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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Papa wird nicht mehr wach werden!


Regina21
29.09.2006, 09:38
Liebe Mitglieder im Forum!

Mein Vater hat gestern die Diagnose Speisenröhrenkrebs bekommen.
Er konnte schon seit Jahren schlecht schlucken, weil er einen Knick in der Speiseröhre hatte und plötzlich - nach einer Angina - konnte er fast gar nicht mehr schlucken.
Bei der Diagnose sagte die Ärztin, dass der Krebs noch ziemlich am Anfang sei und noch nicht gestreut habe. Da denkt man sich ja erst mal, er sei gut operierbar und heilbar.
ABER: Die Ärzte haben sich wohl besprochen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass man meinen Vater gar nicht therapieren könne - also weder Chemo noch Bestrahlung noch Operation -, weil seine körperliche Verfassung eine Therapie zu gefährlich mache. Er hatte als junger Mann Tuberkulose, deswegen hat er heute nur noch einen Lungenflügel. Außerdem hat er Ende der 90er Jahre wegen Spätfolgen der Tuberkulose monatelang im Krankenhaus verbracht. Es hatte sich eine Verkapselung mit Eiter (wohl eine häufige Spätfolge der TB) an seinen Rücken gebildet, die wegoperiert werden musste und über Monate ohne Betäubung ausgeschält werden musste.
Dazu hat er noch einen Herzrythmusfehler und ein sehr schwaches Herz.
Trotzdem kann man ihn doch nicht einfach ohne einen Versuch, den noch im Anfangsstadium befindlichen Krebs zu stoppen, auf seinen Tod warten lassen.
Vielleicht kennt ja jemand (wir kommen übrigens aus Wuppertal/ Essen) eine Spezialklinik oder einen ähnlichen Fall. Oder einfach irgendeinen Tipp, was wir noch ausprobieren könnten.
Ich wünsche allen hier alles erdenklich Gute, diese heimtückische Krankheit zu besiegen!
Viele herzliche Grüße
Regina

ulla46
29.09.2006, 13:42
Liebe Regina,
wo wurde die Diagnose gemacht? Villeicht habe ich einen Tipp fur euch.
Gruß
Ulla

Regina21
29.09.2006, 14:48
Liebe Ulla,

das wäre ja super! Die Diagnose wurde im Krankenhaus in Wuppertal-Barmen gestellt. Allerdings weiß ich nicht, wie die Klinik heißt, denn ich wohne nicht mehr in Wuppertal. Ich werde meine Mutter mal fragen. Es ist aber nicht das große Klinikum in Barmen!
Meine Eltern haben gleich noch einen Termin mit einem Chirurgen...

Viele herzliche Grüße und herzlichen Dank für Deine Antwort.
Regina

ulla46
29.09.2006, 18:44
Ich kann nur raten: geht in eine große Klinik! Klinikum W´tal-Barmen ist gut. Oder nehmt für eine 2. Meinung Kontakt mit Prof. Hölscher, Universitätsklinikum Köln auf, er ist hier in der Umgebung die Nr. 1 bei Speiseröhren-OPs. In so einem großen Klinikum hat man auch noch andere Möglichkeiten, wie z.B. Bestrahlung von innen, was sehr schonend ist usw.
Gebt euch bitte nicht mit einer Meinung zufrieden. Das es mir immer noch gut geht, verdanke ich einer 2. Meinung!!!
Ulla

ela68
29.09.2006, 23:29
Hallo Regina,

mein Vater wurde in Düsseldorf-Gerresheim operiert,der Hausarzt meines Papas überwies ihn dahin,weil nicht immer nur die Uni-Kliniken gut sein müßen.
Wir konnten das damals gar nicht begreifen...aber Prof Dr. Ulrich ist ein Spezialist für Speiseröhrenkrebs und mein Papa wurde da gut behandelt.

Alles Gute
Ela

Regina21
29.09.2006, 23:44
Liebe Ulla,

danke für Deine Antwort. Ich finde auch, dass man immer eine zweite Meinung einholen sollte.
Überhaupt ist mein Bruder auf einen Artikel gestoßen, in dem beschrieben wird, dass an der Uni-Klinik Heidelberg ein neues, endoskopisches Verfahren erprobt wird, das besonders für Patienten geeignet ist, für die eine normale Operation zu gefährlich ist.
Dennoch sind meine Eltern im Moment nicht sehr aufnahmefähig. Ich glaube, sie haben Angst, sich noch mal Hoffnungen zu machen. Heute waren sie bei einem Chirurgen der Klinik. Der hat ihnen erklärt, warum eine Operation in seinem Falle nicht möglich sei: Erstens weil man während der Operation des rechten Lungenflügel lahm legen müsse - und mein Vater hat nur noch den rechten, der linke Lungenflügel wurde ihm damals bei seiner TB entfernt.
Zweitens säße der Krebs bei ihm zu hoch, da sei es nicht möglich, den Magen so hoch zu ziehen. Noch dazu kommt, dass er Makumar-Patient ist und ein schwaches Herz hat.
Aber vielleicht hat hier ja irgendjemand eine ähnliche (Teil-) Diagnose und kann die Aussagen des Chirurgen widerlegen.
Ulla, wie war es denn bei Dir, bist Du einfach noch einmal in eine zweite Klinik gefahren und hast um eine Diagnose gebeten? Wie geht es Dir jetzt?

