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  #421  
Alt 30.04.2003, 20:45
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Liebe Jutta,
jetzt muss ich da doch !

Du hast's geschafft!

Die Schwimmstunde heute war übrigens wieder gut. Der Bademeister im Häuschen oben (ein anderer als sonst) hat mich sogar angeguckt, hulla! - Er war aber gerade seeeehr mit dem Telefon beschäftigt, also hätte ich da nicht mal Zeit gehabt, ihm mein Skript in die Hände zu drücken! (Grins! Grosse Quizfrage: Was MACHEN Bademeister eigentlich? Na, lesen und telefonieren natürlich! - HA!)

Toll, dass Dein Gesprächstermin gut verlaufen ist. Du schreibst es uns, wann Du dann gehen musst, ja? (Gibt's dort im Krankenhaus keinen Compi, den Du mit in Dein Bett nehmen könntest?
;-) Sag doch dem Doktor, Du seist Computer-Süchtig, dann könnten wir nämlich weiter hier plaudern, hihi!)


Liebe Gabi, ja schreib doch einfach, was Dich bewegt, wir können ja alle nur gegenseitig von uns lernen, egal ob wir Betroffene, Angehörige oder Hinterbliebene sind.
(Ich hoffe doch, Du wurdest nicht unfreundlich oder so behandelt, weil Du in einem anderen Thread etwas vom Thema abgekommen bist?)
Na, erzähl doch einfach mal, wir "hören" Dir gerne zu, gell?

Bis späterchen, Ihr Lieben
Es grüsst die "krasse" Brigitte
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  #422  
Alt 01.05.2003, 01:00
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Hallo Ihr Lieben,

herzlichen Dank für Eure aufmunternden Worte. Nein, Brigitte, ich wurde nicht unfreundlich behandelt, eher ignoriert, es ist keiner darauf eingegangen. Wahrscheinlich bin ich momentan einfach etwas übersensibel. Tja, dann werde ich mal erzählen. Wenn ich gegen die Nettikette verstossen sollte - was wirklich nicht in meiner Absicht liegt - dann sagt es mir bitte und gebt mir "eins auf die Mütze", gelle?

Einst hatte ich ein schönes Leben, liebe Eltern (obwohl ich mich ständig mit meiner Ma gezofft hatte) und einen lieben Partner (dachte ich jedenfalls). Ostern 1997 fing meine "heile Welt" an zu bröckeln. Mein sportlich durchtrainierter, bis dahin nie kranker, über alles geliebter Vater radelte (!) ins Krankenhaus, weil er Blut im Stuhl entdeckt hatte: Darmkrebs! Wir waren alle erschüttert, aber damals war ich noch so naiv und dachte, wird schon alles wieder gut. Dass bereits Lymphknoten befallen waren, hatte ich überhört oder verdrängt, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Die Chemo hatte mein Pa ganz gut überstanden, es ging ihm wieder besser. Nach einem Jahr hatte er ständig Bauchschmerzen: Metas in der Leber. OP: aufgemacht und gleich wieder zugemacht - es war zu spät, der ganze Bauchraum war voller Metas. Zeitgleich hatte man bei meiner Ma festgestellt, warum sie ständig Doppelbilder sieht: Hirntumor, direkt im Nervenzentrum. Eine evtl. Behandlung hatte sie wegen meines Vaters zurückgestellt. Sie hatte eben immer erst an andere und dann an sich gedacht. Die Chemo danach hatte mein Pa dann schon nicht mehr so gut vertragen, es ging ihm langsam schlechter. Dennoch bin ich mit meinen Eltern noch mal in Urlaub gefahren, damit mein Pa nochmal "seine" Berge sehen kann, wollte ihm seinen letzten Wunsch erfüllen. Dort ging es ihm täglich schlechter, die Rückfahrt war gräßlich, er fing an zu fantasieren. Ich konnte mich kaum auf den Verkehr konzentrieren und war fix und alle, als wir bei meinen Eltern zu Hause ankamen. Mein Freund holte mich dort ab und sah auch, dass mein Pa - den er sehr gerne hatte - nicht mehr lange leben wird. Trotzdem hatte er mir dann (bei uns zu Hause angekommen) erzählt, dass er während meiner Abwesenheit festgestellt hat, dass er mich nicht mehr liebt, da er mich nicht vermisst sondern sich gefreut hat, alleine zu sein und tun und lassen zu können, ohne "Rechenschaft" ablegen zu müsssen. Er hatte mir damit endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen, den letzten Tritt in den Abgrund gegeben.... 6 Tage später ist mein Pa gestorben, Ma und ich waren bei ihm, den Anblick (seinen Todeskampf - er wollte uns beide nicht alleine lassen) werde ich nie vergessen.... Ma und ich waren völlig fertig und verzweifelt, unsere "Männer" hatten uns (aus unterschiedlichen Gründen) verlassen..... Dann mußte ich auch noch umziehen (unsere Wohnung war zu groß und zu teuer für einen alleine) - das geschah für mich wie in Trance, zum Glück hatte ich liebe Freunde, die mich "zur Seite stellten" (ich stand wirklich nur im Weg rum) und das für mich erledigten. Um das alles durchzustehen, war ich auch lange Zeit krankgeschrieben. Als der Umzug vorbei war, bin ich wieder arbeiten gegangen und habe mich so gut wie möglich um Ma gekümmert. Kaum war ich wieder halbwegs auf den Beinen, mußte ich ins Krankenhaus: Brustkrebs. Mein erster Gedanke, als ich die Diagnose hörte: "oh Gott, wie bringe ich das meiner Mutter bei....". Es war ein hartes Stück Arbeit, sie wieder aufzubauen und ihr einzutrichtern, dass ich jetzt nicht auch noch vor ihr sterbe, dass bei mir alles wieder gut wird. Während meiner Chemo- und Betrahlungszeit haben wir beide sehr viele lange Gespräche geführt, haben die Zeit genutzt, wieder zu einander zu finden. Es war eine harte, aber auch sehr schöne Zeit, die wir miteinander hatten, wir waren uns wieder so nahe. Als es mir wieder gut ging, ging es meiner Ma schlechter. Der Tumor drückte langsam den Sehnerv ab. Sie ließ sich dann operieren, die Wucherungen wurden entfernt, um den Sehnerv zu entlasten. Mehr konnte man nicht tun, weil man ihre Lebensqualität nicht verschlechtern wollte. Leider war es nicht sehr erfolgreich, sie hat sich nie richtig von der OP erhohlt, konnte nicht besser sehen, saß dafür nun im Rolli. Ihre letzten zwei Jahre habe ich mich täglich um sie gekümmert, erst zu Hause, dann im Krankenhaus, in der Reha und letztendlich im Pflegeheim. Zunehmend mehr wurde sie zu meinem "Kind", ich trug die ganze Verantwortung für sie. Das war sehr schwer für mich, das war ich nicht gewohnt, mußte bisher nur immer die Verantwortung für mich alleine tragen (Kinder habe ich nicht). Anfangs war es auch sehr schwierig mit ihr umzugehen, sie war (verständlicherweise!) sehr unleidlich. Nichts konnte ich ihr recht machen. Als sie dann im Pflegeheim war, wurde sie aber wieder sehr umgänglich und richtig lieb und hat jeden Abend beim Abschied gesagt " und danke für alles.. ". (Nun fange ich wieder an zu heulen) Letztes Jahr im August ist sie dann gestorben, auch auf diesem letzten Weg konnte ich sie ein Stück begleiten, ihr die Hand halten - auch das werde ich nie vergessen...... Die Auflösung der elterlichen Wohnung bzw. Wohnlaube (hatte ich bis zum Schluß behalten, um Ma das Gefühl zu geben, sie könne jederzeit zurück) war der reinste Horror für mich, aber wahrscheinlich auch eine gute Trauerarbeit.....

