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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kleinkinder versorgen bei Chemo


Gisela63
23.01.2006, 00:01
Meine Schwester (Ende 30) ist kürzlich an Brustkrebs erkrankt und musste gleich 3mal hintereinander operiert werden (Amputation). Jetzt steht die Chemo an. Sie hat drei kleine Kinder und einen Mann, der beruflich viel reisen muss, sie war immer komplett allein für Kinder und Haushalt zuständig. Nun machen wir uns in der Familie alle Sorgen bzw. überlegen, wie wir helfen können. Leider wohnt niemand von uns in der Nähe, und als berufstätige Alleinerziehende kann ich auch nur gelegentlich hinfahren, aber andere Familienmitglieder kommen nach Möglichkeit. Nun habe ich als Gesunde eine Frage an Euch / Sie, die so etwas schon selbst erlebt haben: wieweit ist es für eine Frau zu schaffen, während einer Chemotherapie die Kinder zu versorgen? Auf wieviel Hilfe hat frau Anspruch (bei der Krankenkasse)? Welche Art von Unterstützung hätte / hat Euch / Ihnen während der Krankheit geholfen?
Herzlichen Dank für jegliche Rückmeldung!
Gisela

Elli
23.01.2006, 00:16
Hallo Gisela,
ich hatte 2001 4 Zyklen EC und 4 Zyklen CMF Chemos.
Mir ging es trotz Chemos doch relativ gut.Zumindest keine Übelkeit.
Allerdings war ich doch sehr müde und schlapp (ähnlich wie bei einer Grippe).
Meine Kinder waren damals 7 und 9 Jahre alt.Ich habe mir damals von meinem Gyn ein Rezept für eine Haushaltshilfe besorgt.Soweit ich weiß gibts dieses Rezept,wenn das jüngste Kind noch keine 12 Jahre alt ist.
Mit diesem Rezept geht man zur Krankenkasse. Der medizinische Dienst muss das dann genehmigen (ging bei mir ohne Probleme ich glaube innerhalb einer Woche).Entweder besorgt die Krankenkasse eine Haushaltshilfe (z.B. Caritas )
oder Deine Schwester kann sich auch privat jemanden suchen. Damals war es jedenfalls so,da ich mir privat jemanden besorgt hatte,gabs nur einen Festzuschuss .
Ich hatte damals auf meinem Rezept stehen:Haushaltshilfe für 3 x 2 Stunden die Woche. Ich bin damit auch ganz gut zurechtgekommen,da mein Mann im Schichtdienst gearbeitet hat,und so immer entweder morgens oder nachmittags zu Hause war.
Am besten Ihr ruft einfach mal bei der Krankenkasse an und erkundigt Euch.Ausserdem kann Deine Schwester bei der Deutschen Krebshilfe noch eine einmalige Zahlung beantragen (die Höhe richtet sich nach dem Einkommen,abzüglich Unkosten für Miete,Strom usw.) und beim Versorgungsamt einen Schwerbeschädigtenausweis(hiermit gibts dann evtl.Steuervorteile).Den Antrag bei der Deutschen Krebshilfe und beim Versorgungsamt hat die Sozialarbeiterin in meinem Krankenhaus für mich ausgefüllt.
Für Deine Schwester alles,alles Gute.

Liebe Grüsse
Elli

Vanilla
23.01.2006, 00:49
Liebe Gisela,

ich kann Ellis Angaben nur bestätigen.

Die KK zahlt eine Haushaltshilfe, wenn Kinder unter 12 Jahren in der Familie leben. Ich bekam dafür einen antrag, den mein Arzt ausfüllen musste und die Genehmigung kam ohne jegliche Probleme. Ich hätte die Hilfe sogar für 2 Stunden täglich bekommen, habe es aber kürzen lassen, da ich so oft dann doch niemanden brauchte. Mir ging es hauptsächlich um solche Dinge wie bügeln und putzen und sooooo dreckig wars bei mir dann trotz Chemo doch nicht ;) .

Auch die beantragte Verlängerung beteitete keinerlei Probleme. Kleiner Tipp: Auf dem Antrag mit angeben, dass die Kinder betreut werden müssen (von der Schule abholen o.ä.) Was man dann wirklich von der Hilfe machen lässt...bei mir war es jedenfalls kein Problem :D

Alles Liebe für deine Schwester

Vanilla

zimtstern
23.01.2006, 08:13
Hallo Elli,

wann bekommt man die einmalige Zuzahlung von der Krebshilfe? Wem steht sie zu?