Viele Grüße
Regina

ulla46
30.09.2006, 14:28
Hallo Regina,
ich habe einen nicht operablen SPK (weil er so weit oben saß), letztes Stadium. War zunächst in einer großen Düsseldorfer Klinik zum Staging. Dort hat man mit wenig Hoffnung gemacht und ich habe mich schon nach einem Hospiz umgesehen(!). Dann bekam ich von enem Arzt vor Ort den Tipp, zu Prof. Wilke, Klinikum Essen-Mitte zu gehen, der sei der Spezialist für nicht operablen SPK. Habe dort sehr schnell einen Termin bekommen. Dieser Arzt hat mich dann beeindruckt durch sein Wissen (In Essen werden Studien zu SPK) gemacht, aber vor allem durch seine Menschlichkeit. Als er mir sagte, ich hätte durchaus Chancen einer Heilung durch eine Kombination von Chemo und Strahlen (Ist lt. Studien genauso erfolgreich wie eine OP), war mein Kampfgeist geboren. Z.Zt. ist der Krebs weg und ich bete darum ,dass er noch lange wegbleibt.
Ich weiß natürlich nicht, ob dies ein Weg für deinen Vater ist, aber man muss alle Optionen nutzen.
Liebe Grüße
Ulla

Regina21
30.09.2006, 14:53
Liebe Ulla,

Dein Beitrag gibt mir Hoffnung.
Ich freue mich auch schrecklich für Dich, dass Du den Krebs besiegt hast :prost: und hoffe, dass er nicht wieder kommt.
Das ist ja auch ein Punkt bei meinem Vater, die Ärztin sagte, der Krebs säße zu hoch und sei deswegen unheilbar. Aber Dein Fall zeigt ja, dass das so pauschal einfach nicht richtig ist.
Sobald meine Eltern zur Ruhe gekommen sind, werde ich ihnen sagen, dass wir mal in Essen vorsprechen, schließlich liegt die Klinik hier gleich um die Ecke. Meine Mutter hat nur Angst, meinem Vater unnötige Hoffnungen zu machen. Deswegen will sie so wenig - ob positive oder negative - Informationen wie möglich an ihn herantragen. Vielleicht können wir auch ohne meinen Vater mal mit dem Professor sprechen. Manchmal bin ich wirklich froh, dass er kein Internet hat. Wenn er - wie ich - hier viel im Forum lesen würde, würde ihn das sicherlich wahnsinnig machen.

Liebe Ulla, ich danke Dir herzlich und wünsche Dir alles erdenklich Gute!
Regina

Regina21
30.09.2006, 14:58
Liebe Ela,

vielen Dank für Deinen Tipp. Wir werden - auch wenn sich im Moment das Klinikum Essen Mitte nur zu gut anhört - mich überall informieren, wo jemand gute Erfahrungen gemacht hat.

Ich hoffe, Deinem Vater geht es wieder gut!?

Viele herzliche Grüße und alles, alles Gute für Deinen Vater!
Regina

ela68
30.09.2006, 15:15
Hallo Regina,

hmm ob es meinem Papa jetzt gut geht?Ich hoffe es,er ist im Mai 04 gestorben und er hatte gute Chancen,keine Metas alles im gesunden wegoperiert doch nach ca.fast 2 Jahren bekam er ein Rezidiv und dann ging leider alles sehr schnell.

Diese Krankheit ist leider sehr aggressiv und tückisch,man sollte die Augen vor der Realität nicht verschliessen.

Möchte Dir keine Angst machen,aber man sollte jeden Tag genießen....

Alles Gute für Euch
Ela

Regina21
30.09.2006, 17:09
Hallo Ela,

ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir so Leid für Euch. Diese Scheißkrankheit!!!!!!

Alles Liebe,
Regina

Gärtner
02.10.2006, 19:11
Liebe Regina!

In der Berliner Charité(Virchow-Klinikum) entfernt Prof. Rösch auch endoskopisch Speiseröhren-Krebs im Anfangsstadium. Das ist sehr schonend, denn man wird ja nicht aufgeschnitten. Dabei braucht man vielleicht nicht einmal Vollnarkose.
Bei mir hat er das nicht gemacht, weil er die Befürchtung hatte, dass der Krebs schon in das darunter liegende Gewebe eingewachsen ist und Lymphknoten befallen sind.
Aber wenn das wirklich noch Anfangsstadium ist, dann sollte man das unbedingt in Betracht ziehen, zumal man ja auch seine funktionierende Speiseröhre und Magen behält und nachher nicht die Probleme mit der Verdauung hat.

Regina21
02.10.2006, 21:16
Hallo Gärtner,

vielen Dank für diesen Tipp. Das werden wir auf jeden Fall im Auge behalten.