Eigentlich dachte ich die ganze Zeit, ich hätte das alles "gut überstanden", ich bin stark und habe alles im Griff. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Seit einigen Wochen wird mir ständig schwindelig, sobald ich mich auch nur ein bisschen mehr bewege. Inzwischen habe ich schon zahlreiche Untersuchungen hinter mir, bisher alles ohne Befund. Ist es evtl. doch psychosomatisch? Holen mich die Ereignisse der letzten Jahre jetzt ein? Oder bin ich jetzt einfach nur zu wehleidig und zerfließe in Selbstmitleid? Keine Ahnung - ich fühle mich zerrissen und kenne mich nicht mehr aus......

Oh weh, das ist jetzt doch ziemlich lang geworden. Hoffentlich habe ich Euch damit jetzt nicht doch gelangweilt. Falls ja, bitte ich um Entschuldigung. Falls nicht, Danke ich Euch fürs "zuhören". Wahrscheinlich werdet ihr alle jetzt schon schlafen und das werde ich jetzt auch tun (hoffentlich!).
Ich wünsche Euch schöne Träume! Liebe Grüsse
Gabi
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  #423  
Alt 01.05.2003, 05:32
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Liebe Gabi,

Du hast mich nicht gelangweilt. Mich nur an meine Geschichte erinnert, welche ähnlich verlief. Zuerst mein über alles geliebter Paps, dann meine Mutti. Ich habe sie Beide vom Tag der Diagnose bis zum letzten Atemzug begleitet. Das sind Momente, die ganz fest in meiner Erinnerung und meinem Herzen bleiben.

Klar holen Dich die Ereignisse der letzten Jahre jetzt ein, irgendwann kommt der Tag, an welchem es den Realitätscheck gibt. Man muß doch so viele Dinge, die kurz hintereinander erfolgten langsam verarbeiten. Ich finde inzwischen, da hat die Seele und das Unterbewußtsein wunderbare Riegel, alles auf einmal könnte man nicht verkraften. Die Psyche sucht sich einen Weg zu heilen.
Und durch Deine Unsicherheit-Zerrissenheit erkennst Du, daß Du mit Dir selbst umgehst.

Du bist jetzt durch Deine Geschichte nicht übersensibel, sondern nur sensibilisiert. Das ist Deine ureigene Angst, und die ist so etwas von natürlich und normal - in meinen Augen.

Das Wort "psychosomatisch" wird für mich zu sehr und zu oft im negativen Sinne gebraucht, denn es stellt die Grenzen der Schulmedizin und der Heilung des GANZEN Menschen, wie Körper und Seele in ein falsches Licht. Kommen Schulmediziner nicht weiter, heißt es das ist psychosomatisch bedingt = selbst schuld. Selbstverständlich sucht sich die Psyche durch Warnzeichen im Körper einen Auslass, aber es wird nicht auf dieses wichtige Gleichgewicht eingegangen.

Gabi, wenn ich mich richtig "schlecht" fühle, dann falle ich in das tiefe Loch des Selbstmitleides. Auch mache ich mir mehr Gedanken über jedes Zipperlein, welches sich regt. Aber wäre ich nicht (wehleidig) sensibilisiert gewesen, wäre der Tumor in der Brust, oder meine Polypen im Darm NICHT rechtzeitig entfernt worden! Ich glaube einfach, so wie Du lebst, fühlst und handelst, zeigt Dir Deine Seele den Weg, welchen Du zum Vorankommen brauchst.

Das ist einfach meine Meinung, meine individuelle Erfahrung. Ich bin keine Psychologen, nur ein Menschlein mit Gefühl und Herz, und versuche meine eigene Harmonie auf dem für mich besten Weg zu finden. Und bin egoistisch genug, mich zu freuen, wenn nur ein Gedanke, eine Erfahrung einen Anderen anregt, nach innen zu hören und vielleicht ein wenig den eigenen Weg findet. Selbstherrlich gesagt, DEN Stein, DEN Baum oder DAS Sandkorn findet.

Ich hoffe, daß Dir ein paar erholsame Stunden zum Schlafen gegönnt waren.

liebe Grüße
bis Ihr wach und munter seid
Jutta
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  #424  
Alt 01.05.2003, 08:30
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Guten Morgen, Ihr Lieben,

liebe Gabi, nun habe ich Deine Geschichte gelesen und mich gleich darauf gefragt: Wie kommst Du darauf, dass wir uns darüber "langweilen" könnten? - Hier geht's ja nicht um Unterhaltung der Unterhaltung willen, sondern darum, dass wir uns mitteilen möchten, UM etwas zu sagen, das uns beschäftigt.
Andererseits kann ich jetzt zwar auch ein bisschen verstehen, weshalb man Dich in einem anderen Thread vielleicht "ignoriert" hat (diesen Gedanken setze ich jetzt einfach mal hier rein), denn mit Deiner Geschichte sagst Du folgendes aus, wenn man es ganz kurz zusammen fassen würde:
"Es schlug wie eine Bombe ein! Mein Vater starb, mein Partner hat mich verlassen, meine Mutter starb, und ich bekam AUCH noch Brustkrebs! - Jetzt fühle ich mich so zerrissen!"
Tja, was soll man darauf sagen? Da verschlägt es einem erstmal den Atem.
Und auch weil die Frage versteckt da steht: "Was soll ich jetzt tun?" kann man da eigentlich nur schwer darauf etwas antworten.
Weisst Du, wie ich meine?

Du hast das Wort "zerrissen" gewählt, was mich überhaupt nicht erstaunt. Das Schicksal hat bei Dir ganz krass zugeschlagen, hat "Teile" aus Dir "gerissen", die Dein Körper, Deine Seele erst mal wieder heilen muss.
Hm, Du erwähnst auch sehr wenig von Deinem Brustkrebs, da denke ich mal, Du hattest noch gar nicht richtig die Zeit dazu, DAS zu verarbeiten, gell?
Erzählst Du uns ein bisschen was davon? Wie sieht es gesundheitlich bei Dir aus? Wie gehst Du damit um? Arbeitest Du? Was tust Du Gutes für Dich selbst?

Wie Du vielleicht merkst (grins!), will ich Dich mit diesen Fragen ein bisschen auf den Pfad des "Ich's" zurück holen. Dass Du um Deine Eltern trauerst und Dein ganzes Erlebnis verarbeiten musst, ist klar, denn das braucht Zeit. Vielleicht aber ist es gesundheitlich für Dich sinnvoll, wenn Du so langsam, Schritt für Schritt, auf Deinen eigenen Weg nun schaust, auf Dein eigenes Wohlgefühl, damit auch Deine Seele und Dein Körper (Schwindelgefühl) wieder gesunden kann?
(Uff, was für ein Deutsch ich da wieder habe!)

