Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Noch nicht lange her...
Hallo,
genau heute ist es drei Wochen her, dass meine Mutter dem Kampf gegen den Krebs verloren hat.
Oder hat sie eigentlich gewonnen? Ihr geht es jetzt hoffentlich viel viel besser als vorher!! An diesem Gedanken richte ich mich auf!
Wie geht es Euch, bei denen der Verlust des geliebten Menschens auch noch nicht so lange her ist?
Wie ich jetzt schon gemerkt habe, ist es sehr unterschiedlich, wie es den Leuten geht.
Mir selbst ging es die ersten 2 Wochen "danach" eigentlich verhältnismäßig "gut". Gut ist natürlich das falsche Wort, aber Ihr wisst schon, was ich meine.
Seit einigen Tagen bin ich nun trauriger und deprimiert. Ich kriege meinen Alltag zwar schon geregelt und weine auch sehr wenig, aber ich merke schon, dass meine Grundstimmung sehr ruhig und trübsinnig ist. Und lustlos. Und kraftlos.
Ich blicke auch in die Zukunft und denke: Alles sinnlos.
Dann wieder werde ich ziemlich aggressiv, weil man in dieser Gesellschaft ja funktionieren muss, egal wie. Das ärgert mich.
Gleichzeitig reißt man sich ja aus diesem Grund am Riemen, was einen davon abhält, in dieses Loch nur tiefer reinzufallen und nicht mehr rauszukommen.
Würde mich freuen, ein paar Antworten zu kriegen - wie Ihr so damit umgeht und wie Ihr Euch fühlt...
Ich wünsche Euch viel Kraft und bis bald
maryleen
Hallo Maryleen,
was soll ich sagen?
Der Todestag meines Vaters nähert sich am 25.05. zum viertenmal und ich habe heute noch Tage an denen ich total traurig und unglücklich bin; an denen mir die Tränen in die Augen schießen oder ich aggresiv und ungerecht werde.
Ich denke mit soeinem Schicksalsschlag schließt man nie ab, sondern man arrangiert sich manchmal schlecht und manchmal recht damit.
Ich denke auch heute manchmal noch es ist alles sinnlos, weil ich mich so nach seiner Nähe sehne, aber er kommt nicht mehr zurück, und er würde es am allerwenigsten wollen wenn ich unglücklich und traurig bin.
Ich tröste mich damit, dass es ihm da wo er jetzt ist besser geht und er auf mich wartet.
Denn eines Tages sehen wir uns wieder.
Es gibt so ein schönes Gedicht, was ich dann immer wieder herauskrame:
Tod bedeutet gar nichts.....
ich bin nur in ein anderes Zimmer gegangen...
und was wir füreinander waren, das sind wir noch immer.
Verändert euren Tonfall nicht, tragt nicht Schwere und Trauer mit euch herum.
Lacht über die kleinen Dinge, über die wir immer miteinander gelacht haben.
Lasst meinem Namen die Bedeutung im Hause, die er immer gehabt hat.
Lasst ihn ausgesprochen werden ohne Rührung,
ohne gespenstische Schatten mit ihm verhaftet.
Warum sollte ich denn aus dem Sinn sein - nur weil ihr mich nicht mehr sehen könnt.
Der Tod ist nicht das Ende unsere Liebe.
Es soll Dir ein bißchen Trost sein.
Alles Liebe und Gute für Dich
Fantine
Liebe Maryleen,
Deine Mutter hat den Kampf gegen den Krebs nicht verloren, sondern sie hat ihn mit ihrem Tod besiegt. Denn jetzt hat sie keine Leiden mehr auszuhalten, alle Medizin konnnte nicht mehr helfen. Für uns ist das unvorstellbar, weil wir zurückbleiben müssen und den Schmerz der Trauer und des Verlustes nicht aushalten können. Es dauert lange, wenn nicht sogar ewig, all das zu verkraften. Aber irgendwann wird auch für uns, die einen Verlust verkraften müssen, die Sonne wieder scheinen, anders scheinen.
In dem Sinne wünsche ich Dir Zuversicht und lasse Dich in Verbundenheit drücken, denn auch ich habe mit diesem Schmerz zu kämpfen.
Schlaf gut Steffi
Hallo,liebe Maryleen,
ich habe dir schon mal geschrieben, als deine Mutter noch im Krankenhaus lag und es tut mir so leid, dich nun hier wieder zu finden. Wie schön, dass du auch den Gedanken hast, dass deine Mutter den Kampf ja auch auf eine Art gewonnen hat. Der Krebs kann ihr nichts mehr anhaben,sie hat keine Schmerzen mehr und keine Angst, da bin ich sicher.
Ich habe schon einen "Trauervorsprung" ,meine Mutter starb im Juli 2004.Es war bei mir so, dass die volle Trauer und das wirkliche Begreifen des "Nie wieder" erst nach einem halben Jahr so richtig zu mir durchdrang, vorher hatte ich irgendwie das Gefühl, Mama sei nur auf einen langen Urlaub gegangen.
Auch jetzt noch ist die Trauer da- und trotzdem kann ich wieder gut leben, jedoch anders. Ich glaube,so eine intensive Erfahrung und so ein Abschied lassen es nicht zu, dass man wieder so lebt wie zuvor. Ich bin eine andere geworden, diese Andere gefällt mir aber, weil sie mehr Mitgefühl,mehr Tiefe und mehr Bewußtsein bekommen hat.
Was könnte ich dir nun Hilfreiches für deinen Trauerweg sagen ?
Ich kann dir nur das anbieten, was mir geholfen hat: Ich habe mir Unmengen von Büchern über Sterben, Tod,Trauer und das Leben danach besorgt, das hat mir viel gegeben ( Die Bücher von E. Kübler-Ross z.B.oder von Moody -Nahtoderfahrungen ..)Da ich sowieso länger nicht in der Lage war,Freude an den "normalen" Freizeitvergnügungen zu haben, habe ich mich etwas zurückgezogen, nur getan, was ich wollte und meiner Trauer habe ich einfach viel Zeit und Energie gewidmet. Man kann diese Zeit ja sowieso nicht überspringen.Mein Bruder hat es versucht, er war dann aber ununterbrochen krank, mal der hohe Blutdruck,Grippe, Gastritis und schließlich ein Schiunfall, der ihn vier Wochen ins Bett zwang. Also,lieber bewußt und "freiwillig" trauern.Geholfen hat mir das Krebsforum auch sehr,hier fühle ich mich nicht alleine.Denn Krebs,Tod und Trauer-das sind Themen,mit denen sich Nichtbetroffene in der Regelnicht beschäftigen wollen und das erhöht wieder das eigene Einsamkeitsgefühl.( siehe auch den Thread" Hinterbliebene sind Aliens ).
Also mein Weg war: Bücher, Akzeptieren,dass die Trauer Zeit braucht und in verschiedenen Phasen verläuft,die durchlebt werden wollen, nur ausgesuchte Freunde um mich haben und Bewußtsein darüber, dass man ( zumindest früher ) nicht ohne Grund vom Trauerjahr sprach.
Liebe Maryleen,vielleicht war ja was dabei für dich.Wenn du magst, schau mal in Brieles Thread " Nicht nichts ohne dich..." vorbei, sie schreibt so schön und treffend.
Jetzt mal aber alles Gute, du bist eine Mutige, die "hinschaut"
Liebe Grüße,
Alina
Liebe Maryleen
Habe einiges gelesen und will dir hier sagen wie leid es mit tut das auch du hast deine mutter gehen lassen müssen.Ich habe meine mum im Dez03 verloren und auch ich kann es bis heute nicht verstehen,auch meine mum hatte einen starken glauben,du kannst unter memory;mum einiges nachlesen.als ich von deiner mutter las wurde ich stark an meine mum erinnert.freue mich wenn ich von dir höre.eine ruhigen tag elisabeth
Hallo,
danke für die netten und tröstenden Antworten!
Kennt Ihr das auch?
Morgens gehts mir gar nicht so gut... da schleppe ich mich förmlich aus dem Bett und muss richtiggehend kämpfen und mich zusammenreißen, dass ich arbeiten gehe.
Auf der Arbeit bin ich fast die Alte.
Vielleicht etwas schwermütiger als sonst, aber einigermaßen im Lot.
Nach der Arbeit bin ich dann völlig kaputt und lustlos. Ertrage keinen mehr um mich herum (bin auch Single und kann mir das dann daher leisten...). Gehe kaum ans Telefon und rausgehen tu ich schon gar nicht.
Dann freue ich mich immer auf den Abend Zeit für mich und was dann? Ich schlafe meistens so schnell ein, dass keine Zeit bleibt.
Und morgens schleppe ich mich dann wieder aus dem Bett. Und dann siehe oben...
@Fantine
Das Gedicht ist sehr sehr schön!
Und ein Trost.
4 Jahre ist es nun schon her bei DIr...
Ich kann mir das ja immer noch nicht vorstellen, dass wir jetzt ohne Mama weiterleben. Habs immer noch nicht kapiert. Wann kapiert man das eigentlich? Mit Herz und Verstand? Ich bin völlig blockiert.
@Steffi
Wie lange ist es bei Dir denn her, wenn ich fragen darf?
Danke auch für Deine Worte!
Und wie geht es Dir so? Wie lebst DU den Alltag nun mit der neuen Situation?
@Alina
Ja, ich erinner mich noch an Dich!
