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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lieber Paps, liebe Mama


MMaria
19.10.2006, 14:29
Lieber Paps,
langsam jährt sich wieder dein Geburtstag. Es wäre der 77. Aber ich kann mir dich nicht als so alten Mann vorstellen. Ich erinnere mich noch an den Oktober 1986 als wir den letzten Geburtstag feierten. Du warst schon im Krankenhaus, und Mama und ich haben dich besucht. Wusstest du da eigentlich dass du Speiseröhrenkrebs hast? Wir haben nie darüber gesprochen.

Lieber Paps, ich möchte versuchen ein Art Tagebuch über die letzten Jahre zu schreiben. Es ist schön, dass es diese Möglichkeit gibt.
Ich melde mich wieder.
Deine Muck

MMaria
02.11.2006, 08:44
Liebe Mama,
heute ist dein Geburtstag und es ist der erste, den wir ohne dich feiern müssen. Aber schon in den letzten Jahren hast du nicht mehr viel vom Geburtstag mitbekommen. Nicht nur Krebs ist schlimm, auch Alzheimer ist scheußlich.
Das letzte Mal schön gefeiert haben wir 1999. Da wußte ich schon was mit dir los ist, und habe alle Verwandten und Freunde eingeladen. Ich glaube, da hat noch keiner was von deiner Erkrankung gemerkt.
Heute nachmittag gehe ich zum Friedhof und bringe dir Blumen.

Bis bald, deine Moni

Julie C.
02.11.2006, 12:22
Lieber Paps, ich möchte versuchen ein Art Tagebuch über die letzten Jahre zu schreiben. Es ist schön, dass es diese Möglichkeit gibt.
Ich melde mich wieder.
Deine Muck

Liebe Moni !

Ich möchte Dich dazu ermuntern, dieses Tagebuch zu schreiben. Es erleichtert die Seele und man kann seinen Gefühlen und Empfindungen freien Lauf lassen. Und der wunderschöne Nebeneffekt dabei ist: alle anderen Benutzer dieses Forums können mitlesen, finden vielleicht Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte, können sich anhand dieser Dinge selbst trösten oder auch ermutigen lassen. Ich selbst bin auch sehr froh, dass ich dieses Forum hier gefunden habe und das Unterforum "öffentliche Tagebücher" ist wirklich eine sinnvolle Sache. Ich habe auch ein Tagebuch begonnen. Wenn es Dich interessiert, findest Du es hier unter "Michael"

Kopf hoch, Moni - alles wird gut ! :winke:

MMaria
05.11.2006, 11:11
Liebe Julie,
danke für deine Zeilen. Dein Tagebuch habe ich gelesen und finde es sehr bewegend. Ich wünsche Dir und Michael alles Gute.
In meinem Tagebuch möchte ich mich an besondere Tage erinnern, die mich auch nach langer Zeit noch berühren. Dies soll das Schicksal meiner Eltern und meine eigene Krankheit betreffen.
Viele Grüße Monika

MMaria
06.11.2006, 12:31
Lieber Paps,
heute vor 20 Jahren haben wir das letzte Mal miteinander gesprochen. Es war der Vortag deiner Operation und du warst so voller Hoffnung, dass es dir danach besser gehen würde. Du hattest ja schon monatelang Schluckbeschwerden gehabt, nur wir wußten das lange nicht. Erst als du fast nichts mehr essen konntest warst du beim Arzt. Und der meinte es ist Schleim, auf die Idee zu röntgen ist er nicht gekommen. Viel zu spät kamst du ins Krankenhaus, und viel zu spät war die Operation.
Für mich war das damals auch ein komischer Tag. Ich war beim Frauenarzt gewesen, und der meinte ich wäre wahrscheinlich schwanger..Erst eine Woche später sollte ich erfahren, ob das stimmt. So wollte ich dir das nicht mitteilen, dachte auch, hinterher ist es um so schöner, wenn es stimmt, denn wir warteten schon länger darauf. Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Deine Muck

MMaria
07.11.2006, 09:45
Lieber Paps,
7.11.1986

Der Tag deiner Operation. Ich war bei der Arbeit im Büro. Gegen Mittag rief Mama an, weinend. Sie sagte du würdest nie wieder aufwachen, das hätten die Ärzte ihr gesagt. Heulend bin ich zur Toilette gelaufen, konnte und wollte das nicht glauben. Du lebtest doch noch. Wir haben gehofft, die Ärzte irren sich.
Deine Muck

MMaria
10.11.2006, 10:12
1986

Lieber Paps,

natürlich haben wir dich täglich im Krankenhaus besucht. Du warst an diverse Maschinen angeschlossen. Ich war nicht fähig auch nur ein Wort zu sprechen, habe nur deine Hand gehalten und geweint.
Am 10.11. wurde mir von meiner damaligen Firma gekündigt. Da konnte ich nur sagen, dass ich wahrscheinlich schwanger bin. Von dir habe ich nichts erwähnt.

Deine Muck

MMaria
11.11.2006, 12:38
1986

Lieber Paps,

am 11.11. habe ich erfahren, dass ich tatsächlich schwanger war. Damit war wenigstens erstmal mein Arbeitsplatz gesichert.
Aber natürlich hat mich vielmehr dein Schicksal bewegt. Du lagst unverändert angeschlossen an Maschinen. Ich habe weiterhin kein Wort sagen können, konnte dir nicht mitteilen, dass du Opa wirst.

