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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ich habe schuld


25.09.2003, 15:59
Lange habe ich überlegt, zigmal habe ich einen Ansatz gemacht und ich weiss auch nicht ob es diesmal gelingt. Gelingt aufzuschreiben was mich auffrisst. Ich bin Schuld am Tod meiner Frau.
Um es zu erklären muss ich von vorne beginnen.
Am 20.01.2000 wurde meine Frau mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Sie war einfach zusammengebrochen. Sie, die nie krank war.
Sie hatte eine chronisch-aktive Hepatitis C, Leberzirrhose, hepatische Encephalopathie uam.
Sie war voll Wasser und Ammoniak. Es war sehr schlimm. Sie wurde ins Koma gelegt, künstlich beatmet und bekam alles was die moderne Intensivmedizin und die Ärzte leisten konnte. Und sie hat es geschafft. Nach 4 Wochen konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen. Die Ärzte hatten uns aufgeklärt das irgendwann in absehbarer Zeit meine Frau eine Spenderleber bekommen musste. Wir glaubten da auch noch, gegen die Krankheit gewinnen zu können. Vor allem ich. Ich suchte im Internet alles zusammen was es über Hepatits C und die Folgekrankheiten gab und wir machten uns gegenseitig immer wieder Mut.
Meine Frau wurde an die Transplantationsambulanz der WWU Münster überwiesen, doch für eine Listung bei Eurotransplant waren ihre Leberwerte zu gut. Sie wurde wieder nach Hause geschickt. Eine Chemo gegen die Viren, ( Interferon und Ribavarin ) konnte sie nicht bekommen weil sie zu krank war. Immer wieder musste sie ins Krankenhaus weil Ihr HB Wert zu niedrig war und sie Bluttransfusionen brauchte. Als man meiner Frau in der WWU dann statt einer Listung, vorschlug, einen Stent zu implantieren, um den Druck von der Pfortader zu nehmen und unsere Fragen nach dem Risiko einer solchen OP falsch beantwortete, hatten wir kein Vertrauen mehr und meine Frau liess sich an die Uniklinik nach Essen überweisen. Aber auch dort konnte sie wegen ihrer noch guten Leberwerte nicht gelistet werden.
Unsere Angst, daß sich aus der Leberzirrhose Krebs entwickeln könnte, wurde dann im Mai 2002 bestätigt. Und jetzt endlich wurde sie gelistet. Aber selbst auf der Dringlichkeitsliste dauert es ca 1 Jahr bis eine Leber gefunden ist und diese Zeit hatte meine Frau jetzt nicht mehr. Es ging ihr immer schlechter und die Krankenhausaufenthalte wurden immer öfter und länger. Ich war immer bei ihr. Egal in welchem Krankenhaus, ich kam morgens und abends musste man mich förmlich rauswerfen damit ich ging. Eines Tages dann wurde ich von dem Stationsarzt in Essen darauf angesprochen ob ich nicht für meine Frau eine Leberlebendspende machen wollte. Ich war sofort bereit, erklärte welche Krankheiten ich habe und ob ich damit trotzdem noch als Spender in Frage käme. Drei Tage wurde ich untersucht, vor allem wegen meiner Herzerkrankung, und nachdem ich über das erhöhte Risiko aufgeklärt wurde, von den Kardiologen und Internisten als Spender akzeptiert.
Am Montag den 11.11.2002 wurde meine Frau von dem Stationsarzt zu Hause angerufen und es wurde ihr gasagt das ich als Spender genommen werde. Ihre Freude war riesengroß. Jetzt glaubte sie auch daran das sie es schaffen könnte und machte, was sie lange nicht mehr getan hatte. Sie bestellte sich Anziehsachen in Versandhäusern und machte Zukunftspläne.
Am Dienstag den 12.11.2002 bekamen wir wieder einen Anruf der UniKlinik und wurden für Mittwoch den 13.11. zum Gespräch in die Transplantationsambulanz zu den Chirurgen bestellt.
Und dort wurde uns dann gesagt das ich als Spender nicht genommen würde. Ich wäre zu krank und das Risiko das ich sterben könnte zu groß. Die Kardiologen und Internisten ständen nicht am Operationstisch, Entscheidungen treffen letztendlich die Chirurgen und Anästhesisten und die hatten sich gegen mich entschieden. Stundenlang wurde dann von einem Anästhesiearzt versucht uns diese Entscheidung begreiflich zu machen, doch wir waren am Ende.
Als Ausweg wurde angeboten die Leber einer Patientin zu bekommen, die zwar nicht ganz gesund war aber meine Frau nicht schädigen würde. Wir begriffen nichts mehr. Ich muß sagen wir waren ko. Seit dem frühen Morgen unterwegs, kaum etwas gegessen, diese Enttäuschung und dann ist plötzlich doch eine Leber da. Wir wollten nur noch weg. Meine Frau wiederholte immer wieder, wie eine Schallplatte die einen Sprung hat: "ich will diese Leber nicht, ich will keine andere kranke Leber, ich will deine Leber". Auch zu Hause in der Familie sagte sie das immer wieder. Ihre Blutwerte wurden auch wieder schlechter, ihr Allgemeinzustand wurde so schlecht so das wir einen Termin am 26.11.2002 für eine Bluttransfusion machen mussten. Unterwegs im Taxi bekamen wir dann den Anruf das wir sofort in das OPZ II kommen sollten. Eine Leber war da. Die kranke Leber?
Meine Frau wollte nicht. Ich habe sie überredet und sie hat mir geglaubt. Vorbehaltslos wie immer hat sie mir vertraut. Hätte sie es doch diesmal nicht getan. Als wir in der Klinik ankamen musste alles ganz schnell gehen. Ich habe gefragt was für eine Leber das ist und immer wieder sagte man mir: "die Leber ist für ihre Frau gesund".
Wir hatten kaum Zeit zum Verabschieden. Als sie im Keller durch die Schleuse zum OP geschoben wurde lächelte sie mich noch mal voll Vertrauen an. Es war das letzte mal.
Angeblich hat sie während der Operation eine Lungenembolie bekommen. Sie ist nicht mehr wach geworden und am 01.Dezember 2002 gestorben. Die Kinder waren mit mir bei ihr als sie starb.
Sie war der liebste und beste Mensch den es für mich jemals gegeben hat. Ohne sie ist mein Leben total sinnlos.
Einige Monate später sah ich zufällig im Fernsehen eine Sendung mit dem Titel "Dosierte Ohnmacht". Dort wurde eine Frau gezeigt die eine Lebertransplantation erwartete und auch überlebt hatte. Und die kranke Leber die dort ersetzt wurde hat meine Frau bekommen. Es war ein Versuch wurde gesagt der leider nicht funktioniert hat. Ich bin immer noch entsetzt. Man hoffte so einen Weg zu finden um in sogenannten Dominotransplantationen der Organknappheit zu begegnen. Von einem Arzt der bei der OP meiner Frau dabei war wurde mir später gesagt. "Im Nachhinein, wenn ich es so betrachte, hätten wir doch besser ihre Leber genommen"!
Jetzt sind es fast 10 Monate das sie von mir gegangen ist. Ich habe hier alles so gelassen wie sie es verlassen hat. Ihre Sachen hängen im Schrank. Ihre Kosmetika sind an gleicher Stelle im Bad. Ihre Puppen sind noch am gleichen Fleck. Fast jeden Tag bin ich auf dem Friedhof und sitze, wie früher am Krankenbett, am Grab. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll.

25.09.2003, 17:35
Lieber Rollo,

wenn ich deine Geschichte lese, werde ich wirklich sehr traurig. das hört sich alles ganz furchtbar an. mein vater ist auch im dezember an krebs gestorben und oft frage ich mich, warum war ich nicht öfter bei ihm, habe ich ihm genug beigestanden usw. diese ganzen gedanken gehen uns allen durch den kopf. aber du bist sicherlich nicht schuld am tot deiner frau. sie ist ja nicht an der "ungesunden anderen Leber" gestorben, sondern bei einer Lungenemoblie. Das wäre auch bei deiner leber passiert. ihr körper hatte ja nichtmal die chance die andere leber anzunehmen oder nicht. du hast den ärzten vertraut. sie haben dir gesagt, eine op mit deiner leber kommt nicht in frage und sie haben eine andere. jeder von uns hätte ihnen geglaubt. du hast keine schuld. du warst immer bei ihr jeden tag und das war so wichtig für sie. sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich schuldig fühlst. ich weiß du denkst, wenn du sie nicht zu der op überredet hättest, wäre sie nicht an diesem tag gestorben. dann wäre es an einem anderen tag gewesen. trauer um deine frau. nimm dir die zeit die du brauchst, aber fühle dich bitte nicht schuldig. meine mutter hatte auch hep.C. schon 1977. daraus hat sich auch leberkrebs entwickelt. sie kam ende januar is krankenhaus und ist am 10.02.77 gestorben. manchmal denke ich sie hat sich mit dem virus bei meiner geburt oder danach angesteckt. ich bin jahrg. 74. ich bin gesund, also muß es in der zeit danach gewesen sein. oft denke ich, wenn ich nicht wäre würde sie vielleicht noch leben. meine beiden geschwister hätten eine mutter gehabt und mein vater hätte nicht angefangen zu trinken und wäre im dezember nicht an bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. aber auch ich bin nicht schuld. sowas ist schicksal und wir können es nicht ändern. meine mutter hat mich geliebt und wollte mich haben. und du hast deine frau geliebt und wolltest sie retten. also, wenn du hilfe brauchst oder reden willst. schreib einfach hier weiter. ich höre dir gerne zu und versuche dir zu helfen. ich finde es bewundernswert, wie sehr du dich um deine frau gekümmert hast. jeden tag von morgens bis abends bei ihr gewesen. ich habe es 6 wochen bei meinem vater gemacht, zwischen diagnose und tot und es war sehr aufreibend.

fühle dich gedrückt, ich wünsche dir von herzen alles gut

anja w.

25.09.2003, 17:55
Lieber Rollo,

ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, außer, dass es mir unendlich leid tut und ich mich Anja nur anschließen kann: DU BIST NICHT SCHULD! Ich glaube, jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat, macht sich darüber Gedanken, ob man Schuld hat und einfach noch mehr hätte tun können. Auch ich hatte diese Schuldgefühle, aber es ist nicht so! Man kann bei solchen Schicksalsschlägen nicht mehr tun, als den Angehörigen zu unterstützen. Leider muss man in solchen Situationen oft allein auf das Wissen und Handeln der Ärzte vertrauen. Wie bei Euch. Du hast alles getan, was in deiner Macht steht, und ich bin mir sicher, dass deine Frau unheimlich stolz auf dich ist!!

Schreib dir einfach deine Gedanken von der Seele, oftmals hilft das schon ein klein wenig weiter.

Liebe Grüße

Cas

25.09.2003, 21:12
L I E B E R R O L L O !

MEINE WORTE WERDEN DICH BESTIMMT NICHT UMHAUEN, ABER VIELLEICHT EIN KLITZKLEINER TROST SEIN.

DEINE ENTSCHEIDUNGEN WAREN GANZ BESTIMMT RICHTIG. HÖRE AUF DICH ZU QUÄLEN, DENN DAS LEBEN GEHT MIT EUREN KINDERN WEITER. JEDER TAG AUFS NEUE.

IN DEINEN HERZEN WIRD DEINE FRAU NIE VERLOREN GEHEN, ABER DU SOLLST FÜR DAS WEITERE LEBEN POSITIV DENKEN. DU MUSST JETZT GANZ BESONDERS STARK FÜR DEINE KINDER SEIN.........ICH WEISS DASS DIES VON MIR SEHR LEICHT GESAGT IST.

ICH SELBER HATTE VOR MONATEN KREBS UND MEIN PARTNER WAR IMMER FÜR MICH DA. ER HÄTTE AUCH IN KRISENSITUATIONEN ÜBER MEIN LEBEN EINE ENTSCHEIDUNG TREFFEN KÖNNEN.

DAS LEBEN IST OFT UNGERECHT. ICH HATTE EINE MISERABELE SPRICH; QUALVOLLE, VERLORENE GEGANGENE KINDHEIT UND DANN NOCH KREBS ? MEIN GLAUBE AN GOTT IST DAHER VERLOREN GEGANGEN.

ES WIRD GARANTIERT EINE HÖHERE MACHT ALS GOTT GEBEN...........

DIR LIEBER ROLLO WÜNSCHE ICH EINE KRISENFREIE ZUKUNFT.

HERZLICHE GRÜSSE AUS KÖLN !

25.09.2003, 23:03
Liebe anja, liebe/r? Cas,
es fällt mir immer noch schwer einfach zu schreiben obwohl ich hoffe dadurch den Druck etwas zu mindern.
Absichtlich habe ich "angeblich Lungenembolie" geschrieben denn im Obduktionsbericht steht etwas anderes. Ich will keine Schuldzuweisungen machen. Ich alleine habe die Entscheidung für meine Frau getroffen und die Entscheidung war falsch. Auf mich hat sie vertraut, die Ärzte haben getan was sie konnten, ich habe zuviel gekonnt.
Anja, ich bin nicht so stark wie Du. Vielleicht hat das mit den Krankheiten zu tun, oder kommt durch die vielen Medikamente. Jedenfalls sehe ich nur noch grau. Die Farben sind weg. Mit meiner Frau sind sie weg. Ich versuche mich zusammen zu reissen, mich nicht so hängen zu lassen, es klappt nicht. Nur wenn ich zum Friedhof kann geht es mir besser. Aber jetzt kommt die dunkle Jahreszeit, es regnet und wird kalt. Wie ich dadurch komme weiß ich nicht. Im Sommer habe ich das Sauerstoffgerät, die Spritzen, etwas zu essen und trinken in den Rollstuhl gepackt und konnte stundenlang am Grab sitzen und erzählen. Das wird nicht mehr gehen. Früher freuten wir uns auf Weihnachten, jetzt graut es mir davor. Früher kamen auch die Kinder und die Enkel öfter, auch das ist selten geworden. Meine Frau hat die Familie zusammen gehalten, nach ihrem Tod läuft alles auseinander.
Danke für Eure Anteilnahme
rollo

26.09.2003, 11:15
Lieber Rollo,

ich glaube ich kann nur annährend erahnen, wie du dich fühlst. einen partner zu verlieren ist wirklich hart, man verbindet alles mit ihm. mein vater fehlt mir über alles, aber da ich 200km von ihm weg gewohnt habe, nabelt man sich ab und die alltäglichen dinge laufen ohne ihn und man wird nicht dauernd an ihn erinnert.
können deine kinder sich nicht mehr um dich kümmern und dich ablenken? Es ist doch nicht gut für dich, wenn du die ganze zeit an ihrem grab sitzt. vielleicht solltest du dir auch prof. hilfe suchen aus diesem loch wieder rauszukommen. jemand mit dem du reden kannst. bitte rede dir nicht die schuld an ihrem tot ein. du bist es nicht. sowas zeiht dich doch nur noch mehr runter. aber da können wir alle reden was wir wollen. du mußt es selber für dich begreifen und dafür brauchst du ganz dringend hilfe. bitte denke mal drüber nach.

ich drücke dich,

viele liebe grüße
anja w.

26.09.2003, 14:43
Liebe anja,
ich versuche ja alles um aus diesem Teufelskreis raus zu kommen. Deshalb habe ich mich überwunden und schreibe, doch dann genügt eine Kleinigkeit und ich sitze wieder im Loch. Ich sagte ja gestern schon das ich nicht so stark bin wie Du. Ich habe zu meinen Vater kein gutes Verhältnis gehabt. Ich konnte nicht mal zu seiner Beerdigung weil ich von seinem Tod zu spät erfahren habe. Meine Mutter ist gestorben als ich 6 Jahre alt war und mein Bruder und ich waren dann bei vielen fremden Leuten bis wir eine Stiefmutter bekamen. Na ja, es war eine Stiemutter und wir mochten uns nicht.
Weißt du Anja, meine Frau ist die große Liebe meines Lebens. Die, die es nur einmal gibt. Ich habe bis zuletzt dies Kribbeln im Bauch gehabt wenn wir zusammen waren. Und was bleibt dann noch wenn auf einmal diese Liebe von der Seite gerissen wird. Nur Erinnerung! Da ist kein zusammen aufwachen, kein Gespräch kein lachen mehr und meine Frau konnte so schön Lachen. Da ist kein Rücken kraulen mehr, keine kalten Füsse massieren, nichts mehr ausser Erinnerung. Alles wegen einer vorschnellen falschen Entscheidung. Und ich weiß das ich ihr genau so fehle, wie sie mir.
Danke das Du geantwortet hast,
rollo

27.09.2003, 10:38
Lieber Rollo,

es tut mir sehr leid, dass du deine Frau verloren hast. Verstehe auch, dass du Schuldgefühle hast. Aber da gibt es noch soviel mehr zu bedenken.

Ich weiß nicht, was im Obduktionsbericht steht, das dich so belastet: akute Abstoßung vielleicht? Denn bei dieser kranken Leber handelte sich (wie bei Dominotransplantationen üblich)um die FAP-Erkrankung und Symptome der durch den Transthyretin * Gendefekt hervorgerufenen Amyloidose treten erst nach Jahrzehnten auf.

Eine Leberteilresektion ist keine so einfache Sache (wie z.B. eine Nierenspende) - und so wie du deine Krankheit schilderst wäre die Spende für dich möglicherweise lebensgefährlich gewesen.Dass die Ärzte dieses Risiko nicht eingehen konnten bzw. durften (Hippokratischer Eid) muss man bei aller Tragik verstehen.

Doch angenommen du hättest gespendet, und die OP gut verkraftet, hätte es immer noch sein können, dass deine Frau deine Leber noch während der OP abstößt (oder eine andere lebensbedrohliche Situation eintritt).
Hättest du gespendet, und hättest es nicht überlebt - was denkst du wie es deiner Frau dann gegangen wäre. Sie wäre dann in der Situation gewesen die du nun durchleben musst und hätte zusätzlich noch die wirklich schwere Zeit nach einer Transplantation alleine meistern müssen.

Dazu kommt, wie du wahrscheinlich weißt, dass es mit der Lebertransplantation allein noch nicht getan ist - die absolut und in hoher Dosierung notwendigen Immunsuppressiva greifen die Nieren an, was zur Folge hat, dass diese Patienten nach einigen Jahren vor einer notwendigen Nierentransplantation stehen. Es ist ein sehr, sehr steiniger Weg (nicht nur körperlich, auch psychisch)der oft trotz allen Bemühens letal ausgeht.
(Habe da ein Kind vor Augen, das einen Teil der Leber ihrer Mutter bekommen hat, der Mutter ging es danach so schlecht, dass sie sich kaum um ihre Kleine kümmern konnte; und die Kleine starb schließlich nach 2 (!) schrecklichen Jahren vergeblichen Kämpfens)

Ich selbst bin nierentransplantiert, habe die Niere von meinem Vater (der inzwischen an Krebs verstorben ist). Ich weiß wie psychisch belastend es ist, einem gesunden Menschen ein Organ "wegzunehmen" (auch wenn er unbedingt spenden wollte). Die Angst, dass bei seiner OP etwas passiert, oder dass Spätfolgen auftreten war immer da. Bei uns ist zum Glück alles gut gegangen - es waren ideale Voraussetzungen (anders als bei euch)

Lieber Rollo, man steht manchmal an einer Weggabelung, und weiß beim besten Willen nicht, welchen Weg man nehmen soll. Man kann nicht beide ausprobieren. Du weißt jetzt wie der eine Weg ausgegangen ist - aber du weißt nicht wie es deiner geliebten Frau auf dem anderen Weg ergangen wäre. Vielleicht besser, vielleicht gleich, vielleicht aber auch wesentlich schlechter. Damit meine ich ein qualvolles Leiden, dass letztendlich doch schlecht ausgeht.

Deine Frau durfte sich mit einem Lächeln von dir verabschieden. Sie durfte hinüberschlafen.
Den wirklich schweren Part (hier alleine zurückzubleiben)hast du übernommen - und ihn ihr somit erspart (denk mal darüber nach!)

**Und ich weiß das ich ihr genau so fehle, wie sie mir.

Ich weiß nicht ob du an eine Weiterexistenz nach dem Tod glauben kannst - dein letzter Satz klingt fast danach.
Ich habe nicht daran geglaubt (eigentlich an gar nichts) - war nur froh, dass mein Vater keine Schmerzen mehr haben musste.

Doch für mich hat sich viel verändert, immer wieder wird mir gezeigt, dass wir mehr sind, als wir auf Erden zu sein scheinen. Obwohl ich mich zu Anfang dagegen gewehrt habe, und vieles als Einbildung abgetan habe, heute weiß ich die Seele lebt weiter.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit, und Kraft diese Schuldgefühle zu überwinden - vielleicht hilft dir dabei ein anderer Blickwinkel.

Alles Liebe
Afra

27.09.2003, 20:52
liebe Afra,
im Obduktionsbericht steht unter Klinische Diagnose: ......... "kein Nachweis einer Lungenembolie." und unter Grundleiden/Todesursache: ........."Leberversagen."Wie in einem vorherigen Schreiben bereits mitgeteilt, will ich hier niemanden etwas vorwerfen. Doch als ich, völlig unvorbereitet, diesen Fernsehbeitrag sah, (die dort besprochene Leber hat meine Frau bekommen) fing ich an zu zweifeln. Den Obduktionsbericht habe ich erst sehr viel später bekommen.

