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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Primärtumor oder Metastase?


Heide45
16.09.2005, 21:58
Liebe Forenmitglieder, ich benötige dringend eure Hilfe. Bei einem Freund wurde Lungenkrebs festgestellt, Metastasen an Rippe und Hüfte. CT am letzten Freitag, trotzdem noch keine genaue Diagnose. Nun soll eine Biopsie gemacht werden. Vor 3 Monaten waren die Röntgenbilder noch ohne Befund. Ist es so, dass Metastasen schneller wachsen als ein Pimärtumor? Das liesse doch auf eine andere Grunderkrankung schliessen...Bitte meldet Euch, falls ihr darüber schon mal was gehört habt, danke Heide54

Heide45
17.09.2005, 00:33
Liebe Susanne, vielen Dank für Deine Antwort. Wir hoffen natürlich, dass der Lungenkrebs kein Primärtumor ist, denn bei anderen Grunderkrankungen wäre die Chance einer längeren Überlebenszeit sicher grösser. Ich weiss überhaupt nicht, wie ich jetzt kämpfen kann und suche nur nach einem Ausweg. Eine Freundin von mir ist vor 2 Jahren an einem Gehirntumor gestorben und im April diesen Jahres mein Vater nach 2 Schlaganfällen. Immer, wenn ich denke, jetzt kommt mal wieder etwas Lebensfreude in mir auf, folgt der nächste Hammer. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu diesem Freund und werde bis zum bitteren Ende um ihn kämpfen. Manchmal werden Wunder doch auch wahr... viele Grüsse von Heide

Heide45
17.09.2005, 01:00
ps. kann man denn auf einem ct schon erkennen, ob es sich um einen primärtumor handelt??????

melli9884
17.09.2005, 12:08
Hallo Heide,

ich kann Dir das leider nicht beantworten. Bei meiner Mutter kann man das heute leider auch noch nicht ganz genau sagen, ob Lunge oder Leber! Ich möchte Dir nur sagen egal was die Ärzte Euch erzählen und wie schwer es um Deinen Freund steht gebt niemlas auf! Bei meiner Mama hat man auch erst gesagt " 2 Monate" und sie hat es doch geschafft etwas mehr daraus zu machen, es kam zwar jetzt sehr schenll wieder aber wir geben nicht auf! Und dein Wille zu kämpfen ist sehr wichtig auch für den Betroffenen. Mir Hat ein Arzt gesagt, dass die Psyche die halbe Miete ist, deswegen NIE aufegeben! Ich drüch Euch ganz fest die Daumen und lasst Euch nicht den Mut nehmen! Lieben Gruß Melli

Heide45
17.09.2005, 13:17
Liebe Melli, danke für deine Antwort. Ich finde es bewundernswert, dass Du auch an andere denkst und ihnen Mut zusprichst, zumal Du selbst so viel Kummer haben musst. Ich verfolge seit längerem viele Berichte hier im Forum, wie gesagt musste ich miterleben, wie eine Freundin den Kampf gegen ihren Hirntumor verlor. Aber du hast recht, wenn du sagst, dass man den Kampf nie aufgeben darf. Es gibt Wunder und man darf nie verzagen, dann darf man vielleicht eines Tages selber eines erleben. Liebe Grüsse von Heide!

elpida
17.09.2005, 19:37
Liebe Heide,

tut mir leid für Dich und Deinen Freund von der Diagnose Krebs betroffen zu sein.

Anhand des CT kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um eine Metastase oder einen Primärtumor handelt.
Einen Auschluß hierüber wird eher die Histologie erbringen.
Wenn der Befund in der Lunge kein Bronchial-Carcinom, sondern eine Metastase sein sollte, schau mal im CUP-Syndrom Thread rein. Dort lese und schreibe ich überwiegend, da mein Mann am CUP-Syndrom erkrankt ist (bedeutet Cancer of unknown Primary).

