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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sie trifft sich mit einem anderen Mann, nach 9 Mon


11.03.2005, 21:55
Mein Vater ist jetzt 10 Monate tot und meine Mutter (50 Jahre alt)trifft sich seit einem Monat mit einem anderen Mann. Nun treffen sie sich schon alle 2 Tage und ich denke mal, da wird mehr draus. Er, hat seine Frau erst im November letzten Jahres, ebenfalls an Krebs verloren und in der ähnlichen Situation. Mich verletzt es ungemein und ich fühle mich soooo allein. Klar will ich nicht, dass meine Mam nun den Rest ihres Lebens alleine bleibt, nur geht mir das alles viel zu schnell. Sie gehen ins Kino oder zusammen essen aber eben hat sie mir verkündet, dass sie ihn und seinen Sohn auch zu ihrem Geburtstag einladen möchte. Das hat mich ungemein getroffen....Ich kann meine Gefühle gerade schlecht ausdrücken aber ich sitze hier und weine. Mein Freund liegt nebenan und schläft.....Für mich ist es schon alles schlimm genug und richtig zeit zum trauern habe ich gar nicht. Manchmal überkommt es mich so sehr, dass es körperlich weh tut! Ich vermisse ihn so sehr und habe das Gefühl, das meine Mam auf einer rosarosten Wolke schwebt. Es tut irgendwie weh sie glücklich zu sehen, während man selbst am Boden zerstört ist. Könnt ihr mich verstehen? Wie geh ich damit bloss um? Ihre Geschwister und die von meinem Vater freuen sich total für meine Mam und erzählen mir das auch noch brühwarm, während ich nur hhhmmm und ja sage..... Ziemlich wirr gerade aber mich würde mal interessieren wie ihr das seht. Alles eine scheiße!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

11.03.2005, 21:57
achso, ich vergass zu erwähnen, dass mein dad mich gebeten hat, kein theater zu machen, falls meine mutter einen neuen mann kennenlernt. er sagte mir, sie kann nicht alleine bleiben. ich hab es ihm versprochen aber wer ahnt denn, dass es so schnell geht.......

11.03.2005, 22:26
hallo,
meine Mama starb am 16.03.03 und mein vater hat nicht gedacht, dass er nochmal eine frau kennenlernt geschweige denn liebén lernt, obwohl meine mama zu ihm sagte das er bestimmt schon nach einem jahr eine neue haben wird. so kam es auch, er fuhr knapp ein jahr nach ihrem tod das erstmal alleine in urlaub und hat genau so eine frau kennengelernt. er hat von anfangan mit uns ganz offen darüber gesprochen und uns immer gefragt ob es für uns ins ordnung ist. wir waren am anfang genau wie du befangen doch dann haben wir uns gesagt, er ist alleine den ganzen tag nicht wir. wir ,ich schreibe jetzt besser mal von mir, ich habe meine Familie ich bin nicht alleine , ich muss nicht alleine frühstücken den tag alleine verbringen ´die abende und die , wenn man alleine ist, die endlos langen wochenenden , er schon. nach all diesen gedankengängen und mit dem wissen, dass das nichts mit meiner mama zu tun hat konnte ich sagen: ich freue mich für dich , genieße es, dass dú nochmal jemanden gefunden hast, den du liebst. seid dezember 2004 ist mein vater ebenfalls an nicht heilbaren krebs erkrankt und ich bin heilfroh ,dass er noch ein sehr schönes jahr mit der neuen frau erleben durfte. die neue frau hat für mich nichts mit meiner mama zu tun ich versuche das zu trennen und es klappt. das gilt auch für meinen vater. er geht oder besser ging als er gesund war trotzdem jedem tag zur ihrem grab ,hat mit ihr geredet, hat sie um erlaubnis gebeten. gönne deiner mutter diesen trost ich glaube wir können nicht nachempfinden was es bedeutet nach so vielen jahren alleine zu sein. du bekommst keinen neuen vater kein mensch kann ihn dir ersetzen , aber dein vater scheint gewusst zu haben, was deine mama braucht versuche dein versprechen zu halten auch wenn es dir schwer fällt. ich weiß nicht ob meine worte dir helfen können , aber was bedeutet schon zeit , wer will beurteilen wie lang der trauerweg sein muss, wann beginnt das eigene leben wieder? für jeden unterschiedlich und ich finde man darf es nicht verurteilen , weil jeder einen anderen weg findet mit der situation umzugehen.
liebe grüsse mela

12.03.2005, 09:58
Hallo, lies doch mal alle Beiträge in diesem Thread.
http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.php3?id=11909

Ich denke, das hilft dir weiter. Alles Liebe, Beate

Fantine
04.05.2005, 21:40
Lieber Gast,
ich würde mich freuen wenn Du Dich mal bei mir melden würdest. (Habe meine Mailadresse hier hinterlassen, sodaß Du mir Privat schreiben kannst)
Habe genau das selbe erlebt wie Du und mir geht es genauso wie Dir.
Deine und meine Mutter haben den leeren Platz unserer Väter gefüllt, wir können das nicht....Für uns bleibt dieser Platz immer leer, bis an unser Lebensende.
Vielleicht sollte darüber mal jemand nachdenken?!?!?!?!

04.05.2005, 22:24
Liebe Fantine
Ich habe meinen Mann nach 30 Jahren gemeinsamen Leben vor einem Jahr verloren. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass ich eine neue Beziehung eingehen kann oder möchte. Der Preis: Allein in der Wohnung, allein beim Essen, allein bei Problemen, allein im Bett, keine Umarmung, wenn man Nähe möchte und Trost braucht, keine gemeinsamen Unternehmungen mehr! Ich sage dir Eines: Deine Mutter macht das besser als ich und dein Vater würde das verstehen!!
Für deine Mutter hat sich das ganze Leben verändert. All ihre Träume von der Zukunft mit ihrem Mann sind mit dem Tod den Bach runter. SIE ist allein und muss sich neu orientieren, nicht du! Der Verlust deines Vaters ist für dich sicher sehr schmerzhaft aber dein Leben hat sich dadurch nicht verändert. Sei froh, dass sie so gut zurecht kommt und ihr Leben wieder in den Griff bekommt. Das heisst doch nicht, dass sie deinen Vater vergisst!
Ich wünsche dir, dass du deinen Schmerz überwinden und dich irgendwann darüber freuen kannst, dass deine Mutter wieder am Leben teilnimmt.
Alles Gute Barbara

05.05.2005, 17:00
Lieber Gast,
Deine Ma ersetzt Deinen Pa nicht. Er wird in ihrem Herzen immer seinen Platz haben. Meinen Pa habe ich vor 3,5 Monaten verloren. Es wäre für mich sicher auch schwierig, wenn meine Ma einen anderen Mann hätte, aber es ist für mich auch schwierig sie immer alleine zu sehen. Ich hoffe, dass meine Ma irgendwann einmal nicht mehr alleine sein wird, auch, wenn es für mich zunächst schwer ist. Ich habe meinen Pa wirklich über alles geliebt. Seitdem er nicht mehr hier ist, liegt auch meine Welt in Scherben. Ich habe mit meinem Eltern zusammen in einem Haus gewohnt und habe mit meinem Vater viel unternommen. Umso schlimmer ist jetzt die Leere. Er war der Mittelpunkt unserer Familie. Dadurch müssen sowohl meine Ma und ich unser Leben völlig neu organisieren. Es fällt mir schwer in den Garten zu gehen und ihn dort nicht zu sehen. Es tut weh jetzt alleine mit den Hunden zu gehen. Wie schlimm muß es da erst für meine Ma sein alles alleine zu machen. Ich habe wenigstens noch meinen Verlobten. Ersetzen kann man unsere Väter nicht, aber vielleicht sollten wir unseren Müttern noch ein schönes Leben gönnen, denn auch sie werden nicht ewig leben. Unsere Väter hätten nicht gewollt, dass ihre Familie unglücklich ist. Und eines weiß ich genau: auch wenn meine Ma irgendwann mal einen anderen Mann finden sollte, so wird mein Pa immer seinen Platz in ihrem Herzen haben und er wird keineswegs ersetzt.
Ich habe mich wohl wieder etwas wirr ausgedrückt, aber ich hoffe, dass Du verstehst was ich meine.

