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martina2
22.04.2005, 19:24
Als ich meinen Freund gestern aus dem Krankenhaus abholte und er seinen neuen Termin für die Chemo bekam, fragte er, ob man diesen nicht um einen Tag verschieben könnte. Die Schwester sagte daraufhin "Ich kann mal nachschauen, mache Ihnen aber wenig Hoffnung. Wir wissen nicht mehr, wo wir die Betten hernehmen sollen und haben jetzt schon so viele Patienten, wie sonst erst im Herbst. Es ist beängstigend, wieviele neue Krebspatienten wir wöchentlich bekommen". Muß man es da nicht mit der Angst zu tun bekommen? Liegt irgendetwas in der Luft, was uns alle krank macht?
Wie denkt Ihr darüber?
Gruß Martina
Es liegt bestimmt nichts in der Luft, das krank macht
(abgesehen von den üblichen Schadstoffen, aber die können
hier so schädlich nicht sein, da ja die Lebenserwartung
in den Industrieländern ansteigt).
Daß es so aussieht, als gäbe es immer mehr Krebskranke,
hat wohl zumindest zwei Gründe:
a) gibt es tatsächlich in den letzten Jahrzehnten steigende
Krebserkrankungs-Raten, was wesentlich daran liegt, daß
die Menschen immer älter werden können - früher sind viele
Menschen gar nicht ale genug geworden, um Krebs zu bekommen
(das Durchschnittsalter für die Darmkrebs-Diagnose liegt z.B. bei Mitte 60).
b) Ist es auch ein psychologisches Phänomen - hat man
selbst Krebs (oder ein naher Verwandter), dann beschäftigt
man sich zwangsläufig gedanklich damit und merkt auf einmal, wie viele aus dem Bekanntenkreis auch Krebs haben
und wieviele tausende daran jährlich hierzulande sterben,
da man aufgrund eigener Erfahrungsnähe nun auf das Wort
"Krebs" sensibilisiert ist.
Solange man kerngesund ist, überliest/überhört/übersieht
man das Phänomen Krebs eher.
Birgit10
22.04.2005, 21:02
Ich denke, dass es nichts damit zu tun hat, dass es mehr und mehr Krebspatienten werden, ich denke, dass es darum geht, dass mehr und mehr gespart und Personal abgebaut wird und dadurch muss logischerweise auch die Belegung reduziert werden. Es ist doch so,dass Ärzte und Schwestern doch gar keine richtige Zeit mehr für das Menschliche am Kranksein haben.Und auch für die Behandlung nicht mehr,die Lebensgefährtin meines Vaters wartet schon 7 Wochen auf eine endgültige Diagnose der nach Brustkrebs entdeckten Flecken in ihrer Lunge,das hat doch nichts mit den vorhandenen Mitteln zur Diagnostik zu tun, sondern doch wohl eher an der scheiternden Logistik der verbliebenen Fachkräfte. Ja, man muss es mit der Angst zu tun bekommen und nur hoffen, niemals wirklich ernsthaft krank zu werden. Es ist die Psyche, die uns alle krank macht, weil wir an der Hilflosigkeit verzweifeln!
Birgir: das ist sicher richtig.
Schließlich läßt sich an den Kranken, Alten und Armen
am einfachsten öffentliches Geld sparen, denn die haben
keine Lobby; daß man die teilweise sehr "phantasievolle"
Preisgestaltung einiger Medikamente auf Normalmaß zurückstutzt, das will niemand gegen die Pharma-Lobby
durchsetzen.
Von den Milliarden-Einsparungen der Gesundheitsreform
der letzten Jahre ist das meiste von den Kranken
gezahlt worden (Praxisgebühr, Zuzahlungen), die Pharmalobby
ist wie üblich weitgehend verschont geblieben.
Dazu paßt natürlich auch die dünne Personaldecke vieler
Gesundheitseinrichtungen und die personelle Überlastung.
Sparen kann doch so einfach sein.
martina2
23.04.2005, 17:17
Hallo, Ihr Beiden,
in gewisser Hinsicht gebe ich Euch recht. Ja, die Ärzte und Schwestern haben wirklich kaum noch Zeit und man hat doch soooo viele Fragen. Man kommt sich manchmal wie ein Bettler vor, nur um mal etwas mehr zu erfahren. Doch glaube ich nicht, dass dies ein Grund dafür ist oder die höhere Lebenserwartung.
Schaut Euch doch die vielen jungen Menschen an, die Krebs haben und wenn man eine Zahl von soundsoviel Neuzugängen verzeichnen kann, liegt das doch auch nicht am Ärzte- oder Schwesternmangel.
Viele gehen von Streß aus und nicht verarbeiteten Probleme, andere wieder von der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Diese ganzen Aroma- , Farb- und Konservierungsstoffe. Genau wird dazu keiner Auskunft geben können, aber ich finde es beängstigend.
Bleibt gesund und liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,natürlich ist es beängstigend, aber alles macht mehr Angst, wenn man sich mit einer Sache näher beschäftigt bzw. beschäftigen muss. Als ich schwanger war, habe ich plötzlich jeden Tag mindestens 6 Schwangere gesehen und daraus gefolgert, dass immer mehr Frauen Kinder bekommen.Nur durch eine Statistik kann die Antwort gegeben werden, ob es wirklich so war oder daran lag, dass ich zu diesem Personenkreis gehörte.So ist es auch mit dem hier besprochenen Thema.Natürlich sind Stress, die Umwelt etc. Risikofaktoren, und wie Du schon sagst, keiner wird Auskunft geben können. Nur eines ist sicher: Du schaust anders, wenn du intensiv in einer Situation steckst! Vielleicht schaut man mehr mit dem Herzen?!
Liebe Grüße
Birgit
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