Schön, dass Du Dich hier auf meinen Beitrag meldest.
Bei Dir dauerte es also ein halbes Jahr, bis das Begreifen einsetzte? Wie war dieses halbe Jahr? Ich meine, man kapiert ja, dass die Situation so ist. Und trotzdem negiert man es, oder begreift nicht, oder kann es nicht erfassen, so dass man relativ normal weiterlebt.
Mir ist das alles sehr schleierhaft, wie sich der Verstand so gegen ein Wissen wehren kann.
Danke für die Buchtipps. Ich denke, ich werde nach meinem Urlaub mal damit beginnen. Ich möchte etwas über das "Danach" lesen, um vielleicht meine Zweifel auszuräumen.
Und ich werde die Trauer auf keinen Fall überspringen. Ich kann das auch gar nicht, ich lebe meine Gefühle immer aus. Und ich bin eben grundsätzlich traurig zur Zeit... ich hätte gar nicht die Kraft, das zu verdrängen und mich zu verstellen. Wofür denn?
Danke Alina für Deine lieben Worte!!
@Elisabeth2
Danke, lieb von Dir, dass Du Dich meldest.
Ich werde mal in Deinem Thread lesen. Hoffentlich finde ich den auch noch. Ja, meine Mama hatte ihren Glauben und eigentlich auch keine Angst vorm Sterben (zumindest einige Wochen vor ihrem Tod, als es noch nicht so akut war, sagte sie das mal).
Kann man denn keine Angst vorm Sterben haben?
Für mich ist der Gedanke immer furchtbar...
Besonders jetzt, wo ich gesehen habe, wie das vor sich geht...
liebe grüße an euch alle
maryleen
Morgens gehts mir gar nicht so gut... da schleppe ich mich förmlich aus dem Bett und muss "richtiggehend kämpfen und mich zusammenreißen, dass ich arbeiten gehe.
Auf der Arbeit bin ich fast die Alte. Vielleicht etwas schwermütiger als sonst, aber einigermaßen im Lot. Nach der Arbeit bin ich dann völlig kaputt und lustlos. Ertrage keinen mehr um mich herum (bin auch Single und kann mir das dann daher leisten...). Gehe kaum ans Telefon und rausgehen tu ich schon gar nicht. Dann freue ich mich immer auf den Abend Zeit für mich und was dann? Ich schlafe meistens so schnell ein, dass keine Zeit bleibt. Und morgens schleppe ich mich dann wieder aus dem Bett. Und dann siehe oben..."
Bei mir ist es ganu genauso!
1. Morgens fühle ich mich erschlagen und habe überhaupt keine Lust zur Arbeit zu gehen, komme nicht aus dem Bett.
2. Komme ganz knapp zur Arbeit - meistens 5 min. zu spät.
3. Funktioniere einfach nur - bin aber nicht mehr so viel lustig und habe glaube ich auch nciht mehr die fröhliche Ausstrahlung. Warte den Nachmittag. bis endlich Feierabend ist.
4. Nach Feierabend gehe ich schnell heim. Will Zeit für mich - niemanden um mich rum und meinen Gedanken nachhängen.
5. Trinke dann meistens Rotwein, um die Gedanke zu ertragen. Gehe später ins Bett und habe Frust, dass meine Zeit schon wieder rum ist und ich mich mit Wen wieder etwas betäubt habe (u.a. auch, damit ich schneller einschlafe).
Schlimm! Und momentan schaffe ich es nicht, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Ich habe nämlich gar keinen Antrieb und keine Lust auf irgendwas. Ich will einfach nur Zeit für mich!
Ist das bei Euch auch so? Wie ist es mit dem Alkohol? Trinkt ihr auch manchmal was, damit ihr es besser ertragt?
Hallo Svenja,
ich hab meine mama am 10.04 gehen lassen müssen.
habe dann 3 wochen lang eine schlafhilfe genommen und hab nu das problem davon wieder gut weg zukommen.
pass auf mit dem wein das es nicht zuviel wird, und das du dadurch die trauer nicht unterdrückst.
lass es lieber raus, auch wenn du dann mal vor wut brüllen musst,
oder in die kissen boxt.
ist besser so,als wenn du später mit dem wein ein problem hast.
liebe grüsse
heike
Hallo Svenja,
ich glaube, es geht vielen wie uns.
Die Antriebslosigkeit usw.
Man ist depressiv und hat auch gar keine Lust, sich am Riemen zu reißen. Außerdem funktionieren wir ja - wenigstens auf der Arbeit.
Wiegesagt, mir gehts wie Dir.
Ich nehme allerdings keine Tabletten und keinen Alkohol. Ich habe nur am Anfang ein paar Baldrian-Tabletten auf pflanzl. Basis genommen, wg. des Herzklopfens und Zitterns, als Mama starb. Ich habe aber auch keine Probleme mit dem Einschlafen usw.
Wie Heike schon sagte: Tabletten und Alkohol verlängern die Trauerzeit nur, da sie den richtigen Schmerz betäuben und mildern. Aber es kommt sowieso alles weiter raus, von daher kann man das auch besser gleich lassen.
Lass den Schmerz lieber gleich ganz zu... sonst kommts hinterher noch schlimmer. Was ist schon dabei, wenn Du mal den ganzen Abend heulst und so.
Komm lieber in den Chat oder schreib Deinen Frust hier rein.
Ich bin übrigens auch schon seit einer ganzen Weile in psych. Betreuung. Das hilft auch ganz gut, da kann man den Seelen-Müll mal komplett abladen. Wenn man merkt, dass man nicht alleine klarkommt, sollte man sich nicht scheuen, eine Therapie zu beantragen.
Svenja, pass auf Dich auf und versuchs mal ohne Wein, geht auch und sind wir mal ehrlich: Mit Wein gehts Dir doch auch nicht besser....
Liebe Grüße
maryleen
Hallo Maryleen,
mein Mann ist mit 39 Jahren vor 6 Wochen an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.
Ich dache mein leben steht still und geht keinen Tag weiter.
Ich bin morgens 3 Stunden im Bett gelegen (war krank geschrieben) und habe mich rumgewälzt, mußte weinen und leget mich auf seine Seite vom Bett. Es war fürchterlich. Bis mir Pit ein kleines Zeichen gab....ich solle doch endlich meinen A.... wieder bewegen. Das hat mir irgenwie geholfen.
Was bei mir ganz schlimm ist sind die Abende. Ich versuche auch immer am Wochenende irgenwie Programm zu haben. Gehe mit Freunden essen oder lade welche zu mir ein. Was mir auch hilft ist mein Sport. Wenn ich draußen laufe dann wird irgenwie mein Kopf frei.
Es stimmt schon Zeit heilt alle Wunden, nur ich denke ich brauche sehr viel Zeit. Dieses Woche war es z.B. wieder ganz schlimm, ich weiß auch nicht warm. Das kommt aus heiterem Himmel und ich brauche dann immer einige Tage bis ich mich wieder so richtig im Griff habe. Mußte diese Woche wieder mal sehr viel weinen. Aber ich lasse es einfach zu, es bringt ja eh nichts wenn ich es verdrücke. Habe zur Zeit auch eine leichte Erkältung vielleicht kommt da wieder mal alles zusammen.
Ich lese zur Zeit ein sehr sehr schönes Buch... "Auf der Suche nach den Regenbogentränen". Kann ich Dir nur empfehlen. Ist ein sehr liebevolles Buch über den Umgang mit Trauer.
Liebe Grüße
Petra
Hallo alle zusammen!
Ich kann für mich auch nur bestätigen,dass es mir ähnlich wie Maryleen und Svenja geht. Bei mir legt sich auch dieser "Gefühl-aus-Schalter" um, meist kann ich es auch nach Feierabend noch so lange beeinflussen, so lange ich für meine Familie "funktionieren" muss. Ich habe meinen Mann (wir waren nicht verheiratet und er hat meine drei Töchter acht Jahre wie seine eigenen Kinder geliebt!), vor zwei Monaten verloren...Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll, im Herbst geht dann meine jüngste Tochter aus dem Haus, d.h. 300 km weit entfernt beginnt sie ihre Lehre. Sie wird mir sehr fehlen, aber ich fürchte mich eigendlich nicht vor dem allein sein. Zumal ich meine Mutter noch im Haus habe. Aber ich weiß nicht wer ich bin - ohne ihn. Ich rede noch in Gedanken mit ihm als ob er neben mir steht und jeden Handgriff sieht. Sein Schrank ist fein säuberlich mit seiner Wäsche neben meinen Sachen ... als ob er bald wieder kommt. Ich bin wie ein kleines Kind, das aufstampft und schreit "ich will das nicht - er war erst 40 und wir hatten zu wenig Zeit zum Leben - ich will ihn wieder!"
Er war so einmalig - unsere Beziehung war so einmalig, voller Probleme und Schwierigkeiten - die wir aber zusammen durchgestanden haben und die uns so vertraut haben sein lassen! Alles ist schlimm ohne ihn - die Sonne die er so geliebt hat, überhaupt alles was ich sehe, was mir gefällt will ich ihm zeigen und erzählen und es wird nie wieder sein!!! Ich will nirgens sein wo er nicht ist, deshalb ziehe ich mich lieber zurück. Ich mag auch keine Besuche vor denen ich zeigen muss "macht euch nur keine Sorgen ...es geht ja schon irgendwie...!" Sicher geht es irgendwie, die Tage gehen vorbei - aber sie bedeuten mir nicht viel. Es ist ungerecht meinen (fast erwachsenen)Töchtern u. meiner Mutter gegeüber. Aber meine Töchter beginnen ihr eigenes Leben - meines ist mit ihm nicht mehr da - keine Zukunft, keine gemeinsamen Pläne ...
