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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ein Stern im Himmel


nessie
21.11.2005, 11:34
Am Sonntag, den 13.11.05 ist mein Papa von uns gegangen. Es ist alles so unwirklich. Ich fühle ihn immernoch. Irgendwann hieß es : Wir können leider nichts mehr tun. Ich konnt es nicht fassen. Er wollte weiter kämpfen, wollte weiterleben. Und dann ging es irgendwie rasant schlechter. Er konnte sich nicht wehren und wollte es doch soo gerne. Er hat schon Weihnachten geplant.
Am Ende wollte er nicht mehr schlafen. Es war ganz schrecklich. Und irgendwann hat er aufgegeben und ist eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Wir waren im Nebenzimmer : Wir wollten ihn doch nicht wecken. Wir hatten solche Angst, dass er aufwachen würde. Er hat doch soo friedlich geschlafen. Er hat nicht so fürchterlich gestöhnt.
Und jetzt ist er nicht mehr da. Ich kann ihn nicht mehr anfassen. Nicht mehr knuddeln. Nichts mehr...
Und doch hab ich es noch nicht verstanden !

Lieben Gruß

Nessie

Kerstin63
21.11.2005, 13:17
Hallo Nessie,

ich habe deine/Eure Geschichte immer ein bisschen verfolgt, seit Deinem Thread damals "keine Chemo mehr...".

Es tut mir sehr leid, dass Du Deinen Vater nun verloren hast.

Ich kenne dieses Gefühl von Unwirklichkeit auch. Man kann sich auf das, was passiert, ja niemals wirklich vorbereiten, auch wenn es nicht gänzlich "unerwartet" kommt. Ich denke, das ist so eine Art Schockzustand, wozu auch gehört dass es noch nicht alles so richtig bei einem angekommen ist.

Ich kann auch gut Dein Gefühl nachempfinden, dass Dein Vater noch bei dir ist. Das hatte ich auch noch einige Zeit. Es hat mich enorm getröstet, ich hatte (jenseitige ??) Empfindungen die ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich bin in Bezug auf solche Dinge immer eher skeptisch gewesen (und auch nicht gläubig oder religiös), aber ich brauchte das so dringend, dass ich es schliesslich doch angenommen habe. Was es auch immer war. Ich wünsche Dir, dass Dir dieses intensive Gefühl noch möglichst lange erhalten bleibt.

Was es auch immer ist... ich habe meinen Vater oft so intensiv gespürt (viel intensiver als jemals zu seinen Lebzeiten) dass ich denke er oder seine Liebe oder was auch immer ist noch eine ganze Weile sehr nah gewesen. Ich hatte immer das Gefühl, mein Vater lässt nicht los, kann noch nicht so ganz gehen.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit.

Kerstin

Imke
21.11.2005, 16:28
Liebe Nessie,

ich möchte Dir mein herzliches Beileid aussprechen.
So wie Du es beschreibst ist er doch wirklich friedlich eingeschlafen.
Das Du es nicht wahrhaben willst ist doch völlig normal.
Es ist gerade eine Woche her.
Meine Mama ist vor 4 Monaten gestorben und ich begreife es heute noch nicht richtig.

Wenn man es eh jemals verstehen kann ?!?

Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit,
liebe Grüße,
Imke !!!

Miezmauz
21.11.2005, 18:33
Liebe Nessie,

mein Aufrichtiges Beileid zum Verlust deines Vaters.
Ich kann Dich sehr gut verstehen.Deine Geschichte über deinen Dad erinnert mich sehr an meinem Vater.
Er verstarb schon letztes Jahr an Lungenkrebs.Auch er wollte weiter Leben und hatte noch sehr viel vor.Die Ärzte konnten für ihn auch nichts mehr tun.Er kam auf die Palliativstation.Mein Vater verweigerte auch den Schlaf und nahm keine Tabletten mehr.Er sagte,:wenn ich einschlafe wache ich nicht mehr auf.Er bekam zu allen übel auch noch eine Lungenentzündung.Er war völlig fertig.Wir waren täglich bei ihm und er ist im Sitzen immer mal wieder eingenickt.Es war schlimm und grausam daneben zu sitzen ohne etwas tun zu können.So ging es zwei Wochen und dann brach er zusammen.Sie legten ihn ins Bett und er schlief.Er schlief vier Tage lang und wachte nicht mehr auf.Für uns unfassbar und die Trauer war groß.
Ich weiß sehr wohl was du für Gedanken hast und ich fühle mit Dir.
Ich schicke Dir viel Kraft und Stärke und wünsche Dir alles Liebe und Gute.

Miezmauz

nessie
21.11.2005, 20:47
Ich danke euch. Vielleicht hilft mir ja das Schreiben, alles zu verstehen. Bei euren Beiträgen wurde mir mal wieder der Verlust bewusst und die Tränen laufen und laufen. Während der Krankheit haben mir alle viel Kraft gewünscht und mich für mein Verhalten bewundert. Ich wusste nicht, voher ich diese Kraft nahm. Ich hab sie gerne gegeben. Ich war so oft es nur ging bei meinen Eltern. Ich hab mein Papa massiert und den Rücken gekratzt und eingerieben. Die Kraft war da. Jetzt kommen wieder die Wünsche nach Kraft und ich habe Angst. Angst, dass ich keine Kraft mehr habe. Angst zu versagen. Ich bin sooo leer !!!

nordisch
21.11.2005, 21:53
Ich kann dich sehr gut verstehen.. ich weiß noch als ich dein erstes Thema hier gelesen hab und dich da schon sooo gut verstehen konnte.
Mein Papa lebt nun fast 3 Monate nicht mehr, ich hab es glaub ich bis jetzt noch nicht realisiert.. Vielleicht will ich das auch gar nicht. Erst ja bei mir immer...
Bei mir war es genauso alle haben mich für meine Kraft bewundert oder haben gefragt wo ich sie her nehm, ich wußte es nich doch nun gibt es keine Kraft mehr. Oder jeden falls nicht mehr so wie da.
Es wurde so viel weggenommen...
Ich habe auch probiert so viel Zeit wie möglich bei Papa zu verbringen und bin froh das ich diese Zeit hatte , das die Sommerferien waren und ich wirklich jeden Tag bei Papa sein konnte ich vermisse ihn so sehr, doch es war besser und wenn ich mir das immer wieder sag dann tut es gut..
Und ich hab immer das Gefühl das er überall ist und das ist gut so. Papa ist auch einfach so "eingeschlafen", bei uns zu hause - wir waren dabei..

Ich wünsch dir viel Kraft und bin mir sicher dein Papa ist auch bei dir...

Kerstin63
22.11.2005, 11:02
Hallo Nessie,

ich weiss nicht ob ich dich richtig verstanden habe, aber es scheint so als würdest du denken, mit den "Kraft-Wünschen" sei auch gleichzeitig eine Art Erwartungshaltung an Dich verbunden, als würde man Dir viel Kraft wünschen damit Du möglichst die Haltung bewahrst?

Du sagst, Du hättest Angst zu Versagen?

Wie gesagt, ich weiss nicht ob ich Dich richtig verstehe... aber meiner Ansicht nach gibt es in so einer Situation kein "Versagen". Das Wichtigste hast du doch jetzt eigentlich hinter Dich gebracht, nämlich deinen Vater zu begleiten. Auch da gibt es kein "Gelingen" oder "versagen", nicht aus objektiver Sicht oder von aussen betrachtet, sondern es gibt nur das was man selbst tun kann und möchte und für richtig hält. Das hast Du getan.

Und auch jetzt gibt es nur das, was dir möglich ist. Wenn ich Dir Kraft wünsche, dann bedeutet das für mich nicht sowas wie "durchhalten" oder "Haltung bewahren" oder bestimmte Ansprüche erfüllen. Auch zum Zusammenbrechen und Weinen und Wüten und Heulen gehört Kraft. Das alles kostet viel Kraft. Eigentlich meine ich damit immer, dass ich hoffe das derjenige einen Weg findet und die Kraft und den Mut, diesen Weg für sich zu gehen. Und dabei kann es kein Versagen geben.

