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  #466  
Alt 07.02.2009, 16:06
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Brigitte,
bei uns ist es (zum Glück) so, dass mein Vater an sich sehr selbständig ist, die letzten 20 Jahre auch immer gekocht und eingekauft hat usw. Wäre meiner Mutter allein zurückgeblieben, wäre das die Katastrophe schlechthin gewesen, weil sie zu 100 % von meinem Vater abhängig war - sie hätte definitiv ohne ihn nicht existieren können ...

Mein Vater ist also zumindest in der Lage, allein klarzukommen - er hat meine Mutter sicher sehr geliebt (sonst hätte er ihre Zicken und Launen - wie er selbst hin und wieder zugegeben hat - nie so lange ertragen können), aber er hat sich nie so an sie geklammert wie sie an ihn. Ich kann mir halt überhaupt nicht vorstellen, wie man nach über 50 gemeinsamen Jahren so plötzlich ohne den Partner leben soll - für mich ist mein Mann nach der Hälfte der Jahre schon mein zweites Ich, so unendlich Teil meines Lebens ...

Nachdem meine Mama ja Fan sämtlicher Telenovelas, Arztserien und Rosamunde Pilcher war (was sie grad nicht gucken konnte, wurde auf einem der drei !!! Videorecorder aufgezeichnet), womit mein Vater so gar nichts anfangen konnte (ich übrigens auch nicht), hat er die Abende eigentlich schon seit Jahren in "seinem" Zimmer beim Sportgucken verbracht - das tut er jetzt auch, und ich denke, er wird auch dort auf dem Sofa schlafen ... Ich wollte ihn noch nicht fragen, ob er im Schlafzimmer übernachten kann. Er macht jetzt nicht den Eindruck auf mich, dass ihn das Alleinsein erschlagen würde - er fragt zwar immer, ob ich (wenn ich allein bin) bei ihm esse, damit er seinen Gefrierschrank entrümpeln kann (ist halt alles für zwei Personen eingefroren gewesen), aber sonst kommt es mir so vor, dass er dieses Alleinsein jetzt braucht.

Aber wie gesagt - wäre mein Vater vor meiner Mutter gegangen, sähe die Sache total anders aus ...

Ich schreib dir einiges nachher auch nochmal per pn - für den einen oder anderen wird es sonst bestimmt langweilig - du weißt schon, Hausfrauentratsch

Herzlichen Gruß, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
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  #467  
Alt 08.02.2009, 11:11
schnekkerle schnekkerle ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

danke für Deinen ausführlichen "Bericht". Es ist für mich interessant zu wissen, wie andere in solch einer schlimmen Situation damit leben. Danke für Deinen Einblick!

Wie läuft es sonst gerade? Das Leben muß ja wieder weiter gehen. Die Woche bin ich ja das erste Mal wieder in der Arbeit gewesen und es war ein schon komisches Gefühl. Wieder nach vorne zu blicken, ohne meinen Papa. Er war seit der Diagnose immer und überall mit dabei. Jeder hat gefragt, wie es ihm geht und was es neues gibt. Jetzt ist alles so, wie vor der Diagnose.

Wünsche Dir einen schönen und gemütlichen Sonntag!

Brigitte
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  #468  
Alt 08.02.2009, 15:36
G. C. G. C. ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

wünsche Dir auch viel Kraft und bewundere wirklich, wie Du mit dem Verlust Deiner Mutter "klarkommst" (mir fällt kein besseres Wort ein, sorry)!

Und ich danke Dir, dass Du trotzdem anderen (wir mir) Mut machst!