Was meinst Du, Gabi? - Ich sende Dir jedenfalls eine GANZ dicke Umärmelung!
Jutta hat ebenfalls sehr schöne Worte gefunden, man merkt, sie schreibt aus dem Bauch heraus, aus den eigenen Erfahrungen. - Gell, Jutta? - Und da hat sie recht, denn unser eigenes Inneres zeigt uns den Weg, wir sollten also öfters mal darauf hören.

Ich grüssele Euch ganz lieb,
bis später, ja?
Die "krasse" Brigitte
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  #425  
Alt 01.05.2003, 10:50
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Hallo Ihr Lieben,
heute morgen war natürlich mein erster Weg an die "Kiste", um nachzusehen, ob Ihr Euch gemeldet habt. Als ich Eure Zeilen las, flossen erst mal wieder die Tränen (wieder mal vor Selbstmitleid?). Jetzt habe ich mich ein wenig beruhigt und möchte mich bei Euch von Herzen fürs "auffangen" bedanken. Es tut so gut, verstanden zu werden!

Liebe Jutta,
es tut mir so leid, dass Du ein ähnliches Schicksal hattest! Warst Du in der Zeit auch so alleine, ohne Geschwister, ohne Partner? Ja,ja - die Psyche, sie schlägt einem ein Schnippchen, wenn man gar nicht (mehr) darauf vorbereitet ist. Ich gehöre auch zu den Leuten, die eine psychosomatische "Krankheit" als negativ empfinden. Deshalb kann ich damit auch nur schwer umgehen. Eine organische Krankheit ist mir "lieber", damit kann ich umgehen, es ist "greifbarer" - verstehst Du was ich meine? Ich will stark sein - so wie es auch die Umwelt von mir erwartet - und nicht zugeben müssen (auch vor mir selbst), dass die Seele "krank" ist, dass ich "versage". Blöd, was ?!? Da ich nun schon seit 3 Wochen krankgeschrieben bin, alle Untersuchungen bisher ohne Befund waren, ist mir schon der Gedanke gekommen, dass mir meine Eltern, die ich "da oben" (wo auch immer das sein mag) als meine Schutzengel betrachte, mir vielleicht diese "Auszeit" geschickt haben. So unter dem Motto "Mädel, halt inne, lass Dich fallen..." Kennst Du auch solche (völlig irrationale) Gedanken? Irgendwie versuche ich, das alles zu begreifen, bastele mir irgendwas zusammen. Ich glaube, das klingt jetzt ein wenig verworren, oder? Hoffentlich erkenne ich irgendwann, was meine Seele mir zu zeigen versucht - wenn es denn so ist.
Du bist wirklich ein sehr liebes "Menschlein" - mit sehr viel Gefühl und Herz - und ich Danke Dir dafür.

Liebe Brigitte,
ja, Du hast die Kurzfassung meiner Geschichte wirklich auf den Punkt gebracht! Warum war mir das nicht möglich? Vielleicht, weil so viele Gefühle da drin stecken, die einfach durcheinander "galoppieren". Deine Idee, warum man meinen Beitrag vielleicht "ignoriert" hat, kann schon sein. Viele meiner Bekannten wussten ja auch nicht, wie sie mit mir umgehen sollten, wie sie mir helfen oder was sie mir raten können. Meine Freundinnen haben mir allerdings immer zur Seite gestanden, haben mir zugehört und mich dafür "bewundert", wie ich DAS alles durchstehe und wie ich jeweils jedes neue "Problem" in Angriff genommen habe. Die "Bewunderung" hat mir zwar gut getan, aber - jetzt im nachhinein gesehen - doch auch nicht wirklich geholfen. Aber eigentlich kann mir da ja auch gar keiner helfen - wenn ich es schon selbst nicht kann.
Meine Krebserkrankung ist tatsächlich von mir ziemlich zur Seite geschoben worden. Das "tiefe Loch", von dem andere Betroffene erzählen, konnte ich mir nicht erlauben, ich musste ja für meine Ma stark bleiben... Den Knoten (meine "kleine Erbse") hatte ich Weihnachten 1998 entdeckt. Klein, rund und fest - eben wie eine Erbse - in der Achsel. Meine Gyn hatte mich zur Mammo geschickt, da war nix zu sehen (lag ja auch ausserhalb des Mammo-Bereiches). Sie dachte eher, es wäre ein verhärteter Lymphknoten, bestimmt nichts schlimmes, bin ja auch viel zu jung dafür (ha, ha). Sie hatte aber auch zugegeben, dass sie damit noch zu wenig Erfahrung hat (rechne ich ihr heute noch hoch an, sie muss nicht alles wissen, solange sie das auch zugibt) und hat mich ins Krankenhaus zur Mamma-Sprechstunde überwiesen. Da wurde aber auch anhand der Sono nichts festgestellt, sie hatten die gleiche Vermutung, wie meine Gyn, es sollte aber unter Beobachtung bleiben. 3 Monate später dann Kontrolluntersuchung. Die Ärztin entdeckte in der Axilla Gewebe, das sie nicht einordnen konnte, hielt den Knoten aber noch immer nicht für schlimm. Da in der Axilla keine Stanzbiopsie gemacht werden kann, riet sie zu einem kleinen Eingriff, um das Gewebe zu untersuchen. Der "kleine Eingriff" war dann im Juni 99. Gewebe = normales Brustdrüsengewebe (zieht sich bei mir eben bis in die Axilla rein - kommt hin und wieder vor), meine "kleine Erbse" = Mamma-CA (pT 1c, pN 0, pM 0, G 2, Östrogen- und Progesteron-Rezeptoren beide stark positiv). Du kennst Dich ja damit aus, es war also zum Glück noch nicht gar so schlimm. CMF-Chemo und Bestrahlungen (Sandwich-Verfahren) waren erträglich. Unter der Chemo blieb dann die Regel aus, Klimakterium, Hitzewallungen (ätzend, hätte lieber meine Regel wieder!). Ab 02/2001 Tamoxifen, bis vor 3 Wochen - abgesetzet wegen Schwindel. Alle Nachsorge-Untersuchungen waren bisher positiv (für mich). Tja, wie gehe ich damit um? Ich würde sagen, normal. Ich denke nicht ständig daran, aber dennoch sitzt mir hin und wieder die Angst im Nacken, so dass ich es nicht völlig vergesse oder zur Seite schiebe. Nach Abschluss der Behandlungen und AHB bin ich dann auch wieder voll arbeiten gegangen. Vor meiner Krebserkrankung (als Pa gestorben ist) und später (als es Ma so schlecht ging und sie operiert wurde), war ich jeweils auch in psychologischer "Behandlung". Hat mir allerdings nichts gebracht, ausser die "Freiheit", nicht arbeiten gehen zu müssen. Nach OP meiner Ma bin ich dann nochmal zur Festigungskur gefahren. Danach habe ich (bis Mamas Tod) meine Arbeitszeit verkürzt, um mich täglich um sie kümmern zu können, ohne dabei selbst irgendwann auf dem Zahnfleisch zu krauchen. Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Tja, das habe ich in dieser Zeit für mich getan. Danach bin ich bis jetzt schon 2 x in Urlaub gefahren (riesiger Nachholbedarf, nach 5 Jahren ohne), hat mir auch gutgetan. Eigentlich habe ich doch rational alles ganz gut geregelt! Warum geht es mir dann jetzt trotzdem nicht gut??? Damit werde ich irgendwie nicht so richtig fertig.