So, nun habe ich genug geheult. Wie ich damit umgehe? Gar nicht ich weiß es einfach nicht was ich tun soll, auf jeden Fall geht mir die Welt gehörig auf die Nerven, aber da ich gelernt habe zu funktionieren, funktioniere ich und dränge meine Gefühle zurück, so mache ich wenigstens den anderen keine Sorgen.
Grüße an euch allle!
Hallo Ihr !!
Mein Papa ist letzten Donnerstag morgens um halb sieben gestorben (eigentlich hatte er Lungenkrebs, aber sein krankes Herz hat ihn vorzeitig "erlöst").
Meine Mama hat vor dem Bett gesessen und ihm die Hand gehalten. Ich lag auf der Bettseite meiner Mutter und habe mich an seinen Rücken gekuschelt. Die letzten 5 Wochen habe ich bei meinen Eltern gewohnt, um genau in diesen Moment da zu sein. Es ist sehr tröstlich für mich, dass ich bei ihm sein konnte, es war nicht schlimm.
Mein Problem ist, dass meine Mutter anders trauert als ich. Sie ist voller Aktivität, putzt und räumt rum. Ich bin am liebsten allein und weine viel. Ausserdem geraten wir dauernd aneinander, was bestimmt nicht im Sinne meines Papas ist. Ich weiss nicht, warum wir uns nicht verstehen, sie ist mir völlig fremd und ich fühle mich allein. Ab morgen wohne ich wieder bei mir (bin 34 und Single), ein bisschen Abstand wird wohl das Beste sein. Hoffentlich werde ich dann aber nicht völlig depressiv, denn meine Freunde weise ich ab. Meine Nerven liegen einfach blank, vielleicht ist es das.
Schön, dass es Euch hier gbt.
Liebe Grüße, Nicole
Hallo, Maryleen,
wir haben meinen Mann, Papa und Opi am 26. Februar im Alter von 47 Jahren wegen dieser Sch....krankheit hergeben müssen.
Ich kann nicht sehr gut damit umgehen, ich funktioniere eigentlich nur so. Der Schmerz ist mal mehr, mal weniger. Vor allem dann, wenn ich im Kreise meiner Familie oder Freunde bin, aber danach kommt alles wieder hoch. Man versucht sich abzulenken, schafft es aber nur für kurze Zeit, dann hat der Schmerz um die Leere, das "Nie mehr" und die Endgültigkeit wieder Oberhand. Weinen erlöst im Moment, Trauertränen sollte man auch nicht verdrängen, sie müssen aus dem Körper, dem wir in der Zeit sowieso schon viel zumuten, ausgespült werden. Danach fühlt man sich ja auch ein kleines bischen besser, bis zur nächsten Weinattacke.
Mein Sohn geht ähnlich, wie ich damit um. Er bedauert, dass er Papa nicht mehr all das sagen konnte, was er eigentlich hätte tun wollen, denn das Gehen meines Mannes kam ganz unverhofft. Er denkt jetzt über die ganzen Zwistigkeiten der ganzen Jahre nach, die es eben nun mal zwischen Kindern und Eltern gibt. Ja es ist eine wirklich ganz schwere Zeit für alle Beteiligten.
Meine Tochter hat mit ihrem Kleinen, 2 1/2 Jahre, zu tun, der seinen Opi ganz sehr vermißt. Erkläre das mal so einem kleinen Kerl. Zumindest hat sie dadurch auch gewisse Ablenkung.
Das Gehenlassenmüssen eines geliebten Menschen ist ein starker Schmerz, der wahnsinnig weh tut. Man sieht ja, dass es uns allen so ergeht, und wir wirklich viel Kraft brauchen, um den Verlust zu verkraften.
Liebe Grüße Steffi
Hallo Petra -2
du hast genau das formuliert, was ich die ganze Zeit zwar gefühlt aber irgendwie nicht in Worte fassen konnte: Ich weiß nicht wer ich bin ohne ihn. Genau das ist es. Mir geht es ganz genauso. Wir waren eins und seit dem Tod meines Mannes ist ein Großteil von mir auch gestorben. Mein Körper lebt weiter und ich frage mich oft, wieso das eigentlich überhaupt möglich ist. Die Tage gehen vorbei bedeutungslos jeder einzelne, jedenfalls im Augenblick und bestimmt noch für lange Zeit.Funktionieren, zwar mehr schlecht als recht, aber mehr ist nicht mehr. Auch das erzählen wollen. Wie oft denke ich: Das muss ich Claus erzählen, oder ihn fragen oder oder oder....
Und genug heulen? Ich denke auch das geht noch lange nicht. Das einzige, was mir immer wieder hilft ist reden. Und hier ist zum Glück immer jemand, den es auch interessiert, weil es ihm genauso geht und der das, was man selbst fühlt in Worte fassen kann. Mir hilft das sehr.
Ich umarme euch alle
LG
Andrea
Maryleen
22.05.2005, 09:49
Hallo!
Ich sehe schon, es geht unheimlich vielen wie uns...
Irgendwie hilft es einem, auch wenn es schlimm ist, zu wissen, dass es noch viele andere gibt, die traurig sind.
Denn man schaut in sein eigenes Umfeld und alle kommen einem glücklich oder wenigstens normal zufrieden vor. Es ist schon gut, dass man sich hier austauschen kann.
Einige von Euch haben ihren Lebenspartner verloren. In einem anderen Thread wurde das schon mal diskutiert. Das ist natürlich nochmal um eine ganze Stufe härter. Denn Euer Alltag ist nun vollkommen anders. Meine Psychologin hat kurz vor Mamas Tod mal zu mir gesagt: "Wenn man erwachsen wird, baut man einige eigene Lebensbereiche auf... den Job, Freunde, eine eigene Familie, Hobbies, die nichts mit dem Bereich Eltern zu tun haben. Und einer Ihrer Lebensumfelder, nämlich der Ihrer Eltern, ist nun sehr schwierig, traurig und Sie werden dort bald einen Verlust zu ertragen haben. Das ist schlimm, keine Frage. Aber die anderen Lebensbereiche bleiben, wie sie sind. Daraus können Sie wieder Kraft schöpfen".
Und sie hatte recht.
Mein Alltag ist ja einigermaßen gleich geblieben. Man kann dann einigermaßen gut weitermachen. Der Verlust ist natürlich spürbar. Aber meinem Vater wurde sein "Haupt-Lebensbereich" auseinander gerissen. Seine Frau wurde ihm weggenommen und er muss nun ein komplett neues Leben führen. Alles ist bei ihm anders (bis auf den Bereich Job).
Aber trotzdem. Ich bin niedergedrückt und traurig. Klar. Man versteht es ja einfach nicht.
@Nicole
Ja, irgendwie kenne ich das, was Du mit Deiner Mama beschreibst, von meinem Papa. Mein Papa hat am Tag des Todes meiner Mama noch damit angefangen, in der Wohnung herumzuräumen. Er war fast guter Dinge dabei... und ich selbst war sehr niedergedrückt und inaktiv. Aber ich habe ihm dann geholfen, denn ich habe gemerkt, dass er nun einiges wegräumen muss, um selbst mit allem klarzukommen.
Er hat beispielsweise als allererstes alles weggeräumt, was ihn an die Krankheit erinnert hat. Sämtliche Medikamente haben wir sortiert, das war ja eine eigene kleine Apotheke in der Wohnung. Dann haben wir die Küche geschrubbt, so richtig!! Meine Mutter hatte ja lange Jahre schon nicht mehr die Kraft dazu und eine Haushaltshilfe wollte sie nicht.
Naja, nach einigen Tagen, ca. 2 Wochen vielleicht, wurde auch mein Vater ruhiger. Jetzt trauert er auch eher ruhig, sag ich mal. Der Aktionszwang ist vorüber.
Deiner Mutter gehts vielleicht ähnlich. Ihre Aktivitäten helfen ihr, die ersten Tage besser durchzustehen. Lass sie einfach und trauer Du so, wie Du trauern möchtest. Jeder ist da ganz anders.
So, ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag
Lasst die Köpfe nicht so hängen... auch wenns einfach gesagt und schwer getan ist.
Liebe Grüße
maryleen
Hallo Maryleen,
ich weiß genau von was du sprichst, ich hab auch meine über alles geliebte Mutter vor knapp 4 Wochen verloren.
Es gibt im Moment auch für mich keinen Trost.
Gruss Gabi
Hallo Maryleen hallo an Euch alle hier!
MEINE MUTTER ist am 12. Februar 2005 gestorben ... es ist also auch noch nicht lange her.
Alles, was Du schreibst Maryleen, kommt mir sehr bekannt vor...
Ich habe ein paar Tage nach ihrem Tod noch hier geschrieben.. und oft viele Stunden am Tag hier gelesen.
Ich hatte Urlaub... den hatte ich mir genommen um Mutter pflegen zu können... AM Montag 14. Februar war mein erster Urlaubstag... am Samstag 12. Feburuar ist sie gestorben.