Ich wünsche Dir und Deinem Freund viel Kraft und auch Zuversicht

Bärbel

Heide45
17.09.2005, 22:42
Hallo Bärbel, vielen Dank für Deine Nachricht. Ich habe mir gerade die verschiedenen Postings zum cup syndrom durchgelesen und bin wirklich erschüttert. Ich musste leider schon viele schreckliche Krankheiten kennenlernen, aber wie kämpft man gegen einen Feind, der sich nicht zu erkennen gibt? Wir hoffen bis zu einer anderen Auskunft der Ärzte momentan noch, dass bei meinem Freund eventuell ein Hodenkrebs vorliegt. Allein diese Möglichkeit liess mich gestern wieder ein paar Stunden schlafen. Lymphknoten sind glaube ich nicht betroffen, und Knochen- sowie Lungenmetastasen können auch bei Hodenkrebs vorkommen. Verrückt, was man sich so alles denkt in so einer Situation... Ich bleibe auf jeden Fall hier im Forum, wo genau, das wird die Zukunft zeigen. Ich bin so froh, dass es euch gibt, danke und vielleicht fällt mir auch noch ein, wie ich euch trösten oder helfen kann. viele Grüsse von Heide

elpida
19.09.2005, 21:59
Liebe Heide,

mit meinem Hinweis auf das Forum vom CUP Syndrom wollte ich Dich auf keinen Fall entmutigen.
Die Diagnose Krebs ist immer schlimm, schlimmer noch jedoch, wenn bereits
Metastasen vorliegen.
Ich weiß ja nicht, wie weit Du "bei uns" (im Cup-Syndrom Formum)zurückgegangen bist. Es gibt trotz manch tragisch schnellen Verläufen der Erkrankung auch immer wieder Betroffene, die es "geschafft" haben oder wie bei uns das Geschenk von jetzt 3 Jahren.
Es waren 3 Jahren auf der der körperlichen und gefühlsmäßigen Achterbahn mit einigen Ruhephasen dazwischen, eine Ruhephase haben wir derzeit.
Wir haben das Glück, von Freunden und meinen Arbeitskollegen mit getragen zu werden (obwohl auch ein geringer Schwund zu verzeichnen ist :D) und nicht zu vergessen - weil ganz wichtig für mich - der KK.
Natürlich hat sich das Leben völlig geändert. Bei mir ist es morgens der erste,
abends der letzte Gedanke. Und trotzdem können wir gemeinsam lachen, uns
freuen und mach auch noch Pläne.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Alles Liebe für Euch
Bärbel

Falls Du mal Fragen zu Untersuchungen hast kannst Du Dich gern an mich wenden, da ich in einer Radiologischen Praxis arbeite. :winke:

Heide45
21.09.2005, 10:20
Liebe Bärbel, keine Angst, Du hast mich nicht entmutigt! Ich weiss ja aus eigener Erfahrung (meine Mutter ist 10 Jahre nach Diagnose Brustkrebs gestorben, Metastasen überall obwohl der Brustkrebs angeblich geheilt war) welch Berg- und Talfahrt alle durchleben müssen. Trotzdem bin ich der Meinung, immer das Beste zu hoffen bringt einen weiter. Natürlich kostet das auch viel Kraft, und ich bin froh, wenn Du sagst, ihr fühlt euch nicht im Stich gelassen. Bei meiner Freundin, welche anfangs eher eine gute Bekannte war, hatten sich nach Diagnose Gehirntumor nahezu alle eigentlichen Freunde verabschiedet. Ich gebe allerdings zu, dass nicht jeder dazu geboren scheint, solche Situationen psychisch zu verkraften.

