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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeiten während der Chemo-Zeit?


sanne_62
24.08.2010, 11:37
Hallo zusammen,

da mein Job mir wenigstens ein bisschen das Gefühl gibt, "normal" zu sein und das gut für das Selbstbewußtsein ist ;) würde ich auch in der Chemo-Zeit gerne etwas arbeiten. Natürlich nicht voll, aber vielleicht in den Wochen, in denen es mir einigermaßen geht.

Wer hat Erfahrung damit und kann mir ein paar Tipps geben?
Kann ich ins Büro gehen (Achtung: Großraumbüro mit Klimaanlage!) oder soll ich lieber nur von daheim aus arbeiten (geht zu einem gewissen Grad auch)?
Kann ich auf kurze Geschäftsreisen (2-3 Tage) gehen?
Wie mache ich das am besten mit Krankmeldung/Krankenkasse? Immer nur tageweise krankschreiben lassen ist so umständlich.

Danke und Gruß
Sanne_62

Josefine92
24.08.2010, 12:09
Hallo Sanne,

ich kann deinen Wunsch nach "Normalität" sehr gut verstehen, das war das was ich mir während der Therapiezeit auch am meisten gefehlt hat.

Meine Ärzte haben mir davon abgeraten weiter arbeiten zu gehen und so war ich während der ganzen Zeit zu Hause. Ich habe jeden Tag versucht so gut wie möglich zu nutzen, denn wann hat man noch mal so viel Freizeit und vorallem Zeit für sich ? Ich habe viele Dinge tun können, die in unserer hektischen Zeit sonst im Alltag nicht möglich sind und habe es genossen ! Ich habe nicht zu Hause gesessen und gegrübelt sondern jeden Tag genutzt (soweit es mir gut ging natürlich).

Wie du die Therapie vertragen wirst und wie es dir gehen wird und wie leistungsfähig du sein wirst kann dir wahrscheinlich vorher niemand sagen. Am Anfang wirst du sicher kaum einen Unterschied merken, doch je weiter die Therapie fortschreitet wirst du mit Einschränkungen rechnen müssen.

Frag deine Ärzte ob und in wie weit du deiner Tätigkeit weiter nachgehen kannst/solltest. Ich kann dir nur einen Rat geben, versuch "negativen" Stress zu vermeiden und die freie Zeit die du "geschenkt" bekommst zu genießen !!! Ich halte es immer so: Ich versuche aus jeder Situation etwas Positives herauszuziehen !!!

Liebe Grüße
Josefine :rotier2:

BarbaraO
24.08.2010, 12:38
Hallo Sanne,
ich kann das auch verstehen, dass du so weit wie möglich in der Normalität bleiben willst.
Allerdings nützen Dir Erfahrungsberichte anderer Frauen wenig. Es kommt immer darauf an, wie Du die Chemo verträgst. Manche stecken das weg wie nichts, andere leiden wie arme Hunde. Wozu Du gehören wirst, weid sich noch zeigen.

Klimaanlage ist natürlich so ein Ding und Großraumbüro auch. Da kommt es auch auf Deinen Arbeitgeber an, ob er das Risiko, Dich (dort) zu beschäftigen, auf sich nehmen will.
Auf tageweise Krankschreibung wird sich auch kein Arzt einlassen. Das würde ja bedeuten, dass du ihn jedes Mal, wenn es Dir nicht gut geht, aufsuchen musst, da er Dich nicht "unbesehen" krankschreiben kann.
Es würde also so aussehen, dass Du trotz Krankschreibung arbeiten würdest oder ständig aus dem Plan fällst. Ob Das Deine Kolleginnen und Kollegen auf Dauer mitmachen wollen, ist sehr fraglich.

Sprich darüber doch bitte zuerst mit Deinem Arzt und dann mit Deinem Arbeitgeber und der Krankenkasse, denn in erster Linie ist das eine rechtliche Frage.