Deine Muck

MMaria
12.11.2006, 14:34
Lieber Paps,
heute hat mein Mann Geburtstag.
1986 wollten wir schön Essen gehen, hatten einen Tisch reserviert. Dann kam der Anruf, dass es mit dir zu Ende ginge. Da habe ich nur gedacht, wenn es schon geschehen muss, dann bitte nicht heute, wir können dann doch nie mehr Geburtstag feiern. Dieser Wunsch wurde mir immerhin erfüllt.

Deine Muck

MMaria
14.11.2006, 20:32
14.11.1986

Lieber Paps,
als wir dich besuchten, hast du dich heftig bewegt, mit dem Kopf gewackelt...
Wir schöpften Hoffnung, doch die Ärzte sagten, die gibt es nicht. Vielleicht wolltest du dich von uns verabschieden.

Deine Muck

14.11.05

Liebe Mama,
dir wurde eine Magensonde gelegt. Wochenlang habe ich versucht das zu verhindern, aber man sagte mir, du würdest sonst verhungern. Wenn ich dich füttern wollte, hast du immer die Lippen fest zusammengepresst.
So waren wir im Krankenhaus.

Deine Moni

MMaria
15.11.2006, 08:00
15.11.1986

Lieber Paps,

morgens gegen acht kam der Anruf, du wärst verstorben.
Wir haben nur geweint, konnten es nicht glauben, hatten wir doch bis zuletzt gehofft.
Dein Tod hat mich wirklich bis ins Mark erschüttert. Alles was danach kam, hat mich nicht so sehr berührt. Auch noch heute denke ich fast jeden Tag an dich. Dass die Zeit alle Wunden heilt, kann ich nicht bestätigen.

Du hattest ein schweres Leben. Geboren als siebtes von dreizehn Kindern.
Mit einem Vater, der nie gearbeitet hat, der seine vielen Kinder zum arbeiten geschickt hat. Du hast wenig davon erzählt, aber schon als Vierjähriger musstest du mit deinen Brüdern Zeitungen austragen. Ihr ward bitterarm, habt zu dritt im Bett geschlafen und hattet zu zweit nur ein paar Schuhe.
Trotzdem hast du deinen Schulabschluss geschafft, im Krieg. Ihr ward ausgebombt und nach Pommern gebracht worden. Ich glaube die anderthalb Jahre dort waren für dich sehr schön. Du hast sogar eine Ausbildung dort begonnen, musstest die aber abbrechen, weil der Krieg zuende war und ihr wieder nach Hamburg solltet. Die Nachkriegsjahre waren sicher hart.
Mit 19 hast du als Hilfsarbeiter angefangen, in der Großdruckerei im Schichtdienst. Dort warst du bis zum Ende. Der Job war körperlich und auch sonst sehr hart für dich, aber du hast bald Mama kennengelernt und nach ein paar Jahren hattet ihr eure Wohnung und mich, euer Wunschkind. Dass du ganz bewusst nur ein Kind wolltest, kann ich verstehen. Du wolltest all die Jahre den Job nicht wechseln, obwohl du deine Arbeit gehasst hast. Hattest immer Angst, uns nicht mehr ernähren zu können.
So viele Pläne hattest du, für die Zeit als Rentner, bist es leider nicht mehr geworden. Auch deine Enkelkinder hast du leider nicht mehr erlebt. Oft denke ich, wie stolz du auf die gewesen wärst, so wie auf mich. Meinem älteren Sohn habe ich deinen Vornamen als Zweitnamen mitgegeben, und in vielem ähnelt er dir sehr.
Ich werde dich nie vergessen.

Deine Muck

MMaria
25.11.2006, 15:13
Lieber Paps,

25.11.1986

Der Tag deiner Beerdigung. Deine fünf da noch lebenden Geschwister waren dort, ebenso diverse Freunde, Kollegen und Nachbarn. Ich habe fast nichts mitbekommen, habe nur geweint. Mama hat sich gefreut, dass dein Jugendfreund, mein Pate, extra aus New York angereist ist. Auch dir wäre das sicher wichtig gewesen. Mama hat einen schönen Platz für dein Grab ausgesucht, da bin ich heute noch dankbar für.
Gerade zu dieser Jahreszeit bin ich oft auf dem Friedhof und denke an euch.

Eure Moni

MMaria
27.11.2006, 00:36
Liebe Mama,
heute war ich zum Totensonntags-Gottesdienst im Michel. Dein Name wurde verlesen und ich habe eine Kerze für dich angezündet. Das Ganze im festlichen Rahmen mit Musik von Mozart. Ich bin sicher, das hätte dir gefallen.

Deine Moni

MMaria
09.12.2006, 08:54
heute vor einem Jahr habe ich den Knoten in meiner Brust entdeckt, morgens beim Anziehen. Eigentlich war es nicht in der Brust sondern obenauf eine Wölbung. Es ist mir bis heute unbegreiflich, dass ich das nicht eher bemerkt habe. Das war ein Freitag, ich habe bei meiner Frauenärztin angerufen und mir für Montag einen Termin geholt. Sonst haben ich Niemandem etwas gesagt. Aber natürlich kam die Angst hoch, ist das Krebs? In unserer Familie ist der Krebs weit verbreitet, das wusste ich auch.

Eure Moni

MMaria
12.12.2006, 09:18
12.12.05

Nach schlaflosen Nächten bin ich morgens zitternd zu meiner Frauenärztin gefahren. Erst meinte sie, es könnte eine harmlose Zyste sein, aber beim Ultraschall sagte sie nur " eine Zyste ist das nicht". Und als sie die Überweisung zur Mammographie schrieb sagte sie "ich verstehe, dass sie sich Sorgen machen, aber ich kann ihnen die Sorgen leider nicht nehmen". Da stand für mich eigentlich schon fest, dass ich Krebs habe. Ich habe dann meinen Mann und meine beste Freundin angerufen und informiert. Abends dann die Mammographie, die waren dort ziemlich unfreundlich aber ich fand meinen Verdacht bestätigt. Am nächsten Tag sollte ich von meiner Ärztin die Diagnose bekommen.

