PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Folgen der Begleitung eines Sterbenden...


Pusteblumen
14.10.2008, 10:41
Ich weiß nicht ob es hier hingehört, aber ich leide irgendwie mal mehr mal weniger unter der vergangenen Krankenhaus Odysee (siehe "Nun ging es doch so schnell").

Evtl geht es manchen von euch ja ähnlich.
Kurzgeschichte für alle die den anderen Threat nich lesen wollen :
bin jetzt seit Okt 20 Jahre alt, ENde August starb meine alleinerziehende Mutter nach einer einjährigen Krebs-Krankenhausodyssee. Sie ist einfach im Schlaf "eingeschlafen". Da ich die einige Tochter bin und meinen Vater nicht kenne war ich dann Verantwortlich für alles was eben so ein Tod mit sich bringt: Beerdigung, musste ausziehen und die Wohnung auflösen (innerhalb von einem Monat) und sämliche Formalitäten regeln.
Ich habe mich das ganze Jahr um sie gekümmert, wohnte schlieslich noch daheim...

so nun ist es so, dass dieses Jahr seine Spuren hinterlassen hat. Ich trauere nicht, wir hatten kein allzu freundschaftliches ode rgutes Verhältnis, eher wie in einer WG. Ich vermisse sie kaum.

Ich habe seitdem ständig Angst bei jedem bisschen STechen im Kopf oder im Brustkorb dass ich auch ne schlimme krankheit haben könnte.

Ich hatte v.a. die ersten Wochen Angst ins Bett zu gehn, wenn ich etwas Herzklopfen hatte.. Habe quasi Angst auch einfach so im Schlaf zu sterben ohne was machen zu können.

Gestern nacht hatte ich Kreislaufprobleme und habe dann wahnsinnig schnelles und starkes Herzklopfen bekommen, wahrsch us angst, dass mir was passiert und es niemand mitbekommt. Dan wollt ich jemanden afwecken und als ich das gemacht habe musste ich mich übergeben. vorher war mir eigtl nicht schlecht.. danach hatte ich wechseln schüttelfrost und Hitzeanfälle...


So ja ich denke, dass ich mich eben seitdem ich das alles gesehen und miterlebt habe in alles so arg reinsteigere. Ich weiß ja auch, dass das alles Quatsch ist aber es passiert mir dennoch ständig wieder.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Ich habe aber auch schon gewartet, dass ich krank werde. Ist ja kein Wunder nach dem wochenlangen extremen Stress...

Meinem Arzt hab ich das auch schon erzählt.. er meinte dass sei Normal ich spüre nur mein vegetatives Nervensystem (Herzklopfen) und bin gesund. Und Sport sei das beste ANtidepressivm ( mach ich auch viel eigtl.)

Andrea_X
14.10.2008, 13:27
Hallo Pusteblume,

ich kann gut nachempfinden wie es Dir geht.
Meine Mutter starb als ich 25 war. Ich bin auch die einzige Tochter,
habe noch zu Hause gewohnt und meinen Vater nicht gekannt...

Ebenso erging es mir wie Dir, dass ich geraume Zeit ganz arg
mit Ängsten zu kämpfen hatte und manchmal auch noch habe.

Es ist schon schwierig die eigene Mutter beim Sterben zu begleiten...
erst recht, wenn man noch jung ist...erst recht, wenn man dabei
alleine ist.

Man sieht viele Dinge und muß vielen bewältigen was nicht schön ist.
Und manchmal würde man am liebsten die Augen vor seinen inneren
Bilder verschließen...aber das geht ja nicht.

In Phasen in denen man selbst am straucheln ist und nicht so genau
weiß wie man weitermachen soll...oder wie man sein leben leben kan..
da hat man Angst...vor allem...und aus dieser Angst und der Unsicherheit
entwicklen sich zeitweise solche Dinge die Du schilderst....man hört genau
in sich rein...ganz genau...und man endeckt kleine wehweh's, die man
früher nicht bemerkt hätte...und man grübelt, was daraus werden könnnte..
vielleicht hat man auch Angst, dass einem das gleiche Schicksahl ereilt,
wie die eigene Mutter...

Aber glaube mir liebe Pusteblume...es wird auch wieder besser.
Je mehr, Du mit Deiner Situation klar kommst...je mehr Du die entspannen
und genießen kannst...je mehr Du Momente findest in denen Du abschalten
kannst und einfach nur LEBST..je mehr werden diese Probleme verschwinden.
VERSPROCHEN!

