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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hinterbliebene mit Kindern


06.12.2002, 00:13
Hallo zusammen!

Nachdem ich das Forum als Informationsquelle im Kampf meines Ehemannes gegen den Krebs genutzt habe, möchte ich nun auf diesem Wege versuchen Kontakt mit anderen "Verlassenen" aufzunehmen. Dies besonders vor dem Hintergrund, dass unsere Kinder nun als Halbwaisen aufwachsen. Wir sind am Beginn unserer Anpassung an die veränderten Lebensumstände und vielleicht gibt es hier irgendwo jemanden, der sich auch mitteilen möchte oder auch handfeste Tipps geben kann.

Unsere Kinder sind 12 und 10 (Zwillinge).

09.12.2002, 22:34
Hallo liebe A.B.
Würde mich über Kontakt freuen.

Meine Kinder sind zwischen 18 und 4
Liebe Grüße Ina

09.12.2002, 23:06
Hallo A.B., hallo Ina,

meine Kinder sind 12 und 18. Ich bin nach dem Tod meines Mannes bei www.verwitwet.de gelandet und fühle mich dort sehr wohl.

Grüße
Dagmar

10.12.2002, 19:57
Hallo Ina und Dagmar,

toll, dass ihr euch gemeldet habt.

Mein Mann ist vor 6 Wochen im Alter von 39 Jahren an einem Weichteilsarkom verstorben. Unsere Kinder verarbeiten - wenn ich das jetzt schon so nennen darf - dies sehr unterschiedlich. Am meisten Gedanken mache ich mir um unseren Ältesten. Er ist in der 6. Klasse der Realschule.

Mir geht es bis jetzt ganz gut. Aber ich habe auch schon gelesen, dass der Verlust erst viele Monate später mit seiner ganzen Kraft einem deutlich wird. Mir fehlt die Zeit für die Kinder, irgendwie. Weihnachten steht vor der Tür und ich hoffe, wir kommen dabei mal zur Ruhe.

Den Hinweis auf die Internet-Seite werde ich auch direkt mal nutzen, aber ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn hier ein reger Gedanken- und Info-Austausch stattfinden würde.

Bis später, tschüss

A.B.

10.12.2002, 22:40
Hallo A.B.!

Fühl Dich einfach mal ganz doll in den Arm genommen!
Ich denke, ihr alle fangt gerade erst an, all das Erlebte zu "verarbeiten".
Mein Mann ist 2001 verstorben.
Fast ein Jahr später fingen die Probleme mit meinen Kindern an.
Den 13 Jährigen habe ich mitten im Schuljahr um eine Klasse zurückversetzen lassen.
Er hat nur noch dicht gemacht.
Die Große (17) meinte Anfang des Jahres, sie müßte ausziehen, obwohl sie noch zwei Jahre Schule vor sich hat.
Sie hat es mit allen Mitteln versucht. Über Jugendamt usw....
Inzwischen geht es wieder.
Die zweite (16) wurde auf einmal zum Partygänger und tauchte einmal nach der Disco erst am anderen Tag um 18.30 wieder auf.
Der Kleinste (4) fängt jetzt öfter an zu fragen.
Warum er keinen Papa und "nur" eine Mama hat.
Er war 2 1/2 als sein Vater starb.
Ich denke, ich habe zu wenig mit ihnen geredet.
Über die Zeit der Krankheit, und warum ich mich entscghlossen hatte, ihn bis zum Schluß zu Hause zu pflegen, alleine.
Für sie war das eine entsetzliche Zeit.
Ihn leiden zu sehen, seinen Verfall mitzuerleben.
Auch heute reden wir wenig über diese Zeit.
Mit Sicherheit ein Fehler!!
Aber ich bin mit mir selber, mit Arbeit ( um unser Haus zu erhalten) und der Trauer selber noch so beschäftigt.
Trotzdem denke ich, werde ich alles noch einmal mit ihnen durchgehen müssen.
Aber dazu muss die Zeit reif sein.
Ich habe das Gefühl, daß sie selber auch noch nicht darüber reden wollen.

Soweit erst einmal von mir.

Ich wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft gerade für die Weihnachtszeit.