Eure Moni

MMaria
13.12.2006, 08:22
13.12.05

Morgens bin ich mit meinem Mann zur Ärztin gefahren. Sie meinte, das wäre etwas Böses, dass auf jeden Fall entfernt werden müsste. Dann besorgte sie mir einen Termin zur Biopsie im Krankenhaus.
Wir haben dann noch unsere Söhne, da 15 und 18 Jahre alt informiert. Die ware natürlich geschockt.
Ich habe mich gefragt, warum nach dir, Papa, der mit 57 an Speiseröhrenkrebs sterben musste und dir, Mama, die schon von dem 70.Geburtstag an Alzheimer erkrankte, nun auch noch ich betroffen sein sollte. In unserer Familie war es immer so nett und harmonisch gewesen, kaum gab es Streit, ihr habt mir eine wunderbare Kindheit und Jugend bereitet.
Aber da nach geht es nicht. Auf jeden Fall war ich ziemlich durcheinander, und habe mich erstmal krank gemeldet im Büro.
Eure Moni

MMaria
15.12.2006, 09:28
15.12.2005

Der Tag meiner Biopsie. Es klingt sicher merkwürdig, aber das war das Schlimmste was mir passiert ist, schlimmer als die OP und die gesamte Chemotherapie. Ob es daran liegt, das ich drei Stunden warten musste und dabei viel aufgeschnappt habe, oder dass es ziemlich stümperhaft und schmerzhaft gemacht wurde, oder weil es genau über dem Herzen lag, oder einfach weil es das Erste war, weiß ich nicht. Nur danach war ich völlig verzweifelt und dachte nur, was kommt noch alles auf mich zu. Das Ergebnis sollte ich ausserdem erst Tage später erhalten.

Liebe Mama,

am Nachmittag war ich bei dir zu Besuch im Heim. Wir waren das letzte Mal zusammen im Cafe, und du warst richtig schlecht drauf. Hast nur vor dich hin geschimpft. Verstanden hatte ich dich schon monatelang nicht mehr, aber in so einer Stimmung hatte ich dich nie erlebt. Du hast wohl gespürt, dass mit mir etwas nicht stimmt und konntest dich nicht anders äussern. Ich habe das nur da nicht begriffen und war traurig darüber das du so böse warst.

Deine Moni

MMaria
19.12.2006, 09:48
19.12.2005

Nachdem wir übers Wochenende an der Ostsee gewesen waren, wo ich versucht habe ein wenig zu entspannen, sollten wir am Abend in die Klinik kommen, um das Ergebnis der Biopsie zu erfahren. Der Arzt meinte der Tumor wäre sehr bösartig und sollte schnellstens entfernt werden. Schon am nächsten Morgen sollte ich aufgenommen werden für Voruntersuchungen und Wächter-Knoten-Bestimmung. Am übernächsten Tag sollte ich dann operiert werden.
Da war ich wirklich geschockt. Wir sind dann noch zu meiner Frauenärztin gefahren um ihre Meinung dazu zu hören. Sie meinte " Sie müssen Vertrauen haben, die leisten dort gute Arbeit". Also habe ich noch spätabends unsere Papiere geordnet, diverses für Weihnachten organisiert und schließlich eine Tasche gepackt. Geschlafen habe ich nicht.
Moni

MMaria
21.12.2006, 08:48
Heute vor einem Jahr war meine Operation. Diese habe ich gut überstanden. Dass ich als Kassenpatientin vom Chef- und Oberarzt operiert wurde fand ich erstaunlich. Nur als die am Nachmittag zu mir kamen, um mir zu berichten, dass der Wächter-Lymphknoten befallen war und sie diverse weitere entfernt hätten, war mir die Bedeutung noch nicht klar. Ich hoffte immernoch ohne Chemo davon zu kommen. Am Abend bin ich schon wieder rumgelaufen.
Monika

MMaria
24.12.2006, 10:33
Liebe Mama,
das ist das erste Weihnachten, das wir ohne dich verbringen müssen.
Gerne erinnere ich mich an meine Kinder- und Jugendzeit. Ihr habt mir wunderbare Weihnachten bereitet. Wir waren sicher nie reich, aber ihr habt mir immer das Gefühl gegeben es wäre so. Wir waren immer nur dritt und das war schön so. Ab 1978 waren wir dann zu viert. M. hat alles gerne mitgemacht. Dann das schlimme Jahr 1986, da haben wir nur geweint um Papa. Die nächsten Jahre waren dann wieder schön, weil meine Kinder dazu kamen. Mama, du warst immer dabei. Das war lange Zeit sehr schön, bis die Zeichen deiner Krankheit unübersehbar wurden. Das letzte Mal bei uns haben wir 2001 zusammen gefeiert. Danach haben wir dich im Heim besucht. Da haben wir es uns mit deiner Nachbarin und deren Tochter gemütlich gemacht.
Das letzte Jahr war nicht so schön. Du im Heim, ich im Krankenhaus. Meine drei Männer haben erst dich besucht und ein letztes Mal mit ins Cafe genommen, aber das hast du alles kaum wahrgenommen. Danach haben sie mich abgeholt. Ich durfte ein paar Stunden nach Hause. Sie haben mir einen sehr schönen Heiligabend bereitet. Alles war, als hätte ich es selbst vorbereitet. Der Tannenbaum, das Essen etc. Auch schöne Geschenke habe ich erhalten. Am späten Abend hat mein Mann mich dann wieder ins Krankenhaus gebracht.
Deine Moni