Leider hat mein Freund immer noch keine Diagnose erhalten. Niemand drückt sich klar aus. Fakt ist, dass mittlerweile ein 2. Armbruch, welcher schon eine Weile hersein muss, entdeckt wurde. Beim Einsetzen der Platte im Arm letzte Woche wurde Knochenmaterial entnommen. Angeblich noch kein Ergebnis. Allerdings sehe die Knochenstruktur schwammig aus. (Das ist doch auch bei Osteoporose so?Was bedeutet das?) Ob es mit der Grunderkrankung zusammenhänge, wisse man nicht. Zur Grunderkrankung - irgendetwas in der Lunge- wurde noch keine Aussage getroffen. Die Ärzte stehen angeblich vor einem Rätsel und sprechen von einem untypischen Verlauf. Von was würde mich allerdings interessieren! Kein Arzt, nur die Anästhesistin, sprach das Wort Krebs aus...Wahrlich nicht vertrauenserweckend! Angeblich noch kein CT Bericht und keine Werte des Tumormarkers, nach 1 Woche. Das kann doch nicht wahr sein! Und die Luft wird immer knapper...Morgen sollen alle Berichte an den Hausarzt gehen und wir hoffen alle, dass sich dieser die Mühe gibt, irgendetwas konkretes mitzuteilen. Am Donnerstag Entlassung nach Hause,am Freitag Termin zur Bronchoskopie. Aber nur, weil mein Freund abgelehnt hat, sich den anderen Arm nochmal brechen und nageln zu lassen. Wenn er Lungenkrebs hätte, wieso halten sie sich mit einem fast zusammengewachenen Bruch auf? Diese Ungewissheit oder ist es Unfähigkeit? macht einen echt kirre, aber wem erzähle ich das. Danke fürs zuhören und Dir und Deinem Mann einen wahrhaft schönen Sonnentag, viele Grüsse von Heide!

elpida
22.09.2005, 20:36
Liebe Heide,

es ist wohl so, daß man im Krankenhaus alle Zeit der Welt hat.
Bei meinem Mann war es vor drei Jahren ähnlich als er zur Primärtumorsuche 8 Wochen! im Krankenhaus war.
Ich habe mir damals jedesmal wenn Gewebeproben entnommen wurde die Ergebnisse von der Pathologie in die Praxis faxen lassen und konnte ihm dadurch die Ergebnisse 2-3 Tagen vor seinen behandelnden Ärzten mitteilen.
Nicht schlecht, oder :D
Was Susanne schreibt ist wirklich wichtig, immer versuchen alle Untersuchungsbefunde etc. zu bekommen. Und wenn es Dir möglich ist, versuch bei den Arztgesprächen dabei zu sein. Der Betroffene selbst ist häufig in so einer Ausnahmesituation daß er nicht alles mitbekommt.

Das es sich bei der "schwammigen" Stelle am Arm Deines Freundes um Osteoporose handelt ist unwahrscheinlich. Bei der Osteoporose sind die
Knochenbälkchen reduziert und das betrifft dann alle Knochen und nicht
nur einen bestimmten Bereich an einem Knochen.

Ich wünsche Euch sehr, daß die morgige Bronchoskopie eine Klärung bringt und/oder endlich die Ergebnisse der Biopsie vorliegen, damit man mit einer Therapie beginnen.
Ich weiß noch wie wichtig es für meinen Mann war als endlich, etwa 5 Monate
nach der Diagnose Knochenmetastasen, mit der Bestrahlung begonnen wurde.
Er hat sich fast darauf "gefreut", weil er den Krebs killen wollte.

Wenn ich (bei unserer Ausgangssituation die ähnlich der Euren ist) sage die Hoffnung stirbt zuletzt, so hoffe ich nicht auf ein "ewiges Leben", sondern noch eine gute gemeinsame Zeit mit einigermaßen Lebensqualität.

