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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tabuthema??? Depressionen, Tablettenabhängikeit und jetzt auch noch Krebs


GreenEye1972
29.08.2010, 09:10
Hallo zusammen!

Vielleicht kann mir hier ja jemand helfen, bzw. meine Frage beantworten.

Meine Mutter hat Brustkrebs, pT2, pN3 (18/18), M1 (Haut), V0, G2 (Stand April 2010).

Vor 2 Monaten wurde die Leber per Sono untersucht - hier vermutet man nun Metastasen, welche bis heute aber nicht bestätigt sind.

Vor 4 Tagen nun das Ergebnis der Augenklinik: Verdacht auf Metastasen beider Augenhöhlen. Die Sehnerven sind betroffen. Nun soll geklärt werden, ob Bestrahlung möglich ist. Wenn ich hierüber google, kann ich nicht viel finden - oder ich suche falsch. Kann mir jemand in dieser Sache weiterhelfen, oder hat Erfahrungen gemacht?

Wenn weitere Infos nötig sind, werde ich selbstverständlich versuchen, diese so gut wie möglich rüber zu bringen. Leider hat meine Mutter einen Leidensweg hinter sich, der den Rahmen des Niederschreibens in jeglicher Form an dieser Stelle sprengen würde.

Ich bitte vor allem um ehrliche Antworten!

Vielen Dank schon mal und einen sonnigen und ruhigen Sonntag!

GreenEye1972
29.08.2010, 20:40
Hallo zusammen!

Ich hab schon bei den Angehörigen geschrieben - vielleicht schreibe ich aber besser hier!?

Meine Mutter hat Brustkrebs, pT2, pN3 (18/18), M1 (Haut), V0, G2 (Stand April 2010).

Vor 2 Monaten wurde die Leber per Sono untersucht - hier vermutet man nun Metastasen, welche bis heute aber nicht bestätigt sind.

Vor 4 Tagen nun das Ergebnis der Augenklinik nach MRT, weil beide Ober- und Unterlider rot, hart und geschwollen sind: Verdacht auf Metastasen beider Augenhöhlen, die Sehnerven sind betroffen (von infiltriert ist die Rede). Nun soll geklärt werden, ob Bestrahlung möglich ist. Wenn ich hierüber google, kann ich nicht viel finden - oder ich suche falsch. Kann mir jemand in dieser Sache weiterhelfen, oder hat Erfahrungen gemacht?

Mein Verstand sagt mir, dass eine Bestrahlung ohne totale Erblindung hier nicht möglich ist.

Ich wäre dankbar, von Euch zu hören!

Jule66
29.08.2010, 20:52
Hallo GReeneye,
das tut mir sehr leid,dass es Deine Mutter so schlimm erwischt hat.
Leider habe ich noch nie von Augenmetastasen gehört,so dass ich Dir da leider nicht weiterhelfen kann.
Ich kann mir aber auch nicht vorstellen,wie eine Bestrahlung ohne zumindest teilweisen Verlust des Augenlichts gehen kann:confused:
Vielleicht ist was mit Chemo zu machen,so dass die Tumore verkleinert werden,dass man anschließend operieren kann?Wenn evtl.auch welche in der Leber sind,wäre doch Chemo sowieso eine Option?
Du bist hier nicht allein und ich wünsche Dir,dass Du vielleicht noch brauchbare Infos bekommst.Du könntest auch noch im Forum"andere Krebsarten" schauen,da gibts einen Bereich"Mund,Kiefer und Gesicht...",vielleicht findest Du da hilfe?
Ich drück Euch alle Daumen,
LG,Jule

GreenEye1972
29.08.2010, 21:05
Danke Jule für Deine Antwort!

Ich werde mich in dem von Dir genannten Forum auch umschauen.

Leider ist Chemo bei meiner Mutter nicht mehr machbar. Sie hat nicht mal die ersten 6 Chemos bekommen können, weil Sie mit den Nebenwirkungen nicht zurecht kam. Sie war nach jeder Chemo dehydriert und konnte nicht mal die paar Tage dazwischen zur Erholung daheim sein. Die Ärzte haben dann nach der 5. Chemo aufgehört. Sie wiegt noch 56 kg .... und die Nieren sind inzwischen auch beleidigt.

Mal sehen - vielleicht meldet sich ja doch noch jemand, der das gleiche oder ähnliches erlebt hat.

Nochmal vielen Dank und schönen Abend an alle!

LG GreenEye

Heike1
29.08.2010, 21:32
Hallo GreenEye,
irgendwie lese ich aus deinem Bericht, dass ja alles noch nicht 100 % befundet ist "man vermutet/Verdacht" usw.
Vor 3 Wochen ging ich zum Augenarzt, weil ich ein geschwollenes Augenlid hatte und ebenfalls das Auge.....Aufgrund meiner Vorgeschichte (Leber- und Knochenmetas) fragte er mich, ob denn schon mal mein Kopf geröngt wurde; das Auge sieht komisch aus, als ob es rauskommen wollte.....Nun Panik und meine Onkologin veranlasste aufgrund dieser laschen Vermutung sofort ein MRT des Kopfes. Ich habe und hatte allerdings auch nicht die dafür typischen Symptome, d. h. Schwindel, Doppelbilder also Sehstörungen. Hat das deine Mutti? Es stelle sich heraus, das der Augenhintergrund usw. vollkommen ok ist und sich da nichts hintergebildet hat, was da nicht hingehört. Allerdings ist noch eine unklare Stelle im Kopf die nochmal kontrolliert werden muss. Ich meine, mir konnte sofort gesagt werden, ob da was ist nach der MRT Untersuchung..
Zur Leber schreibst du: Vor 2 Monaten wurde die Leber per Sono untersucht - hier vermutet man nun Metastasen, welche bis heute aber nicht bestätigt sind. Bei mir sind 14 lebermetastasen aufgrund der Größe im Sono überhaupt nicht zu sehen nur im CT sind sie nachweisbar.
Ich denke, es gibt genug Untersuchungsmethoden um genau zu sagen: so ist es oder so ist es nicht! Die Ungewissheit, es könnte........da wirste ja verrückt.
Drücke Euch fest die Daumen das nicht alles so schlimm wird!
LG Heike1
.

GreenEye1972
30.08.2010, 13:29
Hallo Heike!

Danke für Deine Antwort! Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass bei Deiner Untersuchung nichts schlimmes bei raus kommt. Man darf ja die Hoffnung nie aufgeben und letztendlich ist dies auch das Einzige, was man einem nicht nehmen kann! Also Daumen hoch!!!

