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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Info´s zur durchgeführten OP


Beene
13.12.2007, 18:01
Hallo,

hätte nicht gedacht, dass ich mich so schnell im Darmkrebsforum wiederfinden würde, aber die Kette reisst nicht ab....

Mein Großcousin wurde ein halbes Jahr lang wegen Hamorrhoiden (schreibt man das so ?) behandelt, bis man in der letzten Woche, weil keine Besserung eintrat, eine weitere Untersuchung an der Uni machen wollte, dort wurde Darmkrebs (Mastdarm) diagnostiziert und zu einer sofortigen OP geraten.

Die OP wurde nun am Montag durchgeführt, man hat einen Teil des Mastdarmes enfernt, einen künstlichen Darmausgang gelegt. Soweit so gut, allerdings hat man auch (weil der Tumor angeblich sehr aggressiv und schnellwachsend sei) die Prostata und die Harnblase mit entfernt....

Nun meine Frage ? Ist das "üblich" ? Wer kann mir mehr über die Vorgehensweise erklären ? Wie sind die weiteren "Aussichten", wie lebt man mit zwei künstlichen Ausgängen (Harn und Kot) ?? Waren denn Blase und Prostata ebenfalls betroffen oder ist das "zur Sicherheit" ??

Wäre über Eure Antworten sehr erfreut und werde alle Tipps gerne weiterleiten !!

Alles Liebe
Beene

ele64
13.12.2007, 19:17
Hallo,

mit einem künstlichen Darmausgang kann man gut leben. Ganz besonders, wenn der erst dafür sorgt, dass man überhaupt weiterleben kann. Jedenfalls ist das bei mir so.

Im Moment lebe ich auch mit einem Dauerkatheter für den Urin. Ob ich in wieder loswerde - ich hoffe es. Ob ich damit leben könnte wenn nicht: Ja! Denn ich kann mich nur wiederholen: Ich will leben, und es gibt schlimmere Beeinträchtigungen als diese. Zumindest für mich, das sieht natürlich auch jeder anders.

Zu deiner anderen Frage: Vermutlich war Blase und Prostata zumindest in einer Form auffällig, just for fun wurde sicher nicht entfernt.

Dein Großcousin weiss aber bestimmt auch bald genaueres. Es wird ja alles in die Pathologie geschickt. Er soll halt, wenn es nicht "freiwillig" passiert, nachfragen wann die Ergebnisse da sind und auch, was sie ergeben haben.

Kann es evtl. auch sein, dass sein künstl. Darmausgang wieder zurück verlegt wird? Es gibt auch die Möglichkeit eine neue Blase aus Darm anzulegen, aber das ist alles vom Einzelfall abhängig, da hilft nur die Ärzte zu fragen. Notfalls auch Zweitmeinungen einholen, wenn sich dein Großcousin nicht wohl und sicher im jetzigen KH fühlt.

Viele Grüße
Ele

Beene
13.12.2007, 22:05
Hallo Ele,

Danke für Deine Antwort.

Ich habe heute kurz mit der Frau meines Großcousins telefoniert und bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht, da sie mir sagte, dass er mit so einer großen OP selbst nicht gerechnet hat...

Es ist wohl schon sicher, dass die Ausgänge nicht rückverlegt werden sollen...

Ich glaubte übrigens auch nicht, dass man Blase und Prostata "just for fun" entfernt hat, aber ich weiß nicht, ob das aus "Sicherheitsgründen" in Erwägung gezogen wird oder nur bei tatsächlichem "Befall"....

Wie lange wird der KKH-Aufenthalt wohl sein ? Was muss man beachten ?

Nun, ich werde ihn in den nächten Tagen besuchen und vielleicht weiß er dann mehr, die Ärzte sagten wohl, es würde zehn Tage dauern, ehe die Histologie zurück ist....

Wir hoffen und beten alle für ihn, er ist noch so jung...

Danke und viele Grüße
Beene

Jutta
14.12.2007, 04:46
Hallo Beene,

:knuddel: :knuddel: :knuddel: , auch du bist wieder bei uns.

Es läßt sich sehr gut mit 2 Ausgängen leben, die Prostata und die Blase wurden bestimmt nicht nur aus Sicherheit mit entfernt. Ein aggressiver und schnell wachsender Tumor geht in kürzester Zeit die gesamten Blasen- und Harnleiter nach oben in die Niere, wenn die Blase schon sehr in Mitleidenschaft durch den Tumor gezogen war. Da bei einem Mann die Blase und Prostata sehr eng miteinander verbunden sind, müssen sie bei Infiltration entfernt werden.
Schau dir bei Wikipedia die Gebilde genau an, und je nachdem wo der Tumor war, wirst du sehen, wie eng alles miteinander verknüpft ist.