PS: Schau mal hier: http://www.krebs-kompass.org/forum/showthread.php?t=40662&highlight=arbeiten+chemo

Lieber Gruß

mary-lara
24.08.2010, 14:32
hallo sanne

ich kann dich verstehen, ich habe während der chemozeit auch gearbeitet, die chemowoche nicht aber die 2 darauffolgenden habe ich immer morgens gearbeitet. ich arbeite als stationsleiterin in einem pflegeheim und für mich wurde für ein halbes jahr ein ersatz eingestellt, worüber ich sehr dankbar bin. ich habe kleine arbeiten übernommen, half in der apotheke oder schreibarbeit in der verwaltung. es war eine super beschäftigung, ich hatte einen regelmässigen tagesablauf und beschäftigung und konnte auch wieder mal was anderes erzählen als nur vom krebs, das tat mir sehr gut.
wegen der ansteckungsgefahr habe ich mir auch im pflegeheim nie gross gedanken gemacht, meine blutwerte waren auch ziemlich gut, war sicher immer genug warm angezogen und habe meine hände öfters desinfiziert und ich hatte nie irgendwas...

liebe grüsse

Wasser13
24.08.2010, 14:51
Hallo Sanne,

wenn es Dein Wunsch ist, so normal wie möglich zu leben - warum denn nicht? Wenn Du die Chemo gut verträgst, tut Dir arbeiten vielleicht sehr gut (wie Du schreibst: mal nicht nur Thema Krebs) - siehe mary-lara. Und wie gut Du während der Therapie zurecht kommst, ... das siehst Du im Laufe der Zeit.

Vielleicht solltest Du Deine Vorgesetzten in Deine Überlegungen mit einbinden ...

Viele Grüße und alles Gute! ... :winke:

Gledi
24.08.2010, 15:19
...Kann ich ins Büro gehen (Achtung: Großraumbüro mit Klimaanlage!) oder soll ich lieber nur von daheim aus arbeiten (geht zu einem gewissen Grad auch)?
Kann ich auf kurze Geschäftsreisen (2-3 Tage) gehen?...

Das hängt nicht nur von deinem Befinden sondern vor allem von deinen Leukozyten ab. Bei einer stark erniedrigten Anzahl weißer Blutkörperchen ist weder Büro noch Geschäftsreise ratsam.

LG Gledi

ängel
25.08.2010, 10:37
Liebe Sanne,
bevor ich meine 1.Chemo bekam hatte ich mich gerade neu eingearbeitet nach Arbeitslosigkeit und hoffte auf Festeinstellung und wollte sehr gerne arbeiten gehen. Meine Ärzte und Schwestern haben mir dann abgeraten und dass war auch gut so. Die erste Woche nach der Chemo fühlte ich mich absolut nicht und in den zwei danach musste ich ganz langsam wieder in Gang kommen für die nächste Chemo.
Ich fühlte mich schon manchmal einsam und musste nach dem Sommer irgendwohin, nur raus, mal was anderes sehen.
Ansonsten habe ich viel gelesen, gestrickt, gestickt, gemalt, Marmelade gekocht, natürlich immer erst dann, wenn es mir gut ging.
Jetzt stand die Frage wieder: das Arbeitsamt wollte mich zu einem Lehrgang schicken. Ich hörte mir auch alles an obwohl ich schon wusste, dass ich wieder Chemo bekomme. Und ich wollte wochenweise oder halbtags hingehen oder die Unterlagen nach Hause holen, aber die Lehrer haben gesagt. nein, erst gesund werden. Jetzt, nachdem ich die erste Infusion hinter mir habe, bin ich froh, diese Belastung nicht zu haben. Die erste Woche habe ich flach gelegen, mit Fieber und Unwohlsein. Ich bin so froh, dass ich wirklich nur das machen brauche, was ich will!
Natürlich stimmt es und haben es schon öfter gesagt, jede Frau, jeder Krebs, jede Chemo ist anders.
Sprich mit deinem Arzt, Schwestern, Kollegen, Mann(?)
Ängel

carlen
26.08.2010, 08:31
Hallo Sanne,

wünsche Dir sehr, dass Du die Chemo gut verträgst.
Ich hatte kaum Probleme, hätte sicherlich von der Kraft her auch in der 2. und 3. Woche nach der Chemo arbeiten können, aber die Ärztin hat mir geraten, die Zeit zum Gesund werden zu nutzen. Das habe ich ausgiebig getan, viel Sport getrieben, gelesen, liebe Menschen getroffen, mit anderen einen Brustkrebs-Stammtisch gegründet und mich mit der Krankheit auseinandergesetzt.
Die Zeit hat mir gut getan. Ich konnte direkt nach der Reha wieder anfangen zu arbeiten, niemand hat mir meine Auszeit übel genommen. Im Gegenteil, es wäre für die anderen schwierig gewesen, da ich ja immer mal wieder ausgefallen wäre. Außerdem kenne ich mich - ich wäre sicher auch an schlechten Tagen arbeiten gegangen - und das wäre nicht gut gewesen.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die Chemo und die richtige Entscheidung für Dich - nur die ist wichtig - wir anderen können nur erzählen, wie es bei uns war.

