Deine zerrissenheit förmlich spüren + sehr gut nachvollziehen. natürlich weoßt Du, dass andré nur durch die krankheit + die schmerzen bzw. die medis so reagiert wie er es gerade tut. + trotzdem hast auch Du Deine grenzen, kannst auch Du nicht mehr ertragen als das menschenmögliche. ich hoffe, die ärzte können andré vielleicht ein bisschen besser einstellen. ich kenne mich leider nicht damit aus, ob eine reduzierung überhaupt tragbar für sein schmerzbefinden ist + hoffe dennoch, das es möglich ist, damit Ihr Euch noch einmal in liebe + verständnis begegnen könnt!

Yours truly
norbert

hope38 · #**294** 26.04.2007, 20:55

Liebe Eva!
Kann nicht viel sagen, spüre Deine Traurigkeit, Deine Verletztheit, Deine Wut, Deine Verzweiflung- und Deine Liebe!

Eva, ich kann nur sagen, daß Du Dich keineswegs schämen mußt, für gar nichts! Du gibst uns allen so viel!!!

Ich würde Dich gern unterstützen

!

Liebe Drücker,

Deine Leena

sunnypunkie · #**295** 27.04.2007, 17:23

Hallo meine Lieben,

Peter,
Norbert,
Leena,

vielen Dank für Eure aufbauenden und tröstenden Worte. Mir laufen die Tränen vor Erschöpfung, Schmerzen und des "einfach nicht mehr könnens"

.

André hatte schon immer ein egozentrisches Wesen, mit dem ich aber in der Vergangenheit ganz gut zurecht kam. Heute ist es anders. Ich habe Schuldgefühle, wenn ich die Kontrolle verliere. Es ist einfach so ungerecht

. Habe ihm heute morgen gesagt, dass ich bald einfach nicht mehr kann. Zum Glück kam dann grade die Hauspflege, die Frau nahm mich in den Arm und sagte mir unter anderem, dass André die Phase "Zorn" (nach Elisabeth Kübler-Ross) ganz intensiv durchlebt.

Wie Du richtig sagst, Peter, es könnten Hinrmetastasen sein, die sein Wesen derart verändert haben oder besser gesagt, die gewisse Aspekte seines Charakters viel stärker zum Ausdruck bringen. Der Arzt meinte zwar, dies sei auf die Ueberdosierung der Medikamente zurückzuführen, aber wenn sich sein Zustand in den nächsten Tagen nicht bessert, muss vom Schädel ein CT gemacht werden. Wir werden sehen.

Heute nachmittag haben wir meinen Freund zu Grabe getragen. Ich war so traurig und irgendwie von der Rolle, habe die ganze Zeit nur geweint. Als wir zusammen "so nimm denn meine Hände" gesungen haben, wäre ich beinahe umgekippt, so weh tat es.

André hat es nicht richtig mitgekriegt. Nach der Beerdigung haben wir noch etwas zusammen getrunken und André hat sich einfach nur daneben benommen, hat die Leute angeblafft. Ich habe mich fast ein bisschen geschämt und war froh, als wir gingen. Ich trage im Moment einen so grossen Schmerz in mir. Auch Wut und Verzweiflung, weil ich nicht weiss, wie lange ich das noch aushalte.

Auf der anderen Seite weiss ich, dass ich mir mein ganzes übriges Leben schuldig fühlen würde, würde ich ihn jetzt verlassen und ihn in seiner Verzweiflung alleine lassen. Also - aushalten - aushalten bis zum Ende.

Dank Eurer Unterstützung, Ihr Lieben, hoffe, dass ich das kann. Es tut so gut, sich alles von der Seele zu schreiben, einfach so wie die Gedanken kommen. Ich kann Dampf ablassen und Ihr hört mir zu, vielen herzlichen Dank

Habe einen Holzwürfel auf meinem Schreibtisch, auf einer Seite steht:

Gott sieht mich,
Gott liebt mich,
Gott ist bei mir
und beschützt mich

Herzliche Grüsse an Euch alle

Eva

nobbidobbi · #**296** 27.04.2007, 20:34

Ach eva!
am liebsten würde man sich gegenseitig umarmen. ich lese Deine worte + frage mich oft, warum solche dinge die menschen so sehr an ihre grenzen bringen müssen. papst paul II schrieb folgende worte: die einzige wahrheit, die imstande ist, dem geheimnsi des leidens eine antwort zu bringen, ist der glaube anchristus, den mann der schmerzen, dem sohn gottes, und die vereinigung mit ihm, der für unsere sünden und für unser heil ans kreuz geschlagen wurde." ich muss zugeben, dass mir solche worte kein trost waren und sind. (ich kaufte mir im kölner dom ein heftchen mit "worten für kranke". dabei sind diese worte noch harmlos, teilweise sollen wir kranke sogar dankbar sein für die schmerzen + je größer sie sind umso besser für unsere menschwerdung.)
der christliche glaube ist in mir ziemlich klein geworden, auch wenn ich durch den krebs eher zugang zu spirituellen dingen gefunden habe. es ist schade zu lesen, dass andré nur noch sich in hass + zorn auf seine umgebung wendet + wie sehr Du darunter leidest, so sehr, dass selbst ein feierlicher abschied eines guten freundes zu einer bösartigen erfahrung wird. ich schrieb ja schon mehrfach, das ich hoffe, dass Ihr wieder einen positiven umgang miteinander habt, muss aber auch zugestehen, dass diese hoffnung immer kleiner wird. ich glaube, andré hat sich aufgegeben + will auch nicht mehr an sich arbeiten, will nur noch sein leid nach außen projizieren. da Du seine hauptbezugsperson bist bekommst Du auch den ganzen seelischen müll ab. ich wünsche mir, dass Du auch weitethin mit hilfe des glaubens so stark bist wie in den letzten monaten + wochen,

Yours truly
norbert

meliur · #**297** 03.05.2007, 16:36

Liebe Eva,

wie mag es Dir gerade ergehen? Du hast Dich schon länger nicht mehr gemeldet und ich mache mir Gedanken... Ist es noch schwieriger geworden mit André? Oder vielleicht sogar besser? Wie war Deine letzte Woche? Aber Du meldest Dich bestimmt bald wieder. Ich hoffe so so sehr, dass die Situation für Dich erträglicher geworden ist! Ich wünsche mir so sehr für Dich, dass Du frohe, erleichternde, glückliche Momente erleben durftest!
Eva, ich, wir alle hier denken an Dich!

meliur

hope38 · #**298** 06.05.2007, 21:14

Liebe Eva!
Auch ich denke viel an Euch! Ich hoffe, Du bist nicht mehr so traurig... das täte mir so leid.
Und André? Ach, ich denke wirklich viel viel an Euch...

Sei lieb umarmt,

Leena