Wir haben nächste Woche einen Termin bei Prof. Wilke in Essen-Mitte. Auch ein Tipp aus diesem Forum. Ich kann nur sagen, dass das Forum hier Gold wert ist, denn man bekommt hier schnell Informationen, die man in dem Schock-Zustand der Diagnose alleine nur schwer herausbekommt.
DANKE noch mal allen.:remybussi :remybussi

Regina

irmgard05
03.10.2006, 16:59
Hallo Regina, ich wurde vor fast 1 Jahr im Klinikum Oldenburg von Prof.Dr. Raab operiert. Meine Familie und ich waren sehr zufrieden. Ich fühlte mich im medizinischen und im menschlichen Sinne gut untergebracht. Übertragen lässt sich natürlich meine Situation nicht auf euch. Ich wünsche euch alles Gute in eurer schwierigen Situation, es kommt doch Vieles zusammen, das die Entscheidung für oder gegen etwas schwer macht.
Liebe Grüße Irmgard05

Regina21
11.10.2006, 23:23
Hallo an alle!

Erst noch einmal vielen Dank für Eure Tipps. Die haben uns bisher sehr weitergeholfen.
Ulla, gestern hatte mein Vater einen Termin bei Prof. Wilke in Essen-Mitte. Und: Ab morgen bekommt er eine Chemo und später Bestrahlung. Und so wie Prof. Wilke sich ausgedrückt hat, sind auch die Heilungschancen nicht schlecht :rotier2: :rotier2: :rotier2: :rotier2:
Vielen, vielen Dank, dass Du mir geantwortet hast. :knuddel: :knuddel:
Was mich nur wirklich erschreckt ist, dass man in dem anderen Krankenhaus so felsenfest davon überzeugt war, dass man meinem Vater nicht helfen könne. Es kann doch nicht sein, wenn es tatsächlich um Leben und Tod geht, dass man ihm nicht geraten hat, sich noch mal in anderen Kliniken umzuhören, wenn man ihm schon in diesem Krankenhaus nicht behandeln kann.
Ulla, ich dachte, dass Dein Fall ein bedauernwerter Einzelfall wäre. Ich bin geschockt.

Auf jeden Fall waren meine Eltern auch so begeistert von Prof. Wilke, wie Du es auch beschrieben hast: Er hat sich sehr viel Zeit für meine Eltern genommen, sie haben sehr schnell einen Termin bekommen und die Chemo geht ja jetzt nur zwei Tage nach dem Gespräch los. Toll.

Alles Gute und herzliche Grüße
Regina

ulla46
12.10.2006, 15:02
Liebe Regina,
das freut mich alles von ganzem Herzen! Leider ist es so, dass bei den weniger verbreiteten Krebsarten manche Kliniken einfach nicht informiert sind und das Überleben von Krebs durchaus Glücksache sein kann, denn es hängt absolut davon ab, an welchen Arzt du gerätst.
Also ich drücke alle Daumen, dass hier der "Zufall", nach Essen zu geraten, ein glückliches Ende findet. Dort ist auch eine klasse Psychoonkologin - für Betroffene und Angehörige. Nehmt alle Hilfen in Anspruch.
Alles Liebe Ulla

Regina21
11.11.2006, 11:34
Liebe Ulla,

meine Mutter, mein Vater und ich wollten Dir noch einmal ganz, ganz herzlich danken für Deinen Tipp.
Er bekommt jetzt einmal in der Woche eine 24-Stunden-Chemo in Essen-Mitte und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er ist halt sehr schlapp und empfindlich gegenüber Kälte, bei dem Wetter kann er eigentlich gar nicht rausgehen. Zwischendurch hat er schon auch Schmerzen....
Von diesem Krankenhaus sind meine Eltern wirklich begeistert. Wie gesagt hat mein Vater schon viele Krankenhäuser von innen erlebt, und er sagt, er wurde noch nie so gut und mitfühlend behandelt.

Wie geht es Dir denn im Moment? Wann sind die fünf Jahre bei Dir um?

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und herzliche Grüße von meinen Eltern!
Regina

ulla46
11.11.2006, 12:29
Liebe Regina,
es freut mich sehr, dass ihr die gleiche positive Erfahrung in Essen macht. Die Psyche sopielt bei der Heulung eine so große Rolle und das hat man in Essen zum Glück verstanden. Ich hoffe, dass bei deinem Vater alles in eine gute Richtung läuft. Hat die Chemo gut angeschlagen? Wie sieht es mit dem Esen aus? Ich freue mich, wenn du mich auf dem laufenden hältst (kannst ja auch eine PN schicken).
Bei mir ist die Therapie in Essen seit einem Jahr zu Ende, dann kam Strahlenbehandlung in Düsseldorf. Die kritische 1-Jahres-Grenze, in der 80% aller Neuerkrankungen wieder auftreten, habe ich Ende des Jahres, bin also von der 5-Jahresgrenze noch weit entfernt. Aber ich habe begriffen, das jeder Tag ein Geschenk ist, wofür ich dankbar bin. Ich habe über das Internet auch einen Bayern kennengelernt, der seine Krankheit seit 10 Jahren hinter sich hat - das gibt es also auch - für mich ein Grund, hoffnungsvoll nach vorne zu schauen und das tut ihr ja hoffentlich auch.
Liebe Grüße an euch alle
Ulla

Regina21
12.12.2006, 22:48
Erst vor etwas mehr als zwei Monaten wurde bei meinem Papa Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Zunächst hieß es, dass man meinem Vater wegen seiner schlechten körperlichen Verfassung nicht therapieren könne. Dann haben wir uns eine Zweitmeinung in Essen eingeholt (ein Tipp aus dem Forum - danke noch einmal, liebe U.). Prof. Wilke hat dann von guten Heilungschancen gesprochen. Wir waren überglücklich. Mein Papa und wir hatte wieder Hoffnung!

