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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Depris nach der Chemo


Engelchen44
13.02.2006, 17:12
Hallo zusammen,

habe meine 1 Chemo vor knapp 2 Wochen bekommen und seit dem fühle ich mich schlapp und kaputt.Was ja eigentlich normal ist wie mir gesagt wurde??
Seit 2 Tagen aber laufen mir ohne Grund die Tränen :cry: und meine nerven liegen blank manchmal habe ich das Gefühl ich drehe durch versuche mich abzulenken aber es klappt einfach nicht meine Fam meinte gestern nur ich sollte mich mal zusammen nehmen???
Danke fürs zuhören
Liege Grüße vom traurigen :cry:
Engelchen

susaloh
13.02.2006, 18:17
Hallo Engelchen!
Ich bin ja noch keine Chemoexpertin, aber ich würde mal hier zur Diskussion stellen - kann das nicht möglicherweise auch an den Hormonen liegen? Schließlich stoppt die Chemo doch wohl yiemlich abrupt die Hormonproduktion, oder?
Mal sehen was die andern sagen!
Es ist übrigens völlig richtig, dass du nach Ursachen suchst, anstatt in Tränen zu ertrinken! Fast immer gibt es irgendeine Lösung - "zusammenreißen" ist keine!
Liebe Grüße
Susanne

BarbaraO
13.02.2006, 18:28
Hallo Engelchen und Susanne,

das hat bestimmt nichts mit Depressionen zu tun. An den Hormonen liegt es mit Sicherheit auch nicht.
Der Grund ist einfach der, dass Du, Engelchen, gerade in einer ganz besch.... Situation bist. :pftroest: Da ist es nur natürlich, dass Du oft weinst. Laß Dich da nicht von Deiner Familie verrückt machen. Du reagierst ganz normal.

Noch ist alles neu für Dich. Die Chemo ist eine sehr große Belastung. Dann hast Du sicher auch noch einen Behandlungsmarathon vor Dir (Bestrahlungen, Antihormontherapie?).
Wahrscheinlich gefällt Dir Deine "Frisur" im Moment auch nicht. Ja, worüber sollst Du denn nun lachen?

Kopf hoch, Engelchen. Das geht vorüber. Das hatten wir alle am Anfang. Heule ruhig, wenn Dir danach ist.
Irgendwann wirst Du froh sein, dass der Krebs rechtzeitig entdeckt und behandelt wurde. Auch das kommt von ganz allein.

Liebe Grüße
:knuddel: Barbara

Norma
13.02.2006, 18:40
Liebes Engelchen,

du hast einen wundenvollen Namen gewählt. :rotier2:

Es ist bekannt, dass die Chemomittel Depressionen auslösen. :cry:
Bei mir war es so schlimm, dass mein Mann sofort das Krankenhaus kontaktiert hat und dort wurde ihm das voll bestätigt. :megaphon:
Und als es mir nach den Chemos besser ging, erlebte ich das gleiche bei zwei anderen Frauen aus dem Bekanntenkreis.
Auch diese waren von den Depris vollkommen überrumpelt worden. :confused:

Mir hat Ablenkung gut getan.
Einfach nur DAS tun, worauf ICH Lust hatte.
Kino gehen, Essen gehen, spazieren gehen, Eisdiele. ;-)

Hab Geduld! :1luvu:

Auch dir wird es wieder besser gehen! :knuddel:

Liebe Grüße
Norma

Gaby52
13.02.2006, 19:20
Hallo Engelchen,
mir ging es genau so. Ich habe mich gar nicht wieder erkannt. Ich war immer die Starke, die alles schaffte und auf einmal lag ich am Boden. Die OP habe ich gut weggesteckt. Aber die Chemo macht mir heute noch zu schaffen. Wenn ich an diese Zeit denke oder darüber spreche fang ich gleich an zu heulen. Bin auch seit kurzer Zeit in Therapie und hoffe, dass ich wieder zu meiner Gelassenheit zurück finden werde. Die Familienangehörigen wissen meist mit dieser Situation nicht um zu gehen. Man muss mit ihnen Klartext reden und ihnen deutlich machen, dass man sich wirklich sch... fühlt und nicht nur ein bisschen übel.
Dir wünsche ich viel Kraft für die restlichen Chemos und dass es dir bald besser gehen wird.
Ganze liebe Grüße von Gaby

lizzy
13.02.2006, 19:41
Hallo Engelchen,

bei mir gibt es immer wieder Tage, da laufen einfach die Tränen. Die Zeit der Chemo ist einfach sehr belastend nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Ich mußte auch erst lernen, damit umzugehn. Jetzt weiss ich auch, dass das von der Chemo kommt und ganz "normal" ist. Ich lass die Tränen laufen und gönn mir danach was Schönes. Es ist einfach nicht leicht diese Zeit.
Vor mir liegen jetzt noch 4 Taxol; 4 EC hab ich überstanden.

Diese Zeit vergeht Gott sei Dank !!!
Halte durch und lass einfach die Tränen mal laufen, wenn es sein muss.

