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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Betreuung Ehefrau


Jens Rürup
04.04.2008, 10:24
Hallo zusammen,

2004 war ich das letzte mal hier im Forum. Ich war guter Hoffnung, das die Sache mit dem Krebs meiner Frau ausgestanden ist. Trügerische Hoffnung. Der Krebs kam wieder. Zwei weitere Operationen, eine weitere Chemo, eine Strahlentherapie. Alles ohne Erfolg. Es ist ein Tumor zwischen Aorta und Hohlvene zurückgeblieben. Inoperabel. Derzeit nur noch Schmerz-behandlung. Fentanyl, Novalgin und Ibuprofen. Ich weiß nicht, wie ich meiner Frau weiter zur Seite stehen kann. Zur Schilderung der Situation:
Seit 1995 leben wir getrennt. In Sachsen Anhalt gibt es keine Arbeit für mich. In Hessen schon. Also lebe ich über die Woche in Hessen und bin nur am Wochenende bei meiner Frau.
Die ersten Krebsbehandlungen haben wir in Frankfurt gemeistert, die Strahlenbehandlung im Magdeburg. In beiden Kliniken war eine wunderbare Betreuung. Aber eben leider im Endeffekt erfolglos. Während der Strahlenbehandlung in Magdeburg zeigte sich zudem mein Arbeitgeber sehr einsichtsvoll. Ich bekam die Möglichkeit, meiner Arbeit per Home-Office nachzugehen. Diese Möglichkeit steht mir weiterhin offen, ist aber auf Dauer nicht durchzuhalten. Ich durfte mich auch in weiten Teilen von meinen bisherigen Aufgaben zurückziehen und habe nur noch rein fachliche Themen zu behandeln, Personalverantwortung und der damit verbundene Stress sind Vergangenheit. Der fortschreitende Krankheitsverlauf meiner Frau drängt aber zu neuen Überlegungen. Ich wollte mich kündigen lassen. Da hat aber mein Arbeitgeber aus mir durchaus verständlichen Gründen die Notbremse gezogen. Jetzt bin ich in einem Gedankenkarusell angekommen, aus dem ich keinen Ausweg finde.
Umzug nach Hessen geht nicht. Dann würden unser wunderschöner Garten, die kleine Keramikwerkstatt meiner Frau, unsere Wohnung und unsere Katzen Vergangenheit sein. Da könnte ich ihr auch gleich das Herz rausreißen. Selbst kündigen bedeutet 3 Monate kein Geld und danach Hartz IV. Weiter leben wie bisher heißt für mich: Kein Garten, keine Wohnung in Sachsen Anhalt sondern 25 qm plus Ikea-Möbel in Hessen - das wars was von unserm Leben bleibt. Ich finde keine Ausweg. Krankenkasse und Berufgenossenschaft habe ich die Situation geschildert. Die Kurzfassung der Antwort: "Pech gehabt."
Leider bin ich nicht Franz Mütefehring, der einfach mal so seinen Job zur Betreuung seiner Frau hinschmeißen kann.
Hat jemand eine Idee, wie ich mein Gedankenkarusell durchbrechen kann ?
Ich bin für jede Anregung offen und dankbar

Viele Grüße
Jens

Dorle
04.04.2008, 10:47
Hallo Jens
Die Geschichte deiner Frau und deine eigenen Probleme
mit dieser Situation haben mich schon sehr berührt.
Es ist ja schon schwierig genug mit dieser Erkrankung umzugehen wenn man in "normalen" Verhältnissen lebt.
Die räumliche Trennung macht die ganze Geschichte ja noch viel schwieriger.
Hast du denn nicht die Möglichkeit eine Betreuung für deine Frau zu finden die ihr die Woche über zur Seite stehen kann? Oder kannst du vielleicht Teilzeit arbeiten so daß du evtl. schon Freitag zuhause sein könntest? Und die restlichen Tage mit Verwandten oder Pflegedienst überbrücken kannst?
Vielleicht gibt es bei euch so etwas wie eine Sozialstation wo du Hilfe oder Auskünfte erhalten kannst?
Ich wünsche dir und vor allem deiner Frau alles Gute
Und vielleicht hat ja hier noch jeman eine gute Idee und
gibt sie an dich weiter.
Alles Liebe Dorle