Alles Gute,

Carlen

crocus
26.08.2010, 17:30
Hallo Sanne,
auch ich kann ein paar Erfahrungen für das Arbeiten gehen während der Chemo-Phase beisteuern.
Ich hatte 8 Chemo-Zyklen und damit fast ein halbes Jahr. Für mich war schon vor dem 1. Zyklus klar, ich will in der 2. und 3. Woche arbeiten gehen. Zu Hause kam ich mir so nutzlos vor.
Auch bei mir stand der Wunsch nach soviel Normalität und Alltag wie möglich im Vordergrund. Aber ganz am Anfang hat sich das schwieriger gestaltet, als erwartet. Meine Leukos und die Neutrofilen gingen dermaßen in den Keller, dass mich meine Hausärztin aus dem Verkehr gezogen hat.
Das war so ziemlich die schlimmste Phase für mich. Ich dachte ich krieg die Krise und war schon total panisch, dass das die ganze Zeit so bleiben würde.

Aber ich habe mich wieder hoch gekämpft und bin arbeiten gegangen. Ich habe aber ein paar "Spielregeln" beachtet. Ich habe nur 4-6 Std. täglich gearbeitet, ich habe "nein"-sagen gelernt, bzw. lernen müssen, ich habe das eigene Auto anstatt der öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, ich habe nach jedem Händeschütteln die Hände desinfiziert, ich habe ganz genau in mich hinein gehört, um wirklich die nötige Balance zu finden, zwischen dem was gut tut und was ich brauche und dem was mir schadet, ich habe versucht erkälteten Menschen aus dem Weg zu gehen (was garnicht so einfach war, da ich von Anfang Dez. bis Mitte Mai Chemo gemacht habe) und was auch ganz wichtig war, ich habe 2 tolle Chefs und noch viel tollere Kolleginnen und Kollegen, die mich bei meinem "Gastspielprogramm" unterstützt haben. Ich denke, es kommt auch viel auf das Arbeitsumfeld an, ob das Betriebsklima stimmt und einem die Arbeit freude macht.
Im Büro habe ich eine Perücke getragen, weil ich das Mitleid meiner Kundschaft nicht so gut ertragen konnte.

Auf Dienstreise war ich auch einmal, aber auch hier habe ich versucht mich an "meine Spielregeln" zu halten. Auch da hat der Arbeitgeber mitgespielt und mir die Fahrt mit dem eigenen PKW gestattet.

Es war manchmal aber auch hart. Und der Spruch "Chemo macht doof" ist nicht von ungefähr. Mir gings (und geht es heute 3 Monate nach der letzten Chemo) ähnlich wie Alexandra, ich hab ein Hasenhirn. Konnte ich mich früher auf mein Supergedächtnis verlassen, muss ich mir heute Vieles notieren und ich habe lernen müssen, meinen Schreibtisch aufzuräumen :embarasse

Mir hat das Arbeiten gehen aber in jedem Fall gut getan und durch diese Zeit geholfen. Ich bin nicht in das Fatique-Loch gefallen, weil ich mich neben der Arbeit auch noch an der frischen Luft bewegt habe.
Ich bin aber auch oft seltsam angeschaut worden. Es gab auch Leute, die meinen Wunsch arbeiten zu gehen nicht nachvollziehen konnten.
Auch in der Zeit der Chemo war ich, wenn ich mich so umgeschaut habe, die Einzige, die gearbeitet hat.

Ich habe eine neoadjuvante Chemo gemacht und nach der Ablation kam auch noch eine knapp 6 wöchige Strahlentherapie, die ich am 18.08. abgeschlossen habe. Auch während der Bestrahlungen hatten die Ärzte nichts dagegen, so dass ich 4 Std. arbeiten gegangen bin.
Auch das ging wieder ganz gut.

Ich denke, Du musst es ausprobieren. Abbrechen und krankschreiben lassen, kann man sich immernoch.