Ich habe auch unmittelbar nach ihrem Tod alle Medikamente in eine Tüte gepackt und in die Apotheke gebracht.
Dann alle Getreidesachen und verderblichen Lebensmittel entsorgt und und und... im April dachte ich mir dann, dass ich "Alles" erstaunlich schnell überwunden hätte... ABER
Anfang MAI hatte ich dann den totalen Zusammenbruch seither könnte ich tagaus tagein nur heulen... und bin total neben der Spur.... es liegt daran, dass der Alltag mir jetzt täglich vor Augen führt, dass ich sie nie nie mehr wiedersehen werde... sie nie, nie mehr anrufen kann...
UND......... die schlimmste Arbeit steht mir bevor - ihre Kleidung ausräumen .... alles ausräumen alle ihre Sachen... nur der Gedanke daran tut schon so weh!
Bei allem Schönen, was ich veränder z.B. im Garten könnte ich gleich losheulen, weil ich dran denke, dass ich ihr es nicht zeigen kann...
Es tut mir gut zu lesen, dass es bei Dir/Euch ähnlich abläuft...deshalb finde ich ein solches Forum ganz ganz wichtig und gut.... den Freunden traut man nach längerer Zeit nicht mehr von der Trauer "vorjammern" obwohl sie sicher Verständnis dafür hätten...
Lieben Gruß Eljot
Hallo,
ich kann euch alle nur zu gut verstehen. meine Frau ist vor 6 Tagen bei uns zuhause gestorben. Sie war erst 48. ursprünglich war es ja "nur" Brustkrebs, ist ja heilbar. Irgendwie bin ich im falschen Film und so richtig kann ich es gar nicht realisieren. Ich versuche das alles durch Arbeit zu verdrängen, am Abend oder am jetzt kommenden langen Wochenende werde ich viel mit unseren Wuff´s spazieren gehen, eben überall dort, wo wir sonst gemeinsam waren.
Jürgen
Hallo Jürgen..
es tut mir sehr leid mit deiner Frau. Ich möchte dir mein Beileid aussprechen.
Gruss Gabi
Lieber Jürgen,
ich schicke Dir Kraft und Zuversicht, es tut mir sehr leid.
Liebe Grüße, Nicole
Lieber Jürgen
Mein Beileid möchte ich dir hier aussprechen,es muss schwer sein für dich ,hat deine liebe Frau hier geschrieben?Dir alles erdenklich Gute für die kommende Zeit.
Elisabeth2
Hallo,
danke für die Antworten!
Jürgen, auch von mir mein aufrichtiges Beileid!
Die ersten Tage verlaufen wie im Film!
Irgendwie hab ichs bis heute noch nicht kapiert.
Ich finde, der Tod ist zu abstrakt, als dass man das wirklich begreifen kann. Es sind eher die vielen Kleinigkeiten, die einen dann umwerfen und unsäglich weh tun.
Kleine Erinnerungen, kleine Vorfälle, an denen man merkt: Meine Mama ist nicht mehr da.
Das "Sie kommt auch nicht wieder zurück" habe ich allerdings imnmer noch nicht begriffen.
Dabei weiß ichs doch eigentlich!
Wie kann man denn etwas wissen und es aber doch nicht wissen? Vielleicht versteht Ihr, was ich meine.
@Eljot
Ja, ich habe schon öfter gelesen, dass es manchmal erst nach einiger Zeit einen Zusammenbruch gibt. Und dann plötzlich das Begreifen mit voller Wucht einsetzt.
Ich bin mal noch gespannt, wie das bei mir wird. Ich habe keine Ahnung. Ich glaube, bei mir kommt auch noch viel mehr an Emotionen hoch, aber im Moment nur ab und zu... seltsam.
Naja, ich warte es ab.
Liebe Grüße und viel Kraft an Euch alle
maryleen
Hallo Jürgen,
auch mein Mitgefühl!
Auch wenn jemand lange krank ist... auch wenn man weiß, dass es keine Heilung gibt....wenn der Abschied vollzogen ist, ist es immer zu früh und es dauert bis man diese Endgültigkeit realisieren kann.
Gruß Eljot
Maryleen, das hast Du gut beschrieben. Mir gehts auch so... ich begreife es nicht, bzw. bin ich nicht am Grab meines Vaters kann ich ganz gut leben, da ich anscheinend dann denke er ist gar nicht für immer weg. Erst wenn ich vor dem Kreuz mit seinem Namen stehe, kapiere ich es wieder. Es ist und bleibt einfach unglaublich. Ich komme aus Langen. Du bist auch aus der Nähe von FFM, glaube ich...
Geniess den Feiertag morgen trotz allem, ich versuchs auch! LG Nicole
Maryleen
25.05.2005, 22:23
Ja, Nicole, genauso ist es.
Ich weiß, dass sie tot ist, aber da der Tod zu abstrakt ist, fühlt mein Körper, als wenn sie wieder käme.
Komisch.
Ob das irgendwann dann anders wird? Und man doch den Tod erfassen kann?
maryleen
PS: Ja, ich bin von der Bergstraße, ca. 50 km südlich von Frankfurt. Da wohnen wir ja mal im gleichen Eck :-)
Was machst Du so? Wie alt bist Du?
Ja, wir werden morgen mit meinem Daddy grillen, mein Bruder, seine Freundin und ich. Wir rücken eben jetzt alle etwas näher zusammen.
Dir auch einen schönen Feiertag! Relaxe ein bisschen, wir haben es alle nötig.
Hallo alle zusammen!
Ja Maryleen, ich habe auch so komische Gedanken wie du. Ich fühle mich - ich weiß garnicht ob ich "fühlen" sagen kann. Denn ich funktioniere, wie ich es über viele Jahre getan habe - mein Gefühl für mich selbst, scheint gestorben oder vergrabe zu sein. Ich setzte mich manchmal bewußt Situationen aus, in denen ich an meine Trauer "herankomme" - weil ich diese Gefühllosigkeit, meine wandelnde und funktionierende Hülle selbst nicht ertragen kann und als oberflächlich empfinde.
Ich bin 40 und ich weiß nicht mehr wer ich bin, wie mein Leben nun aussehen soll. Ich habe auch kein Interesse an Plänen - Plänen ohne meinen Mann...! Sicher ich lebe, ich MUSS leben und meine drei (fast) erwachsenen Töchter machen mir auch viel Freude... Aber die Zwiesprache und das tiefe innere Verständnis, die liebende innere Verbindung die gewachsen ist durch die schönen und schlimmen Stunden, den LEBENSPARTNER - den kann wohl keiner "erstetzen"! ...und nun? Allein, im Gespräch mit einem gefühlten Schatten meines Liebsten weiter machen, die Tage "ableisten", demütig und kraftlos alles akzeptieren was einem das Leben noch auftischen und abverlangen wird?!
Ich finde diese Urlaubszeit so schrecklich, jedes Gespräch mit Bekannten zeigt, das es keine (gemeinsame) Zukunft mehr gibt, kein "wenn es dir besser geht fliegen wir auch mal..."!
Wir rücken auch zusammen, aber innerlich bin ich hohl...?
Viele Grüße Petra
Hallo Maryleen !
Da bin ich wieder...
Heute ist mein 1. Arbeitstag (Bankkauffrau) und es lassen mich alle hier in Ruhe. Größtenteils wahrscheinlich aus Befangenheit und teils aber auch wg. eigener Erfahrungen mit dem Tod und dem daraus entstandenen Verständnis für Hinterbliebene. Lange bleibe ich hier heute nicht, muss es ja nicht gleich übertreiben mit dem Arbeitseifer.
Ich bin 34 und Single. Aus diesem Grund konnte ich mich auch total um meine Eltern kümmern und habe so ziemlich alle Freunde in den letzten 7 Monaten vernachlässigt. Aber dies wurde verstanden. Jetzt krieche ich so langsam wieder aus meinem Schneckenhaus, aber die selbe wie früher werde ich nie mehr sein.
Es kommt uns vielleicht alles so unwirklich vor, weil wir (also ich jedenfalls) noch nie mit dieser brutalen Endgültigkeit konfrontiert wurden. Klar gab es schon Abschiede zu bewältigen, aber für mich noch nie so nah in dieser Art.
Hier im Forum zu lesen, dass man nicht alleine ist hilft viel, aber auch nur bis zu einem gewissen Grad. Den Alltag bewältigen muss man selber.
Manchmal ertappe ich mich, wie ich neidisch auf "intakte" Familien schaue... das muss ich mir aber noch abgewöhnen, das finde ich schlimm. Aber das ist vielleicht auch ganz normal so am Anfang der Trauer.
Hallo Petra2 !
Meiner Mutter geht es ebenso wie Dir. Sie ist 58 Jahre und muss auf einmal alles alleine erleben und entscheiden. Keiner zu Hause, der genau weiss wie sie ist und der sie blind versteht. Keiner da, der genauso über den doofen Nachbarn denkt und der weiss, welchen der Weine im Keller sie am liebsten mag. Ich bin sehr traurig, wenn ich an sie und ihre neue Situation denke. Im August fahren wir zwei zusammen in Urlaub (ich früher: Urlaub mit den Eltern ? Neee...). Aber dieser Urlaub mit mir kann nie einen Urlaub mit meinem Vater ersetzen. Ich würde alles tun, damit sie nicht so traurig ist, aber da kann niemand helfen... Viellicht hilft die Zeit, aber so richtig vorstellen kann ich mir das nicht. Noch nicht...