MMaria
26.12.2006, 12:24
Liebe Mama,
heute vor einem Jahr habe ich mich von dir verabschiedet. Ich habe mich vom Krankenhaus zu dir fahren lassen. Dann habe ich versucht dir zu erklären, was mit mir los ist und dass ich dich erstmal nicht mehr besuchen würde. Das war natürlich sehr tränenreich. Was du begriffen hast, weiß ich nicht, aber du hast mir zum ersten Mal seit Monaten direkt in die Augen geschaut.
Danach habe ich noch ein paar Stunden zuhause mit meiner Familie verbracht.

Deine Moni

MMaria
28.12.2006, 10:29
28.12.05

Ich war noch immer im Krankenhaus. Aber eigentlich fand ich es nicht so schlimm. Auf der Station war mehr Personal als Patienten und obwohl ich ausserhalb Hamburgs lag habe ich trotzdem ziemlich viel Besuch bekommen. Die übrige Zeit habe ich genutzt, mir zu überlegen wie es wohl weitergeht. Ich habe alle Broschüren und Hefte die da rumlagen gelesen. Die Zeit hat mir gut getan.

Monika

MMaria
02.01.2007, 16:53
05/06

Am 30.12. wurde ein Knochensinthigramm gemacht, zum Glück alles in Ordnung. Silvester wurde ich endlich entlassen. Um Mitternacht habe ich ein paar Böller losgelassen, um dieses schlechte Jahr zu verabschieden.
Neujahr bekam ich Besuch von zwei Freundinnen. Meine Männer haben dich, Mama, besucht. Ich hatte nur immernoch keinen Befund, wusste nicht, wie es weitergeht.

Monika

MMaria
05.01.2007, 09:21
5.1.06

Da habe ich endlich meinen Befund bekommen.
pT2, pN1a, M0, G3, L1, Hormonrezeptor positiv.
Weil G3, L1 nicht gut ist, wurde mir vom Arzt die Teilnahme an der Success-Studie empfohlen. Ich war erstmal geschockt, als ich hörte dass ich vier Monate Chemotherapie, dann 7 Wochen Strahlentherapie und dann noch 2 oder 5 Jahre lang Infusionen bekommen sollte. So langwierig hatte ich mir das Ganze da noch nicht vorgestellt. Aber ich habe mich ziemlich schnell wieder eingekriegt und gedacht sechsmal Chemo, das bekommst du schon rum.

5.1.07

Lieber Paps,
gestern habe ich einen Brief von deinem Patenkind, dem Sohn deines Lieblingsbruders, bekommen, den ersten in meinem Leben.
Es geht ihm wie mir. Er ist auch Einzelkind, hat seinen Vater relativ früh durch Krebs verloren und seine Mutter ist an Alzheimer erkrankt. Da sind wir doch Leidensgenossen. Ich werde versuchen mit ihm regelmäßig in Kontakt zu bleiben.

Moni

MMaria
09.01.2007, 16:44
9.1.06

Da habe ich die Einwilligung zur Studie unterschrieben und es wurde Blut abgenommen etc. Vier Tage später sollte es losgehen.
Am Abend war ich zu einer Selbsthilfegruppe. Da habe ich schlimme Geschichten gehört, aber trotzdem beschlossen regelmäßig dorthin zu gehen.

Monika

MMaria
12.01.2007, 09:17
12.1.06

An diesem Tag habe ich mir eine Perücke ausgesucht. Dann war ich noch beim Zahnarzt und habe ab da meine Ernährung umgestellt. Ich hatte beschlossen meinen Konsum an Zucker und tierischen Fetten extrem einzuschränken. Das habe ich bis heute durchgehalten und dabei einige Kilo Übergewicht abgebaut.

Monika

MMaria
13.01.2007, 10:43
13.1.06

Liebe Mama,
wir waren auf dem Weg zu meiner ersten Chemo und schon in Sichtweite zur Klinik, als der Anruf aufs Handy vom Heim kam, du wärst soeben verstorben.
Was nun? Ich ging, ohne jemandem etwas zu sagen zu meiner Chemo und mein Mann fuhr zu dir. Nahm Abschied, und organisierte alles Weitere. Ich saß da, und versuchte zu trauern und zu weinen, aber es ging nicht, ich war einfach völlig durcheinander.
Am Nachmittag dann das Gespräch mit dem Bestatter. Ich musste doch deine Beerdigung planen. Da konnte ich mir gar keine Gedanken über die Chemo machen und hatte auch keine Beschwerden.

Mama, du bist geboren und aufgewachsen in einen kleinen Dorf in Schlesien. Bei Kriegsende bist du mit deinen Eltern in einen Ort in Brandenburg geflohen. Deine drei älteren Geschwister waren da schon außer Haus. Du bliebst einige Jahre dort und machtest eine Ausbildung zur Schneiderin. Mit 22 Jahren kamst du über Berlin nach Hamburg. Bald lerntest du Papa kennen und ein paar Jahre später war unsere Familie komplett. Du hast nicht gearbeitet bis ich 13 Jahre alt war, warst nur für mich da. Dann fingst du an als Verkäuferin im Kaufhaus. Die Arbeit machte dir Spaß, und half dir später auch über Papas Tod hinweg. Als meine Kinder kamen warst du die beste Oma. Hast dich viel um die Beiden gekümmert. Nachdem deine Schwester 1995 plötzlich in deinem Wohnzimmer verstorben war, warst du nicht mehr die Alte. Langsam begannst du dich zu verändern. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis ich begriff, dass du krank warst und schließlich die Diagnose Alzheimer gestellt wurde.
2002 ging es nicht mehr anders, du musstest ins Heim. Dort hattest du noch zwei schöne Jahre, bis du fast alles verlorst, was dich mal ausgemacht hatte.
Irgendwie bist du da schon für mich gestorben, obwohl ich mich natürlich weiterhin um dich kümmerte. Aber trotzdem konnte ich am Ende nicht trauern.