Liebe Grüße
Marion

05.05.2005, 21:04
Lieber Gast,

das stimmt natürlich alles was Barbara sagt, aber sie sieht nur ihre Seite und nicht die der Kinder. Es geht bei dem Thema um Gefühle und die kann man nicht einfach abstellen und sagen, so jetzt freu ich mich. Das braucht Zeit.

Als mein Vater nach nur fünf Monaten eine neue Freundin hatte, meine Eltern waren 32 Jahre verheiratet, ging es nicht darum, das ich ihm sein Glück nicht gegönnt habe. Ich war noch mitten in der Trauer um meine Mutter, ich hätte mich gern erstmal an einen leeren Stuhl am Tisch gewöhnt bevor wieder jemand darauf sitzt. Die ersten Familienfeiern waren schwierig, ich konnte den Anblick der Frau einfach nicht ertragen, dabei ist sie sehr nett.

Ich weiß nicht wie man am besten mit der Situation umgeht, aber ich denke schon, dass auch die Eltern ein bisschen Rücksicht auf die Gefühle ihrer Kinder nehmen könnten. Es geht nicht darum, dass sie im ersten Trauerjahr keine neue Beziehung haben dürfen, aber sie sollten auch nicht erwarten, dass die Kinder ihre Trauer einfach zurückstellen. Einen Partner kann man ersetzten, die Eltern nicht.

Mein Vater ist jetzt seit drei Jahren mit der Frau zusammen und die Situation hat sich seitdem entspannt. Allerdings ist am Anfang sehr viel kaputt gegangen. Wir haben viel gestritten, weil mein Vater nicht verstehen wollte, das meine Schwester und ich so kurz nach dem Tod unserer Mutter einfach noch nicht bereit waren ein neues Famielenmitglied aufzunehmen. Heiligabend zum Beispiel verbringt er seitdem mit seiner Freundin und ihren Kindern, was wir machen ist im egal, hauptsache sein Leben geht störungsfrei weiter.

Ich verstehe deine Gefühle sehr gut, bei mir war es ähnlich.

Lieben Gruß

Tanja

http://www.elternlos.de

05.05.2005, 21:43
Hallo Tanja,

denkst du nicht, dass Eltern ihr Leben lang Rücksicht auf Kinder nehmen? Wie alt seid ihr gewesen, als eure Mutter starb. Wirklich noch so jung, dass der Vater mal wieder zurückstecken musste, um eure Gefühle nicht zu verletzen? Ich finde dieses Ansinnen in höchstem Maße unverschämt. Wie du schreibst hast du auch noch eine Schwester. Somit warst du, im Gegensatz zu deinem Vater, in deiner Trauer nicht alleine. Da war noch ein Mensch, der genau fühlte, was du fühlst. Auch deine Schwester hat ihre Mutter verloren, dasselbe Schicksal wie deines. Ich wünsche dir sehr, dass du nie wirklich wissen kannst, wie es sich anfühlt, den Partner zu verlieren. Dass du niemals erfahren wirst, wie sich dein Vater gefühlt hat. Der Mensch, der es bei deinem Vater hätte verstehen können, der denselben Schmerz empfunden hätte,war nicht mehr da.
Vielleicht solltet ihr auch einmal darüber nachdenken.

Einen Partner, den man von ganzem Herzen über viele Jahre geliebt hat, kann man nicht ersetzen. Das ist absoluter Irrglaube, wenn das jemand denkt. Mit viel Glück begegnet man vielleicht wieder einem Menschen, der einem das Leben etwas lebenswerter macht, die Lücke, die sich durch den Velust des geliebten Mannes oder der geliebten Frau gebildet hat, wird sich niemals schließen, ebenso wenig wie für euch als trauernde Kinder der Elternteil zu ersetzen ist, um den ihr trauert.

Ich habe die Liebe meines Lebens verloren. Mit mir trauern unsere vier Kinder, die wir von ganzem Herzen lieben. Der Unterschied in unserem Kummer ist, sie sind nicht alleine, ich schon.

Ich wünsche Euch und uns allen Kraft, den richtigen Weg zu finden, mit unserem Schmerz umzugehen, aber den eigenen Kummer nicht über den der anderen zu stellen und somit zu werten und zu (ver)urteilen

LG
Andrea

Rudolf
06.05.2005, 00:32
Hallo Gast,
du hast hier eine ganze Reihe schöner, wichtiger, kluger Antworten bekommen.
Es wäre schön, wenn du dich noch einmal meldest.

Du hast die Bitte deines Vaters, kein Theater zu machen, d.h. deiner Mutter einen anderen Lebenspartner zu gönnen. Ich glaube, daß zwei Menschen, die beide ihren Ehepartner verloren haben, sehr viel Verständnis füreinander haben.
Ich stelle mir vor, daß sie auch gemeinsam trauern können und sich gegenseitg trösten. Und wenn sie zu einer neuen Zweisamkeit finden, dann ist das kein Verrat am verstorbenen Partner.

Ich habe selbst seit viereinhalb Jahren Krebs. Mir geht es sehr gut und Sterben ist noch längst kein Thema. Trotzdem habe ich meiner Frau schon vor längerer Zeit gesagt: Mach dich nicht von mir abhängig, lebe deine Leben, und wenn du einen neuen Partner findest, genieße es. Mir geht es "drüben" dann ja sowieso sehr viel besser.
LG
Rudolf

06.05.2005, 17:11
Hallo,

es ist hier, wie Rudolf schreibt,eine Menge an kluger Antworten eingegangen. Ich schreibe, weil ich den Part habe, von dem noch nichts eingegangen ist: ich bin die neue Frau des Witwers.

Als ich meinen Mann vor 18 Jahren kennenlernte, war seine Frau zwei Monate tot. Ich konnte es nicht fassen, daß ein Mensch nach einer Ehe,die immerhin 20 Jahre dauerte, die nach allem, was er mir erzählte eine innige, erfüllte, Liebesbeziehung war, nun zu einer neuen Beziehung nicht nur bereit war, sondern sie suchte. Ich fragte mich, ob er wirklich ein so lieber, sensibler Mann ist wie er mir erschien, ich wußte nicht was ich davon halten soll und zog mich zurück. Zwischen uns lagen 1000km und wir näherten uns nach einiger Zeit langsam mit Briefen und Telefonaten. Wahrscheinlich hätte ich uns keine Chance zu einem wirklichen Kennenlernen gegeben, wenn er Kinder hätte.

Noch heute fällt mir schwer dieses Tempo zu begreifen. Mein Mann sagt, er sei damals irgendwie neben sich gestanden und hatte richtige Panik allein zu sein.
Wie lebt man als "neue Frau"? Ich sehr gut. Ich habe dieser Beziehung viel Zeit zum Wachsen gegeben. Wenn wir von seiner verstorbenen Frau sprechen, dann ist für mich die Bezeichnung ganz selbstverständlich "deine Frau", ihr Bild steht auf meinen "Altar" neben den Bildern meiner und seiner verstorbenen Eltern, wir gehen gemeinsam zum Friedhof.
Ehrlich gesagt bedaure ich, daß er keine Kinder hat. Ich wäre ganz gerne eine mütterliche Freundin,wenn das erwünscht wäre.