Ziemlich bald danach begann die Chemo, die ersten wöchentlichen Gaben hat er relativ gut vertragen, er merkte auch sehr schnell eine Besserung beim Schlucken! Nach der fünften Gabe hatte er dann einen schrecklichen Durchfall. Aus irgendeinem Grund hat mein Vater verneint, als der Arzt vor der sechsten Chemo fragte, ob er schon Durchfall hatte.

Der Durchfall wurde nach der sechsten Chemo dann so schlimm, dass er ins Krankenhaus musste. Wir haben gedacht, er müsse sich einfach ein paar Tage im KH erholen, schließlich sollte sowieso nach der sechsten Gabe eine Pause sein. Dann hat er Opiate bekommen, damit sich der Magen-Darm-Trakt etwas beruhigt. Vier Tage, nachdem er ins Krankenhaus gekommen ist, hat man ihn auf die Intensivstation gebracht, weil die Ärzte meinten, er hätte etwas zu viel Opium abbekommen. Er ist auch aufgewacht, alles sah gut aus...

Keine zwei Stunden später schwebte er in Lebensgefahr: Nierenversagen wegen Sepsis, Atmung ausgesetzt..... Das war gestern (Montag) vor zwei Wochen.

Das alles sah nicht gut, die Ärzte dachten nicht, dass er die nächsten 48 Std. überlebt. Und dann ging es jeden Tag ein bisschen besser, er wurde nur noch unterstützend beatmet, so dass man ihn schon bald exturbieren wollte.
Ende letzter Woche war unsere Hoffnung so groß, er ist zwischendurch etwas aufgewacht. Auch die Nieren hätten wieder anspringen können.

Oder vielleicht haben wir uns auch etwas eingeredet.

Letztes Wochenende lag er auf einmal in seinem Blut. Er hatte eine kleine Verletzung im Darm. Wir waren geschockt. Dann wurde es wieder besser. Ich habe mir gedacht: Okay, ein kleiner Rückschlag, aber es wird weiter vorwärts gehen.

Und dann heute: Er hat ein Loch im Darm. Eine Operation würde er wahrscheinlich nicht überleben. Sein ganzer Zustand lässt keine Chance mehr zu. Er wird also in den nächsten Tagen sterben...
Oh Gott, wie kann man sowas überhaupt schreiben?? Ich wollte seine ganze Geschichte erzählen, aber das ist alles unbeschreibbar.

Man macht keine Dialyse mehr (die Nieren arbeiten immer noch nicht) und wenn er weiter Blut verliert, bekommt er keine Blutkonserven mehr.
Wie ist das überhaupt auszuhalten!!!!!!!!!!!

Unsere Familie wusste immer, dass er nie an Schläuchen sterben möchte. Weil er Ende der 90er Jahre schon mal sehr, sehr krank war, hat er sich schon mit solchen Sachen auseinandergesetzt und hat eine Patientenverfügung, in der steht, dass er keine lebensverlängernden Maßnahmen unterzogen werden will.
In den letzten Tagen ist er ein paar Mal aufgewacht und hat dann den Kopf geschüttelt, es war klar, was er meinte: Die Schläuche.

Aber wie kann man das einfach akzeptieren??
Ich möchte nicht, dass er weiter sinnlos leidet..... Und doch kann und will ich nicht akzeptieren, dass er an der Chemo stirbt...

Vielen Dank fürs Zuhören. Ich kann nicht mehr!

Regina

ela68
13.12.2006, 10:48
Hallo Regina,

weiß nicht genau was ich schreiben soll,es tut mir so leid wie dein Vater und ihr leiden müßt.

Es ist schon verdammt hart was ein Mensch alles aushalten muß und kann:pftroest:
Zu akzeptieren das ein Mensch gehen muß,tut verdammt weh und ist sehr schwer.

Ihr habt in der kurzen Zeit der Erkrankung deines Papa schon soviele Höhen und Tiefen erleben müssen,wie es bei dieser Kranheit leider typisch ist,mein Papa befand sich so oft auf dem Scheideweg so wie die Ärzte es nannten und sie wußten nicht für was für einen Weg entscheiden und wir hatten trotzdem immer Hoffnung das er es schafft.