In der Trauer durchläuft man verschiedene Phasen, da entstehen in einem Gefühle von denen man vorher nichts geahnt hat, so ging es mir zumindest, incl. einer Leere, von der ich manchmal das Gefühl hatte es sei ein Abgrund in den ich drohte hinein zu stürzen.....

Ich glaube davor kann man nicht weglaufen. Da muss man einfach irgendwie durch, und da findet jeder seinen eigenen Weg. Ich finde es immer wieder "schön" (auch wenn es natürlich nicht wirklich schön ist, weil man das ja niemandem wünscht) zu sehen dass ich mit meinen Gefühlen nicht allein dastehe, jeder trauert anders, aber immer wieder finde ich Äusserungen von anderen wo ich denke "ja genau das kenne ich auch".

Vielleicht musst Du jetzt anfangen, auch wieder an Dich zu denken?

Kerstin

nessie
24.11.2005, 00:19
Hallo ihr Lieben ,

ich habe schon ein richtig schlechtes Gewissen. Alle waren sie schon auf dem Friedhof, nur ich nicht. Ich könnte, bestimmt, aber ich will nicht. Ich weiß nicht, warum ?
Auch geht es mir zur Zeit ganz gut. Und auch das versteh ich nicht. Ich habe die Erwartung, dass ich viel mehr leiden müsste, aber ich tu es nicht.
Ich rede mir ein, dass es daran liegt, dass ich das Leiden meines Vaters so hautnah erlebt habe, oder das ich mir doch gewünscht habe er möge einschlafen oder dass ich es noch nicht realisiert habe. Aber das ist doch quatsch, ich weiß doch ganz genau, dass ich ihn nie wieder in den Arm nehmen kann und nie wieder mit ihm reden kann. Und ich frage mich, warum geht es dir gut ? bist du ein oberflächlicher Mensch ? Hast du deinen Papa nicht aufrichtig geliebt, dass es dir gut geht ? Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil es mir gut geht. Was ist das nur ?

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
24.11.2005, 07:11
Liebe Nessie,

in deinen Worten habe ich mich absolut wiedergefunden. Zwar gehe ich ca. einmal die Woche zum Friedhof. Aber ich finde auch, dass es mir zu gut geht. Ich warte förmlich auf das große Loch.

Nachdem ich hier aber einige Beiträge gelesen hab, versuche ich es zu genießen, dass das Loch noch(?) nicht da ist. Gestern habe ich in einem Thread etwas gelesen, dass sich unsere Engel bestimmt freuen, wenn sie sehen, dass es uns einigermaßen gut geht und sie uns so viel Kraft geschenkt haben, weil sie uns nicht leiden sehen wollen.

Also ich finde wir sollten es als Geschenk annehmen, denn es ist schon ein besonderes Geschenk. Sollte das Loch irgendwann kommen, dann ist es so. Dann sollten wir an diese Zeit zurück denken und uns vor Augen halten, dass es uns auch wieder besser gehen wird.

Abgemacht ;)

Liebe Grüße von der Wolke :winke:

nessie
25.11.2005, 15:57
Hallo Wolke,
ja, ich glaube da hast du vollkommen recht. Mein Papa ist bestimmt glücklich, dass es mir so gut geht.
Ich zünde jeden Tag eine Kerze für ihn an und abends sag ich ihm gute Nacht. Es ist so, als wäre er jetzt ständig präsent und gibt mir Kraft.
Ich möcht das Loch gar nicht erst kennenlernen.
Sorgen mach ich mir nur um meine Mama. Sie ist jetzt allein. Sie wollten noch so viel gemeinsam machen. Meine Mama ist extra in Altersteilzeit gegangen, um mit meinem Papa noch möglichst viel zu erleben. Nun ist sie in Rente mit 57 Jahren und hat nicht mal mehr die Arbeit zur Ablenkung. Morgen wird meine Tochter 10 Jahre alt und ich wollte, dass meine Mama mir hilft. Aber sie sagte, dass ist ihr zu viel, da hat sie keine Lust zu ( ich muss dazu sagen, dass 18 Kinder da sind ). Ich möcht sie so gerne ablenken und ihr neuen Mut für die Zukunft geben, aber ich weiß nicht wie ? Ich bin abgelenkt ( Haushalt/Kinder/Arbeit/Sport/Trainer/Mann), aber meine Mama ?

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
28.11.2005, 16:28
Hallo Nessie,

ich finde auch, dass man gut auf das Loch verzichten kann.

Ich bin ganz froh, dass mein Vater momentan eigentlich sehr aktiv ist, ich hoffe das bleibt auch so.

Kommt deine Mutter den wenigstens zum Geburtstag, wenn sie schon nicht beim vorbereiten helfen mag?

Ich denke du solltest sie immer wieder mit solchen kleinen "Aufgaben" fordern. Irgendwann wird sie diese Ablenkung dankbar annehmen.

Ist deine Mutter auch die erste Witwe in ihrem Freundeskreis? Mein Vater ist der erste und ich hatte erst etwas Sorge deshalb, aber momentan wird er noch viel eingeladen. Ich hoffe das bleibt auch so und ebbt nicht ab, wenn die anderen meinen er müsste über die Trauer hinweg sein.

Ich wünsche euch trotzallem einen schönen Geburtstag

Wolke :winke:

nessie
30.11.2005, 12:48
Liebe Wolke,
Mama ist nicht zum Geburtstag gekommen, sie hat aber versprochen meine tochter am Freitag abzuholen und mit ihr einen schönen Tag zu verleben.
Ich habe am 16.12. Weihnachtsfeier und mein Mann hat auch eine. Unsere Kinder schlafen an diesem Tag bei Oma :) . wir müssen einfach weiter machen. Ich werde versuchen meine Mutter so gut es geht abzulenken, aber die Trauer bei ihr sitzt tief. Sie kann Nachts nicht schlafen und am Tag renoviert sie die Wohnung, wo gar nichts zu renovieren ist. Aber wichtig ist halt Ablenkung. Ich möcht sie so gerne Silvester bei uns haben, aber sie will nicht. Sie kann doch so einen Tag nicht allein bleiben !!!
Ich merke bei mir, dass die Trauer sehr tief sitzt. Gelegentlich kommt sie nach oben, aber meist geht es mir doch recht gut.
Ich wünsche euch allen hier viel viel Kraft, für die schwierigen Tage, die vor uns liegen !!!

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
30.11.2005, 12:57
Huhu Nessie,

ich kann es verstehen, dass sie nicht kam, vielleicht mochte sie nicht den Blicken und Worten der anderen Gäste ausgesetzt sein. Ich hatte die ersten Tage auf der Arbeit das Gefühl, als wollten mich alle beobachten. Als ich das einer Kollegin erzählte, sagte sie, dass sie auch auf alles achtet um zu gucken wie es mir geht oder ob sie was tun kann.

So hat deine Ma die Enkeltochter ganz für sich und ist den ganzen Tag abgelenkt, das finde ich auch eine schöne Lösung. Ebenso, dass sie die Zwerge zur Weihnachtsfeier nimmt. So verschließt sie sich nicht allem und kann vielleicht in kleinen Schritten vorwärts gehen.

Ehrlich gesagt ist mir persönlich Silvester ziemlich schnurz. Doch dieses Jahr bin ich froh, wenn dieses blöde Jahr vorbei ist und hoffentlich ein besseres neues Jahr startet. Mir kam es so vor, als wenn in diesem Jahr von allen Seiten nur schlechte Nachrichten kamen.

Wie hat deine Ma sonst diesen Tag verbracht? Vielleicht kannst du sie ja noch umstimmen und ihr könnt vielleicht gemütlich mit den Kindern Fondue machen und mit den Weihnachtsgeschenken spielen oder so. Es soll ja kein rauschendes Fest werden.

Liebe Grüße Wolke :winke:

NicoleK
30.11.2005, 13:21
Liebe Nessie!