Alles Liebe,
Gabriele
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  #469  
Alt 09.02.2009, 08:27
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Gabriele,
ich frage mich immer häufiger, wie es sein kann, dass es mir im Moment verhältnismäßig gut geht ...
Auch wenn öfter mit den Erinnerungen die Tränen kommen, (z. B. auf der Suche nach Fotos meiner Mutter - sie war genauso fotoscheu wie ich -), weil mein Vater gern ein aktuelles hätte), ich jede Nacht von meiner Mutter träume ... Noch überwiegt die Erleichterung und Dankbarkeit, dass ihr noch weitere Leiden und Schmerzen erspart bleiben konnten. Die letzten Monaten hatten mich unheimlich belastet, vor allem, weil ich von Anfang an um die schlechte Prognose wusste, aber immer positiv klingen sollte ... Ich hatte so furchtbare Angst, die schlimmsten Vorstellungen, was diese Krankheit noch hätte bringen können ... Gerade, weil meine Mutter ja auch noch an anderen Krankheiten litt, z. B. durch den früheren Mundbodenkrebs eh so Schwierigkeiten mit dem Essen hatte - und wir doch alles versucht hatten, einen weiteren Gewichtsverlust hinauszuschieben ... Oder die ohnehin schon großen Probleme beim Laufen, weil man aus dem Beckenkamm zweimal Material für den Kieferaufbau entnommen hatte ... Alles so Sachen, die es eh noch schwieriger machten ... Und dann sind diese Ängste, diese Hilflosigkeit beim Zuschauen im Leiden plötzlich von einem genommen .... Was mir jetzt auch sehr hilft: die Tage werden heller und länger, ich freue mich schon auf den Sommer - würde es auf die dunkle Jahreszeit zugehen, würde es mir vermutlich wesentlich schlechter gehen ... So nehme ich ein paarmal am Tag unseren Hund und ziehe los - ohne Handy, ohne die Angst, von irgendwoher zurückgerufen zu werden ...

Ich wünsche dir eine gute, erträgliche Woche,
lieben Gruß, Karin
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  #470  
Alt 09.02.2009, 10:14
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin

Ich habe jetzt mal alles bei Dir nachgelesen. Es klingt schön, wie Ihr Abschied genommen habt und Du selbst klingst auch recht "aufgeräumt", wenn man das so sagen kann. Zumindest traurig und klar, nicht panisch verzeifelt.
Das ist es vielleicht, was die Situation für Dich erträglich macht. Und darüber freue ich mich.

Insbesondere das Handy-Klingeln, auf das Du nun verzichten darfst. Ach, das, was ich schreibe, klingt alles irgendwie blöd. Ich hoffe aber, Du weisst, wie ich es meine.

Alles Liebe

Thessa
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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  #471  
Alt 09.02.2009, 10:21
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin
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Liebe Grüße Marita
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  #472  
Alt 09.02.2009, 21:33
schnekkerle schnekkerle ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

wollte Dir ein paar liebe Grüße da lassen und hoffe,
daß bei Euch alles soweit okay ist.

Wünsche Dir noch einen schönen Abend und sei ganz herzlich umarmt!

Brigitte
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  #473  
Alt 10.02.2009, 12:20
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Ihr Lieben,
bei uns ist soweit alles in Ordnung ... Ich kann halt nicht schlafen, denke immer, meine Mutter sei im Nebenraum - oder ich träume eben von ihr. Das gehört wohl dazu, da muss ich dann eben auch durch ... Heut Abend werd ich mal was Leichtes zum Schlafen nehmen, mal gucken, ob's wirkt - aber wahrscheinlich ist das einfach so ein Automatismus im Körper und der Seele, um das alles zu verarbeiten ... Besser so, als alles verdrängen, und dann kommt es doch mit Macht ...
Ja, mein Papa ... In den kann ich halt nicht hineingucken ... Meine Tochter meinte gestern auch, seine Traurigkeit sei richtig fühl- und greifbar ... Er war gestern einkaufen, lauter kleine Single-Packungen, und er hätte sich ein paarmal umgedreht, um meine Mutter zu fragen, ob sie noch was bräuchte ... Ich hab auch noch nicht so den "richtigen" Umgang mit ihm gefunden, weiß noch nicht, wie ich ihn "anpacken" soll. Ich will ihn auf der einen Seite nicht allein lassen, ihn aber auf der anderen Seite nicht nerven ... Ich hoffe einfach, er rührt sich, wenn er etwas oder jemanden braucht ... Diese Woche werden wir wahrscheinlich noch die Kleidung meiner Mutter sortieren und alles gut Tragbare der Kleiderkammer bringen - ist schon ein komisches Gefühl ...
Aber er kann über meine Mama reden, manchmal mit einem Augenzwinkern, manchmal mit einer Träne im Auge - ich denke, das ist schon die halbe Miete ...