Liebe Grüße
Andrea

Elli
23.01.2006, 09:46
Hallo Andrea,
antworte Dir einfach mal hier.
also ich bin 2001 zum erstenmal erkrankt.Die Sozialarbeiterin im Krankenhaus hat dann für mich sofort den Antrag bei der Deutschen Krebshilfe gestellt. Wir mussten dann einen Verdienstnachweis beibringen,unsere gesamten Unkosten (z.B. Belastungen fürs Haus,Nebenkosten und auch noch sonstige Verpflichtungen,Versicherungsbeiträge usw.).Dann wurde der Antrag ausgefüllt und wir bekamen nach ca 4 Wochen eine Einmalzahlung.Die Höhe weiß ich leider nicht mehr.Soweit ich weiß richtet sich die Zahlung nach dem Familienstand und dem Einkommen. Ich würde es auf jedenfall versuchen.
Wir waren damals sehr froh über den Zuschuss,denn durch meine Krankheit kamen doch Kosten auf uns zu,mit denen wir nicht gerechnet hatten.
Von meinem Vater weiß ich ,das er auch diese Einmalzahlung bekommen hat.
Er hatte 1990 ein Lippen-Carzinom.Ihn hat die Krankenkasse darauf aufmerksam gemacht.
Wenn ich das richtig im Kopf habe,gibts diese Einmalzahlungnur bei der Ersterkrankung.

Liebe Grüsse
Ellli

zimtstern
23.01.2006, 13:47
Danke, Elli,

dann werde ich das mal probieren.

Liebe Grüße
Andrea

Gaby52
23.01.2006, 15:11
Hallo Gisela,
eine Bekannte von mir hat auch von der KK eine Haushaltshilfe genehmigt bekommen. Allerdings half ihre Mutter. Die bekamm dann keinen Cent. Verwandtschaft 1. Grades bekommt nichts. Sie musste sogar Eigenanteil von 10 € für die Fahrkosten, sie kommt aus Bayern, bezahlen. Ich finde das sehr ungerecht. Für die Kinder ist es doch besser wenn sie jemand betreut, den sie kennen. Ich kann so eine Regelung nicht nachvollziehen.
Wünsche deiner Schwester alles Gute.
Liebe Grüße von Gaby

Anne34
23.01.2006, 19:30
Liebe Gisela,
ist vorher schwierig zu sagen, wieviel Hilfe Deine Schwester wohl braucht mit den Kindern, da die Chemo sehr unterschiedlich vertragen wird. Ich denke vor allem in den Tagen direkt nach der Chemo, wäre eine Unterstützung für den Haushalt nicht schlecht, vor allem wenn die Kinder noch nicht in den Kindergarten gehen und den ganzen Tag zu Hause sind.
Ich habe 8 Chemos bekommen und hatte immer Hilfe durch die Familie, da ich es alleine mit den Kindern nicht geschafft hätte (Tochter 1,5 Jahre/ Sohn 5 Jahre) alt. Mein Vater hat sehr oft bei uns gewohnt.
Zudem ist noch jemand zum Putzen gekommen.
Meine Schwester war mir auch immer eine große Unterstützung während der Chemo, auch wenn sie mich nicht so oft besuchen konnte. Aber wir haben oft miteinander telefoniert.
Alles Gute für Deine Schwester!
Viele Grüße sendet Dir Anne34

Gisela63
23.01.2006, 21:43
Liebe Elli,
herzlichen Dank für Deine Antwort, ich bin ganz begeistert, wie aktiv das in diesem Forum läuft. 3x2 Stunden die Woche kommt mir nicht sehr viel vor, weil die familiäre Situation eh schon ziemlich belastend ist, der Mann oft auf Reisen und sonst auch keine große Hilfe. Aber vielleicht geht es meiner Schwester ja wie Dir auch nicht so furchtbar schlecht, und vielleicht bekommt sie auch ein paar mehr Stunden, der Rest muss halt privat abgedeckt werden. Ich würde halt gern helfen und fühle mich etwas hilflos.

