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  #1291  
Alt 03.11.2007, 07:41
Blue Blue ist offline
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Guten Morgen zusammen,

Steffen, man spürt Deinen Gleichklang in jedem Wort, ich sehe Euch sitzen und den Hund dösen.

Anemone, Dir schicke ich einen Knuddler.

Andrea M, die Freude über die Freude!?! Oh ja. Zeit haben um Gedanken zu sortieren, Zeit haben oder sich nehmen, um die Päckchen neu zu packen, einen Knoten lösen. Das mache ich regelmäßig auf meiner Hakentour. Nehme ich mir keine Zeit dafür, bin ich vermutlich unausstehlich.

Tja, Katty, auch Dir ein Knuddler.

Ne Wolfgang, hab es nicht vergessen.

Ein schönes Wochenende zusammen.

Grüßle
Bruni
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  #1292  
Alt 03.11.2007, 12:57
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo @ alle,

genau DAS mag ich an den Gesprächen hier. Auf einmal steht da geschrieben WAS genau man an anderer Stelle empfunden hat:

Es war in diesem Sommer als wir drei Hinterbliebenen uns aufgemacht haben zu einem Konzert in einer fremden Stadt. Keiner kannte uns, keiner wusste um unsere Verluste. Kein Gespräch verstummte als wir den Raum betraten, keiner durchbohrte uns mit zweifelnden Blicken (…ach, denen geht es aber wieder gut…), als wir herzhaft lachten. Wir waren „normal“ Dass wir es nicht sind, wussten nur wir drei. Und wir freuten uns gegenseitig über das Lachen der anderen, zogen uns gegenseitig hoch, genossen den Augenblick. Und da waren die drei Sterne am Himmel, eng beieinander, genau über uns. Und keiner musste dem anderen erklären, was es bedeutet als einer von uns nach oben zeigte und sagte: Da sind sie! Das Gefühl dieses Wochenendes klang ganz lange nach, tut es heute noch regelmäßig, nur wirklich beschreiben, was genau ich empfunden habe, konnte ich nicht. AndreaM hat es nun für mich formuliert: Es war die Freude über die Freude an sich. Das Erkennen, dass es tatsächlich wieder möglich ist, dort, wo man nicht erklären muss, dort, wo man weiß, dass der Weg zum ersten wirklichen Lachen für deine Freunde genauso mühsam und schwer war wie für dich selbst.

Liebe Katty,

Ich habe ein wenig nachgelesen. Du stehst am Anfang eines unglaublich harten Weges. Nichts Schönreden, denn es ist ein dunkler, steiniger Weg. Aber vielleicht ein wenig Hoffnung schöpfen beim Lesen? Dass es möglich sein kann / darf, mit viel Geduld, endlosem Reden, sich immer wieder im Kreis drehen, das Leben neu zu sortieren, bis es sich auf dem ungewollten Lebensabschnitt auch wieder lebenswert anfühlt. Ein Lächeln im Gesicht, einen kurzen Moment lang. Wie schön, dass du „vorbeigeschaut“ hast.

Liebe Anemone, ich hoffe die Sonne hat das Trauerloch erreicht und es geht dir ein wenig besser. Die dunkle Zeit beginnt. Mal wieder. Und die Kerzen brennen wieder länger.

Liebe Anette, dich hat es auch wieder umgehauen. Ein Schritt vor, drei zurück. Immer wieder überrascht, man gewöhnt sich nicht daran. Mit oder ohne Auslöser zieht es einem die Beine wieder weg.

Heute tut sich die Sonne schwer. Ich hoffe, dass es für uns alle ein erträgliches Wochenende wird.

