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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Adeno mit metas


goldschnecke
15.12.2007, 20:27
hallo,ich bin neu hier
bei meiner 45 jahre alten mutter wurde letzten september(2006)ein adenokarzinom tumorstadium T4 mit Lymphbefall entdeckt,sie bekam 6 zyklen chemo u.a. mit cysplatin darunter kam es jedoch trotzdem zum progress des tumors:( im märz kam es zu einer einfluss stauung im rechten arm weil der Lymphkrebs auf die grosse hohlvene drückte,sie ist dann 35 tage lang bestrahlt worden woraufhin sich ihre speiseröhre total entzündete und sie lange nicht essen konnte.sie hat sich aber wieder hochgekämpft und bekam dann einmal die woche folinsäure verabreicht,im juli diesen jahres hat sie einen generalen cerebralen krampfanfall erlittenen!metas in beiden gehirnhälften längs der mittellinie(weiss nich genau wie die heisst)sie hat dann eine 20 tägige schädelbestrahlung erhalten!jetzt ist sie uns mit gürtelrose zusammen gebrochen,im zuge der untersuchungen fanden die ärzte metastasen bis zu 5 mal6 cm grösse in beiden leberlappen!es wird keine behandlung mehr gemacht im mom!wer hat erfahrung damit was auf uns zukommt und kann man nicht vielleicht doch noch eine behandlung zur lebensverlängerung machen?? bitte schreibt mir!! danke

Michael_D
16.12.2007, 12:01
Liebe Goldschnecke,

bei einem derart schnell und aggresiv voranschreitendem Krebs gestaltet sich die Behandlung leider sehr schwierig. Die Therapie eines metastasierten Bronchialkarzinoms verläuft prinzipiell nach einem festen, auch international einheitlichen Schema. Zunächst gibt es Ein Platinderivat (z.B. Cisplatin) mit einer weiteren Chemo (z.B. Gemzar, Vinorelbin, Alimta uvm). Bis ein erneuter Progress (also ein Weiterwachsen des Krebses) festgestellt wird. Dann leitet man eine Zweitlinientherapie ein, versagt diese, gibt es eine Drittlinientherapie usw.

Es kommt immer darauf an, wie aggressiv der Krebs ist und was der Patient vertragen kann. Wir (meine Mutter ist die Patientin) sind mittlerweile in vier Jahren bei der Sechstlinientherapie angelangt, doch das dürfte definitiv noch eine Rarität sein. Und der Preis, den wir zu entrichten haben, ist sehr hoch.

Ich würde mich vertrauensvoll an die Ärzte wenden. Diese wissen im allgemeinen recht gut, was für einen Patienten das Beste ist. Zu berücksichtigen ist immer der Trade-off zwischen Behandlungsnebenwirkungen und Therapieeffekt. Cisplatin ist nach wie vor noch das effektivste Therapeutikum mit einer Chance von, ganz grob 30%, dass es nachhaltig hilft. Bei allen anderen Medikamenten - Gemzar, Vinorelbin, Alimta, Tarceva usw. - ist die Chance vielleicht 1 zu 10.

Wenn Du meine Meinung zu konkreten Mitteln wissen willst: bei meiner Mutter konnte Alimta (Wirkstoff Pemetrexed) die Krankheit etwa anderthalb Jahre aufhalten. Auch ein Therapieversuch mit Tarceva (Wirkstoff Erlotinib) könnte unter Umständen noch sinnvoll sein. In Anbetracht der massiven Metastasierung sowie des körperlichen Abbaus würde ich mir aber, so leid es mir tut, keine unrealistischen Hoffnungen machen.

Zugleich wünsche ich Euch von Herzen das Allerbeste. Wenn ich noch mit Detailauskünften helfen kann, will ich das gerne tun.