Dir die allerbesten Wünsche

Gisela

Gisela63
23.01.2006, 21:50
Liebe Gisela,
ist vorher schwierig zu sagen, wieviel Hilfe Deine Schwester wohl braucht mit den Kindern, da die Chemo sehr unterschiedlich vertragen wird. Ich denke vor allem in den Tagen direkt nach der Chemo, wäre eine Unterstützung für den Haushalt nicht schlecht, vor allem wenn die Kinder noch nicht in den Kindergarten gehen und den ganzen Tag zu Hause sind.
Ich habe 8 Chemos bekommen und hatte immer Hilfe durch die Familie, da ich es alleine mit den Kindern nicht geschafft hätte (Tochter 1,5 Jahre/ Sohn 5 Jahre) alt. Mein Vater hat sehr oft bei uns gewohnt.
Zudem ist noch jemand zum Putzen gekommen.
Meine Schwester war mir auch immer eine große Unterstützung während der Chemo, auch wenn sie mich nicht so oft besuchen konnte. Aber wir haben oft miteinander telefoniert.
Alles Gute für Deine Schwester!
Viele Grüße sendet Dir Anne34
Liebe Anne34,
herzlichen Dank für Deine nette Antwort! Ich bin noch ziemlich ahnungslos, was Krebs angeht. Jedenfalls ist der Hinweis gut, dass es direkt nach der Chemo am schlechtesten geht. Die Kinder sind 3, 5 und 8, und das ist schon ganz schön anstrengend, selbst wenn man fit ist. Was hat Dir denn gut getan, wenn es Dir schlecht ging?
Allerbeste Wünsche
Gisela

Elli
24.01.2006, 09:38
Liebe Gisela,
du hast natürlich recht das 3x2 Stunden Hilfe im Haushalt nicht sehr viel sind.
Aber meine zwei waren damals ja auch schon etwas älter und meine bessere Hälfte war ja auch durch seinen schichtdienst immer einen halben Tag zu Hause. Entweder von morgens bis frühen Nachmittag oder vom frühen Nachmittag bis nächsten Morgen. Dadurch gings eingentlich ganz gut.
Mein Gyn hat mich damals gefragt wieviel Stunden ich die Haushaltshilfe benötige und da hatte ich angegeben 3 x 2 Stunden die Woche. Bei drei ,doch relativ kleinen Kindern sieht die Sache natürlich anders aus.
Meine Chemozeit fiel z.T. auch in die Sommerferien und da waren auch keine Hausaufgaben zu machen ,mein Mann hatte drei Wochen Urlaub und unsere Große war zwei Wochen mit einer Jugendgruppe weg. Das war natürlich schon eine Riesenerleichterung.
Durch die Medikamente gegen Übelkeit,bin ich ja gottseidank auch von dieser
Ko..... verschont geblieben.Im Haushalt habe ich dann aber nur das nötigste getan.Aber die Zeit ging vorbei.
wenn ich dann zur Chemo im Krankenhaus war,hatte mein Mein immer Urlaub und Freunde von sind oft eingesprungen (die Kinder konnten dann z.T. schon von der Schule aus dahin zum spielen)somit konnte ich mich dann auch schon mal hinlegen.
Ich hoffe Deine Schwester verträgt die Chemos gut (meine keine Übelkeit und dergl.).Die Zeit ,auch wenn sie jetzt hartt ist,geht auch vorbei.

Liebe Grüsse
Elli

Anne34
24.01.2006, 18:17
Liebe Giesela,
es ist schön, daß Du Dich so um Deine Schwester sorgst!
Ich denke, daß es schwierig ist, genau zu sagen, was jemandem während der Chemozeit guttut, da das wohl sehr unterschiedlich ist, was jede Frau braucht.
Bei mir war es so, daß ich vor allem das Bedürfnis nach Ruhe hatte und eben auch viel Zeit für mich gebraucht habe. Zeit, wo die Kinder eben auch nicht da waren, daß man sich dann auch mal gehen lassen kann und sich nicht so zusammenreißen muss, auch mal weinen kann. Also eine große Hilfe wäre es schon, wenn Du ihr eben ab und zu mal die Kinder abnimmst, auch wenn es für Dich schwer zu organisieren ist. Für die Kinder ist es auch schön, wenn Du mit ihnen etwas unternimmst, da das für Deine Schwester vielleicht zu anstrengend ist.
Ansonsten ist es natürlich gut, wenn man sich zumindestens mittags mal hinlegen kann, um sich auszuruhen oder zu schlafen.
Bei dem dreijährigen Kind Deiner Schwester würde ich mir überlegen, ob es nicht möglich wäre, es schon in den Kindergarten zu geben, natürlich nur, wenn es schon entwicklungsmäßig so weit ist. Es könnte ja vielleicht in die Gruppe des Geschwisterkindes gehen, falls ein Platz vorhanden ist.
Für Deine Schwester ist es sicherlich einfach schön zu wissen, daß Du für sie da bist und sie unterstützt!
Viele Grüße sendet Dir Anne34

Monika Rasch
24.01.2006, 19:31
@Anne34
aber auch
an Gisela

Die Idee mit dem Kindergarten finde ich nicht sooo genial.
Meine Kinder z.B. haben beide während des ersten halben Jahres ALLES an Infektionen mit nach Hause gebracht,was sie erwischen konnten.

Und wenn man dann sowieso durch die Chemo lahmgelegt ist und das Immunsystem am Boden liegt, kann man so kleine Rotznasen üüüüberhaupt nicht brauchen.