Ich habe heute wieder sehr starke Schmerzen, kann mich nicht konzentrieren und werde morgen ausführlich antworten. Ich hoffe das ist ok?
Nicht böse sein.
Liebe Grüsse
Rollo

28.09.2003, 10:47
Lieber Rollo,

ich hoffe es geht dir wieder besser. Ich wünsche dir viel kraft.

Liebe Grüße
anja.w

28.09.2003, 16:00
Hallo afra, hallo anja.w, guten Tag,
ja, es geht mir besser. Durch das Schreiben werde ich auch etwas abgelenkt.
Am 26.11.2002 begleitete ich meine Frau in die Klinik damit sie eine Bluttransfusion erhielt, ihr HB Wert war wieder sehr niedrig. Anschließend, wenn meine Frau wieder kräftiger war, sollte eine Chemoembolisation gemacht werden. Die Blutzufuhr zu den Tumoren sollte abgeschnitten werden. Die Arterien, die die Tumore mit Nahrung versorgten, sollten verklebt wurden. Ich kann das nur laienhaft ausdrücken, aber so wurde das erklärt.
Also, auf dem Weg zur Klinik kam der Anruf das eine Leber gefunden war. Was mir nicht so bewusst war, nicht für meine Frau, sondern für jemand anderes. Es ist also nicht über Eurotransplant meiner Frau eine Leber zur Verfügung gestellt worden, sondern von der Klinik. Ich habe nicht darüber nachgedacht, auch weil ich es nicht wusste, warum diese Dominoleber (ich nenne sie so) ausgerechnet meiner Frau gegeben wurde. Es standen doch viele Schwersterkrankte auf der Liste die länger warteten.
Instinktiv hat meine Frau das Richtige geahnt und nur weil sie halt dieses unbegrenzte Vertrauen in mich hatte, hat sie der Op. zugestimmt. Ich kann mich damit nicht beruhigen es hätte bei einer Leberteilresektion alles mögliche passieren können. Alles das was Du, Afra, genannt hast. Noch viel schlimmer vielleicht, doch das können wir nicht mehr rausfinden. Sicher ist jedenfalls, das sie da nicht gestorben wäre.
Ich glaube Dir Afra, das es psychisch sehr schwer zu verarbeiten ist wenn man das Organ eines anderen Menschen, dazu noch bei Dir des Vaters, erhält. Dein Vater aber hat die vielleicht glücklichsten Augenblicke seines Lebens gehabt als er Dir mit einer Spende helfen konnte. Mir ging es so bevor das Nein kam.
Ich melde mich gleich wieder, muss nur ein kleine Pause machen
Rollo

28.09.2003, 19:23
ich bin wieder da. Der Rechner will anscheinend nicht mehr mitmachen.
Nachdem meine Frau beerdigt wurde, klingelte bei mir für ca 1 Woche zu allen denkbaren Zeiten das Telefon. Niemals hat sich jemand gemeldet. Es wurde auch keine Telefonnummer angezeigt. Ich habe den Computer in die Anlage geschaltet und auch dann wurde nichts angezeigt. Kein Rauschen, einfach nichts. Ja Afra, ich habe auch gedacht es ist alles Einbildung. Trotzdem, ich kann mich micht davon befreien diese verkehrte Entscheidung getroffen zu haben.
Liebe Anja, die Kinder haben versucht mich abzulenken. Doch man muss auch wollen. Ich habe bisher nicht gewollt, oder nicht gekonnt. Dazu kommt das sie alle ihre eigenen Familien haben und nicht dauernd diese depressive Stimmung ertragen wollen. Das kann sogar ich verstehen.
Viele liebe Grüsse,
Rollo

29.09.2003, 11:07
Lieber Rollo,

gerade hab ich mir nochmal alle deine Beiträge durchgelesen. Da fällt mir dein Verständnis für die Ärzte auf. Die meisten in deiner Situation würden die Ärzte verurteilen, ihre ganze Wut (die bei so einem Verlust genauso aufkommt wie die Verzweiflung)auf die Ärzte übertragen. Du machst das nicht - du hast die Wut auf dich, bestrafst dich selbst, aber das ist nicht richtig, du tust dir damit nur noch zusätzlich weh

**Ich alleine habe die Entscheidung für meine Frau getroffen und die Entscheidung war falsch. Auf mich hat sie vertraut, die Ärzte haben getan was sie konnten, ich habe zuviel gekonnt.

Doch du hast nur das getan, was die Ärzte dir geraten haben - was sonst hättest du tun können (offenbar bist du kein Chirurg oder Anästhesist), als denen zu vertrauen, die es wissen müssen.

**Instinktiv hat meine Frau das Richtige geahnt und nur weil sie halt dieses unbegrenzte Vertrauen in mich hatte, hat sie der Op. zugestimmt.

Vielleicht hat sie aber auch nur Angst gehabt. Hast du sie wirklich noch nie vorher zu etwas überredet, das sie nicht wollte - wovor sie Angst hatte? Und wo sie danach froh war, es doch getan zu haben, auf dich gehört zu haben? Hätte sie es wirklich nicht gewollt, hätte sie abgelehnt. Aber in solchen Situationen, ist es doch so, dass man selbst einfach nicht weiß was man wollen soll. Du hast nach deinem besstem Wissen und Gewissen und mit all deiner Liebe gehandelt. Du kannst nichts dafür, dass es so ausgegangen ist - und ich bin sicher, im Grunde deiner Seele weißt du das auch ganz genau.

**Ich habe nicht darüber nachgedacht, auch weil ich es nicht wusste, warum diese Dominoleber (ich nenne sie so) ausgerechnet meiner Frau gegeben wurde

Wenn das Krankenhaus, in dem ein Organ zur Verfügung steht, selbst einen Patienten hat, der es dringend braucht, dann geht es nicht über Eurotransplant. Denn je kürzer die Transportzeit (kalte Ischämie) umso größer die Erfolgschancen. Und wenn in diesem KH mehrere Patienten sind, die auf das Organ warten, dann bekommt es der, dessen genetische Übereinstimmung (HLA-match)am größten ist (unabhängig von der Wartezeit)

Zu deinen Kindern hast du geschrieben:
**Dazu kommt das sie alle ihre eigenen Familien haben und nicht dauernd diese depressive Stimmung ertragen wollen. Das kann sogar ich verstehen.

Wenn ich da an den Umgang mit meiner Mutter denke - nein, ganz so ist es nicht Rollo. Es ist vielmehr so, dass man Angst hat, das Thema anzusprechen, um nicht dem geliebten Elternteil noch mehr Schmerz zuzufügen. Wenn meine Mutter bei so einem Gespräch in Tränen ausbricht, fühle ich mich schuldig, sie zu sehr daran erinnert zu haben (denke mir, hätte ich nur nichts gesagt), obwohl ich weiß, wie befreiend Tränen sein können.
Es ist immer dasselbe: der verbliebene Elternteil will seine Kinder mit seiner Trauer nicht belasten, und die Kinder wollen den Schmerz des Elternteils nicht wieder aufrühren. Aus Angst wird dann das Thema vermieden, oder sogar der Kontakt reduziert.

Aber hier ist es gut, dass du das Forum gefunden hast. Hier kannst du dir allen Schmerz von der Seele schreiben, ohne die Angst jemanden zu belasten. Wer sich angesprochen fühlt wird es lesen, nur wer wirklich will, dir antworten. Und wenn du dann mal keine Lust hast zurückzuschreiben, ist es auch gut (hier versteht das jeder)

** Sicher ist jedenfalls, das sie da nicht gestorben wäre.

Das kann man leider nicht wissen - und nie erfahren.
Aber,ich denke du spürst es selbst - du drehst dich im Kreis, und es gibt so kein Entkommen.

**Doch man muss auch wollen. Ich habe bisher nicht gewollt, oder nicht gekonnt.

Das ist genau der Punkt. Du musst wollen!! Das allerdings kostet sehr, sehr viel Kraft (es erfordert schließlich auch ein radikales Umdenken), und diese Kraft hattest du bisher noch nicht (10 Monate sind keine Zeit um den Verlust um eine große Liebe zu verkraften)

**Da ist kein zusammen aufwachen, kein Gespräch kein lachen mehr und meine Frau konnte so schön Lachen. Da ist kein Rücken kraulen mehr, keine kalten Füsse massieren, nichts mehr ausser Erinnerung.

Ja, das ist das, was einfach fehlt, was dir einfach nicht wieder gegeben werden kann. Aber da ist noch vieles anderes, was dir dieses Fehlen erleichtern kann:

**Nachdem meine Frau beerdigt wurde, klingelte bei mir für ca 1 Woche zu allen denkbaren Zeiten das Telefon. Niemals hat sich jemand gemeldet. Es wurde auch keine Telefonnummer angezeigt

Hast du dir nie überlegt (damit meine ich genau überlegt) wie so etwas technisch möglich sein kann? Und wenn es technisch nicht möglich ist, was ist es dann - du hast es dir schließlich nicht eingebildet. Bist du nicht neugierig? Wenn die Seele deiner Frau weiterexistiert, was gäbe es da für Erklärungen dazu. Was ist die Seele, was ist Bewußtsein und nicht zuletzt was sind Gefühle. Damit meine ich nicht die Erklärungen, die wir alle gelernt haben - spüre in dich, suche seriöse Quellen.
Versuche deinen Gedanken eine Richtung zu geben. Dabei bleibt deine Frau im Mittelpunkt deiner Gedanken, aber es findet eine Entwicklung statt.

Vielleicht hast du Lust im Thread "sie ist immer noch da" ein bisschen zu lesen.
http://www.krebskompass.de/Forum/showthread.php3?id=3381&eintrag=0

Oder vielleicht die Geschichte von Peter, der seine Frau verloren hat.
http://www.jenseits-de.com/g/wie.htm

Es gibt so viel zu entdecken, Rollo - und ich bin sicher, es wird dich - spirituell - zu deiner Frau führen.

Versuch's mal - es sein lassen kannst du immer noch.
Kannst mich auch gerne persönlich anmailen: smilie@aonmail.at

Ich wünsch dir alles Liebe und viel Kraft
Afra

30.09.2003, 15:43
Guten Tag Afra,
ich bin kein Mediziner falls Du das meinst, bei Dir habe ich allerdings das Gefühl, das ich Dich kenne.
Du hast jedenfalls ganz recht, ich drehe mich im Kreis. Es läauft immer wieder darauf hinaus das ich schuldig bin, mich jedenfalls schuldig fühle.
Meine Frau und ich sprachen in der Vergangenheit immer mal wieder darüber, was, wenn einer von uns stirbt, dann der andere macht. Und wir waren uns einig, das keiner von uns alleine zurück bleibt.
Als nach ihrem Tod das Telefon klingelte, hatte ich das ganz starke Gefühl, meine Frau fragt wo ich bleibe.
Ich glaube an eine Existenz nach dem Tod. Zweimal hatte ich schon das sogenannte Nahtod-Erlebnis. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen. Jedesmal haben Ärzte mich zurück geholt. Da lebte meine Frau noch und war es schön wieder bei ihr zu sein. Jetzt wünsche ich mir, es passiert wieder und keiner ist da und holt mich zurück. Das ist jedenfalls besser als hier mit diesen rasenden Schmerzen zu leben.
Ich werde mir die Seiten, die Du afra, genannt hast durchlesen. Ich melde mich wieder.
Bis bald, viele liebe Grüsse
Rollo
Auch an euch, anja.w und cas, viele liebe Grüsse. Ich hoffe ich kann bald wieder etwas von Euch lesen.
Rollo

30.09.2003, 17:29
Lieber Rollo,

ich lese deine Beiträge sehr genau. Ich versuche nachzuvollziehen wie es dir geht. Ich selber war letzten Mittwoch das erste Mal bei einem Therapeuten und ich muß sagen es war zwar merkwürdig, aber irgendwie ok. ich hoffe sie kann mir helfen, weil ich seit 3 jahren tinnitus habe und auch langsam verzweifle, weil mir keiner mehr helfen kann.

ich kann dir nur den tipp geben, es auch mal zu versuchen. afra hat recht 10 monate sind keine zeit, wenn man trauert. mein vater ist auch 10 moante tot, aber ich habe keine schuldgefühle, an seinem tot schuld zu sein. das ist der unterschied zwischen dir und mir. mir fällt es auch sehr schwer, mit dem tot meines vaters umzugehen. ich habe ihn sehr geliebt und er fehlt mir unendlich. aber ich fühle mich nicht schuldig. es ist ein erster wichtiger schritt, dass du hier schreibst. ich schaue immer rein, ob ein beitrag von dir dabei ist und versuche auch zu antworten. ( wenn es mal nicht gleich ist, nicht böse sein, komm dann auf der arbeit nicht dazu). ein weiterer unterschied ist, ich (wir) sind abgelenkt. du denkst den ganzen tag an nichts anderes. es ist sehr schwer für dich, den schritt ins leben zurückzugehen, so wie es deine frau auch gewollt hätte.

vielleicht hilft dir ein therapeut oder eine angehörigengruppe, wo du auch mal jemanden persönlichen sprechen kannst, jemand der dir hilft wenn es dir gerade sehr schlecht geht. ich würde dir wirklich gerne helfen, aber ich weiß nicht wie? wenn es dir hilft, dass ich dir hier zuhöre und zurückschreibe, mache ich es sehr gerne. habe für mich das gefühl ich schreibe immer das gleiche, ich will dich mit meinen antworten auch nicht nerven.

ich denke an dich, fühl dich umarmt. freue mich auf deine antwort.

liebe grüße
anja w.

P.s liebe afra, ich finde deine beiträge sehr gut. man merkt, du weißt wovon du redest und du nimmst dir viel zeit für deine antworten. das finde ich wirklich klasse. nicht nur hier, sondern auch in den anderen postings, die ich von dir lese.

30.09.2003, 19:09
Hallo lieber Rollo,

**bei Dir habe ich allerdings das Gefühl, das ich Dich kenne.

kannst du das näher erklären *sehr neugierig bin*

**Als nach ihrem Tod das Telefon klingelte, hatte ich das ganz starke Gefühl, meine Frau fragt wo ich bleibe

ich weiß nicht, wie das bei deinen Nahtod Erfahrungen war - viele berichten da von einer Bewußtseinserweiterung. Wenn man davon ausgeht, dass nun auch deine Frau eine Bewußtseinserweiterung erfahren hat - vielleicht wollte sie dir mit dem Klingeln auch etwas anderes sagen.

Anja schreibt:
>ein weiterer unterschied ist, ich (wir) sind abgelenkt.<

Ich denke das ist ein sehr großer Unterschied - im Gegenteil zu uns hast du nicht nur einen lieben Menschen verloren, sondern auch alles was eine Zweisamkeit ausmacht - und jeder Moment erinnert dich schmerzlich daran.
Ich denke dein Schmerz ist so besonders tief, weil du eine besonders innige Partnerschaft geführt hast - was andererseits nicht jedem vergönnt ist (wenn ich mir die Scheidungsraten anschaue... eigentlich nur wenigen).

Wie Anja und die anderen würde auch ich dir gerne helfen - dein Schmerz berührt mich sehr - aber ich fürchte im Grunde kannst du das nur selber. Doch wenn dir dabei das eine oder andere Wort von uns hilft, würde mich das sehr freuen.

Ich wünsche dir, dass sowohl deine körperlichen als auch deine seelischen Schmerzen erträglich werden und du deinen Weg hier auf Erden weitergehen kannst.

Alles Liebe, Afra


@Anja W
Danke liebe Anja; weißt du ich habe vor etwas über einem Jahr selbst viel Kraft und Hilfe aus diesem Forum bekommen, als bei meinem Vater plötzlich die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs feststand - mir wurde hart aber herzlich die Meinung gesagt (von der krassen Brigitte = Känguruh). Offenbar hatte ich genau das notwendig - ich habe viel gelernt seit dieser Zeit (nicht zuletzt über mich).
Vielleicht kann ich ein bisschen von dem zurückgeben, was ich bekommen habe :-)

Liebe Grüße auch dir und allen anderen hier.
Afra

02.10.2003, 14:00
Guten Tag ihr Lieben,
hallo Afra, woher ich Dich kenne. Nein ich kann das nicht erklären. Deine Worte sind mir so vertraut, und das schlimme Schicksal des kleinen Mädchens von dem Du berichtet hast, ich hatte schon davon gehört. Vielleicht irre ich mich aber auch.
Die Nahtod-Erlebnisse. Ich weiß von meiner Frau, daß sie ähnliches wie ich erlebt hatte. Wir haben oft darüber gesprochen. Vielleicht schaffe ich es mal darüber zu schreiben. Zur Zeit kann ich es noch nicht.
Und ja, ich bin dankbar das mir ein Leben mit meiner Frau ermöglicht war. Ich habe es immer als ein Geschenk des Himmels empfunden, daß ich diese, meine Frau bekommen hatte. Aber ohne sie kann ich auch nicht mehr sein. Eine Existenz nur in Erinnerung, das ist kein Leben. Ich frage mich oft warum ich hier bleiben muss, austherapiert krank, ertrage die körperlichen Schmerzen nur mit Morphium, brauche andere Menschen die mich versorgen, kurzum, zu nichts mehr Nutze.
Wisst Ihr darauf eine Antwort?
Viele liebe Grüsse
Rollo

02.10.2003, 18:15
Lieber Rollo,

mir fällt spontan eine Sache ein zu der wir dich hier brauchen. du zeigst uns allen hier, dass wir nicht alleine sind mit unserem schicksal. das es auch noch andere menschen gibt, die traurig sind und nicht mehr weiter wissen. mir hilft es auch, dir ein paar worte zu schreiben. ob sie helfen weiß ich nicht. aber ich denke du hast das gefühl du bist nicht alleine und wir hören dir zu. und irgendwann wird jemand anders hier schreiben und deine hilfe benötigen und du wirst ihm ein paar tröstende und mitfühlende worte vermitteln. Und irgendwie wird es auch dir wieder helfen. ist das nicht schon eine ganze menge?
noch eins, du erzählst wie wundervoll deine frau war. ohne dich hätten wir hier davon nie erfahren. deine kinder würden noch ihren vater verlieren. denkst du, dass wäre gut für sie. sie trauern schon um ihre mutter. Ich weiß, für dich mag das belanglos sein und verglichen mit deinem seelischen und körperlichen schmerz. es ist schwer einem menschen der seinen lebensmut verloren hat zu helfen, erst recht wenn der geliebte partner nicht mehr da ist. aber überlege und sei ehrlich. würde deine frau wollen, das du aufgibst?????? ich denke nicht. klar, ein mensch kann nur bis zu einem bestimmten punkt schmerzen ertragen, aber trotzdem ist das leben wertvoll. hast du mal mit deinen kindern über deine gefühle geredet oder bist du einfach nur übelgelaunt, wenn sie kommen. verstehen sie wirklich was in dir vorgeht? ich denke, du solltest offen mit ihnen reden, nur dann können sie dir helfen. ich kenne nicht viel über euer verhältniss, aber offen miteinander zu reden, ist immer gut. oder wenn du es, warum auch immer nicht mit deinen kindern sprechen möchtest, gibt es vielleicht jemanden in deiner gemeinde, der dir zuhört. vielleicht ein seelsorger oder ähnliches.

fühle dich gedrückt und umarmt. es ist schön dich kennen gelernt zu haben und freue mich auf deine antwort.

liebe grüße
anja w.

03.10.2003, 09:30
Lieber Rollo,

**.....kurzum, zu nichts mehr Nutze. Wisst Ihr darauf eine Antwort?

Anja hat mir die Worte ja schon teilweise aus dem Mund genommen ;-). Aber ich würde noch weiter gehen. DU HILFST BEREITS DIE GANZE ZEIT!!! Schau dir doch mal die Anzahl der Aufrufe deines Threads an, und dann die Anzahl derer, die hier schreiben. Was meinst du wieviele unter den "nur" Lesern sind, die sich bei deinen Texten sagen: ja, da ist einer der beschreibt ganz genau meine Gefühle, der versteht mich (und auch wenn sie nie die Kraft haben werden, selbst hier zu schreiben, aus deinen Zeilen Mut schöpfen) - oder andere, die ihr eigenes Schickal an deinem relativieren können, und dadurch wieder leichter "auf die Beine kommen"...

**Ich frage mich oft warum ich hier bleiben muss, austherapiert krank, ertrage die körperlichen Schmerzen nur mit Morphium, brauche andere Menschen die mich versorgen,...

Aber ich verstehe dich hier auch. Ich denke, wenn man nicht selbst davon betroffen ist, ist es eigentlich unmöglich wirklich nachfühlen zu können, wie es ist ständig große Schmerzen zu haben, austherapiert zu sein (was für ein grauenhaftes Wort), und von der Hilfe, sowie vom Wohlwollen anderer Menschen abhängig zu sein. Und dazu noch der seelische Schmerz um deine Frau.
Doch ich hoffe, du findest den Grund, warum du noch hier sein sollst, welche Aufgabe du hier noch hast - ich bin sicher es gibt eine.