Ich glaube man kann nicht generell sagen, daß den Kindern das Verständnis für den hinterbliebenen Elternteil fehlt, oder dem Elternteil das Einfühlungsvermögen. Es gibt einen trotzigen Egoismus auf seiten der Kinder, aber es gibt den Egoismus und die Härte auch auf seiten des Elternteils und des neuen Partners. Es gibt eben alles.

Wenn ich an die Beispiele in meinem Bekanntenkreis denke dann fällt mir auf, daß Söhne bei diesem Thema viel gelassener sind.

Meine Mama ist vor sechs Jahren gestorben. Sie war mein Lebensmensch. Ich werde sie immer vermissen. Es hat sich ergeben, daß ich nach ihrem Tod einige ältere Damen kennenlernte. Vielleicht hat sie mir einen Schubbs in die Richtung gegeben. Ich habe nun ein paar Kontakte die mir so etwas wie mütterliche, oder tantenmäßige Aufmerksamkeit und Wärme geben. Ich kann etwas zurückgeben, was ich sonst nicht mehr bin - die Aufmerksamkeit einer Tochter.

Ich wünsche Euch traurigen, verletzten Töchtern, daß die neuen Partner Eurer Mutter, Eures Vaters so sind, daß Ihr alle miteinander gut leben könnt.

Alles Gute
Briele

07.05.2005, 12:53
Liebe Briele
Ich glaube, dass Männer anders trauern, als die meisten Frauen und vermutlich eher in der Lage sind, nach vorne zu schauen und der Realität ins Gesicht zu sehen. Ich finde es toll, wie du das gemacht und einem damals verzweifelten Menschen neuen Lebensmut gegeben hast.
Ich wünsche euch alles Gute Barbara

07.05.2005, 14:31
Hallo Andrea,

ist es nicht genauso unverschämt, wenn du davon ausgehst mein Vater wäre ein guter Vater gewesen oder hätte jemals auf seine Kinder Rücksicht genommen? Das weißt du doch gar nicht. Woher willst du wissen, ob mein Vater meine Mutter geliebt hat oder nicht einfach zu bequem war seine Familie zu verlassen? Wäre doch möglich, oder?
Ich beschreibe nur meinen Fall, so wie ich ihn empfunden habe. Du gehst gerade von deiner eigenen Familie aus. Ich habe mit keinem Wort erwähnt, das ich die Trauer eines Menschen über die eines anderen stelle. Ich denke nur, das beide Seiten Rücksicht nehmen sollten. Es tut mir leid, wenn du dich jetzt dadurch angegriffen fühlst, aber für dich habe ich das schließlich nicht geschrieben.

Dieses Thema hier wurde von jemandem eröffnet, der in einem Gefühlscaos steckt und fragte, ob es anderen ähnlich geht. Ich kann das nachvollziehen und deswegen habe ich dem Gast geantwortet.

Viele Grüße

Tanja

Fantine
07.05.2005, 17:41
Liebe Tanja,
das was Du geschrieben hast, ist völlig mein Empfinden genauso ist es mir ergangen. Noch dazu dass ich im selben Haus wie meine Mutter lebe.Auch ich hätte gern noch etwas Zeit gehabt mich an den neuen Mann zu gewöhnen, und nicht dass er nach 2 Wochen hier schon übernachtet. Aber sagen darf man das als Tochter nicht dazu hat man ja kein REcht.....

Liebe Andrea
Das was Du geschrieben hast ist so typisch, nur Du trauerst und die Kinder nicht.
Ich lebe in dem selben Haus....im selben Garten indem sich mein Vater im Endstadium das Leben genommen hat....ich werde jeden Tag an ihn erinnert....genauso wie meine Mutter....meine Liebe zu meinem Vater war tief...wir hatten eine liebevolle und innige Verbindung zu einander ...trotzdem ich eine eigene Familie habe....die Liebe die ich von meinem Vater erhalten habe, kann mir kein Mann und kein Kind geben....ich habe meinen Vater mit meiner Mutter gepflegt...
Ach ich könnte noch soviel über mich und den Rest der Familie, oder was davon noch übrig geblieben ist schreiben, aber das geht zu weit. Du weißt von mir und meiner ganz persönlichen Geschichte rein garnichts und verurteilst alle und scherst sie über einen Kamm.
Die unmöglichen Kinder die nur an sich denken.
Mein Vater ist am 25.05.05 vier Jahre tot und es vergeht kein Tag andem ich nicht an ihn denke...

ER FEHLT MIR EINFACH UND MIR ZERREIST ES DAS HERZ DASS ER NICHT MEHR DA IST; WANN BEGREIFT DASS ENDLICH MAL EINER; DASS ES DEN KINDERN NICHT VIEL BESSER GEHT......

Dein letzter Satz war:
aber den eigenen Kummer nicht über den der anderen zu stellen und somit zu werten und zu (ver)urteilen

ABer genau das machst Du, Du stellst Dich über uns Kinder....das finde ich unverschämt.

08.05.2005, 11:46
Hallo Fantina, hallo Tanja,

entweder habe ich so unklar geschrieben, oder aber ihr könnt oder wolltet nicht verstehen, beides möglich.

Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass meine Kinder nicht trauern, das kann ich gar nicht schreiben, denn ich erlebe es täglich, wie sehr ihnen ihr Papa fehlt und wie sehr sie plötzlich ihre Unbeschwertheit verloren haben, weil das Leben es so wollte.
Du liebe Tanja hast jedoch behauptet, dass man einen Partner "ersetzen" kann, diesen Satz fand ich - natürlich aus meiner familiären Situation heraus - sehr provokant und habe vielleicht ein wenig zu emotional reagiert, denn für mich wird es niemals einen Menschen geben, der meinen geliebten Mann, mit dem ich von Jugend an mein Leben geteilt habe, auch nur annähernd ersetzen wird.
Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass in Wirklichkeit keiner einen Trauernden verstehen kann. Es kann niemand nachempfinden, der es nicht selbst erleben muss, als verwaistes Kind oder verwitwete Ehefrau. Ich habe mich niemals mit keinem Wort "über euch trauernde Kinder" gestellt.
@Fantine: Du schreibst, dass die Liebe, die dir dein Vater gegeben hat dir kein Partner und keine Kinder geben kann. Siehst du, mir und bestimmt einigen Leidensgenossinnen, deren Ehe intakt war, geht es ebenso. Ich muss mir anhören: Du hast ja noch deine Kinder. Natürlich bin ich glücklich, dass ich sie habe ABER AUCH SIE KÖNNEN DIE LÜCKE NICHT FÜLLEN. Und es fällt tagtäglich unendlich schwer, den Part von zwei Elternteilen zu übernehmen,zu trösten, zu entscheiden, zu verstehen, zu motivieren und alles, was vorher wie automatisch ging.
und jetzt leih ich mir einfach einmal deinen Satz:

ER FEHLT MIR EINFACH UND MIR ZERREIST ES DAS HERZ DASS ER NICHT MEHR DA IST

Mir geht es mit meinem Ehemann so, meinen Kindern mit ihrem Vater. Jeder geht mit dem Leid und der Trauer anders um. Keiner kann in den anderen reinschauen, keiner kann bewerten, und keiner hat mehr oder weniger verloren, wenn er den Menschen, der sterben musste,geliebt hat. Dennoch bleibe ich bei meiner Aussage - natürlich nur aus dem Blickwinkel meiner eigenen Familie gesehen - dass es unterschiedliche Voraussetzungen gibt, damit umzugehen. Ich kann mir - ebenso wie Barbara - im Augenblick nicht vorstellen,dass es überhaupt jemals wieder einen Partner in meinem Leben geben kann, aber ich kann verstehen, dass mancher sich nach Zweisamkeit sehnt.