Das beste wäre, wenn eine tägliche stundenweise ausser-Haus-Betreuung organisiert würde, bei Oma- Tante- Freunden.
Es muss alles etwas langsamer gehen, auch der Ehemann ist natürlich gefragt.
Deine Schwester muss zuverlässig wissen, dass ihr viel abgenommen wird--wenn sie es will--also auf Abruf.

Ihre Aufgabe ist es, alles zu tun, damit sie wieder gesund wird.

Gisela63
24.01.2006, 22:06
@Monika Rasch und Anne34

Liebe Monika und Anne34,
zunächst einmal lieben Dank für Eure Gedanken. Alle Kinder meiner Schwester gehen bereits in Kindergarten und Schule, und dass sie Infekte heimbringen liegt nun also wirklich drin. Wenn ich das richtig verstanden habe, heißt das bei Chemo, wenn die Leuko-Werte niedrig sind, u.U. sofort Krankenhaus. Dann müsste es also eine schnelle Soforthilfe geben, leider ist keine Familie in der Nähe, der Mann auch oft nicht da, das muss also evtl. für den schnellen Notfall anders organisiert werden. Ich finde das wahnsinnig belastend und kann nur alle Frauen bewundern, die mit ihrer Erkrankung fertig werden müssen und dann auch noch für die Kinder sorgen müssen, und für die Kinder ist das ja auch ganz schön schwierig. Ich kann mich noch gut an den Stress erinnern als mein Sohn klein war, und wenn ich dann niemand in der Nähe hatte, wenn ich selber krank wurde (und dabei war ich nicht schwer krank).
Ich will jedenfalls in den Winterferien mal hinfahren und mit den Kindern was unternehmen, für die ist es sicher gut, wenn sie mal rauskommen, und für meine Schwester sicher auch, wenn sie Ruhe hat. Eine Chemo dauert halt schon verdammt lange.

Liebe Grüße, Euch alles alles Gute
Gisela

Anne34
25.01.2006, 10:56
Liebe Gisela,
jetzt müsst ihr erstmal abwarten, wie Deine Schwester auf die Chemo reagiert, und wie ihre Blutwerte aussehen, ob die weißen Blutkörperchen überhaupt so weit fallen. Die Leukos sind zwischen dem 10ten und 14ten Tag nach der Chemo am niedrigsten, dann steigen sie wieder an. Nur bei extrem niedrigen Werten müsste man ins Krankenhaus, aber selbst da gehen die Ärztemeinungen auseinander. Ich habe eben dreimal Spritzen bekommen, damit sich die Leukos wieder aufbauen. Die schlagen eigentlich so nach 1-2 Tagen schon an. Ich hatte dreimal einen Infekt und auch da musste ich nicht ins Krankenhaus, habe zu Hause Antibiotika genommen.
Wichtig ist eben vor allem, daß man bei kleinsten Beschwerden schon einen Arzt aufsucht und nicht erst abwartet, bei Fieber in jedem Fall sofort.
Dass die eigenen Kinder einem Keime mit nach Hause schleppen, da kann man nichts machen. Aber Freunde der Kinder sollten wenn möglich eben nicht zu Besuch kommen, wenn sie erkältet sind. Das gleiche gilt natürlich auch für erkältete Erwachsene!
Viele Grüße sendet Dir Anne34

PetraK
25.01.2006, 11:48
Liebe Gisela,
auch wenn einige wegen der Infektgefahr Kindergarten für nicht so gut halten, wenn nicht gerade liebe Großeltern zur Verfügung stehen, sollten die Kleinen auf jeden Fall weiter täglich ihren normalen Tagesablauf haben, damit für sie nicht Mamas Erkrankung ständig präsent ist. Gerade im Alter der beiden größeren machen sie sich nämlich schon ganz viele Gedanken. Meine Tochter war damals während meiner Chemo 5 Jahre alt, sie musste in den Kindergarten, weil es keine Großeltern oder ähnliches mehr gab. Nur direkt am Tag der Chemo hat eine andere Mutter sie abgeholt und bis abends als mein Mann Feierabend hatte, bei sich behalten. Heute ist meine Tochter 10 Jahre und erinnert sich noch genau an damals. Sie hat heute noch psychische Probleme und ihre Therapeutin, bei der sie damals war, hat uns gesagt, dass es ihr noch viel schlechter gehen würde, wenn ihr Alltag nicht so normal wie möglich gewesen wäre. Es ist während der Behandlung manchmal verdammt hart, sich nicht soviel anmerken zu lassen, aber wenn man an seine Kinder denkt, sollte es schon gehen.

Liebe Grüße aus HH

PetraK