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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo bleibt die Trauer? Wo bleibt der Schmerz?


Catarina
07.08.2006, 00:56
Hallo ihr Lieben,

ich habe eine Frage an euch. Mein Papa ist vor kurzem gestorben und ich wundere mich über mich selbst. Mir geht es naja, für so eine Situation, zu gut. Natürlich weine ich und es tut mir weh. Doch hätte mich vor einem Jahr jemand gefragt wie ich reagieren würde, wäre die bloße Vorstellung ein Schock für mich gewesen. Ich liebte und liebe ihn so sehr, und unser Verhältnis war sehr gut.
Ich bin seit Jahren sehr spirituell, das hat sich durch die Begegnungen und Freundschaften mit Menschen mit medialen Fähigkeiten ergeben. Und mein Vater war es auch. Ich bin daher fest überzeugt, dass es ihm gut geht.
Doch abgesehen davon wundert es mich dennoch, dass ich in der Lage bin zu lachen und zu genießen.
Hat jemand von euch das vielleicht auch so erlebt? Ich vermute auch, dass ich es einfach noch nicht wirklich realisiert habe und der Schlag noch kommen wird...

Liebe Grüße an euch alle,

Catarina

Andrina
07.08.2006, 09:21
Liebe Catarina

Es tut mir sehr leid, dass dein Papa gestorben ist! Mein herzliches Beileid!

Als mein Papi, mit dem ich auch ein supertolles Verhältnis hatte, gestorben ist, ist es mir am Anfang ganz ähnlich ergangen! Ich war in den ersten 2, 3 Wochen sehr gefasst und habe auch nur selten geweint! Ich hatte zuweilen sogar ein richtig schlechtes Gewissen, dass so wenig Gefühle da waren, habe ich ihn doch so geliebt! Heute weiss ich, dass ich damals unter Schock gestanden habe und ich glaube, dass mein Unterbewusstsein diese Gefühle ganz tief in meiner Seele vergraben hat, weil ich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht fähig gewesen wäre, sie zu ertragen! Nach und nach sind immer mehr Gefühle hochgekommen, ich glaube immer soviel wie ich fähig war auszuhalten, und die Trauer wurde immer grösser!

In den Trauerbüchern wird immer von den verschiedenen Trauerphasen geschrieben, die erste ist die Phase des Verdrängens und Nicht-wahr-haben-wollens!

Ich würde dir empfehlen einmal so ein Trauerbuch zu lesen, damit du deine Gefühle etwas besser verstehst und vielleicht ein bisschen eine Idee bekommst, was dich noch erwarten könnte! Mir hat es viel gebracht und vorallem auch aufgezeigt, dass ich nicht abnormal bin, sondern dass das alles zum Trauerprozess gehört!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht in dieser schweren Zeit!

Liebe Grüsse,
Andrina

Loui
07.08.2006, 13:56
Liebe Catarina,

auch von mir zuerst mein herzliches Beileid zum Verlust deines geliebten Papa´s.

Ich kann mich nur Andrinas Worten anschliessen. Die erste Zeit realisiert man es gar nicht. Ich konnte die ersten Tage sogar lachen weil ich es überhaupt nicht an mich rangelassen habe, ich hab es einfach verdrängt.

Nun ist mein Papa schon über 5 Monate tot und im Moment hab ich die Phase dass ich sage: ich will dass mein Papa wieder kommt. Ich möchte mit ihm reden, ihn besuchen, ihn anrufen. Eine Seite in mir sagt, Sylvia du weisst dass es nicht geht und die andere Seite will es nicht wahrhaben.

Liebe Catarina, lass dir Zeit mit deiner Trauer, zwinge dich nicht zum trauern, das kommt von ganz alleine. Jeder Mensch trauert anders und das ist auch ok so. Ich zb. weine bzw. weinte sehr wenig. Mich umgibt einfach immer das Gefühl von traurig sein, auch ohne Tränen. Während Papa´s Krankheit und seinem körperlichen Zerfall weinte ich viel mehr weil der Schmerz noch grösser war. Jetzt mache ich mir bewusst dass es für meinen Papa eine Erlösung war und er nicht mehr leiden muss.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft, Liebe Grüße, Sylvia

teufelchen_26
07.08.2006, 14:29
Hallo Caterina,

ich kann mich den beiden nur anschließen. Bei mir war es eine Art Schockzustand gepaart mit einen Leersein-gefühl. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte einfach keine Kraft mehr noch mehr schmerz zu fühlen. ich hab mich leer gefühlt bis hin zu einer "scheiß-egal-stimmung" bis die beerdigung kam... erst ab dem zeitpunkt habe ich begonnen zu realisieren.. es spielt auch noch was anderes rein... ich war froh dass sie nicht mehr leiden musste und endlich erlöst war..

lass dir zeit und mache dir keine ggedanken... was du durch machst ist ganzz normal... es brauch zeit...

ganz liebe grüße und viel kraft für das alles
nadine

Catarina
07.08.2006, 17:40
Hallo!

Schön zu wissen, dass meine Reaktion anscheinend normal ist. Mein Umfeld überwirft sich mit Komplimenten, wie stark ich doch sei. Naja. Ich ahnte es schon, und daneben stand meine naive Hoffnung dass es nicht mehr schmerzhafter werden kann.
In Sachen Trauerbücher kenne ich mich nicht aus. Helfen die? Es gibt so viele, und ich kenne von den Autoren nur Verena Kast. Könnt ihr mir eins empfehlen?

Nundenn, heute bin ich doch recht down. Und das Wetter stimmt sich ein. Es zerreißt mich meine Mutter so leiden zu sehen und ich wohne 500 km weit weg und muss bald nach Hause und kann ihr dann nicht mehr so helfen wie jetzt.

So, ich wünsche auch euch viel Kraft und kleine, schöne Strahleerlebnisse, trotz allem!

catarina

teufelchen_26
07.08.2006, 18:22
hallo caterina,

ich wohne auch ca. 500 km von meinem paps entfernt... da kann man leider nicht immer so da sein wie man will.. auch während der krankheit meiner mum...

liebe grüße
nadine