Alles Liebe, kompetente Ärzte und liebe Freunde an Eurer Seite

Bärbel

Heide45
24.09.2005, 00:58
gestern wurde mein freund bis zur weiterbehandlung am montag nach hause entlassen. die vorläufige diagnose lautet unter anderem - Knochen: metastase eines plattenephitelkarzinoms, mässig differentiert(?), VERDACHT auf zentrales bronchial- oder larynxkarzinom, knotige veränderungen der schilddrüse, vermutetes cup-syndrom(!), schädelherde fraglich, osteolytische(?) herde. ich klammer mich an das wort verdacht und man fühlt sich nur noch hilflos. bis dann, heide

elpida
24.09.2005, 20:07
Liebe Heide,

gerade habe ich Deinen letzten Beitrag gelesen, es war wie ein Schlag in die Magengegend.
Im November 02 haben mein Mann und ich fast die gleiche Diagnose erhalten
Plattenepithel CA bei CUP-Syndrom mit Knochenmetastasen und pleuraler
Beteiligung (Pleura = Rippenfell). Ich kann nachempfinden was Du (ihr beide) jetzt fühlst.
Bei meinem Mann vermutete man den Primärtumor ebenfalls im oronasalen
Bereich. Aus diesem Grund wurde auf Betreiben des Chef-Onkologen eine
Tonsillektomie durchgeführt, obwohl die HNO-Ärzte sich sicher waren, daß
die Mandeln völlig gesund seien, was sich dann im Nachhinein auf bewahrheitet hat und ihm eine "neck-dissektion" ersparte.

Bescheiden ist die Situation allemal, aufgrund der Histologie (Plattenepithel-CA) und weil schon Metas vorliegen.
Meines Wissens sprechen die Plattenepithel-Carcinome schlecht auf
Chemotherapie an, so daß nur Bestrahlung und OP in Frage kommen.
Beim CUP-Syndrom geht man außerdem davon aus, daß nur eine palliative
Behandlung in Frage kommt und keine kurative.
Darum ist eigentlich auch die Suche nach dem Primärtumor müßig.

Bezüglich der Frage osteolytische Knochenmetastasen.
Die osteolytischen zeigt sich im Knochenscintigramm durch "Aussparungen", die osteoblastischen zeigen sich in Form von "hot spots", d.h. Mehrspeicherung des Radionuklids und sind knochenscintigraphisch viel besser
erkennbar als die osteolytischen.

Vielleicht wäre auch bei Deinem Freund die Gabe von Bisphosphonaten angezeigt (z.B. Zometa), da sie die Knochen stärken und die Schmerzen bei
Knochenmetas lindern können.

Ich wünsche Euch viel Kraft für das was auf Euch zukommt

Liebe Grüße
Bärbel :pftroest: :pftroest:


PS: falls Dein Freund eher der "schlanke Typ" ist, sollte er versuchen, sich ein kleines Polster anzufuttern.

Heide45
25.09.2005, 01:48
hallo bärbel, ich danke dir für deine nachricht und mitgefühl und schon muss ich wieder losjammern. gerade hat mich meine schwester, die lebensgefährtin meines freundes angerufen. sie hat noch ein paar details genannt, sie hat einfach die unterlagen der entlassung angeschaut, zum bsp. das ein lungenlappen zusammengefallen wäre, im anderen rechten unterlappen das karcinom, die lympfknoten befallen , rippen, schulterblatt, brustbein, hüfte, oberarme und schädel befallen, ach noch eine menge mehr. am montag nun endlich das gespräch mit dem hausarzt, der wohl am tel. schon aus allen wolken gefallen ist (wir haben ihn doch extra an den lungenfachmann überwiesen, da war doch nichts). wir denken, wir sind im falschen film und können die rasche verschlechterung nicht fassen, das atmen fällt so schwer. wie wird unser freund dann auf die erkenntnisse der auswertungen reagieren (alles konnte/wollte ihm meine schwester noch nicht sagen)? wer kann das überhaupt verstehen und wie kann man das einem kleinen mädchen erklären, dass der heissgeliebte papa vielleicht sterben wird? wir haben angst zusehen zu müssen, wie ein langgeliebter mensch kläglich verreckt. ich hoffe, das am montag ein kampfplan aufgestellt wird. ein hinweis auf palliativmedizin würde mir jetzt den rest geben. jetzt heisst es abwarten und kühlen kopf bewahren, aber es schnürt mir die kehle zu. dass es so schnell schlechter gehen kann, hätte ich nie für möglich gehalten, danke fürs zuhören, das ist im moment mein einziger trost, bis bald, heide!