Zu meiner Mutter. Du hast Recht - im Moment basiert alles auf Vermutungen. Meine Mutter war schon 4x beim Augenarzt deswegen - bereits nach der ersten Untersuchung beim Wald- und Wiesenarzt vermutete man aber damals schon Metastasen. In der Augenklinik dann wollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt Gewebe entnehmen, was aber nicht ging, weil meine Mutter zu dem Zeitpunkt Chemo bekam. Die Wunde wäre aufgrund der schlechten Heilung während dieser Phase nicht geheilt. Also hat Sie es auch nicht machen lassen.

Aufgrund Ihres schlechten Allgemeinzustandes kann ich nicht mal sagen, ob Sie über Schwindel klagt. Sie ist sehr sturzgefährdet, was bei 56 kg (von über 90!) kein Wunder ist. Bei dem einen Auge könnte man auch Vermuten, dass es mehr heraus stehen will, als das andere. Auf dem rechten Auge sieht Sie aufgrund der geschwollenen und verhärteten Lider nichts mehr. Das linke ist noch etwas besser, aber beide Augen, Ober- und Unterlid sind dick geschwollen und vor allem total verhärtet. Ihr Augentropfen rein zu machen ist äußerst mühsam. Von Doppelbildern hat Sie noch nie etwas gesagt, Sie klagt nur immer über total schlechtes sehen. Zeitung lesen kann Sie nicht mehr, Fernsehschauen geht noch - ich hoffe noch lange.

Hier mal die Beurteilung vom KH: (Die Aufnahmen wurden gemacht und Sie wurde ohne Gespräch mit den Bildern unterm Arm heim geschickt)
1. Verdacht auf rechts betonte orbitale Metastasierung mit Infiltration sämtlicher orbitalen Muskeln und Verdacht auch auf Infiltration beider Nervus optici, hier links betont.
2. Verdacht auf Infiltration auch durch Metastasen der Musculoe orbiculsaris oculi beiderseits rechts betont.
3. Normaler Bulbus
4. Kein Anhaltspunkt für intrakranielle Metastasen

Zur Leber: Auch hier mal die Aussage lt. Bericht.
Die Leber stellt sich homogen dar, Organ deutlich vergrößert. Im rechten Leberlappen Nachweis einer kleinen isoechoformen Raumforderung, DD mögliche Metastasen, ansonsten keine fokalen Läsionen.

So langsam weiss ich nicht mehr was ich glauben soll. Von den Ärzten bin ich mehr oder weniger in der Vergangenheit nur hingehalten worden. Ich hab die Gereral- und Vorsorgevollmacht und bin schon heulend vor dem Arzt gesessen und hab um die Wahrheit gefleht, aber alles was kam war: "Ihre Mutter ist sehr krank, und wie lange es geht, weiss nur der liebe Gott!"

Ich hab keine Ahnung, was letztendlich in Ihrem Körper vor sich geht.
Ihre Hausärztin will sich nun der Sache mit den Augen annehmen, meine Mutter wird von Ihr benachrichtigt, wie es nun weitergehen soll. Nur leider hab ich den Verdacht, dass Sie in der Uniklinik für die Ärzte ein gefundenes Fressen ist - wenn es nicht oft vorkommt, dass jemand so ein Verdacht bzgl. der Augen gestellt bekommt.

Wir müssen wohl warten. Ich werde hier aber weiter berichten!

Liebe Grüße ... und nicht den Mut verlieren!!!!
GreenEye :winke:

Heike1
30.08.2010, 19:52
Hallo GreenEye,
das ist aber sehr heftig und äußerst schwammig die ganze Betreuung und Versorgung und Ausagen. Meine Güte, du willst helfen und weißt gar nicht richtig wie.

Bei uns bekommt eine Frau hochdosiertes Cortison; da ist das ganze Gesicht aufgedunsen - das ist ja normal - und das Augenoberlid und auch die Unterlieder ziemlich stark geschwollen, nee eigentlich total zugequollen.

Meinst du, das die Betreuung durch die Hausärztin ausreicht? Habt ihr keine gute Onkologische Praxis bei Euch?

Vielleicht ruf doch mal bei der Deutschen Krebshilfe in Heidelberg an und lass dir eine gute Onkolgische Praxis in in Eurem Heimatort nennen. Sicherlich könnt ihr noch wertvolle Tipps, auch um die Lebensqualität zu steigern, bekommen.

Alles, alles Liebe
Heike1

GreenEye1972
31.08.2010, 13:17
Hallo Heike,

ja, Du hast Recht! Sehr heftig und äußerst schwammig die ganze Betreuung und Versorgung und Ausagen - ist die Bezeichnung, für das, was die letzten Monate ablief und immer noch abäuft.

Sie bekommt derzeit keine onkologische Betreuung! Nachdem der Krebs festgestellt wurde und die Chemo nur mit halber Dosierung aufgrund Ihrer Grunderkrankung durchgeführt werden konnte (es gab nur 5 Chemos, dann musste abgebrochen werden) wurde Sie nach hause entlassen. Zwar hatte Sie einen Nachsorgetermin im Krankenhaus, damit Sie weiterhin auf dem Laufenden gehalten werden (um evtl. wieder mit Chemo anzufangen) aber den konnte Sie wegen einem anderen Krankenhausaufenthalt nicht wahrnehmen. Betreut wird Sie hauptsächlich von mir und der Hausärtzin.

Bei meiner Mutter spielen viele andere Faktoren ein Rolle. Ich würde es nur ansatzweise schaffen, diese hier wieder zu geben. Jahrelange schwere Depressionen, Ihre Grundkrankheit und dazu noch Tablettenabhängigkeit sind hier Stationen Ihres Lebens- und Leidensweges. Dazu kommt, dass Sie jemand ist, der immer in den Fettnapf tritt, wenn es um das Thema Ärzte und Behandlung geht. Hier hat sich so manch einer Dinge geleistet, bei denen andere Betroffene oder Angehörige sich einen guten Anwalt suchen würden.

Ein ganz großes Problem ist auch Ihre Art, nun mit der ganzen Krankheit umzugehen. Anstatt der Wahrheit ins Auge zu sehen, verdrängt Sie alles erfolgreich. Sie redet nicht übers sterben. Es ist eine ellenlange Geschichte!!!

Nun denn - wir werden abwarten müssen, bis sich nun die Hausärztin bei Ihr wegen der weiteren Behandlung Ihrer Augen meldet. Wieso das nun die Hausärztin machen muss und nicht die Ärzte von der Augenklinik, in der Sie die Aufnahmen hat machen lassen ist schon wieder mehr als fragwürdig.

