PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Einsamkeit


Vierm
23.01.2007, 09:57
Hallo,

verliere Dein Kind und Du wirst lernen was Einsamkeit wirklich bedeutet.

Du wirst nie wieder etwas Unbeschwert tun in diesem Leben.

Das ist es was ich jetzt 3 Monate nach dem Tod meines Jungen feststellen muss.

Ich glaubte wenn Du mit ihm die 4 Jahre Kampf überstanden hast (wobei wohl er es war der Kämpfen musste!) dann wirst Du auch das danach schaffen.

Inzwischen zweifel ich daran.

Der Schmerz lässt nicht nach, er wird schlimmer, mit jedem beschissenen Tag.
Der Verstand spielt verrückt, der Körper genauso.


In Einsamkeit Wolfgang

Cinderella80
23.01.2007, 13:06
Hallo Wolfgang,

als erstes möchte ich Dich einmal ganz fest in den Arm nehmen:knuddel:
KAnn man an dieser Stelle was tröstendes schreiben? Ich glaube nicht, oder ich kann es zumindestens nicht.

Ich kann Dir hier nur schreiben, dass Du nicht allein bist und Du hier immer jemanden finden wirst, der Dich versteht und der Dir "zuhört"!

In der "realen Welt" ist es häufig nicht so. "So langsam müßte er/sie doch drüber weg sein" ist nur ein Spruch von vielen. Für alle anderen geht das Leben ganz normal weiter. Auf der Arbeit, in der Nachbarschaft vielleicht sogar in der Verwandtschaft...

Aber in unser Leben ist ein Loch gerissen worden, dass niemals wieder zu stopfen ist!

Ich finde diesen Spruch so passend:

Es wird schon wieder,
wieder,
wieder wie was?!
Wieder wie vorher?!
Es wird nie wieder wie vorher!
Irgendwann wird es,
aber nicht
wieder!!
(Pirko)

Liebe Grüße

Cinderella80

gaertner
23.01.2007, 22:56
Hallo Wolfgang,


eigentlich wollte ich nichts mehr schreiben und auch nichts mehr lesen , da mir die kraft selber gefehlt hat, immer wieder an die eigene vergangenheit erinnert zu werden.
Alles nochmal zu durchleben und immer wieder festzustellen , daß es nicht aufhört. das es nicht aufhört, daß der tod jemanden um sein leben betrügt, kinder bestraft, eltern bestraft und familien zerreißt.

meine freundin hat mich auf deine beiträge aufmerksam gemacht und ich habe sie nachgelesen.

nun, da schreib ich doch wieder. das zurückziehen funktioniert am ende nämlich auch nicht. dem geschehenen kann sich niemand entziehen.

ich möchte dir zurufen , nach 4 jahren kampf zusammen mit deinem sohn hast du dir es verdient, zu verzweifeln !

leb es aus, du darfst das jetzt ! sei wütend, sei zweifelnd, sei verrückt. mach dinge , die du in den letzten 4 jahren nicht konntest. dreh ruhig mal durch.

meinen körper und meinen geist habe ich auch gequält. exzessiv habe ich gelebt. die nacht zum tag gemacht, hier gechattet, im forum geschrieben.

irgendwann kam dann der punkt , wo ich wieder aufgeblickt habe, zurückgeschaut und festgestellt, das war ganz schön knapp und manches auch sehr verrückt........ aber es hat mir geholfen etwas zu verstehen.

es hat mir geholfen zu begreifen , daß es keine schuldigen gibt.
niemand hat das eingefädelt , was passiert ist.
niemand ist dafür verantwortlich.
niemand kann ich dafür schlagen.

das einzige was ich machen kann, ist mein leben wieder in meine hand zu nehmen.
es selber zu lenken und dabei an meinen sohn zu denken , daß er es genauso gemacht hätte.
er hat bis zuletzt nur an das leben geglaubt und uns noch hoffnung gegeben.

mach jetzt ruhig dinge , die du , und nur du für richtig hälst. pfeiff drauf, was andere von dir erwarten und über dich denken könnten.
du musst nur dich selber im spiegel anschauen können und deinen marc hinter dir lachen sehen.

bis dahin

steffen

Vierm
24.01.2007, 22:42
Hallo ihr Lieben,

An erster Stelle einmal: Danke für Eure netten Worte!

@Cinderrella80

Du triffst es auf den Punkt!

@Steffen

genau das würde ich gerne tun,alles hinschmeissen, ein völlig anderes Leben versuchen aber 3 Dinge verhindern es:

1: ich bin nicht alleine, da ist eine Frau die mehr gefightet hat an der Seite unseres Jungen als ich es je gekonnt hätte.

2: Da ist eine studierende Tochter die über 4 Jahre am "Rande stand" und genau das nicht verdient hat.

3: Gäbe es 1 und 2 nicht: Ich hätte nicht mehr die Kraft dazu.
Denn offen gestanden motiviert oder interssiert mich gar nichts mehr.

Von daher.....



Ciao Wolfgang

Marek Jan
25.01.2007, 05:02
Hallo Wolfgang,

ich weiss nicht wie es ist wenn man sein Kind verliert, aber ich weiß wie es ist wenn man seinen Partner verliert.
Ich weiß, dass der Schmerz der gleiche ist, denn beides war unsere Zukunft gewesen.
Jeden Tag, auf neues gehofft und am ende doch verloren.
Es ist sehr viel Zeit vergangen und ich habe mir eins geschworen, auch wenn ich oft nicht weiter kann, wir sind es unseren lieben schuldig.
Sie haben für sich gekämpft um jeden Tag dem sie hatten, sie haben aber auch für uns gekämpft, das dürfen wir nie vergessen.
Sie haben dem Kampf gegen Krebs verloren, aber sie leben in uns weiter.
Sie leben in unseren Herzen ganz tief weiter und das kann uns keiner nehmen. Wenn ich an die Klinik zurück denke und wie viele lieben Menschen von uns gegangen sind in der ganze Zeit, da denke ich oft warum? Warum musste es so kommen? Aber es gibt keine Antworten.
Nein es gibt keine Antworten, es gibt dem Schmerz der einem die Luft zu atmen nimmt, es gibt Leere die entstanden ist.

Mario sagte immer zu mir, das Ende ist nur ein Augenblick und denke auch ab und zu an die schöne Zeit die wir erlebt haben zusammen. Ja, ich versuche mich an die Zeit die wir hatten festzuhalten.

Loslassen werde ich nie können, denn auch nach 15 Monate tut es sehr weh und wird es glaube ich mein Leben lang weh tun.

Stillen Gruss Marek Jan

Vierm
25.01.2007, 15:18
Hallo Marek Jan

ich weiss nicht wie es ist wenn man sein Kind verliert,....

es ist erstaunlicher Weise nicht "das verlieren" was mir so Probleme bereitet, sondern der lange Weg dorthin.
Es ist das Gesicht meines Jungen auf diesem Weg, was mag er gedacht haben (wieviel Angst und Sorge), was hätte er noch sagen wollen (aber nicht gesagt hat um uns zu schonen).
Wie einsam muss er dadurch gewesen sein nicht mit allem zu uns zu können, weil er wusste das es uns das Herz bricht?

Es ist wie ein Film im Kopf eingebrannt und lässt sich nicht löschen.

Ich nenne es inzwischen die Gespenster in meinem Kopf.

Ich weiss das mein Sohn mich mit Anlauf in den A**ch treten würde wenn es sähe wie es mir geht.
Aber all dieses "Logische Denken" dieser Versuch sachlich zu sein scheitert gnadenlos an der Geschwindigkeit des Unterbewusstseins.
Denn das tritt als 1. in Aktion!


Ciao Wolfgang

AndreaS
25.01.2007, 15:46
Lieber Wolfgang,

Du beschreibst es sehr gut. Genau diese Gefühle haben wir wohl alle, die wir unsere geliebten Menschen, ob Kind, Eltern, Ehepartner, begleitet haben und nun ohne sie weitermachen müssen.

Mein Mann hat auf dem Weg zum letzten Abschied immer zu mir gesagt: Lass die Schublade noch ein Weilchen zu.

Daran musste ich eben denken, als ich deine Zeilen las. Die Schubladen, die wir zugehalten haben, um zu funktionieren, um Mut zu machen, uns und unseren Lieben, in den Schubladen liegt unendlich viel, das noch verarbeitet werden muss, was wir im aktuten Augenblick vielleicht auch gar nicht registriert haben, es nicht begreifen konnten, es definitiv überfühlt haben.

Ja, die Geister im Kopf. Ich fürchte, sie werden uns erhalten bleiben, gehören ab jetzt zu uns. Vielleicht, ja wahrscheinlich, gelingt es eines Tages mehr oder weniger gut mit ihnen zu leben, sie zu akzeptieren. Aber bis dahin ist das Gefühlschaos einfach schier unerträglich.

Gewiss will dein Marc, dass es dir und euch als Familie wieder soweit gut gehen wird, dass euer Leben wieder lebenswert ist. ABER ich glaube auch ganz fest daran, dass er dort wo er jetzt ist, all deine/ eure Gefühle kennt, sie wirklich begreift, dass du für keinen deiner Gedanken und Emotionen in Erklärungsnot bist, nicht ihm, aber auch nicht dir gegenüber und schon gar nicht dem Rest der Welt.

Gib deiner kranken Seele Zeit. Nimm dir die Zeit, die dir die Umwelt nicht geben wird, denn kranke Seelen sieht man nicht. Setz dich nicht unter Druck.

Ich wünsche dir so sehr, dass du hier die Hilfe findest, die viele von uns bereits finden durften. Dass dir der Austausch, das Erzählen, das Weinen, das Erkennen, da sind andere, die verstehen was ich meine, Kraft geben, weiterzumachen.

Ich umarme dich.

LG
Andrea

rezzan
25.01.2007, 16:39
Lieber Wolfgang,
ich bin sprachlos. Noch nie hat es jemand so treffend beschrieben...alle glauben, dass der Verlust das schlimmste ist. Aber das ist es wirklich nicht. Diese schrecklichen Gedanken an den Leidensweg, die Schmerzen und die Ängste und Einsamkeit, die die geliebte Person ausgestanden haben muss. Diese Gedanken treffen einen immer und immer wieder wie ein kleiner Blitz aus dem Nichts und zu den unmöglichsten Gelegenheiten. Und ich glaube das wird niemals aufhören.

Aber was mir wirklich den Atem raubt, ist die Vorstellung, dass es das eigene Kind ist. Nur Gott alleine weiß wohl, wie du und deine Frau das ertragen könnt. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr jeden Tag aufs neue die Kraft und den Mut findet - für euren Sohn. Du bist immer noch sein Papa und du musst immer noch stark sein für ihn, bitte vergiss das niemals!

Liebe Grüße, Rezzan

Petra_S
25.01.2007, 18:28
Hallo zusammen!