Und deshalb hat mein erster letzter Satz auch hier wieder Gültigkeit :-)

08.05.2005, 11:47
Liebe Fantine,

du hast Recht, kein Partner wird jemals den Platz der Eltern einnehmen können. Warum auch, das eine hat mit dem anderen ja gar nichts zu tun.
Ich habe mit meiner Mutter, den einzigen Menschen verloren, der mich bedingungslos um meiner selbst willen geliebt hat. So einen Menschen trift man nie wieder.

Ich weiß nicht wieso Barbara zum Beispiel auf die Idee kommt, das Leben der Kinder würde sich nicht verändern, wenn ein Elternteil stirbt. Was ist das für eine absurde Vorstellung, das die eigenen Eltern keine Lücke im Leben hinterlassen, so als wären sie bloß Nachbarn mit denen man kaum mal ein Wort gewechselt hat. Ich habe auch noch zu Hause gewohnt, ich habe meine Mutter täglich gesehen und mit ihr gesprochen, natürlich fühl ich mich allein und verlassen auch noch nach drei Jahren.

Und jetzt werde ich gleich im Regen zum Friedhof fahren und meine Muttertagsblumen aufs Grab stellen. Während Gleichaltrige Freundinnen und Arbeitskolleginnen über den Konsumterror schimpfen und sich wahrscheinlich nichtmal zu einem Anruf bei ihrer Mutter durchringen können. ;)

Lieben Gruß

Tanja

08.05.2005, 11:58
Hallo Andrea,

ich meinte damit nur, das es möglich ist einen neuen Partner an seiner Seite zu haben, aber es ist für die Kinder nicht möglich einen neuen Vater oder eine neue Mutter zu bekommen.

Viele Grüße

Tanja

AndreaS
08.05.2005, 13:24
Liebe Tanja,

jetzt muss ich dann doch noch einmal antworten, auch wenn deine "Kritik" an Barbara gerichtet war, deren Worte aber auch meine hätten sein können. Barbara hat nie behauptet, dass der verstorbene Elternteil keine Lücke im Leben der Kinder hinterlässt, selbstverständlich tut er das. Es ist nun leider auch so, dass es "normaler" ist, den Tod eines Elternteils zu erleben - nicht weniger schmerzhaft aber die "Reihenfolge" ist im Normalfall so,dass Eltern zuerst sterben.
Was jedoch der Unterschied ist, dass der gesamte Lebensablauf dadurch nicht tangiert wird. Im Normalfall - wenn alles gut läuft - haben die Kinder selbst Familien, die sie ausfüllen und die sie lieben und geliebt werden, oder, wenn noch im Tennie-Alter wie meine, geht das Leben fast normal weiter. Sie gehen zur Schule, sie treffen sich mit Freunden, sie gehen ihren Hobbys nach, sie verlieben sich, sie bekommen die Wäsche gewaschen, sie werden bekocht, es ist einer da, der ihnen zuhört, der sie tröstet mit ihnen spricht, mit ihnen weint.
Wenn du den geliebten Partner verlierst, mit dem du dein Leben GEMEINSAM gestaltet hast, ist ALLES anders. Das war gemeint. Du gehst nirgends mehr als Paar hin - wenn du überhaupt noch das Glück hast, von den "Freunden" eingeladen zu werden, die einen vorher immer gerne um sich hatten, du bist "amputiert" Dir fehlt die sprichwörtliche "bessere Hälfte". Die gemeinsamen Pläne, die man hatte, zerplatzen wie eine Seifenblase, es gibt kein WIR mehr nur noch ein ICH. Das hat Barbara gemeint, wie gesagt, immer von einer intakten und liebevollen Beziehung gesprochen.
Den Partner in der Mitte seines Lebens nicht mehr bei sich zu haben, verändert alles. Alles - das gesamte Leben - muss neu sortiert werden, teilweise ist die Existenz der gesamten Familie in Gefahr, man muss einen neuen Sinn finden, um weiter zu machen.
Das alles ist doch nicht "wertend" zu verstehen, sondern der Versuch zu erklären, wie man selbst empfindet, damit vielleicht die ein oder andere Reaktion aus der Sicht eines anderen besser zu verstehen ist...

LG
Andrea

08.05.2005, 14:27
Hallo,

ich möchte mich zu diesem Thema auch mal melden.

Ich finde irgendwie wird auf der Beerdigung nicht der der beerdigt wird betrauert sonder wir Hinterbliebenen. Irgendwie ist unser Weiterleben ja sehr sehr schwer geworden. Man kommt nach Hause und das Haus ist leer. Ich habe auch keine Kinder und man ist dann ganz allein in einem großen Haus.
Wenn die Eltern sterben ist das sicher auch sehr sehr schlimm, aber die Eltern sind eben nicht bei mir. Mein Vater ist auch schon gestorben nur es war für mich nicht so schlimm, die Beerdigung meines Mannes hat mich aber fast aus der Bahn gehauen. Ich habe die ersten 14 Tage keinen Sinn mehr im Leben gesehen.

Ich denke nur mein Pit würde es nicht wollen, daß ich den Rest meines jungen Lebens alleine verbringe. Ich würde niemals einen Menschen einen Vorwurf machen, der kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen wieder jemanden gefunden hat. Es ist doch ds schönste auf der Welt, was man Hinterbliebenen wünschen kann, daß sie jemanden finden den sie lieben können und bei dem sie sich geborgen fühlen. Als mein Vater gestorben ist, hatte ich immerhin noch meine Partner und meine Mutter die für mich da waren, aber der Tod meines Mannes war für mich schon sehr sehr viel härter.

Ich wünsche allen hier nur von Herzen, daß sie bald jemanden finden mit dem sie wieder ein "neues" Leben anfangen können. Er wird sicher nicht den geliebten Mann oder Frau ersetzen, soll er ja auch gar nicht, aber vielleicht gewinnt man dadurch wieder Freude am Leben.

Liebe Grüße

Petra

08.05.2005, 15:35
Hallo Andrea,

vorsicht! Dann bin ich also nicht normal und bei mir läuft gar nichts gut, weil ich im Moment weder einen Partner habe, noch verheiratet bin, noch Kinder habe? Willst du mir das damit sagen?

Es gibt im Forum von elternlos.de viele junge Frauen, die Mann und Kinder haben und trotzdem erheblich unter dem Verlust leiden und das manchmal noch nach Jahren. Weil das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. "Normal" gibt es nicht.

Ich finde zwar nicht das es sinn macht hier sowas überhaupt auszudiskutieren, weil es mit dem Ursprungsthema gar nichts zu tun hat, aber du stellst hier Idealvorstellungen vom Leben auf die mit der Realität nichts zu tun haben. Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, das jede Familie anders ist und alle Familienmitglieder in einem anderen Verhältnis zueinander stehen? Es gibt doch nicht nur glückliche und perfekte Familien auf der Welt in der alle sich lieb haben.

Du bist in deinem ersten Beitrag auch einfach davon ausgegangen, das ich mich gut mit meiner Schwester verstehe und sie das gleiche fühlen müste wie ich und das ich in meiner Trauer nicht alleine bin. Tja, die Wirklichkeit sieht da auch anders aus, meine Schwester und ich sind Grundverschieden und wir trauern auch verschieden, sie möchte vergessen und verdrängen und ich aktiv verarbeiten.

