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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Meine Mutter hat Krebs


venus82
27.10.2005, 11:31
Hallo,
wir haben letzten Donnerstag vom Arzt erfahren, dass meine Mutter Brustkrebs hat, zur genauen Untersuchung und definitiven Diagnose wurde gestern ein Teil vom Tumor entnommen und ins Labor geschickt. Heute wird der Arzt uns bescheid geben, was wir nun wie angehen werden.

Meine Mutter ist 55 und hatte bisher nie irgendwelche Beschwerden, daher trifft uns das verdammt hart. Aus manchen Beiträgen werde ich überhaupt nicht schlau, da mir diese "Fremdwörter" rein gar nichts sagen, aber nun bin ich und meine Mutter wohl gezwungen uns damit zu konfrontieren.

Ich habe Angst, ich weiß nicht was ich denken soll, wie ich meiner Mutter Kraft geben soll weil diese Ungewissheit was noch alles auf uns zukommen wird uns plagt. Es ist halb zwölf, der Arzt meinte zwischen 15 und 16 Uhr wird er das Ergebnis mir mitteilen, da meine Mutter der deutschen Sprache nicht so mächtig ist, übernehme ich komplett die Übersetzung. Wenn sie überhaupt etwas halbwegs versteht, dann genau das auch noch falsch.

Was soll ich tun? Hilft mir bitte!

Venus

BarbaraO
27.10.2005, 11:50
Liebe Venus,

Krebs kommt immer ganz plötzlich und unerwartet. Das ist uns allen so gegangen. Als ich es erfahren hatte, ging in meinem Kopf auch alles durcheinander. Das ist wohl ganz normal. Schlagartig verändert sich das ganze Leben.
Ich rate Dir, ersteinmal die Ruhe zu bewahren und abzuwarten, was der Arzt sagt. Bitte ihn, Dir alles verständlich zu erklären. Das wird er auch tun.
Gerade weil Deine Mutter unsere Sprache nicht gut spricht, ist sie viel hilfloser als manche andere und braucht Deine Hilfe um so mehr. Dabei kann Dir dieses Forum sehr helfen.
Auf der Startseite des Krebs-Kompasses findest Du auch ein Krebslexikon. Aber eigentlich kannst Du immer fragen und um Erklärung bitten.

Bitte berichte uns doch, was der Arzt gesagt hat.
Ich wünsche Deiner Mutter und Dir die nötige Gelassenheit und viel Kraft.

Liebe Grüße

Barbara

TP
27.10.2005, 12:02
Hallo Venus,

wenn der Arzt mit Deiner Mutter gesprochen hat, sollte sie ihn bitten, alles noch einmal Dir zu sagen. Wobei es günstig wäre, dass Du dann alles notierst. Er wird heute schon einiges sagen können, wobei das Wichtigste erst nach der Operation kommt. Er wird heute teilweise die weitere Vorgehensweise erklären, dass heisst, ob z. B. eine Chemotherapie vor der Operation angebracht ist, usw.

Melde Dich nach dem Gespräch wieder!

Vergiss nicht, dass Brustkrebs ein Krebs mit langem Überleben ist. Die Diagnose ist sicher ein Schock, es geht aber weiter.

Liebe Grüße,
TP

birgit1
27.10.2005, 12:16
Hallo Venus,
wie Elisabeth schon sagt: bitte den Arzt um Kopien vom OP-Bericht und Krankenhausentlassungsbrief, denn da stehen alle wichtigen Daten drin. Lege für Deine Mutter eine Unterlagenmappe an und sammel alles, was es an Befundunterlagen zu dieser Erkrankung gibt. So hast Du alles beisammen und kannst Dir bei Bedarf alles in Ruhe ansehen und übersetzen. Als Laie wird man trotz ÜBersetzung der Medizinischen Ausdrücke nicht immer alles verstehen, aber man es sich schon eine ganze Ecke mehr verständlich machen. Und das ist wichtig für die Mitmachbereitschft bei den Behandlungsvorschlägen.
Bei der "Deutschen Krebshilfe" kannst Du Dir kostenlos Broschüren zum Thema runterladen oder bestellen. Das eine oder ander wird noch mal durch Nachlesen verständlicher.
Gruß von birgit

venus82
27.10.2005, 16:21
er hat angerufen.er wollte es mir nicht sagen am telefon, er hat gesagt über so etwas redet man nicht am telefon. :( ich zittere am ganzen leib und weiß nicht was ich denken soll und was ich meiner mutter sagen soll.