Uff, nun habe ich schon wieder so ausschweifend erzählt - warum kann ich mich nicht kürzer fassen, es gelingt mir nicht. Hoffentlich war das jetzt alles nicht zu verworren. Die dicke Umärmelung nehme ich dankbar an und gebe sie von Herzen zurück. Nochmals ein ganz dickes DANKESCHÖN, dass ihr da seid. Ganz liebe Grüsse - bis später (?!?)
Gabi
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  #426  
Alt 01.05.2003, 12:01
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Hi Gabi,
bin wieder da, habe gerade gemütlich gefrühstückt.

Ja, da hast Du eigentlich "alles" getan, was man so nach einer Krebsdiagnose macht, und auch die entsprechende Erholung dafür erlebt. - Hab ich auch gemacht damals (naja, fast so ähnlich), aber da war bei mir natürlich keine anderweitige Belastung da, also durfte ich voll und ganz egoistisch sein.
Dieses "egoistisch sein" meine ich aber nicht im herkömmlichen Sinne von Egoismus, sondern im Sinne einer ... naja, eigenen Existenz-Angst bewältigen. Weisst Du, diese Zeit wo man sich fragt, wie es mit einem selber weiter geht, ob man bald sterben wird, was man noch machen kann, wie man noch glücklich sein kann, usw.
Ich glaube eben, dazu hattest Du noch gar keine Zeit. Du hattest noch keine Zeit, Dir diese Fragen zu stellen, Du hattest nämlich ganz andere Sorgen. Du hast wiederum "funktioniert", eben im Sinne von: Dies muss man tun wenn man Krebs hat, und jenes muss man tun, um sich zu erholen. Ganz einfach.

Versuche vielleicht ein bisschen aufzuhören mit dem "funktionieren", gönn Dir was Schönes, etwas, das nur für Dich alleine ist, ja? Nicht weil "man" es eben macht, sondern weil Du Freude daran hast.
Du hast doch bestimmt Dinge, die Dir Freude machen, z.B. Spaziergänge, oder einem Hobby nachgehen, ... oder erfülle Dir irgend einen Wunsch, den Du schon immer mal hattest. - Es hilft sehr, wenn man da wenigstens EINE erfreuliche Sache noch nebenbei hat, während man so tief im Kummer schwimmt, echt.

Und dass Krebs auf die eigene Psyche schlägt, ist ja nichts Aussergewöhnliches. Ich gehe ja auch zur Psychiaterin. Zum Reden, zum loslassen, manchmal hilfts, manchmal halt auch nicht. Mein Krebs war in etwa die gleiche "Art" wie der Deine, (also noch relativ früh genug entdeckt) und trotzdem fiel mein ganzes Leben in ein tiefes Loch! - Ja, da frag' ich mich, WIE muss es dann DIR ergehen? (Das macht mich dann eben so sprachlos, atemlos! Und andere Betroffene in anderen Threads vielleicht genau so?)

Dieser "Egoismus" war ganz sonderbar, der da bei mir aufkam. Ich war innerlich völlig überzeugt davon, dass es mein RECHT war, jetzt egoistisch zu sein, und NUR mal an mich zu denken.
(Dummerweise war meine Umgebung da jedoch nicht der selben Ansicht, aber das ist wieder ein anderes Thema.)
Doch dieser "Egoismus", welcher natürlich aus Panik und aus Angst bestand, hat mir geholfen, wach zu werden, nachzudenken, und meinen Weg zu suchen und zu finden.
Ich hatte diese Zeit dazu, Gabi. Alles andere war mir unwichtig geworden, denn im Moment ging es nur um mich. Es war eine sehr wichtige Phase, und manchmal steck ich da auch heute noch drinnen (der Krebsmörder sitzt mir schliesslich dauernd auf der Schulter), aber - wie gesagt - es ist ja nicht der "Egoismus" im herkömmlichen Sinne, sondern ein "gesunder Egoismus", den es mal für eine Weile eben braucht. Er kann einem viele Wege aufzeigen, und wenn der Punkt gekommen ist, wo man genau weiss, was man tun will und wie es weiter geht, wo der Punkt gekommen ist, dass man die Situation akzeptieren kann, ... dann schafft das eine sehr grosse Kraft. Das ist dann wiederum eine Kraft, wo man wieder für andere da sein kann.

Hui, kommst Du bei meinen Gedankengängen noch draus? ;-)
Ach, ich frag Dich jetzt einfach mal:
Wenn Du Dir etwas tolles wünschen könntest, was wäre das?
Oder schreibe Dir Deine Wünsche auf, das macht nämlich herrlichen Spass! Den einen oder anderen Wunsch wirst Du Dir bestimmt erfüllen können.
Du hast das Recht dazu, Gabi, gell? Und ... götterchen, ... Du hast es Dir verdient!

Bis späterchen!
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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  #427  
Alt 01.05.2003, 13:43
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Hallo Brigitte,

Deine Gedankengänge kann ich schon ganz gut nachvollziehen. Auch der "gesunde Egoismus" ist mir nicht unbekannt. Im privaten Bereich, versuche ich auch, ihn einzusetzen. Was mir nicht guttut, versuche ich (soweit es geht) von mir fernzuhalten und versuche dafür mehr das zu machen, was gut für mich ist. Beruflich ist das leider nicht so möglich. Für Vorgesetzte und Kollegen bin ich ja wieder "gesund" und auch ansonsten habe ich ja jetzt "alles hinter mir". Die Erwartungshaltung, nun wieder volle Leistung zu bringen, ist also wieder voll da. Auch hier habe ich das Gefühl, den Erwartungen (die zudem ja auch noch steigen) nicht mehr gerecht werden zu können, zu "versagen". Kennst Du auch dieses Gefühl?

Die Dinge, die mir Spaß machen (Radeln, Walking, Badminton, Strassenfeste besuchen), kann ich aus Schwindel-Gründen z. Z. nicht machen. Mein Körper hat mich da sozusagen ausgebremst. Es ist so frustrierend! Ich hatte mich so auf schönes Wetter gefreut, um die Mechanismen - die sonst immer ganz gut funktioniert hatten - umzusetzen. Woher soll ich jetzt die Kraft holen, die ich daraus immer ziehen konnte? Der Sport fehlt mir, ich sitze zu Hause und werde immer fetter ... Schei...benkleister!