Mir geht's halt insofern gut, dass ich meine Familie hab - in erster Linie natürlich meinen Mann (die anderen sind ja nicht so greifbar), aber auch unsere Tochter (mit der ich mich richtig gut verstehe, vor allem, seit sie nicht mehr daheim wohnt - ihr geht's wohl genauso ...), die Freundin unseres Sohnes und - wenn er halt mal greifbar ist - auch unser Sohn selber ... Ich hab so viel Gutes um mich, da können andere nur davon träumen ....

Euch wünsche ich eine schöne Woche, mit hoffentlich bald besserem Wetter - es stürmt und regnet, und Wuffi sitzt fiepend vor der Terrassentür, schießt mal kurz durch "seinen" Garten und kuschelt sich schnell wieder in seinen Korb ... Und ich hatte mich so drauf gefreut, jetzt wieder mehr draußen unternehmen zu können - aber so windig, wie's ist, bin ich in waldiger Gegend immer vorsichtig ...

Herzlichen Gruß und danke schön für's an-uns-denken ...
Karin
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  #474  
Alt 10.02.2009, 12:41
Engel07 Engel07 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

ich lese erst heute von eurem Verlust und moechte dir mein Beileid ausdruecken.

Ich weiss gut, wie es sich jetzt anfuehlt und hoffe, ihr findet die Kraft, die kommende schwere Zeit zu ueberstehen.

Ein stiller Gruss
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Engel

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Zweifle nicht am Blau des Himmels,
wenn über Deinem Dach dunkle Wolken stehen.
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  #475  
Alt 13.02.2009, 12:35
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

es tut mir leid dass mir der Tod Deiner Ma so völlig untergegangen ist. Erst über einen Beitrag von Dir bei Thess wurde ich aufmerksam und las nach.

Ich hoffe, die Leere hat Dich nicht allzusehr umfasst, inzwischen sind ja vermutlich all die Dinge, die man dann so schnell erledigen muss, ohne Zeit sich mit sich selbst zu befassen und überhaupt zu begreifen, was da vor sich geht, erledigt.

Ich schicke Dir einen lieben Gruß herüber.
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Liebe Grüße - Bibi
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des Herzens
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  #476  
Alt 13.02.2009, 13:17
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Bibi,
du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen - so, wie wir auch die Beerdigung eher im Stillen (nach dem Wunsch meiner Mama halt) gehalten haben, wollte ich dazu jetzt nicht einen neuen Thread eröffnen.

So langsam kommt jetzt zur Erleichterung und Dankbarkeit - diese beiden Empfindungen überwogen ja in den ersten Tagen - die Traurigkeit, das Gefühl, vielleicht in der Vergangenheit was versäumt zu haben, vielleicht einmal zu viel mit meiner Mutter "gemeckert" zu haben (sie war ja wirklich nicht ganz einfach zu haben, ohne das jetzt böse zu meinen ....), ihr zu wenig gezeigt zu haben, wie wichtig sie mir war ... Ich träume im Moment jede Nacht von ihr, schlafe dadurch sehr schlecht, wache oft irgendwie verstört auf ...

Die ganzen Erledigungen sind jetzt erledigt, was jetzt kommt ist der Alltag ohne meine Mutter ... Vorhin rief ich bei meinem Vater an und stellte fest, dass ich den Anrufbeantworter jetzt wohl auch neu besprechen muss ... Vieles ist jetzt ganz neu und ungewohnt - mir rutscht immer noch "meine Eltern" heraus, wenn ich eigentlich "nur" meinen Vater meine ... Gestern hat mein Vater beim Aufräumen noch ein paar selbstgestrickte Socken gefunden mit einer Banderole "für Achim" (meinen Mann) drum - anscheinend waren die für seinen Geburtstag vorgesehen, den sie ja nicht mehr erlebt hat ... Da wird einem das Herz schon richtig schwer ... Ich bin die letzten Tage eh ziemlich nah am Wasser gebaut - hab gestern Mittag Ski-WM geguckt, und als eine Fahrerin gestürzt bin, bin ich prompt in Tränen ausgebrochen ... Und dabei hatte ich seit dem Todestag meiner Mutter nicht mehr richtig geweint, wenn man von einem dicken Kloß hin und wieder im Hals mit feuchten Augen und den "Bewegungstränen" beim Trauergottesdienst (ich heule aber auch bei Konfirmationen und Trauungen) und bei der Beisetzung absieht - vielleicht war's gestern einfach mal Zeit dafür ...