BarbaraO
27.10.2005, 16:36
Liebe Venus,


dass der Arzt ein so wichtiges Gespräch nicht am Telefon führt, ist eigentlich klar. Er kann so nicht sicher sein, ob auch alles verstanden wird in der Hektik.
Solche wichtigen Gespräche müssen persönlich und in Ruhe geführt werden. Ihr müßt Zeit haben, alles zu verstehen und Fragen zu stellen.

Warum hat er nicht gleich einen Termin mit Euch vereinbart. Oder hat er?

Deiner Mutter kannst Du natürlich nichts sagen. Was denn auch?

Warte bitte erst das Gespräch mit dem Arzt ab. Vorher kann Dir hier niemand einen Rat geben.

Liebe Grüße auch an Deine Mutter
Barbara

Biggi
27.10.2005, 16:43
Hallo Venus,

ich bin auch eine Mutter - und es hat uns alle damals verdammt hart getroffen, als ich meine Diagnose bekam. Ängste machten sich breit. Vieles verstanden wir nicht - alles war auf einmal anders. Nichts war mehr so, wie es einmal war. Aber gerade in dieser Zeit habe ich gemerkt, wie wichtig der Zusammenhalt der Familie ist. Und wie schön es war, dass sie mir alle zur Seite standen. Ich war mit meinen Sorgen nie allein.
Und das wird für Deine Mutti auch das wichtigste sein. Sei ihr also immer ein guter Zuhörer, Tröster und Ratgeber. Wenn ihr zum Weinen ist, laß sie weinen. Und wenn sie lachen will, dann lach mit ihr. Sie wird Dich jetzt sehr brauchen.
Ich denke mal, Du wirst das alles richtig machen, bist ja schon jetzt sehr in Sorge um Deine Mutti. Ich wünsche Euch, dass ihr gemeinsam die nötige Kraft aufbringen werdet, um alles zu meistern.
Alles Gute für Deine Mutti und natürlich auch für Dich und wer sonst noch dazu gehört. Laß uns wissen, wie es weitergeht oder komm einfach zu uns ins Forum, wenn DU Dich ausquatschen willst. Hier findest Du immer einen Ansprechpartner.

Biggi
27.10.2005, 16:51
Hallo Venus,

was Barbara sagt, ist genau richtig. Nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Ganz tief durchatmen, ruhiger werden und das Gespräch abwarten. Bis dahin ist man leider hilflos. Ich hoffe, Ihr habt einen Termin, oder?

Monika Rasch
27.10.2005, 16:53
Nun, das hört sich so an, als wenn der Doktor Euch nichts erfreuliches mitzuteilen hätte.
Aber : Brustkrebs ist kein Notfall.
Er wird Euch wahrscheinlich aufgrund der Histologie schon einen Therapievorschlag machen.
In den wenigsten Fällen wird die Brust ganz entfernt, meist gibt es eine Chemotherapie und eine brusterhaltende Operation.
Das alles wird er Euch erklären.
Klar bist Du jetzt ziemlich durch den Wind, aber Ihr werdet es schaffen wie wir alle hier.
Es gibt bessere Tage, es gibt schlechtere Tage.
Aber alles ist zu schaffen.
Augen auf und durch.
Fragt den Arzt wegen einer Zweitmeinung, ob er das unterstützt.
Lasst Euch Kopien machen, von allen Befunden,Befundung von Röntgenaufnahmen,Sonografien,von der Histologie.
Lasst Euch Broschüren zum Brustkrebs geben.Es gibt meines Wissens auch fremdsprachige.
Lest Euch schlau!!
Es gibt ausreichend Literatur zum Thema.
Brustkrebs ist kein Todesurteil!
Nur das kommende Jahr wird anders ablaufen als die davor.
Anstrengender, mit neuen Erfahrungen,weinen,wütend sein und wieder Mut fassen.
Deine Mutter wird stärker !
Die Begegnung mit der eigenen Erfahrung der Nicht-Unsterblichkeit macht einen stärker, die Prioritäten im Leben werden neu geordnet.
Sie wird Hilfe brauchen.
Sie kann NICHT Euch trösten.
Sie wird mit ihrem Überlebenskampf ( unangenehme Therapien,körperliche Schwäche, verändertes Aussehen) genug zu tun haben.
Noch mal: Brustkrebs ist kein Notfall.
Macht Euch schlau.
Geht in ein gutes Krankenhaus, mit viel Erfahrung .
Holt eine Zweitmeinung ein.

Hier wird jede Frage, egal wie, immer beantwortet.
Anonym geht es oft leichter.
Geht offen mit der Krankheit um.
Brustkrebs ist keine Schande-jede neunte erkrankt im Laufe ihres Lebens daran.