Sonnige Grüße
Rita:winke:

Mann44DN
26.08.2010, 17:53
Hallo,

da sich die Chemotherapien sehr unterscheiden und die Nebenwirkungen bei jedem anders sind, lässt sich dazu wenig Sinnvolles sagen.
An Deiner Stelle würde ich mich zuerst mal nicht krankschreiben lassen, jedoch den Arbeitgeber informieren, dass Du nur bis zu einem gewissen Grad arbeiten kannst.
Wenn Du spürst, dass es nicht mehr geht, dann sofort krankschreiben lassen.

Alles Gute

Pierre

Kegelzicke02
28.08.2010, 13:54
:winke:Hallo,

nur du weißt wie es Dir gerade geht. Ich habe insgesamt 8 Chemos bekommen und bin bis zur 7. Arbeiten gegangen, es tat mir gut. Mein Körper hat aber nach
der 7. schlapp gemacht und ich habe mich krankschreiben lassen. Meinen Arbeitgeber habe ich aber vorher informiert.
Ach ja, ich habe mir die Chemos immer Freitags geben lassen, damit ich am Wochenende etwas Ruhe hatte (habe 2 Kinder wobei das jüngste damals 2 Jahre alt war).
Also, höre auf deinen Körper der sagt Dir was du verkraftest und wann du aufhören solltest.
Alles Gute.:winke:

sanne_62
30.08.2010, 14:46
Hallo zusammen,

erst mal vielen, vielen Dank für die ganzen Antworten und Tipps, ich bin echt beeindruckt!
Die 1. FEC habe ich nun am letzten Mittwoch bekommen, Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen, aber arbeiten konnte und wollte ich nur stundenweise (und von daheim aus). Und am Freitag konnte ich wegen Problemen mit dem Port gar nichts machen. Also wurde meine Arbeitswut etwas gebremst ;)
Habe mich diese Woche sicherheitshalber noch krankschreiben lassen, werde nur von daheim aus ein bisschen was machen.

Gibt es für die Krankschreiberei eine gute Lösung? Ganze Tage und das 5 Tage die Woche kann und will ich eher nicht arbeiten. Die Krankenkasse meinte, ich müsse mich jeweils tageweise krankschreiben lassen, aber das ist ein Riesenaufwand.

Gruss
Sanne

Aktenfee
30.08.2010, 14:59
Ich bin auf Anraten meiner Ärzte insgesamt 9 Monate zu Hause geblieben. So konnte mich dazwischen immer ganz gut erholen. Mein Chef und meine Kollegen haben mich da voll bestärkt - Gesundheit geht vor! Ein Arzt sagte auch zu mir, an 2 Fronten sollte man nicht kämpfen.

Mal abgesehen davon ging es mir ja nur die 2 Tage nach der Chemo gut, dann kam der Einbruch und bis zur nächsten Chemo war ich dann wieder einigermaßen fit. Ich habe tageweise nur geschlafen.

stefuli1976
30.08.2010, 15:15
Hallo Sanne,

nun ich arbeite zwar nicht wirklich mache aber eine Qualifizierung zur Zeit die ich schon vor meiner Krankheitsgeschichte fest geplant war...ich mache es immer so dass ich die Chemo (alle drei Wochen) immer auf Mittwochs oder Donnerstag lege, am besten morgens, und dann hast Du in jedem Fall immer das Wochenende als verlängerung damit ich nicht allzuviel verpasse! das kam dann immer ganz gut hin, habe jetzt noch einmal Chemo
Habe das aber auch alles mit den Ärzten vom ATZ im Krankenhaus abgeklärt, dann mit der Einrichtung wo ich die Schulung mache und ebenso mit dem Arbeitsamt damit von dort aus kein Ärger kommen kann...die im Krankenhaus meinten solange es mir soweit gut geht und ich das machen kann wäre das kein Problem! Und es wäre auch positiv für´s gesundwerden, was Du halt bedenken musst ist immer dass Dein Immunsystem angreifbarer ist als sonst...d.h. achte drauf dass Du keinen kranken Kollegen zu nahe kommst denn das kann für Dich andere Auswirkungen haben!

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe Du bekommst das so hin für es für Dich am besten machbar ist!

