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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lungenkrebs bei Kettenraucher


Kyria
11.10.2008, 23:06
Hallo,

meine Frage richtet sich insbesondere an die Angehörigen und Hinterbliebenen von Lungenkrebspatienten, die starke Raucher waren oder sind. Wie geht Ihr mit dem Wissen um, daß die Lungenkrebserkrankung Eueres Angehörigen höchstwahrscheinlich durchs Rauchen ausgelöst worden ist? Also somit aller Wahrscheinlichkeit nach vermeidbar gewesen wäre?

Ehrlich, dieser Gedanke läßt mir keine Ruhe. Er treibt mich im Moment ziemlich um.
Denn mein Exmann und der Vater meiner beiden erwachsenen Töchter ist vor drei Monaten im Alter von 52 Jahren an kleinzelligem Lungenkrebs verstorben. Dreißig Jahre seines Lebens hat er sehr stark geraucht: Circa drei Schachteln Zigaretten täglich.

Er war ein intelligenter Mensch und auch an ihm kann die Gesundheitskampagne der letzten Jahre nicht vorbeigegangen sein: Er muß gewußt haben, daß jede Zigarette, die er raucht, sein Risiko, Lungenkrebs und/oder andere Gesundheitsschädigungen zu bekommen, erhöht. Wieso hat er sein Leben trotzdem aufs Spiel gesetzt? Hat das Risiko zu Sterben in Kauf genommen? Warum konnte er die Krücke Zigarette nicht ablegen?

Ich selbst bin Ex-Raucherin. Habe als junge Frau gerne und viel geraucht. Dann reduziert, weil mir das Risiko, krank zu werden, zu groß war. Später ganz aufgehört. Aus Liebe zum Leben und auch, um meine Gesundheit zu erhalten.

Genauso haben es die meisten meiner Freunde und Freundinnen gemacht. Heute raucht in meinem Bekanntenkreis fast niemand mehr.

Ich möchte aber gar nicht so sehr das Einzelschicksal meines Exmannes hier zum Thema machen. Sondern einfach die anderen Angehörigen und Hinterbliebenen von rauchenden Lungenkrebspatienten fragen: Wie geht Ihr damit um, zu wissen, daß das ganze Leid, das diese Erkrankung mit sich bringt, eventuell vermeidbar gewesen wäre?

Liebe Grüße
Kyria

Samura
11.10.2008, 23:33
Hallo Kyria,
soweit ich weiß ist das kleinzellige Bonchialkarzinom der Lungenkrebs bei Rauchern, der NICHT kleinzellige ist der, der NICHTRAUCHER. Mein Papa hat halt beim Bau unseres Hauses einige Eternitplatten zurechtgeschnitten, um damit Geld zu sparen, aber damals vor 37 Jahren wußte keiner was das heißen könnte. Mein Papa hat auch geraucht bis er ca. 30J. war. Heute ist er selbst betroffen. Ich bin da nicht so sicher ob rauchen oder unsere gesammte Umwelt SCHULD sind. Wenn man überhaupt von Schuld reden kann.
Lieben Gruß
Doro

Kyria
11.10.2008, 23:49
Hallo Samura,

Du hast Recht: Die Entstehung des kleinzelligen Bronchialkarzinom wird, wissenschaftlich betrachtet, aufs Rauchen zurückgeführt. Genau diese Krebsform hatte mein Exmann.

Wenn Dein Papa einen nichtkleinzelligen Lungenkrebs hat und bereits mit 30 Jahren zu Rauchen aufgehört hat, stellt sich die Frage, inwieweit das Rauchen mitverantwortlich für seine Erkrankung war, zum Glück nicht.

Liebe Grüße an Dich,
Kyria

Susanne1306
12.10.2008, 00:39
Hallo Kyria!