elpida
25.09.2005, 19:59
Liebe Heide,

es tut mir sehr leid für Euch, daß es laut der Berichte, die Deine Schwester
gelesen hat, nun noch dicker gekommen ist.
Hoffentlich erfahrt Ihr morgen, was an Therapien möglich und auch sinnvoll
ist.
Besonders wichtig ist bestimmt, die Luftnot bei Deinem Freund zu lindern.

Falls Dein Freund Schmerzen durch die Knochenmetastasen hat und noch
keine Schmerzmedis einnimmt, überzeugt ihn davon, daß es wichtig ist
Schmerzmedikamente einzunehmen, weil die Schmerzen unnötig Kraft
kosten.
Da wäre er am besten bei einem Schmerztherapeuten aufgehoben.

Was Susanne geschrieben hat trifft es übrigens genau, ich kann es nur
nicht so gut ausdrücken.

Liebe Grüße
Bärbel

Heide45
28.09.2005, 00:30
liebe susanne, liebe bärbel und alle mitlesenden,
es gibt neues:gestern war ja der termin beim onkologen und der war wohl nicht so schrecklich wie wir befürchtet haben. gottseidank hat der arzt nicht alle hoffnung genommen und hat zuerst eine zometa injektion vorgenommen. zur abklärung des lungenbefundes hat er eine biopsie vorgeschlagen ( ich dachte, sie fände gestern direkt statt, bin aber nicht total informiert, da ich ungefähr 400 km entfernt wohne und im moment nur telefonisch von meiner schwester auf dem laufenden gehalten werde). das möchte mein freund momentan aber nicht- krankenhauskoller- und meine schwester bearbeitet ihn diesbezüglich. eine heilung wurde wohl ausgeschlossen aber niemand sagte: am besten gehen sie nach hause und warten bald auf das unabdingbare. der primärtumor wird in der lunge, der speiseröhre oder der luftröhre vermutet. wahrscheinlich wird bald bestrahlt ( der "patient" ist im moment zu nichts zu bewegen), er erhält santocal D für die knochen, invidontropfen gegen schlafstörungen, trombosespritze, magentabletten gegen übelkeit und bald auch eine misteltherapie. am dienstag beginnt eine chemotherapie. ich hoffe sehr, dass uns noch genügend zeit bleibt, dies alles gemeinsam zu begreifen und zu tragen. am schlimmsten ist es für mich, dass mein freund am telefon so abwiegelt und mich eigentlich nicht an ihn ranlässt. vielleicht möchte aber auch nur so lange wie möglich die normalität wahren. das ist aber doch begreiflich, wenn ich schon so eine angst habe, wie soll dann der betroffene selbst reagieren. dabei haben wir noch vor einem halben jahr, als mein vater starb, ganz locker über krebs und chemo gesprochen. und plötzlich ist alles anders. danke fürs zuhören, für die tipps und das ihr da seid, bis bald heide

elpida
28.09.2005, 20:38
Hallo Heide,

habe gerade Deinen letzten Beitrag gelesen und zufällig mal auf die Uhrzeit
des Eingangs geachtet: kann es sein, daß Dir z.Zt. auch ein paar Tropfen
zum Schlafen guttun würden? :D (wäre verständlich)

Daß Dein Freund am Telefon abwiegelt, macht es für Dich natürlich nicht leichter. Aber jeder reagiert ja auch anders, wenn er mit so einer Diagnose
konfrontiert wird.
Daß er nicht mehr ins Krankenhaus will kann ich gut verstehen. Für meinen
Mann war es mit das schlimmste die ca 8 Wochen im Krankenhaus sein
zu müssen, ich habe ihn aber fast jedes Wochenende illegal nach Hause
mitgenommen, Stationsarzt und Pflegepersonal haben beide Augen ganz fest
zugedrückt.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, daß Dein Freund die anstehende
Chemo gut verträgt und sie den erwünschten Erfolg bringt.
Falls er unter Übelkeit und Appetitlosigkeit nach der Behandlung leidet, nicht
entmutigen lassen, sondern trotzdem immer wieder was zum Essen und Trinken anbieten, auch wenn es nervt (beide Seiten).
Mein Mann bekommt von mir immer noch zwischendurch Bioplus oder
Fresubin "aufs Auge gedrückt" damit er seine Kilos wieder aufholt.