Ja, Wolfgang oft herrscht die Meinung vor, dass die Anghörigen letztendlich sich selbst betrauern, das hat mich schon immer ungeheuer wütend gemacht. Du hast es tatsächlich auf den Punkt gebracht, so einfach ist es denn doch nicht, dass man sagen kann, wenn man es lang genug psychologisch zerpfückt: man tut sich selbst nur schrecklich leid. Nein, schließlich hat Liebe und Mitgefühl damit zu tun, dass man seinem lieben Menschen nur Gutes gewünscht hat, alles versucht hat, was einem selbst möglich war und leider war es doch zu wenig, gerade weil man sich so sehr liebte und beschützen wollte... es gab Grenzen, die das Leben setzte, die die eigene Kraft vielleicht setzte und nun stehen wir da. Gibt es hier Trost? Sicher haben unsere Lieben gewußt wie wichtig sie uns sind und dass wir unsere ganze Kraft aufwenden, aber tröstet uns das darüber hinweg, dass sie mit vielen Gedanken unseret wegen, um uns zu schonen allein waren? Sie haben es so entschieden, weil sie uns so sehr liebten und ihrerseits alles tun wollten um es uns nicht noch schwerer machen zu müssen. Ich glaube es fiel ihnen ganauso schwer sich in unsere bevorstehende Zukunft hinein zu versetzten, wie es uns schwer fiel zu begreifen wie sterben geht...Wo lernt man das, wie soll man das "üben" - jaja "loslassen" heißt die kluge Zauberformel, es soll Menschen geben, die haben ein Urvertrauen, sie können damit umgehen. Ich gehöre zu den Menschen, denen der liebste Mensch so sehr leid tut - aus vielen Gründen und da geht es nicht darum, dass ich nun allein lebe. Mir fehlt das Urvertrauen, ich muss mir die Hoffnung jeden Tag neu hart erkämpfen.

Gib dir Zeit und schreib so viel du kannst und willst.
Petra

maja-s04
25.01.2007, 19:21
Lieber Wolfgang,

für Eltern gibt es nichts schrecklicheres , kaum eine größere Traurigkeit, als ein Kind zu verlieren.

Tränen des Schmerzes und der Sehnsucht, der sich nie ausleeren wird, Wut und Verzweiflung, Traurigkeit. Es brennt und schmerzt. Diesen unerträglichen Schmerz, das geliebtes Kind nie wieder in den Arm nehmen zu können, erlebe ich seit 7 Monaten! Das Vermissen wird mit keinem Monat weniger!
Der Schmerz kommt immer wieder.

Ich hoffe, Ihr habt liebe Menschen an Eure Seite, die Euch in den Arm nehmen und Euch Kraft und Halt geben.

Traurige Grüße
Maja

www.lukas-matuschek.de.vu

stef777
25.01.2007, 20:13
lieber wolfgang,

mein tiefes mitgefühl an dich. ich habe meinen vater vor ca. 2 wochen verloren, zwar "nur" ein elternteil, aber ich habe ihn mehr als jeden anderen in meiner familie geliebt...

ich verstehe sehr gut, was du meinst damit, dass der "verlust" nicht das schwierigste ist, sondern den einsamen leidensweg bis zum ende miterleben zu müssen. mir geht es genauso. es zerreisst einem das herz.
bei uns kam dazu, dass mein vater nie gut über gefühle reden konnte und immer ein tapferer, "harter" mann gewesen war. bis zuletzt wollte er uns "nicht unnötig viel" belasten mit seinen ängsten, sorgen, gedanken etc...ich frage mich heute so oft, ob und wie ich ihm nicht noch mehr hätte helfen können, habe dabei alles versucht, u.a. reiki gelernt und es ihm gegeben, was er glücklicherweise zugelassen hat. ich hatte während seiner letzten 6 monate massive gesundheitliche probleme (psychosomatisch), war körperlich sehr schwach, und hab mir deswegen oft vorwürfe gemacht, d.h. dass ich nicht stärker und in vielen situationen psychologisch weiser/besser ihm helfen konnte. aber letztendlich ist man auch nur ein mensch, und todkranke und sterbende zu betreuen, die man liebt, ist nunmal sehr schwer, v.a. wenn mans zum ersten mal erlebt.

was mir momentan hilft ist, dass ich meinem vater briefe schreibe. ich möchte wie AndreaS glauben, dass er mich so hört und versteht, dass er nun in einer welt ist, die gewissermassen über unserer steht.
ich versuche ausserdem, so sehr es mich auch verletzt, dass ich ihm nicht immer helfen konnte und er gewisse dinge alleine ausstehen musste, seine entscheidung zu respektieren, dass er uns nicht damit "so" belasten wollte und stolz zu sein auf seine stärke...

Marek Jan
25.01.2007, 20:21
Hallo Marek Jan
es ist erstaunlicher Weise nicht "das verlieren" was mir so Probleme bereitet, sondern der lange Weg dorthin.
Es ist das Gesicht meines Jungen auf diesem Weg, was mag er gedacht haben (wieviel Angst und Sorge), was hätte er noch sagen wollen (aber nicht gesagt hat um uns zu schonen).
Wie einsam muss er dadurch gewesen sein nicht mit allem zu uns zu können, weil er wusste das es uns das Herz bricht?


Hallo lieber Wolfgang,

ich habe da andere Erfahrung gemacht über die ich gerne schreiben würde. Der Mario war 21 und hat mit mir sehr kommuniziert. Er wusste paar Monate vorher, dass unsere Zeit und seine Zeit hier auf Erden zu ende geht. Egal, wie es mir weh tat drüber zu sprechen, denn ich wollte es nicht wirklich bis zu letzte Minute wahr haben, ich habe mit Mario bis zum Schluss gehofft. Ich wusste aus Medizinische Sicht, dass es keine Rettung mehr gibt, aber man will es einfach nicht akzeptieren.

Wir haben uns versucht richtig vorzubereiten. Kann man sich drauf vorbereiten? Ich sage zur Teil ja, man kann es.

Er sprach immer und ganze Zeit sein Ängste und Sorgen aus. Er sagte immer wieder, dass nicht das gehen Angst macht, dass nicht das sterben das so schlimm ist ins ungewisse zu gehen. Er hatte Angst wie es mir dabei ergeht, wenn er geht und ich zurück bleibe. Er war traurig, dass er seine Nichte nicht gross werden sieht, er war traurig, dass er nicht erlebt wie seine kleine Schwester gross wird und mal heiratet. Er machte sich Soren um andere Menschen wie Familie und Freunde.

Er hat alles ausgesprochen, drum habe ich Mario sehr oft gebeten, zu sagen was er denkt, egal wie unwichtig es erscheint. Egal, ob es mir sehr weh tun würde, ich wollte sein doch so intime Gedanken wissen und dass er mir Sie mitteilt.

Wir haben bis zum Schluss über alles gesprochen, über die Trauerfeier, wie er es gerne hätte, über dem Ort. Was genau passieren soll wenn er verstorben ist, was Mario sehr wichtig war. Z.B. Mario hat sich in der Uni Klinik Aachen nie von anderen Schwestern oder Pflegern waschen gelassen, es war dem Mario wichtig, wenn der Kampf zu ende ist, dass ich das mache, was ich auch tat. Dass ich dem Mario anziehe und er sagte was er gerne an haben würde. Er suchte sich meine Lieblingshose aus.

Ich denke es tat damals sehr weh, drüber zu reden, aber im nachhinein war ich sehr dankbar drüber, dass wir es getan haben, denn ich wusste wie er sich was wünscht. Welche Gedanken er mit sich trägt. So konnte ich auch seine Familie seine Wünsche äussern. Ich kenne dein Schmerz, denn seine Familie wurde von Mario übergangen, er konnte sich keinen anderen Menschen mitteilen als mir. Er machte alles nur mit mir aus, jede Entscheidung die er traf, fragte er nur mich um Rat.

Das aller schlimmste war, los zu lassen. Mario hatte zum Schluss Hirnmethastasen und dadurch wurden sehr starke Anfälle ausgelöst. Mario sagte zu mir, er hat keine Kraft mehr weiter zu kämpfen, er will in Ruhe in der Uni jetzt sterben. Wir haben 1 Jahr vorher eine Patientenverfügung für Fall der Fälle gemacht, wo alles regelt. Weisst Du, es war die schwerste Entscheidung meines Lebens mit der ich weiter zu leben habe und mir sehr oft drüber Vorwürfe gemacht habe, dass ich zu schnell gesagt habe er darf aufgeben. Ja es war sehr schwer, aber wir haben uns die CT Bilder angesehen, haben uns die Lunge angesehen die voll von Tumor war, wir haben uns das Hirn angesehen und erklären gelassen welche Stellen befallen sind. Leber usw, waren befallen. Ich nahm ihm fest in meinen Arm als wir zusammen da lagen und uns unterhielten, er bat mich jetzt gehen zu dürfen.

Ich konnte egoistisch sein und sagen kämpfe für mich weiter, aber nein das tat ich nicht weil ich Mario über alles liebte. Denn ich habe zu Mario immer gesagt, kämpfe solange Du kannst, aber wenn die Zeit gekommen ist und Du nicht weiter kannst sage es mir, ich will nicht, dass Du dich nur für mich quellst.

Wir haben die Ärzte gerufen und gesagt, dass die Dialyse abgestellt wird. Es waren die schlimmsten 7 Tage meines lebens, für die ich aber sehr dankbar bin, denn als er erlöst worden ist wurde es still und freidlich. Keine Schmerzen mehr, keine Krämpfe mehr, kein schnappen nach Luft und Angst er erstickt. Ich habe 7 Tage fast ohne schlaf am Bett gesessen und Mario die Hand festgehalten, als die Zeit kam, drückte er meine Hand drei mal ganz fest, machte die Augen auf, schaute mich an, lächelte und machte einen Kuss, dann nahm ich Mario ganz fest in meine Arme und er ging zu den Sternen.

Er wollte leben, durfte es nicht. Er hat gekämpft und wir haben gemeinsam verloren, aber eins weiß ich, er starb so wie er es sich gewünscht hat in meinem Armen, ganz still, leise und freidlch.

Jetzt kann ich im Moment nicht weiter schreiben.

Stillen Gruss Marek Jan

stef777
25.01.2007, 20:27
lieber wolfgang,

mein tiefes mitgefühl an dich. ich habe meinen vater vor ca. 2 wochen verloren, zwar "nur" ein elternteil, aber ich habe ihn mehr als jeden anderen in meiner familie geliebt...

ich verstehe sehr gut, was du meinst damit, dass der "verlust" nicht das schwierigste ist, sondern den einsamen leidensweg bis zum ende miterleben zu müssen. mir geht es genauso. es zerreisst einem das herz.
bei uns kam dazu, dass mein vater nie gut über gefühle reden konnte und immer ein tapferer, "harter" mann gewesen war. bis zuletzt wollte er uns "nicht unnötig viel" belasten mit seinen ängsten, sorgen, gedanken etc...ich frage mich heute so oft, ob und wie ich ihm nicht noch mehr hätte helfen können, habe dabei alles versucht, u.a. reiki gelernt und es ihm gegeben, was er glücklicherweise zugelassen hat. ich hatte während seiner letzten 6 monate massive gesundheitliche probleme (psychosomatisch), war körperlich sehr schwach, und hab mir deswegen oft vorwürfe gemacht, d.h. dass ich nicht stärker und in vielen situationen psychologisch weiser/besser ihm helfen konnte. aber letztendlich ist man auch nur ein mensch, und todkranke und sterbende zu betreuen, die man liebt, ist nunmal sehr schwer, v.a. wenn mans zum ersten mal erlebt.

was mir momentan hilft ist, dass ich meinem vater briefe schreibe. ich möchte wie AndreaS glauben, dass er mich so hört und versteht, dass er nun in einer welt ist, die gewissermassen über unserer steht.
ich versuche ausserdem, so sehr es mich auch verletzt, dass ich ihm nicht immer helfen konnte und er gewisse dinge alleine ausstehen musste, seine entscheidung zu respektieren, dass er uns nicht damit "so" belasten wollte und stolz zu sein auf seine stärke...