Leere? Fühlst du sie? Verlassensein? Nein?
Ich glaube fast, wir sind uns in der Trauerbewältigung sehr ähnlich.

Ich habe so viele kleine Aussagen, die ich per Mail, per Post und verbal bekommen habe.
Sie lese ich mir immer wieder durch, und vielleicht sind es genau diese Sachen, die mich/uns so stützen.
Denn wem nützt es denn was, brechen wir zusammen?
Uns nützt es nichts und unseren Papas leider auch nicht mehr.

Lass dich bitte einmal ganz lieb von mir drücken!

Zitat aus einer Mial:
"Aber ehren Sie Ihren Vater indem Sie weiterleben. ......... Manchmal denke ich, in einer großen Leere ist auch viel Platz für Neues. Dies nicht als Durchhalteparole, vielleicht mehr als Trost."

Nicole

nessie
30.11.2005, 19:03
Hallo ihr Lieben,
ich würde euch alle gerne mal drücken !!!
Ihr helft mir und ich habe das Gefühl : wir helfen uns gegenseitg !
Hier findet man immer ein offenes Ohr . Ich möcht so gerne über meinen Papa sprechen und über seinen Leidensweg und seine letzten Wochen und doch habe ich das Gefühl, meine Umwelt damit zu belasten. Es geht gar nicht darum, mich auszuheulen, aber er ist noch so lebendig in mir und wird es auch hoffentlich noch lange bleiben. Ich möcht einfach jedem mitteilen, was für einen tollen Papa ich hatte.
Ich habe keine große Trauer in mir und auch keine Leere, aber manchmal ein Stein im Herzen.
Ich war auch immer noch nicht auf dem Friedhof. Ich frage mich, was ich da soll ? Er ist doch bei mir und es geht ihm gut (uns geht es gut )! Warum soll ich dann an so einen Ort gehen ?

Lieben Gruß

Nessie

nessie
30.11.2005, 19:11
Mensch Wolke hab doch glatt vergessen auf deine Frage zu antworten.
Also Silvester wurde bei uns immer recht ruhig gefeiert. Meist im näheren Familien und Bekanntenkreis. Meine Eltern haben in den letzten Jahren heufig um die Zeit Urlaub gemacht und waren gar nicht da.
Ich würde ja zu meiner Mama fahren, aber ich habe auch noch Familie. Wir sind vor drei Jahren in eine Neubausiedlung gezogen und hatten uns schon mit den Nachbarn verabredet. Wir wollen ganz gemütlich mit Spielen und Fondue reinfeiern und meine Mama würde auch gut reinpassen. Ich möcht aber meine Mama nicht allein lassen. Ich fühle mich unter Druck. Auf der einen Seite mit unseren Nachbarn gemütlich feiern und ein schlechtes Gewissen meiner Mama ggü. haben und auf der anderen Seite zu meiner Mama fahren. Wo ich ehrlich gesagt nicht allzugroße Lust habe. Ich möchte kein Trübsal blasen und ich möcht nicht mit der ganzen Familie nachts Autofahren. Mama könnte bei uns schlafen, es ist genug Platz vorhanden. Wie soll ich denn da jedem gerecht werden. Was soll ich nur machen ?
Die Idee Jana abzuholen finde ich auch Prima und mit dem Aufpassen find ich auch Klasse.

Lieben Gruß

Nessie

Kerstin63
01.12.2005, 11:45
Hallo Nessie,


ich finde es lieb und grosszügig von Dir, deiner Mutter anzubieten bei Euch mit zufeiern. Wenn sie das (warum auch immer) ablehnen sollte, denke ich nicht dass Du Dich dann verpflichtet fühlen musst etwas zu tun wozu Du ja eigentlich nicht so grosse Lust hast. Ich finde nicht, dass Du dann die bereits geplante Feier mit den Nachbarn absagen und zu deiner Mutter fahren musst. Du musst auch Deiner Familie gerecht werden. Wenn Deine Mutter nicht allein sein möchte, kann sie ja zu Euch kommen. Ich kann verstehen dass Du Dich unter Druck fühlst. Trotzdem fände ich es 100% OK so.

LG
Kerstin

Sani
01.12.2005, 12:58
Hallo nessie,eigentlich hat mich die Überschrift zu deinem Thread gezogen.Bei-vom angehörigen zum Hinterbliebenen-haben wir uns immer mal wieder einen blinkenden Stern am Himmel gewünscht.Anlass war der Tod meines schwiepas vor fast genau zwei J.24.11.03,unserer Tochter,damals7J.hat dieser bl.stern am Himmel immer gezeigt,das ihr der Opa Gute Nacht sagt.Meine Schwiema ist Weihnachten bei Tochter oder uns gut aufgehoben und gerne dabei,auch bei meinen Eltern am zweiten Feiertag,aber,Silvester wollte sie partout niergendwohin,auf keinen Fall,ich denke,der Tag ist mit nicht sovielen Erinnerunegen und Gefühlen verbunden,vielleicht ein Tag um in Ruhe alles zu überdenken,in erinnerungen zu schwelgen und auch die letzte Zeit nochmal zu durchleben.Wir haben sie gelassen,sind am Nachmittag zu ihr gefahren,haben in der Nacht telefoniert und vor allem,sie wollte es so.
Du gehst den für euch richtigen Weg,warum soll man an dem Tag nicht allein mit sich sein,etwas Ruhe finden,versucht es dieses Jahr,im nächsten kann es ja wieder anders gemacht werden.Ich wünsche euch allen von ganzem Herzen,das es so wird,wie es sich jeder für sich wünscht,auch,wenn es manchmal schwer fällt die Wünsche zu akzeptieren,Sani

Wolke
01.12.2005, 13:32
Huhu Nessi,

biete deiner Mutter einfach an, bei der Feier mit den Nachbarn mitzumachen. Wenn sie ablehnt, dann ruf sie doch ruhig an Silvester Mittag oder so nochmal an und frag sie nochmal. Vielleicht kriegt sie in letzter Sekunde doch kalte Füße und mag nicht alleine bleiben. Wenn sie bei ihrer Entscheidung bleibt, dann soll es so sein. Da brauchst du dir auch keinen Druck machen.

Alle reden hier vom Feiertag und das wir uns gegenseitig stützen können, aber ich bin leider weit ab vom Internet an den Tagen. Ich hoffe das geht gut.

Wolke :engel:

nessie
01.12.2005, 17:32
Liebe Sani,

auf der Trauerfeier hat der Redner meinen Kindern den Tod ihres Opas mit einer tollen Geschichte näher gebracht. So sagte er, dass Opa jetzt ein Stern am Himmel ist und immer auf uns herabschaut. Ich habe dies dankbar angenommen. vor ein paar Tagen stand mein Sohn (8 Jahre) auf seinem Bett und schaute raus. Er sagte zu mir, dass er Opa gesucht hatte und ihm gute Nacht gewünscht hatte. Er sagte zu mir, dass der hellste Stern Opa ist und er ihn immer wieder erkennen würde.
Ich selbst schaue auch oft in den Himmel und rede im Stillen mit meinem Papa.

Liebe Kerstin und liebe Wolke,

ich bin so gestrickt, dass ich meiner Mama jetzt unbedingt helfen möchte. Ich werde dies Silvester auf jeden Fall zu Hause bleiben. Jedoch kann es für mich nicht schön werden, wenn ich weiß, dass meine Mama trauert. Ich weiß natürlich, dass sie dazu bereit sein muss. Meine Eltern waren immer bereit Gäste zu empfangen, aber andere zu besuchen, viel ihnen immer schwer.
Ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen soll. Andererseits ist sie in den letzten Tagen auch viel unterwegs gewesen und ich hoffe, dass es ihr hilft.