Ich hatte ein Plattenepithelkarzinom, also einen Großzeller, das zum Glück operiert werden konnte. Andere hatten hier dieses Glück nicht.......leider! Du sprichst hier von Schuld....ich nenne es Sucht. Eine Sucht, von der man sehr schwer abkommt. Fast alle versuchen es, einige schaffen es, andere nicht. :raucht::);)
Trotzdem halte ich es für ungeheuer anmaßend, von S C H U L D !!!!!! zu sprechen. Isst du Süßigkeiten? Gefährlich!!! Nimmst du Salz zum würzen????Treibt den Blutdruck hoch,gefährlich!!!! Benutzt du sogenannte Halbfertigproduklte(Maggi & Co)??? Glutamin drin, gefährlich!!! Hast du gar Übergewicht???? Gefährlich, kann man dran sterben, zieht Schlaganfall und Herzinfarkt hinter sich her!!! Gehst du in einer Großstadt shoppen?? Abgase!!! gefährlich!!!! Bewegst du dich nicht regelmäßig???? Gefährlich!!!Schnarchst du??? Schläfst du nicht gut???? Hast du chronische Erkrankungen wie Diabetes??? Ich denke, du weisst, was ich meine.
Oder noch anders: Es gibt so viele Süchtige.....Alkohol, Nikotin, Drogen, Spielhallen, Essen, Süßigkeiten.....all das macht süchtig.
Ich habe übrigens schon lange vor meiner Diagnose aufgehört zu rauchen, trotzdem hat es mich erwischt. Und: nicht nur Kleinzeller kommen vom Rauchen, auch die meisten Großzeller werden durchs Rauchen gezüchtet. Ausnahmen gibt es sicherlich.
Dein Mann ist gestorben...durch diesen furchtbaren Krebs, nicht, weil er rauchte. Kein Raucher rechnet damit, daß es ihn auch treffen kann, erst, wenn es passiert ist, setzt man sich damit auseinander.....so etwas passiert immer nur den anderen. Es gibr viel zu wenig Hilfestellung hier in diesem Land, anstatt die Lungenkrebskranken zu verdammen, weil sie ja an ihrem Krebs selbst schuld sind, sollte man den Rauchern mit Nikotin-Pflastern, Spray oder Tabletten helfen, von diesem Laster loszukommen, diese Dinge sollten von der Krankenkasse bezahlt werden, zumindest für einen gewissen Zeitraum.
Alkoholkranken hilft der Staat ja auch, Drogenabhängige werden auch gratis behandelt. Es ist billiger, selbstgedrehte Zigaretten zu rauchen, als sich selbst mit Pflastern, Kräuteretten, Nikotin-Spray oder Tabletten selbst zu entgiften. Außerdem, wenn man allein auf sich gestellt ist, fällt das Ganze noch viel schwerer, besonders, wenn im beruflichen Umfeld alles qualmt.
Schließ Frieden mit deinem Mann, er hat nicht damit gerechnet, daß es ihn treffen könnte, das tun wir alle nicht.
Liebe Grüße
Susanne

Effie
12.10.2008, 02:14
liebe kyria,
ich kann susanne nur beipflichten. das rauchen ist eine sucht (ich weiß, wovon ich rede, ich habe selbst 30 jahre lang kette geraucht und keinen lungenkrebs, bis jetzt jedenfalls nicht, mein exmann, ebenfalls starker raucher, ist daran gestorben), ich denke auch oft, hätte er (mein exmann) doch nicht, warum hat er etc., aber er hat eben, die gründe dafür lagen in ihm, die sucht ist nur ein symptom, gerade dann, wenn sie extrem und damit selbstzerstörerisch wird. mich beschäftigt sehr viel mehr die frage, warum mein exmann nicht aufhören konnte zu rauchen, obwohl er schon seit vielen jahren schrecklich gehustet und natürlich auch gewusst hat, was er riskiert. außerdem glaube ich nicht, dass krankheit immer einen einzigen grund hat, sie ist multifaktoriell, darum kriegt ein raucher lungenkrebs und ein anderer keinen. das, was du schreibst, klingt nach vorwurf gegen deinen gestorbenen mann, und ist es denn wirklich nur das rauchen, das du ihm vorwirfst??
ich wünsche dir alles erdenklich gute!!
effie

mouse
12.10.2008, 09:05
Hallo Kyria,
Du schreibst die Gesundheitskampagne der letzten Jahre scheint an Deinem Ex-Mann vorbei gegangen zu sein. Das ist so was von egal, denn selbst wenn er vor 10 Jahren aufgehört hätte, hätte es ihn erwischen können.
Ich habe vor etlichen Jahren aufgehört zu rauchen, trotzdem hat es mich erwischt. Selber schuld? Wenn es Dich erwischt, selber schuld?
Was eigentlich willst Du mit Deinem Beitrag hier erreichen?
Sollen die Betroffenen, und hier schreiben viele Betroffene, sich noch schlechter fühlen?
Warum bist Du nicht in den Angehörigen-Thread gegangen?


Susanne hat im Prinzip gesagt, was gesagt werden musste. Danke dafür Susanne!

Christel

Quirin
12.10.2008, 09:43
Allgemeine Antwort:

Erst nach 15 Jahren Nicht-Rauchen hat die Lunge
vom Krebs her den Stand eines Nichtrauchers erreicht.

Jobst

annika33
12.10.2008, 10:53
Hallo,

Wie geht Ihr damit um, zu wissen, daß das ganze Leid, das diese Erkrankung mit sich bringt, eventuell vermeidbar gewesen wäre?


Wenn ich alles im Leben so detailgetreu zerpflücken und verhackstückeln würde, würde ich depressiv.