Wenn ich darüber nachdenke, finde ich das Wort "ersetzen" auch gar nicht so falsch in Bezug auf einen neuen Partner. Vielleicht nimmt er nicht den selben Platz im Herzen ein, wie der frühere Partner, aber im Leben rückt er doch an die Stelle des alten Partners. Mit dem neuen Partner teilt man sein Leben genauso wie vorher mit dem alten. Und das ist genau der Anblick, den man als "Kind", egal in welchem Alter, in den ersten Trauermonaten manchmal nur schwer und manchmal auch gar nicht ertragen kann. Weil einem das Bild falsch vorkommt und man an die Person denkt, die da eigentlich hingehört. Und die Gefühle kann man nicht wegdiskutieren, die sind nun mal da.

Viele Grüße

Tanja

08.05.2005, 18:42
Liebe Tanja
Du bist nicht die Einzige auf dieser Welt, die einen Elternteil verloren hat. Ich selber habe meine Mutter vor sechs Jahre auch begraben und kenne somit den Unterschied zum Verlust des Ehemannes ganz genau.
Offensichtlich WILLST du Andrea nicht verstehen! Können wir uns auf Folgendes einigen?
Ich werde nichts mehr zum Verlust eines Elternteils sagen, da ich ja offenbar nicht draus komme, aber was du raus lässt in Bezug auf den Verlust eines Partner (ERsatz etc.) muss ich dir einfach sagen, dass DU in dieser Beziehung KEINE AHNUNG hast, also schweig am besten auch dazu, okay?
Ich hoffe für dich, dass du diese Erfahrung nie machen musst. Barbara

08.05.2005, 19:08
ich danke euch allen für eure beiträge und finde es durchaus interessant! was mich aber stört, ist der ton der hier angeschlagen wird. wollen wir hier diskutieren, wer mehr trauert? die tochter/der sohn oder die witwe/witwer?
ich hatte ein sehr sehr inniges verhältnis zu meinem vater. ich bin 29 jahre alt und er wäre morgen 53 jahre alt geworden. auch ich habe eine kleine tochter (2 jahre). mittlerweile kann ich mich mehr damit anfreunden, dass meine mutter einen neuen mann hat. darum ging es mir auch nicht. meine familie und ich haben uns immer schon sehr oft getroffen (mind. 1-2 mal die woche) und haben
fast täglich mit einander telefoniert. ich weiß das dies nicht bei allen familien so ist aber bei uns war es so (so war es schon, als meine großeltern noch lebten). als mein dad dann krank wurde, war meine tochter gerade geboren und wir haben täglich so gut es ging etwas zusammen gemacht. diese zeit war noch viel intensiver und ich möchte die nie missen. das einzige was mich traurig macht, ist das sich meine mam so verändert hat. sie meldet sich so gut wie gar nicht und hat auch das interesse an der "familie" verloren. das verletzt mich so und ich kann es nicht verstehen, dass man seine kinder auf eine art und weise vergisst. nun bin ich noch jünger und aich ich merke schon, dass man viel für seine kinder bzw sein kind zurückstcken muß udn vielleicht denkt man im alter da auch etwas egoistischer. nur ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich mal so gegenüber meiner tochter verhalten würde! auch muß ich dazu sagen, dass meine eltern nie sie suuuper ehe geführt haben. mein vater war ein toller vater aber als ehemann nicht immer zärtlich, verschmust usw. das alles weiß ich und der neue mann gibt ihr all das was sie vermisst hat ABER deswegen kann man sich doch weiterhin um seine kinder kümmern, oder? mittlerweile ist es schon ein bischen besser geworden. ich denke auch, dass sie selbst ein wenig mit der situation überfordert ist aber ich finde, dass man drüber reden muß. mein bruder ist auch überhaupt nicht der typ mit dem man drüber reden kann. er ist aber auch erst 20 jahre alt. die aussage, dass das leben der kinder einfach weitergeht, kann ich nicht behaupten! mein ganzes leben hat sich geändert, denn mein vater war immer für mich da. ein vater gibt einem das urvertrauen, denn er ist ein teil von einem selbst. manchmal wenn ich etwas aus der wut heraus sage, denke ich das hätte er jetzt sagen können.
andrea, du hörst dich ziemlich gefrustet hat, bei dem satz der rücksichtnahme zu kindern. habt ihr kein gutes verhältnis? wie gesagt, es geht hier nur um gefühle und um keine wertigkeit wer mehr trauert! ich würde mir nie anmaßen jemandem zu unterstellen, der oder der würde mehr trauern. das ähnelt der aussage wenn ein 80 ig jähriger stirbt"na der hat sein leben gelebt"deswegen kann es für einen angehörigen genau so schlimm sein, als wenn ein 30ig jähriger stirbt. denk mal drüber nach.
tanja du hast vollkommen recht, es geht viel kaputt, wenn man keine zeit hat richtig zu trauern. ich habe die letzten wochen alles in mich hineingefressen und das ende vom lied war ein nervenzusammenbruch mit einwöchigem krankenhausaufenthalt. sie vermuteten einen schlaganfall aber ich hab zum glück "nur" einen bandscheibenvorfall in der hws (taubheitsgefühle in der linken gesichts und körperhälfte)bin davon überzeugt, dass es vom seelischen stress kam. jeder hat sein päckchen zu tragen. war jetzt alles wirr aber meine tochter will bespasst werden ;O) freue mich weiterhin auf regen austausch. LG Gast Bianca

08.05.2005, 19:31
nachtrag

das bringt es wohl noch auf den punkt (meine gefühlslage) ich habe das gefühl, dass nicht nur mein dad gestorben ist, sondern unsere ganze familie zerbricht............ LG Bianca

08.05.2005, 20:27
Hallo Bianca,

ich weiß jetzt wirklich nicht, wie du den Rückschluss ziehen kannst, meine Kinder und ich hätten kein gutes Verhältnis. Zum Glück haben wir das, sonst wäre es nämlich überhaupt nicht zu ertragen. Meine Tochter hat auch die Beiträge hier gelesen und meinte nur: "... ich glaube die verstehen gar nicht, was du schreibst". Das Gefühl habe ich mittlerweile auch.

Vielleicht könntet ihr es verstehen, wenn die Ehen eurer Eltern anders gewesen wären, inniger und liebevoller- das ist jetzt, um weiteren Unterstellungen vorzubeugen keine Mutmaßung von mir, sondern ist den Beschreibungen eurer Beiträge zu entnehmen. Meine Kinder sehen das Ganze etwas anders als ihr - zum Glück - vielleicht, weil sie es erleben durften..

Dass ich mich gefrustet anhöre mag sein Bianca, nur hat das nichts mit meinen Kindern zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass mein Mann seinen 50. Geburtstag nicht mehr erlebt hat und dass von seinen Kindern noch keines in der Situation ist, selbst eine Familie zu haben, von der sie eventuell "aufgefangen" wird, seine Kinder - unsere Kinder, die ihren Vater verloren haben, sind 20, 18, 15 und 11 und hätten ihren Papa bei Gott noch dringend gebraucht. Im Schmerz mag es keinen Unterschied geben, ob einer 80 wird oder nur 49. Im Tatsächlichen aber schon.

Bei uns ist es zum Glück nicht so, dass die Familie zerbricht, aber in jedem von uns von unserem 11 - jährigen Sohn bis hin zu mir, ist auch ein Teil von uns selbst gestorben....