Um über das weitere Leben mit 2 Ausgängen mehr zu erfahren, kannst du dich bei www.stoma-forum.de (http://www.stoma-forum.de) anmelden, und viele Fragen stellen. Für deinen Großcousin wäre für später vielleicht die Selbsthilfegruppe der ILCO ( www.ilco.de (http://www.ilco.de) ) sehr hilfreich, um sich mit anderen Kolo- und Urostomaträger auszutauschen. Wenn du möchtest, kann ich dir gerne per PN die Gruppe in eurer Nähe mit Ansprechspartner nennen, benötige dazu aber deinen Wohnort.

centaurus
14.12.2007, 09:25
Hallo Beene
Ich schreibe Dir heute mal ganz kurz ne erste Stellungnahme. Da ich zeitlich etwas unter Druck bin (geschäftlicher Weihnachtsstress..), kann ich zu einem späteren Zeitpunkt dann ausführlicher schreiben.
Ich habe genau dasselbe durchgemacht. Im Feb. 07 wurde meine Prostata total entfernt und da das Adenokarzinom bereit auf die Blase und den Dickdarm übergegriffen hatte, wurden auch bei mir ein endständiges (nicht rückverlegbar) Colo- und Urostoma angelegt. Grundsätzllch lässt sich damit sehr, sehr gut leben, denn die Rechnung ist relativ einfach :
Ohne Stoma = begrenzte Lebensdauer, mit Stoma = weiterführen eines ganz normalen Lebens.
An die Stomas gewöhnt man sich ganz schnell, ich habe diese als Teil meiner Selbst akzeptiert, ändern kann ich daran sowieso nichts. Ich muss dazu sagen, dass ich mir während des Spitalaufenthalts auch viele Gedanken gemacht haben. Ich bin selbständig, deshalb hängt ein grosser Teil meiner Existenz (inkl. Familie etc.) vom Erfolg meiner Firma ab. Ich beschäftige Leute, die auf den monatlichen Lohn angewiesen sind. Ich habe mir auch überlegt, wie schaffe ich das alles, wird alles wieder so sein wir früher. Und ja, es ist wieder so wie früher, und die Situation hat sich bei mir relativ schnell wieder normalisert.
Zum Spitalaufenthalt : Aufgrund Deiner Beschreibung, die ziemlich identisch ist mit meiner Situation, musst Du von ca. 20-30 Tagen Aufenthalt ausgehen, je nach Komplikationen etc.
Mein Umfeld beschreibt mich als "zähen Hund" und so habe bereits ca. 1 Woche nach dem Verlassen des Spitals wieder langsam begonnen mit Arbeiten. Vorerst nur Teilzeit, nach 7 Wochen war ich wieder zurück auf dem normalen Pensum von 110% ;-)
Das tägliche "Handling" des Uro- und Colostoma bereitet mir überhaupt keine Mühe, klar, am Anfang gibt es immer die eine oder andere kleine Panne, aber daran wird sich auch Dein Grosscousin gewöhnen. Ich muss dazu noch anfügen, dass ich von meinen unmittelbaren, familiären Umfeld grossartig unterstützt wurde, und sie mich nicht wie einen Kranken oder Behinderten behandelt haben, sondern einfach wieder als den Papa, so wie er früher war. Ich hoffe, dies hilft Dir vorest etwas über die ersten Ängste etc. hinweg. Ich bin gerne bereit, auch via PN weitere Auskünfte zu erteilen.
Also, keine Panik, auch nicht beim Direktbetroffenen, das kommt schon gut.
Ich drücke Euch die Daumen und bin überzeugt, dass ihr es schaffen werdet.
Liebe Grüsse, Markus

Beene
14.12.2007, 11:28
Hallo Jutta, hallo Markus,

Danke erst einmal für Eure lieben Worte und die ausführliche Stellungsnahme.... So wie ich seine Frau verstanden habe, hat der Krebs bisher nicht metastasiert, was mir spanisch vorkommt, weil der Befall von Blase und Prostata bei einem Primärtumor im Darm doch sehr wohl eine Metastasierung ist, oder bezeichnet man das nur anders (Infiltration in benachbarte Organe ??) ?? Dumme Frage, aber wenn Metastasierung wohin zuerst ? Bei Magenkrebs (da kenne ich mich besser aus), ist ja meist zuerst die Leber betroffen, ist das bei Darmkrebs auch so ?

Markus, hattest Du Chemotherapie, o.ä. ?