Würde ich depressiv, würde ich mich fragen, warum ich alles im Leben so verhackstückeln und zerpflücken musste. Oder mit anderen Worten, ein hier umgangsprachliches, oft angewandtes Sprichwort: Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gefangen. Wenn, wenn, wenn....das bringt doch niemanden voran.

Und ich denke das ist es, was wir als primäres Ziel im Auge behalten sollten. Gegen die Krankheit aktiv anzugehen, und in meinem Fall, als Angehörige meine Mutter so gut es geht zu unterstützen.

Mit einer wie ich finde vorwurfsvollen Haltung - warum hast Du denn nicht eher aufgehört zu rauchen oder dergleichen - helfe ich ihr ganz sicher nicht. Und mir selber ebensowenig.

Ich habe jahrelang geraucht - warum hab ich jahrelang geraucht, und nicht viel eher aufgehört? Wenn ich das mal wüßte. Wenn man Schuldzuweisungen machen möchte, dann gehört dem Staat davon ordentlich in die Schuhe geschoben. Solange die Einnahmen aus Tabaksteuer > Ausgaben der Krankenkassen/Gesundheitssystem war doch alles blendend (ich erinner mich immer gut an den Cowboy in der Marlboro Werbung....unendliche Freiheit und Weite). Man könnte den Faden endlos spinnen, doch das möchte ich nicht tun.

Ich möchte für meine Mama dasein und dass ohne mir den Kopf über wenn, aber und hätte zu zerbrechen.

Liebe Grüße

Annika

schnekkerle
12.10.2008, 11:54
Hallo alle zusammen,

mein Vater hat auch Lungenkrebs (genaue Diagnose steht noch nicht fest), hat über 30 Jahre eine Schachtel Zigaretten pro Tag geraucht. Hat aber vor 3 Jahren aufgehört zu rauchen. Auf dem vorläufigen Befund stand, daß es aufgrund des Rauchens ist, warum er diesen Krebs hat.

Der zweithäufigste Grund an Lungenkrebs zu erkranken ist wohl dieses Edelgas Radon, welches AUS den Gasthermen strömt. Darum sollte man auch die Türe der Heizungsanlage so dicht wie möglich machen. Das war für mich auch neu und habe es das erste mal gelesen, als ich wegen meinem Vater im Internet recherchiert habe.

Sollte einer von Euch sein Haus mit Gas heizen, unbedingt die Türen abchecken, daß sie einigermaßen dicht sind. Finde ich sehr erschreckend, daß man da auch über zig Jahren Lungenkrebs bekommen kann.

Ich denke mal, daß auch Bauarbeiter, die mit viel Staub/Schmutz/evtl.Asbest zu tun haben, häufiger daran erkranken.

Aber überwiegend sei es wohl das Rauchen und dieses Edelgas!

Was ich aber als große Ursache sehe, ist dieser Reaktorunfall in Tschernobyl. Das war 1986. 10 Jahre später, hatte mein Vater auch einen Krebs am Zungengrund, der operativ entfernt werden konnte. Auch sagte man meinem Vater damals in der Klinik beim Bestrahlen, daß sie noch nie so viele Krebspatienten hatten wie jetzt. Und wenn man sich jetzt umhört, dann sind die Kliniken voll von Krebspatienten. Mein Vater hätte gar keinen Platz mehr in einer großen Klinik bekommen. Man hat ihn dann in eine Land-Klinik geschickt.

Es ist sicherlich so, daß man nicht immer selbst daran Schuld ist, solch eine üble Krankheit zu bekommen. Es sind die ganzen Umwelteinflüsse. Wie kann es denn sonst sein, daß eine erst 27jährige an einem üblen Lungenkrebs erkrankt, wo sie doch nur 1 Jahr insgesamt geraucht hat?

Stirbt einer aus der Promi-Szene, dann hört man überwiegend, daß er Krebs hatte. Was anderes hört man schon fast nicht mehr. Lt. Statistik sterben die Leute am häufigsten an Krebs. Auch Selbstmord ist oben mit dabei.

Leider müssen wir mit dieser Seuche leben und können nur hoffen, daß es nach und nach immer mehr Impfstoffe dafür gibt. Angeblich hätte man schon einen Impfstoff gegen Lungenkrebs entdeckt. Wir können nur hoffen, daß die Medizin immer mehr dem Krebs den Kampf ansagen kann.