Leider finde ich keine Kraft mehr, um mich weiter mit den "Göttern in weiss" rumzustreiten. Vor 3 Monaten hätte ich es noch gemacht, aber irgendwann geht einem die Puste aus!

Wärst Du so nett und würdest mir trotzdem berichten, was bei Deiner weiteren Untersuchung raus kam???? Es würde mich sehr interessieren!

LG und mal wieder viel Mut und Kraft geschickt!
GreenEye :winke:

kerstin10
31.08.2010, 17:03
Hallo GreenEye,

meine Mutter hatte ebenfalls Probleme mit einem Auge. Bei ihr wurde damals eine weit forgeschrittene Jochbein(knochen)metastase gefunden die dann bestrahlt wurde.

Liebe Grüße
Kerstin

GreenEye1972
31.08.2010, 20:10
Hallo Kerstin,

Danke, dass Du Dich meldest! Wie ich lesen musste, hat Deine Mama den Kampf leider verloren - das tut mir sehr leid! Ich weiss, dass auch meine Mama den Kampf verlieren wird, weil der Brustkrebs bei Ihr viel zu spät erkannt wurde. Sie kann keine Chemo mehr bekommen, weil Sie die Nebenwirkungen körperlich nicht verkraftet. So haben also die Tumorzellen freie Bahn, sich im Körper auszubreiten ... es kommt immer mehr dazu!

Ich selbst war heut bei meiner Ärztin und habe Sie gefragt, ob es möglich ist die Augen ohne Verlust des Augenlichtes zu bestrahlen. Sie hat mir die Frage mit JA beantwortet. Man kann bestrahlen!

Im Moment bin ich für jeden Beitrag dankbar - auch deshalb, dass ich weiss, was auf meine Mama möglicher Weise zukommen kann.

Kerstin, leider hast Du nicht geschrieben, ob die Bestrahlungen bei Deiner Mama damals "erfolgreich" waren. Vielleicht magst mir ja hierzu noch etwas schreiben. Wenn Du das allerdings nicht möchtest oder auch nicht kannst, ist das aber vollkommen i. O. für mich!

LG nach dem Gäuboden
GreenEye :winke:

Heike1
31.08.2010, 20:23
Hallo GreenEye,
sicher werde ich berichten was bei rauskommt.

Da habt ihr schon einen ziemlich langen Marathon hinter Euch, oh je. Vielleicht ganz gut, das deine Mutti das alles verdrängen kann und gar nicht wissen will was sie vielleicht noch ertragen müsste; jeder Mensch reagiert anders.

Was vielleicht noch helfen könnte; eine Psycho-Onkologin mit einzubinden.

Dir wünsche ich ganz viel Kraft für den weiteren Weg.
LG Heike1

kerstin10
01.09.2010, 18:17
Hallo Greeneye,

ja die Bestrahlungen waren erfolgreich. Der Knochen hatte sich wieder neu gebildet und war die ganze Zeit über stabil (immerhin 1 1/2 Jahre). Allerdings blieb ihr Gesicht ein wenig "deformiert" in diesem Bereich. Das Auge selber war einige Zeit lang stark gerötet, es mussten Tropfen hineingetan werden und das ganze war angeschwollen. Ging aber nach ein paar Wochen wieder weg.

Ich wünsche Deiner Mama aber natürlich auch Dir alles Gute. Ich weiß wie schwer es für Euch alle ist. Aber es geht immer wieder weiter.

Ich :knuddel:Dich mal ganz fest.

Liebe Grüße
Kerstin

GreenEye1972
02.09.2010, 13:45
Hallo Kerstin,

danke, dass Du Dich noch mal gemeldet hast. Es macht mir Mut, wenn ich lese, dass die Bestrahlungen denn auch was ausrichten können. Für mich ist wichtig, dass Sie keine Schmerzen hat und vor allem, dass Sie dadurch nicht erblindet. Ob dabei etwas rot oder geschwollen ist, ist doch eher zweitrangig, wenn der Krebs wenigstens vorrübergehend dadurch gestoppt werden kann.

Es ist wie es ist - ich weiss, was kommt, ich weiss nur nicht wann und wie und was Sie noch alles durchleben muss.
Wie es ist am Grab des Vaters zu stehen, weiss ich. Mir graut vor dem Tag, an dem es meine Mama trifft, aber letztendlich müssen wir alle froh und dankbar sein, wenn das Leiden irgendwann ein Ende hat. Es gibt nichts schlimmeres, als hilflos daneben stehen zu müssen und nichts ausrichten zu können.

Deine Wünsche nehme ich gerne an und geb Dir gleichzeitig alles doppelt und 3-fach zurück. Durch meinen Vater weiss ich, was Trauer bedeutet. Es ist wie einmal Hölle und zurück. Aber es wird besser mit der Zeit, bzw. man lernt damit umzugehen und damit zu leben. Ich wünsche Dir, dass es bei Dir auch so ist!!!!!

Mal fest zurückge:knuddel:t

LG Anette

GreenEye1972
18.09.2010, 05:42
Hallo zusammen!

Sorry, weil ich mich jetzt erst wieder melde.
Leider hat sich noch nicht viel Neues in Sachen Untersuchung ergeben. Letzten Freitag war meine Mutter in der Uni-Klinik wegen der Augen. Die haben dort alle Untersuchungen noch mal gemacht und "vermuten" auch Metastasen. Nächsten Donnerstag nun soll Sie noch mal in die Klinik. Sie wird stationär aufgenommen werden und dann soll eine Gewebeprobe genommen werden um zu sehen, wie man weitermachen kann. Das mit der Gewebeprobe soll wohl eine blutige Angelegenheit sein - Sie muss ab heut die Blutverdünner weg lassen.

Vor 2 Tagen nun hat Sie auch wieder 3 Blutkonserven gebraucht, weil der HB wieder unter 8 war. Das ganze mal eben schnelle ambulant "reingedrückt", gestern Nacht haben dann üble Durchfälle eingesetzt. Wahrscheinlich dehydriert Sie jetzt wieder - der CREA saust nach oben - und den Termin in der Augenklinik muss zum 2. Mal verschoben werden.

