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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie besigt ihr die Angst?


schwarzsaga
07.05.2009, 23:14
Hallo,

ich habe nun nach 2 OPs und einer Chemo-/Strahlenbehandlung den Krebs offiziell "besiegt". :D
Ich bin jetzt seit einer Woche aus dem Krankenhaus wieder zu Hause, ist also alles noch zimelich frisch. Ich habe aber panische Angst vor einem Rückfall. Ich habe z.B. Schmerzen im rechten Bein und denke ich habe bestimmt schon ein Rezidiv (durch diese Schmerzen ist mein Tumor an der Beckenwand aufgefallen). Das ist quatsch nach der kurzen Zeit und total paranoid, aber ich kann nichts dagegen machen. Da könnte man :twak::twak: ...würde mein Hirn auch nicht kapieren. Versuche mich mit Freunde, einkaufen und Gartenarbeit abzulenken so gut es eben geht. Aber selbst beim ausgehen kann ich mit Freunden lachen und denke dabei "Bitte bitte kein Rückfall, ich will gesund bleiben!!"
Wie geht ihr mit dieser Angst um? Redet ihr euch ein "mich trifft es nicht nochmal" oder denkt ihr gar nicht mehr daran und fühlt euch gesund? Wieviel Zeit vergeht bis der erste Tag kommt an dem ich mal nicht daran denken muss?

Bin für alle Tipps sehr dankbar :knuddel:

nikita1
08.05.2009, 01:21
Liebe Schwarzsaga,
mir ging es nach der Therapie eigentlich ganz gut, die Angst kam dahergeschlichen in dem Mass ,wie die Zeit verging und wurde dann immer grösser.
Wie eine Kurve, von 0 auf 100 und nach 2 Jahren ohne auffälligen Befund...gings wieder runter :)

Was mit geholfen hat, war Normalität, also arbeiten und ganz normal leben, als sei nix gewesen...nun ja, so ganz gelingt mir das nicht, aber ich versuche es....

Mittlerweile "vergesse" ich den Krebs schon mal, das soll nicht heissen, dass ich keine Angst vor einem Rezidiv habe, jedoch kann niemand permanent von Angst geschüttelt leben.
Wenn es im Steissbein gezwickt hat, überkam mich Panik, aber ein CT beruhigte mich wieder, die Abstriche waren immer o.k. und mittlerweile versuche ich zu vertrauen...vielleicht doch noch mal Glück gehabt im Unglück ??? Wer weiss das ? Hatte früher nie im Leben einen Gedanken an Krebs verschwendet, wusste, es gibt die Krankheit, aber das war es auch schon....und dann hatte ich es.... ich selbst höchstpersönlich...
2 Jahre gut gelebt inzwischen, ich bin dankbar dafür, egal was kommt.

Es geht mir gut, nach einigen depressiven Phasen bin ich wieder glücklich und ausgeglichen.
So wird es auch bei dir sein: es geht hoch und runter...wenn jedoch mit den Jahren die Nachsorgen in Ordnung sind, wirst auch du wieder entspannter sein.
Die schwarzen Gedanken....was passiert wenn ....sind immer noch da und werden auch bleiben, aber nicht mehr mit der gleichen Intensität wie im vergangenen Jahr.

Inzwischen kann ich wieder "klar atmen", schlafe gut, interessiere mich auch wieder für Nichtigkeiten, für Klamotten, mache eine Diät (hab ja leider 25 Kg zugenommen), mache Pläne ...benehme mich wie eine Frau, die optimistisch in die Zukunft äugt, also wie jemand, der (fast) sorgenlos dahinlebt.
Ich verbiete mir nicht, Angst vor einem Rezidiv zu haben, ich denke die eventuellen Szenarien zu Ende ..drücke nichts weg, und habe gelernt damit umzugehen. Nur vor Schmerzen habe ich Angst, aber auch da kann einem wohl geholfen werden....ein Schicksalsschlag reicht, aber wenn noch mehr kommen: ich bin abgehärtet ! Und inzwischen geniesse ich mein Leben.

schwarzsaga
08.05.2009, 12:07
Hallo Nikita,

danke für deinen ausführlichen Bericht. Beruhigend das sich vielleicht schon nach 2 Jahren ein halbwegs normales Leben mit "Nichtigkeiten" wieder einstellt. Ich habe während meinem Kampf immer wieder gesagt ich hätte gerne mein altes Leben zurück, aber ich glaube es wird nie wieder so sein. Nicht nur, dass meine Zukunftspläne zerstört worden sind, auch dieses Gefühl des unbeschwerten Lebens ist weg. :(

Aber du hast auf jeden Fall Recht, dass man nun für jeden Tag, den man geschenkt bekommt sehr dankbar ist. Die Kehrseite der Medaille ist, dass ich ständig denke jeden Tag intensiv zu nutzen und mich immer "ärgere" wenn ich nur mal wieder Haushalt machen muss oder Steuererklärung etc. ...was wird das erst wenn ich wieder arbeiten muss!!:confused:

Würd mich freuen wenn sich hier noch ein paar Frauen zum Thema äußern...

andreaa
08.05.2009, 12:09
Hallo Schwarzsaga,
ich glaube fast,dass der Umgang mit der Angst der schwierigste Part bei dieser Krankheit ist.
Wie geht man damit um...?
Es gibt Tage da kann mich diese blöde Krankheit einfach mal...und es gibt Tage da erwische ich mich z.B.in der Natur und denke wie oft werde ich den Frühling in all seiner Schönheit noch erleben dürfen...?
Mir hilft wenn ich mir für jeden Tag was vornehme,immer was zu tun habe,Zukunftspläne mache,mit Freunden über Gott und die Welt plaudere aber nicht über irgendwelche Krankheiten.
Ich glaube man muss ganz für sich allein einen Weg finden ,jeder Mensch ist anders und wirklich helfen kann man sich nur selber.
Ist nicht einfach, diese Krankheit nicht immer im Kopf zu haben.
Leider kann ich Dir nicht wirklich Ratschläge geben, weiss es einfach nicht.

SiSa
15.05.2009, 18:37
Hallo Schwarzsaga

Auch ich kann nur sagen, das es wirklich schwierig ist.
An manchen Tagen habe ich gar keine Zeit darüber nachzudenken.. hatte ich leider seit meiner Histerektomie noch nicht wirklich.
Ein Privater Ärger folgte nach dem anderen, so dass ich immer noch nicht (19.Januar war die entfernung der GM) dazu kam, mich damit auseinander zu setzen.

Die Angst bleibt trotzdem.
Oft erwische ich mich dabei (gerade wenn im TV irgendwas mit Krebs erzählt wird) das mein Blick in die Ferne schweift und ich mich Frage.. ist jetzt wirklich alles Vorbei? Was ist, wenn er wieder kommt?

Nun habe ich den ERSTEN Test nach OP gehabt (11-05-09) und muß leider bis zum 25-05-09 warten, da meine FÄ erst dann wieder da ist.
Ich frage mich die ganze Zeit, was machste denn nun, wenn wieder was gefunden wird? Stehe nämlich alleine da.. Mein Lebensgefährte hat das alles nicht gepackt und sich getrennt!

Die Angst wird unser ständiger Begleiter sein.. nur irgendwann lernen wir, damit besser umzugehen denke ich.