Als mein Papa im KH lag ,eine Notop hinter sich hatte( eine von vielen) , wir und andere Angehörige aus dem Zimmer mußten,fragte mich eine Angehörige wie alt mein Papa sei und was er hätte,als ich ihr sagte das er 59 jahre wird,meinte sie das sie dachte er wäre schon um die 70 und ob überhaupt alles noch einen Sinn hätte( er bekam zu dem Zeitpunkt Bestrahlungen weil für eine Chemo war er zu schwach),ich war so erschrocken über ihre Aussage und antwortete ihr,dass es noch alles einen Sinn hat und wir erst aufgeben,wenn er für immer die Augen geschlossen hat.

Geniesse jeden Tag mit deinem Papa,wünsche euch für die kommende Zeit viel Kraft und Stärke

Liebe Grüße
Ela

karotte
13.12.2006, 10:58
Liebe Regina,

das ist eine ganz schlimme Geschichte, die du da von deinem Pa erzählst. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie das ist, wenn man eine solche Entscheidung treffen soll, die man gar nicht treffen will. Wenn es aber der Wille deines Vaters war, nicht an Schläuchen zu sterben - und du deutest ja auch sein Kopfschütteln entsprechend - dann solltet ihr ihm den Wunsch erfüllen, auch wenn es euch unheimlich schwer fallen wird.

Wir haben das auch duchgemacht - es war furchtbar schwer. Geholfen hat uns die Vorstellung, dass wir selbst in der Situation wären und niemand würde unsere Wünsche berücksichtigen - entsetzlich, oder?

Nicht unterschlagen möchte ich alledings auch unser Gefühl, als Alex dann wirklich verstorben war. Es kam immer wieder die Frage, haben wir richtig entschieden als wir veranlassten, dass er keine lebensverlängernden Medikamente mehr bekam? Wenn man sich dann aber die Alternativen vor Augen hält (ganz bewusst), dann war die Entscheidung richtig. Und es war eine Entscheidung FÜR IHN - nicht für uns.

Ich wünsche dir alle Kraft der Welt und drücke dich ganz fest

Karotte

Melli83
13.12.2006, 11:00
Hallo liebe Regina,

das tut mir sehr leid, was du da schreibst. Ich kann gut nachempfinden, was du in letzter Zeit durch machen musstest. Meine Mutter liegt auch seit ein paar Wochen auf der Intensiv-Station und schwebte mehrmals zwischen Leben und Tod. Gerade läuft es aber wieder ganz gut und wir sind wieder voller Hoffnug.

Darf ich fragen wie alt dein Vater ist? Da scheint ja wirklich ein Schicksalsschlag nach dem anderen gekommen zu sein. Wenn es definitiv keine Hoffnung mehr für ihn gibt solltet ihr seinem Wunsch, eventuell lebensverlängernde Geräte abzuschalten, nachkommen. Es ist wirklich schlimm in einer solchen Situation zu sein, aber denkt dran, dass es für ihn eine Erlösung sein wird.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft.

Liebe Grüße

Melli

bumertje
13.12.2006, 11:20
ich wünsch euch viel kraft zu!
liebs conny xxx

J_LOW_
13.12.2006, 11:24
Hallo Regina,

ich kann so gut nachvollziehen wie Du Dich fühlst.

Mein Papa hat mir am Tag nach der OP deutlich gemacht (er konnte nicht reden), dass er nach OBEN will. Ich habe mich sehr zusammenreißen müssen. Habe ihm gesagt ich lasse dich nicht nach oben. Das kannst Du knicken.

Er durfte dann irgendwann mit dem Kopf ein bißchen höher liegen und konnte endlich wieder nach draußen schauen. Obwohl er konnte nur den Himmel sehen (Station 19 - Intensivstation bzw. wie mein Papa sagt - Endstation).

Ich habe meinen Kopf neben seinen gelegt und wir haben sehr lange zusammen in den Himmel geschaut. Die Wolken im Himmel flogen an uns vorbei und es war ein toller Moment.

Meinen Glauben habe ich schon lange verloren. Aber ich glaube an meinen Papa.

Wenn es der Wunsch Deines Vaters ist, nicht an diesen dummen Schläuchen zu bleiben, dann erfülle ihm diesen Wunsch.

Ich weiß nicht wie es ihm im Moment geht, aber könnt ihr ihn vielleicht mit nach Hause nehmen??

Habe vor kurzem einen sehr lieben Menschen verloren, er ist aber bei seiner Familie gestorben. Allein das zu wissen macht mich nicht mehr so traurig.

Ich wünsche euch alle Kraft dieser (ungerechten) Welt!!!