Tja Jutta, wir sind ja schon fast gute alte Bekannte, (leider), nun haben wir unsere Oma letzten August beerdigt, meinen Papa diesen August, meine Tante kämpft mit ihrem Brustkrebs und nun auch noch mein Großcousin, der noch dazu bei mir um die Ecke wohnt und erst 43 Jahre alt ist....

Diese Krankheit erinnert mich mittlerweile stark an die Pest, die auch unzählige Opfer forderte, die hat man mittlerweile ausgerottet, wann werden wir den Krebs endlich besiegen ??

Ich werde in der nächsten Woche erst einmal bei meinem Großcousin vorbeischauen, mal sehen, wie es ihm so geht. Ich werde sicherlich Eure Hilfe in Anspruch nehmen, eine Selbsthilfegruppe wäre echt toll, ich werde schon mal mit ihm darüber reden.

Ich hoffe einfach nur, dass wir nicht schon wieder jemanden verlieren, mir reichts erst einmal.... Ich komme ja kaum noch raus, aus dem Loch....

Also nochmal Danke für Mut und Zuspruch und bis bald !!
Beene

hope38
14.12.2007, 12:44
Hallo Beene!
Ach menno, das ist aber traurig mit Deinem Großcousin:(((

Also ich denke, daß man von einer Infiltration ausgehen kann. Es scheint ein sehr aggressiver Tumor gewesen zu sein, der rasant wuchs. Ich denke mal, daß es sich dabei um den Primärtumor handelt.
Gut ist ja, daß es wohl keine Metastasen gibt.
Ich habe seit 1,4 Jahren ein vorläufiges Stoma und ich lebe damit sehr gut. Also ich habe mich an den "BaB" (Beutel am Bauch;)) gewöhnt und auch meine Kinder + Mann gehen ganz normal damit um. Zuerst ist das für viele Menschen eine ganz furchtbare Vorstellung, für mich war es überlebenswichtig. Nichtsdestotrotz muß man sich daran erstmal gewöhnen und wird es mit der Zeit lernen, in sein Leben zu integrieren.

Tja, ich denke mal, gegen Krebs wird es niemals etwas geben, da er zu viele und viel zu viele unbekannte Ursachen hat. Ich habe da auch oft nachgedacht, komme aber zu dem Schluß, daß es sicherlich die "Geißel der Menschheit" bleibt:(

Ach ja, bei Darmkrebs ist das Organ, das meistens zuerst mit Metastasen besiedelt wird, auch die Leber und danach die Lunge.

Euch alles Gute,
hope

Birgit4
14.12.2007, 15:57
Hallo Beene,
nun bist du hier gelandet...das tut mir sehr leid.Ich kann dir leider bei deinen Fragen nicht weiterhelfen...Aber wir sind ja schon alte Freunde aus dem (Thread...Gott,Glaube und Krebs)Ich bin jetzt viel im Thread...Gedanken und Gedichte.....
Ich nehme dich ganz liebevoll in meine Arme....und wünsche dir und deinen lieben einen schönen dritten Advent.
Liebe grüße von Birgit

Beene
14.12.2007, 18:24
Hallo Hope, hallo Birgit,

schön Euch beide wieder zu hören/lesen.... Wenn der Anlaß auch wieder einmal traurig ist... Trotzdem freue ich mich !!

Nun, eben habe ich beim Einkaufen Tante und Onkel (Eltern von meinem Großcousin) getroffen und war total schockiert, die beiden sind ca. 100 Jahre älter geworden und sind völlig depremiert... Mein Großcousin hat wohl heute zum ersten Mal gesessen, was eine enorme Anstrengung war und sehr schmerzhaft. Sein Anus wurde wohl komplett "zugenäht" und das bereitet ihm wohl große Schmerzen... Er erinnert mich so an unseren Norbert (optisch), ich bin immer noch traurig, dass er nicht mehr bei uns ist... Mal ehrlich, wie ist die Prognose bei einem solchen Befund ??

Hope, Du hast Recht, der Tumor war wohl sehr aggressiv und hatte schon in die Blase infiltriert, deshalb auch die radikale OP...

Ich denke mit "BaB" (tolles Wort) kann man leben, unsere Oma hatte ja auch Darmkrebs und lebte mit ihrem Anus praeter (nennt man doch so ?) noch einige Jahre problemlos und recht glücklich...

Ich bin gespannt auf das weitere Vorgehen und die Ergebnisse der Histologie...

Hat jemand von Euch Chemo bekommen oder macht es keinen Sinn ? Über Alternativen könnte ich ja bereits selbst ein Buch schreiben....

Viele liebe Grüße in die Runde und es ist irgendwie schön, dass ich mich bei Euch gleich wie "zu Hause" fühle...

