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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Selbständig - und nun?


hradschin
14.05.2008, 23:08
Hallo,
ich lese hier schon eine Woche mit, meine Diagnose BK ist da, aber noch nicht komplett - morgen bekomme ich die Marker.

Nun mache ich mir Sorgen, wie es weiter geht. Ich bin selbständig und von meinem Verdienst abhängig...

Vielleicht ist ja jemand von Euch in ähnlicher Situation, ich freue mich auf ein paar Tipps oder auch Erfahrungen.

lg
Chris

mischmisch
14.05.2008, 23:59
Hallo, liebe hradschin,

Erstmal leider "willkommen" hier.
Alle hier können wohl nachvollziehen wie es dir jetzt so geht, und dass du überhaupt nicht weisst was du tun, denken oder fühlen sollst.
Du bekommst morgen deine Stanzbiopsie gemacht?
Dann wird es aber wohl noch einige Tage dauern bis du einen Befund bekommst.
(Meinst du diesen Befund mit "Marker"?

Och Mensch, das ist so eine elende Situation für dich und ich wünsche dir sehr dass du Menschen um dich hast die dich unterstützen können.
Ich selbst hatte meine Diagnose 10/05 und hatte Chemo und Bestrahlung und es geht mir gut.
Frag einfach was du wissen möchtest oder wobei dir jemand Tips geben kann.
Nur mit Selbstständigkeit und so kann ich dir leider nicht helfen.

Alles Liebe und ich drück dir die Daumen
und nehm dich in den Arm

mischmisch

mischmisch
15.05.2008, 00:12
Hallo Chris, hab grade gelesen dass du deine Biopsie ja schon hattest,
Entschuldige bitte.

Die guten Wünsche gelten dafür doppelt.

LG mischmisch

Iris Anna
15.05.2008, 02:40
Ja, es ist super, selbstständig zu sein, wenn das Geschäft brummt!

Bei mir tat es das gerade leider nicht, als ich meine Brustkrebsdiagnose erhielt.

Und bei Dir, Chris??

Dank Künstlersozialversicherung bekam ich wenigstens ein bisschen Krankengeld (ungefähr die halbe Wohnungsmiete). Und zum Glück gab es noch die VGWORT, die mich ein Jahr lang mit einer monatlichen "Zuwendung" unterstützte. - Sonst hätte ich nicht gewusst, wie ich die Zeit überstehen soll.

Wiedereingliederung (mit vorerst begrenzten Arbeitsstundenzahlen) gibt es natürlich auch nicht für Selbstständige. Weil man sich dafür ja selbst eine Arbeitgeberbescheinigung ausstellen müsste, die dann widerum nicht aktzeptiert wird.

Tja, Chris, lass die Ohren trotzdem nicht hängen. Vergiss einfach für den Moment den ganzen materiellen Scheiß und konzentriere Dich auf die nächsten Schritte Deiner Therapie. Du brauchst Deine Kraft.

Alles andere wird sich finden.

UND ES WIRD SICH FINDEN LASSEN.

:pftroest: Iris Anna

DelphinHH
15.05.2008, 07:13
Hallo Chris,

ich bin ebenfalls selbständig und war in ähnlicher Situation. Ich bekam meine Diagnose am 30. September 2005 und habe erst einmal versucht, weiter zu arbeiten. Bei mir hatten die Chemos aber ordentlich das Hirn zerbritzelt (vorübergehend), so konnte ich das schnell vergessen.
Nach einer Karrenzzeit von 6 Wochen (abhängig vom Vertrag, beläuft sich aber meistens auf diesen Zeitraum) bekam ich von meiner privaten Krankenversicherung während der kompletten Behandlung Krankentagegeld. Und da man ja nicht immer Pech haben kann, hatte ich das wirklich zufällig zum 1. September 2005 auf einen für mich ausreichenden Betrag erhöhen lassen (nachdem ich es seit 1992 schändlicherweise nicht mehr angepasst hatte).

Irgendeine Absicherung hast Du doch sicher auch, oder? Zumindest eine Krankenversicherung. VGWORT ist eher für die Journalistenriege.

Viele Grüße
Alexandra

Sunpower77
15.05.2008, 08:33
Hallo Chris,

ich bin ebenfalls selbständig und konnte die Zeit recht gut meistern. Meine Kunden hatten alle Verständnis, wenn ich Termine mal ausfallen lassen musste, was selten vorkam. So konnte ich zwischen den Chemos immer arbeiten, in meinem Tempo, ohne Druck und Chef im Nacken. Von schwierigen und nervigen Kunden habe ich mich rücksichtslos getrennt, habe nur die behalten, die ich mochte und die mir gut taten. Jetzt baue ich meinen Kundenstamm langsam wieder aus, achte aber immer noch darauf, mir die Nervensägen vom Hals zu halten. Geld ist halt nicht alles.