Lieber Gruß, Jenny

magicN
13.12.2006, 11:44
Liebe Regina,
es tut mir sehr leid, dass es deinem Vater so schlecht geht. Ich kann sehr gut verstehen, dass du Bedenken hast, wegen der Patientenverfügung, weil es die Akzeptanz der Situation erfordert. Bedenke aber, dass es Situationen gibt, die nicht zu ändern sind und Leiden verlängert wird, jetzt zählt nur noch der Wille deines Vaters. Er hat die Patientenverfügung schon vor einer längeren Zeit gemacht und dies zeigt, dass er sich mit seinem Tod auseinandergesetzt hat und eine genaue Vorstellung hat, wie es geschehen soll. Ich habe auch eine Patientenverfügung, damit falls ich selbst keine Entscheidungen mehr treffen kann, meine Wünsche und Vorstellungen durchgeführt werden. Für mich zählt, ab einem bestimmten Punkt nur noch die Lebensqualität, ich lehne eine Lebensverlängerung ( Verlängerung meines Leidens ) ab, wenn ich durch die Massnahmen nur dass Unabänderliche aufschiebe. Ich habe zu der Patientenverfügung noch mit meinem Mann und meiner Nichte besprochen, was in einem solchen Fall mit mir passieren soll und mir nochmal versichern lassen, dass sie entsprechend meines Wunsches handeln. Für mich ist es sehr beruhigend zu wissen, dass auch meine Würde und Wille, wenn ich mich im Sterbeprozess befinde akzeptiert wird.
Bitte beachte den Willen deines Vaters, du gibst ihm dadurch, die Würde, die er verdient und er kann in Ruhe und Zufriedenheit diese Welt verlassen. Es wird sehr schwer werden, diesen Weg mit deinem Vater zu gehen, dafür wünsche ich dir viel Kraft und bin mir sicher, dass du deinem Vater, durch diesen Respekt vor seiner Entscheidung, einen großen und letzten Liebesdienst erweist.
Lieben Gruß Nena

ulla46
13.12.2006, 16:44
Liebe Regina,
ich bin tief betroffen über den Zustand deines Vaters und kann nachvollziehen, wie verzeifelt du bist. Aber wenn der Tod jetzt wirklich unausweichlich ist, dann erfülle deinem Pa seinen Wunsch, in Frieden gehen zu dürfen. Mein Vater wollte auch an keine Schläuche, kam aber nach seiner Herz-Op einfach doch dran trotz Patientenverfügung. Als er nach 3 MOnaten aus dem Koma erwachte, sagte er "Nie wieder Intensivstation, egal was kommt." Ein paar Wochen später verstarb er in einem anderen Krankenhaus. Sein Wunsch wurde respektiert und er schlief friedlich ein. Ich habe auch eine Patientenverfügung. Ich habe sie gerade deshalb gemacht, damit meine Kinder nicht in die Situation kommen für mich zu entscheiden zu müssen, denn das ist verdammt schwer.
Ich wünsche dir viel, viel Kraft
Ulla

PaulaGreen
13.12.2006, 19:24
Liebe Regina,

auch mir tut es wahnsinnig leid, wie es Deinem Vater jetzt geht und was ihr alle aushalten müsst!!!!

Wenn die Nieren nicht mehr arbeiten, wird Dein Vater ziemlich sicher in ein Koma verfallen, in dem so gut wie nichts mitbekommt. Als mein Freund damals zusätzlich zu seiner Krankheit, Nierenversagen bekam, erklärte mir der Arzt, dass er kein Morphium bräuchte, weil dieses Aussetzen der Nieren automatisch eine Art "Narkose" darstellt.

Du solltest unbedingt mit den Ärzten sprechen. Ich bin sicher, dass man Dich und Deine Familie nicht mit dieser Entscheidung allein lassen wird. Bei meinem Freund hat der Arzt damals von sich aus gesagt, dass er ihm jetzt "seine Ruhe" lässt. Und er hatte keine Patientenverfügung!

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft. Ich würde Dir so gern noch so vieles mehr wünschen, aber mir fehlen die Worte!

Einen ganz lieben Gruß
Anke

_Viola_
13.12.2006, 20:15
Liebe Regina,

es tut mir sehr leid, dass es Deinem Papa so schlecht geht. Dieser Scheißkrebs holt sich einen nach dem anderen. Es ist einfach nur fuchtbar.

Ich war in der gleichen Situation, in der Du Dich jetzt befindest. Auch mein Vater wollte keine lebensverlängernden Maßnahmen. Das hatte er mir noch 2 Wochen vor seiner letzten Krankenhauseinweisung gesagt und ich musste es ihm versprechen.

Als es dann soweit war und der Arzt mich gefragt hat, wusste ich auch erst nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Aber ich hatte es ihm versprochen und ich habe gesehen, wie er sich quälen musste. Er tat uns so leid und wir wollten nicht mehr, dass er leiden muss. Deshalb habe ich zum Arzt gesagt, dass die Ernährung eingestellt werden soll. An Schläuchen war er zum Glück nicht angeschlossen. Nur die Morphinpumpe und da habe ich verlangt, dass die Dosis so hoch gesetzt wird, dass er keine Schmerzen mehr hat. Sein Todeskampf hat deshalb "nur" 3 Tage gedauert, dann war er von seinem Leid erlöst.

Du musst Dir sagen, dass es für Deinen Papa kein lebenswerter Zustand mehr ist. Er leidet nur noch und deshalb lass ihn gehen. Er hat seine Ruhe verdient.

Es ist so wahnsinnig schwer, ich weiß das. Bei uns ist es jetzt 9 Wochen und 4 Tage her. Mein Vater hat bis eine Stunde vor seinem Tod gekämpft, für uns gekämpft. So hat es uns der Arzt gesagt. Bis ich zu ihm gesagt habe, dass er aufhören soll zu kämpfen. Da wurde er ganz ruhig und eine Stunde später ganz friedlich eingeschlafen. Er fehlt mir so sehr, aber ich tröste mich damit, dass es ihm jetzt besser geht und in Gedanken und in unseren Herzen stirbt er sowieso nie.