Beene

hope38
14.12.2007, 20:25
Liebe Beene!
Zur Chemo kann ich nicht so viel sagen. Also zur Chemo schon:rolleyes: , aber das hängt von vielen Faktoren ab, ob eine sinnvoll ist oder nicht. Da der Tumor wohl sehr aggressiv war, könnte es natürlich sein, daß man das vorschlagen wird.
Ich habe vor der OP 6 Wochen Chemo und Bestrahlung bekommen:eek: , dann die OP und danach 3 Monate Chemo. Boah, ich frage mich gerade,wie ich das geschafft habe:confused: :rolleyes: !
Soweit ich weiß, wäre ein Schwimmring für Deinen Cousin sicherlich sinnvoll, das würde den Schmerz ein wenig erleichtern beim Sitzen.

Ja, der Anus praeter ist ein wohl veraltetes Wort für "BaB":rotenase: . Aber er wird durchaus noch viel benutzt!

Liebe Grüße,
hope

Jutta
15.12.2007, 05:58
Liebe Beene,

ich weiß so gut, wie du dich fühlst :knuddel: . "Hört es denn niemals auf? Wann kommt endlich einmal Ruhe in die Familie? und noch so viele Fragen mehr. Es wäre einfach nur gut, könnten wir einen Zauberstab hervorholen und diesen Krebs wegwischen. Man möchte nicht noch mehr liebe Familienmitglieder daran verlieren.

So aus der Ferne kann man schlecht sagen, ob eine Chemo hilft ..., dazu müßte man die genaue Histologie wissen. Meistens wird vor der OP eine Chemo und eine Bestrahlung durchgeführt wird. Ich nehme an, dass es ein T3 ohne Metastasen war, da er in die Prostata und Blase infiltrierte. Wie die Chancen stehen, kann nur die kommende Zeit zeigen.

Die Metastasen wandern gerne in die Leber, und in den Bauchraum.

Die Entnahme des Hartmannstumpfes ist leider anfänglich mit Schmerzen verbunden, da der Rest nun nach unten auf die Wunde drückt. Dein Großcousin sollte sich an den Arzt wegen Schmerzmedikamente wenden, und vor allem sich erklären lassen, wie er alles pflegen kann.

teddy.65
15.12.2007, 08:39
Hallo Beene,

bei mir wurde vor nun fast 3 Jahren auch der Schließmuskel entfernt und wie auch bei Leena wurde vor der OP eine Chemo + Bestrahlung und nach der OP eine weitere Chemo durchgeführt. Ich kann mir gut vorstellen, dass deinem Cousin zu einer Chemo geraten wird.

Die sarcale Wunde machte mir enorme Schwierigkeiten. Mit einem Sitzring aus Latex konnte ich dann aber nach einigen Wocheneinigermaßen sitzen. Die Kosten dafür übernahm die Krankenkasse. Ich persönlich fand diesen Ring weit bequemer als einenSchwimmring, der ja durch die Luft recht instabil ist. Normalerweise bekommt dein Cousin einen solchen Ring bereits im Krankenhaus gestellt. Meine Stomaberaterin besorgte mir dann einen für zuhause, welchen ich am Tag meiner Entlassung mitnehmen konnte.


Wenn möglich kann dein Cousin für das Colostoma die Irrigation erlernen (Darmspülung). Dann hat er quasi nur noch einen Urin-Beutel am Bauch, da der Kotbeutel leer bleibt bzw. durch eine Stomakappe ersetzt werden kann.

Liebe Grüße an deinen Cousin und gute Besserung

Beene
15.12.2007, 21:22
Hallo Sabine, hallo Hope,

Danke für die Tipps, ich habe noch einen Sitzring hier zu Hause, nach der Geburt meiner ersten Tochter brauchte ich den, um überhaupt sitzen zu können, den werde ich einfach abtreten, dann findet er eine gute Verwendung !!!! Danke...

Von Chemotherapie war bisher noch nicht einmal die Rede, man hat die Diagnose am Freitag gestellt und am Montag operiert, also alles in allem recht "überraschend" für alle Beteiligten. Niemand hatte Gelegenheit, sich mit der Diagnose vertraut zu machen...

@ Jutta: Ja Jutta, ich fühle mich genauso, wie Du es beschreibst. Immer wenn ich denke, jetzt ist es ein bisschen ruhiger, kommt der nächste Hammer... Hört das denn gar nicht auf ? Und man ist immer mitten drin und total involviert, wie sollte man sich auch raushalten, das geht gar nicht....
Puh, manchmal kann ich gar nicht mehr, dann hilft nur noch beten...

Alles Liebe für Euch und einen schönen Adventssonntag
Beene