Nur noch eines liebe Bianca, eben als Mutter, die auch in Sorge um ihre Kinder ist. Ich habe meine Kinder von Anfang an ermutigt, mit mir zu reden, wenn sie das Bedürfnis dazu haben. Bei vier Kindern, ist auch die Trauer unterschiedlich. Während der älteste Sohn lieber mit Kumpels redet, die auch ihren Vater verloren haben, redet meine älteste Tochter sehr gerne mit mir und beschreibt wie sie sich fühlt und hört sich an, wie es mir geht. So wie du deine Familie vor dem Tod deines Vaters beschreibst, wäre es nicht eine Möglichkeit, mit deiner Mutter über deine Gefühle, die der Tod deines Vaters in dir ausgelöst hat, zu sprechen? Vielleicht hat sich deine Mam auch so verändert, weil sie selbst etwas zu verarbeiten hat, das dir wohlmöglich noch verborgen ist,weil es noch nicht zur Sprache kam. Wäre das nicht denkbar? Vielleicht ist alles ein einziges Verdrängen, ein so tun, als wär alles nicht so schlimm, weil es sonst nicht zu ertragen ist? Sind nur Gedankenfetzen, die mir so in den Sinn kamen. Manchmal wirkt ein Gespräch Wunder und rückt manches in ein anderes Licht.

LG
Andrea

08.05.2005, 20:50
Hallo,

nachträglich betrachtet finde ich meinen letzten Beitrag hier irgendwie mißlungen und vielleicht wäre es klüger zu schweigen. Aber erlaubt mir es noch einmal zu versuchen.

Ich wollte mit meiner Geschichte zeigen oder erklären, daß ein verwitwter Mensch im Ausnahmezustand sein kann, unter Umständen handelt, oder Entscheidungen trifft, die sonst so nicht geschehen würden.

Als meine Mama starb, starben in dieser Zeit auch die Ehemänner von zwei Bekannten. Sehr schnell hat man mir zu verstehen geben, daß meine Trauer mit der ihren nicht zu vergleichen sei. Ich habe mich dagegen nicht gewehrt, aber still für mich gedacht, daß der Verlust und die Trauer wohl mit der Art der Beziehung in Verbindung steht. Mittlerweile sind mehr als sechs Jahre vergangen. Meine Trauer um meine Mama ist erträglicher geworden, der Verlust ist gleich geblieben, meine Sehnsucht nach wie vor da. Die beiden Frauen, die damals ihre Ehemänner verloren, haben beide neue Partner, es geht ihnen gut, sie leben ein erfülltes Leben und ich freue mich für sie.
Manchmal denke ich mir, wenn Kinder eine sehr gute Beziehung zu ihren Eltern, zu einem Elternteil haben, dann ist es die treueste Liebe die es gibt. Ich habe schon oft erlebt, daß jemand nach einer schönen, guten, erfüllten Ehe auch eine zweite genauso gute haben konnte, aber ich habe noch nie erlebt, daß ein Kind daselbe Verhältnis zu einem neuen Stiefvater, einer Stiefmutter hat, es sei denn, das Kind ist sehr jung.

Wenn die Eltern sehr alt sind, dann erscheinen mir die auch alten Kinder manchmal erleichtert, wenn der hinterbliebene Elternteil einen neuen Partner findet. Vielleicht weil sich die Sorgen mehr verteilen?

Es wäre blauäugig zu glauben, daß alle Beziehungen sich zum guten wenden. Aber wenn eine kleine Chance besteht aus den neuen Partnerschaften Eurer Mutter/Vater auch für Euch etwas zu machen, dann sollte man es versuchen.
Diesen Gedanken konnte ich in meinem Beitrag vor ein paar Tagen nicht gut ausdrücken. Ich sehe z.B. in mir mehrere Möglichkeiten anderen Menschen etwas zu SEIN. Keine Frau der Welt kann die Stelle meiner Mama einnehmen, aber ich hab es schon gerne wenn mir ältere Damen mütterliche Aufmerksamkeit schenken und umgekehrt will ich sie manchmal umsorgen. Ich bin auch sehr spät Tante von zwei kleinen Neffen geworden - und bin eigentlich im Großtantenalter. Die beiden haben leider keine Oma und ich will, so gut ich kann, in Vertretung meiner Mama auch ein wenig Oma sein. Das heißt ich bin manchmal zu etwas bereit, was einer Oma wahrscheinlich selbsrtverständlich ist, wozu eine Tante sich aber einen leichten Tritt geben muß.

Es tut mir leid wenn in Euch nicht nur die Trauer und der Schmerz um den verstorbenen Elternteil ist, sondern auch Trauer und Kränkung um den Verlust von "Heimat" Ich wünsche Euch, daß der Faktor Zeit hilft.Nicht nur den Elternteil wieder nahe zu bringen, sondern vielleicht auch eine Beziehung zu dem neuen Partner haben zu können. Ich wünsch Euch alles Gute.

Briele

08.05.2005, 21:12
denkst du nicht, dass Eltern ihr Leben lang Rücksicht auf Kinder nehmen? Wie alt seid ihr gewesen, als eure Mutter starb. Wirklich noch so jung, dass der Vater mal wieder zurückstecken musste, um eure Gefühle nicht zu verletzen? Ich finde dieses Ansinnen in höchstem Maße unverschämt...... durch diese sätze nahm ich es an aber es ist in so einem forum leider oft so, dass sich geschriebenes ohne emotionen anders liest. leider. ich wollte dich jetzt keinesfalls verletzen! klar als mutter von 4 kindern muß man die rolle des vaters auch noch übernehmen und das stelle ich mir keinesfalls leicht vor. ich konnte nur die schnelligkeit meiner mutter nicht verstehen und den rückzug von uns. toll, dass du gleich auf deine kinder zugegangen bist. ich habe meine mutter nur ein bis zweimal weinen sehen und als ich sie im krankenhaus fast schon angefleht habe drüber zu sprechen, sprachen wir auch endlich mal länger drüber und sie sagte mir, sie wollte stark für uns sein und uns nicht auch noch mit ihrer trauer belasten! das es bei mir aber so ankam, als wenn sie gar nicht trauert, daran hat sie nicht gedacht....
ihre mutter ist vor 9 jahren gestorben und ihr vater vor 3 jahren. sie sagte mir auch, dass es sehr schlimm für sie gewesen ist, einen elternteil zu verlieren und es ist noch schlimmer einen mann zu verlieren. erst seit 2 jahren kann sie besser mit der trauer um ihre mutter umgehen. ich muß auch sagen, das mich das schockiert hat aber das zeigt wieder das verhältnis zu meinem papa.ich bin auch überzeugt, wenn man wirklich tief liebt, kann man sich gar nicht so schnell auf einen anderen einlassen? oder ist das naiv? klar sind gespräche wichtig. mir sogar sehr, nur möchte ich sie widerum gar nicht damit belasten, da ich immer denke sie ist jetzt glücklich mit dem neuen mann und nicht mehr so nah dran.hhhm schwer zu beschreiben. hoffe du verstehst mich jetzt.
briele ich kann das sehr gut verstehen, diese zuneigung. ich hoffe auch, dass die zeit einiges leichter macht. mein vater hatte letzte woche seinen 1. todestag und ich muß sagen, es nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe, denn im grunde genommen, denke ich eh jeden morgen und jeden abend dran. ich kenne den neuen mann ja und er ist auch nett und auf lange sicht gesehen, bringt es nichts davor wegzulaufen, dass weiß ich auch aber dennoch ist es ein ganz ganz komisches gefühl, ja es käme mir momentan einfach wie ein verrat an meinem vater vor. ich weiß auch das es blöd ist aber ich empfinde einfach so. es ist halt alles so ungewohnt. auch ist es ungewohnt seine 50 igjährige mutter zu erleben, die wie eine 20igjähre teenagerin durch die gegend läuft. teils wirklich amüsant, das muß ich zugeben :O) so, die couch ruft. Liebe Grüße an alle. Bianca

08.05.2005, 21:13
es ist noch schlimmer für sie als einen mann zu verlieren meinte ich! lg Bianca

Fantine
09.05.2005, 07:52
Liebe Tanja,

Du sprichst mir in vielem so aus der Seele.