LG
Andrea
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  #1293  
Alt 03.11.2007, 20:04
Blue Blue ist offline
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03.11.2007

Ich möchte

- niemals Jürgens ruhige, sachliche Worte vergessen, immer dann, wenn ich Bluthochdruck habe.
Ruhige Worte die mich so viel mehr erreichen als wütendes, sinnloses um sich schlagen.
- Gleichklang – wie immer das aussehen mag.
- mich, uns, nicht verlieren in dieser manchmal unverständlichen Welt.
- immer in dieser Jahreszeit meine Kerzen anzünden, jede Einzelne mit Gedanken an dich.
- Chaos in der Küche haben und so anders kochen als es mein Jürgen es tat.
- anrufen und hören „bei Meiers“ oder wie auch immer und schon losgiggeln.
- nie wieder mein Lachen und das Strahlen in den Augen verlieren – und tatsächlich, das habe ich wieder.
- Frieden schließen mit Menschen, die mich nicht verstehen können – oder wollen, einfach nicht mehr meine Sprache sprechen
- sollte ich einen Menschen verlieren auf meinem vielleicht oft unverständlichen Weg, so vertraue ich darauf,
daß aus irgendeiner Ecke ein anderer Mensch kommt. Genauso kompliziert wie ich.
- niemals vergessen, die Menschen kann ich nicht ändern.
- und ganz wichtig immer ehrlich und offen auf Menschen zugehen – wo auch immer –
denn nur so bekomm ich genau das zurück, was ich ausstrahle.

Uns allen wünsche ich ehrliche, aufrichtige Weggefährten – solange wie es sein soll, ohne krampfhaft daran festzuhalten.

Diese Gedanken tatsächlich am Geburtstag meines Vaters, er ist vor 25 Jahren gestorben. ob er es mir eingeflüstert hat?

Bruni

Geändert von Blue (05.11.2007 um 18:28 Uhr)
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  #1294  
Alt 04.11.2007, 01:02
Katty Katty ist offline
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Hallo, Ihr Alle !!
Es war schön, dass ich mich mal mit an Euren Tisch setzen durfte - "mein Bier"
nicht alleine trinken musste...
Danke dafür !!
@ AndreaS: Hoffnung schöpfen...- ja, und ganz selten gibt es auch mal ein paar kleine Hoffnungsschimmerchen..., aber nur um sich unmittelbar in das tiefste Elend zu verwandeln..Das Gefühl-Ich will nicht, ich will wiederhaben, was ich hatte-ist zu übermächtig.Und manchmal komme ich mir vor, wie ein dummes,kleines,bockiges Kind - und könnte tatsächlich mit den Füssen trampeln und schreien...Warum tue ich es eigentlich nicht?? Bin ich zu feige??
@ Blue: danke für den Knuddler, tat gut...

Liebe Grüsse!
Katty
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  #1295  
Alt 04.11.2007, 11:53
Anemone Anemone ist offline
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Hallo an alle,
herzlichen Dank für die vielen Knuddler, die Ihr mir geschickt habt und danke dafür, dass Ihr an mich denkt.
Ja Katty, dieses Gefühl kenne ich: am liebsten rumtrampeln und schreien vor Zorn wie ein bockiges Kind - virtuell hab ich das schon viele Mal getan, aber so richtig??? Nee, ich bin 63 und sollte wohl eine ältere Dame sein, die weiß wie man sich benimmt...
Die letzten Tage waren einfach nur schlimm, es wird nicht richtig hell, Nebel, ein bißchen Nieselregen.
Dann fand mein Geburtstag statt, der gleichzeitig unser 43. Hochzeitstag ist (war, gewesen wäre???).
Ich hab auch diesen Tag überstanden. Es war nicht leichter als vor einem Jahr als ich den ersten Geburtstag ohne meinen Schatz überstehen musste. Meine Kinder, meine Enkel, meine Freunde - alle haben lieb an mich gedacht, mir gratuliert, keine blöden Fragen gestellt. Das hat mir schon sehr geholfen. Wir haben zusammen gelacht, geredet, gut gegessen, Fotos aus dem früheren Leben angeschaut. Es war gut so, der Schmerz war irgendwo im Hintergrund. Trotzdem hatte ich zum Schluss das Gefühl, ich sitze alleine mit meinem TT am Tisch. Dann regt sich sowas wie ein schlechtes Gewissen - sie sind doch alle bei mir, lassen mich nicht alleine.
Ihr merkt, die Gefühle fahren mal wieder Achterbahn. Wie lange wird das noch so gehen?
Ich grüße Euch alle ganz lieb und wünsche Euch einen guten Sonntag.
Anemone
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  #1296  
Alt 04.11.2007, 12:26
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AndreaS AndreaS ist offline
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Liebe Anemone,