Marek Jan
25.01.2007, 20:34
Eins möchte ich noch loswerden:
Ich wünsche uns allen hier Kraft,
Kraft die uns dem Rücken stärkt,
Kraft die uns die Zukunft nicht raubt,
Kraft die uns lernt weiter zu leben,
Kraft es nie zu vergessen,
Kraft weiter zu glauben und hoffen.

ieggers22
28.01.2007, 01:17
es ist erstaunlicher Weise nicht "das verlieren" was mir so Probleme bereitet, sondern der lange Weg dorthin.

...der lange und herzzerbrechende Weg dort hin!!! Warum ist es so? Was sollen wir lernen? Warum wurden unsere Lieben erwaehlt und warum sind wir uebrig?!?!?!? Was sollen wir weitergeben??
HELP?!??!

Vierm
28.01.2007, 16:38
@ieggers22

Hallo,

es gibt kein Wieso? oder Warum? und niemand will uns etwas damit sagen!

Wer denn?

Sollte es jemanden geben der dafür "Verantwortlich" ist......

Was würde sich ändern wenn es so wäre wie Du fragst?


Ciao Wolfgang

gaertner
28.01.2007, 22:42
hallo wolfgang,


heute bin ich zum zweiten mal rausgeflogen wegen dieser scheiß "angemeldet bleiben" sache im forum.

heute bin ich auch richtig stinke sauer, weil ich die gedanken wohl so nicht mehr so wie eben zusammen bekomme.

egal , ich versuche es.

was würde sich ändern , wenn du so fragst, hast du geschreiben.

ich denke , du bist schon sehr weit auf deinem weg , dem trauertier zu begegnen und sich ihm zu stellen.

es lauert immer im hintergrund und es ist für unser unwohlsein verantwortlich.

für unsere unfähigkeit, mit dem leben danach zurechtzukommen.

mich hat es auch öfter gepackt als mir lieb war. unvermittelt und hart. bis ich eine gewisse konstanz erkannte. es ist nur da , wenn ich es zulasse.

wenn ich weiß , wo es lauert , kann ich es zwar nicht verhindern , aber schwächen. ich bin es , der es überhaupt zuläßt , daß es kommt und ich kann es auch in die schranken weisen.

die altvorderen reden von einem trauerjahr.
es hat berechtigung in meinen augen . es dauert eine zeit, bis man , oder besser , bis jeder, sein eigenes trauertier so kennt, daß er es schafft es einigermaßen zu kontrollieren und nicht daß das trauertier auf dauer die kontrolle über einen selbst hat.

der weg dahin ist so kompliziert. den weg dahin muß wohl jeder alleine gehen.

glück hat der , der diesen weg mit einem partner gehen kann .

womöglich ist da das trauertier gleich groß, gelb und hat große zähne ;

also gemeinsam den weg gehen zu können hilft ihn zu verkürzen.



der effekt ist dann so einfach. werd ich vom tier angesprungen , hat mein partner die kraft es in die schranken zu weisen , wird mein partner angesprungen , bin ich womöglich in der lage, es am schlafittchen zu packen.

je öfter das tier eine finte versucht hat, je besser kann ich es in die schranken weisen. ja, es wird immer wieder eine lücke in meiner deckung finden , aber ich bin gewillt, es von meinem zug zu stoßen , der der sonne entgegenfährt und auf dem es nichts zu suchen hat.

ich habe nachgelesen , briele, ich bin der kapitän , ich sage , wo es langgeht und ich bestimme das ziel. und ich fahre regelmäßig.

ich funktioniere. allerdings mit einschränkung, vor einem plötzlichen angriff bin ich auch nicht gefeit.

doch es ist nicht mehr so heftig. es tut nicht mehr so weh auf dauer.

es ist mir möglich , die situation angemessen unter kontrolle zu bringen, nicht hilfslos dahinzutreiben.

ich wünsche jedem hier, diesen punkt zu erreichen. es zu schaffen, selber genug verrückt zu bleiben , genug sich selber zu lieben , genug sein leben wieder und auch anders zu leben , aber sich nicht mehr von dem trauertier lenken zu lassen.


lg
gaertner

Vierm
29.01.2007, 23:16
Hallo Steffen,


nur ganz kurz aus Zeitgründen;

Das mit dem "Trauertier" trifft es genau. Perfekt beschrieben.


ich werde mich mal in den nächsten Tagen aufraffen und versuchen die Geschichte hier von jemanden (Dir) zu lesen dem " Das Trauertier" begegnet ist.


CIao Wolfgang

ieggers22
30.01.2007, 03:29
...es gibt doch bestimmt einen Grund warum wir noch hier sind!? Warum wir uebrig sind?! Warum wir Zeugen dieses Leidens waren?! Wir sollen etwas lernen fuer uns selbst und fuer unser Leben fuer andere und es weitergeben...so ein Eindruck bewegt und praegt die Seele!! Es faengt mit der Diaknose an....kein Halt....hilflos zusehen....aber den Moment schaetzen...die Ungewissheit die sich nie aendert...sich umsehen und Liebe geben!!? Vielleicht bin ich noch nicht so weit wie ihr...klar aendert sich an der Tatsache nichts, aber unsere Lieben haben hier etwas angefangen?!?! Wir hatten "das Glueck" Abschied zu nehmen...bewusster durchs Leben zu gehen...den Sinn zu erkennen....sich und andere zu achten...Umsicht mit anderen Menschen!?!!?
Sorry...klinge bestimmt sehr wirr aber es bewegt sich was in mir...ich lerne, ich durchlebe meine Trauer, verarbeite das Ansehen des Leidens, versuche sterben zu verstehen....

AndreaS
30.01.2007, 08:13
Hallo Ieggers22,

ich kann verstehen, was in dir vorgeht. Hätte es einen Grund, ja, wir könnten tatsächlich besser mit dem Erlebten umgehen. Ich persönlich glaube auch, dass wir auf der Welt sind, um etwas zu lernen. Habe auch in diversen Büchern gelesen, klar, wer versucht nicht eine Antwort zu finden, und der Gedanke, dass unsere Lieben, die gehen mussten, bereits ihre Aufgabe erfüllt hatten, sie bereits wussten, worum es auf dieser Welt geht. Ja der Gedanke tröstet.

Die Kehrseite nun:

Ich musste mit 5 Jahren bereits schmerzlich erfahren, wie der Tod das Leben einer bis dato glücklichen Familie zerstört. Habe meinen Bruder durch einen Verkehrsunfall verloren, meine Bezugsperson, der wichtigste Mensch in meinem jungen Leben. Ich musste lernen, damit zu leben, weiß nicht, ob es mir jemals wirklich geglückt ist.

Aus dieser Erfahrung heraus war mit mehr als bewusst, wie vergänglich alles sein kann. Diese Lektion, wie gesagt bereits mit 5 Jahren gelernt, hat mich geprägt.

Das Leben mit meinem Mann und meinen Kindern war von Liebe geprägt. Ich bin keinen Tag aufgewacht, ohne mich bei wem auch immer, für das große Glück zu bedanken. Was bitte, sollte ich aus der Krankheit meines Mannes noch mehr lernen? Ich habe ihn bedingungslos geliebt, er uns. Was bitte musste meine Tochter lernen, die gemeinsam mit mir seinen Tod miterlebte, mit 17 Jahren, in einem Alter, in dem Unbeschwertheit und Lebensfreude vorherrschen sollte. Was war ihre Lektion? Und die anderen unserer Kinder, der Kleine, gerade einmal 11 Jahre, eine von 15 und ein "Erwachsener", der an seinem 20. Geburtstag seinen Vater vom Tod gezeichnet im Bett liegen sah. Sie mussten nichts lernen, wir haben diese Liebe, Umsicht und Dankbarkeit schon immer gelebt.

Ist es meine Aufgabe, meinen jetzigen Partner glücklich zu machen? Vielleicht ist es das... ABER: er hätte auch jemand anderen treffen können, der diese "Aufgabe" übernimmt. Musste dafür tatsächlich mein Mann, (der Vater meiner Kinder) und sein Sohn (und Bruder seines älteren Sohnes) sterben?

Ich weiß, wie verzweifelt man nach Gründen sucht, nach Sichtweisen, die es wieder möglich machen, zu atmen.

Aber ich weiß nicht, warum die, die gehen müssen, um uns was zu erklären, noch diesen körperlichen und seelischen Leidensweg erdulden sollen müssten.

LG
Andrea

ani
30.01.2007, 08:36
:weinen: Ich kann die Einsamkeit nur zu gut verstehen. Heute wäre meine Tochter Sabrina 19 geworden.... Wo mag sie wohl sein?? Vor 19 Jahren habe ich sie zur Welt gebracht, überglücklich, kerngesund. - Damals dachte ich: "Da ist dieses kleine Wesen, welches mich nicht so schnell verlassen wird." - Wie konnte ich mich nur so täuschen?

Ani

oblivion
01.02.2007, 13:38
Hallo Vierm,ani und alle anderen hier

Es ist schlimm dass es so viel Menschen gibt die dieser sch....Krebs das Leben zerstört hat .Mein Sohn Kevin wäre am 6 Januar 19 Jahre alt geworden.Er ist leider am 2 Nov.05 an einem Hirntumor verstorben.Ich hab auch in den Jahren zuvor meine Eltern und 2 Schwägerinnen an dieser krankheit verloren und dachte schlimmer kann es nicht kommen.Aber weit gefehlt es ging schlimmer.Unsere Leben ist nicht mehr wie es war.Und wird es nie wieder werden.

Ein dickes Kraftpaket und eine liebe Umarmung für Euch alle :pftroest:
von Elke

gaertner
04.02.2007, 10:33
Hallo Elke und alle anderen,


wäre schade, wenn dein beitrag jetzt so kommentarlos stehen bleibt.

Ja, du hast recht. wir haben uns auch nochmal darüber unterhalten.
man denkt immer, jetzt ist es gut, jetzt ist das schlimmste vorbei, ab jetzt geht es aufwärts.

wie leidensfähig ist der mensch eigentlich ? was gibt ihm die kraft, auch dann noch weiter zu machen , wenn alles zerbricht, was einem lieb und teuer ist ?

bei all meinen überlegungen in dieser richtung komm ich dann immer wieder an einen punkt. bei aller liebe zu seinen "lieben", bei allem mitfühlen gegenüber anderen , sich selber darf man nicht aufgeben.
das "schicksal" kann keiner ändern.
da niemand weiß, was die zukunft für einen bereithält, ob es in den nächsten 2 minuten ist oder in 27/5 Jahren, ist dabei völlig egal.
jeder soll SEIN EIGENES LEBEN leben.
wie ich schon mal schrieb und sagte "liebe dich selbst". Sei für andere da, spüre wenn sie dich brauchen und gönn dir trotzdem zeit für dich selbst.

wer nur für andere da ist, verzweifelt irgendwann , weil das wirklich nicht alles sein kann, was es im leben gibt. denn auch der oder die anderen werden merken, wenn es mir dann nicht mehr gut geht und dann kann ich auch nicht mehr soviel kraft und liebe geben , wie ich eigentlich will.

wir haben zum jahreswechsel auf das vergangene jahr angestoßen , haben uns gefreut , was es uns gegeben und gebracht hat. warum soll ich ein jahr begrüßen , hoffen und sinnlos mit sekt herausfordern , daß es besser wird ?
Nur um dann womöglich wieder brutal enttäuscht zu werden.

nein , ich kann stolz sein , auf das was ich/wir erreicht haben und schau nach vorn ohne große erwartungen. das einzige was ich wirklich und tatsächlich erwarte ist , daß es MIR besser geht. klingt sehr egoistisch , geb ich zu.
aber nur wenn es mir gut geht , hat mein umfeld was davon , kann zu mir aufsehen und sich an mir aufrichten. dann geht denen um mir auch besser und schon macht mir das leben auch mehr freude und die spirale dreht sich in einer positiven richtung.

mein leben ist nicht mehr so , wie es mal war. doch ich versuche nicht mit meinem schicksal zu hadern , was alles schief gelaufen ist. die dinge , die das schicksal für mich plötzlich bereitstellte konnte ich nur bedingt oder garnicht beeinflussen oder ändern.

was ich gelernt habe , ist , daß ich meine einstellung zum leben ändern kann.
meine einstellung zu mir selbst. kraft aus dingen zu ziehen , die nichts mit nahrung zu tun haben. kraft zu ziehen , indem man kleinigkeiten ganz anders bewertet.
einen schönen sonnenaufgang habe ich schon immer gemocht und bewundert, ob mich seiner schönheit erfreut.
heute lass ich die sonne direkt in mich strahlen , lass mich von den strahlen durchdringen , bemerke gleichzeitig die mit unnachahmlicher künstlerhand der natur gemalten wolken , genieße daß singen, zwitschern , jubilieren , der vögel...............

lg steffen

oblivion
05.02.2007, 18:27
Hallo gaetner,Vierm und alle anderen

Es stimmt man muss auch mal an sich selbst denken sonst geht man zugrunde.

