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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie lange lebt meine Mama noch?


Prinzessin700
09.05.2010, 18:05
Hallo,
ich bin neu hier und völlig durch den Wind. Meine Mama ist 70 und hat im April letzten Jahres diese schreckliche Diagnose Lungenkrebs bekommen. Nicht-keinzellig. Sie ist operiert worden und dann hat man zusätzlich den kleinzelligen entdeckt. Nach Chemo und Bestrahlung ist ihr Allgemeinzustand trotzdem immer schlechter geworden. Seit Monaten isst sie nichts mehr und kriegt nur noch ein bisschen Wasser runter. Ausserdem sind Metastasen an der Leber festegestellt worden. Nun liegt sie im Krankenhaus und es heisst, dass ihr Zustand als Endstadium zu bezeichnen ist und sie nicht mehr lange zu leben hat. Sie ist zeitweise verwirrt und kriegt Mrophium in Pflasterform. Wir sind 5 Geschwister und drehen bald durch, weil es Tage gibt, wo man denkt, sie rappelt sich doch nochmal hoch. Dann sind wieder Tage, wo man glaubt, sie überlebt die Nacht nicht.... Unsere Familie ist so furchtbar belastet, obwohl wir uns alle gegenseitig versuchen Kraft zu geben, wird es immer schlimmer. wir haben alle immer ein harmonisches Verhältnis gehabt und es gab Jahrzehnte nichts in der Familie was einem grosse Sorgen gemacht hat. Vor vier wochen hat sich mein Bruder das Leben genommen, weil er die Sache mit Mama nicht mehr ausgehalten hat, und sie weiss noch nicht mal was davon, weil wir ihr das bisschen Zeit die sie noch hat womöglich noch genommen hätten mit so einer Nachricht.
Keiner von uns hat Erfahrung mit solch einer Situation, und nun frage ich hier:
Woran merkt man, dass ein Mensch stirbt? Wie verhält er sich, was sind die Anzeichen für das akute Sterben?? Und wie verhält man sich dann wenn man dabei ist? Wie kann ich meiner mama helfen, gut auf die andere seite zu kommen? Wie sollen wir uns verhalten, wenn es soweit ist und was sind die akuten Anzeichen???
Sie will nicht sterben und kämpft bis zum letzten Moment, das hat sie gesagt. Aber dann guckt sie manchmal so ins leere, grinst, erzählt von einem Mann der dauernd da ist, dann wieder nicht... Sie erkennt uns manchmal, manchmal nicht.... Meistens sieht sie friedlich und harmonisch aus, oder traurig. Sie lebt manchmal in der Vergangenheit, wo sie noch jung und wir noch klein waren, dann wieder ist sie voll da...
Für Erfahrungen, die jemand gemacht hat, der in einer ähnlichen Situation ist oder war, wären wir sehr dankbar!! vielen dank....

Bremensie
09.05.2010, 19:55
Hallo Prinzessin,
es ist so dass das Sterben bei jedem anders ist. Ich kann dir nur sagen wie es bei meinem Lebensgefährten war. Auch er hatte Lungenkrebs. Ich bekam vom KH den Telefonanruf dass es mit ihm zu Ende ginge. Ich habe dann mit seiner Erwachsenen Tochter an seinem Bett gesessen und jeder hat eine Hand von ihm genommen. Er war nicht mehr bei Bewußtsein. Schmerzen hatte er nicht da er stark dosiertes Morphium bekam. Außerdem Beruhigungsmittel. Wir haben an seinem Bett gesessen und irgendwann wurde sein Atem immer weniger bis er für immer eingeschlafen ist. Ich denke dass Ärzte und Schwestern die Anzeichen kennen wann es soweit ist. Ich selber hatte vorher auch noch nie einen Menschen in der Sterbefase begleitet. Mein Lebensgefährte ist ganz ruhig eingeschlafen. Wir haben auch während dieser Zeit mit ihm gesprochen. Mein Lebensgefährte hat auch schon zu Hause starke Schmerzmittel nehmen müssen sodass er auch oft Phantasiert hat.
Mein Beileid zum Tod deines Bruders. Deine Familie hat wirklich einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Ich schicke euch allen ein ganz großes Kraftpaket.
LG Erika

Prinzessin700
10.05.2010, 08:51
Hallo Bremensie,
vielen Dank für Deine Antwort! mein beileid wegen deinem Lebensgefährten. Das muss ja auch wirklich schlimm gewesen sein.... Wenn es bei meiner mama so wird wie bei deinem Lebensgefährten, wäre es ja eine gnädige Art zu gehen... Meine Mutter war auch oft sehr verwirrt und hat phantasiert, aber seitdem sie statt tabletten ein Morphiumpflaster kriegt, ist sie öfter geistig da. ich frage mich allerdings, was für sie besser ist.... gestern wollte sie an dem flieder riechen, den meine Schwester ihr aus ihrem Garten mitgebracht hat und war dann furchtbar traurig, als sie rein GAR nichts gerochen hat.... Mir hat es fast das Herz zerrissen... Sie hat Blumen immer geliebt... Sie ist schon total abgemagert und ich hätte ihr so gerne nochmal den Blick auf eine Blumenwiese ermöglicht!! Aber wie soll ich sie transportieren, das geht doch nicht oder???
Liebe Grüsse zurück

mahanuala
10.05.2010, 16:42
hallo prinzessin

ich denke , daß es für euch alle (als familie und für deine mutter) sinnvoll wäre von einem palliativen pflegedienst begleitet zu werden.
die können auch seelische unterstützung bieten und euch auftretende situationen erklären bzw dabei untersützen.
ein sterbeprozeß oder ein prozeß langer krankheit ist sehr schwierig und die begleitung durch menschen, die solche prozesse kennen und professionell unterstützen können ist oft eine sehr sehr große entlastung.