Übrigens: auch ich fühle eine Vertrautheit zu dir - vielleicht magst du mir ja doch mailen?

Liebe Grüße und alles Gute
Afra

03.10.2003, 11:32
Lieber Rollo,

ich hoffe dir geht es heute etwas besser. ich denke an dich. und afra hat natürlich recht. du hilfst bereits jetzt schon. soviele menschen, die deine beiträge aufrufen und lesen. wann schenken einem schonmal soviele ihre aufmerksamkeit. du wirst gehört.

wünsche euch einen schönen tag.

liebe grüße
anja.w.

03.10.2003, 17:24
Hallo Anja, hallo Afra,
ich nehme Euch ganz fest in den Arm. Mehr kann ich im Moment nicht, jedesmal wenn ich schreiben will, laufen mir die Tränen durchs Gesicht und es gelingt mir einfach nicht ein paar vernünftige Sätze zustande zu bringen. Bitte seid mir nicht böse.
Eigentlich möchte ich Euch soviel mitteilen, und noch mehr von euch wissen, doch ich bin sprachlos. Jedenfalls zur Zeit.
Bis nachher. Alles Liebe,
Rollo

03.10.2003, 17:27
lieber rollo,

lass dir zeit. es tut mir leid, dass es dir heute nicht gut geht. bis später.

alles liebe
anja.w

03.10.2003, 17:52
Ja Rollo, lass dir soviel Zeit wie du brauchst. Trauer verläuft in Wellen, und ich denke dich hat gerade eine ganz große erwischt. Weine und schrei deinen Schmerz hinaus.

Danke für's in den Arm nehmen, ich drücke dich auch ganz fest!!

Liebe Grüße
Afra

04.10.2003, 15:25
Liebe Anja, liebe Afra, guten Tag an alle,
es geht mit heute besser. Ich habe vorhin sogar alleine geduscht. Normalerweise verboten, doch ich habe mir die Wunde am Bauch aufgerissen und das hat sich entzündet. War nicht so schön.
Dafür fühle ich mich jetzt auch viel besser.
Ich könnte jetzt gut zum Friedhof fahren, doch am Wochenende und an Feiertagen fahren die öffentlichen Verkersmittel alle in die verkehrte Richtung. Und es hat auch sonst keiner Zeit mich zu fahren.
Die Zeilen die Ihr mir in den vergangenen Tagen geschickt habt, waren wunderbar. Ich habe sie richtig in mich reingesaugt. Ihr helft mir sehr. Es ist schön, zu wissen, das jemand da ist der Verständnis aufbringt.
Liebe Anja, quält Dich der Tinnitus noch sehr? Ich würde Dir auch so gerne helfen, so wie Du mir. Kann ich das?
Ich habe auch eine Frage an Dich und hoffe sie wühlt Dich nicht zu sehr auf.
Du hast am Anfang dieses Thread von Deiner Mutter und von Deinem Vater geschrieben. Du schriebst das Deine Mutter sich auch mit Hep C angesteckt hat und sich daraus, wie bei meiner Frau, Leberkrebs entwickelte. Und das Du und auch Deine Geschwister diese Krankheit nicht hast.
Das Schicksal ist fast identisch mit dem unseren. Meine Frau wurde 1976, nach der Geburt unserer Jüngsten, durch eine Bluttransfusion mit dem Virus infiziert. Damals kannte man Hep C ja noch nicht. Und obwohl, mangels Wissen, wir keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, sind auch wir anderen alle gesund geblieben. Wir sind oft gegenseitig mit unserem Blut in Kontakt gekommen. Auch die Kinder und Enkel, wenn sie sich verletzt hatten, wurden ohne Vorsicht behandelt. Keiner ist erkrankt. Doch als meine Frau aus der Klinik zu unserer Friedhofskapelle gebracht wurde, durfte der Sarg nicht mehr aufgemacht werden. Begründung, Schutzmaßnahmen bedingt durch die Seuche Hep C. Ich durfte meine Frau nicht mehr sehen und kann das bis heute nicht verstehen. Vorher, in der Klinik und auch die ganze Zeit, seitdem wir von ihrer Krankheit wussten hat niemand etwas gesagt und den letzten Abschiedskuss hat man mir verwehrt. War bei Euch das Gesundheitsamt auch so unerbittlich?
Liebe Afra, ich hoffe die Anrede ist richtig, ich werde Dir bestimmt eine mail schicken, ein wenig Zeit brauche ich noch.
Viele, viele liebe Grüsse, ich drücke Euch wieder ganz fest und danke das Ihr da seid.
Rollo

04.10.2003, 17:11
Lieber Rollo,

wie gut ich Deine Gefühle, Deine Fragen verstehen kann. Du bist
aber tatsächlich nicht alleine. Vielen Betroffenen geht es so.
Es gibt Selbstanklagen, es gibt sehr positive Rückblicke, es gibt unendlich viele Fragen in bezug auf die Gegenwart und die Zukunft.

Ich habe meine Frau um Juni 2000 durch eine sehr seltene Krebsart verloren (Siehe mein Thread in diesem Hinterbliebenen-Forum im Archiv 3 etwa vom Juli 2003 mit dem Titel: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit).

Ich habe Deine Beiträge und die Antworten still verfolgt.

Glaube mir, aus Deinen Schilderungen geht hervor, daß Du sehr liebevoll ALLES getan hast, was Du tun konntest. Es wurde Dir jedoch von unerreichbarer Warte aus bedeutet, daß Deine liebe Frau von nun an einen anderen (höheren) Weg ohne Krankheit und Schmerzen gehen wird. Du hast die Chance weiterzuleben.

Suche die Zwiesprache mit deiner Frau (am Grab, in der Natur, wo auch immer). Spreche laut, klage laut, weine laut. Das ist zunächst schwer, aber dann kannst Du vielleicht auch die Entlastung Deiner Seele dabei spüren.

Suche den Gesprächskontakt mit lieben Freunden über Deine tiefe Trauer.

Was Dir vielleicht jetzt wehtun wird, wenn ich es Dir sage:

Entferne die Kleider Deiner Frau, leere die Schränke mit
den Dingen, die Dich ganz, ganz nah berühren und Dir nur
weh tun. Gib Sie der Diakonie oder ähnlichen Institutionen.
Tu was Gutes damit im Sinne deiner Frau.

Es gibt so viele andere ganz positive Dinge in der Wohnung, die Dich an Sie erinnern werden und NICHT schmerzen.

Entferne (Vernichte) die Krankenakten.

Gehe nochmals die vielen Wege, die Du mit Ihr gegangen bist.
Erinnere Dich an die schönen und auch schweren Dinge dabei.
Weine laut.

Gehe nochmals in die Klinik, wo deine Frau zuletzt war.
Prüfe dabei, was in Dir dabei vorgeht und was sich nun bei
Dir geändert hat. Lasse die Tränen zu.

Lasse zu, daß Du selbst sehr sehr viel GELEISTET hast,
Du warst Ihre beste und liebste Unterstützung bis zum letzten
gemeinsamen Augenblick.

Das unergründliche Schicksal (Gott) hat es anders gewollt, Du hast nun alleine weiter zu leben. Es ist sicher ein Wunsch und eine Aufgabe von Deiner Frau für Dich: Lebe und geniesse bewußt die wertvolle Zeit. Suche das Glück in dieser Zeit.

Tue im Sinne Deiner lieben Frau alles, um ZU LEBEN, bewußt zu
handeln und in Verantwortung in die Zukunft zu schauen.

Wenn Du jeden Tag sehr großen Trauerdruck oder immer noch
sehr viel Niedergeschlagenheit spürst und keine Freunde hast,
denen Du Dein Innerstes offenbaren kannst, so suche eine
Trauergruppe auf (Diakonie, Caritas und andere Institutionen bieten so etwas an ). Es wird Dir sehr helfen, Trauer zu verarbeiten, Dich neu zu öffnen für das Leben und Dir vielleicht auch helfen nicht krank zu werden vor Trauer.

Du wirst es schaffen, denn Sie betrachtet dein Tun liebevoll
und wird Dich weiter wunderbar begleiten, auch wenn Sie nun
unsichtbar an deiner Seite ist.

Habe Vertrauen in Dich selbst, lasse alle Deine Gefühle zu, wie
dunkel sie auch sein mögen

Mit lieben Grüßen
Shalom

04.10.2003, 18:49
Hallo Shalom,

deinen Zeilen ist wohl nichts mehr hinzuzufügen; sie sind voller Herzensgüte und Weisheit. Ich freue mich für dich, dass du trotz deines schweren Verlustes deinen Weg gefunden hast.

Du hast in deinem Thread geschrieben: "Das Leben macht Sinn, wenn man es mit Sinn füllt. Das tue ich."
Wie recht du hast!!!

Liebe Grüße
an dich, Rollo, Anja und alle anderen
Afra

05.10.2003, 13:53
Lieber rollo,

habe gerade nicht viel zeit. möchte dir aber trotzdem kurz antworten. ob das gesundheitsamt bei uns war, weiß ich nicht, glaube ich eher nicht. ich habe auch erst vor kuzem erfahren, dass meine mutter hep.c hatte und sich daraus der krebs entwickelt hat. die ärzte haben immer gesagt, wenn ich meinte, meine mutter hatte leberkrebs, woher das kommt. wo der krebs angefangen hat. sie meinten immer leberkrebs alleine gäbes nicht. also habe ich vor 2 jahren den obduktionsbericht meiner mutter angefordert und da stand es dann. mein vater hat immer gesagt, er wußte nicht warum sie obudziert werden mußte. man hat ihm mit einem gericht gedroht, wenn er sich weigert, wenigsten dern bauchraum für die obduktion freizugeben. das alles war eben für "leberkrebs" sehr seltsam. verbunden mit dem was die ärtze immer sagten, wurde ich mißtrauisch und habe dann eben den bericht angefordert.

ich freue mich, dass es dir wieder besser geht. es ist wirklich schön,dass zu hören.

lieber shalom, schön das du zu unseren gesprächen dazugekommen bist.

liebe grüße an euch drei.

anja w.

05.10.2003, 17:13
Lieber Shalom,
Danke für die Zeilen. Deinen Rat befolgend habe ich den Thread gelesen. Ich schaffe das nicht und schließe mich, weil sie alles gesagt hat den Worten von Jenny an.
Vielleicht, Shalom, ist es bei mir so unmöglich weil wir uns nicht, wie Deine Frau und Du und auch viele andere hier, auf den Tod vorbereitet haben. Auch in diesem Punkt habe ich versagt.
Ich habe es weiter oben schon mal geschrieben, ich habe meine Frau an dem Morgen zur Op. überredet. Es bestand nicht die dringende Notwendigkeit zur sofortigen Transplantation. Meine Frau hätte erst wieder zu Kräften kommen müssen, so wie es eigentlich geplant war. An sterben haben wir nicht gedacht.
Ich habe das Gefühl, ich habe meine Frau im Stich gelassen, sie verraten und im wichtigsten Augenblick versagt. Ich werde mit der Schuld nicht fertig.
Ich war auch nach ihrem Tod in der Klinik. Nach dem Fernsehbericht habe ich versucht die Wahrheit zu erfahren. Das Gefühl, das ich dort hatte, möchte ich nicht beschreiben, aber es war böse.
Auf dem Friedhof, an ihrem Grab, da habe ich Ruhe. Da habe ich das Gefühl ihr ganz nahe zu sein, doch wenn ich zurück nach Hause muss, meine ich es zerreisst mich.
Es sind jetzt mehr als 10 Monate vergangen und der Schmerz ist nicht geringer geworden. Ich habe sogar das Gefühl er ist stärker geworden, und ich bin mir immer mehr darüber im klaren, daß ich ohne meine Frau nicht leben kann und auch nicht will.
Ich bin dankbar das ich hier im Forum meine Gedanken schreiben kann. Auch mit dem Gefühl verstanden zu werden. Ich danke Afra und Anja, die mich immer wieder aufrichten wenn ich meine es geht nicht mehr. Und auch Dir Shalom und allen anderen hier danke ich für ihr Verständnis.
Viele Grüsse
Rollo

05.10.2003, 18:10
Lieber Rollo,

dein gefühl, die trauer wird immer schlimmer, kann ich sehr gut nachempfinden. mein papa ist am 8.10 auch 10 monate tot und ich habe tage, da liege ich nur im bett und denke, warum das alles. ich bin niedergeschlagen und deprimiert. aber an anderen tagen, geht es mir besser. es braucht einfach zeit. gerade im dezemder wird es sehr hart werden. mein papa ist am 8.12 gestorben und am 10.12 habe ich geburtstag. das schlimmste ist, das man sovieles nicht mehr mit ihm teilen kann. wenn ich heirate sollte er mich nach vorne bringen. er sollte meine noch nicht geborenen kinder in den arm nehmen, ich wollte das er dabei ist und mir mit rat und tat zur seite steht, wenn wir jetzt ein haus bauen wollen. er war maurer. mir fehlen die gespräche mit ihm. wenn er angerufen hat, sagte er immer:"na mein schatz, wollte nur mal hören, ob du noch lebst". soviele kleinigkeiten bei denen ich an ihn denken muß. wenn ich tauben sehe (er hat sie gezüchtet) oder einen hunde, er hatte einen (wir haben eine sehr liebe neue familie für ihn gefunden). sovieles erinnert an ihn.
so richtig vorbereitet war ich auf seinen tot irgendwie nicht. sie haben zwar gesagt, er wird sterben. aber realisieren kann man sowas nicht. man hofft so sehr. er wird es ihnen zeigen und schon ist es vorbei. man kann nicht nachvollziehen, was passiert ist. jetzt nach und nach, merke ich was ich verloren habe. meinen vater. ähnlich geht es dir sicher auch. trauer wird schlimmer mit der zeit, aber irgendwann wird es auch besser. ich sage mir immer. mein vater hätte nicht gewollt, das ich so traurig bin. er hat immer gesagt, genieße dein leben. und das versuche ich auch. im herzen ist er immer dabei. und wenn ich heirate steht er neben mir und wenn ich ein kinde habe, wird er es beschützen und wenn ich baue, wird er darüber wachen. wir müssen daran glauben, das unsere lieben immer dabei sind und sie wollen, dass wir weiter machen, bis wir an der reihe sind. im sept. war im ort, wo mein vater gewohnt hat schützenfest. er war über 40 jahre aktiv dabei. die schwarzen husaren haben auch an seinem sarg wache gehalten und diesen auch getragen. sie hatten ihre uniform an und die beerdigung war so, wie mein vater es sich gewünscht hatte. es waren soviele leute da und das zeigt, wie sehr mein vater den menschen am herzen lag und das ist mir ein großer trost. jetzt im sept. haben die husaren meinem vater eine blumenschale aufs grab gestellt, mit einer schleife und ein paar weiße handschuhe. als meine nichte mir das erzählt hat (ich wohne ja 200km weg), habe ich geweint. einfach, weil so viele menschen noch an ihn denken. sonntags bei der parade, haben sie ihm zu ehren, eine schwarze armbinde getragen. ich glaube ich schreibe etwas konfus. ich dachte, es hilft dir, wenn ich ein bißchen von meiner trauer schreibe.

p.s habe meinen tinnitus seit 3 jahren. im moment wieder ziemlich stark. mache deswegen gerade eine psychotherapie. wir reden auch viel über meine trauer. und das hilft mir sehr. vielleicht kann dies auch gut für dich sein.

also, ich wünsche dir und allen anderen alles liebe und gute. ich freu mich von dir zu hören.

lieben gruß
anja.w

06.10.2003, 08:17
Lieber Rollo,

auch ich habe mir viele Fragen gestellt nach dem WARUM, Was wäre wenn gewesen, wenn ich oder die Ärzte dies oder das getan oder nicht getan hätten usw.

Es war für mich Zeit nötig zu begreifen, daß unser Schicksal nicht primär von uns und den Ärzten bestimmt wird, sondern von höherer Warte. Wir sind lediglich Wegbegleiter, wir können jedoch nicht das Schicksal eines Menschen bestimmen (auch nicht eine einzige Minute). Wir sind nicht Herr über Leben und Tod, es wäre vermessen und es wird auch gar nicht von uns oder den Ärzten verlangt.

Somit ist das Schicksal leben zu dürfen oder schon sterben zu müssen in SEINE Hände gelegt und nicht in die der Ärzte oder Lebenspartner.

Dieses ganz tief in meiner Seele zu begreifen gab mir letzlich eine große Entlastung und auch den inneren Frieden.

Mit lieben Grüßen
Shalom

06.10.2003, 11:45
Lieber Shalom,
siehe es nicht Blasphemie, wenn ich Deinen Satz für mich umwandele in; "Somit ist das Schicksal leben zu müssen oder schon sterben zu dürfen in seine Hände gelegt........"
Ich versuche auch so wie Du, zu begreifen, warum meine Frau sterben musste und ich weiterleben soll. Ich bin, und das ist die Wahrheit, zu nichts mehr Nutze. Lieber Shalom, sage mir jetzt bitte nicht :"u.a. für die Kinder"!
Sie haben ihre Familien, ein Haus gebaut, bzw der Sohn ist noch dabei und sind voll beschäftigt. Die Jüngste studiert und ist weit weg. Ich kann noch nicht mal die Enkel aufpassen, weil ich durch die Erkrankungen dazu nicht mehr in der Lage bin.
Das folgende schreibe ich nicht gerne, ist aber zum Verstehen vielleich notwendig.
Ich schlucke 3x am Tag 100 mg Morphinhemisulfat und kann trotzdem noch wegen der Schmerzen schreien. Morgens, wenn ich aufstehe, spritze ich mir die ersten 2 von insgesamt 5 oder 6 Spritzen Insulin. Dann muss ich den Bauch von Blut und Eiter säubern, weil das Loch in der Bauchdecke sich durch den suprapubischen Blasenkatheter immer wieder entzündet. Ebenso entzündet sich die Blase. Durch den Diabetes und auch weil ich Marcumar nehme, heilen die Wunden sehr schlecht. Bedingt durch die schwere KHK mit 5fach Bypass Op. und der pAVK bin ich schlecht zu Fuss, das heisst, sehr viel im Rollstuhl. Ich habe schon einige schwere Herz Op. mit Herzlungenmaschine u.a.m. hinter mir. Auch eine TMLR mit 33 Kanälen hat man ausprobiert. Meine Herzkranzgefäße sind Totalverschluss. Die Bypässe sind bis auf die Mammaria Totalverschluss. Die 33 Löcher in das Herz haben auch keine Wirkung gezeigt. Ich nehme seit dem Tod meiner Frau immer Sauerstoff und gegen die Depression bekomme ich Antidepressiva, u.v.a.m. doch die Dosis muss immer mehr erhöht werden.
Jetzt verstehst Du Afra vielleicht, weshalb ich mal "austherapiert" geschrieben habe.
Und doch waren die Kardiologen bereit, zwar mit dem Hinweis der erschwerten Bedingungen und mit allen Freistellungen für die Klinik, mich als Spender zu akzeptieren. Kannst Du, Shalom, Dir vorstellen wie glücklich ich war, meiner Frau dieses Geschenk zu geben. Und meine Frau, die ja alle meine Operationen miterlebt hatte, gesehen hatte wie gut ich sie überwunden habe, glaubte ja ebenfalls ohne eine Einwendung, das wir es zusammen schaffen. Sie war jedenfalls diese zwei Tage ein sehr glücklicher Mensch. Dann, nach der Absage, hatte sie dieses Vertrauen, diese Zuversicht, nicht mehr.
Vielleicht ist jetzt ein klein wenig Verständnis für meinen Wunsch bei meiner Frau zu sein.
Ich möchte jetzt schliessen, aber eins noch loswerden.
Ich habe, wie Du mir geraten hast, die Tochter gebeten, Mamas Kleidung aus den Schränken zu nehmen und sie einer sozialen Einrichtung zu geben. Sie war sofort hier und hat das gemacht. Ich brauchte nicht zusehen, auch nicht helfen. Ich glaube sie war froh über meine Entscheidung.
Du hattest recht, ich habe noch soviel anderes von Ihr. Die Kleidung wäre ja nur stockig geworden und das hätte meine Frau nicht gewollt.
Viele Grüsse, auch an Anja und Afra. Ich drücke Euch wieder ganz fest.
Auf deine Zeilen, Anja, werde ich noch antworten, hoffentlich quält Dich der Tinnitus nicht zu sehr.
Rollo

06.10.2003, 13:59
Lieber Rollo,

ich nehme Dich einfach in den Arm.

Was ich noch habe lernen können von meiner sterbenskranken Frau war: in Würde krank zu sein. Sie war in den letzten Tagen Ihres Lebens ganz besonders liebebedürftig. Sie hatte trotz ihrer schwindenden Kräfte eine wunderbare Ausstrahlung auf mich, unsere Freunde, die Schwestern, Ärzte und den Pfarrer. SIE war es, die uns Mut gemacht hat und Dankbarkeit ausgestrahlt hat. Es war einfach unglaublich.