Liebe Grüße an Euch beide !!!!
Und ein schönes Wochenende soweit es uns allen möglich ist.
Nicole
liebe nicole,
ich schaue nicht neidisch auf andere familien. ich freue mich für sie, denke aber gleichzeitig: ich habe denen was voraus, die werden all die trauer erst noch erleben!
vielleicht hilft dir dieser gedanke ein wenig.
lg, sonja
Hallo Nicole,hallo Sonja, hallo alle Leidensgenossen!
man kann es sich auch nicht vorstellen, aber es ist tatsächlich so; das einzige,was helfen kann ist die Zeit. Zeit, die wir brauchen, um zu begreifen, Zeit, die wir brauchen, unser Leben neu zu sortieren, Zeit, die wir brauchen, um sein ICH neu zu erfahren. Wie viel Zeit jeder einzelne dazu braucht, dürfte unterschiedlich sein. Aber Zeit alleine wird helfen. Der Schmerz verändert sich, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und während er einen in den ersten Wochen und Monaten fast zerreisst, gewöhnt man sich allmählich an den dumpfen Druck ums Herz, lernt damit weiterzuleben. Bei mir liegen mittlerweile 8 Monate zwischen dem Tod meines geliebten Mannes und auch wenn ich mich tatsächlich schon an manches gewöhnt habe, an das Aufwachen morgens, an das Erkennen, dass der Alptraum niemals wieder vorübergeht, ich glaube daran werde ich mich nie gewöhnen. Der Schlaf ist für mich wie ein Segen - in diesem Punkt habe ich großes Glück - ich liege in meinem Bett und falle in einen erlösenden Schlaf, der alle traurigen Gedanken draußen lässt. Allerdings ist wie gesagt der Morgen immer wieder von Neuem schrecklich, wie am ersten Tag.
Was Sonja schreibt, kann ich - allerdings auch erst mittlerweile bestätigen - es ist kein Neid, wenn ich andere Paare oder Familien sehe, eher verstärkt es kurzfristig meine Sehnsucht nach meinem Mann und dann tut sich auch der Gedanke auf: Ihr Armen, einen von euch wird er auch zerreißen dieser Schmerz, keiner ist davor sicher, jeder muss früher oder später da durch, er ist der Preis, den wir für die Liebe bezahlen müssen. Und die Trauer ist ein ständiger Wandel der Gefühle - bei mir jedenfalls - im Augenblick habe ich das Gefühl viel stärker als in der Anfangszeit, dass mein Mann ganz nah bei mir ist, ich kann ihn manchmal förmlich "spüren" und nach der anfänglichen Aufruhr in mir, ist es ein wunderbares und friedliches Gefühl.
Jetzt hab ich wieder viel zu viel geschrieben....
LG
Andrea
Maryleen
28.05.2005, 14:48
Hallo,
ach mensch, lasst Euch einfach mal alle drücken.
Es gibt Höhen und Tiefen auf dem Weg der Trauernden und heute hat mich ganz unerwartet und plötzlich ein Tief überkommen. Und zwar ein gewaltiges.
Solange ich arbeite und irgendwo unter Druck stehe (Erledigungen nach der Arbeit, usw.) oder zu kaputt bin von der Arbeit, geht es einigermaßen.
Heute Morgen hatte ich total die Energie und meine Wohnung geputzt inkl. Fenster. Ich hatte richtig Spaß daran!!! Sehr ungewöhnlich bei mir.
Und als ich dann zum Ende kam, merkte ich deutlich, wie meine Stimmung abnahm. Dann durfte ich noch von meiner lieben Cousine einen unsensiblen (sicher nicht böse gemeinten aber achtlos dahergesagten), verletzenden Spruch hören und hinterher hat mich mein Papa ziemlich grob und unhöflich am Telefon abgewürgt. Man konnte ihm deutlich anmerken, dass er genervt war, dass er mich anrufen musste - aber er musste gar nicht, er hat halt zurückgerufen, als er meine Nr. auf der Anruferliste sah.
So und kennt Ihr das? 2 so "kleine" unangenehmen Dinge bringen alles zum Einstürzen? Mein Tag ist hinüber. Ich habe nach Papas Anruf geheult wie ein Schlosshund. Mir war übel, ich hätte brechen können. Ich habe mich total aufgeregt und mich gar nicht mehr beruhigen können. Fotos von Mama rausgekramt und bitterlich geweint.
Alles ist zum K*****!!!
Soviel zum Thema: Naja, der Alltag geht ja ziemlich normal weiter. Gar nichts ist normal. Es scheint alles Fassade zu sein. Ganz dicht unter der Oberfläche befindet sich ein Meer an Verzweiflung und Tränen, die nur darauf warten.... dass irgendeine Kleinigkeit schief läuft. Dann bricht alles zusammen.
Ehrlich gesagt: Ich finde das Leben furchtbar.
Was soll denn die ganze Sch**** bringen, wenn man irgendwann sowieso gehen muss? Wofür den ganzen Kram?
Ich find das zur Zeit sowas von anstrengend.
Gott sei Dank ist Wochenende.
Die Gesellschaft mit ihren ganzen Regeln und Zwängen kann mich heute mal.
Und morgen bin ich hoffentlich wieder normal drauf.
So, das musste raus.
Ich denke, Ihr versteht mich.
Einem normalen kann man sowas ja nicht erzählen.
Maryleen
Hallo Maryleen,
"Und morgen bin ich hoffentlich wieder normal drauf".
du BIST normal drauf. So ist es. Der Druck staut sich an, bis es kein Halten mehr gibt, der Anlass ist egalt, eine Kleinigkeit, über der man sonst drübersteht, und die ganze mühsam aufgebaute "Haltung und Fassung" ist hinüber.
Mit der Hausarbeit ging es mir seltsamer Weise heute ähnlich. Geputzt wie verrückt und - wie auch du - sogar Spaß daran gehabt. Bis auf einmal der Gedanke komme: Was tust du eigentlich hier? ....
Musik ist für mich auch oft so ein Auslöser. Mittlerweile habe ich auch wieder Spaß am Musik hören, aber nur neue Sachen, von denen ich denke, das hätte meinem Mann jetzt gefallen. Lieder, von denen ich es weiß, die wir z.B. viel und laut :-) gehört haben, die gehn gar nicht....
Ich hoffe, dass der Druck nachlässt Maryleen, wenn du erst eine Weile weinen konntest. Morgen ist ein neuer Tag, morgen ist ein weiterer Schritt auf dem Weg der Genesung...
Und jetzt drück ich dich ganz fest.
LG
Andrea
Danke für eure Anteilnahme. Meine Frau hat nie in diesem Forum geschrieben. Ich hab es vor ihrem Tod als Informationsquelle genutzt, ja und nun finde ich viele Menschen, denen das gleiche Schicksal beschert ist. Ich bin eigentlich nicht so der gläubige Mensch, eher realistisch, nach ihrem Tod fällt mir oft ein Film ein "Nachricht von Sam" vielleicht gibs ja doch noch was danach, kann mir nicht vorstellen, dass einfach nichts mehr von einem Lebewesen übrig bleibt ....
Jürgen
Hallo Jürgen,
ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken...
Hier im Hinterbliebenen-Forum ist das Thema "danach" immer da...
In diesem Thread
http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.php3?id=10750 erzählen wir von unseren Erlebnissen...
Vielleicht geben unsere Erfahrungen dir ja Kraft und etwas Glauben!!
Liebe Grüße
Petra
hallo Jürgen!
es tut mir so leid für dich! fühl dich umarmt!
an alle hier:
bin neu hier. hab meine mama vor einem jahr hergeben müssen. scheiß brustkrebs!!!!!!!!!!!!!!!!!! sie hat über 10 jahre gekämpft, die letzten drei waren wirklich schlimm. aber ich bin sooo stolz, dass meine schwestern und ich es geschafft haben, ihr den wunsch zu hause bleiben zu dürfen erfüllen konnten. sie war nie alleine und auch an ihrem letzten tag waren wir alle bei ihr. sogar meine 17jährige nichte und meine 11 jährige tochter. es war schön und so schrecklich zugleich und selbst heute, ein jahr später, triffts mich immer noch wie der blitz! ihre letzte woche erleb ich immer noch, als wär ich mitten drin.natürlich wird der schmerz "leiser" , aber das mit der zeit, die alle wunden heilt, seh ich nicht so. im gegenteil, sie fehlt mir jeden tag mehr. und so richtig realisiert hab ichs noch immer nicht, weil ich immer noch manchmal ans telefon geh, um sie anzurufen oder drauf wart, dass sie in meinem elternhaus die tür aufmacht. und dann vermiss ich sie so sehr. ich war die letzten drei jahre fast täglich bei ihr, ich hab sie bis zur letzten minute gepflegt und jetzt fühl ich mich ganz fürchterlich alleine. und das obwohl ich 35 jahre alt bin, einen ganz lieben mann und zwei entzückende kinder hab. aber der einzige mensch auf der welt, bei dem ich 10000%ig sicher war, dass sie mich immer lieb haben würde, dass sie immer für mich da sein würde, ganz egal, was auch immer ich machen würde, der ist nicht mehr da. und das macht mich heute immer noch sooo traurig und läßt mich immer noch den boden unter den füßen verlieren.
auch kenn ich das gefühl, "nur zu funktionieren" nur zu gut. ich bin äußerlich auch fröhlich und manchmal bin ichs auch innerlich, da gehts mir gut, aber oft fühl ich mich einfach wie ein roboter, der tut, was getan werden muß, bis er endlich nach hause gehen darf, um in der badewanne zu iegen und zu heulen wie ein schloßhund.
heut ist wohl offensichtlich nicht gerade mein bester tag, so schlimm ists meistens nicht ;o)), aber gestern hab ich eine sehr gute freundin besucht, die nach einer darmkrebs op mitten in der chemo steckt. metasthasen in leber und niere...schei....!!! und sie ist erst 42!!!! da kommt halt alles wieder hoch.
ich drück euch ganz feste und wünsch euch heute einen wunderschönen,"leichten" und warmen tag!!!!
karin
name@domain.de
Hallo!