die Hochzeitstage. In diesem Jahr hat es mich auch total umgehauen. Gerechnet hatte ich im letzten Jahr damit, war es meine Silberhochzeit. Aber die hatte ich auf Mallorca mit meiner Tochter, die ich zuvor länger nicht gesehen hatte, verbracht. Es war anders, war nicht so schmerzhaft. Wir hatten tatsächlich etwas "besonderes" daraus gemacht. In diesem Jahr, ganz unverhofft der totale Absturz, musste sogar früher aus dem Büro nach Hause. Der Hochzeitstag wird immer symbolisch für unser gemeinsames Leben stehen. Die Bilder aus glücklichen Tagen kommen hoch, es ist UNSER Tag. Und gerade diesen Tag alleine verbringen ohne den geliebten Partner, ich denke da reißt die Wunde tatsächlich immer mal wieder ein Stück auf.

Es hat lange gedauert dieses Jahr. Nachdem ein ereignisreicher, wirklich wunderschöner Sommer ganz viel Seelenfrieden gebracht hatte, die Talfahrt. Seltsamer Weise kam der Frieden wieder mit seinem Todestag. Warum? Vielleicht weil ich ab jetzt in jüngster Vergangenheit die Tage bereits zum drittenmal alleine durchlebe, die Zeitrechnung ohne ihn, verstehst du? Ich befürchte, dass es ab Februar wieder schwierig wird, die Zeit der Diagnose, der Beginn von der endgültigen Trennung.

Wir haben sie geliebt. Wir lieben sie noch immer. Wir wollten weiter mit ihnen leben. Und immer mal wieder wird das Aufstampfen kommen, das WARUM und die Verzweiflung. Wie wunderbar, wenn wenigstens die geliebten Menschen in deinem Umfeld dir diesen Schmerz lassen, du dein altes Leben nicht verleugnen, deinen geliebten Partner nicht auch noch totschweigen musst.

Und heute scheint die Sonne und lockt zu einem Spaziergang. Wie wärs, kommt ihr ein wenig mit?

LG
Andrea
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  #1297  
Alt 07.11.2007, 12:09
Hildegard2006 Hildegard2006 ist offline
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Hallo,

ich hatte dieses Wochenende 15 Jahre Abitreffen. Ich bin nicht hingegangen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass da alle erzählen, wie super es Ihnen in den letzten Jahren ergangen ist. (Ich selbst war schlimm krank, arbeitlost und meine Mutter ist gestorben) Irgendwie gehört alle, was vorher war, nicht mehr zu meinem Leben.

Außerdem hätte ich dafür nach Frankfurt am Main gemusst, wo ich ursprünglich herkomme, da wohnte zum Schluss aber nur noch meine Mutter, die vor zwei Jahren gestorben ist. Ich hätte also in ein Hotel gehen müssen und das fand ich irgendwie erbärmlich und keiner hat mich gefragt, ob ich bei ihm oder ihr übernachten will.

Als ich Bescheid gesagt habe, dass ich nicht komme, hat mich eine gute Bekannte gefargt, ob ich den vor Weihnachten nochmal in Frankfurt sein werde und wir uns dann auch terffen könnten. Ich hätte sie am Liebsten angerufen und angeschrieben: "Wozu soll ich denn nach Frankfurt kommen? Da ist doch niemand mehr!"

Typischer Fall von nicht nachgedacht und gut gemeint, aber weh getan hat's trotzdem. Und empfindlich bin ich auch. Ich weiß.

Komisch, was einen so aus dem Gleichgewicht bringen kann ...