Ich habe versucht diese Erfahrung für mein weiteres Leben (in Gesundheit oder Krankheit) umzusetzen, so wie ich es in meinem Thread geschrieben habe:

"Das Leben macht Sinn, wenn man es mit Sinn füllt. Das tue ich."

Viele Betroffene in diesem Forum als Kranke oder als betroffene Verwandte geben ihrem Leben einen kleinen Mosaik-"Sinn"-Stein hinzu, indem Sie die Erfahrung mit ihrem Leid /Trauer) uns mitteilen. Ich bin sehr froh und dankbar für dieses "sinnhafte"
Handeln.

Shalom

07.10.2003, 10:08
Lieber Rollo,

ja, es ist schrecklich, was dein Körper bisher aushalten musste - und ehrlich gesagt, weiß ich garnicht, wie du diese Schmerzen aushalten kannst. Ich habe auch verstanden, dass du geschrieben hast: austherapiert. Ich meinte damals auch weniger, dass das Wort an sich so schrecklich ist, sondern die Hoffnungslosigkeit, die dahinter steht.

** "Somit ist das Schicksal leben zu müssen oder schon sterben zu dürfen in seine Hände gelegt........"

Ja, ich glaube dir, dass du das so empfindest.

**Ich bin, und das ist die Wahrheit, zu nichts mehr Nutze.

Lieber Rollo, du bist doch nicht nur dein Körper - du bist doch soviel mehr als das (!)
Auch wenn du nicht auf deine Enkel aufpassen kannst, deine Liebe und deine Gedanken kommen bei ihnen an. Und darüber hinaus, kannst du auch noch mehr für sie tun:

Ich weiß nicht, ob das für dich körperlich schaffbar ist, aber vielleicht könntest du deinen Enkelkindern (und Kindern natürlich) von dieser besonderen Liebe zwischen deiner Frau und dir erzählen? Ich meine damit eure Geschichte aufzuschreiben – von Beginn an, so wie du es empfunden hast - damit sie nie mehr in Vergessenheit gerät. Ich bin sicher – spätestens wenn sie erwachsen sind, würden sie sehr glücklich sein, das lesen zu können.

Das folgende hätte ich dir ja lieber per mail geschrieben aber... ;-)
Mein Vater war zeitlebens ein sehr introvertierter Mensch (ich bin es eigentlich auch – auch wenn das hier nicht so klingt *lächel*) – und eigentlich wusste ich nur wenig über ihn,doch das hab ich erst nach seinem Tod bemerkt.
Jedenfalls haben wir nach seinem Tod eine Art Liebesbrief an meine Mutter gefunden (der Brief war 20 Jahre alt), in dem er über seine Liebe zu ihr, zu uns Kindern und den verzweifelten Kampf gegen den Alkohol schrieb. Noch nie zuvor hatte ich etwas so Berührendes gelesen, wie diesen Brief. Erst da lernte ich meinen Vater wirklich kennen.

Du hast eine schwere Kindheit gehabt, hast eine Liebe gelebt, die nicht jeder erfahren darf – du hast so viel zu sagen. Tu es. Wenn das Schreiben zu anstrengend ist, sprich es auf Band ; wenn du willst, findest du eine Möglichkeit.

Aber sag nicht du wärst zu nichts mehr nutze (!) - das stimmt ganz einfach nicht.

Alles Liebe dir,
Afra

07.10.2003, 15:50
Guten Tag Ihr Lieben,
Eigentlich wollte ich den letzten Beitrag garnicht schreiben. Ich habe mich schon geärgert als ich den Button "Abschicken" gedrückt hatte. Ich war einfach mal wieder ganz unten, wollte aber mit Sicherheit keinen mit runterziehen.
Wir haben diese Zeit der Vorbereitung, die Dir Shalom so viel hilft, nicht gehabt. Vielleicht war es gut so, vielleicht nicht, ich weiss es nicht. Wir haben immer an das Leben, nicht an das Sterben gedacht. Und wenn überhaupt mal darüber gesprochen wurde, dann weil wir glaubten, das, jedenfalls wenn es nach der Meinung meiner Ärzte ging, ich es wäre. Das Risiko der Operation haben wir garnicht so gesehen. Vielleicht auch weil es bei mir immer gut gegangen ist. Wir waren so voll Hoffnung und ich auch so voll Überzeugung von dem Erfolg, daß ich bis heute nicht begreifen kann das meine Frau nicht mehr da ist. Ich weiß es, doch ich kann es nicht begreifen. Ich wache nachts auf, weil ich glaube sie ruft mich, gehe ins Schlafzimmer, doch da sind nur die abgezogenen Betten. Dann sitze ich da stundenlang und es geht nicht rein in meinen Kopf. Unser Priester meinte mal, es wäre besser gewesen ich hätte meine Frau nach ihrem Tod noch zwei, drei Tage hier zu Hause gehabt um mich von ihr verabschieden zu können.
Ich freue mich für Dich, und das meine ich ganz Ehrlich und ohne Neid, das Du Dein Leben wieder mit Sinn füllen kannst. Das gilt auch für alle die dieses geschafft haben. Ich schaffe dieses nicht.
Es ist, wie Afra es treffend gesagt hat.
Ich habe eine Liebe gelebt, die nicht jeder erfahren darf. Es ist aber auch ein Leben ohne diese Liebe unmöglich. Unmöglich auch weil ich es selber zerstört habe.
Viele liebe Grüsse
Rollo
PS. Liebe Anja der versprochene Brief kommt noch. Ganz bestimmt.
Rollo

07.10.2003, 18:24
Liebe Anja,
was für einen Hund hatte Dein Vater? Ich finde Hunde schön. Wir hatten bis zum Frühjahr 2001 auch immer einen Hund. Als unsere Kinder noch klein waren, hatte jeder von ihnen einen, da waren es drei Hunde. Kannst Du Dir vorstellen was bei uns zu Hause immer los war. Unsere drei Kinder hatten natürlich Freunde, einige davon hatten auch Hunde und alles war immer bei uns. Meine Frau hatte ein so großes Verständnis für alle. Sie hätte wohl gern noch 10 Kinder mehr gehabt. Aber auch so war fast immer volles Haus. Und als die Kinder dann größer wurden, das Haus verliessen, studierten, eigene Familien gründeten, war sie mit Begeisterung Oma. Sie war immer glücklich wenn Die Enkel bei uns waren und strahlte wenn sie nicht mehr weg wollten. Es hat manchen kleinen Disput mit den Eltern gegeben weil sie die Kinder zu sehr verwöhnte.
Übrigens unsere Hunde waren ein Pudel, eine Pinscher-Mischung und ein Altdeutscher Schäferhund (ein Rüde und ein Riese von einem Hund) Und der kleine Pinscher hat immer seinen Kopf in das riesige Maul vom Schäferhund gelegt. Ein urkomisches Bild. Leider wurde der Pinscher überfahren. Der Pudel starb an Altersschwäche und den Schäferhund mussten wir einschläfern lassen. Er wurde krank (Hüftgelenkentzündung.) Dann hatten wir 13 Jahre bis 2001 einen einen West Highland White Terrier, unsere Gina.
Ich bin sicher Anja, du machst es richtig das du Deinen Vater in Deinem Herzen an allem teilhaben lässt. Er wird, solange Du ihn in Deinem Herzen behältst, dich beschützen. Er wird dich auch zum Altar begleiten wenn du heiratest. Und er wird sich, da bin ich sicher, genau so über die Enkel freuen wie ich es über unsere getan habe.
Ich glaube du bist auf dem richtigen Weg.
Ich drücke Dich
Alles liebe,
Rollo
PS. Hoffentlich wird es mit Deinem Tinnitus bald besser. Ich drücke Dir die Daumen.

07.10.2003, 18:39
Ach lieber Rollo,

was sagst du denn da:

**Eigentlich wollte ich den letzten Beitrag garnicht schreiben. Ich habe mich schon geärgert als ich den Button "Abschicken" gedrückt hatte. Ich war einfach mal wieder ganz unten, wollte aber mit Sicherheit keinen mit runterziehen.

Gerade wenn du ganz unten bist, sollst du schreiben!! Was nicht heißen soll, dass wir uns nicht sehr, sehr gerne mit dir freuen, wenn's dir besser geht (ich denke ich darf da für alle hier sprechen).
Ich danke dir jedenfalls dafür, dass du uns in diesem Beitrag soviel von dir erzählt hast. Außerdem hast du da zum Shcluß neben anderen auch mich gedrückt - glaubst du das will ich mir entgehen lassen, nur weil du am Ende nicht den "Abschicken Button" drückst?? ;-)

**Wir haben diese Zeit der Vorbereitung, die Dir Shalom so viel hilft, nicht gehabt. Vielleicht war es gut so, vielleicht nicht, ich weiss es nicht. Wir haben immer an das Leben, nicht an das Sterben gedacht.

Bei meinem Vater dauerte es von der Diagnose bis zu seinem Tod 2 Monate. Meine Mutter hätte also Zeit gehabt sich darauf einzustellen - aber weißt du was? Sie hat es nicht gesehen - sie hat nicht glauben können, dass er nicht doch wieder nach Hause kommt. Nicht mal als mein Vater zu ihr sagte er würde am liebsten "gehen", verstand sie. Sie war bis zum Schluß optimistisch.
Zuerst dachte ich wieviele wichtige Dinge hätte sie ihm noch zeigen oder sagen können, wenn sie es doch nur gesehen hätte.
Aber andererseits - vielleicht war es genau das, was mein Vater brauchte, ihre fast unbekümmerten Erzählungen am Krankenbett... du verstehst was ich meine.

Ich glaube, was dich mehr bedrückt (als das nicht vorbereitet gewesen zu sein) ist, dass du dich nicht verabschieden konntest. Kann das sein?

Träumst du eigentlich manchmal von deiner Frau? Oder wie ist das, wenn du aufwachst, weil du das Gefühl hast deine Frau ruft dich?
Ich will dir mit solchen Fragen nicht zu nahe treten - wenn du darauf nicht antworten möchtest ist das völlig ok!!

**Es ist aber auch ein Leben ohne diese Liebe unmöglich.

Ich muss dir nochmal die Zeilen von Shalom hierher kopieren:

>>Du wirst es schaffen, denn Sie betrachtet dein Tun liebevoll
und wird Dich weiter wunderbar begleiten, auch wenn Sie nun
unsichtbar an deiner Seite ist.<<

Diese Zeilen sind so wundervoll, und Rollo, sie treffen zu. Eure Liebe besteht weiter. Anders zwar, aber sie besteht.
Ich bin sicher deine Frau ist sehr stolz auf dich.

Ich umarme dich ganz fest
Afra

07.10.2003, 19:00
Hallo Afra,
habe ich eine falsche e-mail Adresse?
Dann drücke ich dich halt hier noch einmal ganz fest.
Alles liebe
Rollo

10.10.2003, 14:38
Hallo Rollo,

hoffe dir geht es gut.

schönes Wochenende Euch allen.

Viele Grüße
Anja.w

10.10.2003, 17:00
Liebe Anja,
Ja , es geht mir gut. Ich habe schon geglaubt Dich irgendwie verärgert zu haben, weil Du nicht mehr geantwortet hast. Ich freue mich sehr das Du wieder schreibst.
Auch Dir, falls ich vorher nichts mehr von Dir höre, wünsche ich ein schönes Wochenende.
Viele Grüsse
Rollo

12.10.2003, 15:12
Hallo Rollo,

nein ich bin doch nicht verärgert, habe irgendwie deinen beitrag mit den hunden überlesen, sorry. also so wie bei euch war es bei uns auch immer. immer volles haus. mein vater hat für mich und alle die da waren immer waffeln gebacken. wir waren alle in der küche und es war einfach super schön.zuletzt hatten mein vater einen hoverwarth. henry heißt er und er ist einfach super lieb. davor hatten wir einen schäferhund/huski mischling und einen jagdhund. henry ist jetzt bei einer sehr lieben familie. ich kann immer hinfahren, wenn ich ihn sehen möchte. da bin ich auch echt sehr froh. ich selber wollte ihn nehmen, ging aber nicht. ich arbeite den ganzen tag und henry war es gewohnt, das immer einer bei ihm war. er ist meinem vater überallhin gefolgt. wenn er zum wc gegangen ist, hat henry vor der tür gewartet, bis mein vater wieder rauskam. er war sein bester freund.
ich freue mich zu hören, dass du einen tag hattest, an dem es dir besser geht. ich hoffe sehr, das es heute nicht anders ist.
ich freue mich bald wieder von dir zu hören.

ganz lieben gruß auch an alle anderen.
anja.w

12.10.2003, 21:24
Liebe Anja,
als unsere Gina nach 13 Jahren starb habe ich Rotz und Wasser geheult. Wir konnten uns auch keinen neuen Hund mehr anschaffen. Es ist schwer ohne einen solch treuen Freund auszukommen wenn man immer einen um sich hatte.
Es ist schön das Du diese guten Gedanken an Deinen Vater hast, er wird sie spüren.
Mir geht es ganz gut, danke das Du daran gedacht hast. Morgen werde ich wieder zum Friedhof fahren, das Wetter ist ja Gott sei dank besser geworden und ich kann wieder länger am Grab sitzen.
Ich wünsche Dir Anja viel, viel Freude. Ich wünsche auch, das Dich der Tinnitus nicht so sehr quält und ich wünsche uns beiden keine Angst vor den kommenden Monaten.
Viele Grüsse, alles, alles Gute,
Rollo

13.10.2003, 10:31
Lieber Rollo,

ja kraft brauchen wir beide in den nächsten wochen. ich habe jetzt schon angst vor dem 30.10, da ist mein vater ins krankenhause gekommen. es wird sicher sehr schwer werden, weil man da jeden tag eine neuen furchtbare nachricht erhalten hat. und dann noch mein geb. am 10.12. mein papa ist am 08.12. gestorben. ich hatte vorher die ganze zeit angst, dass er an meinem geb. sterben würde. verrückt, an was man dann alles denkt.

es freut mich sehr, dass du jetzt schon einige tage hast, die es dir besser geht. ich wünsche dir sehr, das es jetzt etwas besser werden wird.

ich denke an dich, wenn du heute bei deiner frau sitzt. mir fehlt es, nicht sooft ans grab gehen zu können. dort fühle ich mich ihm nahe. aber wichtig ist, dass man seine lieben, im Herzen bei sich trägt.

viele liebe grüße
anja.w

13.10.2003, 15:01
Hallo Ihr Lieben! Ich lese seit einiger Zeit bei euch mit und möchte euch einfach alle ganz doll in den Arm nehmen.Hier kommt soviel Einfühlsamkeit und Verständnis zusammen,es ist einfach wunderbar.Leider bin ich nicht so Wortgewand wie ihr und deshalb lese ich nur.Aber das mußte ich jetzt einfach mal los werden.
Ganz viele liebe Grüße an Euch ALLE sendet Birgit
(Meine Mutter ist jetzt fast 8 Monate tot und ich habe enorme Sehnsucht nach ihr.)

13.10.2003, 15:14
Liebe Birgit,

vielen Dank für Deine netten Worten. Ich würde mich sehr freuen, wenn du öfter schreiben würdest, was dir gerade in den sinn kommt. deine sehnsucht kann ich nachvollziehen. mein vater ist jetzt auch 8 monate tot und die trauer wird oft immer größer und ich habe zu nichts mehr lust. vielleicht können wir uns ja gegenseitig ein bißchen helfen. mir hilft es schon, wenn ich darüber schreiben kann oder versuchen kann jemand anderen aufzumuntern.
P:S ich schreibe auch nicht wortgewand, gerade so wie mir der schnabel gewachsen ist :-)))))!

viele liebe grüße
anja.w

13.10.2003, 22:02
Liebe Birgit,
Anja hat die Worte schon gesagt. Wir sind nicht wortgewand sondern schreiben auch so wie es uns in den Kopf kommt. Am Anfang war es auch bei mir ganz schwer. Ich habe im Dezember, als meine Frau starb, die ersten Versuche gemacht. Es ging nicht. Erst viel später, im September glaube ich, konnte ich etwas schreiben.
Der Verlust Deiner Mutter ist schlimm, wir verstehen Dich, wir alle hier haben einen lieben Menschen verloren und versuchen uns wieder Halt zu geben. Schreibe einfach was Du im Moment denkst. Es wird Dir leichter werden, Du wirst es feststellen.
Viele Grüsse
Rollo

13.10.2003, 22:50
Liebe Anja,
ich hatte meiner Frau heute so viel zu erzählen, die Zeit ist nur so geflogen. Es waren ja auch ein paar Tage an denen ich nicht zu ihr konnte.
Am Wochenende will ich das Grab dann für den Winter fertig machen. Mir graut es wie Dir vor der kommenden Zeit. Jeder Tag ist der erste Jahrestag und das Wissen, das es nur mehr, aber nicht weniger werden, bedrückt mich ganz gewaltig.
Behalte Deinen Papa im Herzen, Du wirst das schaffen.
Ich denke an Dich.
Viele liebe Grüsse
Rollo

14.10.2003, 17:55
Lieber Rollo,

da hst du recht. aber auch harte zeiten gehen vorbei. heute hat mich meine nicht voller stolz angerufen und erzählt sie hat eine 3 in engl. sonst hatte sie immer fünfen. wenn mein vater leben würde, würden die beiden das jetzt richtig feiern gehen, weil er so stolz auf sie wäre. ich kanns leider nicht, wohne zu weit weg. naja, ansonsten gibt es bei mir nichts neues. im moment geht es mir ganz gut. hoffe dir auch,

liebe grüße
anja.w

14.10.2003, 20:26
Liebe Anja,
ja, jetzt wo ich wieder zum Grab kann, da geht es mir wieder ganz gut.
Ich finde das prima von Deiner Nichte. Da sind ja bestimmt wenn du sie mal siehst ein paar Euro fällig! Ich denke da an meine Enkeltochter, die immer eine mangelhaft in Mathe hatte. Und deutsch, oh, was war das schlimm. Was hat meine Frau mit ihr immer geübt, zig Stunden, es hat damals nichts genutzt. Nach dem Tod meiner Frau hat sich das geändert. Vielleicht liegt es an der anderen Lehrerin, ich weiss es nicht. Das Kind hat jetzt nur noch die Note gut. Meine Frau wäre so stolz. Ich hoffe sie sieht das alles, ich erzähle es ihr aber auch wenn ich am Grab sitze.
Ich hoffe es geht Dir weiter gut, bei mir ist sonst auch nichts Neues.
Bis bald. Ich freue mich immer wenn ich etwas von Dir lesen kann.
Rollo

15.10.2003, 09:58
Lieber Rollo,

du hörst dich auch besser an, das freut mich wirklich sehr. wenn es dir aber wieder schlechter gehen sollte, schreibe es mir bitte, ich versuche dann dir zu helfen. du mußt bei uns nicht tapfer sein. ich versteh dieses auf und ab, das in einem vorgeht.
im moment muß ich sagen, geht es mir ehrlich besser. die gesprächstherapie die ich vor 3 wochen wegen dem tinnitus angefangen habe, hilft mir. wir reden die ganze zeit über meine trauer und das ist auch gut so. sie hört mir zu und hat verständnis. außer euch habe ich sonst niemanden mit dem ich darüber reden möchte. familie und freundeskreis wollen ab einem gewissen punkt nicht darüber reden, sie denken jetzt ist es 10 monate her, da muß sie es akzeptieren. aber wie soll man dass? die meisten die ich kenne, haben noch nie einen nahestehenden menschen verloren, also wissen sie nicht wie es mir geht, auch nach 10 monaten noch. das versteht nur ihr hier in diesem forum. meine therapeutin, fragt, wie ich mich bei allem fühle und ich fange an darüber nachzudenken und auch darüber zu reden. und das tut gut. vorher habe ich immer nur erzählt, mein vater kam am in die klinik, wurde dann operiert, dann kam das ergebnis, dann ist er gestorben. irgendwie war da eine checkliste in meinem kopf, wenn ich jemandem davon erzählt habe, hakte ich die punkte einzeln ab. aber ich sagte nie, wie furchtbar es mir dabei ging und heute auch noch oft. ich bin echt froh, dass ich euch hier habe. hier kann ich schreiben was ich will.

alles liebe für euch alle hier. rollo ich freue mich auch immer von dir zu lesen. ganz besonders, wenn ich merke dir geht es besser.

ganz lieben gruß
anja.w

15.10.2003, 20:28
Liebe Anja,
es stimmt. Es ist mir als ob ein Wunder geschehen ist. Ich kann an meine Frau denken und mit ihr reden ohne zu weinen. Ich freue mich wieder über jeden neuen Tag, ich kann wieder Farben sehen, ich habe schon mehrmals gelacht. Allen ist es aufgefallen. Gestern war meine älteste Tochter hier, auch sie ist begeistert von den Fortschritten die ich mache.
Ich freue mich auch wenn ich wieder zum Grab gehen kann und zwar ohne die Angst nachher nach Hause zu müssen. Es kommt mir vor als erwache ich aus einem ganz schlimmen Traum.
Ich vermisse meine Frau sehr, das wird immer so bleiben. Ich werde nie eine Minute aufhören an sie zu denken. Aber ich weiss auch das sie bei mir ist. Sie sieht und hört alles was ich mache und sie ist mir nicht böse.
Es ist schön von Dir, trotz Deines Schmerzes über den Verlust noch soviel Liebe abgeben zu können. Du, und auch alle anderen hier ihr habt mir so geholfen.
Ich danke für alles und freue mich auf den nächsten Brief.
Rollo

15.10.2003, 20:53
Lieber Rollo,

ich freue mich so sehr mit dir :-) - ich wünsche dir, dass es für immer so bleibt!!

