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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : warum darf ich nicht helfen?


05.07.2005, 19:59
Meine Ma ist jetzt nach 90 Tagen Krankenhaus nach einer Weichteilsarkom-OP im Oberschenkel entlassen worden.

Die Diagnose war damals für uns (meine Ma, Pa, meinen Mann und mich) ein ziemlicher Schock. Na, immerhin hatte Mutti bis dahin eine Unterleibstotal-OP, Zuckerkrankheit und einen deftigen Herzinfarkt überstanden und wir würden auch dieses überstehen.
Bis dato stand nicht mal fest ob sie ihr Bein behalten würde. Die OP verlief relativ gut (beinerhaltend) bis auf einen Herzstillstand während der OP.
Wann immer wir sie besuchten sagte sie immer, daß es ihr gut ginge. Im nachhinein erzählte sie mir wieviel sie im Krankenhaus geweint hat.
Warum konnte sie mir das nicht direkt sagen?
Nun ist sie zuhause. Sie bekam Krücken, einen Gehwagen und 5mal die Woche kommt eine ambulante Pflege.
Nun ist sie traurig, daß sie ihren Haushalt nicht so führen kann wie sie möchte und das es ihr im Krankenhaus besser ginge.
Ich wollte ihr gerne einen Badewannenlifter kaufen damit sie auch allein in die Wanne kommt. Sie will das nicht.
Ich habe selbstgekochtes Essen mit ins Krankenhaus gebracht. Sie wollte es nicht. Dabei ist sie nur noch Haut und Knochen.

Wir alle wollen ihr helfen wo wir nur können aber man läßt uns nicht. Das bringt mich zum verzweifeln. Kennt ihr das auch?
Ich glaube,daß man als Angehöriger besser mit der Krankheit umgehen kann wenn man nicht davon ausgeschlossen wird. Wie seht ihr das?

mario1
06.07.2005, 08:41
Liebe Sabine!!

Einige haben deine Nachricht gelesen, doch keine Antwort! Das liegt vielleicht daran, dass sehr schwer ist, eine zu finden!

Bei meiner Mutter war es ähnlich! Sie hat mit sicherheit, sehr oft "heimlich" geweint! Im nachhinein kann ich es verstehn, sie wollte uns nicht beunruhigen! Ausserdem, muss man sich vorstellen, dass "ein kranker Mensch" wieder in eine "Kindheitsrolle" schlüpfen muss, wenn er sich helfen lässt! Das ist sicher auch nicht ganz einfach!

Vielleicht suchst du einfach das Gespräch mit deiner Mutter! Erkläre es ihr worum es dir geht!
Sie wird es verstehn! Lass ihr jedoch Zeit, EURE Hilfe (die sehr wichtig ist und sei es nur ein kleiner spaziergang) anzunehmen, dass braucht eben Zeit!

Ich wünsche dir, deiner Mutter und allen anderen, viel Zeit, Kraft und Glück!
Ganz liebe grüsse
Mario

06.07.2005, 11:03
Liebe Sabine,

so sind Mütter, es gibt halt nichts schlimmeres für sie, als ihre Kinder traurig zu sehen...
Ich kann Deine Hilflosigkeit gut nachempfinden. Meiner Mutter ging es immer schlechter, sie war nur noch Haut und Knochen und wir haben alles versucht, sie zum essen und trinken zu überreden. Manchmal glaube ich heute, dass das vielleicht ein Fehler war, sie immer zu drängen, aber man kann doch nicht tatenlos zusehen. Meine Mutter hat auch immer vieles mit sich selbst abgemacht, dabei möchte man helfen und wenn man nur gemeinsam weint, das ist doch allemal besser als alleine zu weinen, oder?
Nimm Deine Mutti so oft es irgendwie geht in den Arm, sag ihr was sie Dir bedeutet und das sie Ihre Traurigkeit nicht zu verstecken braucht.
Man muss auch akzeptieren, dass nicht jeder Mensch so empfindet ('geteiltes Leid ist halbes Leid')

Ich wünsche Dir und Deiner Mutter alles alles Gute, verbringt viel Zeit miteinander. Sie weiss genau was Du fühlst, auch wenn Du nur Ihre Hand hälst....

Liebe Gruesse

Susanne

blinky44
06.07.2005, 13:02
Liebe Sabine
Bin selbst betroffen und weine auch ab und zu,aber nicht wenn meine Tochter in der Nähe is,will sie nicht zu sehr belasten,mit meiner Krankheit(Brustkrebs).Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen das das mit in den Arm nehmen sehr gut tut auch richtig mal Knuddeln und ein paar Knutscher,auch von ner 18jährigen,tun mir wahhhhhnsinnig gut.
Dir und deiner Mutter liebe Grüße

12.07.2005, 21:34
Liebe blinky44, vieleicht hilft es deiner Tochter auch dich weinen zu sehen damit sie mal mitweinen kann. Das befreit nämlich sehr und bezieht deine Tochter in sämtliche deiner Gefühlsregungen mit ein.

Der Arzt hat meiner Ma 10 Bestrahlungen a 1min versprochen nach der OP. Der Radiologe meinte es müssten 6 Wochen lang a 1 min. sein.

Habe heute mit ihr telefoniert und sie überlegt, ob sie die Bestrahlung überhaupt machen läßt da ihr Chirurg gesagt hat, daß alles raus ist. Was sagt man dazu???????
Ich liebe meine Ma und möchte sie nicht verlieren und sie "spielt" mit ihrem Leben....
Langsam verzweifel ich und mir gehen langsam die Argumente aus.