Die letzten Wochen ging es Ihr eigentlich ganz ordentlich, aber seit ca. 14 Tagen meine ich wieder eine deutliche Verschlechterung Ihres AZ feststellen zu können. Erschwert hinzu kam, dass Sie letzten Samstag nun ins Pflegeheim gezogen ist. Das ganze passierte leider nicht ganz freiwillig, aber Sie macht mir Gott sei Dank keine Vorwürfe. Nun sitzt Sie in Ihrem Zimmerchen und hat das "P" im Gesicht. Sie tut mir unendlich Leid und letztendlich hoffe ich, dass Sie nicht mehr allzuviel ertragen muss. Sollte sich die Vermutung mit den Metastasen in den Augenhöhlen und an den Sehnerven bestätigen, so kann man sich mit dem gesunden Menschenverstand ausmalen, was als nächstes passieren wird. Im Moment frage ich mich, ob Sie Weihnachten noch erleben darf ....

Ich werde hier über den Verlauf weiter berichten.
Alles liebe Euch allen!

GreenEye :winke:

GreenEye1972
24.09.2010, 20:00
Hallo zusammen!

Meine Mama ist nun seit gestern im KH, heute wurde die Gewebeprobe entnommen. Laut Aussage der Schwester ist der Eingriff ohne Probleme verlaufen. Ihr AZ lässt leider aber sehr zu wünschen übrig - Sie hat gestern und heut nur geschlafen. Wenn möglich, werde ich Sie morgen oder spätestens Sonntag besuchen fahren - leider hab ich mir ne Erkältung eingefangen.
Bitte drückt meiner Mama die Daumen! Ich hab das Gefühl, dass mit dem Eingriff "eine Büchse Würmer geöffnet" wurde.

LG GreenEye :winke:

GreenEye1972
10.10.2010, 16:47
Hallo an alle!

Weil ich nirgends eine passende Stelle für meine Probleme finde, hab ich mich entschlossen nochmals ein neues Thema zu erföffnen, in der Hoffnung, dass sich hier Menschen mit gleichen Problemen finden.

Meine Mutter ist seit über 30 Jahren abhängig von Lorazpam (Sie nimmt heute pro Tag 12mg). Bekommen hat Sie diese Tabletten ursprünglich zur Bekämpfung Ihrer damaligen Wechseljahre und die damals anfangenden Depressionen. Über die Jahre hinweg wurden die Depressionen noch schlimmer und die Dosis von den Tabletten immer höher. Mein Vater starb 2007 an Lungenkrebs, im Juni 2009 wurde bei Ihr Brustkrebs festgestellt. Die Mengen der Tabletten insbesonder Lorazepam war immer ein Problem, wenn Sie ins Krankenhaus musste. Seit 2009 nun wurde Sie "endlich" mit Antidepressiva eingestellt, doch auch diese Mengen sind schon wieder nicht ausreichend. Meine Mama hat sich so verändert in Ihrer Art, dass ich jeden Tag mit Ihr und Ihrem Verhalten "zu kämpfen" habe. Ich bin mit meiner Mama allein. Sie hat zwar noch 2 Kinder, aber die wohnen 800 km weit weg und haben Ihre eigenen Probleme.

Das ist mal eine Kurzfassung von mir. Ich würde mich freuen, wenn sich hier jemand meldet zum gegenseitigen Gedankenaustausch.

LG GreenEye :winke:

der_weg
10.10.2010, 17:09
Hallo,

also vor dem Hintergrund kann ich Deine Bedenken bezüglich Antidepressiva verstehen.... Lorazepam ist eine Beruhigungmittel und hat ein hohes Abhängigkeitspotentiel... Verstehe auch nicht wie ein Arzt das so gedankenlos verschreiben kann... Das ist weder geeignet gegen Wechseljahresbeschwerden, noch gegen Depressionen.
Wenn diejenigen damit umgehen können, kann man das zum ab und an mal nehmen verschreiben, wenn man gerade total unruhig ist oder nun überhaupt gar nicht schlafen kann. Dazu ist das eigentlich gedacht.
Das wird auf Krebsstationen auch ganz gern mal gegeben, aber eben nicht regelmäßig, sondern nur als Bedarfsmedikation gegen Unruhezuständen oder Schlaflosigkeit.
Aber wenn jemand von 12 mg pro Tag abhängig ist, denn wird es da natürlich Probleme geben, denn in den Kliniken bekommt man, wenns nicht anders geht vielleicht mal 1mg abends.
Welcher Arzt verschreibt ihr das denn alles ?
Leider ist das schwer von weg zu kommen wenn man einmal richtig abhängig ist, da müsste sie wohl einen richtigen Entzug machen. Und einfach von heute auf morgen keins mehr verschreiben geht bei den Mengen über so viele Jahre auch nicht so einfach. Eigentlich müsste man das ganz langsam ausschleichen, also so mit der Zeit die Dosis reduzieren. Ist halt schwer, wenn sie immer ganze Packungen mit nach Haus bekommt, und sich das nicht einteilen kann. Will sie denn überhaupt von dem Zeug weg ?

Ich weiss nicht was für Antidepressiva sie nimmt, aber die machen eigentlich nicht abhängig, weil die ja nicht den Entspannungseffekt haben, den Lorazepam hat.

Schwer da was zu raten. Was man versuchen könnte ist dass Du ihr die Tabletten einteilst und ihr denn langsam immer ein bisschen weniger gibst.
Aber dazu müsste sie das auch wollen und mit machen.

Lg, Sophie

GreenEye1972
10.10.2010, 18:00
Ja Sophie - ich hab sogar schon vor einer Kopfschmerztablette Angst :eek:

Eigentlich hätte meine Mutter zur Bekämpfung der Beschwerden von den Wechseljahren, Hormone bekommen müssen. Dies ging aber damals bei Ihrem Krankheitsbild nicht. Meine Mutter ist das erste mal richtig schwer krank geworden, als ich 6 Jahre alt war. Ich kenne meine Mutter gar nicht gesund. Ein Arzt - dieser war damals schon über 60 Jahre, hat Ihr Tavor verschrieben. Inwieweit diese Medikamentenvergabe überwacht wurde, kann ich heute nicht sagen. Fakt ist, dass immer wenn ein Problem war, hat Sie Tavor eingeschmissen. Irgendwann kam bedingt durch die Krankheit und Schmerzen noch Valoron dazu .... der Teufelskreis begann. Die Ärzte haben immer wieder gemeckert, aber letztendlich war Mama "die Siegerin".
Letztes Jahr dann, haben die Ärzte im KH meiner Mutter empfohlen, einen Entzug zu machen. Meine Mama wehrte sich mit Händen und Füssen. Ich hab Sie dann noch im KH so dermaßen zusammengeschrieen, dass Sie letztendlich einwilligte. Es war aber zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass die Tabletten nicht ganz abzusetzen sind. Wenn man dieses Zeug so lange in dieser hohen Dosis nimmt, kommt man nicht mehr weg.
Nun denn, Sie war in der Entzugsklinik, sollte sich zur allgemeinen Untersuchung ausziehen, Sie sitzt auf dem Schragen und der Arzt entdeckt mit bloßem Auge den Brustkrebs! Es wurde alles abgebrochen, die Tavor auf von 11 auf 12 mg erhöht, zurück ins normale KH .... OP, Chemo erfolgte leider ohne Erfolg.

