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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : bebe ist tod


marion1963
10.04.2010, 19:48
Meine Mama, die hier im Forum (und nicht nur hier) so vielen immer wieder Mut gemacht hat, dazu ermuntert hat, zu kämpfen, hat ihren eigenen Kampf verloren. Ihr Körper konnte nicht mehr, hatte sich schon gegen die letzte Chemo gewehrt.

Am 07. April 2010 haben wir sie für immer verloren.

Ich bin unsagbar dankbar, dass wir unsere Mutter noch fast 20 Jahre länger als nach ihrer ersten Krebserkrankung prognostiziert wurde, haben durften.

Sie hatte in der letzten Zeit immer wieder gesagt: "Ich kann nicht mehr." Sie wollte sterben.

Ich bin auch unendlich dankbar, dass wir Geschwister uns von unserer Mama verabschieden durften und sie sich auch von uns. Dass uns die wenige Zeit geblieben ist, unmittelbar vor ihrem Tod, noch miteinander zu sprechen. Auch bin ich dankbar, dass ich sie bis zu ihrem letzten Atemzug begleiten durfte. Denn das war ihre größte Angst, alleine sterben zu müssen.

Aber dennoch für alle, die diese furchtbare Krankheit haben: Gebt nicht auf. Kämpft, so lange ihr könnt. Die letzte Untersuchung hatte ergeben, dass es eigentlich noch keinen Grund zum Sterben gab. Die Blutwerte waren in Ordnung, die Organe waren ohne Befund und die Metastasen in der Lunge hätte man in den Griff bekommen können. Leider erfuhr ich das erst einen Tag nach ihrem Tod von der Uni-Klinik. Wäre der Anruf von denen ein paar Tage eher gekommen, hätte meine Mama vielleicht den Kampf wieder aufgenommen.

Ich bin unendlich traurig.

Marion

Auf dem Stern, auf dem du jetzt bist, gibt es keine Schmerzen. Lebe wohl, Mama. Ich hab dich lieb.

marion1963
10.04.2010, 20:06
Das schrieb meine Mama noch am 08. März 2010:

Einige Tage bevor ich zu meiner Darmkrebs-‚ OP ins Göttinger Klinikum ging, wachte ich morgens tränenüberströmt auf. Ich versuchte, mich an meinen Traum zu erinnern: Ich sah eine 3-Zimmer-Wohnung, ohne Dach. Im linken Zimmer wuselte meine ganze Familie, im mittelsten stand ich und rechts sah ich am Fenster meine verstorbene Schwiegermutter und an der Tür zu mir meinen verstorbenen Mann. Ich lief natürlich sofort auf ihn zu, aber er stieß mich immer wieder weg. Ich wurde ärgerlich, weinte, stampfte mit den Füßen, und fragte, ob er denn lieber bei seiner Mutter (wir hatten uns leider nie verstanden) sein wolle als bei mir. Wir haben uns doch geliebt!!!?!!! Da gab er mir einen Stoß und ich flog durch das ganze Zimmer und landete mitten zwischen meinen Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln und wurde wach.
Nachmittags besuchte mich Pastor Langer und deutete den Traum ebenso wie ich. Nur meinte er noch: Schön, dass kein Dach da ist, da kann Gottes Segen Sie direkt erreichen.

Als ich das meiner Ärztin erzählte, meinte sie, ob ich gezählt hätte, wie oft mein Mann mich fort gestoßen hat, dann wüsste ich jetzt, ob ich noch einmal ins KH muss.

Szenenwechsel:
Inzwischen habe ich etliche OP´s hinter mir, Darm, Leber, Lunge und gegen die Lungenmetastasen bekomme ich Chemo, wobei es mir nach jeder Chemo schlechter ging und eines Mittwochs war es so schlimm, dass ich weder Essen noch Trinken konnte und mich freiwillig, weil es halt wirklich nicht mehr ging, ins KH bringen ließ. Leider auf die falsche Abteilung, weil ich ja als erstes Darmkrebs hatte, eben auf diese Abteilung. Und mir ging es immer schlechter. Eines Nachts konnte ich gar nicht mehr, ich bekam absolut keine Luft, bei jedem versuchten Atemzug sah ich schwarze Polder, die ich nicht überwinden konnte. Ich hab im Leben noch nie so inbrünstig gebetet: Lieber Gott, mach ein Ende, aber er hat mich nicht erhört. Zuletzt hab ich nur noch gedacht, ich denke, bei dir sind alle gleich und dann nur noch: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Morgens gegen halb fünf hab ich meiner Tochter ne SMS geschickt, ob sie vor der Arbeit vorbeikommen könne. Sie ist sofort mit ihrer Tochter, sie ist Altenpflegerin, zu mir gedüst und ich höre meine Enkelin noch flüstern: Mama, ich glaube, Oma stirbt. Dann bin ich eingeschlafen oder ohnmächtig geworden und erst gegen zehn wieder zu mir gekommen, da saß ich auf dem Toilettenstuhl und meine Enkelin hat mich gewaschen.
Jetzt habe ich also zweimal in das andere Zimmer gewollt und bin nicht eingelassen worden. Und deshalb glaube ich, dass ich jetzt in dem Zimmer bin, in dem sich meine Familie aufhält und doch noch einmal gesund werde.
Diese Erfahrung hat mich ein wenig optimistisch gemacht und vor allem hat sie meine Glaubenseinstellung grundlegend geändert.

IreenS
10.04.2010, 21:35
Hallo Marion,

aufrichtiges Beileid zum Heimgang euerer Mutter.

Ich denke, es ist immer ein gutes Gefühl,
wenn man Abschied nehmen konnte,
wenn man da sein konnte bis zum Ende.

Deiner Mutter hat es gut getan
und für dich wird immer das gute Gefühl da sein,
sie bis zu ihrem Tod begleitet zu haben.

Ich wünsch dir und deiner Familie
alles Gute in diesen schwierigen Tagen

Ireen

Das einzig Wichtige im Leben
Sind die Spuren von Liebe,
die wir hinterlassen,
wenn wir weggehen.
Albert Schwweizer

Ute08
10.04.2010, 22:33
Liebe Marion
ich möchte dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit wünschen.
Leider weiß ich genau, was du jetzt mitmachst.
Da es keine tröstenden Worte gibt, fühl dich einfach ganz lieb
:knuddel::knuddel::knuddel::knuddel::knuddel::knud del:
Ganz liebe Grüße
Ute

marion1963
11.04.2010, 11:08
Liebe Ireen, liebe Ute,

danke für eure lieben Worte.

Traurige Grüße
Marion

KGM
11.04.2010, 13:05
Liebe Marion,

es tut mir leid!

Den Traum den deine Mama beschrieben hat find ich aber total schön! Nun ist sie wieder bei ihrem geliebten Mann. Und muss ja keine Schmerzen mehr erleiden.

fühl dich lieb gedrückt!

Sause
11.04.2010, 16:30
Liebe Marion,

Bebe fehlt so sehr. Ihre Mails, die ich nie mehr bekommen werde. Auch werde ich niemals vergessen, wie sehr sie mich damals bei meinem Vater unterstützt und getröstet hat.http://www.krebskompass.de/forum/showthread.php?t=22644&highlight=pharynx
Wir haben uns nie persönlich kennengelernt und doch kann einem ein Mensch so viel bedeuten.

Ich wünsche euch nun eine Zeit der dankbaren Erinnerung.

Alles Liebe
Susanne