Am Donnerstag waren es nun genau 3 Monate her, dass Mama gestorben ist.
Ich fühle mich immer noch total seltsam.
Manchmal habe ich das Gefühl, es ist völlig ok - es macht mir kaum noch was aus. Ich habe mich damit abgefunden und auch meinen Frieden damit gemacht. Ich habe mich viel mit dem Jenseits und mit Sterbeerfahrungen beschäftigt. Berichte von Menschen, die klinisch tot waren und ihre Erlebnisse schilderten.
Ich bin somit mittlerweile der festen Überzeugung, dass es nach dem Tod etwas gibt und dass der Tod nur ein Übergang in eine schönere, für uns nicht wirklich vorstellbare Sphäre ist.
Das tröstet natürlich ungemein. Meiner Mutter geht es gut und sie passt auch auf uns auf, habe ich das Gefühl.
Mal ein Beispiel, was mir grad spontan einfällt.
Vor ca. 2 Wochen wollten wir einen Urlaub buchen. Zu viert. Last Minute. Das gestaltete sich äußerst schwierig, weil wir bereits in einer Woche, Anfang Aug., fliegen wollen und nicht mehr besonders viel angeboten wurde.
Ich muss noch etwas ausholen. Mein Vater mag aufgrund der gesamten Weltsituation schon seit Jahren nicht, dass wir in ein muslimisches Land fahren. Mich selbst zieht es da auch nicht gerade hin, aber das waren halt noch die besseren Angebote (Türkei, Tunesien, Ägypten sind halt billiger als alles andere).
Jedoch standen wir in einem Reisebüro und bekamen ein super Angebot für Ägypten. Ich war mir ein bisschen unsicher (weil ich eigentlich keinen Stress mit Daddy will, nicht gerade zur Zeit, wo wir ja alle miteinander noch ziemlich angeschlagen sind...). Die beiden Mädels, die noch mit dabei waren, waren Feuer und Flamme für Ägypten und das Angebot. Mein Bruder, der auch mitfährt, konnte leider nicht mit ins Reisebüro kommen und wir konnten ihn auch nicht erreichen. Schließlich rang ich mich zu einem JA durch... nach langem Zögern und hin und her.
Wir sind also wieder zu der netten Dame und sagten ihr, dass wir das nun buchen möchten (wir hatten eine Viertelstunde Bedenkzeit erbeten und waren noch kurz was trinken).
Sie nickte und ging mit unseren Daten an den PC.
Sie tippte und tippte und tippte. Stockte. Hielt inne. Tippte. Wechselte den Computer. Tippte wieder.
Dann: "Alle Systeme sind ausgefallen. Das haben wir sonst nie. Ich kann gar nichts tun!!".
Wir sind dann nochmal eine Viertelstunde raus (es war 20 vor 8) und in dem Moment riefen mein Bruder und mein Vater an. Nach den Gesprächen war dann klar: Wir buchen besser nicht... das gibt sonst Ärger...
Also sind wir wieder zurück - die Reisebüro-Dame war ganz erfreut, weil die Systeme wieder gingen. Doch wir sagten ab.
Einen tag später buchten wir Spanien, Gran Canaria. Mussten aber nochmal deutlich Geld drauflegen. Die beiden Mädels, die so auf Ägypten abgefahren waren, waren natürlich nicht so besonders begeistert. Naja. Da mussten sie halt durch, die Familiensituation geht zur Zeit einfach vor.
Und heute?
Ich schaue vorhin in die Nachrichten und mich trifft fast der Schlag. Der Anschlag in Ägypten mit fast 100 Toten. Unglaublich. Überall wollen Touristen umbuchen, umplanen. Bestimmte Reiseveranstalter verkaufen keine Reisen mehr dorthin usw.
Ich war fassungslos.
Und bin geneigt zu glauben, dass meine Mama ihre Hand im Spiel hatte. Genau 15 Minuten gingen die System im Reisebüro nicht. Das passiert sonst nie. Ausgerechnet wenn wir 4 in einer spontanen Entscheidung ein Land buchen wollen, was uns innerhalb der family erst mal richtig Ärger gebracht hätte und dann jetzt noch der Anschlag. Wahnsinn.
So, also Ihr seht.
Alles sehr aufregend.
Wie fühlt Ihr Euch?
Ich fühle mich ziemlich ausgepowert nach den letzten 3 Monaten. Habe kaum Energie. Will immer noch kaum unter Leute. Ich fühle mich überall fehl am Platz. Ich fühle mich, als gehöre ich nicht dazu. Wenn ich rausgehe in die Welt, fühlt es sich oft "feindlich" an. Mir passieren dauernd doofe Sachen, die mich ärgern und die mich wieder depressiv werden lassen. Zum Beispiel Sportverletzungen. Oder heute ist mir z.B. mein Motorrad umgefallen.
Solche Dinge ärgern mich zur Zeit maßlos.
Habe heute Mittag geheult wie ein Schlosshund, wegen dem doofen kaputten Blinker. Bei solchen Dingen fällt mir dann ein, wie schlimm doch alles ist und war. Und wie furchtbar die ganze Welt ist. Und wie doof und blöd ich bin. Und so weiter.
Kennt Ihr das ?
So, das musste ich mal loswerden.
Ich wünsche allen hier eine gute Nacht
und viel Kraft
maryleen
Hallo Ihr Lieben,
bei mir ist es schon etwas länger her (4. April 2003) als ich meine Mutter verloren habe. Sie hatte Brustkrebs, 5 Jahre lang, mit Metastasen in den Lungen und am Schluss auch im Gehirn. Dadurch war der Abschied etwas länger, da sie die letzen 6! Monate etwas "neben der Spur" war und wir schon lange wussten das sie gehen muss.
In der ganzen Zeit war mit mir kaum etwas anzufangen (habe noch studiert, habe mir also die Zeit genommen und in meinem Nebenjob wussten dann auch alle Bescheid und haben mich so genommen wie ich an dem Tag halt war..) und nach ihrem Tod war ich irgendwie erleichtert, auch wenn ich das gar nicht sagen mag... Aber mittlerweile weiß ich, dort wo sie jetzt ist geht es ihr gut und ich fühle sie oft bei mir.
Aber ich habe die ganze sache auch irgendwie verdrägt, in der zeit kurz nach ihrem Tod habe ich Sachen im Laden gesehen, die ich ihr mitbringen wollte und dann--BAMM! Geht ja gar nicht! Aber mit der zeit wird es wirklich besser - Versprochen! Ein Gläschen Wein zuviel habe ich auch gerne mal genommen, aber auch das legte sich bei mir wieder.
Im Moment muss ich bloß so oft an sie denken.. der Vater meines Freundes ist im Krankenhaus (andere Sache aber ähnliche Erlebnisse) und einerseits habe ich so wahnsinniges Mitleid mit meinem Freund aber andererseits weckt es die ganzen Erinenrungen...
Wie auch immer... Bei mir ging es von Monat zu Monat besser, sie ist immer und jeden Tag da, aber ich bin nicht mehr so traurig wie am Anfang.
Ich hoffe ich konnte Euch etwas helfen.
Ganz liebe Grüße an Euch alle!
Claudia S.
Hallo, Ihr Lieben,
auch ich gehöre jetzt zu Euch, mein Mann(47 J.) ist vor knapp 4 Wochen durch diese schreckliche Krankheit(schrecklich, weil alle diese Höhen,Hoffnungen und dann wieder erfahren zu müssen, neue Metas)-Ihr habt ja alle ähnliches hinter Euch. Dadurch, daß er die letzten 3 Wochen im Krankenhaus war und dort verstarb, war es die anfangs so, als ob er noch im KH wäre, ich war zwar fast immer bei ihm und die Kinder anfangs auch(10J. u. 16 J.), aber jetzt "überfällt" mich der Verlust so was, daß ich oft denke, ich kann und will nicht mehr.
Ich mußte auch seit der Beerdigung wirklich 14 Stunden
täglich arbeiten-da ich selbständig bin und durch die Pflege (ich habe ihn im KH 3x am Tag (hin u. zurück ca.70 km)meistens besucht und vorher zu Hause nachts Infusionen gelegt, ihn halt gepflegt, er war ja meine große Liebe, alles, was ich hatte, ich hätte mein Leben für ihn gegeben) sehr viel liegengeblieben ist und ich nächste Woche bei der Bank einen schönen Batzen Geld abliefern muß. Es ist ja schön, die Kunden unterstützen mich, daß es so was heute noch gibt, ist sehr erfreulich und zeigt mir schon, daß es auch noch menschlich zugehen kann, aber im Bekanntenkreis höre ich nur, "Du bist so stark"- die machen es sich soo leicht; ich habe eine wahnsinnige Wut- auf alles.