Lieben Gruß

Nessie

Wolke
01.12.2005, 21:13
Nessie, ich kann dich gut verstehen, ich könnte es auch nur schwer ertragen meinen Vater allein da hocken zu lassen. Aber ich denke es ist noch etwas hin bis Silvester und vielleicht merkt deine Mutter auch an Weihnachten, dass es gut tut mit den Lieben zusammen zu sein, an solch schweren Tagen und sie überlegt es sich anders :)

Ich bin mir sicher, dass das unterwegs sein ihr hilft. Es lenkt ab und mit etwas Glück strengt es sie an und sie kann etwas besser schlafen.

Liebe Grüße Wolke :winke:

Sani
02.12.2005, 07:16
Hallo nessie,da hat der Pastor ja bestimmt genau das richtige gesagt,wir schauen auch heute noch,zwei J.sind vergangen immer malwieder zum himmel rauf und wenn einer blinkt ist es nicht nur für Vanessa schön,auch ihr Pa,sein Sohn hat dieses Ritual angenommen,obwohl er so sehr trauert und trauerte,er kann und konnte nicht über ihn sprechen,aber,wenn V.in den Himmel schaut und den Stern sucht,dann solange,bis der Papa auch schaut.Meine Schwiema ist auch seit damals dauert unterwegs,Schwiepa war neun J.Schwerstpflegefall und sie sagt,soviel wie eben möglich jetzt noch Leben zu wollen,es ist kein Verdrängen,es istAblenkung und das neue Leben suchen,einen Weg für sich selbst,jeder geht diesen Weg anders und jeder Weg ist okay.Mach es so,wie es für dich richtig erscheint,wie Wolke auch schreibt,es sind noch einige Tage aber,meine Schwiemawollte auch am Nachmittag des silvestertages nicht und nirgens hin,meienm Mann fiel es sehr schwer,aber,auch er mußte den Wunsch akzeptieren,lass es auf dich zukommen,e wird alles seinen Weg finden,Susanne,hier sani,weil mein Name schon "vergeben"war.

AndreaS
02.12.2005, 08:17
Hallo Susanne,

wie schön wieder von dir zu lesen. Hast du meine pm nicht bekommen? Oder bist du böse mit mir? Habe dich jedenfalls schon sehr vermisst. Hoffe, es ist soweit alles ok. bei dir.


LG an alle

Andrea

Sani
05.12.2005, 16:23
Hallo Andrea,nee,ich bin hier keinem böse,warum auch.Unser PC hatte über ,ich glaun zwei w.Probleme und so war nichts mit schreiben.Im "alten Thread"ist soviel an neuen schiksalen hinzugekommen,muss ehrlich sagen,da komm ich nicht mehr rein,es sind immer wieder neue Schiksalsschläge,aber,irgendwann findet jeder doch seinen Weg,die Kurve zu einem neuen Kapitel im Leben.Ich werd da vielleicht mal ein paar Zeilen zum Tschüss sagen schreiben,aber mich nicht immer wieder auf all einlasssen.Bin im Hirntumor-Forum "zu Hause"und wenns passt geb ich meinen Rat überall weiter,hat also nicht und nichts mit dir zu tun.dir wünsch ich wirklich viel Griechenland oder woauch immer es dich zu deiner Tochter demnächst hinzieht.Wir werden uns bestimmt hier immer wieder begegnen,vielleicht nicht mehr sooft,jenach Lebensweg und Umständen.
Susanne die dir einen grossen leuchtenden Stern und für immer einen wärmenden Sonnstrahl schickt :winke:

nessie
05.12.2005, 20:57
Hallo Susanne,
ich habe meine Mama nochmals gefragt und weiß jetzt : Sie ist nicht alein ! Mein Bruder ist bei ihr und sie wollen zusammen zum Hafen ( wir wohnen in Hamburg) Am Hafen ist es immer sehr schön und man kann seinen Träumen im Wind mit den Schiffen nachhängen. Ich kann sie jetzt gut verstehen. Wenn ich keine Familie hätte würde ich auch dort sein wollen.
Morgen hat Mama den schweren weg zur LVA vor sich, aber auch hier ist sie nicht allein, ich gehe mit ihr.
Es gibt so viele Momente, in denen jetzt einfach mal die Tränen laufen, aber dann geht es auch weiter. Ich bin auch total schockiert, als ich hörte, was auf meiner Arbeitsstelle zur Zeit los ist : von insgesamt 14 Kollegen mit denen ich zusammen arbeite, haben zur gleichen Zeit, also im letzten Monat 2 einen Elternteil verloren und bei weiteren zweien liegt ein Elternteil auf der Intensivstation. Ich kann gut verstehen was die gerade durchmachen und doch fühlt man sich nicht allein mit dem Schmerz. Andere haben ihn auch und müssen damit leben.
Ich habe meiner Mama aus einem Buch vorgelesen, als sie mich gestern angerufen hat. Sie war so fertig mit den Nerven und ich kann nur zuhören. Aber diesmal habe ich etwas gefunden, dass sie etwas beruhigt hat. Sie steht mit beiden Beinen voll im Leben und läßt sich nicht gehen, aber dennoch sehe ich ihr diese unermessliche Trauer an. Es geht ihr eigentlich auch ganz gut, so sagt sie zumindest, aber ein Blick in ihr Gesicht sagt alles !

Ich will euch kurz schreiben, was ich vorgelesen habe :

Deine Trauer wird ein langer Weg sein. Aberich möchte gerne dann und wann ein paar Schritte mit dir gehen, wenn dein Weg besonders unwegsam vor dir liegt. Ich kann deine Einsamkeit nicht von dir nehmen. Aber du sollst wissen, dass ich dir in deiner Trauer nahe bin, soweit das ein Mensch kann. Bis du wieder Licht siehst und dein Tag einen neuen Sinn findet.

Ja, genauso empfinde ich. Ich möchte bei ihr sein und ihr helfen und wenn wir dann gemeinsam weinen, dann ist das halt so.

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
06.12.2005, 06:52
Liebe Nessie,

über diese schönen Worte hat deine Mama sich sicherlich sehr gefreut. Es ist ihr sicher eine große Hilfe euch bei ihr zu wissen.

Wolke

Sani
06.12.2005, 08:36
Liebe nessie,deine vorgelesenen Zeilen sind wunderbar und so ehrlich.Es ist ja auch wirklich so,manchaml möchte man allein sein,manchmal reden,reden,reden.Nur was wann wer möchte,ja,das ist die Schwierigkeit herauszufinden,da zu wissen,das jemand für einen da ist,das ist das größte Geschenk was man sich geben kann,deine Ma wird es zu schätzen wissen,da bin ich mir sicher.
Du hörst dich erleichert an wegen Silvester,das kann man zwischen den Zeilen spüren,es ist gut so,wie es so gekommen ist,ihr seit euch nah,das spürt man,Susanne

AndreaS
06.12.2005, 08:44
Liebe Susanne,

ich habe es mir fast gedacht. Alles ist Veränderung und auch ich denke manchmal, dass es vielleicht nicht unbedingt gut ist, sich immer wieder auf alles einzulassen. Und doch denke ich dann an meine Anfangszeit zurück und weiß, wie sehr es hilft...

Ich kann deinen Entschluss verstehen und dennoch wird mir ganz schwer ums Herz, denn irgendwie heißt es auch hier dann wieder Abschied nehmen, geht wieder ein wichtiger Abschnitt im Leben zu Ende....

Ich danke dir für deine Sterne und Sonnenstrahlen, für jedes Gespräch, für jede Nachfrage und hoffe, du weißt, dass ich dich ganz fest in meinem Herzen habe. Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin viel Kraft.