GLG
Steffi

ängel
31.08.2010, 09:30
Hallo Sanne,
ich habe hier ja schon einmal geschrieben und meine Erfahrungen mitgeteilt.
Wollte nur noch einmal sagen, dass die chemos auch unterschiedlich sind.
Bei der EC ging es mir die erste Woche danach schlecht, genauso jetzt mit der Karboplatinchemo.
Die Taxotere bekam ich Mittwochs und Samstag ging es erst richtig los mit den Nebenwirkungen.
Du solltest es vielleicht wirklich erst ausprobieren. Wenn du nicht tageweise arbeiten willst, warum dann nicht halbtags?
Ich wohne auf dem Lande und bei 4 Stunden arbeiten würden insgesamt mit An-und Abreise 7 Stunden rauskommen ehe ich zur Ruhe käme.
Ich persönlich finde, der Körper hat ganz schön zu ackern mit dem ganzen "Gift", aber das muss jeder selbst sehen.
Schreib mal, wie du dich entschieden hast und es dir bekommt.
Viele Grüsse Ängel

NTH
31.08.2010, 11:52
Hallo Sanne,

zum Zeitpunkt der Diagnosstellung war ich als selbständige Unternehmensberaterin in Vorverhandlungen für einen großen und langfristigen Auftrag, den Aufbau eines komplett neuen Geschäftsbereiches.
Ich wollte die Verhandlungen dann abbrechen und wurde zu meinem Erstaunen von den Geschäftsführern gefragt, ob ich nicht "zwischendurch dann irgendwie ein bisschen" arbeiten könne und wir haben uns dann drauf geeinigt, dass ich versuche, jeweils in der dritten Woche zu arbeiten.
Ich habe es als Bedingung gemacht, dass kein Mitarbeiter des Unternehmens erfährt, dass ich in Behandlung bin und den Auftrag dann angenommen.
Ich habe dann 4 Tage nach der zweiten Chemo angefangen zu arbeiten. Nach der dritten habe ich nur noch einen Tag ausgesetzt und nach der vierten Nachmittags wieder gearbeitet (zu Hause).
Vollzeit habe ich nicht hinbekommen, ich habe immer so zwischen 30 und 35 Stunden geschwankt. Zum Glück ist das als Freiberufler leicht zu handeln ;-)

Ich denke, dass für MICH PERSÖNLICH dies ein ganz wichtiges Geschehen in diesem Prozess war, vor allen Dingen bin ich dem Unternehmen - für das ich heute als Leiterin zweier Abteilungen tätig bin - sehr dankbar dafür, dass sie an mich geglaubt haben, als ich es nicht mehr getan habe (ich hatte den Rentenantrag schon vor mir liegen) und dass sie mir etwas zugetraut haben, was ich mir selbst nicht zugetraut habe.

Binde deinen Arbeitgeber mit ein und versuche eine Variante zu finden, bei der du ohne Druck soviel arbeiten kannst, wie gerade geht.

Alles Gute
Nicole

sanne_62
31.08.2010, 13:47
Nochmal danke für die ganzen Inputs.
Momentan bin ich noch krankgeschrieben, arbeite aber jeden Tag ein paar Stunden von daheim aus (geht in meinm Job sehr gut). Natürlich habe ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen der Krankenkasse, aber wenn ich gar nicht arbeite kriege ich eine Depression und brauche einen Psychologen ;) das kostet dann auch Geld.

Da ich einen Vollzeitvertrag habe, kann nicht nicht so einfach nur teilzeit arbeiten. Das wäre aus finanzieller Hinsicht ja auch blöd, dann kann ich mich gleich krankschreiben lassen, da kriege ich volles Gehalt für's Nichtstun (mein Arbeitgeber zahlt auch auf's Krankengeld was drauf, damit ich keine finanziellen Nachteile habe, soweit ist es aber noch nicht).

Tja, bis jetzt keine gute Lösung in Sicht. Was ich mir vorstellen könnte: Diese Woche krankschreiben und ein paar Stunden am Tag von daheim arbeiten. Nächste Woche arbeiten (keine Krankschreibung) und die "vorgearbeiteten" Stunden dabei abfeiern. Ich weiß aber nicht, ob das rechtlich möglich ist.

Außerdem weiß ich ja auch noch nicht, wie sich meine Blutwerte entwickeln und wie's mir nach der nächsten Chemo geht.

Liebe Grüße
Sanne

sanne_62
28.09.2010, 12:26
Hallo zusammen,

habe das nochmal mit Krankenkasse, Personalabteilung und meinem Management abgeklärt.
Da ich mittlerweile auf Krankengeld bin, ist die einzige legale Lösung, zwischen Krankengeld und voll arbeiten hin und her zu wechseln.
Um nicht wirklich voll arbeiten zu müssen, werde ich ein paar Urlaubstage einfließen lassen (kann meinen Urlaub dieses Jahr sowieso nicht nehmen).
Ist zwar irgendwie doof von mir :o (da ich für volles Gehalt daheim bleiben könnte), aber ohne Arbeit muss ich nur grübeln und das ist nicht gut.