Liebe Grüße Bärbel

Heide45
01.10.2005, 01:39
@bärbel + @ susanne
liebe bärbel, du hast recht, ich krieg vor 1°° morgens kein auge zu und träume dann die allerdollsten dinger. ich bin das schon gewohnt, seit ich meinen vater vor einem halben jahr nach 2 schlaganfällen verloren habe. auch damals musste ich ein halbes jahr mitansehen, wie ein geliebter mensch regelrecht einging. damals hatte ich für ihn die hauptverantwortung und es war eine schwere zeit. allerdings war er in einem gesegneten alter und er sagte vorher immer:ich habe alles erlebt und genossen. diesmal sieht es anders aus, jetzt geht es um einen fast gleichalten menschen. einem wirklich guten brüderlichen freund, der weiss gott sich noch manches vom leben erhofft. ich glaube um das gewicht müssen wir uns im moment nicht sorgen, so 100 kg sind schon nicht schlecht. jedenfalls dachten die ärzte wiederholt, dass der patient meine schwester wäre, so schlecht, wie sie momentan aussieht. die beiden leben seit 30 jahren zusammen, leider nicht besonders glücklich. trotzdem geht es meiner schwester jetzt echt mies. sie ist voller sorge und panik, macht aber wohl "alles falsch", wird ständig von meinem freund hin und hergeschickt. er kann auch ein echter stinkstiefel sein. und jetzt wohl erst recht. ok, susanne, ich habe meiner schwester auch erklärt, dass er den druck wohl momentan nicht anders ertragen kann und das die phasen wechseln werden. aber es ist ganz schrecklich für mich, dass bei allem übel jetzt noch meine schwester meint, sie könne es vielleicht nicht alles ertragen und im fall der fälle (ja, sie hat von selbstmord gesprochen und das sie eigentlich eher den tod verdient) soll ich mich um meine kleine nichte kümmern. und ich wohne so weit weg, war vor vier wochen seit dem tod meines vaters das erste mal selber mal wieder unbeschwert und habe mich über das leben gefreut. und jetzt das. unglaublich. das muss ich selber erstmal verarbeiten. ja, ich glaube an das leben nach dem tod, aber das kann doch nicht das einzige sein, worauf man sich freut! wie gesagt, vor 2 jahren habe ich eine freundin mit einem gehirntumor begleitet, vor einem jahr fing die geschichte mit meinen vater an. meine mutter starb nach jahrelanger qüalerei an krebs, ein sehr guter freund vollkommen überraschend an einem herzinfarkt mit 45 jahren. wie sagte letztens ein bekannter: heide,bei dir muss man ja vorsichtig sein, vielleicht holt man sich noch was bei dir? es ist alles ein bischen viel und ich will ja immer da sein und helfen, aber mein herz ist schwer. ich will mich auch nicht aufdrängen, als ich meinen besuch bei meinem freund angekündigt habe, meinte er nur, naja, das sehen wir dann. und als meine mutter so krank war und ich aus dem grunde sehr viel literatur zum leben nach dem tod las und ihr davon erzählte, sagte sie allen ernstes: heide, du willst wohl, dass ich sterbe. das machte mich echt fertig. und trotzdem ist jeder fall anders und man lernt kaum aus vorangegangenen erlebnissen. naja, das war meine kleine nachtgeschichte. wenns was neues gibt melde ich mich, am dienstag ist das gespräch mit dem hausarzt. mal gucken, was er so von sich gibt. gute nacht!

elpida
01.10.2005, 23:05
Liebe Heide,

bei Dir ist es ja wirklich in den letzten Jahren "ziemlich dicke" gekommen, da kann ich Deine Einschlafstörungen und schlechten Träume gut nachvollziehen.