Wenn ich mir etwas tolles wünschen könnte.......... Tja, ehrlich gesagt, fällt mir dazu nicht viel ein. In erster Linie habe ich - wie schon gesagt - Nachholbedarf in Punkto Urlaub und verreisen. Das setzte ich ja auch in die Tat um. Sind aber natürlich nur wenige Wochen im Jahr. Ansonsten: mich wieder "draußen rumtreiben" können - sh. oben. Dann fällt mir nur noch eins ein: nicht mehr alleine und einsam sein, eine Schulter zum anlehnen haben, einen Partner, auf den ich mich verlassen kann, der vielleicht die gleichen Interessen hat, für mich da ist (etc., usw.). Das, was meine Freunde mir eben gar nicht geben KÖNNEN (auch wenn sie mir sehr viel geben und ich nicht darauf verzichten möchte!) - verstehst Du, was ich meine? Das ist ein Wunsch, den ich mir aber beim besten Willen nicht erfüllen kann. Zumal ich auch hier wieder völlig zerrissen bin. Einerseits möchte ich wieder einen Partner, andererseits habe ich fürchterliche Angst wieder enttäuscht zu werden, die letzte Trennung hat einfach (auch noch zu diesem Zeitpunkt) ZU WEH getan. Kannst Du das verstehen? Auch aus dieser Zwickmühle komme ich nicht so richtig raus.
Weitere Wünsche fallen mir nicht ein. Eigentlich erschreckend. Jetzt so beim Schreiben kommt mir der Gedanke, dass ich mich vielleicht damit bestrafe (aber wofür??), dass mir nichts einfällt, womit ich mich "belohnen" kann??? (Bin ich jetzt nur noch bescheuert?)

Bin gespannt, was Dir zu meinen Gedankengängen einfällt und ob Du die überhaupt nachvollziehen kannst....
In diesem Sinne - liebe Grüsse von
Gabi
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  #428  
Alt 01.05.2003, 15:10
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Ah, Gabi, (grins!) Du steckst da fest, das ist alles. Ich kenne dieses Gefühl. - Da sind solche Gespräche wie diese hier nämlich genau richtig. Die Gedanken drehen sich im Kreis und man kommt einfach auf keine neue Idee oder Lösung, gell? Ich hab da auch meist von "Aussen" den Anstoss bekommen, und dann klappte es wieder.
Hat nämlich nichts damit zu tun, dass man "bekloppt" ist, oder "sich bestrafen" will, sondern man steckt einfach irgendwo fest.

Darf ich Dir helfen, ein bisschen den Knoten zu lösen? Na, zumindest will ich es versuchen, okay? Und wenn's nichts hilft, so sind es wenigstens einfach mal ein paar Gedanken, die Du ja auch vielleicht später mal gebrauchen kannst.

Also, so wie ich sehe, hast Du ja sehr viele Interessen. Yeah! - Ist Dir jedoch aufgefallen, dass all Deine Interessen mit "Bewegung" zu tun haben?
Versuch mal, diese "Bewegungs"-Hobbys zur Seite zu schieben. Vorläufig mal, ja?
Gut. Okay, nächste Frage:
Was kannst Du tun im "Sitzen", das Dir Freude macht?
Immer einfach mal "vorläufig" gesehen, gell? Denn "Bewegen" kannst Du Dich ja wieder, wenn Du etwas fiter bist. Und nicht drauf achten, dass Du beim Sitzen ein bisschen Fett ansetzt, das kriegst Du nachher dann ja wieder weg. Das ist ein kleineres Übel.

Ah, Du hast einen Computer! Arbeitest Du gerne daran? Wie wär's mit der Idee, eine eigene Homepage zu erstellen (vielleicht hilft Dir da jemand dabei)?
Oder ... ich bin jetzt mal kreativ und zähle auf, was man alles tolles im Sitzen tun kann, ja? (Lach!) Öhm ... Stricken, Sticken, Häkeln zum Beispiel, Handarbeiten machen und sie später irgendwo an einem Bazar verkaufen, ... oder MALEN (was ich z.B. noch tue), oder Basteln, oder viele Bücher lesen, oder selber viel Schreiben, oder mit Tonerde modellieren, oder Musik hören, oder ein bisschen Gartenarbeit, oder ... ah, ich weiss: Einen Kurs besuchen und Chinesisch lernen (grins!), oder was da sonst alles angeboten wird ... usw.

Ich meine es so, damit Du "vorübergehend" etwas "freudiges" tun kannst, bis es Dir wieder etwas besser geht. Denn so zeigst Du Deinem Körper auch, dass Du ihn ernst nimmst und ihn ein wenig schonst. Versuche dieses "Freudiges" mit Regelmässigkeit zu tun, also wenn Du einen Kurs besuchst, so ist das ja bestimmt einmal in der Woche. Also hättest Du regelmässig einen Termin, auf welchen Du Dich freuen kannst, und ... kommst erst noch ein bisschen raus aus dem Haus.

Was den fehlenden Partner angeht, ist es natürlich ein bisschen schwieriger, und ich kann da sehr gut verstehen, dass Du da eine Schulter zum Anlehnen brauchst, ... naja, wer braucht die nicht?
Hier bringe ich jetzt einfach mal die Idee auf, dass Du z.B. einem Verein beitreten könntest, wo Du neue Leute kennen lernst. Oder Deine Freunde nehmen Dich an Orte mit (Kino, Anlässe), wo Du Dich körperlich nicht zu fest anstrengen musst. Raus musst Du ja trotzdem zwischendurch, Du kannst ja nicht nur daheim bleiben.
Meinst Du, Deine Freunde könnten Dir hier ein bisschen helfen?
Nun, und wegen Enttäuschungen, die Du wieder erleben könntest mit einem Mann, ... pffff! Klingt vielleicht doof von mir, (bin ja selber Single), aber ... hm, wenn Du es nicht versuchst, wirst Du es nie wissen!

Ach, und was den Beruf betrifft: Hm, da ist es eben wieder, dieses "funktionieren", gell?
Denk nicht an das Wort "versagen", denn "weniger Leistung bringen", wenn man krank ist, hat nichts mit "versagen" zu tun. Du kannst ja nur das schaffen, was Du schaffst. Achte ein bisschen auf Dich, ja? Wenn Du merkst, es wird Dir zu viel, dann sprich mit Deinem Chef oder mit dem Arzt darüber. Sei Dir selber gegenüber ehrlich. Du MUSST nicht funktionieren, nur weil alle Welt es von Dir erwartet, okay?
Sei lieb zu Dir.