Mein Mann war ja auch mein Partner im Betrieb, das ist so schrecklich, weil ich ihn nichts mehr fragen kann und es ist soo leer, außerdem wird mir jetzt alles zu viel.
Was ich ganz furchtbar finde, sind meine Schwankungen, gestern wäre ich 2x eingeladen worden, statt dessen wollte ich nicht unter Menschen, ich will einerseits gar nirgends mehr wohin, fühle mich aber schrecklich einsam.
Den Kindern geht es relativ gut, wir sind immer sehr liebevoll miteinander umgegangen und ich versuche ihnen so viel emotionale Sicherheit zu geben, wie ich kann, sie sind aber sehr erwachsen geworden. Meine Tochter hat in der Zeit, als ich ins KH fuhr, jeden Tag für mich gekocht und Blumen aus dem Garten neben
mein Essen gestellt und trotzdem ihre Schule nicht vernachlässigt, ich bin sehr sehr dankbar für solche Schätze.
Was ich noch so schlimm an mir finde, ist, daß ich immer wieder(bestimmt 20x am Tag) im Haus, im Büro, in der Produktion, auf und ab gehe, alle Schubladen öffne und irgendetwas suche, ich weiß aber nicht was und ich kenne den Inhalt in und auswendig, außerdem führe ich Selbstgespräche-ich bin 37 Jahre alt und glaube langsam, daß ich durchdrehe.Leider dachte ich auch schon an Selbstmord, aber, da ich einen Bruder hatte, der das machte, glaube ich nicht, daß das eine Lösung ist.
Na ja und die Sprüche der anderen, Du bist noch jung-als ob es deswegen anders wäre? Wir haben ja alles gemeinsam gemacht, wir waren ja 24 Stunden am Tag zusammen.
Leider habe ich auch nur noch wenige Kleidungsstücke, die nach ihm riechen, da ich, als er noch zu Hause war, die Wäsche sehr oft waschen müssen und die Kleidung, die er im KH trug, roch nur nach Morphium und nicht nach ihm.
Jetzt habe ich mich ausgeschimpft und ich versuche etwas "sinnvolles" zu machen, habe aber keine Lust, aber für die Kinder.
Ganz liebe Grüße
Martina H.
Hallo Martina,
wie geht es dir? Unter deinen Bericht könnte ich auch meinen Namen drunter schreiben, außer, dass ich nicht noch eine Firma im Schlepptau habe, aber sonst...
Ich weiß heute nichts zu schreiben, fühle mich von Verpflichtungen gehetzt (versuche sie nat. stark und 120% ig zu erfüllen) und total kaputt!
Wie kommt das 10 jährige Kind klar?
Viele Grüße an alle Petra
Hallo liebe Petra-2,
ja wie geht es uns? Komische Frage, ich "funktioniere" auch, freue mich irgendwie über gar nichts, gestern habe ich mir ein paar Teppiche ganz extrem runtergesetzt gekauft in schönen Rottönen, da hat meine Tochter gesagt, Du hast Dich mal wieder gefreut und gelächelt. Aber insgesamt vermisse ich ihn so, die Firma hat sich auch gut eingespielt, macht mir aber auch keine Freude, was sind schon Erfolge, wenn man sie nicht teilen kann??? Ja und der geistige Austausch fehlt mir auch, habe das Gefühl, man verblödet, habe mit meinem Mann immer über alles geredet, obwohl wir immer -eben auch beruflich- den ganzen Tag zusammen waren, ging uns nie der Gesprächsstoff aus. Aber irgendwie ist bei mir im Augenblick auch so die Luft heraussen, hatte zum Glück echt viel Arbeit, so daß auch die finanzielle Seit im Augenblick mal nicht beängstigend ist, aber irgendwie ist das alles kein Grund zur Freude. Meine Kinder hängen auch irgendwie durch, die Phase der Krankheit war schon enorm anstrengend für uns alle.
Ja mein Sohn, ist schwierig, weil ich ihm auch nicht so viel im Moment geben kann, das tut mir dann auch so leid, aber was nicht geht geht nicht, aber langsam
klappt das auch wieder besser. Er vermisst ihn ja genauso. Ich bin aber auch froh, daß Ferien sind, er hat etwas Probleme mit Gleichaltrigen(er ist sonst immer ein sehr beliebtes Kind gewesen, weil er so charmant ist), aber der Unterschied ist halt momentan so groß, er ist auch sehr erwachsen geworden.
Wir sind ja beide im ähnlichen Alter, ich finde für unser Alter das Wort "Witwe" ganz schrecklich und man muß sich tatsächlich irgendwie den ganzen Lebensplatz neu schaffen. Ich habe auch irgendwie keinen Lebensplan mehr, na ja bedingt durch die Firma muß ich schon best. Umstände belassen und das ist auch irgendwie ganz gut so, aber wenn der Immobilienmarkt irgendwann wieder anziehen sollte, würde ich sofort meine Immo(ist eine große Gewerbeimmobilie) verkaufen, aber was soll ich dann machen? Es gibt soviele Fragen, die ich jetzt alleine beantworten muß, ich will ja meine Kinder nicht belasten, sie sollen soweit es geht "Kinder" bleiben dürfen.
Das mit den Verpflichtungen ist einerseits ganz gut, andererseits habe ich da oft das Gefühl, alles muß weitergehe ohne Rücksicht.
Wo wohnst Du denn?
Ich bin in Bayern, ich versuche mal heute in die Berge zu fahren, hoffe, daß ich mich überwinden kann-da gehts ja schon wieder los, ich weiß nicht wohin genau.
Ich wünsche Dir noch einen Tag voller Kraft und laß Dich von den "Verpflichtungen" nicht erdrücken!!!
Liebe Grüße Martina H.
Liebe Lady Molly,
wenn ich Deine Zeilen lese, muß ich komplett an uns denken, ich bin auch 37 und mein Schatzi war auch 47 und bevor ins KH kam, viel gelegen und ich habe ihn auch komplett versorgt. Mir tut das so leid, denn die Situation ist ja so ähnlich, auch ich war immer zweigleisig, einerseits die Hoffnung- ja auf ein Wunder, er hatte ja immer so viel geschafft, wo die Ärzte ihn ehrlich schon aufgegeben hatten- und andererseits der Tatsache ins Auge blicken zu müssen, vielleicht ist doch bald Ende. Aber trotz allem war es eine so unglaublich intensive Zeit, sogar irgendwie schön, und geweint habe ich viel ind dieser Zeit.
Hoffentlich hast Du jmd. für Deine Kinder, damit Du ein bißchen entlastet bist??
Der Spruch-Du bist so stark ist mir sowas vom Hals rausgehängen, denn man wächst ja wirklich in diese Situation hinein und macht alles, was man kann, weil man liebt und irgendwie schafft man es auch wirklich.
Aber die"anderen" machen es sich schon leicht.
Aber leider wissen nur die "Betroffenen" was da dahinter steckt, und deswegen schreibe immer, ich kann Dir so gut nachfühlen und kann Dich leider gar nicht trösten. Wie geht es Deinen Kindern??? Einerseits, wenn die Umstände "normal" wären ist so eine große Familie wunderbar, ich wollte auch noch immer ein Kind, aber das hat nicht mehr sein sollen.
Liebe Lady Molly-ich wünsche Dir sooo viel Kraft und Zuversicht und auch ein bißchen Freude und schreibe nur
Liebs Grüße
Martina H.
Liebe Lady Molly,
mit Tränen in den Augen lese ich das und möchte Dir mein Beileid aussprechen.
Es tut mir so leid, auch mein Günter sagte immer, es ist nicht fair. Du wirst jetzt erst mal die nächsten Tage im absoluten Ausnahmezustand sein-hast Du jemanden???
Für mich war das schlimmste, "es" meinen Kindern sagen zu müssen, es war das Härteste, was ich nochmal durchmachen mußte.
Wenn ich fragen darf, ist er eingeschlafen? Mein Günter hatte nämlich eine Woche vorher immer Atemnot,
und seine größte Angst war, zu ersticken, aber er war sehr gelöst und hat mich sogar noch angeblinzelt und angelächelt und ganz ruhig eingeschlafen, das gibt mir sehr viel.
Und ich glaube, es wird leider lange dauern, bis wir das im Kopf drinnen haben-weiß gar nicht, ob das irgendwann geht, meine Kinder und ich kapieren es noch nicht, ganz ehrlich.
Diese blöde MistKrankheit, was macht man alles für Behandlungen und letztendlich kommt nur Leid raus.
Schreibe, rede weine, schreie, tu was Du meinst tun zu müssen und Du mußt Deinen Kindern trotz allem einen Halt geben, wie geht es ihnen? Eigentlich eine dumme Frage und bei 4 nichtleicht.
Ich drücke Dich virtuell ganz fest und bete für Dich und Deine Kinder, es tut mir so leid.
Ganz ganz viel Kraft wünsche ich Dir und schreibe, hier versteht man Dich!!
Ich weiß nicht, wo Du bist, aber im Münchner Raum gibt es z.B. die Nicolaidis-Stiftung für jüngere Witwen/r mit Kindern-ich habe zwar noch keinen Kontakt aufgenommen, aber ich glaube, meinem Sohn zuliebe werde ich das wohl tun müssen.