Ich verstehe Deinen Wunsch, auch jetzt helfen zu wollen, aber manchmal muß man auch versuchen, etwas "Distanz" zu halten um sich selbst zu schützen.
Daß Dein Freund schon mal - wie Du schreibst- ein Stinkstiefel sein kann, macht es natürlich für Deine Schwester nicht leichter.
Ich habe daß Glück, daß wir 36 gute gemeinsame Jahre hatten und mein Mann trotz seiner Krankheit Humor und Optimismus nicht verloren hat.
Das erleichtert mir sehr mit der Situation fertig zu werden.

Kennt Deine Schwester denn auch den KK? oder vielleicht kann sie in einer Selbsthilfegruppe, gibt es in vielen Städten z.B. für pflegende Angehörige, auch wenn sie Deinen Freund nicht pflegt, kann sie dort evtl. Hilfe erhalten.

Bis dann, eine gute Nacht
Bärbel :schlaf:

Bis

Heide45
02.10.2005, 00:48
hallo bärbel, was ist der kk? heute habe ich mit meinem freund gesprochen und er war sehr glücklich, weil er seit langem mal richtig gut geschlafen hat. übers telefon hörte sich sein luftholen auch schon viel besser an. ich habe ihm erstmal ein buch besorgt, in dem eine patientin erzählt, wie sie mit der diagnose lungenkrebs umging und ihn wohl tatsächlich besiegte. und einen film zum ablenken, weil ich glaube, er sollte sich nicht nur auf die krankheit konzentrieren, und ernährungstips mit vitaminen und so von einem anderen forumsmitglied. er hat sich auch sehr gefreut und war gar nicht stinkstiefelig. damit hat sich bei mir auch ein bischen druck gelegt und heute kann ich bestimmt besser schlafen. viele liebe grüsse von heide!

Marion B.
02.10.2005, 01:05
liebe heide,

wenigstens wird jetzt therapiertund ich hoffe er macht dann auch mit! meine mama hat vor 7 wochen die diagnose bekommen und wir alle waren total durch den wind. wenn dann die diagnose vollständig feststeht, mit der therapie begonnen wird, man minimale fortschritte sieht, dann wird es auch wieder ein klein wenig auf der seele leichter.

ich hoffe ihr schafft das und ich finde es sehr stark von dir, wie du dich verhälst und hilfst. du hast schon genug mitgemacht, aber du tust es wieder. manchmal denke ich man ist dafür vielleicht ausgewählt, warum auch immer.