Bei mir war's beruflich nach der Diagnose so, dass ich WUSSTE, ich schaff's im Moment nicht. - Hmpf, komischerweise haben das die Arbeitskollegen und Kolleginnen alle verstanden, bloss ... meine Chefin nicht, welche selber Brustkrebs hatte!
Klar, jeder reagiert auf so eine Krebsdiagnose natürlich anders. Ich konnte es akzeptieren, dass meine Chefin damals gleich wieder zur Arbeit ging, weil sie es BRAUCHTE. (Zur Ablenkung wahrscheinlich.) Aber sie hatte NICHT verstanden, dass ich es hingegen NICHT konnte! Und da kam dann der "Druck" von ihr auf mich zu, was ich damals überhaupt nicht gebrauchen konnte. Es schadete mir höchstens noch. Die Erwartungshaltung zum funktionieren war also für mich SO hoch,(und dann kam sie natürlich noch von einer anderen Brustkrebspatientin! Da kann man sich vorstellen, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als wieder zu funktionieren, nämlich genau so wie SIE!), so dass also der Gedanke für mich, zu "versagen", ebenfalls sehr nahe lag. Aber trotzdem kam mir dieser Gedanke nie!
Nein, ich hielt an meiner inneren Überzeugung fest. Meine Chefin war eben meine Chefin, und ich war ich!
Oh, dann musste ich übrigens auch noch zum internen Vertrauensarzt des Geschäftes, und der meinte dann AUCH noch: "Alle meine Krebspatientinnen gehen kurz nach der Chemo gleich wieder arbeiten!"
Hm, aber er mochte mich ja eh nicht, weil ich ihn nämlich wegen einer kleinen "Arztgeheimnis-Verletzung" erwischt hatte! HA!
Jedenfalls GING ich dann noch arbeiten, Gabi, aber jeweils immer nur halbtags. Ich konnte mich unmöglich noch stundenlange auf Buchhaltung und solche Dinge konzentrieren. Vom "Mass" her war es okay für mich, aber an schlechten Tagen habe ich selbst während diesen wenigen Arbeitsstunden schon Mühe gehabt. Ich tat immer nur das, was ich konnte, und was mir zu viel war, gab ich meinem (neuen) Teamchef wieder zurück zum Weiterverteilen. - Man musste es eben akzeptieren!

Hm, kann ich Dir mit meinen (vielen) Gedanken ein bisschen weiter helfen?

Ich grüssele Dich soweit.
Die "krasse" Brigitte
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  #429  
Alt 01.05.2003, 17:10
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Ach, Brigitte - jetzt hast Du mich aber doch zum Lachen gebracht! Danke dafür und auch für Deine Tipps. Stimmt, ich habe Spaß an Bewegung. Stimmt, ich stecke fest. Du hast ja so recht, halte mir nur ruhig weiter den Spiegel vor die Nase (grins)!

Ja, ich kann mich auch im sitzend beschäftigen. Mache ich ja auch schon seit ner Weile. Stricken tu ich gerne, aber durch die blöden Hitzewallungen flutschen die Nadeln nicht so richtig. Stundenlang vor der "Glotze" (Fernseher) sitzen kann ich auch gut, wird aber auf Dauer langweilig. Lesen tue ich auch gerne, momentan schweifen aber die Gedanken oftmals ab. Am Computer sitze ich auch häufig (hab mir eben gerade online Tarot-Karten gelegt, aber die Antworten haben mir nicht gefallen bzw. haben nicht gepasst), aber eine eigene Homepage? Nee, nee - dat is nix für mich. Schreiben tu ich auch gerne - sieht man ja jetzt hier (oder?). Macht aber auch nur Spaß und bringt was, wenn so ein lieber Mensch wie Du darauf eingeht (nochmals Danke). Am besten gefällt mir der Chinesisch-Kurs - das werde ich mir mal überlegen (lach). Nein, jetzt mal wieder ernsthaft, ich werde mir Deine Anregungen zu Herzen nehmen, muss nur erstmal meine derzeitige Lethargie bekämpfen.

Liebe Brigitte, wenn ich einem Verein beitreten würde, was meinst Du wohl, was das für ein Verein wäre? Na? Oder andersrum, in folgenden Vereinen war/bin ich schon: Schwimmverein, DLRG (grins). Ja unter Leute gehen fehlt mir manchmal auch - vor allem das Tanzen gehen (kicher). Halte mich jetzt bitte nicht für unbelehrbar, aber so richtige Lebensfreude empfinde ich meist nur, wenn ich in Bewegung bin. Zur Zeit beschränkt sich halt die Bewegung und meine Ausgänge auf Treffen mit Freunden (was auch schön ist) zum essen (Fett ansetzen - grins) und quatschen. Allerdings ist das immer der gleiche Kreis, wo keine "neuen Männer" in Sicht sind. Und wenn mal irgendwo doch "neue Männer" in Sicht sind - na, was tue ich dann ? WEGGUCKEN ! (Ich weiß, ich bin ne blöde Kuh) Bin aber zuversichtlich, dass sich das auch wieder legen wird, im Grunde weiss ich ja: wer nichts wagt, der nicht gewinnt!

Mann, mann... mit Deiner Chefin hattest Du ja wirklich den Volltreffer! Eigentlich hätte sie doch wissen müssen, dass jeder mit der Erkrankung anders umgeht - oder läuft sie gerne mit Scheuklappen durch die Gegend? Ich freue mich für Dich, dass Du die für Dich richtige Lösung gefunden hast. Vielleicht schaffe ich es ja auch noch umzudenken und meinem Arbeitgeber und den Kollegen/innen gegenüber zuzugeben, dass ich nicht mehr so belastbar bin. Ist nur so schwer, die eigenen "Schwächen" (OK - nicht "versagen") zuzugeben, wahrscheinlich muss ich auch erstmal meine eigene Anspruchshaltung zurückschrauben. Werde daran arbeiten (oder es jedenfalls versuchen).

Ja, liebe Brigitte, Deine Gedanken helfen mir schon ein bisschen weiter! Ich merke sogar, dass mein Humor langsam wieder zurückkehrt. Das ist doch auch schon was - oder ? Jedenfalls freue ich mich jetzt schon auf jede neue Antwort von Dir. Lass Dich knuddeln und bis bald
Gabi
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  #430  
Alt 02.05.2003, 10:11
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Mörgelchen Gabi,
daaaanke, der Knuddel ist angekommen!

Mir kommen da schon wieder neue Gedanken:
Du hast schon recht, Gabi, wenn Du alles gern hast, was mit "Bewegung" zu tun hat, denn das ist ja nicht nur gesund und macht Spass, ... es ist auch, WEIL das Leben ja selber schon "Bewegung" ist.
Aber wie es eben ist: Nach jedem Tanzabend z.B., den Du verbrachtest, musstest Du ja wieder mal aufhören und Pause machen. Nach jeder Schwimmstunde musstest Du aufhören, denn Du kannst ja nicht endlos für alle Zeiten im Wasser bleiben. - Nach jeder Aktivität von Bewegung musstest Du also wieder in eine Ruhepause zurück kehren, stimmt's?
Genau so ist's mit dem Leben (jetzt werde ich wieder philosophisch, grins!). Das Leben hat endlos viele Formen von Aktivem und Passivem. Das ist eben die "Bewegung" des Lebens.
So gesehen könnte man sagen, dass wenn ein Mensch Krank wird, das Leben ihn in "der Bewegung" in eine passive Form drängt. - Weil wir uns aber so an das "Aktive" klammern (und das "Aktive" auch von uns dauernd erwartet wird) fällt's uns eben schwer, in eine "Passive" Phase zu gehen.
Und je nach dem, wie halt unser bisheriges Leben immer verlaufen ist, kann es sein, dass wir so eine "passive" Phase gar nicht KENNEN!
Weisst Du, wie ich meine?
Ich hatte da auch Mühe damit. Diesen ... naja, "Übergang" ins Passive zu akzeptieren. Aber nur so lange, bis mir klar war, dass ja auch das "Passive" in "Bewegung" ist! Es ist einfach eine andere "Form", es ist wie ... ein neuer Beginn des Lebens, der einem viele neue Türen und Toren eröffnet, angefangen im "Passiven", das aber eigenlich völlig "Lebendig" ist. Denn wenn man diese Türen und Toren entdeckt hat, ... dann ist das "Passive" nämlich plötzlich wieder "Aktiv" geworden!
(Lach! Kommst Du draus?)