Durch die Chemo bekam Sie immer wieder so schwere Durchfälle, dass Ihr Körper dehydrierte. Durch die vielen Tabletten ist Leber und Niere selbstverständlich geschädigt. Nun stehen wir vor einem neuen Problem: Wenn meine Mama ins KH muss wegen erhöhten CREA werden Ihr die Tabletten reduziert, teileweise sogar abgesetzt. Wenn ich dann ins KH komme, habe ich dann die Hölle auf Erden, weil meine Mutter unter Entzugserscheinungen leidet. Es ist ein Fass ohne Boden!!!!! Sie wollen Ihre Niere retten und machen gleichzeitig Ihre Psyche kaputt!!!!!!!!!!

Das Problem mit der Tablettenvergabe hat sich heute erledigt. Sie ist seit 11.9. im Pflegeheim. Dort bekommt Sie die Tabletten zugeteilt - ich kann nicht mehr eingreifen .... und Sie auch nicht!

Ich könnte soviel erzählen, aber ich weiss gar nicht wo anfangen. Teilweise stehen mir die Haare zu Berge, wenn ich an die eine oder andere Gegebenheit zurück denke .....

Mein Vater sagte ca. 4 Wochen vor seinem Tod wortwörtlich: "Oh Mädle - Du tust mir heute schon Leid, wenn ich mal nicht mehr da bin!"
Damals dachte ich, Er will mich veräppeln. Ich hab keine Ahnung, was mein Vater alle die Jahre mit meiner Mutter bedingt durch die Abhängigkeit durchmachen musste. Heute bin ich schlauer! Jetzt hat Sie auch noch Krebs!

der_weg
10.10.2010, 18:22
Hallo,
oh man das ist ja echt eine schlimme Geschichte.
Wie äußern sich denn die Entzugserscheinungen ?

Ja, das mit der Chemo bei vorgeschädigter Niere und Leber ist in der Tat ein Problem. Allerings ist Tavor meines Wissens nicht so nierentoxisch dass man es ganz absetzen muss um die Niere zu retten.... aber bei 12 mg wohl vermutlich redizieren.
Wenn das so überhaupt nicht geht, dann ist die Konsequenz wahrscheinlich wirklich, dass sie die Voraussetzungen für eine Chemo nicht erfüllt, und diese Therapieoption für sie dann wegfällt.
So wichtig die Chemo auch ist, sie kann nur Leuten gegeben werden, die sie körperlich und psychisch auch verkraften.
Man könnte ggf noch auf ein weniger toxisches Chemomedikament ausweichen.

Wie sieht es denn mit dem Krebs im Moment aus ? Gibt es Metastasen oder ist im Moment nichts zu sehen ?

Wie alt ist sie denn ?

Wenn sie schon älter ist und durch den Krebs keine hohe Lebenserwartung mehr hat, denn wird man sie den Strapazen eines Entzuges auch nicht mehr aussetzen, sondern alles so lassen.
Es kommt drauf an wie viele Resourcen noch da sind, ob ein Entzug noch Sinn macht.

Na so schlecht wär das ja nicht, wenn das Heim die Medikamente einteilt, da dann weder sie selbst sie nehmen kann, noch es mit Dir wegen der Medikamente Streit gibt. Denn der ist wahrscheinlich auch vorprogrammiert wenn Du das übernimmst.

Wie verfahren die denn damit, versuchen die zu reduzieren oder geben die ihr einfach ihre 12 mg ?

Ja, das glaube ich, dass das die Hölle iszt mit jemandem, der abhängig ist...
Na wenn Du magst kannst es ja nach und nach erzählen, immer wenn Dir mal was einfällt. Muss ja nicht alles auf einmal sein.

Lieben Gruß
Sophie

GreenEye1972
10.10.2010, 19:17
Hallo zurück!

Die Entzugeserscheinungen äußern sich durch massive Kopfschmerzen, Schmerzen im ganzen Körper, Hautempfindlichkeit, totale Unruhe in den Beinen, Weinkrämpfen, hysterische Anfälle, Schlaflosigkeit, Albträume, teilweise Selbstmordgedanken .....
Von einem Entzug in Sachen Tavor ist heute keine Rede mehr. Die Psychologen sind der Meinung, dass die Dosis der Medikamente sogar unter Umständen erhöht werden muss, aber irgendwann wird es schwierig werden, weil man kein Spielraum mehr nach oben hätte. Neben Herz- und Wassertabletten stehen auf Ihrem täglichen "Speiseplan" Novalgin, Remergil, Melneurin, Cymbalta, Cipramil, Tavor. Neu hinzu kam vor ca. 3 Wochen Palladon ...

Tumorboard, Stand April 2010: T2, N3 (18/18), M1 (Haut), V0, G2
Meine Mutter wird nächsten Monat 73 Jahre. Die Chemo konnte bei Ihr unter Taxol nur mit 50 % gefahren werden, alles andere hätte Ihr Körper nicht verkraftet. Von den 6x Chemo sind 5 gemacht worden, dann haben die Ärzte von sich aus abgebrochen, weil es keinen Sinn gemacht hätte. Sie war zu schwach, die Durchfälle danach waren jedesmal mit verheerender Auswirkung.
Im Juni wurde bei einer Sono "irgendetwas raumforderndes" auf der Leber entdeckt (man vermutet hier Metastasen - ist aber bis heute nciht bestätigt). Beide Augenlider inkl. Sehnerven, also die Augenhöhlen, sollen von Metastasen befallen sein. Hier wurde vor 3 Wochen eine Gewebeprobe in der Uni entnommen, aber wir warten noch auf den Bericht, da die Hausärztin derzeit in Urlaub ist. Es ist wohl so, dass Ihr jetzt auch noch Blindheit droht.

So - für heute soll es genug sein! Das Schreiben tut gut .... und ich danke Dir Sophie für Dein Interesse an meiner Geschichte (die keine ist) :knuddel: und allen anderen stillen Lesern fürs Lesen!