Ich umarme Dich

Andrea

nessie
12.12.2005, 21:12
Nun ist fast ein Monat vergangen und heute geht es mir nicht gut. Ich vermisse ihn so.
Morgen vor einem Monat lieber Papa hast du uns für immer verlassen. Ich habe dir alles gesagt, was es zu sagen gibt. Ich sehe dich immernoch auf der Kautsch sitzen ( leider nur in meinen Träumen ). Wenn ich Mama besuche, dann schaue ich ins Schlafzimmer, aber du bist nicht da. Und auch im Wohnzimmer finde ich dich nicht. Du hast mir so viel gegeben. Du warst immer für mich da. Soll es jetzt wirklich vorbei sein ? Ich hab dich in den letzten Wochen immer bei mir gehabt, ich habe dich wirklich gespürt. Und ich fühlte mich wirklich gut. Nun sitze ich hier und bin nur noch traurig. Könntest du doch wieder bei mir sein !!!
Ich hab dich sooo lieb !!! Ich weiß, wir werden es schon schaffen. Du warst sooo stark und ich war soo stolz, aber jetzt bin ich einfach nur unendlich traurig. Ich vermisse dich.

alles Liebe und möge es dir jetzt richtig gut gehen

Deine Tochter

Andrea (Nessie)

nessie
13.12.2005, 14:34
Die Augen voller Tränen und eine unglaubliche Schwere. Ein Monat ist nun vergangen. Ich rede gerne über meinen Papa. Erzähle jedem was für ein toller Mensch er war und wie stolz ich auf ihn bin. Vermutlich gehört auch diese Traurigkeit dazu zu verarbeiten. Aber jetzt kommen noch die richtig schweren Tage. Morgen mein Geburtstag, ohne ihn. Am zwanzigsten sein Geburtstag, auch ohne ihn. Weihnachten, dass erste mal ohne ihn. Geht das überhaupt ? Meine Mama hat drei Kinder, alle mit eigener Familie, aber dieses Jahr ist alles anders. Heiligabend sind wir alle zusammen und am ersten Weihnachtstag auch. Es wird das traurigste Weihnachtsfest überhaupt werden. Mir graut vor mir selbst. Auf Papas Geburtstag werde ich wohl erstmals zum Friedhof fahren und auch davor hab ich Angst. Ich will ihn bei mir behalten, ich will ihn dort nicht sehen. Nun weiß ich auch, dass ich für die kommende Zeit noch viel Kraft brauchen werde.

Lieben Gruß

Nessie

Kerstin63
13.12.2005, 15:07
Hallo Nessie,

ich kann gut nachfühlen, was Du beschreibst. Bei mir ist diese "erste Zeit" zwar schon länger her, aber es ist ja nicht vergessen. Natürlich läuft es bei jedem immer etwas anders ab, aber irgendwie ist es auch immer wieder gleich.

Natürlich wird Weihnachten schwer für Euch. Aber wenigstens habt ihr Euch noch - die Familie. Hier ist seit dem Tod meines Vaters alles zerstritten und nur noch doof. Ich denke, es ist eine ganze Menge wert, wenn man wenigstens miteinander reden und vielleicht sogar weinen kann. Ich hatte dazu (ganz plötzlich, vorher kannten wir uns kaum) nur die zweite Frau meines Vaters und ihre (auch schon erwachsene) Tochter. Das war richtig "schön", in all der Traurigkeit, dass wir reden könnten und manchmal liefen bei einer oder allen von uns die Tränen, und manchmal haben wir uns auch erinnert und zusammen gelacht......

Das erste Weihnachten ohne meinen Vater war für mich nicht ganz so schlimm, weil wir seit Jahren nicht zusammen gefeiert hatten, da "fehlte" er nicht so sehr. Schlimmer war es an meinem 1. Geburtstag im November '04 ohne ihn. Ich hab nicht gefeiert, u.a. um ein Zusammentreffen mit dem "Rest" der Familie zu vermeiden. Weihnachten ist mir dieses Jahr auch wieder ein Greuel, weil in der Familie alles so verbissen und doof ist und mein Vater "totgeschwiegen" wird.

Wenn Du es zulassen kannst, dann versuch das kommende Weihnachtsfest mit allen Emotionen so zu nehmen wie es kommt, zu weinen wenn Dir danach ist und zu lachen wenn es geht. Vielleicht könnt Ihr ein Foto von deinem Vater aufstellen, dann ist er mit dabei (in Gedanken natürlich sowieso, aber ich finde solche Rituale können auch manchmal helfen). Mir hat es in den ersten Monaten geholfen, ihm auch etwas "zu schenken", was schönes fürs Grab, er hat da jetzt kleine Laternchen und selbst bemalte Grabvasen und kleine Engel und jetzt auch wieder etwas "Weihnachts-Deko".... Ich hab das Wintergesteck dieses Jahr auch selbst gemacht. Sonst bin ich eigentlich nicht so eine "Basteltante" aber das gehört für mich zur Trauerbewältigung mit dazu, zum Gefühl im noch was geben zu können, indem ich das Grab besonders schön mache. Es tut mir gut, mich damit zu beschäftigen.

Bei Dir ist das alles jetzt noch so frisch, und ich kann gut verstehen dass Du jetzt Angst hast und Dir das alles bevorsteht. Aber Du wirst es überstehen, und Du wirst am Ende stärker daraus hervorgehen, da bin ich ganz sicher. Natürlich würden wir alle gern auf diese Art Herausforderung verzichten ... aber ich denke Du weisst schon wie ich das meine. Da es ja nun mal so ist, müssen wir lernen damit umzugehen. Jeder findet seinen eigenen Weg. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man auf sich selbst hört und das tut was sich für einen selbst richtig anfühlt. Ich hatte eine Zeit, in der bin ich regelrecht in diese Trauer hineingestürzt, es war als hätte ich gar keinen Boden mehr unter den Füssen. Sowas hätte ich vorher nie für möglich gehalten. Aber wenn so ist, dann muss man da durch, ich glaube nicht dass man dem entgehen kann.

Ich wünsche Dir für Deinen Tag morgen ganz viel Kraft.

Warum graut Dir vor Dir selbst?

Viele Grüsse
Kerstin

Wolke
13.12.2005, 15:53
Hallo Nessi, hallo Kerstin,

ich finde du Kerstin hast wieder schöne und treffende Worte gefunden.

Nessi, versuche daran zu denken, dass es hoffentlich besser wird. Der erste Geburtstag, das erste Weihnachten, wenn wir das geschafft haben, dann tut es beim zweiten hoffentlich weniger weh.

Es ist doch schön, dass du an Heiligabend und am ersten Feiertag schon weißt, dass du ihn mit deiner Familie verbringen wirst.

Liebe Grüße und viel Kraft für morgen. Oft ist es nicht so schlimm wie wir es uns vorher ausmalen.

Wolke

nessie
19.12.2005, 15:03
Liebe Kerstin und liebe Wolke,

es ist wirklich schön, dieser Zusammenhalt innerhalb der Familie. Wir stützen uns gegenseitig und sind für den anderen da, wenn er uns braucht. Manchmal klingelt das Telefon und meine Mama ist dran und weint und manchmal bin ich diejenige die anruft und weint. es ist keiner böse darüber, wir sind dann füreinander da. Es zeigt sich in dieser schweren Zeit, dass wir doch eine intakte und auch starke Familie sind.
Mir graut einfach davor, dass die Emotionen überkochen. Aber dazu gibt es eigentlich keinen Grund. Denn es geht uns allen recht gut. Wir werden ein sehr friedliches Weihnachtsfest haben. Einfach zusammensein. Das wir wohl auch weinen werden, gehört einfach dazu, aber wir werden auch lachen und uns an all die schönen Sachen mit meinem Papa erinnern.
Morgen werde ich zum ersten Mal auf den Friedhof gehen und Papa zum Geburtstag gratulieren. Ich weiß noch nicht, was mich dort erwartet. Und auch nicht, wie es mir danach gehen wird, aber ich muss ihm doch wenigstens zum Geburtstag gratulieren.

Lieben Gruß

Nessie

NicoleK
19.12.2005, 16:15
Weisst du wie sehr ich dich beneide, liebe Nessi? Um eure starke Familie?

Es ist so toll, wenn da jemand ist, mit dem man zusammen trauern und sich aber auch freuen kann.
Es wird MIT eurem Papa ganz bestimmt ein wunderschönes Weihnachtsfest.