Ina

10.12.2002, 23:24
Liebe A.B.,

meine Jüngste hat die ersten Monate gar nicht über den Tod Ihres Vaters geredet. Sie ist weiter durchs Leben gehüpft als wäre nichts geschehen. Allerdings gingen Ihre schulischen Leistungen in den Keller, sie war häufig krank und hat manchmal schlecht geschlafen. In den Sommerferien kam sie dann von sich aus an und wir haben 3 Tage geredet, geweint und gelacht. Wir haben in diesen Tagen die 4 Jahre der Krankheit aufgearbeitet. Sie war sehr wütend darüber, dass ihr Papa gestorben ist. Dabei hatte er ihr doch versprochen wieder gesund zu werden.Und sie hatte Schuldgefühle- womit ich nie gerechnet hatte. Aber ich denke diese Last konnte ich ihr nehmen. Seitdem ist es kein Thema mehr für sie. Es geht ihr wieder gut, in der Schule geht es aufwärts und sie ist auch gesundheitlich stabiler geworden. Und ich weiß wenn es wieder ein Thema wird, dann wird sie mit mir darüber reden. Solange es für sie nicht notwendig ist akzeptiere ich ihren Umgang damit. Ich kann damit umgehen, dass Freundinnen, Jungen, Parties und Kinobesuche für sie momentan wichtiger sind. Einfach das ganz normale Leben. Und dass sie froh ist, dass die Zeit der Ungewissheit vorbei ist und bei uns wieder eine gewisse Stabilität eingekehrt ist.

Ganz im Gegensatz dazu hat meine Älteste von Anfang an immer wieder mit mir geredet. Manchmal war es mir fast zu viel, aber es hat auch gut getan- uns beiden.

Ich habe mich auch frühzeitig darum gekümmert ein soziales Netz für die Kinder aufzubauen. Es gab und gibt immer Ansprechpartner für sie, weil ich manchmal auch das Gefühl hatte, dass sie mich schonen wollten. Und ich denke, dass hat sich bewährt.

Ich dachte es ginge mir wieder ganz gut, aber der Absturz kam tatsächlich erst nach 7 Monaten. Jetzt in der Vorweihnachtszeit geht es mir manchmal mies. Aber ich rappele mich immer wieder auf. Und es geht weiter obwohl er mir unsagbar fehlt. Für Weihnachten habe ich noch keine konkreten Pläne, ob mit den Kindern oder mit der gesamten Familie und Freunden. Werden wir kurzfristig entscheiden.

Gruß
Dagmar

17.12.2002, 10:48
Hallo, Dagma, Ina, ...

Letzte Woche war ich eingeladen auf einer Blech-Hochzeit-Feier. Zum ersten Mal war ich also auf einer Party allein - war ich zwar schon vorher oft, aber jetzt bin ich ja wirklich allein, ohne Partner. Ich konnte mich gut unterhalten, sowohl mit Frauen als auch mit Männern. Aber immer war da im Hinterkopf: zu Hause ist keiner, der auf mich wartet und dem ich den ganzen Tratsch erzählen kann. Ich hab mir dann die ganze Zeit eingebildet, dass mein Mann irgendwo neben mir steht, unsichtbar, und bei mir ist.

Tja, das sind so Gedanken.

In der Vorweihnachtszeit bin ich ziemlich im Stress. Besorgungen, Termine, Haushalt, Kinder... ja, die Kinder. Für die nehme ich mir im Moment zu wenig Zeit, weil hier alles so im argen liegt. Ich setze immer noch die Prioritäten falsch. Das hat mir mein Mann auch immer oft vorgeworfen.

Hoffentlich wird es Weihnachten ruhiger, sozusagen zwanghaft verordnete Ruhe, die ich dann auch einhalten kann. Mit den Kindern spielen, Ski fahren in Neuss, Silvester-Knaller kaufen usw.

Ich wünsche euch eine schöne Zeit, trotz oder wegen allem....

A.B.

17.12.2002, 10:51
Oh, Dagmar, entschuldige, da ist ein Tipp-Fehler passiert...

24.02.2003, 00:10
Hallo, A.B.
wir kennen uns aus der Rubrik "GIST" und ich habe Sie hier wiedergefunden.

Meinem Mann ging es bis November 2002 wirklich sehr gut. Ganz plötzlich kam der Rückschlag.

Er ist am 4.2.2003 dann für immer eingeschlafen. Ich habe ihn bis zum Schluß zu Hause behalten, nur am letzten Tag mußte ich ihn in die Klinik bringen.

Wir waren erst seit sieben Monaten verheiratet und haben keine Kinder.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die Ihre neue Lebenssituation mit Ihren Kindern.

Herzliche Grüsse
H.D.