mir tut es leid, daß dein bruder aus dem leben geschieden ist und ich möchte dir mein mitgefühl ausdrücken.
meist ist die entscheidung zum suizid aber von vielen vielen ereignissen begleitet und eine belastung wie eure nur der auslöser...

dir und deiner familie alles gute!
mahanuala

rosa.sputnik
12.05.2010, 03:48
Liebe Prinzessin,

es tut mir so leid was Dir/Euch da alles passiert...

Meine Mom ist vergangenen Sommer an einem Kleinzeller verstorben... aber schon drei Wochen vorher sah sie andere Leute...
Meine Vater (seit 22 Jahren tot)... eine zarte dunkelhaarige Frau, einen Mann der Essen probiert hat...

Als sie letztendlich starb war sie gar nicht mehr ansprechbar, hat auch auf nichts reagiert... aber,... das ist wohl bei jedem Menschen anders...

Ich schick Dir ganz viel Kraft

Ganz liebe Grüße
Jasmin

Prinzessin700
12.05.2010, 13:39
Vielen dank für eure liebe Anteilnahme... Seit gestern ist sie auf einer palliativ-Station und man fühlt sich wirklich besser, wenn profis um einen rum sind. Aber immer wenn ich da bin, fragt sie mich, warum sie eigentlich nicht mehr laufen kann und wie sie eigentlich in diese situation gekommen ist. Scheinbar vergisst oder verdrängt sie, was die Ärzte im Krankenhaus ihr gesagt haben. Ich kann ihr aber doch nicht jedes Mal wieder diese furchtbare Nachricht überbringen, dass sie zu schwach für eine Chemo war und deshalb ihre Krebszellen nicht aufzuhalten sind und sie bald sterben muss!!! Was meint ihr, wie ich ihr da antworten könnte??

rosa.sputnik
12.05.2010, 13:49
Liebe Prinzessin,

ich habe meiner Mom in dieser Situation gesagt, dass sie momentan zu schwach für eine Chemo sei und jetzt erst einmal gepäppelt würde.
Das hat sie dann immer etwas beruhigt.

Alles Liebe
Jasmin

Mariesol
12.05.2010, 13:57
Hallo Prinzessin,

ich stimme Jasmin zu. Auch ich habe meinem Vater gesagt, dass er nun auf der Palliativ gepäppelt wird. Über ein baldiges Sterben haben ich niemals gesprochen. Wir haben zwar alles für den Tag X sehr gut geregelt, aber diesen Zeitpunk nicht näher umrissen.Das kann man letztendlich auch gar nicht.Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell geht. Mein Vater hat sich sehr bewusst aus diesem Leben geschlichen, auch wenn er oft so rüber kam, als würde er gar nicht begreifen, welch schlimme Krankheit in ihm tobt.
Ich wünsche Dir die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt und alles Liebe und Gute für Euch

Mariesol

Reinhard
12.05.2010, 15:10
Ich war mal kurz vorm Sterben.

Ich merkte es daran, daß sich der Geist weigert sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Man denkt sich ja immer was, auch wenn man an nichts denkt.

Auf einmal war das blockiert und ich war gezwungen, mich mit dem nahen Tod auseinander zu setzen.

Schlimm war das nicht, nur gänzlich neu und am Anfang auch nicht einfach.

Wie man darauf reagieren soll?
Du bist ja selbst sehr matt und kriegst auch nicht mehr alles mit und bringst vielleicht auch manches durcheinander. Ich würde sagen, den Kranken nicht überfordern und nicht zu viel erwarten.

Mir war selbst dann noch nach einem Scherz zu Mute. Es ist also nicht unbedingt traurig.

"Ich kann ja morgen liegen bleiben".

Ich habe mich sehr gut erholt und fühle mich zur Zeit "fast" gesund.

LG Reinhard

Prinzessin700
13.05.2010, 19:57
hallo nochmal,
was reinhard geschrieben hat, fand ich sehr interessant, kann man sich gut vorstellen, wie er das empfunden hat... Auf ser Palliativstation geht es Mama leider nicht gut, weil sie dauernd traurig ist, dass sie nicht mehr aufstehen kann und auch sonst nicht mehr selbständig ist. Wenn wir sie ablenken und mit dem Rollstuhl in das cafe gehen, ist sie wieder traurig, weil sie andere leute sieht, die zwar alt sind aber zumindest noch mit rollator gehen können. So hilflos dazustehen ist furchtbar für uns.... Zu meiner Schwester hat sie gesagt, dass wir sie ja ganz schön schnell abgeschoben hätten und war traurig... wer hat sowas schon mal mitgemacht???

Ute08
13.05.2010, 20:34
Hallo,
ich kann dir keinen Rat geben,
möchte dir aber einen lieben Gruß da lassen.
Und :knuddel::knuddel::knuddel:
Ute mit Mel im Herzen