Von uns ist nur noch mein Bruder und ich *übrig geblieben*. Es gibt keine Oma, keinen Opa, keine Mama und nun auch keinen Papa mehr.
Und mein Bruder ist ein Mensch, der seinen ganzen Weltschmerz an den anderen auslässt. So schlimm wie es klingt, aber zur Zeit gehe ich ihm aus dem Weg, da ich diese Kraft momentan nicht habe, mich für alles verantwortlich machen zu lassen...

So bleiben mir, und ich bin wirklich glücklich darüber, meine beiden Töchter und mein Freund.

Morgen der Geburtstag deines Papas wird auch ein Meilenstein sein. Der erste ohne ihn der mit feiert...
Mir graut es auch schon davor, dabei hat mein Papa *erst* Ende März Geburtstag.

Ich werde erst mal Weihnachten hinter mich bringen und dann weitersehen.

Graturliere deinem Papa und was denkst du denn, was dich auf dem Friedhof erwartet?
Ein wunderschönes Grab mit herrlichen Blumen, ein Ort des Friedens und der Zusammenkunft.
Euer Papa wird sich auf euch freuen!

Ich drück dich ganz lieb!

Nicole

Wolke
20.12.2005, 07:31
Liebe Nessie,

manchmal sind die Dinge, vor denen wir uns so fürchten gar nicht so schlimm wie wir denken. Ich hoffe der Besuch auf dem Friedhof gehört dazu.

Viel Kraft schickt dir Wolke :winke:

bietie
20.12.2005, 10:13
Hallo Ihr Lieben,

das Thema des Threads passt hervorragend zu einem kleinen Erlebnis, das ich mit meinem Patenkind (3 Jahre) hatte, und das ich Euch nicht vorenthalten will.

Mein Mann Norbert hat am 05.12. seinen Kampf gegen den Lungenkrebs verloren.
Nach der Trauerfeier waren wir in einem Lokal, an dessen Wände Nationalitätskennzeichen von amerikanischen Staaten hängen. Auf einem war ein Stern abgebildet. Da kam der kleine Kevin zu mir und sagte, auf dieses Schild zeigend "Tante Beate, das ist Onkel Norbert". Auf meine Frage, wie er dazu komme, sagte er "Onkel Norbert ist doch im Himmel und Sterne sind am Himmel".

Man kann sich manchmal wirklich wundern, welche Gedankengänge in so einem kleinen Köpfchen sich drehen, aber mich freut es, dass er nun jedesmal, wenn er abends den Sternenhimmel beobachten kann, an seinen geliebten Onkel Norbert denkt.

Viele liebe Grüße Eure Beate (oder auch atebete)

nessie
23.12.2005, 13:16
Hallo Ihr Lieben,

ich war nun endlich auf dem Friedhof und es war alles so unwirklich. Ich stand da und war einfach nur fertig. Toll war, dass wir auch diesmal alle zusammen hingefahren waren. Ich glaube ohne den Halt in der Familie, würde ich es alles nicht schaffen.
Nicole es tut mir unendlich leid, dass du diese Erfahrung nicht machen kannst. Ich habe eine Schwägerin, die ebenfalls allen ihren Weltschmerz bei uns abgeladen hat. Wir haben den Kontakt irgendwann abgebrochen und es geht uns gut damit. Ich bin bestimmt nicht kaltherzig, aber wenn man nur missbraucht wird, dann ist es irgendwann einfacher, Schluss zu sagen !

Zur Familie meines Mannes habe ich bzw. wir gar keinen Kontakt, aber wir sind auch nicht böse drum. Also ich wollt damit auch nur sagen, dass jede Familie so ihre Problemfälle hat und wir dankbar sein können, wenn unsere eigene kleine Familie uns halt gibt.

Ich habe eine erfahrungsreiche Zeit hinter mir, in der ich auch festgestellt habe, wen ich wirklich Freundin nennen kann. So weißt du sicher selbst, wie diese Krankheit auch uns Angehörige mitnimmt und ich wollt mich mal bei meiner "Freundin" ausweinen. Ich fuhr also zu ihr und war der seelische Mülleimer ihrer Probleme. Probleme, die aus meiner Sicht doch gar keine waren. Ich habe es mir ersparrt, mich jemals wieder bei ihr aussprechen zu wollen. Ich habe ihr auch nicht mitgeteilt, dass Papa eingeschlafen ist. Sie fragt auch gar nicht, wie es mir geht.
Jedoch gab und gibt es auch Menschen in meiner Umgebung, die mir in dieser Zeit viel Kraft gegeben haben. In schwierigen Zeiten, trennt sich die Spreu vom Weizen.

Papas Geburtstag, der 20.12.2005. Er wäre 65 Jahre alt geworden. Er ist nun schon seit 5 Wochen nicht mehr bei mir bzw. bei uns. Wir vermissen ihn. Mein Papa war Heiligabend immer für das Essen zuständig. Mama ist nach seinen Anweisungen einkaufen gegangen. Dieses Jahr ist alles anders.

"Papa, du fehlst mir so ! Ich möcht dein Rotkohl essen ! Manchmal schaue ich dein Bild an und lächel. Ich lächel, weil ich dich gekannt habe, weil du mein Papa bist. Aber in den letzten Tagen, bin ich immerwieder einfach nur traurig und die Tränen laufen wieder. So wie jetzt. Der Gedanke, dass morgen Heiligabend ist und wir zu Mama fahren...Nur zu Mama, nicht zu euch.... Es war in den letzten Tagen schon sehr schwer. Zuerst mein Geburstag und da bekamen wir auch noch die Rechnung von der Beerdigung. Hätten die nicht einen anderen Tag wählen können ? Keine Woche später, dein Geburtstag. Mir war das Lächeln vergangen. Es war ein sehr schwerer Tag. Ja und nun folgt Weihnachten und der Schmerz scheint mich zu erdrücken. Ich hab dich immernoch sooo lieb. Du wirst immer in meinem Herzen sein."

Mein Bruder macht dieses Jahr Papas Rotkohl. Aber ich will das eigentlich gar nicht. Er kann nicht Papas Rotkohl machen.

Lieben Gruß

Nessie

( mögen wir die Feiertage schaffen )

nessie
24.01.2006, 17:46
Ja, Weihnachten liegt nun hinter uns. Wir haben es ganz friedlich über die Bühne gebracht. Es waren nette Tage und sie waren auch nicht so schwer, wie ich gedacht hatte. Dann kam Silvester... als wenn ich erst an diesem Tage von meinem Papa hätte Abschied nehmen müssen, es war kein schöner Tag. 00:00 Uhr, ein neues Jahr. Das erste Jahr ohne Papa. Alle feiern, ich nicht. Ich kann nicht. Es wird das erste Jahr ohne meinen Papa werden.

Nun haben wir schon fast ende Januar und das Leben geht mit allen Höhen und Tiefen weiter.Man wünscht sich, dass das neue Jahr besser wird. Leider kann es nicht besser werden, denn Papa ist nicht mehr da. Wie kann man auf ein neues Jahr anstoßen und sich auf das neue Jahr freuen, wenn es doch bedeutet, Papa im alten Jahr zu lassen. Ihn nicht mitnehmen zu können ? Ich kann ihn nur in meinem Herzen mitnehmen. 2005 hab ich ihn noch gehabt. 2006 ohne ihn. Ich hab so das Gefühl, er entfernt sich immer mehr von mir. Die Erinnerung ist zwar noch sehr lebendig und ich empfinde auch sehr viel Liebe , aber er ist irgendwie weiter weg. Ich kann es nicht anders erklären.

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
25.01.2006, 06:55
Liebe Nessie,

du sprichst mir aus der Seele!

Auch ich habe das Gefühl, meine Mutter ist weiter weg. Das schmerzt irgendwie, weil ich das Gefühl habe, die Erinnerung und das fühlen von ihr entgleitet mir. Wir haben alle das selbe Foto von meiner Ma stehen und ich versuche mir oft ins Gedächnis zu rufen, wie sie für mich war, welche Situationen typisch für sie waren. Ich will sie nicht einfach nur so in Erinnerung behalten, wie sie auf dem Foto ausschaut.