Deine Moni

MMaria
16.01.2007, 14:36
Liebe Mama,
heute vor fünf Jahren habe ich dich ins Heim gebracht. Das ist mir unendlich schwer gefallen, aber du konntest nicht mehr in deiner Wohnung bleiben, das war für dich und deine Nachbarn zu gefährlich. Du wusstest ja nicht mehr , was du machtest.

Im letzten Jahr habe ich in diesen Tagen mit einigen Freunden telefoniert und an diverse Bekannte und Verwandte geschrieben, um sie über dein Ableben und den Beerdigungstermin zu informieren. Mit dem Pastor habe ich auch gesprochen und mit meiner Familie Trauerkleidung gekauft. Von der Chemo habe ich kaum was bemerkt.

Moni

MMaria
18.01.2007, 12:29
Heute war meine erste Mammografie " danach ", und es ist alles in Ordnung. Ich bin froh und glücklich darüber.

Vor einem Jahr war ich weiter mit Beerdigungsvorbereitungen beschäftigt. Wir haben ein Lokal ausgesucht und mit diversen Leuten telefoniert.

Monika

MMaria
23.01.2007, 10:01
Liebe Mama,
heute vor einem Jahr war deine Beerdigung. Leider war weder dein Bruder noch jemand von seinen Nachkommen dabei, nur eine entfernte Cousine von dir. Dafür aber Verwandte von Papa, deine Kolleginnen und einige Bekannte von uns.
Bei sehr kaltem aber schön sonnigen Wetter haben wir Abschied genommen. Es war eine schöne Trauerfeier. Der Pastor aus dem Heim hat gut gesprochen, und ich konnte endlich weinen.
Sonst war ich froh, dass mir noch nicht die Haare ausgingen und ich mich körperlich gut fühlte.

Deine Moni

MMaria
26.01.2007, 10:03
26.1.06

Da sind mir die ersten Haare ausgegangen. Das war ein ganz komisches Gefühl. Außerdem ist mein Sohn durch die Führerscheinprüfung gefallen, da war er schon über ein Jahr dabei. Ich war in Sorge, denn in Kürze stand sein schriftliches Abitur bevor.

Monika

MMaria
27.01.2007, 16:52
27.1.06

Meine zweite Blutuntersuchung war nicht gut, die Werte nicht in Ordnung. Ich sollte drei Tage später nochmal zur Kontrolle kommen und verstand nicht warum, niemand erklärte mir was.

Monika

MMaria
30.01.2007, 11:28
30.1.06

Da mir immer mehr Haare ausgingen, fuhr ich zum Perückenhandel . Ich liess mir die restlichen Haare abrasieren und die Perücke anpassen. Die musste noch sehr ausgedünnt werden, denn ich hatte schon immer wenige, dünne Haare. Meine Männer staunten dann auch über meine Haarpracht, konnten sich nicht so recht damit anfreunden.

Monika

MMaria
03.02.2007, 20:08
3.2.06

Nachdem ich noch dreimal zur Blutuntersuchung musste, waren die Werte am Vortag endlich o.k. gewesen. So konnte die zweite Chemo stattfinden.
Die war nett, falls man das so sagen kann. Wir saßen mit vier ziemlich gleichaltrigen Frauen zusammen, haben uns nett unterhalten und wurden von einer Schwester mit Lachsbrötchen und Cappuchino versorgt. Mir ging es gut.

Monika

MMaria
08.02.2007, 07:20
2006

Zwei Tage nach der Chemo bin ich mit einer Freundin zwei Stunden gewalkt. Am Abend war ich dann noch mit meinen Söhnen zum Konzert, das alles mit Perücke. Mir gings trotzdem gut-
In diesen Tagen schrieb mein 18jähriger Sohn Abitur, und wie sich später heraus stellte sogar ein Gutes. Mein 15jähriger Sohn dagegen weinte viel, Omas Tod und meine Krankheit waren zuviel für ihn. Er sackte auch in der Schule total ab.

Monika

MMaria
13.02.2007, 10:07
13.2.06

Liebe Mama,
ich war zum Steinmetz, dein Name musste doch noch auf den Grabstein. Durch das kalte Wetter konnte aber noch nichts gemacht werden. Ich habe mich erinnert, wie wir 19 Jahre davor den Grabstein aussuchen mussten, du und ich.

Monika

MMaria
15.02.2007, 14:50
15.2.2006

Da habe ich den ersten Tag gearbeitet. Mein Chef hatte angerufen und gefragt, ob ich mir das zutraue und ich wollte es versuchen. Es ging gut, nur mit dem Arm hatte ich etwas Probleme. Ich hatte vorher auch nur zwei Tage die Woche im Mini-Job gearbeitet und bekam nur sechs Wochen Lohnfortzahlung. Ab da habe ich wieder wie vorher gearbeitet.

Monika

MMaria
17.02.2007, 09:51
17.2.06

Ich habe meinen Behindertenausweis erhalten. 60% bis 2013.