Mein Vater hat jetzt die Kleidung meiner Mutter aussortiert und alles Brauchbare einem Sozialkaufhaus gegeben - er meinte vorhin, er bräuchte jetzt Attrappen für die vielen Schränke; meine Mutter war halt in jeder Beziehung ein "Hamster" - Müllbeutel & Co. brauche ich die nächsten drei Jahre sicher nicht zu kaufen , und von Kleidung konnte sie sich auch schlecht trennen, hängte lieber das Neue in den Schrank (wo auch mal was vergessen wurde ) und trug ihren bequemen "Schlamper-Look" ... Was ich persönlich gut finde: mein Vater kann im Schlafzimmer, im ehemaligen Ehebett, schlafen ... Ich hoffe, wir können ihn mit der Zeit dazu bringen, auch wieder rauszugehen, zum Fußball oder so ... Unseren Hund können wir ja schlecht als "Dauer-Spielpartner" zur Verfügung stellen ....

Ich muss jetzt einfach einen Weg für mich finden, wie ich das alles für mich sortieren kann ... Es ist eine völlig neue Erfahrung für mich, diese Trauer, diesen Verlust in unmittelbarer Nähe ... Das Verhältnis zu meinem Schwiegervater war ja immer eher gespannt (vor allem, weil er sehr engstirnig und intolerant war - er hätte sehr gern weiter in einer früheren Zeit gelebt), so dass da das Mitleid mit meiner Schwiegermama und meinem Mann überwog. Aber jetzt? Auch wenn die Beziehung zu meiner Mutter nie so liebevoll Mutter-Tochter-geprägt war wie z. B. bei Britta, fehlt sie mir - selbst ihr "Geläster" über Gott und die Welt, die "Zickerei", die sie häufig an den Tag gelegt hat, fehlt ... Ich hab immer noch bestimmte Sätze von ihr im Ohr - und oft hab ich halt doch recht genervt drauf reagiert ... Nach der Ansicht meines Vaters zwar völlig zu Recht, aber jetzt tut's mir doch leid ...
Es ist wirklich was dran, dass man erst dann merkt, wie wichtig einem etwas war, wenn es nicht mehr da ist ....

Aber vielleicht lernt man darauf dann eben, die vielen Kleinigkeiten im Leben, die eigentlich so unscheinbar sind, richtig wertzuschätzen ... Und man darf sich nie im Streit von jemandem verabschieden - weil man nie weiß, ob man's wieder gutmachen kann.

Ich muss mir mal auf der Arbeit ein paar Bücher durchsehen, die wir an Trauernde verschenken - vielleicht ist das eine oder andere dabei, das auch mir helfen kann ...

Dennoch bin ich immer noch unglaublich dankbar, dass meine Mutter letztlich nur so kurz leiden musste - eine letzte große Gnade, die ihr erwiesen wurde ...

Alles Liebe für dich,
Karin
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(Phil Bosmans)
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  #477  
Alt 14.02.2009, 13:09
Diana Valesko
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

habe alles gelesen, es wird sogar mir schwer ums Herz, kann ich mir bildlich vorstellen, wie jetzt das ganze Leben umgekrempelt ist durch den Tod Deiner Mama. Es ist 1000 Mal am Tag schmerzlich, wenn man erinnert wird, oder sich Vorwürfe über "böse" Worte macht (das brauchst Du nicht, Du hast alles getan, undnoch mehr).