Alles Liebe und Gute Euch allen!

schnekkerle

amberka
12.10.2008, 12:02
Hallo

Bei meiner geliebten Mama (70 Jahre alt) wurde im Juli dieses Jahres das kleinzellige Bonchialkarzinom festgestellt.
Wir waren so schockiert, weil Mama vor 16!!! Jahren aufgehört hat zu rauchen. Da Mama als nicht-Raucherin galt, hatte niemand bei ihr Lungenkrebs vermutet. Ihre Hausärztin war davon überzeugt, dass sie einfach starke Erkältung hatte.
Mama hat über 25 Jahre lang geraucht. Angefangen hat sie mit 25 an der Uni. Damals hat fast jede Studentin geraucht. Sie war aber nie eine Kettenraucherin . Während der Schwangerschaft hat sie sofort aufgehört zu rauchen und dann erst zwei Jahre nach meiner Geburt hat sie leider wieder angefangen:angry:.

Ich habe mir oft die Frage gestellt was wäre wenn....... Mama war kerngesund und ihre Mutter ist fast 102 Jahre alt und immer noch gesund. Aber Oma hat nie in ihrem Leben geraucht. Aber es bringt nichts.
Ich will jetzt Mama nur unterstützen und ihr keine Vorwürfe machen.
Ich bin fast 32 und habe in meinem Leben nie geraucht.

Mama hat die 3 Chemos ganz gut verkraftet und ihr Allgemeinzustand ist auch prima. Manchmal es ist kaum zu glauben, dass sie so schwer krank ist.

Viele Grüße
Anita

Bremensie
12.10.2008, 12:08
Hallo Kyria,:winke:
auch mein Lebensgefährte(63) war Zeit seines Lebens starker Raucher. Im September letzten Jahres wurde dann Lungenkrebs festgestellt. Nicht kleinzelliges Bronchislkarzrnom Stufe IV. Im Februar diesen Jahres verstarb er dann an seinem Krebs. Die BG veranlasste dann eine Obduktion. Da stellte man dann fest das der Krebs auf Grund einer Asbestose entstanden ist. Das zu meiner Vorgeschichte.
Aus deinen Zeilen spricht eine ganz schöne Verbitterung. Ich kann nur hoffen dass du in Gegewart deiner Töchter nicht so auf die Raucherei :raucht:deines Exmannes schimpfst. Sie haben ihrern Vater an dieser Sch... Krankheit verloren und trauern um ihn. Den Töchtern hilft es nicht wenn du sagst wenn euer Vater nicht geraucht hätte dann hätte ihn die Krankheit vieleicht nicht erwischt. Die Bedeutung liegt auf vielleicht. Hilf ihnen lieber positiv mit ihrer Trauer umzugehen. Und denke bitte daran wie es hier nun schon öfter angesprochen worden ist: RAUCHEN IST EINE SUCHT.Ich habe noch nie geraucht aber 6 Jahre mit meinem Lebensgefährten zusammengewohnt der starker Raucher war. Er hat ein wenig auf mich Rücksicht genommen soll heißen in unserer Wohnung gab es Räume wo nicht geraucht wurde. Überigens mein Vater hat von frühester Jugend an geraucht hat aber dann ungefähr mit 55 aufgehört. Meine Mutter hat auch nie geraucht.

Geske
12.10.2008, 12:39
Ich gehöre zwar nicht ins Lungenkrebsforum, aber zu diesem Thema möchte ich auch eine Lebensgeschichte beitragen:
Mein Vater hat mit ca. 17 Jahren angefangen zu rauchen, später war er starker Kettenraucher. Jedesmal, wenn eine Operation anstand, weigerten sich die Anästhesisten zuerst, eine Narkose zu verabreichen, weil sie angeblich noch nie eine so "schwarze" Lunge gesehen hätten, und die Dosierung des Narkosemittels nicht richtig einschätzen konnten. Mein Vater hat einige Male versucht mit dem Rauchen aufzuhören, als es ihm gelang, war er Ende Fünfzig, doch die Freude währte nicht lang. Er erkrankte im Alter von 59 Jahren an Kehlkopfkrebs, der ganze Kehlkopf wurde entfernt. Mein Vater starb 12 Jahre später nicht an Krebs, sondern an den Folgen eines Schlaganfalls, der eher auf die langjährige Einnahme von Betablockern zurückzuführen ist.