Liebe Grüße, Tanja
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  #1298  
Alt 07.11.2007, 12:28
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Stammtischler,

es ist immer mal wieder vor allem im Hinterbliebenforum festzustellen, dass sich empfindsame Seelen mißverstehen. Gründe dafür gibt es sicher viele, aber es sind wenige Gründe, die übrig bleiben, in diesen Mißverständnissen zu verharren. Es würde ein Gefühl des Mißerfolgs überwiegen, empfindsame Seelen brauchen aber nicht Mißerfolg, Unverständnis, Alleinsein. Sie brauchen gerade das Gegenteil, um sich wieder „mittendrin“ fühlen zu können, wenn sie es denn selbst wollen. Vielleicht liegt es ja manchmal auch an uns selbst, wenn wir sehr empfindsam sind. Vielleicht hilft dann ein selbstkritischer Blick zurück und schrittweise hilfreiche Gedanken für den Blick nach vorn.

Mit lieben Grüßen
Shalom

ZITATANFANG (aus www.zeitzuleben.de entnommen)

Jeder Tag - ein Neuanfang
„Gib jedem Tag die Chance, der beste deines Lebens zu werden.“
-- Mark Twain


Wissen Sie, was mir die liebste Zeit des Tages ist? Das ist der Morgen.
Ich genieße es, schon wach zu sein, wenn alle anderen noch schlafen. Wenn es noch ganz still ist und selbst die Vögel noch ganz leise singen, weil sie gerade erst aufwachen.
Jeder Morgen hat etwas von einem frisch bezogenen Bett: Er ist ein kleiner Neuanfang.
Wir wissen nicht, was der Tag bringen wird:
· Vielleicht löst sich auf, was uns gestern noch belastete.
· Vielleicht zeigen sich neue Chancen und Möglichkeiten.
· Vielleicht lernen wir etwas dazu.
· Vielleicht können wir ein Problem lösen.
· Vielleicht aber gestaltet sich dieser Tag auch schwierig und wir scheitern an einer Aufgabe oder wir erleiden einen Verlust.
Und darin liegt der Zauber eines jeden Morgens: dass wir nicht wissen, was der Tag bringen wird. Aus manch einem grauen Morgen wird ein sonniger Tag und manch zauberhafte Begegnung schenkt uns ein Lächeln in Zeiten, in denen uns eigentlich nicht nach Lachen zumute ist.
Wichtig ist, dass wir jedem Tag eine Chance geben. Dass wir einen neuen Tag nicht mit dem Ballast der vergangenen erschweren, sondern dass wir tatsächlich immer wieder neu anfangen.
Natürlich kann man die Stimmung des gestrigen Tages über Nacht nicht immer ganz loslassen, aber es lohnt sich, genau das wenigstens zu versuchen. So vermeiden wir, den Tag auf die gleichen Gleise des Gestern zu setzen, so dass er dann auch in die gleiche Richtung fährt. Sinnvoller und auch spannender ist es, jeden Tag neu zum Bahnhof zu gehen und zu schauen, welcher Zug heute der für uns Richtige ist.
Und etwas weniger bildhaft drückt genau das das obige Zitat von Mark Twain aus: dass wir jedem Tag die Chance geben sollen, zum besten unseres Lebens zu werden.


ZITATENDE
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #1299  
Alt 08.11.2007, 09:58
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AndreaS AndreaS ist offline
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Liebe Hildegard,

ich kann gut verstehen, dass du von diesem Klassentreffen lieber Abstand genommen hast. Ein Hotelzimmer in einer Stadt, die durch deine Mama einmal etwas wie Zufluchtsort gewesen ist, ist wohl an Kälte nicht mehr zu überbieten. Vielleicht hätte die Nachfrage nach einer Übernachtungsmöglichkeit geholfen, aber irgendwie hofft man doch immer, dass die anderen von selbst auf diese Idee kämen. Aber das tun sie nicht.


Shalom, schön deine Geschichte. Hat etwas von "Päckchen neu packen"

So vermeiden wir, den Tag auf die gleichen Gleise des Gestern zu setzen, so dass er dann auch in die gleiche Richtung fährt. Sinnvoller und auch spannender ist es, jeden Tag neu zum Bahnhof zu gehen und zu schauen, welcher Zug heute der für uns Richtige ist.