Gibt es eigentlich eine offizielle Regelung für wegen Krankheit nicht genommenen Urlaub? Ich habe ca. 20 Tage, die werde ich dies Jahr nicht mehr nehmen können...

Liebe Grüße
Sanne_62

carlen
28.09.2010, 13:46
Hallo Sanne,

habe während der Chemozeit (Juni bis November 2009) und auch in der Zeit danach (Op, Bestrahlung) nicht gearbeitet, was mir sehr gut getan hat.
Der gesamte Urlaub aus dieser Zeit ist mir geblieben, und ich konnte in diesem Jahr 10 Wochen Urlaub nehmen. Daher habe ich auch keine Wiedereingliederung gebraucht. Ich denke zu Deinen 20 Tagen kommen noch ein paar Tage Schwerbehindertenurlaub dazu, so war es jedenfalls bei mir. Du hast doch einen Schwerbehindertenausweis, oder?

Wünsche Dir weiterhin viel Kraft für die kommende Zeit.

Liebe Grüße,

Carlen

sanne_62
28.09.2010, 14:37
Hallo Carlen,

solange Ferien waren, fand ich das daheim sein auch ganz angenehm. Aber seit die Familie wieder in der Arbeit bzw. der Schule ist, finde ich es gar nicht mehr schön. Also arbeite ich lieber ;)

Ja, ich habe einen Schwerbehindertenausweis seit August, da kommen auch noch ein paar Tage dazu.
Und vielleicht sollte ich noch dazusagen, dass ich auf einem weiteren Zeitkonto auch noch ca. 80 Tage Urlaub habe (die nicht verfallen). Also ein paar Wochen extra Urlaub kann ich mir, wenn es mir wieder gut geht, sicher gönnen. :cool2:

Ich will nur die 20 Tage von diesem Jahr nicht verschenken (der aktuelle Urlaub verfällt bei uns zum Jahresende normalerweise).

Gruß Sanne_62

Jule66
28.09.2010, 15:00
Gibt es eigentlich eine offizielle Regelung für wegen Krankheit nicht genommenen Urlaub? Ich habe ca. 20 Tage, die werde ich dies Jahr nicht mehr nehmen können...

Liebe Grüße
Sanne_62

Hallo Sanne,
ich hatte extremes Pech,was meine Urlaubstage von 2009 anging.Ich war krank geschrieben von Ende Mai 2009 bis Anfang Juni 2010.
Ich hätte noch 20Tage Urlaub aus 2009 bekommen müssen-dieser wurde mir gestrichen,da er bis 31.5.2010 hätte genommen werden müssen:mad::mad::mad: Ich arbeite im öffentl.Dienst und so ist es auch im Tarifvetrag verankert:mad::mad::mad:-wußte nur keiner vorher,am allerwenigsten ich.
Natürlich könnte ich jetzt klagen-aber ob es Aussicht auf Erfolg hat:confused:-das sind dann Einzelfallentscheidungen.
Erkundige Dich am besten genau,wie das bei Euch geregelt ist.
lG,Jule

Gledi
28.09.2010, 15:12
...Gibt es eigentlich eine offizielle Regelung für wegen Krankheit nicht genommenen Urlaub? ...

Der in deinem Tarifvertrag festgesetzte Urlaubsanspruch bleibt bestehen. Zusätzlich vereinbarte arbeitsfreie Tage, z.B. um Fortbildungen zu besuchen, können verfallen. Das musst du mit deinem Arbeitgeber klären.
Dein Arbeitgeber darf eine Frist setzen, bis wann du alten Urlaub aufbrauchen musst und er darf dich zu einem "betrieblich günstigen Zeitpunkt" in den Urlaub schicken (d.h. wenn du z.B. in einem Restaurant arbeitest, in dem in der Vorweihnachtszeit viel und im Januar wenig los ist darf dein Chef auf Urlaub im Januar bestehen.).