Ich habe sehr viel "Ablenkung" durch Arbeit meine anderen Kinder und gute Freunde.

Wenn ich merke mein Akku ist fast leer nehm ich mir auch mal ne "Trauerauszeit" ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.Unser Leben ist nicht mehr so wie es mal war und wird nie wieder so aber es gibt ein anderes Leben in das man aber erst hineinwachsen muss.

Ich wünsch Euch allen viel Kraft und ne liebe Umarmung sendet Euch
Elke:knuddel: :knuddel:

Vierm
08.02.2007, 17:46
Hallo Ihr Lieben,

heute gefunden, und es trifft:

Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern,
in alle Formen mich kleiden,
in alle Sprachen des Lebens,
um dir einmal wieder zu begegnen.
(Friedrich Hölderlin: Hyperion)

Blue
08.02.2007, 20:32
Ja, sind immer so Gedanken. Was man alles dafür geben würde wenn nur... nur einmal noch...

Bruni

oblivion
08.02.2007, 22:21
Hallo vierm,hallo bruni

Der Spruch ist echt passend.Man würde wirklich alles dafür geben eine letzte Berührung ein letztes Mal unsere Lieben wieder bei sich zu haben

Eine liebe Umarmung für Euch:knuddel:

Vierm
15.02.2007, 12:35
moin,

Ja, ich beneide ganz ernsthaft alle die, die Glauben (Religiös).

Ich wünsche das sie Recht haben und es ein Leben nach dem Tode gibt, wenn auch nur um dann irgendwann unsere Lieben wiederzusehen.

Ciao

werner trompertz
15.02.2007, 16:27
Du glaubst auch ganz sicher

Wir schauen sciencefiction Thriller wir glauben an das was uns erzählt wird jeden Tag. wir lassen uns durch Medien beeinflussen.Wir glauben an Heilung.Wir sehen zu wie Menschen life getötet werden ohne zu revoltieren.Wir hassen machmal, kämpfen ums eigene Recht wir kritisieren.Das sind alles Sachen die Alltäglich sind.

Doch eins kann uns Hinterbliebene keiner nehmen auch Dir nicht,das es etwas gibt danach.Es ist ganz einfach schmerzlos an einen geliebten Menschen glauben Ihn Ehren, selbst wenn er nicht mehr da ist. Wenn Du abwägst an was Du alles glaubst, weiß ich ganz bestimmt das Du innig alles für Deinen Sohn tust jeden Tag das ist Dein Favorit .Und das ist ein ganz starker Glaube zweifele nicht. Wer mir jetzt sagt es gibt wichtigeres in seinem Leben als zu glauben trauern oder an ein danach zu denken der belügt sich selber !!!

Gruss Werner

Vierm
16.02.2007, 20:36
nabend Werner,

Wir schauen sciencefiction Thriller wir glauben an das was uns erzählt wird jeden Tag. wir lassen uns durch Medien beeinflussen.Wir glauben an Heilung.Wir sehen zu wie Menschen life getötet werden ohne zu revoltieren.Wir hassen machmal, kämpfen ums eigene Recht wir kritisieren.Das sind alles Sachen die Alltäglich sind.

Sorry, Du hast Recht, aber warum ist es so?

Weil wir Menschen Arschlöcher sind, die mit ihren eigenen Dingen beschäftigt sind. Wir lesen Bild (irgendwer muss sie lesen!), wir schauen Drecks-TV für Vollblöde! (wenn keiner schauen würde wären die Sendungen weg, also schauen genug), wir brauchen unser Haus, unseren BMW oder Mercedes oder was auch immer, unseren Urlaub und so weiter.

Anhalten und nachdenken? Ja, wenn eine Bombe einschlägt wie bei uns allen hier. Aber was war vorher, wenn man ehrlich zu sich selbst ist!

Wir sind inzwischen zu Bequem für Widerstand!

Ich offensichtlich auch!

Darum ist das so!

Glauben: An ein Leben nach dem Tod? Nicht eine Sekunde!
Hoffen in meiner Verzweiflung = JA, aber Glauben= NEIN?

Wieso auch?

Ciao

gaertner
16.02.2007, 22:51
Hallo Wolfgang,



deine zeilen zu lesen schmerzt und tut weh. unendliche traurigkeit und hoffnungslosigkeit schimmert da durch.

ich verstehe nicht ganz, wem du dich widersetzen willst .

alles , was um uns herum passiert, hat einen grund.

mit einer wissenschaftlichen analyse aller bekannten wahrheiten und theorien wird niemand ergründen können , warum es passiert.

ob du nun an gott, allah oder die wissenschaft an sich glaubst, es ist geschehen und wird weiter geschehen.

dinge , die nicht nachzuvollziehen sind. einfach , weil es keinen grund gibt.

es gibt keinen schuldigen.

wenn du soweit mitgehen kannst.


für mich gibt es keinen manifestierten glauben, keinen gott, keinen himmel wie ihn eine bibel , ein koran oder sonstwas beschreibt.

für mich gibt es ein leben nach dem tod, weil mein sohn in meinem herzen weiterlebt.

für mich gibt es ein leben nach dem tod, weil mein sohn durch meine erzählungen lebendig bleibt und in den herzen seiner und meiner freunde weiterlebt.

für mich gibt es ein leben nach dem tod, weil auch in meinem herzen menschen einen platz gefunden haben , die ich (leider) nur noch durch erzählungen kennen lernen konnte.


der tod ist nicht das ende , sondern ein anfang.

der weg ist schmerzvoll und weit, dies zu erkennen. nimm dir die zeit dazu und sei nicht ungeduldig.

lg

steffen

werner trompertz
17.02.2007, 07:01
Hallo Wolfgang

Mir hat dieser Artikel sehr viel gegeben,vielleicht kann ich Dir damit auch ein bisschen helfen etwas Wissenschaftlicher das Thema zu betrachten.
Weil das Thema sehr umfangreich ist.

http://www.psychophysik.com/html/re055-wie1.html

Gruss Werner

Vierm
17.02.2007, 15:39
Hallo Werner,

drucke es mir gerade aus und werde es mal in aller Ruhe lesen.

Erstmal: Danke!

Ciao Wolfgang

Vierm
21.02.2007, 23:40
Hallo,

heute war wieder einer dieser seltsamen Tage.

Es rauschte eine Errinerung auf mich zu und ich war nicht imstande sie zu stoppen.Eine Gedankenkette deren Ende abzusehen war, aber sie liess sich nicht stoppen.
Was nichts anderes heisst: Ich verdränge non-Stop, doch es gelingt nicht immer

Es schlug ein wie ein Stromschlag von der Brust in die Fingerspitzen.

Eine Erinnerung die nichts anderes macht als weh zu tun, unendlich weh.

@Werner

Danke für Deinen Versuch mir einen evt. Weg zu zeigen. aber es hilft nichts;
Ich glaube an nichts und niemanden. Und seit mein Sohn gehen musste erst recht nicht mehr!

Ciao

oblivion
22.02.2007, 10:19
Hallo Vierm

Ich verstehe Dich sooo gut.Mein Sohn Kevin ist ja mit 17 Jahren im Nov.05 von uns gegangen.Nur 3 Monate nach Diagnosestellung.:weinen:

Es ist einfach eine verdammte schei...:(

Ich sende Dir ein ganz dickes Kraftpaket.

Lieben Gruss von Elke

An alle anderen hier :wünsche Euch auch viel Kraft und nehm Euch virtuell mal Alle in den Arm :knuddel: :knuddel: :knuddel:

werner trompertz
22.02.2007, 17:57
Hi Vierm

Ich bin kein Gott,kann nicht in Menschen reinschauen.
Aber eins wirst Du bestimmt,wie jeder Betroffene nach einem Strohalm greifen.
Es dauert ein gewisse Zeit das ist wie auf einer Achterbahn aber Du wirst etwas in Deinem Kopf verändern.
Es gibt keinen Menschen der nicht zumindestens ,nur ein bisschen glaubt.
Das hab ich nicht gesagt, sondern die meisten Gelehrten.
Den Frust den Du Augenblicklich erlebst ist normal..lass es raus!
Ich würde manchmal gerne auch alles schmeißen. Aber dann sag ich kämpfe.Das hätte mein Sohn auch gewollt.Ich habe vom ersten Tag bis zum letzten alles Für Ihn gemacht.

Und jetzt zählt für mich auch weiterhin der Kampf für die Ehre meines Sohnes,und ich schwöre ich werde Ihn niemals aufgeben für meinen Sohn Jan alles zu tun.Der Glaube ist dabei der wichtigste Faktor.Sowie am Anfang der Erkrankung der Wille für Ihn zu kämpfen,

Gruss Werner


Ps: Du kannst garnicht aufgeben an Ihn zu glauben Vierm dafür liebst Du Ihn zu sehr!;)

Vierm
23.02.2007, 23:37
@Werner


nabend Werner,

ja ich liebe ihn viel zu sehr!

Aber ich kann nicht an ihn glauben da er nicht mehr da ist!
Ich kann auch nichts für ihn tun, da es ihn nicht mehr gibt!

Für ihn kämpfen war mit dem Tag seines Todes vorrüber, denn er ist nicht mehr da. Nicht so wie ich ihn gerne hätte, sondern nur noch in meinen Gedanken.
Und die tun zur zeit nur weh.

In meinen Errinerungen wird er ewig sein (aber Du siehst, ich schreibe "sein" und nicht "leben").

Ich beneide Dich und alle die "Glauben können" um diese Eigenschaft, aber ich habe sie nicht.

CIao wolfgang

gaertner
25.02.2007, 11:50
Hallo Wolfgang,



nimm dir die zeit dazu und sei nicht ungeduldig



Du sagst selber in deinen erinnerungen wird er ewig sein.