...das sehe ich mittlerweile genauso. Wenn man erst mal begriffen hat, dass der Zug an einer Gabelung in eine Gegend fährt, die einem nicht mehr zusagt, sollte man aussteigen. Denn wie sagt die Fersehpsychologin immer so treffend: Du kannst den anderen nicht ändern, aber du kannst dich selbst ändern. Lassen wir also die Züge fahren, wohin sie wollen und suchen uns die für uns richtigen raus. Ich versuche den zu erwischen, der Richtung Sonne fährt, denn das alleine tut meiner kranken Seele gut.

Ich hoffe, es wird ein guter Tag für uns alle und lasst euch nicht ärgern!

LG
Andrea
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  #1300  
Alt 08.11.2007, 19:26
Blue Blue ist offline
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Hallo zusammen,

Shaloms Worte. Ja, jeden Tag neu anfangen mit frisch gemischten Karten. Das Üble vom Gestern einfach abstreifen und wieder, wieder und wieder beginnen. Und irgendwann passt der Weg.

Ein wenig kreuz und quer gelesen, Worte sacken lassen. Ich bin in Anspannung wie schon lange nicht mehr, weiß nicht so richtig warum. Doch, eigentlich weiß ich warum.

Die Zeit, sein Geburtstag – mmmh. Worte die Zweifel wecken sollen – wozu? Mein Kollege der bald in den Ruhestand geht und ich würde mich am liebsten an seinen Hemdzipfel hängen und sagen, bitte, bitte geh nicht. Klar, er hat ewig lange gearbeitet, hat seine Rente verdient und ich gönne es ihm tatsächlich. Und doch! Ne! Ja, das Leben besteht aus Verändungen, weiß ich wohl. Und doch…

Euch allen einen schönen Abend bei Kerzenschein und einer Kanne Tee. Einfach nur wohlfühlen.

Grüßle
Bruni
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  #1301  
Alt 10.11.2007, 22:35
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AndreaS AndreaS ist offline
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Es war einmal ein Herz

.......das schlug 100.000 Mal am Tag - nicht mehr und nicht weniger. Es schlug nun einmal soviel wie es nötig war. Das Herz war nicht von der gleichen feuerroten Farbe wie all die anderen Herzen, sondern besaß nur ein schwaches blassrosa. Das schlimme war, das es mit der Zeit immer mehr an Farbe verlor. Der Lebenskampf hatte es geschwächt und obwohl es noch nicht sehr alt war, hatte es schon viele Falten.

Eines Tages war es auf die Idee gekommen einen Verschlag um sich zu bauen. So suchte es den härtesten Stein für die Wände, das massivste Holz für das Dach und den stärksten Stahl für die Tür.
Nur so, dachte das Herz, konnte niemand mehr hinein zu ihm und es verletzen - niemand konnte es mehr zerreißen. Endlich war es sicher.

Nun saß das kleine Herz in seinem Verschlag, lugte hinaus durch die Fugen im Stein und hörte über sich das knacken des Holzes. Es war ziemlich dunkel und kalt dachte sich das Herz. Aber es schloss einfach die Augen und tat was es immer tat -schlagen. 100.000 Mal am Tag. Vor lauter Langeweile zählte das Herz jeden Schlag mit, bis es ihm überdrüssig wurde. So vergaß es manchmal einen Schlag zu tun.

Das Herz fragte sich, was es überhaupt noch für einen Sinn hatte zu schlagen.

Was das Herz vergessen hatte war, dass es sich zwar in Sicherheit vor allem Bösen befand, es niemand mehr verletzen und enttäuschen konnte, das aber auch niemand mehr hineinkommen würde, der mit ihm lachen täte, jemand der Purzelbäume mit ihm schlagen würde und es wärmte.