Ich schicke Dir ein riesiges Kraftpaket für die kommende Zeit.

Liebe Grüße
Viola :pftroest:

Regina21
16.12.2006, 11:52
Vielen, vielen Dank für Eure netten Worte!

Mein Vater ist am Donnerstag verstorben. Wir waren alle bei ihm.
Er hat auch gewartet, bis wir alle bei ihm waren.

Entschuldigt, dass ich so lange nicht geschrieben habe und jetzt nur so kurz. Ich war die ganze Zeit bei meiner Mutter und musste noch viel erledigen. Gleich fahre ich wieder zu ihr und sie hat eben kein Internet.

Wir hatten schon, als wir ihn zum ersten Mal auf der Intensiv sahen, den Ärzten gesagt, dass er so nicht sterben will. Dann wurde es aber von Tag zu Tag minimal besser und wir hatten wieder Hoffnung. Als dann das Loch im Darm entdeckt wurde, waren wir auch gleich damit einverstanden, dass keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr durchgeführt werden. Er bekam dann kein Kreislaufmittel und keine anderen Medikamente (außer Schmerz- und Schlafmittel) mehr, die Dialyse wurde eingestellt usw. Aber in Deutschlad ist es ja verboten, die Beatmung abzustellen - das wäre Sterbehilfe.

Wir sind jetzt auch froh und traurig zu gleich, denn er sah nach dem Tod so glücklich aus, es war wirklich das, was er wollte.

Ich möchte noch sagen, dass das Team auf der Intensivstation des evang. Huyssenstifts in Essen (Kliniken Essen-Mitte) so unglaublich toll war: Alle Ärzte und Pfleger waren so unglaublich nett, einfühlsam und fachlich kompetent. Vielleicht liest ja zufällig jemand in diesem Forum!

Noch mal vielen Dank für Eure supernetten Antworten!

@ Ulla: Ich wollte Dir die ganze Zeit eine PN schicken, bin aber nicht dazu gekommen. Danke Dir noch einmal für alles!

Viele liebe Grüße
Regina

PaulaGreen
16.12.2006, 12:13
Liebe Regina,

mein herzliches Beileid! Du klingst sehr "befreit" und Dein Vater scheint es auch zu sein! Alles, was ihr gemacht bzw. nicht gemacht habt, ist total richtig gewesen! Wie schön, dass alle Mitarbeiter der Klinik so einfühlsam waren. Das tut in solch einer Sitution besonders gut.

Deine Mutter braucht jetzt bestimmt ganz viel Unterstützung. Wie gut, dass Du für Sie da bist. Weihnachten wird sicher eine besonders schwere Zeit. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft!

Einen traurigen Gruß
von Anke

Doro2005
16.12.2006, 18:52
Liebe Regina,

ich fühle mit Dir und möchte mein herzliches Beileid zum Ausdruck bringen. Mein lieber Mann hat mich am 7.12.06 verlassen. Mein Schmerz ist auch noch ganz frisch.
Ich versuche nun seinen Tod als Freund und nicht als Feind anzusehen, gelingt mir aber noch nicht.

Alles Liebe und viel Kraft für die kommende Zeit.

Stiller Gruß

Doro

Tot ist überhaupt nichts:

Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren,
sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt, denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
Alles ist gut.

Annette von Droste-Hülshoff

3994

_Viola_
17.12.2006, 17:49
Liebe Regina,

auch von mir ganz herzliches Beileid.

http://www.gold-silber-piercing.de/bilder/kerzen301.gif

Ihr konntet ihn auf seinem letzten Weg begleiten. Im nachhinein werdet Ihr sehr froh sein, dass Ihr die Möglichkeit hattet.

Auch wir waren bis zum letzten Atemzug bei meinem Vater. Für mich ist es ein Trost, dass er nicht allein sterben musste.

In Euren Herzen wird er immer bei Euch sein.

Ich wünsche Euch viel Kraft für die kommende Zeit. Gerade um die Weihnachtszeit ist es schwer mit dem Verlust klar zu kommen.

http://www.gold-silber-piercing.de/bilder/trauer00051.gif

Traurige Grüße
Viola

karotte
18.12.2006, 09:34
Liebe Regina,

es tut mir sehr leid, dass du deinen Papa verloren hast.
Es war für ihn bestimmt sehr schön, dass ihr alle bei ihm ward, als er gegangen ist.
Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft für die kommende Zeit.

Liebe, traurige Grüße
Karotte

J_LOW_
18.12.2006, 13:48
Hallo Regina,

es tut mir sehr leid für euch. Dein Papa ist jetzt oben und ihm geht es bestimmt gut.

Alles Liebe und Gute

Jenny

Regina21
20.12.2006, 12:48
Vielen herzlichen Dank für Eure vielen netten Wünsche!!!