Was glaubst du, wie es bei anderen ist ? Es wird bestimmt welche geben , die glauben tatsächlich und wahrhaftig an ein Leben nach dem tod, an ein Leben in einer anderen form.

dadurch , dass ich an meinen sohn denke, bleibt er für mich lebendig.


ich bin selber ein sehr überzeugter atheist, wobei an einen "Gott" nicht zu glauben ist ja auch in irgendeiner form ein glaube:confused: :rolleyes:

ich male es mir zwar auch mal aus, dass mein sohn auf irgendeiner wolke sitzt und mich jetzt sieht und denke, jetzt wird er aber wieder lachen über dich oder stolz sein oder oder ..........

ich kann mir aber beim besten willen nicht vorstellen, dass der große kerl mit engelsflügeln durch den blauen himmel flattert und harfe spielt !!!!!


also , wenn du selber sagst, er wird in deinen erinnerungen ewig sein, dann ist genau das deine form von glauben.

auch wenn dir das nicht reicht. es ist dein weg. versuch nicht die wege und gedanken , den "glauben" anderer als besser anzusehen oder als schlechter , weil du es nicht nachvollziehen kannst , weil du denkst , das dir da was fehlt.

ich wünsche dir geduld und kraft.

lg

steffen

werner trompertz
25.02.2007, 12:15
Hi

-könnte es nicht sein das Marc neben dir steht jetzt.
-könnte es nicht sein das er Dir Zeichen sendet die Du als (glaub ich nicht ab tust).
-könnte es nicht sein das Du Ihn in Deinen Träumen auch mal possitiv erlebst
-könnte es nicht sein das Marc stolz auf seinen Vater ist,egal wo er jetzt ist.

Gruss Werner

Droben hängt der Albatros
Bewegungslos in der Luft
Und tief unter den rollenden Wellen
In Labyrinthen aus Korallenhöhlen
Weht ein Echo aus einer fernen Zeit
Über den Sand
Und alles ist grün und submarin.

Und niemand rief uns an das Land
Und niemand kennt die Wo's und Warum's.
Etwas starrt und etwas versucht,
und beginnt dem Licht entgegenzuklettern.

Fremde gehen auf der Straße vorbei
Nur zufällig treffen sich zwei getrennte flüchtige
Blicke
Und ich bin Du und was ich sehe bin ich.
Und ich nehme Dich bei der Hand
Und führe Dich durch das Land
Und hilf mir zu verstehen
So gut ich kann.

Und niemand rief uns an das Land
Und niemand zwingt uns, den Blick zu senken.
Keiner spricht und keiner versucht es
Keiner fliegt um die Sonne.

Wolkenlos fällst Du an jedem Tag
In meine erwachenden Augen,
Lädst mich ein spornst mich an
Mich zu erheben.
Und durch das Fenster in der Wand
strömen auf den Flügeln des Sonnenlichts,
Eine Million leuchtender Botschafter des Morgens
herein.

Und niemand singt mir Schlaflieder
Und niemand bringt mich dazu, meine Augen zu
schließen
Deshalb öffne ich die Fenster weit
Und rufe zu Dir über den Himmel ....


(Pink Floyd Songtext Echoes ins deutsche übersetzt)

AndreaS
25.02.2007, 14:20
Lieber Wolfgang,

ich habe eine Frage an dich: Wie war es, als du erfahren hast, dass Marc geboren werden würde. Als man noch nichts sehen konnte bei deiner Frau, als er noch kein Gesicht, keine Stimme hatte. Hat er da schon für dich gelebt? Hast du ihn da schon geliebt?

Vor langer Zeit habe ich hier im Forum einen Text gelesen, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Vielleicht gibt er dir auch etwas:

ZWILLINGE IN DER GEBÄRMUTTER UNTERHALTEN SICH

"Glaubst du eigentlich an ein Leben nach der
Geburt?"

"Ja, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu
gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben
nach der Geburt vorbereiten, damit wir stark
genug sind für das was uns erwartet."

"Blödsinn, das gibt es doch nicht. Wie soll denn
das überhaupt aussehen, ein Leben nach der
Geburt?"

"Das weiß ich auch nicht genau. Aber es wird
sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht
werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?"

"So ein Unsinn! Herumlaufen, das geht doch gar
nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische
Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns
ernährt. Außerdem geht das Herumlaufen gar nicht,
die Nabelschnur ist ja jetzt schon viel zu kurz."

"Doch es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles
nur ein bißchen anders."

"Es ist noch nie einer zurückgekommen von 'nach
der Geburt'. Mit der Geburt ist das Leben zu
Ende. Und das Leben ist eine Quälerei und
dunkel."

"Auch wenn ich nicht so genau weiß, wie das Leben
nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir
dann unsere Mutter sehen und sie wird
für uns sorgen."

"Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie
denn bitte?"

"Na hier, überall um uns herum. Wir sind und
leben in ihr und durch sie. Ohne sie können wir
gar nicht sein!"

"Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie
etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht."

"Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst
du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere
Welt streichelt...."

Ich (und bestimmt nicht ich alleine) habe diese Zeit durchlebt, in der alles keinen Sinn mehr machte, in der die Hoffnungslosigkeit den Tag bestimmt hat. Die Wut auf Gott, auf das Schicksal, auf das Leben...

Ich weiß auch, dass ich in dieser Zeit nicht bereit war, den Menschen zuzuhören, die bereits "weiter" waren in ihrer Trauer, die wieder begonnen hatten zu atmen. Nein, ich wollte nicht glauben, dass das Leben irgendwann einmal wieder wenigstens etwas weniger schmerzen würde.

Und dann habe ich mich erinnert an die Zeit mit meinem Mann, ja, auch schmerzvoll und doch mit dem Erkennen, dass nichts bleiben würde von unserer gemeinsamen Zeit, von unserer Lebensphilosophie, wenn ich mein Lachen auf Dauer verlieren würde. Und ich hätte meine Kinder um ihr Leben betrogen, zusätzlich, denn sie hätten nicht nur ihren Papa, sondern auch ihre Mutter verloren, wenn sie ganz aufgehört hätte zu leben, ich meine jetzt, wenn meine Seele ganz erfroren wäre... So ist es mir als 5 jähriges Kind ergangen, als mit dem Tod meines Bruders das ganze Leben aus unserer Familie verschwunden ist...

Irgendwann habe ich begriffen, dass mein Mann es nicht verdient hat, dass ich weine, wenn ich sein Bild sehe, wenn ich an ihn denke. Nein, er hat verdient, dass ich lächle, dass ich mich dankbar und voller Glück darüber erinnere, dass er mir begegnet war, dass er zu meinem Leben gehört hat. Aber das hat lange gedauert, sehr lange sogar.

Du sagst, du kannst Marc nicht spüren. Ich sage jetzt einfach einmal: Noch nicht. Vielleicht, weil der Schmerz im Augenblick ganz einfach deutlicher wahrzunehmen ist.

Weißt du, mir hat geholfen, meinem Mann Briefe zu schreiben. Ich habe sämtliche Gefühle und Gedanken formuliert, mit ihm "geredet" und in dem Augenblick war und ist immer eine unglaublich tiefe Verbindung zu ihm möglich. Habe mittlerweile so oft das Gefühl, dass zwei Seelen in meinem Körper sind...

Gib deiner Seele Zeit, lass dich nicht irritieren, es ist dein Weg. Und deine Seele weiß genau, was sie dir zumuten kann. Ein Schritt nach dem anderen. Und nicht alles, was wir nicht sehen, ist tatsächlich nicht da. Die Sonne scheint auch hinter den Wolken und Liebe ist nicht einfach weg.

LG
Andrea

Vierm
26.02.2007, 00:01
Hallo,

es wird schwierig für mich meine Worte jetzt so zu wählen das ich niemandem "auf den Schlips" trete. (Was mir übrigens fern liegt!)

Ihr scheint alle auf welche Art auch immer einen Weg für Euch gefunden zu haben, was mich für Euch freut.

Aber dieser Weg ist nicht meiner, und Eure Gedanken sind nicht meine, Eurer Glauben ist nicht meiner ....... usw.


@Werner

-könnte es nicht sein das Marc neben dir steht jetzt.

Nein das kann nicht sein

-könnte es nicht sein das er Dir Zeichen sendet die Du als (glaub ich nicht ab tust).

wie soll er?

-könnte es nicht sein das Du Ihn in Deinen Träumen auch mal possitiv erlebst

ich träume nicht von ihm.(so gerne ich das täte..)

-könnte es nicht sein das Marc stolz auf seinen Vater ist,egal wo er jetzt ist.

vielleicht war er das, aber jetzt kann er es nicht sein.

@AndreaS

ich habe eine Frage an dich: Wie war es, als du erfahren hast, dass Marc geboren werden würde. Als man noch nichts sehen konnte bei deiner Frau, als er noch kein Gesicht, keine Stimme hatte. Hat er da schon für dich gelebt? Hast du ihn da schon geliebt?

ich versteh nicht was Du mir damit sagen willst!
Ich liebe ihn auch jetzt wo er nicht mehr da ist, aber Fakt bleibt der Zustand "jetzt" ist ein anderer!

Die Wut auf Gott, auf das Schicksal, auf das Leben...

kein Gott, kein Schicksal, keine Wut auf das Leben...

Du sagst, du kannst Marc nicht spüren

Wo sage ich das ? Ich spüre ihn so das es mich schmerzt!

Die Sonne scheint auch hinter den Wolken und Liebe ist nicht einfach weg.

Die Liebe ist auch nicht weg, ganz im Gegenteil. Denn erst wenn man etwas verliert wird einem Bewusst wie sehr man es geliebt hat.


Sorry, aber das ganze wird eine philosophische Diskussion. Ich weiss es zu schätzen das ihr versucht mir Mut zu machen und Hoffnung zu geben.

Das Problem für mich sind Eure Argumentationsketten. Sie passen nicht in mein Denkschema oder nennt es mein Weltbild.

Ich wünsche mir nichts mehr als das all das was ihr hier schreibt stimmt!!!

...aber es gibt nichts was mich das glauben lässt.

Ich versuche nichts anderes als sein Sterben aus meinem Kopf zu "radieren", wissend das es mir nie gelingen wird.

Seid mit nicht böse wenn ich anders Denke, oder auch Eure Überzeugungen in Frage stelle. Vielleicht habe ich sogar unrecht, wer weiss es.

Was bleiben wird ist der Titel dieses Threads.

Ciao Wolfgang

AndreaS
26.02.2007, 08:16
Seid mit nicht böse wenn ich anders Denke, oder auch Eure Überzeugungen in Frage stelle.

warum sollte das jemand sein? Nein, es tut unendlich weh deine Zeilen zu lesen, denn auch bei mir weckt es erneut den Schmerz. Und ja, gerade die Bilder des Sterbens, sie haben sich eingebrannt.

Ich hoffe sehr, dass du nicht falsch verstehst. Hier will keiner (jedenfalls ich nicht) "missionieren" oder dich von etwas zu überzeugen versuchen. Ich erzähle von dem, was mir den Schmerz wenigstens ein wenig nehmen konnte, was mir Mut und Zuversicht gegeben hat.

Ich halte dies neben der wunderbaren Möglichkeit, zu schreiben/reden für eine Chance, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, eben weil ich mich erinnere, wie leer und leblos ich mich gefühlt habe, aufgestampft, an nichts und niemanden mehr geglaubt habe. Immer wieder habe ich hier gelesen, tue es heute noch, wie andere damit umgehen, bin ein Stück zur Seite getreten und habe so manches für mich rausziehen können, was mir weitergeholfen, Mut gemacht hat, ja sogar Seelenfrieden geben konnte.

Man kann nicht "abkürzen" man kann nur versuchen zu ertragen, es auszuhalten, nicht daran zu zerbrechen. Und alle anderen können leider nichts weiter tun, als zu sagen: Wir sind da, wenn du reden willst, wir erzählen selbst ein wenig, nicht nur, um die eigenen Herzen zu erleichtern, sondern auch in der Hoffnung, dass vielleicht der ein oder andere Weg für einen Mitleser hilfreich sein kann.