Ganz liebe Grüße dir,
aber auch an Anja, Birgit und die anderen

Afra

15.10.2003, 21:38
Liebe Afra.

Danke das Du Dich mit mir freust, ich danke Dir auch für Deine lieben Wünsche.

Dir auch viele liebe Grüße

Rollo

15.10.2003, 21:55
Lieber Rollo,

ich freue mich wirklich mega für dich. und genauso würde deine frau es auch wollen. du weißt gar nicht wieviel es mir bedeutet, dass dir das schreiben hier so geholfen hat und das wir einen kleinen anteil an deinem bessergehen haben. das ist das beste was ich seit langem gehört habe. und das meine ich ganz ehrlich, es ist super schön was du geschrieben hast.

ich wünsche dir und allen anderen eine gute nacht, schlaft gut. bis morgen oder wann immer ihr zeit habt. ich drücke euch alle.

liebe grüße
anja.w

16.10.2003, 15:24
Hallo Ihr Lieben!
Ich freue mich riesig,das ihr mich so lieb bei euch aufgenommen habt.Leider heute nur ganz kurz,mein Kleiner (2 Jahre)ist schon den ganzen Tag am Heulen.Ich melde mich morgen oder Samstag in großer Ausführung bei euch.
Bis dahin ganz liebe Grüße an euch alle.
Rollo,ich freue mich sehr für Dich.
Liebe Grüße Birgit

16.10.2003, 16:33
Lieber Rollo,
lese nun auch schon seit 3 Seiten mit und möchte dir etwas als "KInd" sagen. Du sprichst oft von deinen Kindern, die ihr eigenes Leben führen und-so glaubst du-dich nicht unbegingt brauchen...
Ich bin Kind( das bleibt man ja schließlich immer ) 33 Jahre alt, meine Ma starb vor 5 Monaten im Alter von 58. Meine Eltern sind schon sehr lange getrennt, ich lebte bei meine Ma. Ich zog recht früh aus und machte mein Ding....Freund, Haus, Heirat etc. Ich "brauchte" meine Ma nicht in dem Sinne von Wäsche waschen oder ähnlichem, aber ich brauchte sie immer. Wir hatten nie so das typische Mutter-Tochter Verhältnis, wir gingen eher gemeinsam ein Bierchen trinken, sie kannte meine Freunde ich kannte ihre Freunde. Und sie fehlt mir!
Was ich dir sagen will: Kinder brauchen immer ihre Eltern, deine brauchen dich auch!
Zu meinem Vater hatte ich nie sooo den dollen Drath. Also nicht so furchtbar innig ( das zu erklären, würde jetzt den Rahmen sprengen). Als das mit meiner Mutter anfing war er meine größte Stütze. Er war einfach da! Wir haben wieder eine Basis gefunden.
Deine Kinder brauchen dich genau so, wie du sie brauchst. Ihr habt alle den für euch liebsten Menschen verloren.
Liebe Grüße Tanja

16.10.2003, 16:50
Lieber Rollo,

Ich habe Deine Erfahrung immer nur mitgelesen, und möchte Dir nur sagen: wie sehr ich mich freue, dass Du den kleinen Streifen am Horizont wieder für Dich entdeckt hast.
Halte ihn immer ganz fest in Deinem Herzen, damit er bereit liegt, wenn sich eine dunkle Wolke dazwischen schieben möchte.
Spüre die Wärme, die von den Gedanken ausgeht, lasse sie auf Dich einwirken.

liebe Grüße,
Jutta

16.10.2003, 17:19
Hallo liebe Anja, liebe Jutta, liebe Birgit, liebe Tanja und auch ganz viel Hallo Dir liebe Afra,
ich danke Euch allen. Ich wollte ich könnte Euch mehr teilhaben lassen. Es ist so schön wieder unter Euch zu sein.
Ich werde auch nie den Rat von Shalom vergessen. Er wird wissen welchen ich meine.
Auch ich hoffe das es jetzt so bleibt, ich bin aber guten Mutes. Dank Eurer Hilfe, eurer Liebe kann ich jetzt anders in eine Zukunft sehen. Ich kann euch garnicht sagen, wie ich mich freue. Und meine Frau, da bin ich sicher, freut sich mit.
Ich werde morgen wieder an ihrem Grab sitzen. Ich habe ihr wieder viel, sehr viel zu erzählen.
Ich Danke Euch,
bis später
Rollo

16.10.2003, 19:31
Ein fröhlicher Rollo, wie schön :-)

Servus Rollo,

da sieht man wieder, dass sich das Blatt immer noch wenden kann, auch wenn es noch so hoffnungslos aussieht. Mit deinen niedergeschriebenen Erfahrungen gibst du auch vielen anderen hier Mut, an der Hoffnung festzuhalten, dass es auch wieder aufwärts gehen kann.

Alles, alles Liebe dir!!

@ Jutta
Hallo liebe Jutta. Ich hoffe es geht dir gut? Vorgehabt hab ich es schon länger - aber morgen schicke ich dir endlich eine Mail *schon ein ganz schlechtes Gewissen hab*
Ciao, bis dann

Liebe Grüße an alle (und ein Beispiel an Rollo nehmen)

Afra

16.10.2003, 22:06
Lieber Rollo,

ich danke dir auch, ich schreibe gerne mit dir (auch mit allen anderen hier). du hilfst mir auch sehr, dass du mir zuhörst und das ist wirklich schön. wenn du morgen ans grab gehst, richte deiner frau in gedanken von mir aus, dass sie sehr stolz auf dich sein kann und das wir froh sind, dass es dich gibt und wir dich ein bißchen kennenlernen durften. wenn ich sehe wieviele leute dein posting aufrufen und still mitlesen, kannst du echt stolz auf dich sein. du machst einer menge leute mut und hoffnung.

ich melde mich am wochenende wieder.

eine gute nacht alle
anja.w

hallo birgit,

ich freue mich sehr darauf am we von dir zu lesen. ich schaue in jedem fall mal rein.

afra, du hast recht. rollo ist uns allen ein vorbild.

16.10.2003, 22:17
hallo nochmal,

eins muß ich euch noch kurz erzählen. habe gerade ein super süße sms von meiner 12 jahre alten nichte erhalten. zwei jungs aus der neunten klasse haben sich in sie verliebt und streiten sich jetzt, wer besser zu ihr paßt. sie ist ganz stolz und fühlt sich mega geehrt. morgen will sie mich anrufen, um mir alles zu genau zu erzählen. normalerweise hätte sie das mit meinem vater getan. ist doch schön, dass sie mich jetzt ausgesucht hat. bin mal gespannt. aber so sieht man, dass leben geht weiter und der kreislauf ist immer der gleiche.
mein vater würde sich jetzt anfangen gedanken zu machen, mit wem sie so zu tun hat und hätte bestimmt wieder die ein oder andere schlaflose nacht, weil er vor lauter sorge um sein einziges enkelchen kein auge zugekriegt hätte.
rollo, wie alt sind deine enkelkinder? sowas steht dir ja dann vielleicht auch noch bevor. die pubertät der lieben kleinen.

also schlaft gut.

alles liebe
anja.w

17.10.2003, 07:18
Lieber Rollo,

Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich mich für Dich und mit Dir freue.

Warum halte ich mich eigentlich drei Jahre nach dem Tod meiner Frau im Krebs-Forum auf, denn es geht mir doch sehr,sehr gut ?

Die Antwort:

Ich möchte ein wenig von dem weitergeben, was ich positiv erlebt und verarbeitet habe, in der Hoffnung, es wird verstanden und genutzt, das eigene NEUE LEBEN aktiv zu gestalten.

Auch das klingt für Menschen, die den Tod noch nicht unmittelbar als Begleiter mitgemacht haben:

Ich bin dankbar für die Möglichkeit, Wegbegleiter gewesen zu sein. Es hat einen sehr großen Verlust bedeutet; andererseits habe ich wunderbare Erfahrungen gemacht, die ich nicht mehr missen möchte. Der Tod meiner Frau hat mein Leben verändert,
es ist sehr bewußt, aktiv und offen.

Mir ist die Vergänglichkeit sehr bewußt, aber auch das wunderbare Leben. Ich versuche mich dem zu stellen, was auf mich zukommt und den Augenblick zu gestalten, so gut ich es kann.

Shalom

17.10.2003, 23:16
Liebe Anja,
Ich finde es richtig gut das Deine Nichte dich jetzt zum Rat holen und auch (kommt noch) Tränen abladen ausgesucht hat. Da hast Du jetzt eine grosse Aufgabe. Manchmal wirst Du auch verzweifeln wollen. Ich habe alles bei unseren Töchtern mitgemacht. Der Sohn, das ging, aber die Mädchen Anja. Sowas von Gefühlsachterbahn wie es ein Mädchen in der Pubertät fabriziert, das ist wie mit einem kleinen Boot auf stürmischer See fahren. Hast Du dich gerade mit dem Einen abgefunden, ist das schon längst überholt und der Andere ist der bessere. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spass.
Meine Enkel und Enkelinnen sind 11, 9, 3, 5, 0,10 Jahre alt, dh die Jüngste ist 3 Stunden nach dem Tod meiner Frau geboren. Dazu kommt noch eine 6jährige Nichte aus dem Senegal und ein dreijähriger Neffe.

Ich habe heute am Grab alles meiner Frau erzählt. Seitdem bin ich innerlich ganz ruhig geworden. Ich habe das Gefühl, sie versteht mich und findet es richtig was ich mache.
Sie hat den Platz in meinem Herzen. Ich denke immer an sie. Ich bin dankbar für die Zeit die ich mit ihr verbringen durfte. Es war etwas unvergleichbar Schönes. Ich bin dankbar das ich sie haben durfte. Ich weiss auch das ich sie wiederfinden werde.
Dir Anja danke ich für all die lieben aufmunternden Worte die Du für mich gehabt hast. Es hat mir geholfen.
Ich hoffe wir bleiben in Kontakt.
Danke Rollo

Hallo Shalom,
Deine Zeilen haben mich wach gerüttelt. Ich werde Dir das nicht vergessen.
Ich verstehe auch warum Du noch hier im Forum schreibst. Es wird immer wieder Menschen wie mich geben, die sich alleine nur noch im Kreis drehen und ohne Hilfe immer tiefer abrutschen.
Auch wir, so hoffe ich, bleiben in Kontakt. Ich werde immer mal wieder nachsehen wer hier ist. Vielleicht kann ich Anderen etwas von dem geben was ihr mir gegeben habt.
Auch Dir meinen Dank
Rollo

Guten Abend liebe Afra,
Dir ganz besonders danke ich. Du wärst, glaube ich, die beste Freundin von Marita geworden. Du bist ein wunderbarer Mensch.
Danke das es Dich gibt
Rollo

Alle, die ich nicht namentlich genannt habe, werden so hoffe ich doch, weiter schreiben, den ganzen Frust, das Leid, die Angst und die Einsamkeit von der Seele schreiben. Es hilft, ich bin ein Beispiel.
Rollo

18.10.2003, 17:42
lieber rollo,

danke für deine liebe antwort. du machst mir ja richtig mut, auf die pubertätszeit meiner nichte. bin echt mal gespannt, was da noch alles kommt. mein vater hat auch immer gesagt, zwei mädchen (meine schwester und ich) waren schlimmer zu hüten, als ein sack flöhe. und ehrlich, da hat er recht gehabt.
ich hoffe auch, sehr das wir in kontakt bleibe, auch ich werde weiter nach dir ausschau halten.

wünsche dir noch ein schönes wochenende.

liebe grüße
anja.w

20.10.2003, 18:37
Hallo Anja,
hast Du das Wochenende gut überstanden? Was macht Deine Nichte? Noch alles in Ordnung?
Ich habe lachen müssen über das was Dein Vater gesagt hat. Das mit dem Sack Flöhe.
Es ist wirklich so. Meine Frau hat oft gesagt: Lieber noch fünf Jungens, aber kein Mädchen mehr.
Ich war am Samstag wieder bei ihr, habe das Grab jetzt winterfest gemacht.
Wenn jetzt der November kommt brauch ich nur noch Gestecke auf das Grab legen, die andere Arbeit ist getan.
Ich habe auch wieder viel mit ihr geredet, das hilft mir immer sehr.
Ich wünsche Dir eine schöne Woche und freue mich mal wieder etwas zu lesen.
Viele Grüsse, auch an all die Anderen
Rollo

21.10.2003, 18:23
Hallo rollo,

habe mich gestern sehr geärgert. ich habe dir glaube ich schon mal geschrieben, das ich zu meiner schwester (mutter meiner nichte) keinen kontakt mehr habe. meine schwester will meiner nichte verbieten mich zu meinem geburtstag zu besuchen. sie hat der kleinen gegenüber ziemlich viel blödes zeug geredet. die kleine hat ihr aber klar gesagt, sie läßt sich den kontakt mit mir nicht verbieten, weil ich ihre tante war, bin und bleibe. sie hat mich lieb und sie will nicht einen teil ihrer familie verlieren, nur weil meine schwester seit einem halben jahr streit mit mir hat und wir nicht mehr miteinander reden. bei dem vater meiner nichte, macht meine nichte auch dauernd stress, obwohl die scheidung von ihr aus ging und sie einen wirklich sehr lieben neuen partner hat.
meine schwester hat meiner nichte gesagt, ich müßte im dez. alleine da sitzen, weil ich meinen vater weihnachten 2001 auch im stich gelassen hätte. nur sie war da mit anhang. zu der zeit war bei uns total viel schnee. ich war eine woche vorher da und mein vater hat am morgen des heilig abend zu mir gesagt, ich soll nicht kommen, wegen dem schlechten wetter, er hätte sonst keine ruhe. ich soll kommen, wenn es wieder besser wird. sind ja immerhin 200 km gewesen. über sowas bin ich wirklich verärgert. zum geb. meiner nicht im august habe ich meiner nichte ein album mit bildern von meinem papa gemacht und die typischen sprüche meines vaters dazugeschrieben. alle fanden es super und für die kleine war es ihr schönstes geschenk. ein foto habe ich vergrößern lassen. da ist sie mit meinem vater drauf. sie lehnt sich an ihn und er ist bei seiner lieblingsbeschäftigung, kuchen essen. der kommentar meiner schwester war, die spinnt. die wird mit dem tot von papa nicht fertig. die sollte zu einem therapeuten.
ehrlich, sowas kann ich alles nicht verstehen. nach all dem was gewesen ist, muß man doch zusammen halten. aber sie ist einfach nur eiskalt zu mir gwesen, bis ich gesagt habe ich will sie nicht mehr sehen und hören. da sind aber viele verzweifelte wochen vorangegangen. sie war immer sehr pessimistisch mit meinem vater und ich hatte immer hoffnung. einmal hat sie ihm gesagt, naja, wenn du jetzt chemo kriegst, kannst du dich auf was gefasst machen, das wird bestimmt schlimm. oder nachdem der arzt da war und mein vater wieder etwas hoffnung hatte, "du mußt auch zwischen den zeilen lesen, das war nicht positiv". andauernd solche sachen.

naja, wollte ich dir mal erzählen. aber ich lass mich nicht unterkriegen. dann besuche ich die kleine eben an ihren papawochenenden. mit ihrem vater verstehe ich mich sehr gut. der weiß auch alles und freut sich immer wenn ich die kleine besuche.

liebe grüße
anja.w

23.10.2003, 05:23
Hallo Rollo,

ich denke, du bist auf dem besten Weg "ins Leben"! Ich habe meine Mutter vor 10 Jahren verloren (sie wurde nur 57 Jahre). Sie hatte ebenfalls Hepatitis C und bei ihr hat das Virus die Blutbildung zerstört. Nach dem Tod meiner Mutter war am Anfang Erleichterung, dass die endlich sterber durfte. Sie musste sehr viel Leid ertragen - aber auch für uns war es unendlich schwer zu sehen, wie stark ihr Schmerz war.
Mein Vater ist heute eine kranker, einsamer und verbitterter Mensch. Auch er hat Hepatitis C und hatte vor vier Jahren eine Lebertransplantation. Er hat sich nur operieren lassen, weil er dachte, er würde es nicht überleben. Durch die vielen Medikamente hat er Blasenkrebs bekommen, die Nieren funktionieren auch nur sehr eingeschränkt. Er hat Depressionen und lässt keinen an sich ran.
Durch den Tod meiner Mutter haben mein Bruder und ich auch gleichzteitig den Vater und unser "zuhause" verloren. Anfangs (hat sich über mehrer Jahre erstreckt!) wollten wir ihm helfen und haben wirklich alles probiert, ihn aus seiner Isolation zu holen. Er sucht für sein Schicksal immer Schuldige und war uns gegenüber sehr verletzend. In der Zwischenzeit sind unsere Besuche sehr eingeschränkt. Meine Kinder meinen immer, wir fahren in die "Höhle des Löwen".
Lieber Rollo, ich denke, du willst wieder teilhaben am Leben - bitte lass es deine Kinder und Enkelkinder auch! Auch wenn du nicht auf deine Enkelkinder aufpassen kannst, kannst du ihnen Geschichten und Erlebnisse aus deinem Leben erzählen. Es sind doch vor allem die glücklichen und schönen Erlebnisse, die man als Schatz ein Leben lang bewahrt!
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße ............Margit

24.10.2003, 23:33
Liebe Margit,
ich habe zigmal angesetzt Deinen Brief zu beantworten. Jedesmal habe ich die Zeilen wieder gelöscht, weil sie nicht im entferntesten das wiedergaben was ich ausdrücken möchte.
Das was Du schreibst hat mich sehr stark erschreckt. Auf einmal waren all die Bilder wieder da, die Bilder, die ich glaubte verdrängen zu können.
Du schreibst das ich auf dem besten Weg
"ins Leben" bin.
Danke für den Zuspruch, es ist schön wenn man merkt das Andere mitfühlen und helfen.
Ich will auch wieder am Leben teilhaben, ich will raus aus diesem Loch, weg von diesen Depressionen, diesem fürchterlichen Grauen.
Ich will leben.
Ich weiss aber zur Zeit nicht ob ich es schaffe.
Es gibt Tage, da bin ich sehr zuversichtlich. Da kann ich sogar lachen. Aber jetzt habe ich auch wieder Tage, die ich eigentlich hinter mir dachte, an denen ich nur weine.
Das Schicksal das Dich getroffen hat ist furchtbar. Ich finde nicht die richtigen Worte um Dir zu sagen wie ich mit Dir fühle.
Aber ich fühle auch sehr viel für Deinen Vater. Nicht weil er auch Hep. C krank ist. Auch nicht wegen der Transplantation und der schlimmen anderen Erkrankungen. Nein, das ist es nicht.
Wir haben, glaube ich, das Gleiche erlebt. Und den Verlust eines geliebten Menschen durch diese verfluchte, furchtbare Krankheit zu verkraften ist fast unmöglich.
Meine Frau ist auch nur 55 Jahre alt geworden. Und sie hätte so gerne noch weiter gelebt. Auch ihre "Blutbildung" war zerstört.
Ich habe wieder wie damals die Hilflosigkeit gefühlt, wenn das Blut schwallartig aus ihrem Mund kam, weil Varizen im Hals geplatzt sind. Ich habe wieder die Angst in ihren Augen gesehen. Ich habe wieder gefühlt wie ich sie in den Armen hielt und versuchte das Blut abzuwischen. Diese Bilder hatte ich wieder ganz deutlich vor mir.
Wenn man merkt wie der geliebte Partner immer mehr verfällt und man nichts, rein garnichts dagegen machen kann, wenn man den Tod nicht aufhalten kann, dann kann man schon verbittert werden.
Man sucht Schuldige und gibt sich selber die Schuld.
Man will keinen um sich haben und sich in seinen Kummer vergraben.
Man will auch sterben, aber man bleibt leben.
Ich glaube ich verstehe Deinen Vater.
Ich war heute wieder stundenlang am Grab. Habe meiner Frau viel zu erzählen gehabt. Es hilft mir, ich fühle mich ihr dann ganz nahe.
Ich merke auch, ich bin noch nicht über den Berg. Ich arbeite aber daran und ich habe Hilfe.
Viele Grüsse
Rollo

Hallo liebe Anja,
ich habe Dich nicht vergessen. Ich war nur noch nicht in der Lage auf Deinen Brief zu antworten. Kommt aber ganz bestimmt noch
Ich denke viel an Dich und Deinen Tinnitus.
Bis bald,
Rollo