Habt alle noch einen schönen Abend!

mahanuala
10.10.2010, 21:10
hallo green eye

dju darfst keinesfalls selbst das medikament deiner mutter absetzen oder *ausschleichen*
medikamentenabhängigkeit kann man nicht selbst *entgiften*.
es kann zu schweren komplikationen wie krampfanfällen kommen.
entgiftung bzgl medikamenten müssen in einer klinik durchgeführt werden
wende dich umgehend an eine suchtberatungsstelle und lass dich als angehörige beraten oder suche einen psychiater auf, der sich auch mit suchterkrankungen auskennt.
wissen die behandlenden ärzte deiner mutter von der sucht (denn das ist es)
wenn nicht mußt du sie UMGEHEND informieren.
gruß (leider in eile)
mahanuala

GreenEye1972
10.10.2010, 21:39
Liebe Mahanuala,

es tut mir Leid, dass ich Dir so einen Schock versetzt hab.
Du hast wahrscheinlich nur 12 mg Tavor gelesen und sofort gingen Deine Alarmglocken los.

Du hast geschrieben Du bist in Eile .... also ganz lansam tief durchatmen ... und wenn Du geatmet hast, dann les Dir mein Geschriebenes noch mal in Ruhe durch!!!!!

Sorry .... Du bringst mich grad voll zum Lachen .... aber auch das muss man können!!!!

LG GreenEye :knuddel:

der_weg
10.10.2010, 21:49
hallo green eye

dju darfst keinesfalls selbst das medikament deiner mutter absetzen oder *ausschleichen*
medikamentenabhängigkeit kann man nicht selbst *entgiften*.
es kann zu schweren komplikationen wie krampfanfällen kommen.
entgiftung bzgl medikamenten müssen in einer klinik durchgeführt werden
wende dich umgehend an eine suchtberatungsstelle und lass dich als angehörige beraten oder suche einen psychiater auf, der sich auch mit suchterkrankungen auskennt.
wissen die behandlenden ärzte deiner mutter von der sucht (denn das ist es)
wenn nicht mußt du sie UMGEHEND informieren.
gruß (leider in eile)
mahanuala

naja, war wohl wirklich in Eile, das geht doch alles aus ihrem Text hervor...

der_weg
10.10.2010, 21:56
Hallo GreenEye,

also bei dem Stadium der Erkrankung ist es in der Tat nicht mehr sinnvoll, noch einen Entzug zu machen...

Da geht es vor allem darum, sie schmerzfrei zu halten.... was natürlich durch die Abhängigkeit nicht einfacher wird....

Ich hoffe sehr, dass die Ergebnisse gut ausfallen und sie nicht auch noch blind wird.

Wie geht es ihr denn so allgemein ?
Kannst Du noch mit ihr sprechen, kann sie noch Wünsche äußern, könnt ihr noch wichtige Dinge klären ?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für alles !!!

Lieben Gruß
Sophie

Moni1968
11.10.2010, 06:46
Liebe GreenEye,

ich schreibe Dir hier, weil auch meine Mum tablettenabhängig war, und dies auch Jahrzehnte lang. Sie hatte eine psychische Krankheit (paranoide Schizophrenie), die viieele Jahre später erst als solche diagnostiziert wurde. Auch bei ihr ging das über 30 Jahre lang mit der Abhängigkeit. Zu dieser Zeit allerdings waren Lorazepam, Tavor (bei meiner Mutter auch Lexotanil, Valium und Mandrax) als hilfreiche Medikamente anerkannt und eingesetzt. Die Problematik der Abhängigkeit war zu dem Zeitpunkt wohl noch nicht so bekannt bzw. steckte noch in den Kinderschuhen. Ärzte haben (so denke ich) seinerzeit nicht "einfach so" verschrieben; sie taten es zu dieser Zeit nach bestem Wissen und Gewissen.

Es war ein schweres Leben mit einer Mutter, die unter Wahnvorstellungen litt. Körperlich ist ihr diese Krankheit auf Herz, Kreislauf und Blutdruck gegangen. Sie wurde auch Marcumar-Patientin und als sie einmal notoperiert werden musste, ging das deswegen auch nur mit PD. Diese verlief fehlerhaft, so dass sie anschließend hüftabwärts gelähmt war. Danach wurden die Extremitäten wg. mangelnder Durchlutung Schritt für Schritt amputiert. Während diesen Zeiten wurde sie zusätzlich mit Haldol behandelt, musste fixiert werden (wg. Ausbrüchen aller Art ihrerseits dem Personal und uns gegenüber) etc. etc. Sie ist mehr zugrunde gegangen denn gestorben. Von ihrer Persönlichkeit ist am Ende nichts, aber auch rein gar nichts, mehr übrig geblieben.

Ich schreibe Dir das, damit Du verstehst, dass Deine Mutter ja auch auf ihre Ärzte seinerzeit vertraut hat und die Hilfe, die diese ihr zur damaligen Zeit geben konnten, angenommen hat.

Heute bin ich selbst Krebspatientin (GBH mit FIGO 4a G3) und stehe vor meiner ersten Chemo, da weder operiert noch bestrahlt werden kann. Auch ich habe wg. starken Tumorschmerzen Valeron zuhause - wenn auch noch nicht benutzt; wird aber wohl so weit kommen. Ich selbst bin Medis mein ganzes Leben lang skeptisch gegenüber gestanden. Doch auch ich werde wohl auf die heutige Medizin vertrauen müssen (wer weiß, was die Medizin in 30 Jahren zu den heutigen Behandlungsmethoden sagt...).

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen die Kraft, Deine Mum das letzte Stück begleiten zu können. Für sie ist Schmerzfreiheit im Moment wohl das größte Geschenk.

Mit ganz lieben und kraftvollen Grüßen
Monika

GreenEye1972
11.10.2010, 07:07
Hallo Sophie,

genau das ist das Problem - irgendwann werden die Ärzte entscheiden müssen, ob Sie Ihre Organe (Leber und Niere + Rest) schützen, oder ob Sie vollends mit Medikamenten "lahm" gelegt wird. Gott sei Dank hat Sie eine Patientenverfügung, nur nützt die nix, wenn Sie ins KH kommt wegen erhöhten CREA! Dann werden Tabletten abgesetzt und reduziert, ohne Rücksicht auf Ihre Psyche!