Carmen

Biggi
13.02.2006, 20:08
Hallo Engelchen,

ich habe keine Chemo bekommen - und war trotzdem sehr oft am Weinen oder zumindest den Tränen nahe. Auch heute geht es mir noch manchmal so, obwohl meine Erkrankung schon einige Zeit zurückliegt. Ich glaube aber nicht, dass ich Depressionen habe. Das ist halt einfach diese total bescheiden schöne Lage, in der wir uns befinden. Ich denke, Du hast in Deiner Situation nicht nur viele Gründe sondern auch das Recht zum Weinen . Also, laß es einfach raus. Tränen sind oft sehr befreiend. Und wer Dich nicht versteht, dem ist nicht mehr zu helfen. So sehe ich das jedenfalls und bin außerdem der Meinung, dass Deine Familie ruhig etwas mehr Verständnis für Dich aufbringen könnte und Dich mit Streicheleinheiten verwöhnen sollte. Außerdem sollten sie sich lieber mit ihren Äußerungen zusammennehmen!!!
Leider ist mir Gaby mit dem Schutzengel zuvorgekommen :). Aber ich schick Dir dafür eine Zauberfee: http://www.juanna.ch/gifsammlung/060206/fa21.gif

Elli
13.02.2006, 23:13
Hallo Engelchen,
bei mir war es ähnlich. Ich erinnere mich noch genau an einen Chemotag. Ich habe nur geheult,geheult und nochmals geheult.
Ich habe gar nicht gewusst das ich soviele Tränen produzieren konnte. Mein ganzes Kopfkissen war schon nass vor lauter Tränen.
Also mach Dir keine großen Sorgen,auch diese Zeit geht vorbei.
Ich denke das bei mir die fehlenden Hormone (durch die Chemo)eine Rolle spielten.Vieleicht ist mir damals auch bewusst geworden was ich überhaupt für eine Sch...krankheit habe.Aber egal.Zusammenreißen kann Frau sich da wirklich nicht.Soll doch die liebe Familie erst mal das schaffen,was Du gerade schaffst.
Also weine einfach wenn Dir danach ist. Die Zeit geht auch vorbei.
Ich reiche Dir vorsorglich schon mal ein ganz grosses Bettlaken wüber.
Das habe ich damals auch gebraucht.

So und jetzt nehme ich Dich einfach mal ganz fest in den Arm.

Liebe Grüsse
Elli

BarbaraO
14.02.2006, 10:37
Hallo zusammen,


ich möchte hier mal was zu Depressionen sagen. Dieser Begriff wird ziemlich oft strapaziert. Oft wird jede Form von Trauer, mieser Laune oder Verzweiflung als "Depris"(schrecklicher Ausdruck, trifft den Ernst der Sache nicht mehr) bezeichnet.

Depressionen sind eine ernsthafte Erkrankung, die vielschichtige Auslöser haben kann. Ich habe seit über 30 Jahren damit zu tun und weiß von meinem behandelnden Arzt, dass diese Krankheit eigentlich wirklich nur verstehen kann, wer selbst darunter leidet.

Es ist absolut nicht möglich, sich oder jemand anderes durch Ablenkung aus den Depressionen herauszuholen. Bei normaler Trauer und Verzweiflung kann das aber klappen.
Wir haben eine schlimme lebensbedrohliche Krankheit. Da ist es normal, dass man oft scheinbar ohne Auslöser weint.
Aber bitte seid froh, wenn ihr nicht in das große schwarze Loch der Depressionen fallt. Auch wenn auf manchem Beipackzettel auf Depressionen hingewiesen wird, sind die echten zum Glück sehr selten.

Kein Depressiver würde mit Dir ins Kino gehen, Norma. Er würde nämlich den Film nicht wahrnehmen. Restaurant und Eisdiele werden zu schrecklichen Orten, denn der Bezug zu anderen Menschen ist weg. Sie werden wie hinter einer Glaswand wahrgenommen und können Angst auslösen.
Allerdings tut der Depressive gerne das, was er selbst möchte. Nämlich heulen und seine Ruhe haben.
Da kommt man eigentlich nur mit professioneller Hilfe wieder raus. Das kann nur ein Psychiater oder Neurologe/Psychologe sein.
Allgemeinmediziner sind da wegen der Komplexität (nach Aussage meiner Hausärztin) überfordert.

Laßt doch bitte miese Gefühle wieder zu, ohne dass es gleich eine neue Erkrankung oder Nebenwirkung sein muß. Depressionen sind schwerer zu heilen als Krebs.

Wir brauchen unsere ganze Kraft, um wieder gesund zu werden. Deshalb finde ich es wichtig, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und Schwächen zu akteptieren.

Liebe Grüße

Barbara

Biggi
14.02.2006, 18:43
Hallo Barbara,

das hast Du wirklich schön geschrieben und den Nagel dabei genau auf den Kopf getroffen. Ich lasse immer Gefühle zu. Wenn ich heulen muß, dann heule ich einfach. Ich bin schon öfters deswegen belächelt worden. Das ist mir aber scheißegal. In letzter Zeit war mir auch eher zum Heulen als zum Lachen. Du weißt ja warum. Und ich bin genau wie Du der Meinung, dass das Heulen in unserer Situation ganz normal ist und nichts mit wirklichen Depressionen zu tun hat. Ich denke jedenfalls nicht, dass ich depressiv bin, bloß weil ich momentan nah am Wasser gebaut habe! Gefühle müssen raus!!!