Ich wohne mit Mutter und Bruder in einem Haus, und seit dem Tod unseres Vaters haben wir keine Familie mehr.
Keiner interessiert sich mehr für den Anderen; eigendlich habe ich nicht nur meinen Vater zu Grabe getragen, sondern meine Mutter und meinen Bruder mit. Wir sind als Familie AMPUTIERT; KAPUTT; NICHTS IST MEHR SO WIE ES MAL WAR.
Das tut mir unendlich leid, OBWOHL ICH EINEN MANN UND EIN KIND HABE.

Es ist schön, dass meine Mutter einen neuen Mann an ihrer Seite hat aber es ändert nichts daran, dass sie vom Rest der nach dem Tod des Vaters noch übrig geblieben ist nichts mehr wissen will, nur noch ihr eigens Ding macht und nicht mehr rechts noch links schaut. Ich hätte mir mehr Zusammenhalt nach soeinem Schicksalsschlag gewünscht, und gegenseitiges Betrauern.

Und das ist meine Realität und das tut mit Sicherheit nicht minder weh.

ABER LIEBE TANJA HIER WIRD UNS KEINER VERSTEHEN....DA KANNST DU DIR NOCH SOVIEL MÜHE GEBEN...ES IST SINNLOS....

Fantine
09.05.2005, 07:55
Ach noch was:
Bevor jetzt wieder einer auf die Idee kommt, ich würde mich jetzt beklagen und mein Recht auf meine Mutter einfordern, sie wäre ja schließlich schon genug für mich da gewesen.
Ich auch, denn ich gehöre nicht zu den Kinder, die sich nicht um ihre Eltern kümmern und egoistisch sind. Ich habe meiner Mutter sehr viel abgenommen in der Zeit als Papa so krank war, und dann wurde ich Fallen gelassen und vergessen...nicht umgekehrt.

09.05.2005, 09:00
Hallo Fantine,

ich denke nicht, dass euch keiner versteht, zumindest versucht man es - ich zumindest, denn ich denke, auch darin liegt der Sinn dieses Forums und damit in der Trauerarbeit - Dinge aus anderen Blickwinkeln zu sehen, und den Versuch zu starten, die Gefühle anderer zu begreifen.

Dass dies nicht immer ganz emotionslos gehen kann, liegt wohl in der Natur der Umstände. Wir alle tragen unser Leid und fühlen es zunächst einmal aus unserer Sicht. Und dieses Fühlen ist wohl für alle, die hier auf irgendeine Weise "Hilfe" suchen fast unerträglich.

Nachdem ich eure Geschichten gelesen habe, sehe ich manches anders, kann glaube ich verstehen, um was es geht.

Es hat auch bei mir ein "verdrängtes" Gefühl wachgerüttelt. Mir ging es in meiner Kindheit ähnlich und zwar gleich mit beiden Elternteilen. Ich habe im Alter von 5 Jahren meinen großen Bruder durch einen Autounfall verloren. Nur leider war niemandem in meinem Umfeld - eigentlich bis heute nicht - bewusst, dass auch ich etwas verloren hatte. Ich hörte immer nur, die armen Eltern, mach ihnen nur keinen Kummer, sie haben Leid genug erfahren. Wie es sich für mich angefühlt hat, plötzlich alleine in meinem Zimmer zu sein, ohne den Bruder, den ich sehr geliebt hatte, hat niemanden - auch nicht meine Eltern - wirklich interessiert. Die Erklärung lag ja für alle bequem auf der Hand: Sie ist ja soooo klein, sie bekommt ja gar nichts mit! Das war ein Irrtum. Und es ging mir so, wie du es beschreibst, ich habe nicht nur meinen Bruder verloren, auch meine Eltern waren "weg". Kein Lachen mehr, keine Freude keine "Normalität". Und ständig der Seilakt, meinen Eltern alles recht zu machen.
Mit 40! kam eine derbe Reaktion, die ich erst durch Hilfe meines Mannes richtig realisieren konnte. Da begann ich - 35 Jahre später - mit meiner Trauerarbeit um meinen Bruder. Gerade rechtzeitig, um "Platz" zu schaffen für den nächsten Schicksalsschlag.

Das Riesenglück, das ich in der Ehe mit meinem Mann gefunden hatte, war für mich immer wie eine "Entschädigung". ER war es, der mich bedingungslos geliebt hat, ER hat mir die Geborgenheit gegeben, von der ihr im Bezug auf eure Elternteile redet. Vielleicht tut es mir deshalb weh zu lesen, dass jemand denkt, dieser Mensch sei für mich einfach "ersetzbar". ER war mehr für mich als nur ein Partner, er war mein Halt und die Liebe, die mir in meiner Kindheit niemand mehr geben konnte, weil man zu "beschäftigt mit sich selbst war"

Ich glaube mittlerweile wirklich verstanden zu haben, was ihr meint, auch ich wurde "Opfer" dieses Egoismus, ungewollt bestimmt, aber das macht es letztendlich nicht besser.

Ich bin zu sehr von meiner derzeitigen Situation ausgegangen. Für mich stellt sich die Frage nicht, mein Kummer um den Verlust meines geliebten Mannes ist zu groß, um überhaupt im Augenblick eine neue Partnerschaft in Erwägung zu ziehen. Ich habe aber auch die Stimme meines jüngsten Sohnes noch im Ohr, der am Tag, als sein Papa gestorben ist zu mir gesagt hat: Mama, ich will keinen neuen Papa! Und eure Beiträge haben mich ganz gewiss nochmals ein Stück hellhöriger gemacht, auf ihre Seelen zu achten. Ich hoffe, es wird mir gelingen, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich oft sehr überfordert fühle.

Ich werde mir alle Mühe geben, unser Verhältnis nicht zu zerstören, ihnen eine Freundin und Mutter zu bleiben. Darin liegt nicht zuletzt auch eine Chance, unser "altes Leben" zu retten...

Die Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen müssen.... ich denke, das bringt es auf den Punkt, egal ob man Vater, Mutter oder Ehemann und Partner verliert.

Viel geschrieben, hoffentlich manches davon verständlich.

Uns allen einen erträglichen Tag!

LG
Andrea

09.05.2005, 13:31
Liebe Andrea,

ich habe die ganze Zeit still mitgelesen und konnte mich bislang nicht durchringen zu schreiben.
Ich finde das Dein Satz "Die Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen müssen" unabhängig wer der Verstorbene nun ist, absolut treffend. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, erlebt jeder von den Hinterbliebenen - auch Freunde - einen Verlust. Und jeder erlebt einen anderen Verlust. Ich habe meine Mutter verloren, mein Vater seine Partnerin, meine Tante ihre Schwester. Jeder von uns verliert damit jemanden, der für ihn in dieser Rolle unendlich wichtig ist - aber es ist kein Wettbewerb, bei dem es darum geht, wer den größeren Verlust erlitten hat. Im Gegenteil - es gehört dazu, auch der Trauer der anderen Respekt entgegen zu bringen und sie ernst zu nehmen.
Nach dem Tod meiner Mutter war ich für meinen Vater eigentlich immer da, als Tochter, Kumpel, Partnerersatz (in Teilen). Ich habe ihn in den Arm genommen, getröstet und aufgeheitert - Dinge, die er nie mit mir gemacht hat. Und es hätte mir so gut getan, wenn er mich mal in den Arm genommen hätte und mich vielleicht mal gefragt hätte, wie ich damit klar komme. Wenn er wenigstens einmal in meiner Trauer mein Vater gewesen wäre - das ist nichts, was ein Partner übernehmen kann, egal wie alt man ist.
Mein Vater unterstellt mir, dass ich ihm seine neue Partnerin nicht gönne, obwohl ich sehr froh bin, dass er nicht alleine ist. Das einzige Problem, das ich mit ihm habe ist, dass er mir das Recht auf Trauer um meine Mutter völlig abspricht, da ich meinen Partner noch habe. Und so verhält er sich auch.