Nach einiger Zeit fing das Herz an darüber nachzudenken.
Es merkte einen fatalen Fehler begangen zu haben. Mit aller Kraft versuchte es die Stahltür aufzudrücken, doch sie war zu schwer, als das sie sich bewegen ließ.
So begann es gegen die Steinwände zu hämmern, doch außer das sich ein paar Brocken lösten, passierte nichts. Der Stein war zu gewaltig. Als es sich am Dach zu schaffen machte, zog es sich nur einen dicken Splitter zu.

Panikartig saß das kleine Herz in seinem selbstgebauten Gefängnis und schlug mindestens doppelt so schnell wie sonst. Wie konnte es nur den Schlüssel in all seiner Trauer vergessen? Das Herz verfluchte sich für sein elendes Selbstmitleid.
Wie gern würde es sich jetzt den Stürmen des Lebens hingeben, sich vor Angst zusammen krampfen, vor Freude hüpfen, wenn es nur könnte.

Es schaute durch das Schlüsselloch hinaus in die Welt und sah die anderen Herzen. Einige waren blass so wie es selbst. Sie schlichen durchs Leben geduckt und allein. Andere wiederum sprangen in leuchtendem Rot - Hand in Hand über Stock und Stein, unerschrocken und gestärkt vom anderen.

Doch was das Herz dann sah ließ es staunen und es konnte seine Tränen nicht verbergen. Da lagen Herzen im Staub mit Füßen getreten.
Sie waren weiß und regten sich kaum noch. Sie schlugen vielleicht noch 20 Mal am Tag. Niemand kümmerte sich um sie, denn auch sie hatten einmal den Schlüssel ihres Gefängnisses so gut versteckt, dass niemand ihn fand.

Da fühlte das Herz zum 1. Mal, dass es ihm noch gar nicht so schlecht ging. Noch war es rosa und noch fühlte es etwas. Es musste nur diesen Schlüssel finden zu seiner Stahltür. So machte es sich auf die Suche und probierte alle Schlüssel die es finden konnten. Es probierte sogar Schlüssel, von denen es von Anfang an wusste, dass sie nicht passen würde.

Nach einiger Zeit merkte das Herz, dass es wieder einen Fehler begangen hatte. Es war zu unüberlegt, zu krampfhaft an die Sache gegangen. Es verstand, dass man das Glück nicht erzwingen kann.
Frei ist man nur, wenn man frei denken kann. Das Herz entspannte sich erst einmal und beschäftigte sich mit sich selbst. Es schaute in den Spiegel und begann sich so zu akzeptieren wie es war, blassrosa und faltig.
Es spürte eine wohlige Wärme in sich aufsteigen und eine innere Gewissheit, dass es auf seine Art und Weise wunderschön war.

So fing es an zu singen, erst ganz leise und schnurrend und nach und immer lauter und heller, bis es ein klares Zwitschern war, wie das eines Vogels am Himmel.
Durch den hellen Ton begann der Stein an einer Stelle nachzugeben.
Mit riesengroßen Augen starrte das Herz auf diese Stelle, wo ein goldenes Schimmern zu erkennen war.

Das Herz traute seinen Augen nicht. Da war der Schlüssel, den es damals mit in den Stein eingemauert hatte. Das hatte es durch all seinen Schmerz und Selbstmitleid vergessen und jetzt, wo es den Schlüssel in der Hand hielt, fiel es ihm wieder ein, wie es ihm vor all den Jahren so sicher erschien, ihn nie wieder zu brauchen.

Langsam und voller Bedacht den Schlüssel nicht abzubrechen, steckte das Herz ihn ins Schloss.
Mit lautem Gequietsche schob sich die schwere Stahltür zur Seite. Das Herz machte einen Schritt nach draußen, schloss die Augen und atmete tief die frische Luft ein.

Es streckte die Arme aus, drehte und wendete sich, blickte nach oben und nach unten und hörte gespannt mal hierhin und mal dorthin.
Das Herz dachte wie schön das Leben doch sei, machte einige Hüpfer und begab sich auf den Weg um Freunde zu finden.
Den 1. den es traf war eine lustiger Geselle, der das Leben zum schießen komisch fand und über 1000 Freunde hatte.