Mapa
12.10.2008, 13:05
Liebe Kyria,
wie Du selber schreibst, "dass der Krebs höchstwahrscheinlich". Höchstwahrscheinlich bedeutet also: nicht sicher. Jeder weiß, dass Rauchen schädlich ist. Wie Susanne schon richtig geschrieben hat, gibt es unzählige Sachen, die ungesund sind. Niemand käme heutzutage auf die Idee, die Leute vor einem Handy zu warnen. Es gibt jedoch schon unzählige Untersuchungen darüber, die belegen, dass die Strahlung nicht zu unterschätzen ist, vor allem bei häufigem Gebrauch. Gerade Teenager tun manchmal den ganzen Tag nichts anderes. Würdest Du Ihnen deswegen das Handy verbieten? Das kann man beliebig fortführen: MacDonalds, Burgerking, usw.: verbieten. Zucker im allgemeinen: verbieten. Piercing und Tattoos: verbieten. Alkohol: verbieten. Fitnessstudios, die im Übermaß besucht werden und zu orthopädischen Schädigungen bereits in ganz jungen Jahren führen: verbieten. Solarium: verbieten. Autos, die über 100 fahren: verbieten. Arbeitsstellen, die krankmachende Stoffe herstellen oder selber im Gebäude haben: die werden nicht verboten. Wohnungen, die vermietet werden, gerade von sozialen Wohnungsbaus, in denen jahrelang der Schimmel sitzt: die werden auch nicht verboten. Man könnte hier noch viele Beispiele aufzählen. Ich kann mich erinnern, dass vor ca. 40 Jahren noch in Deutschland die Pflicht bestand, eine jährliche Röntgen-Reihenuntersuchung der Lunge durchzuführen. Inzwischen hat man schon längst festgestellt, dass der Schaden dadurch langfristig gesehen, wesentlich größer ist, als der Nutzen. Diese altmodischen Geräte haben mehr Krebs ausgelöst, als sich manche vorstellen können. Trotzdem wird niemand einen müden Euro vom Staat zurückbekommen, weil er durch diese nutzlose Anordnung einen Angehörigen verloren hat. Da wird sich dann herausgeredet, dass man nicht eindeutig nachweisen kann, woher der Krebs kam. Am einfachsten ist es dann natürlich, wenn derjenige auch noch geraucht hat. Dann hat man ja schon die beste Ursache gefunden.
Ich glaube auch nicht, dass Du Deinen Töchtern einen Gefallen tust, wenn Du Dich jetzt vielleicht zu sehr darauf versteifst, dass der Krebs durch das Rauchen gekommen ist. Je mehr Du Dich da reinsteigerst und mit Deinen Töchtern darüber sprichst, desto eher werden sie später mal, wenn sie vielleicht in einer Lebenskrise sind, selber mit dem Rauchen beginnen.
Ich kann Dich ja irgendwie verstehen. Man sucht nach irgendeinem Grund oder einer Idee, wie man es hätte verhindern können. Aber man wird trotzdem keine Antwort finden. Menschen, die sehr gläubig sind, können sich vielleicht leichter damit arrangieren.
Ich glaube, dass es hier auch noch einige Betroffene gibt, die trotz der Diagnose noch rauchen. Man sollte ihnen nicht auch noch ein schlechtes Gewissen machen, nach dem Motto: selber schuld. Man wird nie eindeutig wissen warum und wieso. Deswegen bringt die Grübelei auch nichts. Auch diese Grübelei macht übrigens auf Dauer krank. Auch wenn es sehr schwierig ist, versuche, Dir darüber keine Gedanken mehr zu machen, da Du nie eine eindeutige Antwort darauf bekommen kannst.
Liebe Grüße
Mapa

Kyria
12.10.2008, 13:11
Hallo zusammen,

um das Thema "Schuld" geht es mir überhaupt nicht. Wenn man meine Beiträge genau liest, kann man leicht ersehen, daß ich das Wort "Schuld" nie benutzt habe.

Es geht mir um die Frage, warum es meinem Exmann Zeit seines Lebens bedauerlicherweise nicht gelungen ist, diese massive Selbstgefährdung, der er sich als starker Raucher stets ausgesetzt hat, einzudämmen oder idealerweise gleich ganz zu stoppen.

Er hat bereits seit Jahren stark gehustet, jeden Morgen erstmal minutenlang Schleim abgehustet. Warum hat er all diese Beeinrächtigungen in Kauf genommen, ohne zu versuchen, die Ursache dafür anzugehen?

Mir ist schon klar, daß Rauchen eine Sucht ist. Schließlich war ich selbst mal nikotinsüchtig. Aber es gibt auch jede Menge Hilfsangebote, um sich aus einer Sucht zu befreien.

Verbittert bin ich nicht. Eher geschockt. Irgendwie passt nix zusammen: Daß dieser starke, eigenwillige, charmante Mann ausgerechnet an Lungenkrebs zu Grunde geht, das will nicht in mein Hirn.

Klar, er hat mit dem Risiko gelebt, jeden Tag. Hat viel zu viel geraucht und sich auch ansonsten nicht gerne an Vorgaben und Vorschriften gehalten: Hat sehr viel gearbeitet, gerne gefeiert, ist rasant Auto gefahren.

Ein Leben im Zeitraffer, auf der Überholspur.

Trotzdem, oder gerade deshalb bleibt für mich die Frage:

Warum diese dauernde Selbstgefährdung? Was treibt einen Menschen dazu, sein Leben immer wieder täglich neu aufs Spiel zu setzen?