So schlimm Dein auch Verlust ist, versuche Deinen Kindern auch Mutter zu sein. Es tut einfach gut zu fühlen, dass zwar ein Elternteil tot ist, aber man noch immer das Kind eines Vaters/einer Mutter ist. Wenn das klar ist, bin ich mir sicher, dass Deine Kinder mit einem neuen Partner kaum Probleme haben werden.
Es ist ok, dass Du Dich oft überfordert fühlst - aber ich bin mir sicher, dass hier genügend Mütter in gleicher Situation sind, die Dir helfen können - sie gehören zu den wenigen, die wissen, was Du erlebst und Dir helfen können. Ähnlich, wie bei uns "Mutterlosen" hier im Forum.

Liebe Grüsse und ganz viel Kraft
tini

09.05.2005, 18:30
Hallo Andrea,

jetzt jetzt hast du wohl wirklich verstanden worum es geht. :)

Mein Vater war glücklich verliebt wie ein Teenager und hat sich auch genauso unvernünftig verhalten, es gab nur ihn und sein neues Glück. Seine Kinder interessierten ihn gar nicht mehr und das ist nach drei Jahren noch nicht viel anders. Das ist ein bisschen wie, eine neue Liebe ist wie ein neues Leben und die Kinder aus dem alten Leben sind dann leider nicht mehr wichtig. Es stimmt, wir wurden Opfer seines Egoismus, alles muste laufen wie er wollte. Unsere Gefühle, die Trauer um unsere Mutter, das interessierte ihn nicht. Und das tut doppelt weh.

Hallo Fantine,

ja, leider hast du recht. Und weißt du was, die müssen uns auch gar nicht verstehen. Wir verstehen worum es geht, weil wir betroffen sind. Sie nicht. Vielleicht sollte darüber mal jemand nachdenken. ;)

Bei uns war es interessanterweise genau so, mein Vater war mit der Pflege seiner Frau völlig überfordert, das musten alles meine Schwester und ich organisieren. Er hat auch bis zum Schluß komplett verdrängt, das sie sterben wird und hat bis zum Ende gearbeitet. In guten wie in schlechten Tagen war leider nicht so sein Ding, deswegen hat er sich ja auch schnell wieder den guten Tagen zugewendet.
Ich habe auch meine Familie verloren, meine Mutter war die Person, die die Familie zusammengehalten hat.

Lieben Gruß

Tanja:)

Barbara, du schreibst hier völlig am Thema vorbei. Es geht nicht um Unterschiede, welche Personengruppen mehr trauern als andere, das haben hier jetzt schon mehrere Personen klar gestellt! Und es geht auch nicht um die Witwer und Witwen, sondern um die Gefühle der Kinder. S.h. Beitrag Nummer 1. Warum müssen denn jetzt bitte die, um die es in diesem Beitrag geht, die verstehen um die es nicht geht?! Andersrum aber nicht?!

Fantine
09.05.2005, 21:48
Liebe Andrea,

ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut, da ich jetzt gemerkt habe dass Du verstanden hast, was Tanja und ich erlebt haben.
Es geht garnicht darum, dass man das neue Glück seiner Mutter oder seinem Vater nicht gönnt. Nur sollte man trotz Verliebtheit etwas sensibler mit seinen Kindern umgehen.
Und Du hast ja am eigenen Leib erfahren, wie es ist nicht trauern zu dürfen; Jahre später holt es einem dann doch ein. Oder man muß eine Therapie machen, so wie ich.
Aber ich glaube, dass hast Du verstanden und ich finde es gut dass Deine Sensibilität durch diesen Austausch dafür geweckt wurde.
Seit geraumer Zeit maile ich mich mit einem jungen Mann, der seine Frau an Krebs verloren hat und nun mit seinem 12-jährigen Jungen alleine da steht. Er ist auch mit vielem so wie Du überfordert, aber ich zeige ihm immer wieder die Seite des Kindes und helfe ihm dadurch ein bißchen seinen Sohn nicht zu vergessen.

Liebe Tanja,
auch meine Mutter war mit der Pflege meines Vater völlig überfordert; wenn ich so richtig drüber nachdenke war sie eigendlich mit der Krankheit überfordert.
Dann wurde immer ich gerufen, was ja ganz einfach ist, da ich im selben Haus wohne. Und als gehorsame und aufopfernde Tochter macht man so einiges, ohne selbst an sich zu denken; denn immerhin war mein Sohn erst 4 Jahre alt. Aber das hat ja keinen interessiert und jetzt interessiert der Enkel sowieso nicht mehr.
Meine ganze Geschichte ist deiner so ähnlich, vielleicht hast Du Lust mir mal eine private Mail zu schreiben?
Klicke einfach das Postzeichen an....
So macht`s gut ich denke es war wichtig dass wir uns gegenseitig etwas die AUGEN geöffnet haben.

09.05.2005, 23:03
Hallo Andrea,

ich wollte dir noch sagen, das ich sehr wohl nachvollziehen kann wie es ist den Partner zu verlieren. Ich beschäftige mich ja schon seit drei Jahren mit dem Thema und ich kenne meinen Vater. ;)
Natürlich wuste ich von Anfang an, das er nicht allein sein kann, weil er noch nie im Leben alleine war. Meine Eltern kannten sich fast 40 Jahre, vom Teeniealter an. Er war es nicht gewöhnt sich um sich selbst zu kümmern. In seinem Bekanntenkreis gibt es nur Paare. Er hatte niemandem mit dem er sprechen konnte, wenn er abends heim kam. Die Person mit der er sonst alles im Leben gemacht hat, war nicht mehr da. Die Beweggründe, warum er sich aktiv eine neue Partnerin gesucht hat, kann ich nachvollziehen. Es war auch eine Erleichterung für mich, das ich mich nicht mehr um ihn kümmern muste, ich wohnte ja noch mit ihm zusammen.

Das ändert aber nichts daran, das er sich wie die Axt im Walde benommen hat. Er hat ja nicht nur keine Rücksicht auf seine Kinder genommen, seine neue Freundin fand die Situation bestimmt auch nicht so angenehm. Wir hätten alle mehr davon gehabt, wäre er behutsamer an die Sache ran gegangen. Und damit meine ich nicht seine Beziehung an sich, sondern, das er wollte das wir ausgerechnet an Weihnachten zum ersten mal zusammentreffen. Mit viel Streiterei konnten wir mit ihm noch einen Monat Schonfrist aushandeln. Dafür muste dann mein Geburtstag dran glauben. Es war der erste Geburtstag ohne meine Mutter und dafür saß dann eine fremde Frau am Tisch. Es herrschte bedrücktes Schweigen und war einfach furchtbar. Für alle, auch für seine Freundin.

Ich verstehe also durchaus, was du geschrieben hast und habe auch nie das Gegenteil behauptet. Aus deiner Sicht ist das alles Richtig. Aber warum sollte ich das eingestehen, solange du uns Kinder nicht verstehen konntest oder wolltest. ;)

Lieben Gruß

Tanja