Liebe Grüße Wolke

nessie
26.01.2006, 16:54
Liebe Wolke,

ich weiß auch nicht, was das ist und warum es so ist. Es tut mir sehr weh, dass Papa sich entfernt. Es ist nicht so, dass es mir schlecht geht, aber vielleicht ist es auch nur der Wunsch, die Zeit nochmal zurückdrehen zu können.
In Gedanken sehe ich ihn, wie krank er war und wie er zu dem Zeitpunkt ausgesehen hat und dann kommt das nächste Bild. Wie er ausgesehen hat, als er noch gesund war. Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mich schon jetzt nicht mal mehr an seine Stimme erinnere. Auf der einen Seite ist er noch lebendig in mir und auf der anderen Seite entfernt er sich.

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
27.01.2006, 07:05
Ach Nessie, ich brauche hier gar nix mehr schreiben. Es ist, als wenn du das schon alles für mich tust :tongue

Zum Glück sehe ich Mama nicht so sehr wie sie krank ist oder gar schon gestorben da liegt. Ich hab bewusst versucht mir das Bild nicht so sehr einzuprägen. Bislang sehe sich sie nur so, wenn ich es bewußt abrufe. Darüber bin ich auch sehr froh.

Mamas Stimme hätte ich "erhalten" können. Sie hatte den Anrufbeantworter meiner Eltern besprochen, aber ich habe es sofort gelöscht, ich habe es einfach nicht ertragen und wollte es auch den Anrufern nicht zumuten. Wichtiger ist doch, dass wir sie sozusagen als Ganzes in Erinnerung behalten unsere Lieben.

Gruß Wolke

nessie
31.01.2006, 18:31
Hallo Wolke,

eigentlich verstehe ich mich selber nicht. Da geht es mir die ganze Zeit wirklich gut und plötzlich fange ich an zu weinen. Diese Traurigkeit überkommt mich völlig überraschend. Ich kann es kaum in Worte fassen.
Wird mir denn nur in diesen Momenten bewusst, dass er nicht mehr da ist ? Und warum geht es mir sonst gut ? Warum dann plötzlich diese tiefe Trauer und die andere Zeit die, die ich immer war ?
In den guten Phasen trifft mich die Trauer der anderen nicht so sehr. Ich kann ohne Probleme in diesem Forum lesen und vielleicht anderen ein wenig helfen. Aber diese plötzliche Trauer, die kommt und geht, wie es ihr passt und ich habe keinen Einfluss darauf.

Lieben Gruß

Nessie

Wolke
01.02.2006, 07:17
Huhu Nessie,

meine Oma wird am Samstag beerdigt und ich habe Angst, dass alles wieder hoch kommt, wenn wir in der Kapelle sitzen. Meine Oma kommt nur zwei Grabstellen neben meine Ma auf die selbe Wiese.

Aber ich denke lieber bricht die Trauer ab und an mal heftiger durch, als die ganze Zeit uns im Griff zu haben oder?

Ich wünsche dir einen schönen Tag

:winke: Wolke

Kerstin63
01.02.2006, 09:33
Hallo Nessie,

das mit dem plötzlichen hervorbrechen kenne ich auch. ich würde zwar nicht sagen, dass es mir in den ersten Wochen nach dem Tod meines Vaters "gut" ging, aber ich kam so zurecht und habe den Alltag einigermassen normal bewältigt. Aber dann gab es immer wieder Situationen, häufig wenn ich allein im Auto war, oder nachdem ich eine angespannte Situation hinter mich gebracht hatte, dass ich plötzlich von regelrechten Weinkrämpfen geschüttelt wurde, gegen die ich absolut nichts machen konnte. Ein bisschen weinen ging da irgendwie nicht, wenn, dann hat es mich richtig geschüttelt. Sowas krampfartiges kannte ich vorher nicht.

Du sagst, dass es Dir zwischendurch wirklich gut geht. Dann würde ich das so akzeptieren und nicht wieter hinterfragen, jeder trauert anders. Für mich selbst würde ich rückblickend sagen, dass ich die ganze Zeit unter grosser Anspannung gestanden habe, und mich in den den "Phasen dazwischen" eigentlich nur zusammengerissen habe. Naja, man kann ja auch nicht ohne Unterbrechung immer heulen. Aber ich war im Grunde immer angespannt, ich denke z.T. habe ich auch versucht es ein bisschen wegzudrücken. Letzten Endes ist es aber immer rausgekommen.

Ich denke es ist zwar ganz wichtig die Trauere nicht zu unterdrücken. Aber wenn Du zwischendrin gute Phasen hast, dann ist es vielleicht so weil Du in dieser Zeit wieder innere Kraft tanken kannst. Wenn Du in Dich hinein horchst und fühlst dass es so OK ist, dann lass es einfach so. Warum es hinterfragen, es ist dann eben so.

Dass die "greifbaren" Erinnerungen verblassen, ist schmerzhaft. Aber ich denke, auch das hat seine Funktion, ist in meinen Augen nämlich auch ein wichtiger Teil des loslassens. Das zuzulassen habe ich von meinem Thera gelernt. Ich hatte wochen- und monatelang quälende Ängste dass ich (Aufgrund dieses Verblassens) meinen Vater vergesse, fühlte mich schuldig. Ich hatte sogar das Gefühl, ich müsste den ersten Schmerz beibehalten um ihn nicht zu verrraten indem ich "vergesse". Das sagte ich mal zu meinem Thera, das hat mich wirklich sehr gequält, und er sagte zu mir: "Si werden Ihren Vater niemals vergessen, nicht mal wenn Sie sich ganz doll anstrengen würden"... und dann lächelte er. Und natürlich hatte er recht. Aber ich musste lernen auch ein bisschen loszulassen. Jetzt ist es schon 1 1/2 Jahre her. Und ich denke jeden Tag an ihn, aber es ist natürlich alles anders als am Anfang. Man lernt damit zu leben. Ich habe immer noch Phasen wo ich denke ich KANN es einfach nicht akzeptieren, wo alles wieder hoch kommt, aber die Weinkrämpfe sind weg, es ist mehr so eine Traurigkeit die jetzt einfach zum Leben dazu gehört, die ich vorher eben nicht kannte. Sonst ist schon (fast) alles wieder "normal" (Ich lese immer noch fast jeden Tag im KK, der Friedhof gehört jetzt dazu, das Vermissen auch, aber sonst ist es sozusagen "OK"). So muss es ja auch sein, und unsere Väter würden es genau so wollen, da bin ich ganz sicher.



LG
Kerstin

nessie
10.02.2006, 15:06
Liebe Kerstin,

ich habe Deine Nachricht immer und immer wieder gelesen und wusste eigentlich nicht, wie ich darauf antworten soll.
Deine Worte sprechen mir aus der Seele. Es genauso zu verarbeiten wie du sagst, möcht ich ja eigentlich auch. Aber ich möcht ihn auch festhalten. Ich will einfach nicht zulassen, dass er geht.
Auch denke ich, dass ich es eigentlich ganz gut schaffe. Ich muss mir manchmal einreden, dass der Tod zum Leben dazugehört.
#Aber dass Papa nun einfach nicht mehr da ist und auch nie wiederkommen wird. Das er verbrannt wurde. Das von meinem Papa nichts mehr übrig ist. Das ich ihn nicht mehr in den Arm nehmen kann. Seine Stimme nicht mehr höre. Ihn loslassen ??? Wo er doch nicht bei mir ist....Sich manchmal wie ein Verräter fühlen...nicht zu trauern. Es ist nicht immer in Worte fassbar, was in mir vorgeht. Ich nehme die Trauer an. Ich habe sie auch gerne in mir. Ich möcht wenigstens die Trauer behalten. Hört sich das blöde an, oder kannst du mich verstehen ?
Ich weiß, er wird immer in meinem Herzen sein und vielleicht sollte ich glücklich sein, einen solch tollen Menschen gekannt zu haben. Bin ich auch.