Ganz ehrlich: Ich will wirklich niemanden hier mit dem Thema verletzen oder zu nahe treten. Aber für mich ist das eine sehr wichtige Frage, die mich stark beschäftigt.

Vielleicht geht es ja anderen Angehörigen und Hinterbliebenen ähnlich wie mir. Wäre schön, wenn wir gemeinsam ein paar Antworten finden würden.

Liebe Grüße
Kyria

Mapa
12.10.2008, 13:34
Liebe Kyria,
jetzt bin ichs nochmal. Jetzt, wo Du etwas näher die Art und Weise zu leben beschreibst, die Dein Mann praktiziert hat, kann ich Dir vielleicht ein wenig helfen, ihn besser zu verstehen, bzw. seine Einstellung.
Klar, er hat mit dem Risiko gelebt, jeden Tag. Hat viel zu viel geraucht und sich auch ansonsten nicht gerne an Vorgaben und Vorschriften gehalten: Hat sehr viel gearbeitet, gerne gefeiert, ist rasant Auto gefahren.

Dieses sich nicht gerne an Vorgaben und Vorschriften halten, kenne ich sehr gut. Man fühlt sich ständig gegängelt. Es gibt Menschen, die möchten das einfach nicht. Die fühlen sich dann eingeengt. Manches macht man dann aus Trotz. So nach dem Motto: je mehr ihr redet, desto mehr mache ich mein Ding. Die Menschen sind verschieden. Manche leben total gesund und achten ständig darauf, alles richtig zu machen. Vielleicht denken sie, bzw. sie sind sich sicher, dass sie dann lange gesund bleiben und wahrscheinlich auch sehr alt werden. Andere wiederum leben eben nicht gesund, gehen viele Risiken ein, usw. Im Unterbewusstsein wissen sie natürlich, dass die Chancen, bei einem Leben mit vielen Risiken, länger gesund zu bleiben oder alt zu werden, geringer sind. Aber das Risiko gehen sie bewusst ein. Natürlich hofft man, verschont zu bleiben, aber es ist einem schon bewusst. Trotzdem nimmt man es in Kauf. Jeder sollte so leben dürfen, wie er es möchte. Wenn jemand gerne raucht (auch wenn alle meinen, es wäre eine Sucht und der Meinung sind, jeder würde gerne aufhören, wenn er es nur leichter könnte. Nein, es gibt tatsächlich auch Menschen, die gerne rauchen), gerne ungesund ist, usw., ist es ganz alleine seine eigene Entscheidung. Solange er niemanden damit belästigt oder gefährdet, ist das auch vollkommen ok. Wenn jemand meint, er möchte lieber voll bewusst mit allem Genuss leben und dadurch vielleicht einige Jahre weniger haben, sollte man das akzeptieren, auch wenn es für die Angehörigen natürlich sehr schwierig ist und viel Leid bringt. Vielleicht tröstet Dich der Gedanke ein wenig, dass Dein Mann aus seiner Sicht ein erfülltes, intensiv gelebtes Leben hatte. Das war für ihn sehr wichtig. Sicherlich hätte auch er gerne noch länger Zeit gehabt, aber er wusste von diesem Risiko und hat es in Kauf genommen. Es war seine Art zu leben und er war glücklich damit. Das ist wichtig.
Liebe Grüße
Mapa

Kyria
12.10.2008, 13:54
Hallo Mapa, hallo Gretel,

vielen Dank für Euere Antworten. Ich glaube Ihr habt beide etwas sehr wichtiges angesprochen: Anscheinend gibt es gewissen unterschiedliche Grade von Suchtausprägung (mein Exmann war bestimmt hochgradig nikotinsüchtig), die sicher auch was mit der Perönlichkeit des einzelnen Menschen zu tun haben. Der eine wird z.B.:schneller und umfassender süchtig, als der andere.

Und es gibt wohl auch unterschiedliche Grade von Risikofreudigkeit: Ich z.B. bin eher ängstlich, würde niemals mein Leben durch Rasen im Auto aufs Spiel setzen, mein Exmann hingegen war ganz wild auf Nervenkitzel, nach Gefahr. Stimmt, er hat so gelebt wie er wollte, und er hat dafür bitter bezahlt. Der Preis war zu hoch, das ist ganz klar.

Trotzdem bleibt die Frage, gerade in Bezug auf meinen Exmann: Was hat ihn dazu getrieben, immer wieder auf die eine oder ander Art, sein Leben aufs Spiel zu setzen? Steckt da eine Art unbewußte Todessehnsucht dahinter, wenn jemand andauernd das Risiko sucht?