Aber bitte versteh es niemals als Aufforderung: "Du musst es so oder so tun" Es ist leider dein eigener einsamer Weg, den nur du alleine gehen kannst.

Bitte nimm dir Zeit, hab Geduld mit dir.

LG
Andrea

ieggers22
27.02.2007, 00:57
Habe hier ein paar Gedanken im Forum aufgegabelt, die mir ein bisschen Mut machen!!!


Tränen sind Schmerzen der Seele,
Schmerzen die sich aus einer Verhärtung aus Angst in Dir lösen
Verhärtungen lassen Dich erstarren
fangen Dein Denken ein
Verhärtungen lassen keinen Platz
erdrücken Dich und Dein Denken.
Laß die Tränen fließen,
ertrinken kannst Du darin nicht,
Mit der Zeit werden die Verhärtungen lockerer,
und machen Platz,
für innere Wärme
Zuversicht
Hoffnung
und glaube an Dich selbst.
Laß es einfach zu
es gehört zur Heilung dazu.
Den der Krebs bemächtigt sich nicht nur unseres Körpers
sondern insbesondere auch unserer Seele.


EIN GEFÜHL IST WIE EIN KIND

Ein Gefühl ist wie ein Kind,
das in uns lebt und weint und lacht,
Hunger hat und bemerkt sein will.
Wer zu seinem Gefühl zu oft sagt:
Sei still,
ich habe jetzt keine Zeit für dich -
dessen inneres Kind sitzt eines Tages
in einer vergessenen Ecke und trauert,
wird krank und verkümmert.

Mit Gefühlen soll man umgehen,
wie man mit einem Kind umgeht.
Man sieht ihm freundlich zu und aufmerksam.
Man hört, was es klagt,
man leidet mit ihm, wenn es leidet.
Denn Gefühle sind die lebendigsten Kräfte
in uns,
und keine andere Kraft in uns
bringt so Lebendiges hervor.

Ein Kind hat auch Wünsche,
berechtigte, gute, schöne,
die nicht zu erfüllen sind.
Dann nehmen wir es auf den Arm
und sind mit ihm traurig.

Aber wir schicken es nicht weg.
Ein Kind kann verstehen,
dass es nicht alles haben kann.
Aber lieben muss man es,
ihm Mut geben und Fröhlichkeit,
und Raum, seine Kräfte zu regen.

Liebe Gruesse und Kraft...
inka

werner trompertz
28.02.2007, 18:26
Hi Vierm

Inka und Andrea haben es sogar in sehr schönen Sätzen gesagt.Was jetzt aus Dir rausprudelt ist Wut.
Ich habe damals auch sehr grobe Fehler gemacht,die ich heute bereue zutiefst.
Irgendwann wurde mir aber klar Du kannst nicht an Deinem Sohn vorbeigehen Ihn fallenlassen,so abhacken wie ein Objekt wie eine Maschine die defekt ist.
Du brauchst uns nicht zu beneiden,denkst Du wir wären froh das unsere Kinder Engel sind,wir machen auch keine show ,Nein!
Du hast eine so schöne HP für Marc gemacht das ist doch schon ein Anfang.

Nur Jammern steht uns nicht zu, denn es gibt viele, denen geht es viel schlechter!

Du wirst glauben weil Du ein Mensch bist.Du wirst verstehen.
Lass Dir Zeit und sei auch mal ein bisschen flexibler.

LG
Werner

AndreaS
28.02.2007, 19:46
Nur Jammern steht uns nicht zu, denn es gibt viele, denen geht es viel schlechter!

DAS lieber Werner sehe ich anders. Natürlich steht uns das zu und das Wissen, dass es anderen ggf. viel schlechter geht (wobei auch das objektiv vielleicht stimmen mag, subjektiv aber durchaus anders empfunden werden kann) hilft nicht wirklich weiter...

Von dem abgesehen hat Wolfgang in keinem seiner Beiträge gejammert...

LG
Andrea

werner trompertz
28.02.2007, 20:15
Hallo Andrea

Wir haben vom Tag X versucht etwas zu verarbeiten.Wenn wir nur versucht hätten nichts zu sehen nichts zu glauben wären Birgit und ich wahrscheinlich als Selbstmörder auf dem Friedhof.Denn wenn wir mit meinem Sohn nicht das Leben führen würde was wir jetzt führen, hätte das leben wenig Sinn für uns.Somit komme ich wieder auf den Spruch, das Jammern hätte uns nichts gebracht.Vielmehr bestehe ich auf dem, Punkt Tod gibt es nicht wir sind keine Ärzte oder ähnliches aber diese Weisheit geben wir voller stolz aus Erfahrung weiter,weil sie eben sehr hilft.

Wenn wir nicht die Unterstützung von Freunden Ärzten Seelsorgern Geistlichen gehabt hätten,wären wir auch nicht so stark.Somit versuchen wir jetzt Vierm zum aufstehen zu bewegen damit er wieder Land sieht und hofft.Wir wollen helfen wie uns geholfen wurde.

Birgit und Werner

ieggers22
01.03.2007, 02:43
Ich habe damals auch sehr grobe Fehler gemacht,die ich heute bereue zutiefst.

Meinst du wirklich es waren "Fehler"?? Oft ist es doch ein Weg den man geht und durch unsere "Fehler" finden wir uns und unseren Weg und dabei bekommt man Gedaenkanstoesse oder Aha-Momente. Die einen dann fuer immer Praegen!!!

inka

AndreaS
01.03.2007, 09:07
Hallo Werner,

man hatte mich gebeten, nicht mehr darauf zu antworten, um Wolfgangs Thread nicht in eine Richtung zu bringen, die er wahrscheinlich nicht will.

Dennoch – ich ungehorsames Mädchen – kann und will deine Antwort nicht einfach so stehen lassen.

Wir haben vom Tag X versucht etwas zu verarbeiten
DAS haben wir alle. Jeder einzelne von uns, der hier schreibt und liest, versucht mit dem Unfassbaren fertig zu werden. Jeder auf SEINE Weise und jeder hat das Recht auf SEINE Weise.

aber diese Weisheit geben wir voller stolz aus Erfahrung weiter,weil sie eben sehr hilft.
Erlaube mir, wenn ich ergänzend das Wort „uns“ in deine Zeile fügen möchte. Es ist EUER Weg, der keinen Anspruch auf Alleingültigkeit hat. Du kannst doch nur Hoffnung aus etwas ziehen, an das du auch wirklich glaubst. Und ich kann Wolfgang verstehen, wenn er schreibt, dass er all diejenigen beneidet, die glauben können – und nur das habe ich seinen Zeilen entnommen - denn es bedeutet Hoffnung.

Somit versuchen wir jetzt Vierm zum aufstehen zu bewegen damit er wieder Land sieht und hofft
Hilfe bedeutet für mich nicht, jemanden mit Gewalt in die Richtung zu treiben, die man selbst als Weg gewählt hat, Hilfe bedeutet für mich, jemanden mit seinen Gedanken, Zweifeln und Nöten nicht alleine zu lassen, auf IHN einzugehen und einfach da zu sein, damit er im Gespräch eventuell einen Weg findet, der sich für IHN richtig anfühlt.

Vielleicht bin ich nach wie vor zu empfindlich, aber ich gebe offen zu, dass ich deine Zeilen bezüglich des Jammerns als sehr hart und uneinfühlsam empfunden habe. Hätte mir vor 2 Jahren jemand auf meine Beiträge dies geantwortet, ich hätte wohlmöglich nie wieder etwas geschrieben.

Es ist so wahnsinnig schwer, aus dem Loch wieder rauszukommen, wieder Licht zu sehen. Und es gibt zahlreiche mögliche Wege. Nicht nur einen.

Ihr habt z.B. eure Osterwiese. Wunderschön und für EUCH hilfreich. Mir bedeutet das Grab meines Mannes überhaupt nichts, für mich ist er nicht dort, sondern überall wo wir sind. Das ist MEIN Weg, besser? Schlechter?

und sei auch mal ein bisschen flexibler

Deine Worte!

LG
Andrea

martinaIna
01.03.2007, 18:09
Hallo Vierm und all Ihr anderen,

auch ich habe die Zuversicht, dass mein Mann nicht einfach weg ist. Habe für mich persönlich dafür auch deutliche Zeichen bekommen aber das wirst Dir Vierm auch nichts helfen,denn es sind meine Zeichen und keine wissenschaftlichen Beweise.
Ich möchte wieder zurück zum Ursprungsthema, der Einsamkeit.

Auch wenn ich glaube, dass mein Mann noch da ist, so bin ich trotzdem verdammt einsam. Nun wird mir bewusst, wie sehr er mein Leben bestimmt hat. Wie groß die Lücke ist. So viele Entscheidungen sind zu treffen - und ich kann mich nicht mit ihm beraten. Die Leere schmerzt.
Andere Menschen nerven mich schnell und die Frage "wie geht es Dir", gestellt mit einem besorgten Unterton, kann mich richtig aggressiv machen. Was meinen die wohl, was ich da antworten kann? (Es gibt sie doch- die saublöden Fragen!):mad:

Wie geht Ihr mit sowas um? Was macht ihr, wenn ihr unter Menschen sein müsst aber irgendwie alles nur doof findet?

Grüße
martina

Vierm
02.03.2007, 12:45
@Werner

Sorry aber ich muss einfach auf Deine Antworten reagieren denn offensichtlich verstehst Du das was ich schreibe falsch.

Du brauchst uns nicht zu beneiden,denkst Du wir wären froh das unsere Kinder Engel sind,wir machen auch keine show ,Nein!

Ich beneide alle die Glauben können!! das und nur das war meine Aussage. Woran auch immer jemand glaubt! Ich tue es nicht.

Denn wenn wir mit meinem Sohn nicht das Leben führen würde was wir jetzt führen, hätte das leben wenig Sinn für uns.

...ich habe eine Tochter, und eine Frau, das alleine schon gibt dem Leben einen Sinn!

Vielmehr bestehe ich auf dem Punkt Tod gibt es nicht

.. Deine Interpretation; Du wirst Verständniss haben müssen das ich Dir da nicht folge!

Somit versuchen wir jetzt Vierm zum aufstehen zu bewegen damit er wieder Land sieht und hofft.Wir wollen helfen wie uns geholfen wurde.

Ich stehe! Ich sehe Land und hoffe (das der Schmerz ein klein wenig nachlässt)



Um es kurz zu machen (bin im Büro):

-- Ich habe kein Problem zu begreifen was geschehen ist!

-- Das warum ist irrelevant!

-- Ich habe kein Problem das ganze zu akzeptieren. ...ändert eh nichts.

Mein Problem ist vorangig nicht das mein Sohn "fort" ist, sondern das ich tatenlos miterleben musste wie es geschieht. (Damit meine ich : unter dem Strich konnte ich und niemand etwas dagegen tun!)

Jeden Tag 3 Monate lang zu sehen wie mein Sohn stirbt (er war bis zu seinem Ende zuhause) ist das was mich heute auffrisst!

Jammern stand mir über 4 Jahre nicht zu, weil es um meinen Sohn ging!

Jetzt aber habe ich jedes verdammte Recht dazu! (auch wenns nichts hilft!)


Nicht desto Trotz freue ich mich, das ihr einen Weg gefunden habt mit diesem Alptraum umzugehen und Euren Seelenfrieden zu finden.