Auch ich versuche den Tod als Freund zu sehen. Selbst wenn man das Loch im Darm meines Vater hätte operieren können, und er die Operation überlebt hätte, war nicht klar, ob die Nieren wieder anspringen und ob er allein atmen könnte.
Und hätte das alles geklappt, hätte er immer noch Krebs gehabt.

So grausam das auch klingt, ich glaube seine Zeit war einfach abgelaufen, und wir sind unendlich froh, dass die Zeit, in der er leiden musste, relativ kurz war.

Ja, wir konnten ihn begleiten. Darüber bin ich sehr froh!

Ich vermisse meinen Papa!
Und ich mache mir schreckliche Sorgen um meine Mutter!

Ich wünsche Euch allen viel Kampfgeist und Kraft.

@ Doro: Die Geschichte von der kleinen Seele werde ich meiner Mutter mitbringen... Sie wird ihr gefallen. Dein Mann ist eine Woche vor meinem Vater gestorben. Mein herzliches Beileid - es tut mir sehr leid für Euch!

@ Jenny: Leider konnten wir ihn nicht mit nach Hause nehmen, weil er beatmet werden musste. Er hat viel Schlaf- und Schmerzmittel bekommen. Ich hätte gerne gehabt, wenn er wenigstens noch einmal aufgewacht wäre, aber das wollten wir natürlich nicht, denn es wäre eine schreckliche Quälerei (die Schmerzen und die Schläuche) für ihn gewesen. Aber er wäre gerne zuhause gestorben!
Dir auch alles, alles Gute!

@ Viola: Du warst ja wirklich in der gleichen Situation! Es ist so schrecklich, weil man trotzdem - obwohl man weiß, dass es richtig ist, ihn gehen zu lassen - an seiner Entscheidung zweifelt. Bei meinem Vater wurde auch die Ernährung einstellt. Ich fand es schrecklich zu wissen, dass keine Dialyse mehr gemacht wird und keine lebensverlängernden (z.B. Blutdruckmittel) Medikamente mehr gegeben werden, aber als ich hörte, dass auch die Ernährung eingestellt wurde, war ich geschockt. Er ist 1933 geboren und hat im Krieg und danach sehr gehungert - und am Schluß musste er wieder hungern. Aber Du hast absolut recht, es war wichtig, dass es nicht lange dauert, er ist zwei Tage später gestorben! Dir auch viel Kraft!

ulla46
20.12.2006, 13:54
Liebe Regina,
aus allem, was du schreibst, geht hervor, wie sehr du deinen Vater geliebt hast bzw. natürlich noch liebst. Liebe ist das wichtigste, das ein Sterbender erfahren sollte. Und mache dir bitte keine Gedanken darüber, dass dein Vater verhungert sein könnte. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Verhungern dauert viel, viel länger. Die künstlicher Ernährung wird nur eingestellt, wenn der Tod sehr nah ist. Eine weitere Ernährung würde den Sterbeprozess nur verlängern. Es gibt sehr viele Merkmale, dass der Tod schnell kommen wird. Auf Intensiv und im Hospiz kennt man sie natürlich. ( In meinem Patiententestament steht aus o. A.ausdrücklich, dass ich im Falle des Falles keine künslicher ernährung wünsche)
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Beistand!
Alles Liebe Ulla

Regina21
20.12.2006, 18:32
Liebe Ulla,

ich weiß, dass er nicht verhungert ist. Ich bin auch sehr froh, dass es nachher so schnell gegangen ist. Wahrscheinlich war auch er froh, dass wir ihn endlich haben gehen lassen. Dennoch war ich geschockt. Alles kam mir sowieso sehr irreal vor, sein Blut wurde mit einer Maschine gewaschen, er wurde mit einer Maschine beatmet usw. Aber kein Essen zu bekommen - das ist für mich eine andere Ebene. Ich weiß auch, dass er, falls er überhaupt Hunger gehabt hätte, es durch die vielen Medikamente nicht gespürt hätte.
Das mit dem Essen ist ja bei Speiseröhrenkrebs generell so eine Sache: Das kleine Stückchen Lebensqualität einer guten Mahlzeit bleibt einem sogar verwehrt!

Viele liebe Grüße an Dich
Regina

_Viola_
20.12.2006, 22:26
Liebe Regina,

Du musst Dir wegen der künstlichen Ernährung keine Gedanken machen.

Ich war, wie ich Dir ja schon geschrieben habe, auch sehr unsicher. Die Ärztin hat mir versichert, dass mein Vater durch das Morphium weder Hunger- noch Durstgefühl hatte. Danach war ich beruhigt, zumindest was die Ernährung anging.

Ich weiß wie das ist. Man macht sich ständig Gedanken, ob man alles richtig gemacht hat. Mir geht es genauso. Heute war bei mir wieder ein ganz schlimmer Tag. Es sind irgendwelche Erinnerungen, die alles wieder hochbringen. Heute hätte ich den ganzen Tag nur heulen können. Er fehlt halt so sehr. An Heiligabend darf ich gar nicht denken. Es war bei uns immer ein ganz besonderer Tag. Und dieses Jahr ist sein Platz am Tisch leer. Einfach unbegreiflich...

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und alles Gute!

Liebe Grüße
Viola