Liebe Grüße
Kyria

Mapa
12.10.2008, 14:20
Liebe Kyria,
Trotzdem bleibt die Frage, gerade in Bezug auf meinen Exmann: Was hat ihn dazu getrieben, immer wieder auf die eine oder ander Art, sein Leben aufs Spiel zu setzen? Steckt da eine Art unbewußte Todessehnsucht dahinter, wenn jemand andauernd das Risiko sucht?

eine sehr schwierige Frage. Bei manchem mag das zutreffen mit der unbewussten Todessehnsucht. Bei manchen ist es wahrscheinlich eher eine gewisse Unbekümmertheit, die man immer mehr ausreizt. So nach dem Motto: mir passiert schon nichts, und wenn doch, kriege ich es sowieso nicht mehr mit. Es gibt ja z. B. sehr viele Sportarten (Bergsteigen, Autorennen, Fallschirmspringen, usw.), die schon eine sehr hohes Risiko haben, dass etwas sehr Schlimmes passiert. Es gibt ja auch sehr viele Berufe, die ein erhöhtes Risiko haben, dass man evtl. sogar tödlich dabei verunglückt. Ich denke jedoch, dass die Leute diesen Gedanken an die Gefahr permanent verdrängen oder tatsächlich gar nicht darüber nachdenken. Sonst könnten sie es ja teilweise auch gar nicht ausführen. Ein Bergsteiger z. B. denkt bestimmt beim Aufstieg nicht daran, dass er abstürzen könnte, sonst würde er den Weg gar nicht erst antreten. Einfacheres Beispiel: Flugzeug. Flugzeuge sind ja heute relativ sicher. Das weiß man. Würde es nur eine 50/50-Chance sein, dass man nicht abstürzt, würden bestimmt wesentlich weniger Menschen einen Flug buchen. Trotzdem würde es welche geben, die trotzdem fliegen. Sie würden einfach überzeugt sein, zu dem 50%-Satz zu gehören, der eben nicht abstürzt.
Das Problem bei Deinem Fall ist allerdings, dass Du es leider nicht mehr herausbekommen wirst, wie Dein Mann eingestellt war. Wenn Du der Ansicht bist, dass es vielleicht doch eine unbewusste Todessehnsucht war, gab es dafür bestimmt einen konkreten Anlass irgendwann in der Vergangenheit. Vielleicht wäre es in diesem Fall nützlich, seine Familie zu befragen, ob ganz früher mal irgendein Ereignis war.
Liebe Grüße
Mapa

annika33
12.10.2008, 14:33
Hallo,

auch wenn das jetzt auf Kritik stoßen mag, es ist meine ganz persönliche Meinung.

In diesem Thread geht es um die Lebensweise eines (leider) verstorbenen Menschen. Ich kann seine Lebensweise weder beurteilen noch in irgendeiner Weise Stellung dazu beziehen, da ich die Person nicht kannte.

Fragestellungen wie:

Trotzdem bleibt die Frage, gerade in Bezug auf meinen Exmann: Was hat ihn dazu getrieben, immer wieder auf die eine oder ander Art, sein Leben aufs Spiel zu setzen? Steckt da eine Art unbewußte Todessehnsucht dahinter, wenn jemand andauernd das Risiko sucht?


Die Frage im Bezug auf Deinen Exmann hätte doch nur er beantworten können.

Hier hingegen sind Menschen und Angehörige, die inmitten der Erkrankung stecken und dagegen ankämpfen.

Das Wort Schuld muss gar nicht konkret genannt werden - es wird doch automatisch bei Diagnosestellung impliziert. Und wenn man es dann noch in dieser Form thematisiert, hat es immer etwas von "Vorwurfshaltung".

Im ersten Beitrag schreibst Du:

Ich möchte aber gar nicht so sehr das Einzelschicksal meines Exmannes hier zum Thema machen. Sondern einfach die anderen Angehörigen und Hinterbliebenen von rauchenden Lungenkrebspatienten fragen: Wie geht Ihr damit um, zu wissen, daß das ganze Leid, das diese Erkrankung mit sich bringt, eventuell vermeidbar gewesen wäre?


Im zweiten Beitrag geht es dann fast ausschließlich um ihn und seine Lebensweise.

Wiegesagt - das ganze Kopfzerbrechen - hätte, würde usw. bringt doch eh nichts mehr. Jeder Krankheitsverlauf, jedes Leben, jedes Schicksal unterliegt einer bestimmten Individualität und somit auch jedes Suchtverhalten.

Und Todessehnsucht...jedem Extremsportler würde man das unterstellen müssen - jedem der schon mal schneller als 160 km/h auf der Autobahn gefahren ist. Alles was irgendwo leichtsinnig und evtl. gesundheitsgefährdend erscheint, müsste man dann in diese Kategorie packen.