@AndreaS

man hatte mich gebeten, nicht mehr darauf zu antworten, um Wolfgangs Thread nicht in eine Richtung zu bringen, die er wahrscheinlich nicht will.

(darf ich fragen wer Dich darum gebeten hat..?)

nur zu, darum ist dieser Thread doch da! Denn ich will sehr wohl Meinungen Ratschläge, Ideen von aussen hören und haben.

Welche ich brauchen kann, und nicht finde ich erst raus wenn ich alle kenne.

Von daher: Nur zu, es freut mich sogar.


@martinaIna

Andere Menschen nerven mich schnell und die Frage "wie geht es Dir", gestellt mit einem besorgten Unterton, kann mich richtig aggressiv machen. Was meinen die wohl, was ich da antworten kann?

Antworte ein einziges mal: Wie soll es mir gehen, Super!! welchen Grund sollte ich haben das es mir schlecht geht!

Denn auch mir geht genau diese Frage gewaltig auf den Geist!

Ciao ihr Lieben

PS: Doch länger geworden das ganze

stef777
02.03.2007, 14:07
@martinaIna

aber noch mehr ärgere ich mich über leute, die gar nicht fragen, wies einem geht, weil sie entweder davon ausgehen, dass 1 monat nach der beerdigung die trauer vorbei ist, oder sie zu feige für die frage sind.

@vierm

ich verstehe, was du meinst...ich glaube, man muss sich seine eigene schwäche, hilflosigkeit, menschlichkeit eingestehen und sich selbst verzeihen....dass man nix tun konnte, bzw. nicht mehr tun konnte....! (dabei hilft einem ein glaube bestimmt sehr, d.h. eigene verantwortung abzugeben, ein verzeihen in alle richtungen zu erreichen...)
man könnte ausserdem sich immer wieder sagen, dass "es nun vorbei ist", die person "es hinter sich hat und erlöst ist und es nun besser hat"....man könnte ausserdem stolz sein darauf, wie die person das alles ausgehalten und getragen hat bis zum ende...tja, alles leichter gesagt als getan...

LG
stef.

Vierm
02.03.2007, 15:00
@Steff777

verantwortung abzugeben, ein verzeihen in alle richtungen zu erreichen...)
man könnte ausserdem sich immer wieder sagen, dass "es nun vorbei ist", die person "es hinter sich hat und erlöst ist und es nun besser hat"....

sage ich, und glaube ich!

man könnte ausserdem stolz sein darauf, wie die person das alles ausgehalten und getragen hat bis zum ende...


... bin ich, ohne Ende, aber genau das macht es so schlimm!

Dieses Aushalten und Ertragen haben würde ich nicht zustande bringen und das macht mich um so stolzer auf ihn.

Aber es ändert nichts an diesem verdammten Weg den er gehen musste!

Ciao Wolfgang

AndreaS
02.03.2007, 15:40
Hallo Wolfgang,

nur zu, darum ist dieser Thread doch da! Denn ich will sehr wohl Meinungen Ratschläge, Ideen von aussen hören und haben.


ja, das sehe ich auch so (deshalb war ich ja auch ungehorsam ;) ) Steffen hat mitbekommen, dass ich über eine Antwort, die du erhalten hast, ziemlich verärgert war und er hatte wohl befürchtet, dass ich etwas zu heftig reagieren könnte.

Ich beneide alle die Glauben können!! offensichtlich kann ich jedoch sehrwohl noch verstehen, was ich lese, und somit denke ich, war alles ok.

Die Frage "wie geht es dir", auch bei uns oft ein Thema. Wollen sie es wirklich hören? Wenn nein, warum fragen sie, wenn ja? Warum reagieren sie so überrascht? Ein geliebter Mensch ist gestorben, da geht es einem nicht gut. Nein, auch nicht, wenn das "Leben einen wiederhat" Die Wunde bleibt, weiß nicht einmal, ob es tatsächlich irgendwann eine Narbe wird. Egal wie man diese Frage beantwortet, irgendwie stimmt es nie wirklich. Die, die "es" nicht wussten, geben einem das Gefühl sie trösten zu müssen, weil man sie doch tatsächlich jetzt dermaßen geschockt hat. Die die "es" wissen beobachten und befinden ein "gut" entweder für zu früh oder ein "schlecht" als unangebracht lang. Konfus? Nun, ich zucke mittlerweile nur noch mit den Achseln, weiß ja eigentlich selbst nicht wirklich, wie es mir geht...

Dieses Aushalten und Ertragen haben würde ich nicht zustande bringen


weißt du Wolfgang, DU / IHR habt es ausgehalten und ertragen. Ihr seid den Weg mitgegangen. Ich weiß was du meinst, glaub mir, ich will das nicht in Frage stellen, nein, ich gebe dir Recht. Nur mit Abstand und endlosen Gesprächen mit meinen Verbündeten hier im Forum erlaube ich mir heute zu sagen: Auch wir haben ausgehalten und ertragen, wir haben gelitten, verzweifelt gekämpft, gehofft und wollten nur eins: Dass sie leben! Wir haben ausgehalten und ertragen, versucht Mut zu machen, obwohl wir vielleicht schon längst ganz tief innen gespürt haben, was kommen wird. UND wir/ DU müssen noch immer aushalten. Es ist nicht vorbei. Du musst es tagtäglich ertragen und aushalten. Nein Wolfgang, es ist nicht unbedingt der leichtere Part, zurückbleiben zu müssen.

ich habe eine Tochter, und eine Frau, das alleine schon gibt dem Leben einen Sinn!


ja und es sind wohl die einzigen Menschen auf der Welt, die WIRKLICH wissen, was du verloren hast und umgekehrt. Sie geben deinem Leben Sinn wie du ihrem.

Ich hoffe, es ist nicht zu chaotisch, Freitags sind meine Gedanken und Gefühle noch immer meist sehr unsortiert..

LG
Andrea

Vierm
02.03.2007, 21:46
@AndreaS

Ich hoffe, es ist nicht zu chaotisch, Freitags sind meine Gedanken und Gefühle noch immer meist sehr unsortiert..

...an diesem Freitag nicht! ;)

Vierm
08.03.2007, 09:49
Hallo Ihr Lieben,

und wieder 2 solcher Tage an denen es mich einfach so "anspringt";

Wie durch Watte gedämpft, es schmerzt.

Ciao

gaertner
08.03.2007, 14:08
Hallo Wolfgang,


die situation ist mir so vertraut. eben schien noch die sonne und alles geht bestens, plötzlich , ausgelöst durch eine kleinigkeit, dringt das tt in die gadanken ein , dreht alles , blockt alles normale und man weiß nicht, wie es weitergehen soll , warum alles geschah.

ob ich mich daran jemals gewöhnen kann , ich weiß nicht. ich versuch nur herauszubekommen , was der auslöser war, um in zukunft nicht so überraschend und hart getroffen zu werden.
ansonsten gestatte ich mir nach wie vor, dann eine "auszeit" zu nehmen und zu denken , "leckt mich alle mal, ich trauere jetzt !!!!!"
den zeitpunkt des "anfalls" irgendwie zu überspielen funktioniert nicht, ihn aufzuheben auch nicht. ich lass es raus , wenn es kommt , das ist meine freiheit, mein leben , mein recht, meine trauer.

ich habe allerdings auch gelernt, mich nicht stundenlang von dem trauertier malträtieren zu lassen . ich lerne mit ihm zu leben und es auch aus eigener kraft wieder in seine ecke zu schicken . es hat gedauert, DAS zu können.

wie das genau geht , weiß ich auch nicht, kann ich niemand weiter erklären.

diesen weg muß wohl jeder selber finden, wie es gehen kann. dies ist wohl der so oft beschriebene eigene weg der trauer, auch wenn die umstände sehr gleich sind, verarbeiten muß es jeder alleine. oder besser, das lernen zu verarbeiten , dazu muß jeder seinen eigenen weg finden.

zeit ist dein freund, hat mir mal jemand gesagt. ja , in dieser situation auf jeden fall. zeit , sich selber kennenzulernen, selber mit seiner eigenen trauer umzugehen.

in diesem sinne liebe grüße

steffen

Vierm
23.03.2007, 22:23
nabend;

ich lese alle Euren lieb-/ und Gutgemeinten Ratschläge....

...nur Sie helfen nicht!

Es kommt ohne jede Vorwarnung, eine Errinnerung, eine Gedanke....

Oft zu stoppen, doch wenn nicht ist es als würde man nach innen zusammenfallen. Unglaublich das Trauer einen wirklichen körperlichen sehr heftigen Schmerz verursachen kann.

Bin in kürze Ihr Lieben,

Ciao Wolfgang

Anemone
24.03.2007, 12:37
Hallo Wolfgang,
habe gerade Deinen Eintrag gelesen. Ich kann (und will) Dir keinen Rat geben, ich weiß, dass Dir das nicht hilft. Möchte Dir nur eines sagen: Diesen Zustand, den du beschreibst (unvermittelt - Du weißt nicht, was der Auslöser ist - körperlicher Schmerz...) kenne ich nur allzu gut. Mein lieber Mann ist seit 14 Monaten tot, diese Attacken sind immer noch so schmerzhaft wie in der ersten Zeit, vielleicht nicht mehr ganz so häufig.
Ich fürchte, wir müssen das einfach aushalten. Genauso wie die schlimmen Erinnerungen an das Leiden.
Will Dich nicht weiter belabern, ich fühle mit Dir und denke an Dich.
Liebe Grüße,
Anemone

AndreaS
24.03.2007, 15:02
Hallo Wolfgang,

es hilft nicht, der Schmerz kommt, unverhofft, heftig, immer und immer wieder. Körperlicher Schmerz, verursacht durch die Seele, ja, unfassbar.

Die Frage: Wie geht es dir? Ich weiß, gefährliche Frage für uns Trauernde. Haben wir ja auch hier schon darüber gesprochen. Habe schon öfter dein Licht gesehen hier im Forum, wollte dir eben diese Frage stellen, wusste nicht, ob du verstehst, dass es mich WIRKLICH interessierst. Auch heute würde ich sie dir gerne stellen, die Frage: Wie geht es dir heute? Nach der Nacht gestern, nach der Attacke vom Trauertier. Und ich erwarte nicht die Antwort: Danke, es geht mir gut. Das würde ich dir eh nicht glauben. Aber vielleicht wie du es geschafft hast, die Nacht einigermaßen rumzubekommen. Oder das Tier in die Schranken zu weisen. Oder ist es noch immer präsent, zum Greifen nah, sitzt auf deiner Schulter?

Weißt du, ich habe schon öfter geschrieben, dass ich da gespaltener Meinung bin. Wenn es angreift und mich umhaut, sehne ich mich einfach nach einem "mich gutfühlen" nach ein wenig normaler Gefühlswelt. Aber wenn es sich eine Weile ruhig verhält, habe ich manchmal das Gefühl, ich rufe nach dem Trauertier, möchte den Schmerz fühlen, der für mich als einziger "körperlicher Kontakt" zu meinem Mann geblieben ist. Verrückt? Ja, vielleicht, auch das befürchte ich: Man wird über die Trauer irgendwie verrückt.

Was also kann helfen? Aushalten, abwarten, dass es besser wird. Oder auch ein wenig erzählen? Formulieren, damit die Sicht wieder frei wird unter den Tränen?

Meine Frage: Wie geht es dir heute? Ich wage es trotzdem, sie dir zu stellen, denn sie kommt von ganzem Herzen und ist mit wirklichem Interesse an Dir, Deinem Sohn und deiner Familie gestellt.