Nochmal die allerliebsten Grüße
Martina H.
Liebe Martina,
die Kinder sind nach ein paar Tränen praktisch normal.
Als wenn Männe einfach nur im Krankenhaus ist.
Ich nehme an bei der Beerdigung kommt der grosse Schutt.
Selber komme ich mir auch zu normal vor, mit kurzen Trauereinbrüchen.
Aber auch Späßchen werden gemacht.
Wir haben uns möglichst gut auf das Gehen meines Mannes vorbereitet, es war Gesprächsthema, ziemlich offen.
Ich konnte ihm im Laufe der Zeit alles sagen was mir noch wichtig war und hatte ihn hier daheim, habe alles getan was mir wichtig und richtig und gut für ihn vorkam und auch wenn er nicht einfach einschlafen durfte, das konnte ich nicht beeinflussen, gibt das doch ein gutes Gefühl das möglichste getan zu haben.
Ich bin froh das es vorbei ist, seine Krankheit hätte ihn noch mehr gequält. Ich will ihn wieder haben, gesund, klar, aber so ist es besser, so abgedroschen diese Worte sind, mir zumindest vorkommen.
Ich habe ihn gestern mit Hilfe fertig gemacht, gewaschen, angezogen, diesen verdammten Geruch nach Chemo endlich von ihm abgewaschen, er konnte ja keine Seife, Deo oder sonst was riechen, bekam er Luftnot, klares Wasser hat nicht viel geholfen, mit ihm noch geplaudert und gescherzt, so als wenn er noch da ist.
Ziemlich realistisch die Arztsache durch gezogen, der Arzt dachte bei meinem Anruf, glaube ich, dass ich mir einen Spass erlaube, weil ich so gefasst klinge.
Auch der Bestattungsunternehmer traute der Sache nicht ganz, scheinbar ist das auch nicht so häufig das man seine Lieben selber ankleidet.
Ich hoffe es versteht niemand falsch, aber ich bin stolz darauf was ich für ihn getan habe, denn es war das letzte was ich tun konnte, ihn begleiten, halten und dann hergeben.
Bevor ich ihn abholen lies habe ich mich so gut wie möglich verabschiedet, aber mit der Zeit war es wirklich nur noch der Körper der hier lag. Nicht mehr wirklich Männe und so weh wie es tat, ich gab ihn her.
Ihr wisst alle, Papierkram, dies und das halten einen auf Trab. Ausgepumpt bin ich immer noch, obwohl ich gut schlafen konnte.
Ab und zu wollte ich ihm heute was erzählen oder fragen, mit der Zeit wird mir das immer mehr fehlen, auch der Trost, seine Umarmung fehlt.
Wir haben gerade Jahrestag, 19 Jahre und am 16.08. wäre unser 15. Hochzeitstag, ich dachte den schnappt er noch.
Alle Träume und Wünsche sind dahin und das tut am meisten weh.
Unser Leben war erst seit kurzer Zeit ok, schön und wir planten verschiedenes, er seine Radtouren, ich wollte ihm ein Tamdem aufdrehen. War schon witzig, wenn er dazu in den Streik ging.
Aber jeder Tod hinterlässt eine Lücke, wir können sie nicht füllen, wir müssen weiter machen. Ein, zwei Tage vor seinem Tod sagte ich ihm, weil wir gerade bei dem Thema waren, du gehst, wir kommen alle nach und in der Ewigkeit ist das bestimmt nur eine Sekunde.
Auch wenn mein Leben weiter geht, Männe wird unvergessen bleiben, ich hoffe nur das ich bald nur die guten Zeiten in Erinnerung habe, der Schmerz nach lässt.
Denn bei aller Trauer und weiteren Chaosgefühlen, ich wäre gerne mit ihm gegangen, einfach um das nun nicht mitzumachen und ihm zu zeigen wie sehr ich ihn begleiten möchte, ihn liebe.
Denk an die Kinder, sagte er und ja, das werde ich, das mache ich seitdem sie auf der Welt sind.
Aber ich will auch leben, ich bin wütend das ich mit 37 solch ein Schicksal habe und nun höre ich auf zu tippen.
Werde ins Bett gehen, noch etwas lesen und hoffe bald wieder klar denken zu können.
Ich drücke mal zurück.
Es ist schon komisch das ein Austausch mit fremden Menschen, im Internet hilft. Wäre vor Jahren nicht möglich gewesen.
Äh, ja, ich quassele fast soviel wie ich schreibe und nun bin ich wirklich weg.
Bei aller Last auf unseren Schultern, hoffe ich auf einen angenehmen Sonntag, für uns alle.
Lady Molly
Liebe Lady Molly,
ach Du quasselst gar nicht zu viel, ich habe ja auch immer geredet, es ist ja auch so während der Krankheit gewesen-zumindestens bei mir, daß ich ihn mit manchen Dingen gar nicht mehr belasten wollte- und es ist wirklich eine super Sache das i-net.
Meine Kinder waren auch erstaunlich gelassen und mein Bestatter, der sehr einfühlsam war, meinte auch, so einen Umgang mit Trauer bei einer so großen Liebe hat er selten erlebt; ich muß auch sagen, die Beerdigung war gar nicht so schlimm, wir hatten "nur" eine ganz tolle Trauerfeier-ohne Beerdigung, er wurde ein paar Tage später eingeäschert, das wollte ich aber mit einer ganz lieben Freundin alleine machen und habe ich auch-und am Schluß haben sich alle an der Hand genommen, vereint in der Kette der Menschlichkeit und jeder hat mitgemacht(sogar mein Banker), es war eine etwas andere Feier, aber es muß ja nicht immer verlogen oder wahnsinnig traurig sein.
Die Zeit wo Du wirklich trauerst kommt erst, auch die Kinder, jeder auf seine Art, nur glaube ich, daß man die Kinder auch lassen muß, man darf sie veilleicht auch nicht zu sehr "belasten", sie haben-zumindest Teenager-sowieso einen gewissen Egoismus, der ihnen in diesem Alter auch zusteht, finde ich halt.
Es kommt dann die Zeit, wo er Dir an allen Ecken und Enden abgeht.
Aber bei mir ist es genauso, irgendwie habe ich sowas wie "Torschlußpanik", wir haeb die letzten 10 Jahre nur gearbeitet, und es wäre in ein, zwei Jahren alles besser geworden und jetzt denke ich mir, da hast Du jetzt nur gearbeitet und mußt jetzt für so ein Riesenhaus und wegen der Firma weiterarbeiten und hast gar nichts mehr vom Leben, wir sind ja eigentlich noch wirklich jung, fühle mich heute mit meinen 37J. endlich so weit, daß ich weiß, was ich kann und wer ich bin und dann steht man plötzlich so da. Natürlich habe ich da eine Wut.
Na ja und an die Kinder-Du hast es so schön ausgedrückt-denkt man als Mutter sowieso immer;das war für mich eh das Schwierigste, da immer einen Balance-Akt durchzuführen, an mich habe ich da nie gedacht.
Irgendwie würde ich auch wieder mal gerne fröhlich sein, aber ein Bekannter gab mir den Rat, als Witwe mußt Du Dir einen neuen Freundeskreis aufbauen und ich glaube, er hat sehr recht, denn dieser liebe "freundeskreis" weiß halt gar nicht damit umzugehen, bis eine Ausnahme, meine beste Freundin, aber die ist halt auch nicht ganz meine Altersklasse, obwohl sie doch recht flott ist.
Auch das kommt, daß Du Dich bald an die schönen Zeiten erinnern wirst, Dir werden auf einmal Sachen einfallen, wo Du gar nicht mehr drangedacht hast. Und letztendlich sind ja auch die Kinder von Euch beiden geprägt, mein Sohn schimpft manchmal über seine Schwester "Du bist wie Papi", da muß ich dann immer lachen, sie ist nicht seine leibliche Tochter, aber er hat sie geliebt, wie seine eigenes Kind, die zwei waren ja ein Herz und eine Seele. Es war so lustig, als wir geheiratet haben, da meinte eine Parkplatzwächterin damals zu mir, das ist aber nicht Ihre Tochter, die ist von Ihrem Mann, denn sie sieht ihm so ähnlich, stimmt aber, die beiden haben eine Seelenverwandschaft, sie schläft immer mit seiner Weste, aber das ist ihr Weg.
So jetzt habe ich auch viel gequasselt, tut aber gut, außerdem ist ja so ein besch.... Wetter, was macht man denn da, naja habe auch noch 3 Hunde, die sind aber im Garten, da muß ich nicht so viel Gassi gehen, unter der Woche gehen immer Nachbarn damit Gassi, ich finde das unheimlich nett, die arbeiten in der Nachbarfirma und gehen in der Mittagspause, seit Günter krank war, und anfangs dachte ich auch, ein Hund wird das nicht erleben, sie hat nicht mehr gefressen und lag ganz apathisch in der Ecke, hat mich nicht mehr begrüßt und das fing an, an dem Tag, als Günter eingeschlafen war, obwohl er im Krankenhaus(auf der Palliativ) lag. Die Tiere haben da ganz andere Wahrnehmungen.
Meine Kinder schlafen noch, werde mir mal was überlegen, was man heut so tun kann.
Liebe Grüße und hoffentlich auch einen schönen Sonntag
Martina H.
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