LG Gledi

GlidingGeli
28.09.2010, 18:50
Hallo Jule,
hallo Sanne,

seit Januar 2009 gibt es ein Urteil von LAG Düssseldorf, das besagt, dass der Urlaubsanspruch nicht verfällt, wenn frau Langzeit erkrankt ist.
Allerdings kann der Arbeitgeber ihn auf die 20 Tage, die im Bundesurlaubstarif vorgesehen sind, kürzen. Ich war von Juli 2008 bis Juni 2009 krank. Mein AG hatte zunächst 15 Tage Resturlaub gekippt, ich habe Widerspruch eingelegt und dann im November 2009 bekam ich noch 5 Tage zugesprochen, ich war dann dann im Dezember zu Hause. Manche AG lassen sich auch drauf ein, den Urlaub in der Krankheitsphase zu nehmen.
Liebe Grüße
Angelika

sanne_62
29.09.2010, 10:48
Danke zusammen, jetzt habe ich zumindest ein paar Argumente, falls ich mit meinem Arbeitgeber diskutieren muss. Wir haben übrigens keinen Tarifvertrag, d.h. ich bin mehr oder weniger auf den guten Willen des AG angewiesen, aber das mit dem Gerichtsurteil ist schon mal nicht schlecht.
Jetzt schau ich erst mal wie ich das mit der Arbeiterei hinkriege, mache momentan alles von daheim. Aber die Leukos sind diesmal im grünen Bereich, vielleicht gehe ich auch mal ins Büro. Nur 40 oder mehr Stunden die Woche kann ich mir immer noch nicht vorstellen, also werde ich da ein bisschen Urlaub dafür opfern.

Liebe Grüße
Sanne_62

munkelt2010
29.09.2010, 12:31
Hallo Sanne,

ich hatte während der Chemo immer nur zwei Krankentage, dann Wochenende und am Montag wieder ins Büro.
Der Montag war immer hart, aber schon um die Mittagszeit fühlte ich mich besser.
Einen Teil meines Urlaubs habe ich für die vielen Termine und auch für die Bestrahlungen genommen, da bin ich ja oft schon um 14 oder 15:00 Uhr gegangen. Das fand ich einfach nur fair meinem Arbeitgeber gegenüber.

Bei der ersten Diagnose hat mir das Arbeiten geholfen, nicht zu grübeln, sondern Normalität zu leben. Meine Kollegen wussten Bescheid, aber nach dem ersten befangenen Momenten habe ich mich ganz normal verhalten und dann konnten auch meine Kollegen entspannen.
Liebe Grüße munkelt

sanne_62
30.09.2010, 10:33
Hallo Munkelt,

super, das entspricht in etwa dem, was ich mir als beste Lösung vorstelle. Ich bin auch bereit, dafür von meinem Urlaub zu opfern (kann ihn in nächster Zeit sowieso nicht nehmen).
Allerdings werde ich mich im Normalfall ca. eine Woche für jede Chemo krankschreiben lassen, damit ich wirklich fit bin.
Nur das nächste Mal nur für 3 Tage, da ich mit meinen Kollegen zu einem Offsite-Meeting fahren will (hoffentlich erlauben die Ärzte das).

Liebe Grüße
Sanne_62

sanne_62
02.12.2010, 15:23
Hallo zusammen,

kurzer Update zum Thema: Unter FEC lief das mit dem zwischen den Chemos Arbeiten ganz gut, da es mir normalerweise eine Woche nach der Chemo wieder ganz gut ging. Im letzen FEC Zyklus habe ich mir allerdings beim Offsite (ja, ich durfte mit) einen Infekt eingefangen und konnte dann gleich eine Woche lang wieder nicht arbeiten.

Unter Doc konnte ich allerdings nicht mehr weiterarbeiten, der 1. Zyklus war sehr nebenwirkungsreich, ich musste sogar kurz stationär ins KH. Daraufhin haben mein Mgmt und ich beschlossen, dass ich für die letzten beiden Doc-Zyklen auf Krankschreibung bleibe. Und das ist auch gut so, mittlerweile ist einfach mein Akku leer :schlaf:

Liebe Grüße
Sanne_62

ängel
02.12.2010, 17:18
Da tust du sicher recht, Sanne.
Das mit dem leeren Akku kann ich nachvollziehen.
Sicher ist es schön, im "normalen" Arbeitsleben zu bleiben, als dauernd an die Krankheit erinnert zu werden, aber wenn es nicht mehr geht...
Hier in Schweden höre ich immer wieder: werde du erst mal wieder gesund und dann sehen wir weiter.
Und das beruhigt mich doch.
Ich wünsch dir alles Gute für die nächste Zeit.
Ängel