Und manchmal bin ich auch soweit. Dennoch habe ich das Gefühl, ich ziehe mich selbst wieder runter, weil ich nicht ganz zulassen möchte, dass es mir gut geht.

Lieben Gruß

Nessie

Kerstin63
10.02.2006, 20:24
Hallo Nessie,

hast Du Dich schon mal mit dem Thema "Trauer" an sich beschäftigt? Es gibt ja ganze Bücher darüber, oder kuck einfach mal bei Google nach zum Thema "Trauerphasen". Es gibt da verschiedene Modelle, die aber letzten Endes alle aufs Gleiche hinauslaufen: es braucht Zeit, und es gibt verschiedene Phasen die man meistens wohl durchläuft, natürlich immer individuell. Vieles davon habe ich bei mir auch wieder gefunden, auf jeden Fall hat es mir geholfen zu erkennen was für ein schwieriger Prozess das ist, wie viele widersprüchliche Gefühle da in einem auftreten können.

Ich denke jetzt, dass man bestimmt aus gutem Grund vom "Trauerjahr" spricht. Ich denke, diese Zeit braucht es in der Regel schon. Also lass Dir einfach Zeit, bei Dir ist es aus meiner Sicht immer noch relativ frisch. Ich finde nicht, dass Du deinen Vater oder deine Gefühle für ihn, die Trauer und das zeitweise sehr starke Vermissen jetzt schon loslassen musst. Ich habe mich in den ersten Monaten äusserst intensiv mit den Themen Koma,Tod, Friedhof, Verlust der Eltern usw beschäftigt, habe eine Gedenk-Homepage (http://www.beepworld.de/members85/memory63/index.htm) für meinen Vater gebastelt, bin also richtig eingetaucht in dem ganzen Elend und der Trauer und dem Gedenken. Von anderen (z.B. von meinem Mann) habe ich oft gehört: "zieht Dich das denn nicht noch mehr runter, beschäftige Dich doch lieber mit was anderem"....). Manchmal dachte ich auch, ich kann nie wieder an was anderes denken, mich für was anderes interessieren.... aber anscheinend musste das für mich so sein. Mit den Monaten wurde es besser und weniger mit dieser Intensität, dann kam noch mal ein tiefes Loch um den 1. Jahrestag, und inzwischen hat es sich normalisiert. Die o.g. Themen gehören jetzt zu meinem Leben bzw. meinem "Wissen" dazu, aber ich bin nicht mehr so darauf versessen. Tatsächlich sind mit der Zeit wieder andere Dinge in den Vordergrund getreten. Aber es hat seine Zeit gedauert. Dieses Trauerjahr habe ich anscheinend gebraucht.

Ich denke nicht unbedingt, dass Du Dich durch dieses festhalten wollen an der Trauer selbst "runterziehst". (Kann es sein, dass andere Leute Dir sowas sagen, oder denkst Du das wirklich selbst?). Ich kann das unheimlich gut verstehen. Ich "mochte" die Trauer irgendwann auch, hat es mich doch weiterhin mit meinem Vater verbunden, ein ganz spezielles Band der Trauer. Es ist doch schön dass Du selbst von Dir sagen kannst, dass Du denkst Du machst das ganz gut, mit der Trauer (habe ich das richtig verstanden?). Lass Dich nicht hetzen oder hetz Dich selbst nicht. Du bist doch offenbar auf einem sehr guten Weg. Lass Dir einfach mehr Zeit. Ich finde, das ist noch ganz schön früh bei Dir. Ich finde nicht, dass Du die Trauer schon loslassen musst. Natürlich ist es wichtig darauf zu achten das man nicht "für immer" darin stecken bleibt, aber aus meiner Sicht bis Du noch relativ am Anfang dieses Prozesses.

Natürlich muss man sich irgendwann auch wieder erlauben, dass es einem gut geht. Aber soweit ich Dich verstanden habe, hast Du doch auch gute Phasen. Nimmst Du Dir selbst das irgendwie übel, denkst Du das wäre nicht OK?

LG
Kerstin

nessie
16.02.2006, 18:19
Liebe Kerstin,
die Art Deine Trauer zu bewältigen.... Man das ist schon echt heftig. Ich schaue mir gerne Bilder an, auf denen die pure Lebensfreude zu sehen ist. Ich könnte nie so tief in die Trauer einsteigen, wie Du es tatest. Hat es Dir wirklich gut getan ? Gibt es zum Gedenken nicht viel schönere Bilder in Dir ? Bist Du beim Erstellen Deiner Internet-Seite nicht zusammengebrochen ? Sich den Tod so extrem bewusst zu machen, wie Du es tatest, kann und möchte ich auch gar nicht. Ich glaub es würd mich richtig fertig machen.

Kerstin63
17.02.2006, 12:58
Hallo Nessie,

es tut mir leid wenn Dich das so schockiert hat, das wollte ich nicht, war mir auch ehrlich nicht bewusst, dass das so wirken könnte.

Ob das alles so "gut" für mich war... ich weiss nicht, es war nun mal der Weg den ich gegangen bin, ich hab's mir ja nicht bewusst ausgesucht sondern so lief es dann eben ab. In der Zeit konnte ich nicht anders, oder vielleicht wollte ich auch nicht, für mich musste das sein. Vielleicht gerade weil das Thema Tod und Trauer in unserer Familie immer ein extremes Tabu war, ich oft auch noch im Erwachsenen-Alter so Angstträume (auch z.T. Tagträume) hatte in denen ich panisch auf den Gedanken an den Tod reagierte. Ich hatte immer Angst/Grusel vor Friedhöfen usw. das hat sich alles geändert.

Aber es ist ganz gut dass Du das mal gesagt hast, wie gesagt bin ich mir dessen einfach nicht bewusst gewesen, und vielleicht sollte ich damit in Zukunft anderen gegenüber rücksichtsvoller oder vorsichtiger umgehen.

Die Bilder (in meinem Kopf, und die ich male) haben sich übrigens schon wieder sehr verändert. Aber das was da auf der HP zu sehen ist, ist das was ich in der Zeit gesehen und empfunden und gemalt habe.

Kerstin

nessie
17.02.2006, 13:40
Liebe Kerstin,
Ja, sicher war ich schockiert. Ich war aber nicht für mich schockiert, sondern für Dich. Wenn dies der für Dich richtige Weg war, dann ist es auch gut so !! Jeder trauert anders und Du hast Deinen Weg gefunden. Du hast Dir den Tod auf diese Weise bewusst gemacht. Aber mal ehrlich, Dir blieb so auch gar nichts anderes übrig. Du hast geschrieben, dass Du jetzt ganz andere Bilder siehst. Füge sie doch mit ein und zeige Deinem Papa, wie es Dir jetzt geht.
Schockiert war ich vielleicht auch deshalb, weil ich mich immernoch vom Friedhof fernhalte. auch rede ich immernoch mit meinem Papa. Ich sehe meinen Papa eher in seinem geliebten Garten, oder irgendwo in der Karibik auf einen Liegestuhl mit nem Bier in der Hand.
Du kannst Dir sicher vorstellen, dass wenn ich eine Gedenkseite für meinen Papa schaffen würde, so würde ich seine Zeit hier auf Erden wiedergeben. Ich würde allen zeigen, was für ein toller Mensch er war.
Als ich auf deiner Seite war, habe ich dies vergeblich gesucht. Ich dachte, ich könnt ihn ein wenig kennenlernen. Ja, er ist nicht mehr da, aber er lebt in uns weiter und wir haben viele schöne Erinnerungen. Diese Erinnerungen sind das Einzige, was uns geblieben ist.
Dieses extreme Bewusstsein machen, kann ich nicht und will ich auch nicht. Ab und an kommt es mal durch und dann geht es mir auch richtig schlecht, aber solange ich mit Papa noch rede und ich ihn irgendwie manchmal noch bei mir hab, komm ich klar. Ich vermiss ihn halt, weil ich ihn nicht mehr besuchen kann, so wie früher. Seine sterblichen Überreste machen mich nur fertig und es mir bewusst.

Lieben Gruß

Nessie