Monika

MMaria
22.02.2007, 20:30
20.2.

Mein Geburtstag. In meiner Kinderzeit habt ihr mir wunderbare Geburtstage bereitet. Ich denke gerne daran zurück. Ich weiß noch, was ihr mir vom Tag meiner Geburt erzählt habt, wie Papa Mama gegen Mittag ins Krankenhaus gebracht hat, um dann zur Arbeit zu fahren. Um 13 Uhr bin ich geboren, aber bis Papa das erfahren hat war es fast Mitternacht. Nach der Spätschicht kam er ins Krankenhaus um zu erfahren, dass er eine Tochter hat und um mich zu besichtigen, mit Taschenlampe.
Letztes Jahr war ich an dem Tag zur Blutuntersuchung.
Dieses Jahr habe ich es mir mit meiner Familie richtig nett gemacht.

Monika

MMaria
24.02.2007, 13:25
24.2.06

Da war meine dritte (FEC) Chemo. Die lief problemlos ab, wie die ersten beiden.
Am 22.2. hatte mein Sohn endlich die Führerscheinprüfung bestanden nachdem er Theorie und Praxis gleich mehrfach machen musste.

Monika

MMaria
01.03.2007, 20:04
28.2.06

Es wurde eine Herz-Echo-Untersuchung gemacht, die war o.k.

28.2.07

Bei mir ist was an der Gebärmutter, was nicht da sein sollte. Erst nächste Woche soll ich ins Krankenhaus zu weiteren Untersuchungen.

Monika

MMaria
16.03.2007, 18:31
Mein Internet war defekt, daher konnte ich die letzten Tage nicht schreiben.

7.3.

Liebe Mama,
das ist der Geburtstag deiner Schwester. Gerne erinnere ich mich, wie wir sie zu diesem Tag fast jedes Jahr in Berlin besucht haben. Bis 1995, als sie verstarb. Mit ihr fingst auch du an zu Sterben, das war mir da nur noch nicht klar. Dieses Jahr war ich wieder nach Berlin und besuchte ihr Grab.

März 2006

Wir waren in an der Ostsee, in der Wohnung die uns sechs Wochen im Jahr gehört. Ich habe viel geschwommen und es hat mit gut getan. Ebenso die langen Spaziergänge.

9.3.2007

Ich habe die vierte Zometa-Infusion bekommen. Danach wurde noch eine Vaginal-Sonogafie gemacht. Die Ärztin plant eine Bauchspiegelung, um festzustellen, was da in meinem Unterleib wächst.

Monika

MMaria
19.03.2007, 09:07
17.3.2006

Meine Vierte Chemo, die erste Docetaxel. Direkt danach sind wir wieder an die Ostsee gefahren. Ich hatte leichte Probleme mit den Schleimhäuten, besonders im Mund.
Wir sind im Schnee spazieren gegangen, es war schön.

Monika

MMaria
20.03.2007, 09:01
Gestern habe ich erfahren, dass keine Bauchspiegelung gemacht werden soll. Statt dessen sollen gleich die Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt werden. Schon morgen soll ich ins Krankenhaus, Donnerstag werde ich operiert.

Monika

MMaria
30.03.2007, 18:03
2007

Am 22.3. bin ich operiert worden. Mit Bauchschnitt wurden Gebärmutter und Eierstöcke entfernt. Dazu eine ziemlich große Zyste, mehrere Polypen und Gebärmutterschleinhaut. Glücklicherweise hat sich der Verdacht auf Eierstockkrebs nicht bestätigt. Ich bin sehr erleichtert. Heute bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich fühle mich schwach, habe aber kaum Schmerzen. Hoffentlich habe ich jetzt mal ein bißchen Ruhe vor Erkrankungen.

Monika

MMaria
02.04.2007, 13:48
Liebe Mama,
am 2.4.1990 verstarb deine Mutter. Das hat uns nicht so getroffen, war sie doch schon 90 Jahre alt und hatte Alzheimer. Aber dennoch hatte dies zwei Auswirkungen auf uns.
1.) als ein paar Jahre später dir auch Alzheimer diagnostiziert wurde, wusste ich genau, was da auf uns zu kommt...
2.) dein Bruder aus Brandenburg kam zur Beerdigung und kam mit Herzinfarkt in Hamburg an. Er lag dann drei Monate hier im Krankenhaus. Da das kurz nach der Wende war, hattest du die drei Monate nahezu durchgehend Besuch von seiner Frau und seinen drei Söhnen mit Familien. Ich konnte dir nur wenig helfen, war ich doch zunehmend schwanger.

Moni

MMaria
07.04.2007, 10:00
7.4.06

Da war meine fünfte Chemo.

Monika

MMaria
10.04.2007, 11:02
10.4.06

An dem Tag hatte ich meine erste Krankengymnastik, weil ich zunehmend Probleme hatte mit dem linken Arm.
Da ging es mir nicht gut. Das erste Mal war mir schlecht und ich fühlte mich schwach. War wohl keine gute Idee, diese Krankengymnastik kurz nach der Chemo zu legen, aber davor hatte ich ja keine Probleme gehabt.

Monika

MMaria
12.04.2007, 08:36
12.4.06

Das war der Tag an dem es mir am Schlechtesten ging während der Chemo. Ich war arbeiten und danach war ich völlig fertig. Stellte dann auch leichtes Fieber fest. Im Mund war alles entzündet, die Zunge blutig. Ich konnte außer Bananen nichts essen.