Gib Dir noch etwas Zeit...und sei geduldig mit Dir.
Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße
Andrea

Pusteblumen
15.10.2008, 19:43
Danke,
;)

ist nicht einfach jemanden zu finden dem es ähnlich ging. die meisten haben ja selbst schon familie oder noch mehr familie sozusagen :)

mutzel
16.10.2008, 18:23
Hallo Pusteblume,

ich habe meine Mama vor knapp einem Jahr verloren.
Für mich selbst relativ plötzlich, denn ich habe von dem Brustkrebs meiner
Mama erst erfahren als es schon zu spät war. Sie wusste es viele Jahre und hat nie etwas gesagt.
Ich habe sie drei Monate begleitet und alles für sie getan.
Seit dem sie tod ist, höre ich auch mehr auf meinen Körper und führe alle
Schmerzen und kleine Wehwehchen, die man immer mal hat, auf eine schwere
Ursache zurück. Mein Mann meint auch schon das ich paranoid bin.
Ich habe sogar einen Knoten in meiner Brust gefühlt, wo keiner war.

Ich glaube das es ganz normal ist, weil diese Schei... Krankheit macht viele
Menschen kaputt und nicht nur körperlich - nein vor allem seelisch.

Du schreibst das dein Verhältnis zu deiner Mama nicht so gut war, aber
trotzdem trauerst du. Es war ein Teil von dir. Und das muss alles erstmal
verarbeitet werden und das braucht seine Zeit.

Ich drücke dich ganz doll und wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit.

:pftroest: :pftroest: :pftroest: :pftroest:

LG
mutzel

Bremensie
19.10.2008, 12:11
Hallo Pusteblume,
auch du trauerst. Deine Trauer geht nach innen und drückt sich dann in Herzrasen u.s.w. Außerdem blieb für dich ja auch keine Zeit zu trauern.Als einzigstes Kind musstest du dich ja auch danach um alles kümmern. Ich denke wenn du ganz tief in dich reinhörst ensteht auch ein Gefühl von Wut. Wut darüber dass deine Mutter dich einfach allein gelassen hat und du jetzt die ganze Arbeit hast. Auch das ist normal. Du bist doch erst 20 Jahre alt und hast jetzt so vieles zu bewältigen. Gibt es denn noch irgendwelche Angehörige die dir ein wenig hilfreich zur Seite stehen könnten? So irrwitzig wie sich dass für dich vielleicht jetzt anhört. Eine Trauergruppe könnte für dich warscheinlich hilfreich sein.
LG Erika

Jutta
19.10.2008, 16:27
Hallo Pusteblume,

jede Begleitung eines Sterbenden hinterläßt Spuren in mannigfaltiger Weise. Auch wenn du und deine Mutter kein "Mutter-Tochter-Verhältnis" hattet, trauerst du. Wie schon gesagt wurde, zieht sich alles, was in den letzten Jahren bei dir an Erwartungen vorhanden war, nach innen. Hier reicht wahrscheinlich nicht nur eine Trauergruppe aus, du solltest dich in psychologische Behandlung begeben. Ich hoffe du bist mir wegen der deutlichen Worte nicht böse.

Die Angst, dass du auch krank werden könntest, oder sogar schon sein könntest, zeigt deutlich, dass du mit professioneller Hilfe diese Phasen im jetztigen Zustand noch sehr gut in den Griff bekommen kannst. Sie (die Angst) ist irgendwie "normal" bei vielen von uns die ihre Eltern/Partner begleiteten. Doch ich denke, dass bei dir vieles noch viel tiefer sitzt.

Ich kenne einige Menschen, denen es wie dir erging. Manches ist schon einige Jahre her. Pusteblume, alle haben damals keine Hilfe in Anspruch genommen, alles verdrängt, weit weg geschoben. Möchte dir keine neue Angst bereiten, aber jeden von ihnen hat es irgendwann eingeholt, und darunter leiden alle noch, schlimmer als jemals zuvor.

Suche dir Hilfe, baue die Steine jetzt ab, damit du frei wirst. Irgendwann bald ein glückliches, zufriedenes, und gesundes Leben leben kannst.

Ela4811
19.10.2008, 19:53
Hallo Pusteblume,

auch ich habe meine Mama begleitet und war bei ihren letzten Atemzügen dabei. Am Anfang musste ich auch funktionieren und habe mich um vieles gekümmert.

Allerdings habe ich keine Angst, dass ich auch diese Krankheit bekomme. Bei meinem Freund ist es anders. Meine Mama hatte einen Gehirntumor und wenn ich Migräne habe, hat er Angst, dass es was anderes ist. Ich habe durch dieses schlimmes Ereignis eher gelernt, dass ich froh sein kann, dass es uns allen so gut geht. Und Angst vor dem Tod habe ich auch nicht mehr.

Ich schließe mich eher Jutta an. Hol dir professionelle Hilfe. Denn das Leben kann so schön sein.

Ich wünsche dir viel Kaft

Ela