25.10.2003, 10:22
Lieber rollo,

heute fahre ich ans grab meines vaters. ich bringe ihm ein wintergesteck in herzform mit. ausserdem treffe ich mich heute mit meiner nichte. meine schwester hat erlaubt das ich sie abhole, natürlich ohne reinzukommen. naja egal. ich freue mich sehr auf die kleine. sie hat mich gefragt, ob sie ihre beste freundin mitbringen darf. sie möchte gerne das ich sie kennenlerne. freue mich also heute auf einen schönen tag mit zwei teenies. meinen beitrag habe ich aus einem tief heraus geschrieben. aber es geht mir schon wieder besser. war nur so dahingeschrieben und ist verglichem mit allem anderen völlig belanglos.
es tut mir leid, dass es dir nicht so gut geht. ich denke solche tage kommen und gehen. merke es auch an mir selber. auch ohne das einem ein lieber mensch genommen wird, geht es uns nicht immer gut.
bei uns ein junger mann 33 jahre einen autounfall er war sofort tot. kurz vorher hat er seine frau angerufen, dass er in 10 min. zu hause wäre. als er nicht kam ist sie und eine tante ihm entgegen gefahren. dann war da der stau und blaulicht. sie haben bei der polizei angerufen, das sie auf jemanden warten, wer da in den unfall verwickelt wäre. da hat sie gesagt welches auto ihr mann fährt und der polizist hat ihr gesagt, der fahrer war sofort tot. wenn ich sowas höre, da muss man dankbar sein, dass man leben darf. das leben ist ungerecht und manchmal doch ziemlich hart.
ich hoffe es geht dir bald wieder besser. und die guten tage kommen.
am 30.10 ist es 1 jahr her, dass mein vater wieder ins krankenhaus gekommen ist und er das letzte mal in seinem haus war, bei seinen tauben und seinem hund. danach ging es nur noch bergab.

aber heute freue ich mich auf meine nicht. ich muß jetzt los, sind immerhin 200 km.
wünsche dir und allen anderen ein schönes wochenende.

ganz liebe grüße, fühle dich in den am genommen.
anja.w

25.10.2003, 12:13
Hallo Anja,
schätze Du wirst meinen Brief erst nach Deiner Rückkehr lesen, macht doch nichts, oder?
Habe Du mit den Mädchen richtig Spass. Ich freue mich für Dich. Vor allen Dingen das es Dir wieder besser geht.
Hast mir einen kleinen Schrecken eingejagt. Vielleicht renkt sich das mit Deiner Schwester ja wieder ein. Ich wünsche es Dir sosehr.
Ich freue mich auch mit Dir das Du zum Grab fahren kannst. Pass aber auf Dich auf, es ist zur Zeit kein Reisewetter.
Fährst Du mit dem Auto? Entschuldige, Ich bin halt ein neugieriger Mensch.
War wohl Gedankenübertragung mit dem Gesteck, ich wollte meiner Frau auch eines in Herzform schenken. Nicht das Du jetzt denkst ich wäre ein Nachmacher.
Ich habe mich gestern selber dazu überredet, daß ein Friedhofsgärtner das Grab meiner Frau in Dauerpflege betreut. Ich schaffe es nicht mehr alleine. Vor allen Dingen um diese Jahreszeit nicht. Wenn es regnet oder schneit, dann kann ich den Rollstuhl nicht mitnehmen, dann muss ich mir das Sauerstoffgerät auf den Rücken schnallen und die Medikamente in eine Tragetasche packen. Dann bleibt nicht mehr viel für den Stock, die Harke und den Rechen und was sonst noch mit muss, wie Pflanzen usw. Also lass ich den Gärtner ran und nehme nur noch Kerze und einen Blumenstrauss mit. Dann habe ich auch noch mehr Zeit mit meiner Frau zu reden.
So Anja, ich freue mich schon auf Deinen Bericht.
Danke für das in den Arm nehmen, ich drück Dich auch.
Bis bald, und viele Grüsse von
Rollo

25.10.2003, 21:37
Lieber Rollo,

es tut mir leid,dass es dir nicht so gut geht. Aber ich denke, das wird noch eine Weile so bleiben, dass es ein ständiges hin und her zwischen den Gefühlen ist. Es genügt oft eine Kleinigkeit und man erinnert sich wieder an den geliebten Partner. Sprichst du manchmal über deine verstorbene Frau mit deinen Kindern? Vielleicht würden solche Gespräche euch allen helfen. Auch wenn deine Kinder selber Familien haben, so haben sie doch ihre Mutter verloren. Vielleicht würden deine Kinder gerne mehr an deinem Leben teilhaben?
Ich habe Anfang Mai erfahren, dass ich Krebs habe. Ich wurde operiert und habe vor drei Wochen meine Chemo abgeschlossen. Zur Zeit geht es mir gut und ich hoffe, dass es noch lange so bleibt. Aber eines habe ich mir fest vorgenommen: sollte diese sch.... Krankheit wieder zurückkommen, dann werde ich lange und ausführliche Gespräche mit meinen Lieben führen. Wenn ich daran sterben sollte, soll sich keiner Vorwürfe machen oder traurig sein, dass man nicht über seine Gefühle gesprochen hat. Leider habe ich mit meiner Mutter solche Gespräche nicht führen können.
Erschrecke nicht über solche Aussagen - ich bin durch und durch ein positiver Mensch und glaube fest daran, dass ich es geschafft habe!
Liebe Grüße und ein erholsames Wochenende
Margit

26.10.2003, 16:14
Hallo, liebe Margit,
was kann ich jetzt noch schreiben?
Schreiben wie leid mir das alles tut?
Ich weiss es nicht. Alles was ich sagen will, passt nicht, es klingt irgendwie so hohl, so nichtsagend.
Ich bin doch erschrocken, aber ich kann nicht im entferntesten das ausdrücken was ich empfand als ich Deine Zeilen las. Ich wollte, ich hätte Deine positive Einstellung
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du diese Krankheit besiegt hast. Mehr will ich dazu auch jetzt nicht sagen.
Reden, mit Deinen Angehörigen reden, über alles das was Dich berührt und bedrängt, das solltest Du jetzt schon machen. Nicht warten. Dann ist es immer zu spät.
Ich kann jetzt nur noch zu meiner Frau, jedoch nicht mehr mit ihr reden.
Ich kann auch nicht so mit den Kindern reden, ich versuche es wohl, doch es geht nicht.
Ich habe mich auch nicht richtig von meiner Frau verabschiedet.
Wir haben an den Tod nicht gedacht. Wir wollten leben.
Als meine Frau durch die Schleuse zum Op geschoben wurde, haben wir geglaubt, am nächsten Tag ist das Schlimmste überstanden. Ich trauere jedem Tag hinterher, den wir versäumt haben. Es ist noch so viel was ich ihr zu sagen habe.
Ich danke Dir für Deine aufmunternden Zeilen und ich wünsche Dir alles, alles Gute und behalte Deine positive Einstellung.
Viele Grüsse
Rollo

27.10.2003, 13:55
Hallo Rollo,

mein wochenende war sehr schön. war wirklich lustig mit meiner nichte. meine schwester und ich werden uns nicht mehr vertragen. ich will es nicht. es ist zuviel vorgefallen. naja, seine verwandschaft kann man sich nicht aussuchen.
die gräber waren schon winterfest gemacht, habe einen sehr schönes herz dazugelegt.
an deiner stelle würde ich auch einen gärtner beauftragen. ist doch sinnvoll, da es dir doch gesundheitlich nicht gut geht. wieviel kostet sowas? und wie oft machen die dann das grab deiner frau? wir haben uns sowas auchmal überlegt.

ansonsten gehts mir ganz gut.

viele liebe grüße
anja.w

27.10.2003, 18:19
Hallo Anja,
Prima das Dir das Wochenende so gut gefallen hat.
Mit der Verwandtschaft hast Du wohl recht. Manche sind wirklich eine Plage.
Zu Deiner Frage was ein Friedhofsgärtner kostet, kann ich Dir eine genaue Auskunft nicht geben. Es kommt darauf an was Du machen lässt. Einfach den Gärtner fragen ist das Beste. Bei meinen Großeltern kommen im Jahr so zwischen 400 bis 600 Euro zusammen. Das habe ich jetzt aber drastisch reduziert. Die Pacht der Grabstätte läuft auch in 4 Jahren aus.
Für meine Frau und mich habe ich eine neue Familien-Grabstätte gepachtet. Der Vertrag läuft auf 30 Jahre. Da werde ich noch eine Dauergrabpflege für die ganze Zeit abschliessen, denn wer weiss, ob nach mir sich noch jemand verantwortlich fühlt.
Sonst ist bei mir so alles wie üblich. Morgen früh werde ich wieder zum Grab fahren und bis zum Abend bleiben. Danach kann ich dann noch beim Arzt vorbei.
Ich hoffe das die Zeit jetzt noch schneller vorbei geht. Die Erinnerung an voriges Jahr wird wieder zu mächtig. Am 26.11.02 war der Operationstag, am 01.12.02 ist sie gestorben.
Das ich nicht mehr mit ihr reden konnte, das macht mich fertig. Aber ich will Dich und auch die Anderen, die hier lesen, nicht mit runterziehen.
Ich will positiv denken. Ich dachte mal ich hätte es schon geschafft.
Ich drücke Dir die Daumen das es Dir weiterhin gut geht.
Viele Grüsse
Rollo

27.10.2003, 18:24
Lieber rollo,

bitte schreib mir immer ehrlich, wie es dir geht. du ziehst mich nicht runter. ich will dir wirklich helfen und zuhören. du mußt dich hier nicht verstellen. ich kann dich doch so gut verstehen. gerade wir beide machen in diesen wochen doch alles zum ersten mal durch, dass es ein jahr her ist. wir können uns doch gegenseitig helfen und stützen.

ich nehme dich in den arm und denke ganz fest an dich.

ganz liebe grüße
anja.w

27.10.2003, 20:46
Liebe Anja,
Du weisst ja wie es ist. Zur Zeit ist es ganz bescheiden. Ich habe alles wieder vor Augen. Ein Bericht in der Zeitung, eine Sendung im Fernsehen und alles ist wieder da.
Ich denke es wieder, eine andere Entscheidung von mir und meine Frau würde noch leben. Ich bin mir wieder sicher, wenn wir auf meiner Leberspende bestanden hätten, wäre es später auch gemacht worden.
Wir waren im falschen Moment am falschen Ort.
Vielleicht liegt es ja auch nur an diesen Tagen. Die Angst vor den Jahrestagen, ich weiss es nicht.
Ich war doch schon mal weiter. Ich hatte doch schon wieder Lebenslust.
Ich merke, ich wiederhole mich.
Vielleicht sieht ja morgen Abend, wenn ich vom Grab zurück bin, alles wieder anders aus.
Danke fürs drücken Anja, ich drücke zurück.
Viele Grüsse
Rollo

29.10.2003, 05:17
Lieber Rollo,

Nehme sie an, die Tage der tiefsten Traurigkeit, denn sie werden Dir die Kraft geben, die ruhigeren Tage mit anderen Augen und Gefühlen wieder zu erleben.
Sei nicht böse auf Dich, wenn der Lebensmut Dir für einige Zeit den Rücken kehrt. Quäle Dich nicht, denn ich denke, dass dies Deine geliebte Frau nicht so gewollt hätte.
Beginne den nächsten Morgen mit einem Lächeln auf dem Gesicht (so schwer es auch fallen mag), und sage Deiner Frau, wie unendlich dankbar Du bist, sie ein Stück ihres Lebens begleitet zu haben.

Immer wenn Du in die Tiefe fällst, stelle Dir eine Achterbahn vor.
Lasse die Rauf's und Runter's zu, sie gehören zu Dir und Deinem Schmerz. Stelle Dir vor, Du sitzt am Steuer, und kannst Deinem Lebensmut neuen Anschub geben. Und wir hier stehen dahinter und schieben Dich immer wieder ein wenig mit an.

liebe Grüße
Jutta

29.10.2003, 08:22
Lieber Rollo,

Jutta hat es ganz wundervoll ausgedrückt, was ich dir auch sagen möchte. Du hast das getan, was Du tun konntest. Jemand
anderes hat aber entschieden, daß sich Eure gemeinsame Wege nun zu trennen haben, Du warst das ganz sicher nicht. Glaube mir,
es war so für Deine Frau und für Dich unabänderlich vorbestimmt.

Es war und ist für Dich nun die Aufgabe HIER zu bleiben und
AKTIV zu LEBEN. Du hast gesehen, dass Deine aufkommende erneute Lebensfreude für Dich sehr gut war und Deine Kinder isch sehr gefreut haben. Wer wird sich wohl am meisten gefreut haben über diese positive Änderung: Deine geliebte Frau.

Der Jahrestag ist ein Erinnerungstag, er ist kein Selbstvorwurfstag. Er bietet die Chance des Rückblicke, des Danksagens, des Ausblicks, des Geborgenseins durch die Kraft einer höheren Macht.

Ich habe Vertrauen darin, daß wir von guten Mächten begleitet werden, auch wenn wir die Wege nicht immer verstehen.

Daher stand auch auf der Todesanzeige meiner Frau die letzte Strophe des Gedichts von D. Bonhoeffer, daß er in einer für ihn ausweglosen Situation schrieb:

http://www.onlinekunst.de/silvester/bonhoeffer.html


Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer


Mit lieben Grüßen
Shalom

29.10.2003, 11:40
Hallo Rollo,

heute vor einem Jahr hat mein vater seine letzte nacht in seinem eigenen bett verbracht und war in seinem zu hause. morgen vor einem jahr mußte er wieder ins krankenhaus und die ärtze haben wieder das wort krebs fallen lassen. ich weiß noch genau wie ich ins krankenhaus geeilt war, er saß auf dem behandlungstisch, zusammen gesunken und ich hatte solch eine angst und habe ihn nur umarmt. ich weiß noch wie er riecht und ich seinen körper an meinem spüre. ich bin auf der arbeit und muß jetzt weinen. ich geh mal besser aus dem büro.

anja.w

29.10.2003, 15:42
Liebe Jutta,
Danke für Deinen Trost. Das Beispiel mit der Achterbahn, das Ihr alle mich anschiebt, hat mich irgendwie froh gestimmt. Ich musste sogar lachen als ich es mir bildlich vorstellte.
Ich habe gestern wieder lange zu meiner Frau gesprochen. Ich glaube jetzt wieder, daß sie mit dem was ich hier tue, einverstanden ist.
Ich sage es auch immer wieder, wie dankbar ich bin, zutiefst dankbar dafür, das ich diese Zeit mit ihr verbringen durfte. Es war die glücklichste Zeit meines Lebens.
Doch ich frage auch, warum nimmt man dieses Glück, was habe ich, bzw meine Frau getan? Warum musste sie so jung sterben? Ich bin doch auch so krank, hätte man doch mich sterben lassen, warum muss ich weiter hier sein?
Ich hoffe, das ich noch eine Antwort finde.
Du hast recht damit Jutta, es ist ein ständiges Rauf und Runter. Und mit Eurer Hilfe, so hoffe ich, wir das Rauf nachher überwiegen.
Danke für alles
Rollo

Hallo lieber Shalom,
Deine Briefe strahlen eine solche Ruhe und Abgeklärtheit aus, die ich nicht beschreiben kann, das Befolgen der Ratschläge richtet mich auch immer wieder auf.
Woher kommt diese Kraft?
Ich frage mich oft ob Du eine neue Partnerschaft eingehen konntest, eine, die Dir dieses ermöglicht, oder ob es aus Deinem Glauben kommt. Deinem Glauben daran, das es vorbestimmt ist was mit uns hier auf der Erde passiert.
Vielleicht magst Du es mir ja ein klein wenig erklären.
Übrigens, Bonhoeffer ist mir schon lange ein Vorbild, sein Mut und sein starker Glaube haben mich schon immer fasziniert.
Danke für die Zeilen von ihm, sie berühren mich stets aufs Neue.
Viel Grüsse
Rollo



Liebe Anja,
Du machst mir selber doch immer soviel Mut und dafür bin ich Dir auch immer dankbar.
Ich weiss, es ist eine Schei... Zeit die jetzt auf uns zukommt. Aber, das sagst Du doch selber, danach kommt auch wieder eine schöne Zeit. Zum Beispiel der 10.12.
Gestatte mir mal eine Frage, als älterer Herr kann ich mir das erlauben, was für ein Jahr steht eigentlich nach dem 10.12.????

Ich denke oft an Deinen Ausspruch, das Dein Papa Dich zum Altar bringen sollte. Da kommt natürlich bei mir gleich die Frage, hast Du einen Freund, oder bist Du sogar schon weiter??? Du schreibst oft von Deiner Nichte, niemals so sehr viel von Dir. Oder habe ich das überlesen?
Deinen Tinnitus den kenne ich, er will Dich übrigens nicht mehr so quälen, aber sonst?
Alles Gute Anja, viel Glück
Dein Rollo

29.10.2003, 16:10
Lieber Rollo,

danke für deinen lieben worte. du hast recht es kommen auch wieder schöne zeiten. aber ich bin ein sehr datumsbezogener mensch. ich weiß genau, was an welchem tag war und das fällt mir mit dem blick auf den kalender alles einfach wieder so ein. ich will gar nicht dran denken, aber die gedanken kommen von ganz alleine. wird auch wieder besser werden.
sonst denke ich eigentlich immer positiv. auch ich glaube, dass uns alles vom schicksal vorgegeben ist. aber wenn ich traurig werde, ist es einfach so, dass ich meinen vater so vermisse. ich habe ihn sehr geliebt. er war mein ein und alles.

an meinem geb. habe ich fest vor zu feiern. ich werde meine freunde, familie einladen. so hätte es mein vater auch gewollt.
na dieses eine mal darfst du mich noch fragen wie alt ich werde. nächstes jahr nulle ich, dann wird es schon heikel. ich werde im dez. 29 jahre alt. wie alt bist du eigentlich? mein vater hat ab 50 jahre einfach rückwärts gezählt. bin in festen händen und eigentlich haben wir vor nächstes jahr zu heiraten. wir haben uns aber noch keinen termin gesetzt. von mir gibt es aktuell nicht soviel zu erzählen. ich arbeite sehr viel und den rest der zeit lese ich sehr viel und treibe sport. als ausgleich für das viele sitzen. mein tinnitus quält mich tapfer weiter, aber ich versuche ihn ja mit hilfe einer gesprächstherapie zu verjagen. mal sehen ob es gelingt. auch ich habe in diesem zusammenhang schon die worte austherapiert gehört. die gesprächstherapie ist das einzige, was ich bisher noch nicht gemacht habe. schaden wird es nicht.
also ich danke dir für deine antwort.

lieben gruß
anja w.

29.10.2003, 20:53
Hallo, liebe Anja,
Es freut mich riesig das Du auf meine Frage geantwortet hast. Nur verstehe ich nicht das "einmal"! Jetzt habe ich es intus und es bleibt im Kopf gespeichert, da wird nicht noch einmal gefragt.
Und was mein Grossvater mir beigebracht hat sollst Du auch wissen denn es stimmt superhaargenau.
"Frauen sind wie ein guter Wein, je älter sie werden, desto besser sind sie."
Bei Männern soll das übrigens anders sein. Ob es stimmt kann ich nicht sagen, denn ich bin noch sehr jung, eigentlich zu jung um an Frauen zu denken. Hatte auch mal mein Opa gesagt.
Also mache ich es kurz. Ich bin nächstes Jahr 62 Jahre alt.
Ich werde an Deinem Geburtstag an Dich denken, versprochen, und bis dahin schaue nicht so oft auf den Kalender.
Also Anja, ich mache mir jetzt meine Medizin und sage tschüss. Bis morgen
Viele Grüsse, auch an alle anderen
Rollo

30.10.2003, 08:29
Lieber Rollo,

du beschreibst mich in einer Art, die mir wohl tut. Danke.

Ich bin religiös erzogen worden, hatte dann während meiner
"Sturm- und Drangzeit" eine längere "religiöse Auszeit".
Ebenso erging es meiner Frau. Durch einen Freund aus der
Studentenzeit sind wir dann wieder in den "Schoß der Kirche"
zurückgekehrt.

Durch das Vorbild meiner Eltern, aber auch durch eigenes
Erleben (vor allem in der Zeit der Krankheit meiner Frau)
zeigte sich erneut, der KRAFTQUELL sprudelt: Ich (Wir) sind
nicht allein mit unseren Sorgen, wir können und dürfen sie
ansprechen. Wir dürfen Hilfe für den Tag erbitten.

Wir beide haben im Laufe des langen Ehelebens gelernt, offen
miteinander zu reden, Gefühle, Sorgen und Einschätzungen
auszutauschen. Wir hatten wunderbare, verständnisvolle, liebe
Freunde, denen wir uns auch mitteilen konnten, ohne wenn und
aber.

Wir hatten die Chance, gemeinsam den schweren Weg bis zum Schluß vorzubereiten. Ich mußte es lernen, loszulassen. Es war sehr, sehr schwer. Sie war es, die sich trotz ihrer nachlassenden Kräfte Gedanken um meine Zukunft (um mein Glück) machte.

Sie saß mir gegenüber (sie lebte) und machte sich Gedanken, daß
ich erneut glücklich werden möge. Es war für mich sehr schwer,
das zu akzeptieren, wo doch mein geliebter Partner mir
gegenüber saß.