Muss allerdings dazu sagen, dass unser Grundeinkommen durch meinen Mann (Beamter) gesichert ist, daher sicherlich auch weniger Druck für mich da war.
Ich drücke dir ganz fest die Daumen!!!!:knuddel:

hradschin
15.05.2008, 10:07
Oh Ihr Lieben,

ich danke Euch für die lieben, unterstützenden Worte!

Es tut richtig gut, wirklich offen sein zu können und Offenheit zu erleben. Ja, so ähnlich sehe ich das auch mit dem weiter Arbeiten, und danke für den Tipp mit dem Krankengeld - ich bin privat versichert und werde mich sofort erkundigen...

Die schlimmste Vorstellung ist, dass ich meine Massagen nicht mehr machen kann, denn das ist ein neuerer Teil meiner Arbeit, der mir wirklich am meisten Freude bringt. Angst, ein Lymphödem zu haben.

Die anderen Dinge hoffe ich weiter machen zu können, aber meine Sorge ist, mit Perücke - ohne Brauen und Wimpern... eine schreckliche Vorstellung, du stehst vorne und zwanzig Augenpaare starren Dich an...

lg Hradschin

suze2
15.05.2008, 12:41
hallo hradschin,
ich bin auch selbständig. und ich stand haarlos (mit hauberl), brauen und wimpernlos (einmal sogar ohne schneidezahn, den ich verloren hab) vor dem auditorium. aber - nach einer kurzen phase des unwohlseins war mir das sowas von pieps-egal. und ich glaube, auch meine zuhörerInnen haben vergessen darauf. und für mich war es eine gute erfahrung.

bei der künstlersozialversicherung war ich im ersten jahr von den selbstbehalten befreit.
außerdem gibt es da einen fonds für härtefälle.
existenzangst hatte ich schon.
ich hab körperlich keinen anstrengenden job - vieles ging trotz chemo.

alles liebe dir! und dass du alles gut bewältigst!
suzie

hradschin
15.05.2008, 12:56
Hallo Iris Anna,
es brummt gerade, ich habe meine Praxis im Oktober eröffnet (bin aber schon seit 94 selbständig - nur dies ist hinzu gekommen) alles lief so schön an, und nun dies!

Es gibt außer meiner KK keine Versicherung die ich in Anspruch nehmen kann, aber ich habe einen lieben Schatz, der mich unterstützen wird. Er ist allerdings auch selbständig, das Risiko ist also immer dabei.

Ja, ich glaube auch, dass es sich finden lässt, weil es längst da ist - und ich werde es annehmen, damit umgehen und mich nie, nie unterkriegen lassen.

Hallo Suzie,
danke für Deine Mutmachworte!! Wenn es denn so sein soll, muss es das eben, da werde ich noch viel an mir arbeiten - aber eine Perücke hast Du getragen? Hast Du es Deinen Teilnehmern gesagt?

Danke Dir Sunpower !
Was machst Du denn, wie anstrengend ist Dein Beruf? Und wie lange ist die Chemo bzw. Deine Behandlung her?

Hallo Alexandra,
bin leider nicht in einer solchen Liga, hier kommt nur die KK in Frage. Meinen Vertrag weiß ich noch nicht mal auswendig wegen dem Tagegeld - hoffe, er gibt in dieser Beziehung was her. Hm, das mit dem Hirn, war das eher psychisch oder auch durch die Bestrahlung/Chemo? Diesen Teil meines Körpers brauche ich nämlich auch für meine Arbeit - sonst ist kein Geld verdient...

Gottseidank kann ich mich auf meinen Schatz hundertpro verlassen - er ist auch selbständig und bei ihm läuft es zur Zeit richtig gut.

Liebe mischmisch,
danke für Deine liebe Zuwendung - es ist so schön, wenn man Angst vor dem Fallen hat aber gleich aufgefangen wird!
Du bist ja schon länger krank, aber erst kurz im Forum - ich bin froh, es gleich gefunden zu haben und es ist richtig schön, hier so Viele zu treffen, mit denen man reden kann. Zu Hause spiele ich zur Zeit noch (wie lange, weiß ich nicht) die Starke - wie eigentlich immer.
Nein ich bin stark, aber die andere Seite, die Schwache, kommt in meinem Leben leider immer zu kurz. Jeder liebt das Starke. Gerade jetzt mache ich die Erfahrung mit meiner Schwester - 1,5 Jahre habe ich ihr zwei Mal die Woche zugehört mit ihrer kaputten besch... Beziehung.
Jetzt wollte ich sie gerne heute treffen (habe ich mir schon letzte Woche gewünscht), um mit ihr zu reden, aber sie muss erst noch was im Garten erledigen und kann erst nächste Woche... das macht mich unheimlich traurig.
Ist das Egoismus??