Nachdem das Herz einige Zeit mit ihm verbrachte, mit ihm alle erdenklich lustigen Sachen anstellte, merkte das Herz, dass diesem "Freund" einiges fehlte; - der Tiefgang.
Was war das für einen Freund, mit dem es nur lachen aber nie weinen konnte?
Mit dem es nur durch "dick" aber nie durch "dünn" gehen würde.

So zog das Herz weiter, allein, aber reich einer neuen Erfahrung.
Bis es auf eine Gruppe anderer Herzen stieß. Es wurde direkt freundlich in ihre Mitte aufgenommen.

Es war ein ganz neues Gefühl von Zugehörigkeit.
Da war nun eine große Gruppe, wie eine Familie die zusammenhielt, wo alle gleich waren. Jeden Morgen standen sie zusammen auf, tranken den gleichen Tee, aßen vom gleichen Brot und gestalteten jeden Tag gleich.

Das Herz war glücklich - eine Zeitlang, bis es spürte, dass auch dies nicht das richtige Ziel sein konnte, denn auch seinen vielen neuen Freunden fehlte etwas - die Individualität.

In ihrer Mitte gab es keinen Platz für jemanden, der Eigenständig war und sein Leben selbst planen wollte. Also löste das sich das Herz auch aus dieser Verbindung und genoss sein eigenes Leben.

Es ging über 112 Wege, um 203 Kurven und 24 Berge und Täler, bis es an einem Haus ankam, dass mit Stacheldraht umzogen war.
Aus dem Schornstein quoll Rauch, das hieß, dass tatsächlich jemand in diesem Haus leben würde. In einem Haus, das nicht einmal Fenster hatte. Bei dem Anblick fiel dem Herz ein, wie es selbst einmal gelebt hatte.

Wie sehr es damals gehofft hatte, dass jemand ihm helfen würde und doch niemand sein stummes Flehen erkannt hatte. Es wusste, dass es ihm aus eigener Kraft gelungen war und es war sehr stolz darauf.

Aber wie konnte es diesem armen Herzen helfen aus seinem Verlies zu kommen?
So besorgte sich das Herz eine Drahtschere und versuchte den Stacheldraht zu durchtrennen. Aber nach einiger Zeit verließen es die Kräfte.

Auch dieses Herz hatte keine Mühe gespart, für sich den stärksten Stacheldraht zu finden. Obwohl das Herz das andere nicht sah und auch nicht hörte, sondern nur ahnen konnte was das für ein Herz war, fühlte es eine starke Bindung zu ihm.

So grub es ein Loch im Boden unter dem Stacheldraht, um den anderen wenigstens nah zu sein. So stand es vor seinem Haus, vor der gleichen dicken Stahltür wie einst seiner und begann zu reden.
Tagelang, nächtelang stand es einfach nur da und redete.

Es erzählte von seinem Schicksal. Erzählte ihm, was ihm alles in seinem Leben widerfahren war und es hörte ein Schluchzen hinter der dicken Tür. Unermüdlich sprach das Herz weiter. Über die lustigen Sachen, die es mit seinem 1. "Freund" erlebt hatte, über die Wärme, die es bei seiner Familie erfahren hatte und es vernahm ein leises glucksen von innen. Erst leise, bis es immer lauter sich in ein gellendes Lachen verwandelte.

Plötzlich sprach das Herz hinter der Stahltür zu ihm. Es wollte hinaus zu ihm, und es sehen. Es wollte mit ihm gehen und mehr von dem Lachen und Weinen. Es wollte sich an seine Schulter lehnen, sich an es drücken und es nie wieder verlassen. Das Herz war glücklich endlich so jemanden gefunden zu haben, aber was sollte es nur tun? Wie auch bei ihm früher, wusste das andere Herz nicht mehr wo es den Schlüssel versteckt hatte. So fasste das Herz den Entschluss loszugehen um den Schlüssel zu suchen. Nur wo sollte es anfangen?