Ganz kurze "Zeit" NACH ihrem Tod habe ich meine zweite Frau
kennengelernt, mit ihr bin ich seit letzten Herbst verheiratet.

Sie ist (war) mir in den schweren Monaten nach dem Tod meiner
ersten Frau ein wunderbarer Zuhörer und Begleiter für die sich
häufig wiederholenden Erzählungen meiner stark betrübten Seele.

Die zwei wichtigen Wegbegleiter: Die HÖHERE MACHT und der
gute Geist meiner ersten Frau, nahmen die GLEICHZEITIGE
Herausforderung an meine Seele wohlwollend (so hoffe ich es
wenigstens) zur Kenntnis: TRAUERARBEIT und EINÜBEN EINES
NEUEN GLÜCKS. Es war ein gewaltiger Spagat für mich.

Der Wunsch meiner ersten Frau war also nach kürzester Zeit in
Erfüllung gegangen. Das kann kein Zufall sein, auch das ist mir
wohl so bestimmt gewesen.

Ich habe mein (unser) Schicksal so aufgefaßt als das, was es ist: ein Geschenk, das sehr kostbar ist. Ich zeige dieses Geschenk, denjenigen, die es verstehen können, damit umzugehen.

Da in den letzten Beiträgen das jeweilige Alter ge"outet" wurde, trage ich meines auch bei: noch 3 Monate 56.

Rollo, Deine Fragen sind nun beantwortet. Da wir beide D. Bonhoeffer mögen, so können wir uns auch in die Geborgenheit der letzten Strophe seines wunderbaren Gedichts begeben.

Mit lieben Grüßen
Shalom

30.10.2003, 08:54
Hallo Rollo,

dieses "einemal noch fragen" bezog sich darauf das ich nächstes jahr 30 werde. oh mann 30. hört sich in meinen ohren schon so alt an. aber man ist so alt, wie man sich fühlt. also bin ich frische 16.

lieben gruß
anja.w

30.10.2003, 14:24
Lieber Shalom,
es ist ein sehr kostbares Geschenk, Du hast recht.
Danke das Du es mir gezeigt hast.
Liebe Grüsse
Rollo

30.10.2003, 17:10
Hallo,

irgendwie geht es mir schlecht. fühle mich wie gelähmt und meine ohren pfeiffen. denke immer an meinen papa, wie er da in der notaufnahme sitzt. so zusammengesunken und traurig. er hat sich mit den worten von seinem hund verabschiedet."henry, jetzt komm ich nicht mehr wieder, es ist vorbei." das hat er die anderen male, als er ins krankenhaus gekommen ist, nicht gesagt. das hieß es immer nur, "henry, pass gut aufs haus auf, bin bald wieder da".
glaubt ihr das ein mensch sowas merkt. das er sterben wird, noch bevor die ärtze es sagen? ich weiß sonst, sag ich immer kopf hoch es kommen wieder gute zeiten. ich weiß auch das sie jetzt wieder kommen werden, aber ich trotzdem jetzt traurig. mein vater fehlt mir so sehr, da könnte ich manchmal verrückt werden. mein kollege der neben mir sitzt, hat vor 3 jahren seine frau an krebs verloren. sie war erst 52 jahre alt. mit ihm rede ich ab und zu über alles. er hört mir zu weiß was ich meine.
ach irgendwie bin ich heute depri. ich verabschiede mich bis morgen.

liebe grüße
anja.w

30.10.2003, 19:17
Liebe Anja,
ich weiss wie es Dir geht und wie Du Dich fühlst.
Ich halte Dich ganz einfach fest in meinen Armen.
Dein Rollo

03.11.2003, 21:39
Lieber Rollo,

danke für deine Worte. habe mich nicht gemeldet, weil ich erst mal wieder mit allem klar kommen mußte.hoffe dir geht es gut. bei mir ist es so lala.

denke an dich.
lieben gruß
anja.w

04.11.2003, 20:32
Liebe Anja,
ich wünsche Dir das es bald wieder besser geht. Habe oft an Dich gedacht.
Mir geht es, denke ich, so wie Dir. Ich war heute wieder am Grab, muss die sonnigen, trockenen Tage ausnutzen.
Viele Grüsse
Rollo

06.11.2003, 17:58
Lieber rollo,

sorry, das ich im moment nicht soviel schreibe, aber sonst muß ich immer an alles denken. ich vergesse euch nicht und werde mich bald wieder mehr beteiligen.
hoffe dir geht es einigermaßen. bei mir geht es so lala, habe im moment auch wieder viel stress auf der arbeit, aber das lenkt ab.
ich denke viel an dich. fühle dich gedrückt.

ganz liebe grüße
anja.w

08.11.2003, 08:00
Liebe Anja,
ich verstehe Dich voll und ganz. Mach dir wegen des Schreibens keinen Kopf. Wir müssen durch die nächsten Tage kommen und das wird schwer genung werden.
Ich bin sooft es geht am Grab meiner Frau. Habe wieder alles neu machen lassen. Zu ihrem Todestag will ich daß das Grab besonders schön geschmückt ist. Ich rede auch immer zu ihr und ich glaube sie findet es Schön und Richtig was ich hier so mache.
Gestern habe ich ihr gesagt sie soll mir ein Zeichen geben ob sie billigt was ich mache. Danach war ich innerlich ganz ruhig geworden und mein Herz hatte einen wohligen (schönen) Schmerz.
Ich halte dir die Daumen Anja, ich wünsche Dir auch die nötige Ruhe und wieder eine Menge Glück. Ich denke oft an Dich und auch an alle die Anderen die hier mit mir geschrieben haben.
Viele Grüsse
Rollo

11.11.2003, 17:25
hallo rollor,

na wie gehts es dir? hoffe es geht dir gut. bei mir ist soweit alles ok. ich schaffe es im moment ganz gut alles zu verdrängen. versuche nicht sosehr auf die termine im kalender zu achten und mir immer wieder vorszustellen, wann was war.
mein kollege ist heute zu hause geblieben. sein vater hat die diagnose bekommen, das er noch ca. 6 wochen zu leben hat. da ist mir irgenwie richtig schlecht geworden, als man mir das erzählt hat.
natürlich gibt es auch kollegen, die sagen dann. warum bleibt er deswegen zu hause? ich habe meinen kollegen in schutz genommen und den anderen gesagt, hoffenltich kommt ihr nie in diese situation. dann wisst ihr warum man sich krank schreiben lässt. naja, die ignoranz einiger leute.

freue mich wieder von dir zu hören.
ganz lieben gruß
anja.w

14.11.2003, 09:17
Hallo Rollo,

heute vor einem Jahr hatte mein Vater seine OP. Danach haben sie uns gesagt, sie können ihm nicht mehr helfen.

Lieben Gruß
anja.w

17.11.2003, 12:50
Hallo liebe Anja,

Finde ich toll von dir, dass du deinen Kollegen in Schutz genommen hast. Und du hast Recht, denen die sich wunderten, warum er zu Hause geblieben ist, kann man nur wünschen, dass sie nie in eine solche Situation kommen mögen.
Doch fast für jeden kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo er versteht.

Ich glaube es ist gut, wenn du versuchst nicht zu sehr auf die Termine zu achten, um dir vorzustellen, was da gerade Schlimmes passiert ist.
Ich bin sicher, es wird dir irgendwann gelingen, dass dir mehr die schönen Dinge die ihr zusammen erlebt habt in Erinnerung bleiben. Bei mir war es nach einiger Zeit so. Ich konnte dann bei diesen Erinnerungen lächeln, ohne dass es weh tat - und ich hatte da immer das Gefühl, mein Vater würde zurücklächeln. Ich wünsche dir sehr, dass das auch bald bei dir so sein wird.

Noch etwas ganz anderes, worüber ich kürzlich gestolpert bin - musste dabei an dich denken: Ein paar Worte von einem Diplompsychologen in Bezug auf Tinnitus:
Zitat:" Ohren sind die Organe des Gleichgewichts und des Hörens. Beim Ohrenklingen (Tinnitus) und beim Ohrensausen möchte man die eigene innere Stimme nicht hören" Zitat Ende

Keine Ahnung, ob da was dran ist - aber vielleicht ist es ein Denkanstoß.

Von Rollo soll ich dir liebe Grüße ausrichten - er hat dich nicht vergessen; wünscht dir das Beste. Er wird sich sicher wieder hier melden.

Liebe Grüße und alles Gute, vor allem, dass die schönen Erinnerungen an deinen Vater die Oberhand gewinnen!
Afra

17.11.2003, 14:58
Liebe Afra,

danke für deinen netten worte. Grüße bitte rollo ganz lieb zurück von mir. ich denke oft an euch.
ich bin bereits in behandlung bei einem therapeuten. mal sehen, ob es hilft.

also ganz liebe grüße
anja.w

19.11.2003, 18:04
Lieber Rollo, liebe afra,

hoffe euch geht es gut. bei mir ist heute alles ok. meine freundin hat mir mit der post einen selbstgemachten adventskalender geschickt. habe mich rießig gefreut.
die therapie die ich mache hilft mir im moment sehr. einfach frei von der leber über alles reden können. das hilft. ich habe das gefühl sie versteht mich.
also, ich hoffe sehr, das bei euch alles soweit ok ist. denke an euch.

viele liebe grüße
anja.w

20.11.2003, 17:20
Liebe Anja,

Es freut mich sehr, dass es dir ein bisschen besser geht! :-)

Schön, dass du das Gefühl hast, deine Therapeutin versteht dich. Ist ja oft gar nicht so leicht, den richtigen Therapeuten zu finden.

Auch wenn es nur in kleinen Schritten geht, Anja, Hauptsache es geht vorwärts - nicht wahr?

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und Kopf hoch!
Liebe Grüße
Afra

03.12.2003, 19:02
Hallo ihr lieben,
lange habe ich mich gescheut überhaupt noch einmal in dieses Forum zu gehen. Heute konnte ich mich überwinden es doch zu tun. Ich habe vor 9 Wochen meinen Mann an Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren der im Mai diesem Jahres erkannt wurde. Er wurde leider nur 34 Jahre alt.
Ich mache mir vorwürfe ohne Ende weil ich immer noch der Meinung bin ich habe zu wenig für ihn tun können.
Ich bin mit ihm überall hingefahren zu sämtlichen Kliniken. Aber überall hörte ich immer nur wie ihr mann der überlebt weihnachten nicht mehr. Für mich und meine beiden Kinder war eine Welt zusammen gebrochen. Die große von mir die ist 9 Jahre die hat alles mitbekommen und hat jetzt natürlich große Probleme um damit fertig zu werden. Sie macht mir viele Vorwürfe das ich ihn sterben gelassen habe und nicht genug getan habe. Das schmeist mich natürlich wieder um wochen zurück. Er hatte erst drei Chemos bekommen mit 5 FU und Carbaplatin. Die schlug natürlich nicht an. Danach bekam er wüchentlich Gemzar wo der Arzt mir gesagt hat das der Tumor zum stillstand gekommen ist. Er magerte ab konnte nichts mehr zu sich nehmen brach blut. Dann kam der Hammer. Er sollte einen Port gelegt bekommen ambulant. Danach konnte ich ihn auf der Intensivstation besuchen. Er lag im künstlichen Koma.Er erbrach bei der operation. Die haben ihn bis zu 4 Liter flüssigkeit aus der Lunge gesaugt.Da sagten die Ärzte er wird das Aufwachen nicht überleben. Er überlebte aber und ich war so stolz auf ihn das er noch soviel kraft hatte um alleine zu atmen. Ich dachte noch wenn Gott ihn gewollt hätte dann hätte er ihn da schon sterben lassen.Er kam dann nach 5 Tagen auf einer normalen station. Ihn hatten sie einfach da liegen lassen sich überhaupt nicht darum gekümmert. Er brach pures Blut aus. Da habe ich ihn auf eigener Verantwortung nachhause geholt. Das war an einen Dienstag. Das wochenende darauf folgten dann drei Schwächeanfälle. Er hyperventilierte vor Angst ich dachte ich schaff das nicht. In der ganzen Zeit wurde mein Wohnzimmer zu einem Krankenzimmer mit Tropf, Flasche zum Urin lassen und Medikamente. Ich war 24 Stunden wach das Tag für Tag ich ging ja schon fast auf den Brustwarzen. Keine Ahnung wo ich die ganze Kraft her nahm. Meine Kinder hatte ich vernachlässigt die kleine ist ja mal gerade 14 Monate und dann sowas. Dann bekam er Bluttrasnfusionen ganze drei Stück und am nächsten Tag das war mal wieder ein Dienstag der 23.09. den werde ich auch nie vergessen wo wir ins Krankenhaus mussten zur Magenspiegelung. Wir gingen hin er bekam die Spiegelung und innerhalb von 10 Minuten starb er in meinen Armen. Das ist mir immer noch unbegreiflich. Ich denke mir mal wenn die Ärzte von anfang an wenigstens bei mir mit offenen Karten gespielt hätten. Hätte ich meinen Mann wenigsten noch 4 schöne Monate machen können.
Und das macht mich einfach fertig. Je mehr ich darüber nachdenke um so trauriger werde ich. Aber das Krebsforum hat mir eigentlich in der ganzen tragischen Zeit viel unterstützung geboten. Aber wie sagt man das leben muss weiter gehen alleine wegen meiner Kinder.
Ich wünsche allen betroffenen wie mir das sie viel Kraft aufbringen so wie ich und alles durchstehen.
Viele Liebe Grüße

Tatjana

05.12.2003, 22:42
Liebe Tatjana,

es ist gut, dass du angefangen hast alles aufzuschreiben. mir hat es sehr geholfen. was du schreibst macht mich wirklich sehr traurig. es ist schrecklich was dein mann, du und deine kinder mitmachen mußtet. es ist eine harte zeit für dich und deine tochter. deine kleine ist noch zu klein, sie versteht ja noch nicht was passiert ist.
für deine große ist es schrecklich. ein erwachsener versteht diese furchtbaren dinge schon nicht, die mit einem menschen passieren. wie schlimm muß das alles erst für ein kind sein. der "starke Papa", plötzlich voller schmerz und auf fremde hilfe angewiesen. und dann ist er nicht mehr da. eine person zu der sie absolutes urvertrauen hatte ist gestorben, dass muß ein kind erstmal verkraften, sie meint es nicht so, dass du schuld bist. sie weiß einfach nicht mit ihrem schmerz umzugehen. ich bin 28 jahre alt und mein vater ist am 8.12.02 gestorben. mein mutter starb mit 35 jahren da war ich 2 jahre alt. an sie erinnere ich mich nicht mehr. es war sehr hart für mich, als mein vater starb. ist es auch jetzt noch. er war der einizge mensch auf der welt zu dem ich absolutes vertrauen hatte und dem ich alles sagen konnte. ich habe ihn und er mich bedingungslos geliebt. deine tochter hat jetzt nur noch dich. sie sieht wie du leidest und sie hat unterbewußt angst auch dir könnte etwas passieren. vielleicht ist es gut, wenn du dir prof. hilfe holst, bei der du und deine tochter über ihre trauer und ängste reden könnt.mir hilft es sehr. wenn du reden willst höre ich dir gerne zu. ich werde meine augen hier nach dir offen halten.
ich wünsche dir und deiner familie viel kraft. haltet zusammen. es ist schwer für dich, du willst weinen und mußt stark sein für deine kinder.

ich wünsche dir alles liebe und gute
anja.w

08.12.2003, 11:40
Hallo,

heute ist der erste Jahrestag meines Vaters. er ist am 8.12.02 um 16.48 uhr gestorben. er fehlt mir furchtbar und ich denke jeden tag an ihn.
ich liebe ihn überalles und mein herz schnürt sich zusammen, wenn ich an alles denke.

viel kraft für alle.
anja.w

08.12.2003, 15:03
Liebe Anja,
Lehn dich einfach an, ich halte Dich. Es ist jetzt sehr schwer, doch du wirst es schaffen. Ich weiß es. Schreib oder rede Dir den Schmerz von der Seele. Du bist nicht alleine.
Am 01.Dezember war auch für meine Frau der erste Jahrestag. Es war schlimm. Doch ich konnte meinen Schmerz rauslassen, mir wurde geholfen.
Mach es auch so, lass alles raus. Denk an übermorgen. Da hast Du doch etwas vor. Lenk Dich ab. Ich bin in Gedanken bei Dir

Rollo

08.12.2003, 15:27
Hallo ,
ich habe auch schon mal vor einem Jahr ins Forum geschrieben, da hatte mein Vater Lungenkrebs und ist im Sep. 2002daran verstorben. Letzte Montag ist meine Schwiegermutter an Krebs gestorben (oder vielmehr an den dazugehörigen Matastasen, denn der eigentliche Krebsherd ist nie entdeckt worden). Wir hatten in beiden Fällen Gelegenheit uns darauf vorzubereiten, aber man kann es nicht. Und was ich so erschreckend, es wiederholt sich alles, plötzlich steht mein Vater wieder überall, sein Gesichtsausdruck, sein schwerer Atem, sein leerer Blick, Entscheidungen die getroffen werden müssen und bei jeder fühlt man sich schlecht und hilflos. Und bei beiden waren die letzten Worte "Mama". Ich denke sie sind wieder zu ihrem Ursprung zurück. In diesen Moment sind wir wohl in der Welt des Sterbenden die "Fremden". Sie gehen in eine Welt die völlig neu ist oder vielleicht doch in eine die im Unterbewußtsein sehr vertraut.
Wir bleiben zurück voll Trauer, Fragen und Schuldgefühle. Aber auch wenn ich nicht gläubig bin, bin ich der festen Überzeugung das alles einen Sinn hat, den man nur erst nicht versteht. Unsere Aufgabe ist es mit den Erinnerungen an "unsere Verstorbenen" zu arbeiten und vor allen mit den positiven, sie haben uns ein größeres Vermächtnis hinterlassen, als nur die letzten Monate, Tage oder Stunden. Dieser Weg dorthin ist der schwierigste, aber ich denke sie alle haben es "verdient", dass man weiterlebt um sie weiterleben zu lassen. Das ist unsere größte Aufgabe, dieses Vermächtinis zu verwalten.
Im meinem Fall ist es bei meinem Vater sogar so, das meine Erinnerungen immer stärker werden, auch die vor dieser Krankheit. Ich sehe ihn plötzlich in meinen Träumen und er war neben mir in der Stunde als meine Schwiegermutter starb.

Hier noch eine kleine Anekdode, ich bin eigentlich Nichtraucher, mein Vater war starker Raucher und wenn ich heute zu seinem Grab gehe rauche ich eine "mit ihm" und wir sind uns dadurch näher als oft zu "Lebzeiten".
Ich wünsche Euch allen,dass Eurer Lieben die Möglichkeit bekommen in Euch weiterleben zu können ohne schlechtem Gewissen und sich immer zu fragen was hätte er wohl dazu gesagt, sondern aus einem Gefühl heraus aus dem man erkennt wie nah der Andere noch ist. Manchmal erkennt man es erst später, dass man etwas getan weil unsere "Lieben" es so wollten und wir sind nicht allein. Und ich denke , der eigentlich "Tod" ist so friedlich, wenn sie diesen Frieden gefunden haben, sollten wir ihn auch diesen Frieden mit uns machen. (Es hört sich hier alles so leicht an, ich weiss dass es das nicht ist, aber eine grosse Herausforderung).
Michaela

08.12.2003, 17:14
Liebe Tatjana,
ich schreibe Dir erst heute, weil ich vorher einfach nicht fähig war. Ich musste den ersten Jahrestag des Todes meiner Frau verarbeiten und trotz Hilfe war es noch sehr schwer überhaupt einen Gedanken fest zu halten.
Das was Du hinter Dir hast, das war grausam. Das was Du noch vor Dir hast ist auch schlimm. Doch wenn du es zulässt, dann helfen wir Dir. Es ist leichter, wenn Du Deinen Schmerz mit uns teilst. Bei mir war es jedenfalls so. Am Anfang wollte ich mir nicht helfen lassen. Ich dachte das Leid ist für mich allein. Dann merkte ich die Ehrlichkeit die man mir entgegen brachte und ich konnte mich langsam, Zentimeter für Zentimeter, wieder ans Leben wagen. Ich möchte hier noch einmal ganz besonders Shalom danken. Er hat den Stoß gegeben den ich brauchte.
Mache Dir, Tatjana, nicht die Vorwürfe, Du hättest nicht genug getan. Du verstrickst Dich sonst genau wie ich in den Teufelskreis aus dem man so schlecht wieder heraus kommt. Mache nicht den gleichen Fehler. Es stimmt nicht, Du hast Deinem Mann geholfen so gut Du es konntest. Mehr war nicht möglich für Dich. Deine Tochter macht Dir auch bestimmt keine Vorwürfe. Es wird so sein wie Anja es Dir geschrieben hat. Sie ist zu jung um den Verlust einfach zu verkraften. Ich war sechs Jahre alt als meine Mutter starb. Die Erinnerung habe ich heute noch. Ich glaubte auch, alle haben meine Mutti sterben lassen weil sie krank war und nicht die anderen Leute anstecken sollte.
Es ist nicht nur so gesagt, Du musst auch für Deine Kinder da sein, Deine Kinder brauchen Dich. Du hast auch durch Deine Kinder die Möglichkeit Dich abzulenken. Nicht nur dem Schmerz nachhängen.
Wenn du magst, dann schreibe einfach hier weiter. Alles was Dich bedrückt und Dir Angst macht schreibe es hier rein. Ich werde Dir auf jeden Fall immer antworten. Auch wenn es mal etwas länger dauert, ich schreibe auf jeden Fall.
Ich wünsche Dir viel Kraft.