LG
Andrea

werner trompertz
24.03.2007, 18:43
Hi Vierm
Lass uns doch ganz einfach Freunde sein die Dir helfen,jeder auf seine Art.Dieses Forum hat was ,Menschlichkeit ohne Habgier einfach nur da sein:knuddel: .

Gruss Werner

Vierm
11.04.2007, 10:43
Hallo ihr Lieben,

war länger nicht mehr hier (weiss nicht warum..).

Es ist seltsam, aber es ändert sich nichts! Ich mag keine Menschen sehen, bin am liebsten alleine.

Seltsame Dinge die man macht ohne zu Wissen warum! Aber man fühlt das man es so will.

...ich vermiss meinen Jungen!

Ciao

Vierm
26.04.2007, 23:21
nabend;

habe nochmal so einiges hier gelesen und stelle fest: Es wird nicht wirklich besser!

Der Schmerz ist der gleiche, wir üben nur ihn zu Unterdrücken.

Es bleibt wie es seit dem Tage seines Todes ist:

Einsam wie nie zuvor in meinem Leben!


Ciao Ihr Lieben bis in kürze

Vierm
25.06.2007, 10:01
Hallo Ihr Lieben,

Marcs Geburtstag naht (08.07.) und alles was man versucht zu verdrängen ist wieder da!

Es ist unfassbar wieso man erst die Bedeutung eines Menschen erfasst wenn er nicht mehr da ist.

ich vermisse ihn...


Ciao Wolfgang

ani
25.06.2007, 14:49
Hallo Wolfgang

Man sagt, "die Zeit heilt alle Wunden".... aber das glaube ich nicht mehr. Ich kann Dir gut nachfühlen. Ich vermisse meine Tochter. Sie fehlt, und fehlt und fehlt. Das ewige auf und ab.
Meine Tochter sagte mir in ihren letzten Tagen: "Geniesst euer Leben". Das klang fast wie ein Auftrag. Sie hat mit 18 erkannt, wie wertvoll das Leben ist. Unser aller Leben. In den ersten Monaten erschrak ich, wenn ich feststellte, dass es doch noch Dinge gibt, die ein Gefühl der Freude in mir auslösen können, hatte Angst, ich könnte sie dadurch mit der Zeit sogar vergessen...
Aber ich werde nie vergessen! Der Schmerz zeigt sich nicht mehr in so heftigen Ausbrüchen wie am Anfang, er ist bloss eine Schicht tiefer gerutscht. Für die Umgebung nicht mehr so offensichtlich...
Aber ich versuche, ihrem Wunsch gerecht zu werden, und das Leben wieder etwas zu geniessen. Sicherlich in einer anderen Form... dankbarer... bewusster. Mich wieder unter die Lebenden mischen, mich freuen, dass wenigstens mein Sohn noch da ist. Annehmen, wenn mein Partner mir was Gutes tun möchte. Ich sehe, wie meine Nächsten leiden, wenn ich mich ihrem Mitgefühl verschliesse. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, mich an etwas zu erfreuen. Ich weiss, Sabrina hätte nicht gewollt, dass ich mich nur noch in der Trauer bewege. Sie hätte gewollt, dass ich meine Zeit nutze, welche mir noch bleibt, um mir und anderen Freude zu bereiten. Damit diese Zeit nicht nutzlos verstreicht. Auch unsere Tage sind schliesslich gezählt. Wer weiss schon, was wirklich geschieht, wenn wir sterben? Vielleicht warten sie ja tatsächlich auf uns? Und falls ja, möchte ich meinen Auftrag in der Zwischenzeit so gut wie möglich erledigen. Sie konnte nämlich sehr direkt sein, und ich würde von ihr nichts anderes erwarten. - Falls nicht, konnte ich vielleicht wenigsten jemand anderem meine Unterstützung zukommen lassen, und das ist doch auch was...

Wolfgang, ich wünsche Dir, dass du zur Lebensfreude zurück findest, weil sie uns fröhlich und zuversichtlich am meisten geliebt haben.
:knuddel:
Ani

Vierm
08.07.2007, 13:02
Hallo Ihr Lieben,

heute hat /hätte? (ich weiss immer noch nicht wie ich es schreiben soll) mein Jung Geburtstag.

17 Jahre alt!

Es sollte nicht sein, und es zermürbt einen immer mehr.

Die Verdrängungsmaschine arbeitet auf Hochtouren, und versagt dennoch kläglich.

Es sind halt die 3 Tage im Jahr vor denen man sich fürchtet: Geburtstag, Weihnachten und sein Todestag.

Hoffe es geht Euch besser als mir.

Ciao

Eva M.
08.07.2007, 13:49
Lieber Wolfgang,

sicherlich wäre man Heute mitten in den Geburtstags Vorbereitungen, Freunde von Marc würden kommen, Verwandte würden da sein und am Abend würde man sagen, was für ein schöner Tag!

... aber es ist einer der traurigsten Tage geworden!
Ich hoffe ihr könnt euch trotzdem an alles schöne erinnern das Mark ausmachte,
auch wenn das Herz blutet!

Einen lieben Gruß in den Himmel zu " Marc "

Eva

AndreaS
10.07.2007, 11:06
Lieber Wolfgang,

man sollte meinen, selbst durch die Hölle gegangen ist es leichter dem Gegenüber das "Richtige" zu sagen. Aber es stimmt nicht, die Sprachlosigkeit bleibt. Vielleicht wird es sogar schlimmer, denn man kennt das Gefühl, die Empfindlichkeit, die Verzweiflung, in der Zeit, in der man einfach noch kein Licht sehen kann.

Es wird nicht besser, nicht wirklich, es verändert sich, ja, das kann ich mit Bestimmtheit sagen, aus meiner Erfahrung sagen, es verändert sich, würde es sich nicht verändern, würde der Schmerz sich nicht verändern, es wäre unmöglich es auszuhalten, es wäre unmöglich weiter zu leben. Ich weiß nicht, ob du daraus derzeit Mut schöpfen kannst, daraus, zu hoffen, dass dieser beißende Schmerz gnädiger wird, du eines Tages wieder Luft zum Atmen haben wirst.

In einem Buch, das ich immer mal wieder in die Hand nehme, weil sich die Trauer und der Schmerz zwar verändern, aber nicht vergehen, der Tod meines Mannes präsent ist, immer und das "Heimweh" - wie es auch in diesem Buch genannt wird, nie vergehen wird, schreibt die Autorin: "...denn alle vermeintlichen Tröstungen sind vergebens, weil es nämlich nur diesen einen Trost geben kann, der in den Trauernden slebst heranwächst. Er kommt aus den Tiefen der Seele, und er braucht lange Zeit dazu...."

Marcs Geburtstag ohne ihn. Nein, es gibt keinen Trost dafür, es gibt keine Tricks, ihn erträglicher zu machen. Du und deine Familie, ihr habt ihn ganz grausam, ganz "einfach" aushalten, überleben müssen. Wir waren in Gedanken bei dir, ich hab keine Worte gefunden, denn ich weiß, dass es keine gibt.

In Gedanken waren wir bei euch, auch wenn es dich vielleicht wundert, aber durch den Austausch hier, rücken Menschen näher, die man nie sehen, nie kennen durfte. So auch Marc und seine Familie. Sein Vater, der von ihm erzählt, dessen Schmerz wir erahnen können und doch, obwohl wir wissen, wie es sich anfühlt, einfach hilflos zusehen und hoffen, dass es euch gelungen ist, diesen Tag erträglich zu gestalten, ohne Marc und doch mit ihm.

Lass uns wissen, wie es dir geht, ehrliches Interesse, ich hoffe, du weißt das

LG
Andrea

Vierm
10.10.2007, 15:59
Hallo ihr Lieben,

in 2 Tagen habe ich Geburtstag. Der erste ohne meinen Sohn, und mir graut vor diesem Tag. Ich werde mich "Eingraben" und hoffen das dieser Tag schnell vorbei geht, genau so wie der 29.10....

Das ich kaum noch hier bin ist nichts als Panik. Die Kraft reicht einfach immer noch nicht, das Leid anderer hier zu "Ertragen".

Ich wünsche Euch allen mehr Kraft!

Ciao Wolfgang


PS: Es gibt eine neue Seite für meinen Jungen (siehe Signatur) und ich würde mich sehr freuen über ein paar Worte im Gästebuch.

Vierm
28.10.2007, 23:04
Hallo ihr Lieben,

morgen ist es 1 Jahr her das unser Junge gehen musste. Ich rede mir ein das es nur irgendein Tag ist wie jeder andere auch.

Aber ob das funktioniert werde ich morgen sehen...

Euch allen jede erdenkbare Kraft...

Ciao Wolfgang

Vierm
28.10.2007, 23:09
Hallo ihr Lieben,

morgen ist es 1 Jahr her das unser Junge gehen musste. Ich rede mir ein das es nur irgendein Tag ist wie jeder andere auch.

Aber ob das funktioniert werde ich morgen sehen...

Euch allen jede erdenkbare Kraft...

Lass uns wissen, wie es dir geht, ehrliches Interesse, ich hoffe, du weißt das

Es geht mir so beschi**en wie nie zuvor in meinem Leben, und ich fürchte das wird sich nicht mehr ändern.
Ich würde gerne etwas anderes Antworten aber das wäre gelogen.


Es freut mich von Dir zu hören, auch wenn ich selten hier bin, da mir inzwischen der Mut und die Kraft dazu fehlt.

Ciao Wolfgang

Eva M.
28.10.2007, 23:18
Lieber Wolfgang,

ich glaube nicht, dass es ein Tag wird wie jeder andere auch.
Es wird immer ein Tag sein an den man sich erinnert, an den Anfang des Tages, an die Worte die gesprochen worden sind und an die Stunde wo der Abschied kam.
Sicherlich müssen wir und wollen wir auch ein Stück weit Alltag, aber es werden immer Momente da sein an die wir uns erinnern.
Schöne Momente und traurige, sie sind fest in unserem Herzen.

Alles Liebe für euch,
Eva :pftroest:

AndreaS
29.10.2007, 08:03
Lieber Wolfgang,

heute schließt sich der Kreis, ein Jahr hast du und deine Familie mehr schlecht als recht überlebt. Was anderes als ein überleben wird es sehr sehr selten gewesen sein. Tagtäglich die Gedanken, die sich im Kreis drehen. Und heute beginnt wieder eine neue Zeitrechnung. Ab heute wird es auch nicht wirklich besser, obwohl die Umwelt es einem "versprochen" hatte. Wenn das erste Jahr vorbei ist, verändert sich nur mal wieder das Zeitgefühl. Du denkst nicht mehr, letztes Jahr um diese Zeit....

Ja Wolfgang, ehrliches Interesse und nicht der Wunsch etwas bestimmtes zu hören. Es geht dir so beschissen wie niemals zuvor in deinem Leben. Und die Welt dreht sich erbarmungslos weiter und es wird von dir erwartet, dass du Schritt hältst. Unmögliches wird erwartet.

Ich wünsche Dir, Deiner Familie, dass ihr zusammenrücken werdet, euch gegenseitig den Halt gebt, den ihr verloren habt, dass du dich ein wenig im Schmerz geborgen fühlst, wenn die Menschen um dich sind, die ebenso wie du um dein geliebtes Kind trauern.

Es wird kein Tag wie jeder andere werden, kein Tag wird jemals mehr ein Tag wie jeder andere werden.

Ich wünsche euch Gleichklang heute, eben weil es kein Tag wie jeder andere ist.

Ja und lass von dir hören.

Ganz liebe Grüße

Andrea