Monika

MMaria
15.04.2007, 11:04
Am 15.4.06 war Ostersamstag und wir waren zum Osterfeuer. Das war das einzige Mal, dass ich mich mit Kopftuch in der Öffentlichkeit gezeigt habe, sonst war ich immer mit Perücke unterwegs, acht Monate lang.
Ansonsten ging es mir wieder gut.

Monika

MMaria
28.04.2007, 12:37
Am 28.4.06 war meine sechste und letzte Chemotherapie. Danach hatte ich so ein Glücksgefühl, dass ich keinerlei Nebenwirkungen verspürte.
Am 30.4. war ich drei Stunden walken, und es ging mir gut.

Monika

MMaria
04.05.2007, 14:25
Am 4.5.06 war ich zum Vorgespräch zur Strahlentherapie in einem Hamburger Krankenhaus. Es war sehr informativ, ich habe vieles erfahren, das ich vorher nicht wusste.

Monika

MMaria
21.05.2007, 09:40
Vorgestern bin ich aus Griechenland zurückgekommen. Dort habe ich mit meiner "griechischen" Freundin ein schöne Zeit verlebt. Nur teilweise war es etwas zu heiß, ( bis 34°C ) für mein Lymphödem.

Monika

MMaria
22.05.2007, 20:14
22.5.06

Ich bekam die erste von 33 Bestrahlungen. Insgesamt hatte ich keine Probleme damit. Nur mit dem Taxi fahren, das klappte nicht gut. Ich wäre auch gerne mit der U-Bahn gefahren, aber die Krankenkasse drängte mich zum Taxi fahren, empfahl mir gleich ein Unternehmen. Häufig kaum das Taxi zu spät oder garnicht. Dauernd musste ich hinterher telefonieren. Das nervte mich mehr, als die ganzen Bestrahlungen.

Monika

MMaria
28.05.2007, 14:23
28.5 1958

Heute ist euer Hochzeitstag. Vor 49 Jahren habt ihr geheiratet.
Mama kam 1952 nach Hamburg, bald danach habt ihr euch kennengelernt.
Auch nach der Hochzeit habt ihr noch getrennt gelebt. Mama zur Untermiete bei einer alten Dame, Papa im Schrebergarten mit seinen Eltern und diversen Geschwistern. Erst 1960 konntet ihr eine Mietwohnung beziehen.
Eure Siberhochzeit 1983 haben wir schön gefeiert mir vielen Verwandten und Freunden. Hätten wir geahnt, dass Papa nur noch drei Jahre lebt, wäre es noch größer und schöner ausgefallen, so ward ihr sparsam wie immer.

Monika

MMaria
29.05.2007, 22:25
29.5.06

Da habe ich begonnen Tamoxifen zu nehmen. Außer leichten Hitzewallungen
habe ich keine Nebenwirkungen.

Monika

MMaria
31.05.2007, 15:46
30.5.1987

Da wurde euer erster Enkel geboren.
Da sein anderer Großvater die gleichen Vornamen wie du hatte, Paps, gaben wir ihm euren Rufnamen als Zweitnamen mit. Äußerlich ähnelt er dir sehr.
Dieses Kind holte Mama und mich aus der Trauer heraus. Er kam zum richtigen Zeitpunkt, ein halbes Jahr nach deinem Tod, Paps.
Ach Mama, wie viele Male haben wir zusammen seinen Geburtstag gefeiert, du warst immer mit dabei. Und der Junge war immer gerne bei dir, hat oft bei dir übernachtet. Jetzt ist er schon 20 und erwachsen.

Monika

MMaria
09.06.2007, 12:38
9.6.06

Das war der Beginn der Fußball-WM in Deutschland. Rüchblickend sehe ich das zweiseitig. Einerseits brachte mich diese Tatsache schnell durch die Therapie. Aber andererseits habe ich bewusst fast nichts davon mitbekommen, ist so an mir vorbeigerauscht das finde ich schade, als eingefleischter Fußballfan.
Da ist mir die WM 1974 in Deutschland viel besser in Erinnerung. Wir drei waren zusammen mit meinem Patenonkel zu einem Deutschlandspiel im Volksparkstadion. Ich war da 13 Jahre alt und erinnere mich gut daran.

Monika

MMaria
18.06.2007, 11:52
18.6.06

Da hatte ich schon mehr als die Hälfte der Bestrahlungen hinter mir. Außer einer leichten Braun-Färbung bemerkte ich nichts.
Die ersten Haare auf dem Kopf kamen langsam und nur an den Seiten und hinten. Dafür gingen mir Wimpern und Augenbrauen aus.

Monika

MMaria
30.06.2007, 13:58
30.6.06

Unser Sohn hat sein Abitur bestanden, und sogar besser als er es selbst erwartet hatte.
Papa, ich weiß noch, als ich mein Abitur machte, wie glücklich du da warst, das du deiner Tochter sowas ermöglichen konntest. Ich glaube, es war einer der stolzesten Tage in deinem Leben.
Monika

MMaria
07.07.2007, 10:20
Heute vor einem Jahr war meine letzte Bestrahlung. Meine Brust war dunkelbraun, sonst hatte ich keine Beschwerden. Ich fühlte mich erleichtert, sowohl Chemo- als auch Strahlentherapie hinter mir zu haben, wusste aber nicht so recht, was kommt jetzt.
Monika

MMaria
08.07.2007, 10:36
8.7.87

Vor 20 Jahren verstarb meine Schwiegermutter. Sie stand mir nicht besonders nahe, aber ich erhielt die Nachricht, als ich gerade meinen sechs Wochen alten Sohn stillte. Außerdem hatte ich die Aufgabe meinen Mann und seine Schwestern vom Tod ihrer Mutter zu informieren. Das fiel mir sehr schwer.
Monika