Meine Mama sitzt in Ihrem Sessell im Heim und tut so, wie wenn nix wäre. Genau das ist mein Problem! Sie tut so, als ob Sie noch 50 Jahre lebt - schiebt Ihre Krankheit komplett von sich weg und demnach verhält Sie sich auch. Die einzige große Sorge sind Ihre Tabletten .... jeden Tag muss ich mir das Gesabbel über Tabletten anhören. Sie selbst sah auch nicht die Notwendigkeit in ein Pflegeheim zu gehen, obwohl jeder Bekannte, Verwandte einschließlich der Familie sah, dass es nicht mehr anders ging. Die Versorgung daheim war nicht mehr gewährleistet. Durch den ständigen Durchfall wusste man manchmal nicht, wo zuerst anpacken. Die Sozialstation hatte Angst, morgens die Tür aufzumachen, weil Sie nicht wussten in welchem Zustand man Sie vorfand. Ich hab Ihr die letzten 15 Monate ca. 8-10x das Leben gerettet, weil Sie dehydriert war. Es war jedesmal ein Kampf, Sie ins KH zu bringen, weil Sie teilweise total agro war. Ein weiteres Problem war und ist auch die Raucherei! Ihr konnte es noch so schlecht gehen, hauptsache der Glimmstängel brannte. Dann sass Sie im Sessel mit der Zigarette in der Hand und schlief ein. Keiner kann sich vorstellen, welche Ängste ich ausgestanden hab.

Wenn man mit Ihr telefoniert, meint man, Sie hat gar nix - es sei denn Sie hat einen wirklich üblen Tag. Sie raucht auch im Zimmer an der Tür. Man kann sich mit Ihr über alles unterhalten, nur nicht über Ihre Krankheit. Mit Laufen is nicht viel - Ihre Beine sind voll mit Wasser, auch der rechte Arm ist so gut wie unbrauchbar, weil keine Kraft mehr. Sie sitzt im Sessel und leidet, wartet das die Tür aufgeht und ICH komme. Sie klammert sich nur an mich - hat seit 9.11. nicht einmal das Zimmer verlassen um mit den anderen Kaffee zu trinken. Die anderen Heimbewohner wissen nur, dass es jemand Neues gibt, aber Sie kennen meine Mama nicht. Sie kann nicht auf Leute zu gehen, hat buchstäblich Angst, vor was auch immer. Und hier denke ich, dass die Depressionen und die Tabletten eine ganz große Rolle spielen.

Der Umgang mit Ihr fällt mir sehr schwer. Ich liebe meine Mama, aber ich hasse Sie manchmal für das, was Sie sich, meinem Vater, mir, der ganzen Familie durch Ihre Tabletten angetan hat und heute noch antut. Manchmal hab ich das Gefühl und auch das Bedürfnis mit Ihr "abzurechnen"! Aber selbst das würde auf Unverständnis stoßen, weil Sie sich Ihrem Handeln und Tun gar nicht bewusst ist. Kritik verträgt Sie überhaupt nicht - dann sitzt Sie da und heult Krokodilstränen und wirft mir Unverständnis vor, damit ich wieder ein schlechtes Gewissen bekomme!

Seit Sie im Heim ist, kann ich wenigstens beruhigter Schlafen, aber nur allein der Gedanke, dass ich heute Mittag wieder zu Ihr hin soll/muss (ich geh jetzt nur noch jeden 2. Tag hin), löst bei mir wieder inneren Druck aus!

Keine Ahnung, ob jemand versteht, wie es mir geht, warum es mir so geht ...

LG erstmal! GreenEye

GreenEye1972
11.10.2010, 13:44
Liebe Monika,

ich danke Dir, dass Du den Mut hattest mir zu schreiben! Ich hab wirklich lange überlegt, ob ich das Thema hier eröffnen soll, kommt es mir doch so vor, als ob ich die einzige auf der Welt bin, die sich mit solchen Problemen rum schlägt. Anhand der Hits sehe ich, dass Interesse an diesem Thema besteht und ich hoffe weiterhin, dass die Interessierten und die Betroffenen den Mut haben sich hier zu melden.

Was die Tabletten anbelangt, so weiss ich, dass damals einfach anderes verschrieben wurde als heute. In über 30 Jahren hat man Fortschritte gemacht in der Medizin und in Sachen Medikamente. Es war so - Sie hat die Tabletten gebraucht und Sie haben Ihr auch geholfen. Schlimm ist nur, dass keiner in all der Zeit geschafft hat, Sie zum "Umkehren" zu bewegen. Was haben die Ärzte geschimpft mit Ihr, jedesmal wenn Sie im Krankenhaus war, gab es Galama, die Krankenkasse hat sich auch mal eingeschalten .... und dennoch, meine Mutter hatte alles abgewiesen - aus Angst vor dem Entzug. Jetzt ist es so, man kann heute nichts mehr dran ändern. Die Dosis ist von den Ärzten abgesegnet .... und meine Mama glücklich mit Ihren Tabletten.

Was mit meiner Mama wirklich los ist, weiss ich erst, seit mein Vater nicht mehr lebt. Die beiden hatten so viel Streit und ich hab immer nur den Kopf geschüttelt und nicht verstanden, was bei den Beiden abging. Heute weiss ich, dass mein Vater ein schweres Los mit meiner Mama hatte. Auch mein Vater hat Sie immer wieder bekniet sich helfen zu lassen, alles erfolglos. Mein Vater hat sich oft einfach ins Auto gesetzt und ist "abgehauen", hat tagelang kein Wort mit meiner Mutter gesprochen, nur das allernötigste. Heute weiss ich, dass Er gar nicht anders konnte. Für Mama waren auch diese Verhaltensmuster wieder ein Grund ein Tablettchen mehr zu nehmen. So schaukelte sich alles hoch und nun bin ich mit meiner Mama allein.

Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Dinge fallen mir ein, Dinge die sich in all den über 30 Jahren zugetragen haben und meine Wut steigert sich teilweise ins unermäßliche. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich um meine Mutter Angst gehabt habe, Angst das Sie stirbt. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft Sie gestürzt ist, weil Sie wieder mal mit Tabletten und Schmerztropfen so zugedröhnt war, dass Sie nicht mehr gerade aus laufen konnte. Wie oft hab ich Sie etwas gefragt oder Ihr erzählt und Sie wusste es am nächsten Tag nicht mehr .... hat steif und fest behauptet, ich hätte Ihr nix erzählt. Der ganze Ärger bei meinen Eltern, der Ärger und die Angst in der Familie .... es kam alles nur von den Tabletten und Depressionen. Alle haben unter Ihr gelitten. Ich trage so viel Wut in mir, kann ich doch meinem Vater nicht mehr sagen, wie Leid es mir tut, dass ich Ihn oft zu Unrecht veruteilte, weil Er sich Mama gegenüber so "daneben" benommen hat. Mein armer Paps!