Beste Grüße,
Michael

goldschnecke
16.12.2007, 22:30
danke für deine offene antwort

meine mutter ist mit cysplatin behandelt worden,es hat ihr leider nichts gebracht!
für die meisten ärzte ist meine mutter "austherapiert",wenn es nach denen gegangen wäre würde sie schon seit februar 2007 gar nich mehr behandelt!wir haben uns eine tagesklinik für onkologie gesucht die wohl nur "hoffnungslose fälle" behandelt,der onkologe möchte meine mutter auch weiter behandeln,aber sie kann ja nicht mal aus dem bett aufstehen!!
ausserdem habe ich gehört das eine chemotherapie bei lebermetastasen nicht die effektivste sache ist!?
warum sollten wir sie quälen wenn es nix bringt?
auf der anderen seite ist sie eine lämpfernatur solange sie hoffnung hat!
und aufgeben bedeutet in ihrem fall sterben!
ich wünsche dir und deiner mutter alles alles gute und hoffe ihr übersteht den kampf noch lange zeit!!

wolfwo
17.12.2007, 10:47
Hallo an alle und an Michael_D der vielleicht nicht weiß, das Tarceva höher anzusiedeln ist. Außerdem ist ab August Avastin dazugekommen ist, das auch in der ersten Linie von Bedeutung ist.

Beste Grüße
Wolfgang

Michael_D
17.12.2007, 11:20
Hallo Wolfgang,

Tarceva ist sicher ein sehr gutes Mittel. Ob es höher anzusiedeln ist als andere Chemotherapeutika der 2. oder 3. Generation ist jedoch leider fraglich. Tarceva funktioniert als ein sogenannter EGFR-Hemmer grundlegend anders als Zytostakia (=Zellgifte). Es ist oft so: entweder diese sog. Targeted Therapy hilft durchschlagend - oder sie ist relativ nutzlos. Und das ist leider bei der großen Mehrheit der behandelten Patienten der Fall. So ergab sich auch bei der Zulassungsstudie für Tarceva ein Überlebensvorteil gegenüber der unbehandelten Gruppe von gerade einmal 2 Monaten. Und bei 5% der Behandelten musste die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen sogar abgebrochen werden.

Das Avastin ist sicher ein weiterer interessanter Ansatz. Nur leider ist dies bislang nur für die First-Line Behandlung zusammen mit einem Platinderivat zugelassen.

Weitere interessante Ansätze sind in neuen Substanzen wie Sorafenib, Sunitinib oder Zactima zu sehen. Diese kombinieren zwei Wirkprinzipien: zum einen blockiert es die Signalwege in der Zelle (wie beim Tarceva) und, als ein weiterer Schritt, unterbindet es die Angiogenese; das heißt, die Bildung von Blutgefäßen des Tumors (wie beim Avastin).

Diese Präparate sind echte Fortschritte, nur leider allesamt noch in der Erprobung. Und außerdem kann ich aus eigener Erfahrung von sehr heftigen Nebenwirkungen berichten.

Die ganze Sache ist sehr komplex und kaum zu durchschauen, oft auch für Fachleute nicht (und ebensowenig für einen interessierten Laien wie mich).

Wer sich jedoch für die neuen oben erwähnten Substanzen interessiert, der kann sich gern an mich wenden, ich könnte dann Links zu weiterführenden Informationen bereitstellen.

Beste Grüße,
Michael

wolfwo
17.12.2007, 18:15
Hallo Michael und die anderen Leser

Also ich sehe die Sache aus Erfahrung etwas anders. Ich bin selber Tarceva Patient und lebe damit seit 10 Monaten außer dem Ausschlag recht gut. Ich sehe die anderen Zellgifte als nicht zukunftsfähig. Die verbleibende Lebenszeit soll auch Lebenswert bleiben. Das Tarceva nicht bei allen anschlägt, ist ein Nachteil aber die Tarceva Gemeinde wird immer grösser. Das man Avastin nur in der ersten Linie gibt ist ein Gerücht, wenn der Onkologe bestätigt das es keine Mittel mehr gibt, bekommt man auch Avastin. So ist das mit meinem Arzt ausgemacht und man kann sich immer mit seinem Arzt verständigen.

Gruß Wolfgang