So viele Momente tauchen plötzlich auf, treiben einem die Tränen in die Augen.

Liebe Karin, ich kann nur hoffen, dass Sarge Dich bei den Spaziergängen etwas ablenkt und die Luft und Bewegung Dir ein wenig hilft.

Ich bin schon wieder auf dem Sprung ins Krankenhaus möchte Dich aber ganz lieb grüssen

Deine

Gab-Diana
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  #478  
Alt 14.02.2009, 18:37
IrisR. IrisR. ist offline
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Beiträge: 1.473
Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,
mir hat es sehr geholfen viel über meine Mutter sprechen zu können. Von ihr erzählen war mir unendlich wichtig.
Jeder sucht sich seinen eigenen Weg mit diesem Verlust fertig zu werden. Ich denke an dich.
Iris
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  #479  
Alt 14.02.2009, 20:33
schnekkerle schnekkerle ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Liebe Karin,

ich konnte nach der Beerdigung meines Papas auch kaum mehr weinen. Zum einen wegen der schönen Bilder die ich gemacht habe und zum anderen, weil ich wie ausgetrocknet war. Es ging nichts mehr.

Gestern hatte ich das erste Mal wieder Tränen in den Augen. Hatte alles wieder vor mir und es ging mir nicht sonderlich gut. Auch die Beiträge der anderen zu lesen, die soeben auch einen geliebten Menschen verloren haben, hat mir wieder alles an Erinnerung hoch geholt.

Ich denke, die nächsten Geburtstage/Feiertage werden einen immer wieder in Erinnerung holen, daß ein lieber Mensch nicht mehr mitfeiern kann. Das wird auch für meine Mama noch ganz hart werden.

Weiterhin wünsche ich Dir viel Kraft...auch für Deinen Vater, mit der neuen Situation klar zu kommen. Er ist ja jetzt auch ganz alleine wie meine Mama. Übrigens: Sie versucht es heute das erste mal nach fast 3 Wochen wieder allein zu schlafen. Hoffe ganz arg, daß es klappt und sie die Nacht gut übersteht.

Wünsche Euch einen schönen Sonntag!

Liebe Grüße

Brigitte
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  #480  
Alt 15.02.2009, 10:31
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Guten Morgen, Gabi, Iris, Brigitte und alle anderen ....

Ich danke euch für eure lieben Worte, sie sind wie ein kleiner Sonnenstrahl im Nebel

Es ist momentan einfach eine ganz blöde Zeit, besser kann ich's nicht ausdrücken ... Alles noch so neu und ungewohnt, obwohl alles erledigt ist, ist der Alltag noch nicht so ganz wieder da, ich kann mich irgendwie nicht so richtig aufraffen ... Dummerweise hindert mich auch das Wetter dran, mich so richtig auszupowern: so ein, zwei Stunden radfahren oder walken, das wär's jetzt - aber die Radwege sind teilweise noch überfroren, die Feld- und Waldwege teils glatt, teils angematscht, so dass man nicht mal gefahrlos flott laufen kann. Am Donnerstag hab ich mich mal wieder zum Reiten aufgerappelt (hatte erst überhaupt keine Lust dazu), das war dann so toll: die Bewegung (jaha - auch Reiten ist Arbeit, nicht nur für's Pferd ), die Konzentration, dazu ein ganz tolles, warmes Licht in der Halle - das tat so unheimlich gut ... Schade, dass so was nur einmal die Woche geht - aber wenn jetzt das Frühjahr kommt, werd ich mit meiner Tochter bestimmt wieder häufiger ausreiten .... Mir fehlt einfach der Sport - ich würd heut so gerne zum Langlaufen fahren, aber mein Mann muss heute auf Abruf arbeiten, und allein? Nee, ich würd mich eh im Wald verlaufen - und den Hund könnte ich in die Loipe auch nicht mitnehmen. Ich werd richtig hibbelig, wenn ich jetzt so am Rechner sitze und mich am liebsten austoben möchte Aber ewig wird es ja nicht Winter bleiben - weder draußen noch in meiner Seele ....

