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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Leben nach Behandlungsende - wie gehts weiter ?


16.04.2003, 13:05
Hallo Ihr Lieben,

auf diesem Wege suche ich Erfahrungen wie Ihr mit dem Leben nach den Behandlungen umgeht bzw. gegangen seid ??
Bei mir sind alle Behandlungen abgeschlossen, zur Kur war ich auch schon und jetzt bin ich in der Stabilisierungsphase zu Hause. Allerdings befinde ich mich gerade in einem tiefen, schwarzem Loch. Das Leben während der Krankheit war so überschaubar und ist mittlerweile schon zur Routine geworden. Jetzt soll ich wieder am "normalen" Leben teilnehmen. Ich schaffe das aber nicht. Ich weiß nicht wohin ich will oder was ich will. Mir erscheint alles so durcheinander. Am liebsten wäre ich wieder in der Kur, da war auch alles irgendwie geregelt und organisiert. Mir ist das "normale" Leben so fremd geworden.
Geht es nur mir so ? Gibt es jemanden, der mir einen Tip geben kann was ich tun kann ?
Ich freue mich über jede Antwort.

Liebe Grüße
Simone

16.04.2003, 13:20
Hallo Simone,

genau so ging es mir auch. Bisher warst du beschäftigt mit Therapien und Kur und nun kommt wieder das Gefühl ausgeliefert zu sein.

Dieses Loch wirst du auch überwinden. Du hast schon so viel geschafft, dann wirst du deine Mitte auch wieder finden.

Versuche alles positive aus der Kur in deinen Alltag mit einzubauen. Spaziergänge - Schwimmen - Lymphdrainagen usw.

Und dann gibt es ja auch noch den Chat - den kennst du ja , wir trafen uns ja öfters schon.


Geduld - Geduld - Geduld
Die habe ich selber zwar auch selten, aber es geht irgendwie weiter - Schritt für Schritt.

Liebe Grüße
Ingrid

16.04.2003, 14:28
Liebe Simone
Ich sehe deine Trauer und weine mit dir.

Die Beschreibung deines Zustandes könnte einem Krebsbuch unter dem Titel "Krebsbehandlung abgeschlossen und was nun?" entnommen sein. Glaube mir, wir verstehen alle, wie du dich fühlst. Abnehmen können wir dir den Schmerz nicht, aber mittragen helfen und dich trösten, das werden wir versuchen.

Ich weiss noch meine Gefühle; damals, als alle den Anspruch hatten, ich müsste jetzt glücklich und dankbar sein. Schliesslich hatte ich, im Moment jedenfalls, das Schlimmste überlebt.

Und ich, ich war nach dem grossen Kampf müde, leer und traurig. Der Kontakt mit dem verständnisvollen Pflegepersonal und mit den Mitpatienten wurde mit dem Abschluss der Behandlung beendet. Mir begegnete kein Fachpersonal mehr. Ich befand mich ausserhalb der Schutzzone.

Pass auf Simone, jeder Tag bringt dich dem Leben ein Stück näher. Deine Grenzerfahrungen werden dich immer wieder vor dem Leben zurück schrecken lassen, aber es wird auch für dich wieder einigermassen Alltag werden.

In der Zwischenzeit mach es so, wie dir Ingrid geschrieben hat. Unternimm Dinge, die du schon immer tun wolltest.

ich bin in Gedanken bei dir und grüsse dich
Flieder

18.04.2003, 15:37
Liebe Simone,
auch ich möchte Dir viel Mut machen. Auch ich habe mich während der Kur sehr sehr wohl gefühlt.. Immer umsorgt und mit vielen lieben und verständnisvollen Menschen umgeben. Das wichtigste ist wohl, daß es Menschen waren, die alle ähnliche Erfahrungen haben machen müssen, mit welcher krankheit auch immer. Kaum zu Hause beginnt irgendwie der Alltag wieder. Ich habe eine wunderbare Familie. Doch im Berufsleben sieht das schon anders aus. Es hat kaum jemand so viel Verständnis wie selbst Betroffene. Mich bedrückt solche Erfahrung sehr. Nun muß man versuchen damit umzugehen. Nimm Dir Zeit für Dich und umgib Dich mit Freunden die Dir gut tun. Gehst Du eigentlich wieder arbeiten? Ich wünsche Dir viel Kraft und drücke Dir in Gedanken fest die Hände.
Alles Liebe Edith

20.04.2003, 08:49
Liebe Ingrid, liebe Flieder, liebe Edith,

erst einmal vielen herzlichen Dank für Euere aufmunternden Worte. In der Tat geht es mir heute schon wieder besser. Im Augenblick ist das so eine Achterbahnfahrt, mal gehts auf, mal gehts ab ! Wie Flieder schreibt, es sind Grenzerfahrungen die ich immer wieder mache und die mich immer wieder ängstlich in mein "Schneckenhaus" zurückziehen lassen.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass jemand meinte "den Krebs habe ich überstanden jetzt geht es ums Überleben". Genauso fühle ich mich.
Es tut wirklich gut so verstanden zu werden. Im Augenblick bin ich auf der Suche nach dem richtigen Weg weiterzuleben. Es gibt viele Dinge, die ich bewußt anders machen möchte als vor der Erkrankung, ich muss mich neu orientieren, und das ist gar nicht so einfach.
Aber auch dass werde ich schaffen, denn wenn nicht dann wären der ganze Kampf und die Therapien völlig umsonst gewesen. Gottseidank fährt die Achterbahn auch immer wieder nach oben !

Liebe Grüße
und einen schönen Ostersonntag
Simone

20.04.2003, 18:42
Hallo Simone,
ich glaube alle Betroffenen haben diese Erfahrung gemacht, nach der Behandlung muss man sich neu orientieren. Ich denke immer, etwas Gutes hat die Erkrankung, dass ich ganz intensiv über mein Leben nachgedacht habe und ab sofort mich immer frage, tut mir dies gut, dann tue ich es. Besonders bei der Arbeit ist es wichtig, denn man wird nach kurzem nicht mehr als Kranke gesehen. Aber aufgrund der Hormontherapie hat man sehr unter den Nebenwirkungen zu kämpfen. Ich habe jetzt 21/2 Jahre hinter mir, und ich weiss und habe es akzeptiert, dass es immer Phasen dieser Achterbahn gibt, mal unten mal oben. Ist leider so!!!
Trotz allem alles Gute allen und noch ein schönes Osterfest. Silvia.