Mir ist da noch was eingefallen, was vielleicht auch was für Dich wäre:
Wir haben bei uns in der Schweiz solche Schulen, die unglaublich viele Kurse anbieten. (Die gibt's bei Euch sicher auch, aber ich kenne mich da leider nicht aus.)
Nun, mir macht es manchmal richtigen Spass, diese Kurs-Büchlein mit den vielen Angeboten nur schon mal so gemütlich durchzublättern. Und dort, wo meine Äuglein hängen bleiben, wo ich den Text zum entsprechenden Kurs genauer lese, ... da weiss ich, dass ich da irgendwie Interesse daran habe!
Selbst wenn es "nur" ein Kurs ist, wo man lernt, wie man wunderschöne Blumengestecke zusammen stellen kann. (z.B. bei den Töpferkursen bleiben meine Äuglein IMMER hängen, lach!)
Jedenfalls, diese Kurs-Büchlein können einen unwahrscheinlich inspirieren. Da kommt man plötzlich auf Ideen, die man vorher noch nie so hatte.

Mit den Vereinen, wo man beitreten kann, ist's jetzt etwas schwieriger, doch ich denke, es gibt praktisch für jedes Hobby irgendwo einen Verein. (Im Internet findet man bestimmt irgendwas.)
Es gibt auch Vereine, wo man sich ein bisschen für das "Gute" einsetzen kann. Je nach dem kann man dort helfen, ein bisschen Schreibarbeiten für den Verein zu machen, ... und gleichzeitig trifft man sich ja regelmässig mit dem Verein, also kommt man auch raus und unter die Leute.

Du bist wahrscheinlich schon ein wenig in einer Lethargie, Gabi, aber das ist nicht so schlimm, denn da kommst Du schon wieder raus. Lass Dir einfach ein bisschen Zeit, gell?

Wieder neue Ideen für Dich? (Grins!)
Bis späterchen, Gabi, ich muss los.
Tschüsschen und liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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  #431  
Alt 02.05.2003, 11:52
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Hallo, liebe Brigitte,

warum eigentlich "krasse" Brigtte? Ich finde Dich überhaupt nicht krass! Ich habe vielmehr den Eindruck, dass Du eine sehr liebe Frau bist, mit seeeeehr viel Herz und seeeehr viel Einfühlungsvermögen (so, DASS musste jetzt auch mal gesagt werden!).

Deine Gedanken über die "aktiven und passiven Lebensphasen" beeindrucken mich schon. Da muss ich nochmal drüber nachdenken. Es ist aber auch nunmal leider so, dass ich durch die ganzen "Ereignisse" in den letzten 5 Jahren sowieso schon zur Passivität "verurteilt" war und meinem Bewegungsdrang nicht nachgehen konnte. Natürlich - Deine Gedanken aufnehmend: es war nicht tatsächlich eine passive Zeit, ich war ja mit genug Problemen beschäftigt, die ich so gesehen schon aktiv bewältigen musste. Aber ich habe mich halt immer wieder daran aufgebaut, dass ich mich wieder "austoben" (eben im Sinne von körperlicher Bewegung) kann, wenn "alles vorbei" ist und ich mich nur noch um mich selbst kümmern kann. Als ich z. B. im März im Skiurlaub war, habe ich mich total "sauwohl" gefühlt. Bewegung, Sonne, frische Luft, Berge, nette Leute ............ Ach, es war ja soooooo schööööön. Das ist es, wo ich die Seele so richtig baumeln lassen kann. Verstehst Du, warum es so schwer ist, meine Gedanken und Bedürfnisse auf "passive Aktivitäten" umzulenken?

Ja, bei uns gibt es auch die sogenannten "Volkshochschulen", die alle möglichen Kurse anbieten. Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, mal meine Englischkenntnisse dort aufzufrischen. Aber ehrlich gesagt, habe ich mich bisher nicht dazu aufraffen können. Ich fürchte, es wird mir einfach zu viel. Bin ja nach der Arbeit sowieso schon immer so fertig, dass ich meist nur noch auf der Couch vor der "Glotze" lande um da einzuschlafen und mich später nur noch "umzubetten". Kurse am Wochenende gibt es leider nicht. Ich könnte auch wieder mit Window-Color anfangen und neue Fenster-Bilder malen, hab aber einfach keine Lust dazu...

Tja, Vereinsleben. Ich war noch nie der Typ, im Verein feste Aufgaben zu übernehmen (bin diesbezüglich sozusagen "stinkefaul"). Habe schon ein paar mal überlegt dem DAV (Deutscher Alpenverein - grins!) beizutreten. Aber natürlich nicht, um dort Schreibarbeiten oder so was zu übernehmen, sondern um mich Leuten anzuschliessen, die Spass am Wandern haben (wie sollte es auch anders sein - lach!). Ich weiß, ich bin unverbesserlich .......

Um etwas "Gutes" zu tun, gehe ich hin und wieder eine liebe ältere Frau besuchen, die in dem Pflegeheim ist, wo auch meine Ma war und mit der ich mich dort angefreundet hatte. Für meinen "geringen Aufwand" bekomme ich von ihr soviel Freude zurück, dass es mir auch gut tut. Ausserdem freuen sich auch die Pflege-Schwestern immer sehr, wenn ich mich da wieder blicken lasse. Sie hatten mich immer sehr gerne, weil ich mich so um Ma gekümmert hatte und ihnen damit natürlich auch Arbeit abgenommen hatte. Meistens war ich zum Abendbrot da, habe meiner Ma dabei geholfen, sie zur Toilette und ins Bett gebracht. Für meine Ma war das immer das schönste, weil (ihrer Meinung nach) es keine der Schwestern so "gut" gemacht hat wie ich. Allerdings sehe ich da auch immer noch meine Ma überall......... Daher kann ich immer nur dann hingehen, wenn ich mich selbst gut bzw. "kräftig" genug dafür fühle.

Hoffentlich hältst Du mich jetzt nicht für völlig "unbelehrbar" - vielleicht brauche ich (Frau Ungeduld - wie meine Ma) tatsächlich nur mehr Zeit......
Nochmals DANKE für Deine Anregungen (helfen mir in jedem Fall um wenigstens meine Gedanken in "Bewegung" zu bringen - grins!) und ganz liebe "Knuddel-Grüsse" von
Gabi
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  #432  
Alt 02.05.2003, 22:40
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Liebe Gabi,
auch ich war ziemlich schockiert von Deiner Geschichte und weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll.
Ich bin ja "nur" eine Hinterbliebene, die sich nicht wirklich vorstellen kann wie es ist, dazu auch noch selber betroffen zu sein. Aber eines ist mir völlig klar, das was Du alles in relativ kurzer Zeit durchmachen musstest, ist zuviel, um das verarbeiten zu können.
Wie Brigitte bin ich auch der Meinung, dass da jetzt einiges bei Dir hochkommt, was vorher keine Zeit hatte und bearbeitet werden muss.
Machst Du eigentlich Therapie?
Ich denke auch, dass Du schauen musst, was Dir gut tut. Die Geschichte mit Bewegung hat mich auch zum Schmunzeln gebracht...:-) Du gönnst Dir nur wenig Ruhe, hab ich recht?
Wobei ich Bewegung und Sport auch wichtig und gut finde.
Ich denke, es fällt Dir (noch) schwer, Dich selber in den Mittelpunkt zu stellen und nachzufühlen, was DIR (außer Sport) gut tut. Tröste Dich, ging mir auch sehr lange so... Aber Du wirst es schaffen, ein wenig loszulassen und zu Dir zu finden.