Liebe Tante Emma,

danke für Deine lieben Worte. Darf ich Dich fragen, was Du machst (einfach um mir vorzustellen, dass ich das auch bewältigen könnte...)?

Liebe Grüße
hradschin

suze2
15.05.2008, 13:22
hallo hradschin!
nein ich hab keine perücke getragen, war mir unangenehm, hatte das gefühl, dass man das trotzdem sieht und ich auch schwitze. hatte aus häkelgarn so kesse hauberln.
die meisten teilnehmer wussten das eh (so was spricht sich schnell rum und mein publikum ist nicht so fluktuierend).
ich sagte halt manchmal, dass ich eine chemotherapie mache (zb. wenn ich in einer anderen stadt war, wo es niemand wusste)
einmal war eine frau im publikum, die ebenfalls eine chemo machte und mich dann darauf ansprach. und bei vielen meiner veranstaltungen lernte ich im publikum frauen nach BK kennen.

ich kann dir auch insofern mut machen, als ich NUR positive reaktionen bekam. eine freundin hat sich sogar aus soldarität mit mir eine glatze geschoren, als sie sah, dass ich am anfang im schwimmbad etwas gehemmt war beim abnehmen des hauberls.

mein schatz ist auch selbständig - und er hat eben einige meiner aufgaben übernommen.
sicher, die geldsache ist schon belastend. eine sehr liebe freundin, die mehr geld hat, hat mir eine "runde summe" geschenkt, zu meiner sicherheit.

alles liebe
s.

Kimmy07
15.05.2008, 13:23
Hallo und sonnige Grüsse,

ich denke, Du solltest es mal auf Dich zukommen lassen. Wie schon gesagt, jeder verträgt die Therapie anders. Dazu spielen auch noch Dein Alter, Deine körperliche Verfassung, Nebenerkrankungen etc. rein.
Ich habe mir die Chemo immer freitags geben lassen und bin ab Dienstag ganz normal arbeiten gegangen, im Schnitt 10 Stunden täglich. Die ersten Tage war ich schlapp und flau, ab Ende der 1. Woche gings mir besser, in der 2. gut und in der 3. blendend.
Ich habe 6 Monate täglich eine Perücke getragen und in dieser Zeit hat das niemand bemerkt!! Sogar Kollegen, die Bescheid wussten dachten, dass mir die Haare gar nicht ausgefallen wären. Augenbrauen und Wimpern waren sehr dünn, sind aber nie ganz ausgefallen. Da kann man mit guter Kosmetik viel tricksen. Bei der Bestrahlung war ich halbtags arbeiten, man kann sich mit den Terminen arrangieren, sie liessen sich auch problemlos verschieben.

Ich hatte gerade einen neuen Job angefangen und hätte ohne Probleme während der Probezeit entlassen werden können. Mir hat das am Anfang auch ziemlich Kopfzerbrechen bereitet, ich kann Dir da gut nachfühlen.
Ich war von Anfang an (nach dem Verdauen des ersten Schocks und der Fassungslosigkeit) sehr positiv eingestellt und war mir sicher, dass ich Job und Therapie unter einen Hut bekomme, und so war es auch. Am Arbeitsplatz wussten alle Bescheid, so musste ich gelegentliche schlechte Laune-Anfälle nicht erklären :tongue

Wünsche Dir alles Gute,
K.

DelphinHH
15.05.2008, 13:29
Hm, das mit dem Hirn, war das eher psychisch oder auch durch die Bestrahlung/Chemo? Diesen Teil meines Körpers brauche ich nämlich auch für meine Arbeit - sonst ist kein Geld verdient...

Bei mir hatten die ersten 4 EC-Chemos meine Denkfähigkeit sehr beeinflusst. Mein Gedächtnis war vorübergehend extrem schlecht und ich konnte mich nur schwer konzentrieren. Da ich genau das für meinen Job brauche, habe ich mir (zuerst schweren Herzens) die Auszeit gegönnt. Im Nachhinein war das genau richtig für mich. Ich habe mich einfach auf mich und das Gesundwerden konzentriert. Arbeiten kann ich noch den ganzen Rest meines Lebens :)

Die Chemo wirkt sich bei jedem anders aus. Auch wenn ich eine ziemliche Matschbirne hatte, muss das bei Dir noch lange nicht so sein. Kommt ja auch darauf an, welche Chemo Du bekommst.

Wegen des Krankentagegeldes würde ich einfach mal bei der Krankenversicherung anrufen, sie können Dir genaue Auskunft geben. Ansonsten steht das auch im Versicherungsschein bzw. den Nachträgen zum Versicherungsschein.

Viele Grüße
Alexandra