Das mit dem Reden über meine Mutter ist nicht so ganz einfach - ich weiß ja nicht, ob ich meinen Vater damit nicht zusätzlich belaste, und dass er einigermaßen mit der Situation zurecht kommt, ist für mich im Moment das Wichtigste. Ich bin heilfroh, dass es ihm allem Anschein nach recht gut geht - soweit das nach einem solchen Verlust möglich ist. Aber er ist auch noch immer mit Um-, Auf- und Ausräumen beschäftigt - wie's wird, wenn er damit fertig ist, möchte ich mir jetzt gar nicht vorstellen.

Mein Mann hat im Moment auch genügend Probleme mit sich selber, leidet an burn-out, hat Magen- und Schlafprobleme, macht sich Sorgen um Dinge, die absolut nebensächlich sind und sich in der Regel von ganz allein lösen - aber er ist eben so gewissenhaft, hilfsbereit, kann nicht nein sagen, macht sich auf der Arbeit einen Kopf um Probleme, für die er überhaupt nicht verantwortlich ist (dafür hat die Bahn ja schließlich hochbezahlte Manager ...), und irgendwann kommen halt dann die Folgen. Er ist zwar erst 53, aber nach 37 Dienstjahren einfach erledigt - die Arbeit macht keinen Spaß mehr, schlaucht nur noch .... Er hofft jetzt, in vier Jahren in Vorruhestand gehen zu können - zwar sehr früh, mit recht hohen Abzügen, aber besser so und den Ruhestand noch genießen können ... Bis dahin ist auch unser Haus abbezahlt, dann wird's schon gehen ...
Unsere Kinder haben auch genug um die Ohren (mit Job, Umzügen usw.) - Heiko ist ja weit weg, und Anja fällt es schon schwer, meinen Vater zu besuchen, weil sie seine Traurigkeit so bedrückt ...
Und meine beste Freundin? Tja, die ist halt praktisch nur mit sich selbst beschäftigt, das ist mir ja letzten Sommer aufgefallen, als ich so sehr Unterstützung gebraucht hätte ... Aber vermutlich ist das normal, dass sich in der heutigen Zeit jeder selbst der Nächste ist, um nicht selber unterzugehen ... Wenn ich nicht hier schreiben und lesen könnte, wüsste ich oft mit meinen Gefühlen gar nicht, wohin ...

Ich hab grad gelesen, wie es Gabi's Mama im KH ging - dass man sie sauerstoff-mäßig "umerziehen" wollte ... Da fasst man sich doch an den Kopf, oder? Anstatt den Patienten alles menschenmögliche, liebe zu tun - krittelt man an ihnen rum ... Aber morgen darf sie ja zum Glück nach HAuse - da wird sie ihre Luftnot vielleicht nicht mehr ganz so quälend empfinden. Ich musste beim Lesen dran denken, wie bei meiner Mutter ihre Angstzustände von jetzt auf nachher weg waren, als wir ihr gesagt haben, sie dürfe am nächsten Tag heim - was hat sie sich gefreut und in der kommenden Nacht geschlafen wie ein Baby .... Ich bin immer mehr "stolz" drauf, dass ich drauf bestanden hab, wir holen sie heim - lieber daheim ein paar Schmerzmittel mehr, aber dafür eine stabilere Seelenlage als schmerzlos im KH, aber vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln ... Ich darf mir gar nicht vorstellen, was gewesen wäre, wenn sie bei der Verschlechterung ihres Zustands noch im KH gewesen wäre: Infusionen, evtl. Magensonde, vielleicht sogar Intensivstation .... Da war es wirklich eine Eingebung, sie rechtzeitig heimzuholen - wir hatten ja erst Montag oder Dienstag im Hinterkopf, aber irgendetwas hat mich dazu gebracht, auf dem Sonntag zu bestehen ... Darüber bin ich im nachhinein sowas von froh - dass sie noch zwei richtig gute Tage hatte und dann aus ihrer gewohnten Umgebung gehen konnte ...

Ich wünsche euch allen einen schönen, erholsamen, sonnigen Sonntag,
Karin
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