ich wünsche dir ganz viel kraft und stärke und nie die hoffnung aufgeben

alles liebe für euch

Marion

Heide45
12.10.2005, 22:25
danke für eure lieben antworten,es hilft sehr, sich verstanden zu fühlen.
ich melde mich heute wieder, um die nächsten traurigen neuigkeiten, die ich erst gerade erfuhr, loszuwerden und mich etwas auszuheulen.
letzte woche sollte mein schwippsschwager ja zur chemo ins kh. am tag davor, nach einem bad bekam er plötzlich einen hexenschuss, der notarzt kam und gab eine spritze. an eine verlegung ins kh war nicht zu denken. tja, dann wurde der hexenschuss trotz weiterer spritzen nicht besser und vorgestern kam plötzlich inkontinenz dazu. wieder notarzt. dann der hausarzt. kein hexenschuss, nun wird ein wirbelbruch vermutet und dringend eine einweisung ins kh empfohlen. aber der liebe patient weigert sich, jetzt müssen noch dringend rechnungen und lieferscheine geschrieben werden (mein schwager ist selbstständig). meine schwester soll schnell noch lernen, wie man seine arbeit am pc macht, damit er beruhigt ins kh gehen kann. o-ton: ich muss meine familie absichern, heult doch nicht so rum, ich will mindestens noch 5 jahre machen, das kann nicht warten.
meine schwester ist wohl vorhin 1 std ohnmächtig zusammengebrochen, er hat nichts davon mitgekriegt und dachte, sie ruht sich aus. sie schafft die betreuung einfach nicht mehr. freunde und andere verwandte darf sie nicht einweihen, sie erzählt jedem, es ginge um osteoropose(!). die krankenkasse schickt einen antrag(!) auf pflegegeld, nachdem meine schwester um schnelle hilfe durch eine pflegekraft ersucht hat. sie arbeitet selbst auch, wie gesagt gibt es noch eine kleine tochter. ich fahre am sonntag nach berlin, eher kann ich nicht. ich habe gerade am telefon versucht, meinem schwager eine schnelle einweisung ins kh schönzureden, vergeblich. meine schwester traut sich nicht, ihm zu sagen, wie schlimm es um ihn steht. selbst der arzt hat wohl zu ihm gemeint:es sieht böse aus, aber man soll die hoffnung nicht aufgeben. ich finde es nicht richtig, ihm den vollen ernst seines zustandes nicht zu erklären. aber andererseits will man ja auch keine hoffnung zerstören. aber nimmt man den patienten nicht wertvolle zeit, wenn die hoffnung so trügerisch ist? wenn bei der kleinsten bewegung knochen brechen, jetzt auch morphiumpflaster gegeben wird, sollte ihm nicht klargemacht werden, wie ernst es wirklich steht und rechnungen das kleinste problem sind? ich weiss nicht wie ich vor ort klarkommen werde. kann selbst vor rückenschmerzen seit 4 wochen nicht mehr richtig schlafen und fühle mich hoffnungsvoll überfordert, bei dieser scharade mitzumachen. und dann noch die kleine. auch ihr kann man doch nicht immer was vormachen. ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich vor dem fürchte, was mich erwartet. lügen kann ich nicht, aber wie gesagt, hoffnungen zerstören will ich ja auch nicht. was soll ich nur tun, bin für jeden tip dankbar, eure heide :huh:

Heide45
23.10.2005, 18:57
gestern bin ich zurückgekommen und ich befinde mich zur zeit im ausnahmezustand. nachdem ich letzten sonntag bei meiner schwester und meinem freund eingetroffen war, war alles so normal. sicher, wolfgang bekam schlecht luft und ärgerte sich über seine inkontinenz. er lag auf einem sessel, etwas blasse lippen. wir tranken sekt aufs wiedersehen, lachten zusammen und sahen bis 2 einen film. geh ruhig sagte er, als ich nebenan schlafenging. ich horchte ich auf seine (regelmässigen) atemzüge, und plötzlich war es still. wolfgang starb trotz seiner diagnose vollkommend überraschend, friedlich und im schlaf.
die diagnose war erst am 9.9.,der hausarzt hat noch nie einen so schnellen verlauf gesehen. am nächsten morgen sollte es zur chemo in die klinik gehen. er starb ohne angst, mit seinen langen haaren bei seinen freunden. dies allein tröstet mich im moment, und das ich da war. es tut mir leid, aber ich kann im moment nicht mehr erzählen. für ihn war es am gnädigsten, aber was bleibt, ist eine verzweifelte familie und es wird lange dauern, an eine zukunft ohne papa zu glauben und schwer, auf einen lieben freund zu verzichten. eure heide

elpida
23.10.2005, 20:09
Liebe Heide,

laß Dich umarmen und feste drücken.
Es tut mir sehr leid, daß Deinem Freund und Euch nicht mehr gemeinsame Zeit
geblieben ist.

Ich wünsche Dir und Deiner Schwester liebe Freunde, die Euch begleiten
und Kraft und Halt geben.

Alles Liebe
Bärbel