LG
Annika

alex_51
12.10.2008, 14:47
Hallo Zusammen
Meine persönliche Meinung ist das solche Diskussionen müssig und belastend sind.
Was soll mit ihr bezweckt werden ..... etwa eine Schuldzuweisung ? Wenn diese Schuldzuweisung dann letztendlich erfolgt ist,
wem nützt sie dann ?
Kommt dann zur Tatsache das man einen Schxxxkrebs am Arxxx hat, noch die Erkenntnis...ätsch selber schuld.
Dieses Thema habe ich mit meiner Frau auch diskutiert. Erfolg gleich null.
Sie hat bewußt und gerne geraucht.
Es ist nicht sicher das nur die Raucher Lungenkrebs bekommen ( wenn dem so wäre wieso gibt es viele Nichtraucher mit LK,
oder aber die Raucher die nie LK bekommen. )
Hier macht es sich die Gesellschaft und die Medizin etwas sehr leicht.
Tatsache ist, daß Rauchen eine höheres Risiko birgt.
Aber nicht nur Rauchen birgt Risiken.
Was ist mit Bernd* der gerne mal jeden Samstagabend ein Mädchen flach legt und Kondome für Teufelszeug hält (AIDS),
was ist mit Kurt* der jeden Samstag sich zuschüttet bis der Arzt kommt ( Leberkrebs ),
oder Rolf* der mit seinem Moped auf der BAB der Meinung ist, daß es ab 280 erst richtig Spass macht ( Unfalltod, Krüppel )
und zum Schluß, was ist mit all den Leuten die irgendwelche risikoreichen Hobby's bzw. Sportarten nachgehen ? (Gipsbomber ist doch ein Begriff oder ?)
Sie alle wissen und haben es im Hinterkopf "Halt stop da könnte etwas passieren"
Aber sie machen weiter aus 2 Gründen a) Sie denken das es sie gerade nicht erwischt und b) no risk no fun.
Das Adrenalin mus fließen. Es mus kribbeln.
Wer kennt ihn nicht den Spruch " Lass es krachen "
Und genau dieses ist des Pudelskern.....no Risk no Fun.
Das Einzigste was sich Schadensbetroffene als Frage stellen könnten wäre " Ist es mir das wert gewesen ?"
Nun, die Meisten werden dann wohl sagen "Nein" und darauf kontert die andere Hälfte "Klar aber nacher ist man immer schlauer"
Leben heißt sich bewegen und auch mal Risiken ein zu gehen um Freuden zu geniesen. Ein Leben ohne Risiken gibt es nicht.
Selbst wenn man sich direkt nach der Geburt auf die Intensivstation legen würde und in's künstliche Koma versetzt wird, kann es geschehen das die Putzfrau aus Versehen einen Stecker aus der Wandsteckdose zieht.
Also auch hier noch ein gewisses Restrisiko.
Also, es ist und bleibt müssig und führt nur zu einem Schuldkomplex.

LG Alex

*Namen sind frei erfunden

mouse
12.10.2008, 17:53
Liebe Annika, lieber Alex,
ihr habt meinen vollen Beifall. Die Diskussion ist müßig. Was soll das hier? Hilft das einem Angehörigen? Hilft das einem Betroffenen?
Warum wird das nicht, wenn überhaupt, im Hinterbliebenen Thread diskutiert?
Das Ergebnis der Diskussion kann nur sein, Menschen sind verschieden. Ok, wussten wir alle schon.
Euch Beiden liebe Grüße
Christel

Effie
12.10.2008, 18:03
hallo kyria!
wer sollte dir hier sagen können, warum dein mann nicht aufhören konnte zu rauchen?? es ist doch keine frage, die generell beantwortet werden kann. es geht um diesen einen Menschen, und den kennst du selbst am besten.
effie

tina n.
12.10.2008, 19:30
Hi Kyria.

Todessehnsucht??Schuld???:gaehn:

Habe Hautkrebs obwohl ich ständig creme und kontrollieren lasse.:huh:

Hatte Schildkrötenkrebs obwohl ich den "Tierchen" wohlgesonnen bin.:schlaf:


Fahre gern schnell,lasse mir ungern reinreden,würze ab und an mit Maggi,skate rasant und rauche trotz Schatten auf der Lunge!:raucht:


Das ist keine Todessehnsucht,,das nennt man Leben wollen mit allem drum und dran.:shy::shy::shy:


Wenn Du weißt wo der Schalter sitzt,den man nur umlegt um Nichtraucher zu werden,bitte um Antwort.:smiley1:

Trotzdem liebe Grüsse Tina:raucht:

Samura
12.10.2008, 23:24
Ich hab den Rest nur gelesen und sage DANKE und ihr habt ja alles gesagt.
Lieben Gruß
Doro