Ich wünsch Dir viel Kraft dafür.
Liebe Grüße,
Conny
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  #433  
Alt 03.05.2003, 11:15
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Liebe Conny,

danke für Deine lieben und aufmunternden Zeilen! Dass Du "nur" Hinterbliebene bist, sehe ich aber anders. Betroffen bist Du auch, nur auf andere Art und Weise. Auch Du hast Dein "Päckchen" zu tragen...

Ja, möglicherweise habe ich mir bisher zu wenig Zeit genommen, alles richtig zu verarbeiten. Habe halt immer gedacht, dass ich "alles im Griff" habe - vielleicht doch ein Trugschluss. Nein, eine Therapie mache ich zur Zeit nicht, hatte es schon mal versucht, was mir aber nicht viel brachte. Kann aber auch sein, dass ich damals nicht die "richtige" Therapeutin hatte. In 2 Wochen habe ich einen Termin bei einer Neurologin (gleichzeitig auch Psychotherapeutin), mal sehen, was dabei rauskommt.

In Bezug auf Sport und Bewegung habe ich jetzt wohl doch einen etwas überzogenen Eindruck vermittelt. Es ist nicht so, dass ich täglich irgendeinem Sport nachgehen muss. Ich gönne mir schon ziemlich viel Ruhe, schon zwangsläufig, weil mir in den letzten Jahren auch einfach die Zeit dafür fehlte oder ich z. B. nach der Arbeit zu kaputt und fertig bin und mich nicht mehr aufraffen kann. Es fehlt mir nur der Ausgleich zu dieser zwangsläufigen Ruhe - 1 x die Woche Badminton, dazu vielleicht noch 1 x Walking oder Radeln oder so was in der Art. Verstehst Du, was ich meine? Hm, mir kommt da gerade so der Gedanke, dass ich vielleicht gerade wie ein "bockiges Kind" reagiere, dass sein "Spielzeug" nicht haben kann und deshalb mächtig (zornig) mit den Füßen aufstampft... (?!?)

Mich selbst in den Mittelpunkt stellen - uff! Schwer... - für andere da sein zu können ist dagegen leichter. Da komme ich wohl auch ein bisschen nach meiner Ma, wir sind ja auch beide vom Sternbild "Krebs" (grins!). Es hilft aber in jedem Fall schon sehr, hier meine Gedanken mal schriftlich "zu Papier" zu bringen und dann von Euch auch ein Feedback zu erhalten. Wie Brigitte ja auch schon festgestellt hat, sitze ich irgenwie fest, merke jetzt aber, dass es sich langsam lockert, Dank Eurer Hilfe und Anregungen!! Deshalb bin ich auch weiterhin für jede Gedankenanregung und auch für jede Kritik dankbar.

Liebe Grüße - und einen sonnigen Tag
Gabi
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  #434  
Alt 03.05.2003, 11:33
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Hallo Gabi,

Du hast ja auch alles im "Griff", was sich außerhalb Deines Empfindens abspielt. Oder??
Wo bleibt Dein Fallenlassen, Entspannen und Zugeben, daß DU auch ganz viel brauchst?? Du nur für DICH?

Ich war auch wie ein Hamster im Rad, die Mühle mußte sich immer bewegen. Und jetzt? Monatelang sagte meine Mutter, hör auf mit arbeiten, gönne Dir mehr Ruhe, die Worte meines Vaters irgendwo im Unterbewußtsein, Mädchen, machs nicht wie ich: genieße Dich und Dein Leben. Jetzt haben sie (?? - glaub ich zumindest) mich dazu gezwungen meine innere Ruhe wiederzufinden, wenigstens auf dem Weg dahin zu sein. Mich zu beachten, mich wieder als mich zu sehen. Darauf zu hören, wenn da drinnen eine Stimme laut wird und mich ausbremst. Wenn doch auch nur der Kopf das ab und an auch hören würde. Die Gedanken rasen, es kribbelt, und hippelt.

Gegen wen wendet sich Deine "Bockigkeit" oder gegen was? Gegen den eigenen Frust? Schreib mal mehr darüber.............

liebe Grüße,
Jutta
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  #435  
Alt 03.05.2003, 12:23
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Hallo Jutta,

au weia, da hast Du mir jetzt aber eine Frage gestellt.... (nicht negativ gemeint, sondern danke dafür!)

Mir ist ja auch schon der Gedanke gekommen, dass meine Eltern (als meine Schutzengel) mir diese "Auszeit" zum Innehalten und zur Besinnung "geschickt" haben (blöder Gedanke?). Nachdem mein Pa so früh sterben musste, hatte meine Ma mir auch immer gesagt, ich soll mein Leben jetzt und sofort leben und nicht so viel für "später" (sprich fürs Rentenalter) aufheben, so wie sie es (leider) zum Teil getan hatten. Ich hatte mir ja auch geschworen, so zu leben und auf Zeichen meines Körpers zu "hören" - aber was tun, wenn man das, was man hört, nicht versteht?

Tja, gegen wen oder was wendet sich meine Bockigkeit... (ich lass jetzt einfach mal meinen Gedanken/Gefühlen unsortiert freien Lauf). Wahrscheinlich gegen mich selbst, gegen meinen Frust, gegen meine innere Zerrissenheit... Ich kann mich oft selbst nicht mehr leiden, weil ich mich nicht entscheiden kann. Früher war das nicht so, ich wußte immer was ich wollte, hatte meistens eine feste Meinung, hatte FÜR und WIDER abgewogen und mich entschieden. Diese Fähigkeit ist irgendwie verloren gegangen. Alle Dinge haben zwei Seiten und ich kann mich nicht mehr entscheiden, welche Seite richtig (für mich) ist. Wenn ich über etwas nachdenke, mir irgendetwas überlege, finde ich immer wieder so viel "wenn" und "aber", dass ich alle Überlegungen über den Haufen werfe und völlig leer dastehe... Ich bin "uneins" mit mir selbst - und das nervt mich ungemein! Kannst Du das nachvollziehen? Kennst Du das vielleicht auch? Ja, ich glaube, dass ist der "Knackpunkt": ich kann mich selbst nicht mehr leiden. Aber wie finde ich wieder zu der Gabi, die ich früher eigentlich schon mochte? Verdammt (sorry), das ist schwer ...

Liebe, aber auch nachdenkliche Grüsse (und danke nochmals für den Gedankenanstoss) von
Gabi
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