Es lief ziellos umher, suchte hinter Büschen, auf Bäumen, tauchte in Seen danach; fragte alle die seinen Weg kreuzten, aber niemand wusste Rat und nirgends fand es den Schlüssel.

So ging es mit schwerem Herzen zurück zu der kleinen Hütte. Krabbelte durch das Loch unterm Zaun um die schlechte Nachricht zu überbringen. Doch zu seinem Erstaunen, fand es die schwere Stahltür geöffnet. Wie war das möglich gewesen? -dachte das Herz. Plötzlich hörte es eine freundliche und liebevolle Stimme hinter sich.

Da sah es ein kleines blassrosa Herz stehen mit glühenden Wangen. " Ich habe hier auf dich gewartet " sagte das kleine Herz. " Ich habe erkannt, dass man es im Leben nur aus eigener Kraft schaffen kann, aus seinem Gefängnis zu entkommen. Doch so viel Kraft konnte ich nur durch dich erlangen. Durch deine Liebe zu mir und meiner Liebe zu dir habe ich den Schlüssel zur Tür meines Herzens gefunden, der mir gleichzeitig die Tür meines Verlieses öffnete."

Sie nahmen sich an die Hand und gingen von nun an alle Wege gemeinsam, ihr Herzschlag im gleichen Rhythmus bis an ihr Lebensende.

(Autor mir unbekannt)

LG
Andrea
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  #1302  
Alt 11.11.2007, 20:02
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baghira baghira ist offline
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Hallo Andrea,
...das ist einfach nur schööön! Ich kenne auch so ein Herz...
Alles Liebe
Annette
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  #1303  
Alt 11.11.2007, 22:13
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hey Annette,

was ist passiert? Vor ein paar Wochen hast du so munter, so optimistisch geklungen. Und nun kommst du mir vor, als wärst du wieder ganz unten im Loch... Willst du uns erzählen? Du weißt, hier hört dir immer jemand zu.

LG
Andrea
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  #1304  
Alt 12.11.2007, 14:11
AndreaM AndreaM ist offline
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@AndreaS,

eine wunderschöne Geschichte! Es scheint, so verschieden die Schicksale auch verlaufen, jeder kennt doch die eine oder andere Episode...

@Bruni,

Leben heisst Veränderungen, das ist wahr. Manchmal ist das doch auch gut so, oder? Ja, es gibt einige, die möchte man nicht, andere die schafft man kaum - aber, es gibt auch welche, die sehnsüchtig erwartet werden. Wie war das noch bei Forrest Gump? „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt.“

Der Weg in die dunkle Jahreszeit ist sicher nicht der Leichteste.

Liebe Grüße
AndreaM
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  #1305  
Alt 15.11.2007, 09:40
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Guten Morgen an alle!

Geschneit hat es, kalt ist es, das Haus ist eine einzige Baustelle kurz vor Saskis Geburtstag, rund 5 Wochen vor Weihnachten. Alltag halt und obwohl der Zeitpunkt natürlich nicht passt, bin ich froh, dass er irgendwie doch stimmt. Die gesamten Stromleitungen im Haus mussten ausgetauscht werden, als diese Geschichte erledigt war, Wasserrohrbruch mit allem, was es so an Folgeschäden gibt. Ok, aber wie gesagt, es hätte auch vor drei Jahren passieren können....

@Bruni auch das könnte ein Zeichen sein, oder? Als ich heute morgen wach wurde und den Schnee im Garten sah, zeitgleich die Meldung, dass der gesamte Bahnverkehr mehr oder weniger zum Erliegen kommt, kam es mir vor wie von den Jungs gesteuert: Ja, jeder bleibt wo er ist heute....
Kein Tag wie jeder andere. Wird es nie sein, wird ein besonderer Tag bleiben. Und wir schicken dir eine feste Umarmung ( ja, Hände in der Hüfte, auch das...) und sind in Gedanken bei dir. Und klar brennt die Kerze für unseren dritten Stern...

Lasst euch nicht ärgern!

LG
Andrea
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