Rollo

09.12.2003, 09:54
@Rollo:

Es freut mich sehr, wie Du Dich zum Positiven verändert hast: Du kannst nun sogar anderen Betroffenen Mitgefühl, Trost und Mut spenden.

Ich schreibe nur noch ab und zu Beiträge ins Forum (Forum: Angehörige, Hinterbliebene bzw. Rippenfellkrebs), aber wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Ich verfolge zumindest die Threads.

Es lohnt sich MUT ZUM LEBEN ZU HABEN, der Blick auf das Vergangene, das Gegenwärtige, das Zukünftige ändert sich dadurch wesentlich.

mit lieben Grüßen
Shalom

09.12.2003, 16:18
Lieber Rollo,

ich freue mich wirklich sehr, das du geschrieben hast. danke für deine lieben worte. ich weiß das ich es schaffen werde. manchmal besser und manchmal eben schlechter. ich hatte vor dem tag gestern schon ein wenig angst. aber dann war er nicht so schlimm, wie ich ihn mir vorgestellt habe. mein vater fehlt mir jeden tag egal welches datum es ist.

wie geht es dir? was hast du die ganze zeit über gemacht. was macht deine gesundheitl. verfassung? hoffe sehr, das es bei dir auch wieder besser wird.

vielen dank für deine worte.

lieben gruß
anja.w

09.12.2003, 16:27
Liebe Michaela,

deine worte mit dem vermächtnis trösten mich irgenwie. du hast recht. unsere eltern haben uns in die welt gesetzt, uns umsorgt und geliebt. es ist unsere pflicht in ihrem sinne weiterzumachen. mein vater hätte sich für mich gewünscht das ich einfach "glücklich" werde.

liebe grüße
anja.w

10.12.2003, 15:32
Liebe Anja,

von Afra und mir die herzlichsten Glückwünsche zu Deinem Geburtstag. Wir hoffen das Du den Tag heute wirklich so verbringst wie Du es uns einmal geschrieben hast.
Für die Zukunft wünschen wir Dir weiterhin viel Kraft. Lass dich nicht unterkriegen.

Wir denken an Dich,
Rollo

10.12.2003, 17:05
Lieber Shalom,

ich habe mich sehr über Deine Zeilen gefreut. Wirklich, richtig gefreut hat es mich, wieder etwas von Dir zu lesen.
Deine Worte damals, die waren es, die mich zum Umdenken gebracht haben.
Es ist nicht so, das ich die Schuldgefühle los bin, nein, das nicht, aber ich kann jetzt damit umgehen.
In den langen Gesprächen zu meiner Frau habe ich Frieden gefunden. Das was passiert ist, das ist in der Rückschau so am Besten für sie.
Sie wäre immer ein schwerer Pflegefall und auf meine Hilfe angewiesen gewesen. Sie hätte auch sehr leiden müssen.
Und was wäre aus ihr geworden, wenn ich nicht mehr da bin? Ich fühle, das meine Zeit hier zu Ende geht. Meine Krankheit schreitet schnell voran, die Schmerzen werden intensiver, ich werde immer schwächer. Meine Frau hätte ich also nicht mehr lange selber pflegen können und wie die Pflege durch Fremde ist! Es wäre jedenfalls nicht das Gleiche wie durch mich gewesen.
Es wird also alles so gewollt sein und ich habe zum Klagen keinen Grund. Ich durfte fast 25 Jahre lang das pure Glück erleben und leben. Wieviele können das von sich behaupten!
Und Shalom, ich habe Mut zum Leben. Auch wenn das jetzt wie ein Widerspruch erscheint. Ich würde gerne leben. Doch ebenso wie alle Anderen muss ich akzeptieren, das ich das nicht selber entscheide.
Dietrich Bonhoeffer hat es uns in seinem Gedicht, von guten Mächten, hinterlassen.
Ich würde Dir gerne noch mehr von mir erzählen, doch das betrifft dann nicht mehr mich alleine. Deshalb höre ich jetzt auf und hoffe sehr, das ich hier wieder einmal etwas von Dir lese.

Viele Grüsse, auch an Deine Frau,
Rollo

11.12.2003, 07:40
Lieber Rollo,

durch Krankheit und auch den Tod allerliebster Menschen kann man reifen, wenn man den Reifeprozeß denn zuläßt.

Es wird häufig so viel Lebenszeit gedankenlos vertan. Vertane Zeit ist jedoch verlorene Zeit. Wenn man selbst auf die Zeit zurückblickt, die man alleine oder mit seinem Partner zusammen verbracht hat, kann man eine kritische Würdigung vornehmen.

Du hast Dir den Blick wieder geöffnet für die zurückliegenden gemeinsamen Jahre mit Deiner lieben Frau; so tue ich es es auch im Rückblick auf mehr als dreißig Jahre Partnerschaft. Ja, es gab Irrungen und Wirrungen, es ist jedoch der wunderbare schöne
gemeinsame Weg in guten und in schweren Tagen gewesen, der mich im Rückblick sagen läßt:

Wir haben unser Leben mit Sinn und Liebe gefüllt, alleine dafür hat es sich schon zu leben gelohnt. Nun habe ich mir die Aufgabe gestellt, dieses mir geschenkte Leben weiter sehr bewußt und sinnerfüllt zu leben (ja, es auch zu genießen).

Wir können unsere Gegenwart sinnvoll und würdig gestalten (ob wir nun gesund oder krank sind), wir werden dabei von wunderbaren Mächten begleitet, egal was auch kommen mag.

Ich wünsche Dir Freude am Leben, Kraft für jeden Tag. Wir bleiben verbunden.

Ich wünsche Dir eine angenehme Advents- und Weihnachtszeit mit Deinen lieben Verwandten und Freunden.

Shalom

11.12.2003, 10:53
Liebe Tatjana,

ich weiß wie groß dein Schmerz ist, habe ich doch selber meinen lieben Mann am 25.11.2003 verloren. Siehe hierzu auch im Forum Weichteilsarkom. Meine 6 jährige Tochter hat auch ganz schön zu tun. Sie stellt so viele Fragen, die auch ich leider manchmal nicht beantworten kann. Und Vorwürfe brauchst du Dir auch nicht zu machen, du warst immer an seiner Seite. Was will man mehr? Obwohl, wenn ich ehrlich bin auch ich überlege ab und an: "Hätte ich nicht noch mehr tun können?". Aber ich finde darauf keine Antwort die ich mit "Ja" bestätigen könnte. Ich war Tag und Nacht, wie Du auch, da und mehr kann man nicht tun. Wenn selbst die Schulmedizin am Ende ist hilft nur noch viel, viel Liebe zu seinem Partner.

Auch ich wünsche Dir und deinen Kindern viel Kraft, ich weiß wie schwer ihr es habt. Man glaubt garnicht wie viele Menschen mit einen leiden, gerade wenn man so jung ist. Bin selber erst 27 Jahre u. dann schon Witwe, denke machmal so was gibt es doch eigentlich garnicht. Mein Mann ist nur 30 Jahre jung (????) geworden, er starb an einen Rhabdomyosarkom (G4) innerhalb von 11 1/2 Wochen. Es war furchtbar ihn so elendig und quälend liegen zu sehen. Diese furchtbaren Schmerzen, trotz Morphium. Ich spielte schon mit dem Gedanken ihm den Schmerztropf einfach auf die vollste Dosis zu erhöhen, das wäre vielleicht noch eine gute Tat von mir gewesen. Ich tat dies aber nicht, aus Angst es würde doch noch schlimmer werden bzw. man würde dies entdecken und mich dafür einsperren. Das Risiko konnte ich nicht für meine Tochter, die mich ja noch braucht, eingehen.

Jetzt aber genug davon, ich möchte diese letzten Wochen jetzt nicht noch einmal durchgehen.

Wie gesagt ich wünsch Dir und deinen Kinder alles erdenklich Gute. Vielleicht meint der liebe Gott es (wenn es Ihn denn gibt) jetzt besser mit uns beiden.

Drücke Dich und deine Kinder ganz doll.

Nancy

12.12.2003, 13:01
Lieber Rollo, liebe afra,

vielen dank für eure glückwünsche. habe mich sehr darüber gefreut. es ist wirklich lieb von euch, dass ihr daran gedacht habt.
ich habe meinen geb. genauso gefeiert, wie ich es gesagt habe. meine freunde und familie waren da. wir haben viel geredet und gelacht bis 2.30 morgens, obwohl die anderen am donnerstag arbeiten mußten. in gedanken hat mein vater mit mir gefeiert.

lieber rollo, ich freue mich das du mental in einer besseren verfassung bist. es macht mich aber auch traurig, dass es dir gesundheitlich schlecht geht. ich denke an dich und bin sehr froh das wir beide uns hier ein bißchen kennenlernen konnten.
freue mich wieder von dir zu lesen.

liebe grüße an dich und afra.
anja.w

13.12.2003, 15:00
Liebe Anja, Liebe Nancy, Lieber Rollo

ich danke euch recht herzlich für eure lieben und tröstenden Worte. Aber wist ihr man bekommt immer nur gesagt die Frau die schafft das die ist Hart. Aber wie es innerlich aussieht, das sieht nunmal keiner. Ich will es schaffen alleine für meinen Mann und natürlich für meine Kinder die mich letztendlich brauchen.

Die Zeit rückt immer näher auf Weihnachten das Fest der Liebe. Was ich am liebsten ausfallen lassen möchte. Je näher die Zeit kommt umso depremierter werde ich das geht euch bestimmt auch so. Aber die Zeit wird wohl unsere Wunden irgendswann heilen. Ich finde das klasse das auch betroffene Menschen so wie ihr alles es seid, das wir uns unter einander helfen können. Das ist sogar besser wie jeden Freund oder Freundin. Die Worte und Gedanken die helfen , das man weis das man halt nicht alleine da ist auf dieser großen weiten Welt.
Ich grüße euch alle und wünsche alles glück auf Erden
Tajana Burger

14.12.2003, 21:01
Liebe Tatjana,

ich werde Dir nicht sagen das Du hart bist und das Du es schaffen wirst. Nein das sage ich Dir nicht. Ich glaube aber das Du kämpfen kannst.
Und das wirst Du. Du wirst jetzt für Deine Kinder kämpfen und ihnen nicht nur Mutter sein, Du wirst auch eine ganze Zeit den Vater ersetzen. Du hast eine Aufgabe und Verpflichtung, und dieses, Tatjana, wird Dir helfen nicht zu verzweifeln.
Du hast ähnlich, wie ich meine Frau, Deinen Mann verloren als Du dachtest ihm wird geholfen. Ich weiss was Du für Gefühle hast. Und ob es mit der Zeit leichter wird, das kann ich nicht sagen. Es ist bei mir auch noch zu frisch. Aber lass Dich nicht von den depressiven Gefühlen runterziehen. Mache Dir und Deinen Kinder ein schönes Weihnachten und denke das Dein Mann bei Euch ist.
Er wird stolz auf Dich sein.

Ich wünsche Dir viel Kraft
Rollo

16.12.2003, 08:52
Hallo Tatjana, und alle anderen

ich weiß was du damit meinst, daß man immer stark sein soll. Meine Schwiegermutter sagte vor gar nicht langer Zeit, als ich mich von ihr verabschiedete, zu mir: "Auf Wiedersehen, KLEINE, STARKE Frau". Ich bin zwar klein (1,55 m), aber stark? Alle sagten immer zu mir: "Wie schaffst Du das nur, ich könnte das nicht!" Jeder kann stark sein, wenn er will. Ich mußte durch diese Schei...durch. Da kann man den eigenen Mann nicht hängen lassen. Ich habe alles versucht um ihn noch ein paar erträgliche Tage zu machen. Wer würde das nicht tun. Selbst die schwächste Person würde das tun.
Ich will jetzt einfach nur wieder normal leben. Es muß wieder der Alltag eintreten. Natürlich fehlt er mir total, aber ich bin der Meinung man muß sich neue Ziele setzen. Das Leben geht auf einer anderen Art und Weise weiter. Ich will den Kopf nicht hängen lassen, ich will trotz alledem mit meiner Tochter lachen. Ich denke das wäre auch im Sinne meines Mannes. Was hilft es immerzu nur zu grübeln "Warum". Diese Krankheit ist einfach schrecklich und ich will sie vergessen, aber nicht meinen Mann und die schönen Erinnerungen an früher.
Ich lebe jetzt unseren Traum (ziehen demnächst in unser neues Haus ein) weiter, alleine mit meiner wunderbaren Tochter. Wenn ich sie nicht hätte, dann wüßte ich nicht mehr was ich tun sollte, man hätte dann keine Aufgabe mehr. Aber in meiner Kleinen steckt noch ein großer Teil von ihren Papa und das gibt mir den Mut den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Vielleicht hilft Euch mein denken, würde mir wünschen das ihr trotz dieser schweren Zeit ein schönes Weihnachtsfest mit Eurer Familie habt. Setzt die Traurigkeit ab, schon allein für unsere Kinder und die Verstorbenen.
Nancy

23.12.2003, 16:44
Hallo Ihr Lieben,

ich wünsche Euch allen ein paar friedliche Festtage und einen guten Rutsch ins Jahr 2004. Vor allen Dingen Gesundheit, denn etwas wertvolleres besitzen wir nicht.

Liebe Grüße und danke für Eure Unterstützug

Anja w.

24.12.2003, 15:57
auch von mir an Euch alle,
die besten Wünsche zu Weihnachten und ein gutes, friedliches, Neues Jahr.
Rollo

25.12.2003, 02:04
auch von meiner kleinen Familie wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten und ein neues hoffentlich gutes Jahr.
Tatjana

18.01.2004, 20:42
Lieber Rollo,

ich hoffe es geht dir gut. würde mich freuen wieder von dir zu lesen.

ganz liebe grüße, ich denke oft an dich.
anja.w

22.01.2004, 20:26
Liebe Anja,

ich freue mich das Du Dich wieder gemeldet hast. Ich würde Dir gerne schreiben das es mir gut geht, aber das wäre nicht die Wahrheit.
Morgen werde ich nach ca. 14 Tagen das erste Mal wieder zum Grab, zu meiner Frau gehen. Ich hoffe das ich das gut schaffen werde.
Entschuldige Anja, das ich heute nur so wenig schreibe, aber nach dem Besuch bei meiner Frau werde ich mich ausführlicher bei Dir melden.
Bis dahin auch liebe Grüsse
Rollo

23.01.2004, 14:17
Lieber Rollo,

es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht. hoffe du hast den besuch am grab deiner frau heute einigermassen verkraftet. ich schaue wieder rein und habe sehr gerne ein offenes ohr für dich. über deine gesundheit, deine trauer egal was, ich bin für dich da.

lieben gruß
anja.w

05.02.2004, 15:48
Liebe Anja,

ich komme erst jetzt dazu Dir zu antworten. War ein bisschen viel durcheinander bei mir.
Ich konnte nicht wie vorgesehen zum Grab meiner Frau, ich war doch noch zu krank, bin immer wieder umgefallen und habe die meisten Tage im Bett verbracht. Dann hat mich mein Hausarzt noch ins Krankenhaus überwiesen. Doch auch dort wusste man mit mir nichts anzufangen und hat mich wieder nach Hause geschickt. Und so komme ich erst jetzt zum Schreiben.
Es ist doch nicht so wie ich geglaubt hatte, das es wieder bergauf geht. Irgendwo auf dem Weg bin ich gestürzt und wieder ins Loch gefallen. Die Farben waren wieder weg, es war alles wieder wie früher. Ich weiss nicht, irgendwie glaube ich auch, das ich garnicht will das es mir besser geht.
Aber wie ist es mit Dir Anja? Ich hoffe du machst es besser als ich. Ich freue mich auf eine Antwort.

Liebe Grüsse
Rollo

06.02.2004, 15:40
Lieber Rollo,

irgendwie kann ich dich ja verstehen. ich vermisse meinen vater so sehr, das mir die luft zum atmen fehlt und ich das gefühl habe eine faust greift um mein herz.
ich glaube so einfach kann man das alles nicht verkraften. ich will gar nicht sagen kopf hoch, an manchen tagen ist die trauer eben stärker. ich hoffe aber für dich, das auch wieder die farbigen tage kommen und du wieder neuen lebensmut findest.
es tut mir leid, das es dir auch gesundheitlich wieder schlechter geht. warum konnten die ärzte dir nicht helfen? hast du hilfe zu hause. kümmern sich deine kinder um dich?

eine gute nachricht habe ich: wir haben einen bauplatz gekauft und fangen im märz an zu bauen. mein vater wäre stolz. er war ja maurer und wir bauen ein massivbau, freistehend. so wie er es immer gesagt hat. hoffe er hält die hand über alles.

lieber rollo, ich denke oft an dich und hoffe wirklich du schaffst es.

alles liebe
anja.w

10.02.2004, 19:18
Liebe Anja,

das Ihr jetzt einen Bauplatz habt, das freut mich. Ich drücke Euch die Daumen daß das Wetter im März schon so schön ist und Ihr loslegen könnt. Da kommt bei mir richtig Freude auf.
Ich war auch inzwischen wieder auf dem Friedhof. Es ist zwar noch keine Zeit zum lange am Grab bleiben, aber für ein Gespräch reicht es. Ich bin zufrieden das ich es wieder soweit gebracht habe. Vielleicht, wenn das Wetter besser wird kann ich auch wieder länger bei meiner Frau bleiben.
Ich halte Dich auf dem laufenden Anja.

Alles Gute für Euch und viel Spass beim Planen.

Rollo

11.02.2004, 12:48
Lieber rollo,

ich freue mich immer von dir zu hören. gestern war der 27 todestag meiner mutter. war ein komisches gefühl. ich begreife erst jetzt, wie schlimm es meinem vater damals und in den jahren danach gegangen ist. das hat mich zusätzlich runtergezogen. ich habe die trauer meines vaters als jugendliche nach sovielen jahren gar nicht so richtig ernst genommen. ich kannte meine mutter ja nicht und es waren ja jahre vergangen.
jetzt habe ich verstehen gelernt. ich vermisse meinen vater so sehr und das wird sich auch nie ändern. wie muß es ihm damals erst gegangen sein. du kannst es dir vorstellen, wie schlimm es ist, seine frau zu verlieren. mein vater hatte noch zukunftsangst mit 3 kleinen kindern. ich bewundere ihn, wie er alles geschafft hat.

es freut mich, das du wieder bei deiner frau warst. ich fahre nächste woche wieder zum friedhof. du weißt ja die entfernung.

alles liebe
anja.w

19.03.2004, 02:41
Lieber Rollo, Liebe Anja,

ich sitze hier seit 1,5 Stunden und heule beim lesen, obwohl ich mich sehr darüber freue, wie positiv sich Eure Trauer gewendet hat, trotz der farblosen Löcher. Ich hoffe, dass es Euch gut geht, denn es erschreckt mich, dass es seit über einem Monat keinen Eintrag mehr gegeben hat. Euch beiden, und auch den Anderen, wünsche ich von Herzen alles Gute.
Andrea

27.03.2004, 08:11
Hallo liebe Andrea,

ja, Rollo hat länger nicht mehr geschrieben. Es ist nicht so, dass er nicht an euch hier denkt. Aber ich weiß nicht ob du das kennst - manchmal möchte man zwar schreiben, kriegt aber die Worte nicht auf's Papier (in dem Fall in den PC).

Es geht ihm einigermaßen - es ist halt ein Auf und Ab - aber er kämpft. Ich bin sicher er wird auch selbst wieder hier schreiben - vielleicht wenn es draußen endlich mal länger Frühling wird.

Liebe Grüße und alles Gute euch von Rollo und mir.

Afra

shalom
20.06.2006, 11:20
Hallo lieber Rollo,

ich habe Deinen (von Dir begonnenen) Thread mal nach oben geholt und nochmals schmerzlich Dein und mein Schicksal nachvollzogen.

Dein Thread war für uns deshalb so bedeutsam, weil er sich intensiv damit auseinandersetzte, ob wir wirklich alles für unsere nun verstorbenen Frauen getan haben, ob wir ihr Schicksal durch unser Tun hätten beeinflussen können, ob wir nun ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn wir weiterleben.

Dir ist es damals körperlich und seelisch gar nicht gut gegangen, Du hattest aber eine gewisse Zuversicht und Lebensfreude zurückgefunden.

Auch wenn ich im Augenblick nicht weiß, wo Du nun weilst, es tat sehr gut, mit Dir schwere und schöne Gedanken auszutauschen. Danke für den wunderbaren Austausch, der uns beiden bewußt gemacht hat, wie wertvoll die Zeit mit unseren geliebten Lebensbegleitern war.

Wo Du auch bist, es möge Dir gut gehen.

Wir waren unsichtbar verbunden.

Shalom