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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilflosigkeit-Wut-Verzweiflung


sylvia32
28.03.2006, 10:51
Hallo,
ich weiß nicht so recht, wo ich beginnen soll.

Eigentlich fing es im Jahre 2003 an. Im Sommer erkrankte ich, damals 28 an Krebs. Es folgten OP, Bestrahlung und Chemotherapie. Zum Glück ging alles gut aus und bis heute bin ich "Tumorfrei". So langsam fing ich an, alles zu vergessen und wieder einigermaßen "normal" zu leben.
Letzte Woche dann der Hammer, meine Mutter musste zur Darmspiegelung. Sie hatte das eine oder andere Problem, hörte aber nicht wirklich auf Ihren Körper. Die für uns erschütternde Diagnose Rektum Ca mit Metastasen auf der Leber. Ich bin verzweifelt, habe Angst und durchlebe derzeit die Hölle. Alles bricht auf und ich fühle mich leer und hilflos. Ich versuche, aber trotz allem, die Sache nüchtern anzugehen und für meine Mutter die optimale Therapie zu finden. Wer kann mir etwas zu verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten sagen? Ich weiß, das als erstes eine OP ansteht. Danach sollen Chemos folgen - mit FolFox und Avastin - Wer hat erfahrung mit diesen Chemos? Was sind die Alternativen? Am Montag habe ich einen Termin in Essen bei Prof. Wilke. Ich hoffe er kann in irgendeiner Form weiterhelfen. Ich habe Angst vor Zerstörung und Tod!!

Sylvia

marion-helene
28.03.2006, 16:52
Hallo Sylvia,

du warst für Dich selbst stark und mutig damals und das wirst du jetzt für deine Mutter auch sein, denn sie braucht dich in dieser Lage. Begleite sie zur Chemo, übersetze die ganzen Fachausdrücke usw. Die OP wird schon klappen, das ist für die Ärzte heute Routine.

Wir haben wohl einige Gemeinsamkeiten. Ich hatte 2001 Brustkrebs (Chemo und Bestrahlung) und bin seitdem auch "tumorfrei". Jetzt liegt mein Vater mit Lymphdrüsenkrebs im Krankenhaus, vor drei Jahren hatte er Darmkrebs und Chemo abgelehnt. Ich bin 42, mein Vater ist 67.

Ich kann dir leider in Sachen Behandlung bei Darmkrebs nicht weiterhelfen. Aber das werden sicher andere "Fori's" tun.

Ich drücke Euch die Daumen und wünsche Euch alles erdenkliche, was man in dieser Zeit braucht. :remybussi

Liebe Grüße
Marion-Helene

sylvia32
28.03.2006, 17:12
Liebe Marion-Helene,

danke für Deine Antwort. Ich weiß, das ich eigentlich eine sehr starker Mensch bin, aber ich habe derzeit das gefühl, das alles zusammenbricht und ich mich frage, was kann ein Mensch alles ertragen.?! Ich versuche mir, bei meiner Mutter nichts anmerken zulassen, wie ich mich fühle. Die meiste Zeit gelingt das auch. Meine Mutter ist hat sehr viel Kraft und will auch kämpfen, aber irgendwie habe ich das Gefühl der Aussichtslosigkeit. Ihr geht es im Moment noch relativ gut und ich kann mir nicht vorstellen, das es bald anders sein wird. Ich weiß, wie groß das Leiden sein kann und das alles macht mich so wütend und traurig. Meine Mutter hat große Hoffnung... sie benutzt oft den Satz.."wenn ich wieder gesund bin"... wenn sie dieses ausspricht, erlebe ich einen innerlichen Zusammenbruch.
Wie geht es Deinem Vater und vor allen Dingen wie gehst Du mit der Situation um?
Ich wünsche Euch beiden beiden viel Kraft und Stärke für die kommende Zeit!

Liebe Grüße

Sylvia

chaosbarthi
28.03.2006, 20:53
Hallo Sylvia,

tut mir echt leid *sprachlosbin* .

Jutta hat einen umfangreichen Thread zum Thema Chemo eingestellt, auf der letzten Seite findest du die neueren Erkenntnisse:

Chemotherapien bei Darmkrebs, Seite 4 (http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.html?t=7243&page=4)

Besonders interessant finde ich diesen Hinweis (auch bei Jutta mit drin):

http://www.journalonko.de/aktuellview.php?id=1218

Auch wenn du momentan ganz andere Dinge im Kopf hast, seid ihr schon auf HNPCC (erblicher Darmkrebs ohne massenhafte Polypenbildung) untersucht worden?

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und drücke deiner Mum ganz doll die Daumen!

:) LG chaosbarthi

sylvia32
29.03.2006, 10:15
Hallo Chaosbarthi,

danke für Deine Hinweise. Nein wir sind noch nicht getestet worden. Habe aber regelmäßig meine Nachuntersuchungen (Diagnose war damals anal-ca).

Ich werde für meine Mutter stark sein und alles erdenkliche tun. Ausser mir hat sie ja keinen mehr. Ich bin sozusagen, der letzte in der Familie.

Sylvia

marion-helene
29.03.2006, 23:41
Hallo Sylvia,

ihr beiden braucht euch gegenseitig - das war damals bei deiner Erkrankung auch so. Jetzt sind die Plätze vertauscht. Das würdest Du deiner Mutter natürlich gerne ersparen, und so denkt wohl jeder. Fakt ist aber, dass Ihr jetzt da durch müsst. Und wir hier auch...

Mein Vater fängt nächste Woche mit Chemo an. Der ganze Bauchraum ist voll von bösartigen Lymphknoten. Organe sind nicht befallen. Ich werde ihn begleiten und für alle seine Fragen eine Antwort finden, auch wenn seine Chemo mit meiner sicher nicht zu vergleichen ist. Näheres weiß ich noch nicht. Ich konnte ihn nicht mal im KH besuchen, weil ich selbst seit einer Woche Fieber, Halsschmerzen und Husten (in munteren Wechsel) habe und ihn damit nicht anstecken möchte. Die Prognosen der Ärzte sind nicht besonders gut, sagt meine Mutter. Er hätte vor drei Jahren die Chemo machen sollen. Aber er hatte höllische Angst davor, die ihm keiner nehmen konnte. Jetzt muss er zur Chemo und will es auch.

Kopf hoch, Sylvia, wir sind nicht die einzigen, denen es so geht. Wenn du Kummer hast, kannst du mir ja auch eine private Nachricht senden.

Liebe Grüße

Marion-Helene