MMaria
11.07.2007, 16:05
11.7.06

Vor einem Jahr zog meine beste Freundin zurück nach Hamburg, nachdem sie 25 Jahre nicht mehr hier und davon 16 Jahre im Ausland gelebt hatte. Das hat mir sehr geholfen und wir haben im letzten Jahr viel Zeit miteinander verbracht.
Monika

MMaria
23.07.2007, 12:07
23.7.1995

Liebe Mama,
vor 12 Jahren verstarb deine Schwester. Sie war bei dir zu Besuch und saß plötzlich tot auf deiner Couch. Lungenembolie sagten später die Ärzte, die ihr nicht mehr helfen konnten. Davon hast du dich nicht erholt, warst völlig durcheinander. Du hattest gehofft, noch viel mit ihr zu unternehmen zu können, zu reisen etc. Von da an ging es abwärts mit dir, es hat allerdings vier Jahre gedauert, bis mir das bewusst wurde.
Auf den Tag genau 30 Jahre davor starb dein Vater ebenso plötzlich durch Herzinfarkt.

Monika

MMaria
28.07.2007, 19:46
28.7.1990

vor 17 Jahren wurde mein zweiter Sohn geboren.
Das passte gut, gerade als der "Große" halbtags in den Kindergarten kam. So hattest du, Mama, wieder jemanden zum verwöhnen, wenn ich zweimal die Woche gearbeitet habe.
Die Beiden haben dir viel Freude gemacht. Du warst immer für sie da. Als der "Kleine" so ca. 10 Jahre alt war hat es sich umgekehrt. Da musste er auf dich aufpassen, dass du nicht vor ein Auto läufst oder den Weg nicht findest.
Bis zuletzt hat er dich besucht, hoffte immernoch, dass du wieder gesund wirst.
Als du starbst, war er völlig verzweifelt, weinte nur. Auch in der Schule sackte er total ab.

Deine Moni

MMaria
30.07.2007, 16:12
31.7.07/ 1.8.06

Ich fahre wieder zur Kur, zum gleichen Termin wie im letzten Jahr. Da hat es mir gut gefallen. Ich habe mich erholen können und zu mir selbst finden nach den Therapien.
Monika

MMaria
28.08.2007, 21:01
22.8.06/ 28.8.07

Ich bin wieder zurück von der Reha. Wie im letzten Jahr hat es mir auch diesmal wieder gut getan. Ich habe viel für mich gemacht und eine schöne Zeit gehabt.

Monika

MMaria
10.09.2007, 12:11
Lieber Paps,
ich habe einen Anruf von deinem besten Freund, meinem Paten erhalten.
Er hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, inoperabel. Vermutlich hat er nur noch wenige Monate zu leben. Leider kann ich ihn nicht besuchen, schließlich lebt er in Florida. Es ist wirklich erschreckend wie viele deiner Verwandten und Freunde an Krebs erkranken. Langsam sind aus deiner Generation nicht mehr viele übrig.

Deine Muck

MMaria
15.09.2007, 13:25
14.9.06

Mein jüngerer Sohn ist operiert worden. Er wurde ja mit einer Lippenspalte geboren und bereits als kleines Kind zweimal operiert. Schön sah es aber nicht aus. Endlich hat er sich entschlossen es nochmal korrigieren zu lassen.
Jetzt sieht es deutlich besser aus, ist aber noch lange nicht optimal.

Monika

MMaria
22.09.2007, 18:47
22.9.06

Ich war im Krankenhaus, es wurde eine Gebärmutterspiegelung mit Ausschabung gemacht. Es war Gebärmutterschleimhaut durch Tamoxifen gewachsen. Am Abend war ich wieder zu Hause. Mir gings gut, den nächsten
Tag war ich Viel unterwegs und abends noch bei einer Fete.

Monika

MMaria
29.09.2007, 14:01
Heute vor einem Jahr habe ich mich von meiner Perücke getrennt. Zwar war mein Haar immernoch sehr kurz, aber nach acht Monaten hatte ich einfach genug.
Monika

MMaria
08.10.2007, 09:36
8.10.07

Morgen fliege ich mit meinem Mann nach Mallorca, in den Ort wo wir drei vor
30 Jahren waren. Das war damals unsere erste Flugreise und wir waren sehr aufgeregt. Es war ein schöner Urlaub. Wir haben jedes Jahr eine schöne Reise gemacht. Ihr habt das ganze Jahr dafür gespart. Die ersten Jahre waren wir in der Lüneburger Heide oder im Weserbergland, später in Oberbayern und Österreich. Die Krönung war dann Mallorca.

Moni

MMaria
25.10.2007, 08:41
Lieber Paps,
heute wäre wieder dein Geburtstag, das Jahr ist um. Heute möchte ich dies Tagebuch beenden.
Obwohl du nun schon fast 21 Jahre nicht mehr da bist, denke ich fast täglich an dich, das gilt natürlich auch für Mama. Ich werde wohl nie verstehen, warum ihr beiden lieben Menschen an so blöden Krankheiten sterben musstet, und auch ich noch erkranken musste.
Dennoch geniesse ich jeden Tag und freue mich dass es mir wieder so gut geht. Ich weiß ja, das das nicht selbstverständlich ist.
Mir hat es gut getan, alles hier aufschreiben zu können, mich an so vieles zu erinnern. Sicher habe ich einiges vergessen.
Aber euch werde ich nie vergessen.

Eure Moni


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