Durch die ganzen Depressionen, die Tabletten die dagegen helfen sollen und wiederrum neue Depressionen verursachen, denke ich oft, dass meine Mama gar nicht mehr meine Mama ist. Wenn ich nicht das tue, was Sie von mir erwartet, fängt Sie an blöde Andeutungen zu machen (so hinten übers Knie ins Auge) .... wenn ich mich dann wehre, sagt Sie "du verträgst keinen Spass". Ich hab das Gefühl, dass Sie mich in Ihrer Hand hält und bei Bedarf zudrückt, weil Sie weiss, dass ich "fast alles" für Sie tue. Anders herum legt Sie Ihr Leben in meine Hand - weil ich Ihr wohl das Leben versüßen soll. Seit Vater nicht mehr ist, hab ich mich bis auf 2 Wochen jeden Tag um Sie gekümmert, außer ich musste arbeiten oder ich hatte mal ne Erkältung. Wenn ich jetzt mal NEIN sage, ist Sie der Meinung, dass mein Mann dahinter steckt ..... weil ich hab ja sonst immer alles für Sie getan.

Wir, mein Mann und ich haben für meine Mama Federn gelassen ohne Ende, weil Mama bei mir immer vorne stand, jetzt können wir zusehen, dass uns unsere Ehe nicht abhanden kommt! Meiner Mutter ist nicht klar, dass mein Mann derjenige ist, der mir tagtäglich den Rücken stärkt, mir Mut macht, mich tröstet, wenn bei Ihr mal wieder alles Kacke läuft. Im Gegenzug ist Sie beleidigt, wenn wir mal am Sonntag zum See fahren und einfach mal die Ruhe genießen wollen (was ich schon gar nicht mehr kann) - dann heißt es: "Und mich lässt man hier sitzen!"

So long erst mal! Ich muss mich fertig machen, weil ... meine Mutter wartet ja auf mich :lipsrseal

Moni1968
11.10.2010, 17:36
Liebe GreenEye,

eigentlich müsste ich ja jetzt sagen, Du schreibst meine Geschichte:D Glaub' mir, ich verstehe Deine Wut, Deine Verzweifelung und die daraus resultierende Angst. Durch den Beruf meines Vaters war ich auch immer allein mit meiner Mum.

Wenn ich als Kind mal Nachbars Hund gestreichelt habe und die Nachbarin dazu kam, dauerte es keine 2 Minuten bis meine Mutter am Fenster schrie, warum wir uns jetzt wieder gegen sie verbündet hätten. Ihre Anfälle gingen hin und wieder so weit, das sie prompt auf der nächsten Intensivstation gelandet ist. War mein Vater mal daheim, kam es immer zum Streit, immer. Die Krankheit wurde erst professionell erkannt, als meine Mutter ihm überall hin gefolgt ist - und zwar mit dem Auto. Sie hat einmal wochenlang im Auto "gewohnt" - tja, bis dass erst die Polizei und dann die netten Männer mit der berühmten Jacke kamen. Da war sie dann das erste Mal richterlich "weggesperrt". Da kam denn Haldol ins Spiel. Sie benötigte danach eigentlich nur noch die Herz- und Blutdruckmedikamente, den Rest hat Haldol übernommen. Problem war nur: Nahm sie es auch - und vor allem: rechtzeitig? Kurz gesagt: Das Drama ging weiter. Ich könnte Dir da noch tausend Geschichten erzählen. Schlimm vor allem ist: Du bist als Angehöriger ebenfalls abhängig; zumindest mir ging das so, als ich noch jünger war. Ich hätte mich niemals getraut, mit jemanden über so etwas zu reden, habe versucht, meine Mutter zu schützen - damit niemand ihren Zustand bemerkt.

GreenEye, Du kannst mir gerne auch PN schreiben, das Thema hier wird nämlich etwas OT. Ich helfe Dir gerne, da durchzukommen.:pftroest:

Zu dem jetzigen Zustand Deiner Mum: Du musst Dir einen etwas dickeren Pelz zulegen. Wenn Deine Mum an Dir rumkritisiert von wegen "Kein Verständnis, keine Zeit" dann bedenke, das sagt nicht wirklich sie. Das sagt ein kranker Mensch (Sucht ist ja definitiv ein eigenes Krankheitsbild - auch ohne den Krebs), der die Wirklichkeit durch einen Schleier sieht und Situationen gar nicht objektiv beurteilen kann. Du brauchst diese "Aus-Zeiten" unbedingt. Sie sind für Dich lebenswichtig, auch wenn es Dir nicht so vorkommt.

Lass sie auch nicht zwischen Dich und Deinem Mann geraten. Das ist Gift für Deine Ehe. Ich hatte einmal eine Fehlgeburt. Als ich im KH lag ist meine Mum mit dem berühmten Nudelholz zu meinem Mann gefahren weil sie dachte, er hätte mich verprügelt. Sie wollte sogar Beweise dafür haben und hat ihn wochenlang im Auto verfolgt. Bis ... ja mal wieder, habe ich ja oben schon geschrieben. Durch den Medimissbrauch ist mit Sicherheit ihre Persönlichkeit angegriffen bzw. gespalten - und das ist wieder ein eigenständiges Krankheitsbild. Dass sie krank ist, darfst Du nie vergessen, Dinge, die sie sagt und die Dir schaden, darfst Du nicht zu sehr an Dich heranlassen.

Aber bitte sorge dafür, dass sie ihre letzten Wege schmerzfrei verbringen darf. Auch wenn es sich noch so schlimm anhört, was sie Dir unterstellt: sie ist krank und hat gleich mehrere Krankheiten auf einmal.

So, das war es jetzt mal von mir (war ja lange genug;)) - ich habe heute meine erste Chemo bekommen und liege geistig auf der Lauer, ob jetzt sofort die Nebenwirkungen auftauchen. Jeder Pieks, jedes Kribbeln etc. könnte ja eine Nebenwirkung sein (ist Kopfkino pur):D
:D
Gaaanz liebe Kraft-Grüße
Monika
:winke:

GreenEye1972
12.10.2010, 07:04
Liebe Monika,

ich danke Dir nochmals für Deine Zeilen und hoffe inständig für Dich, dass sich die Nebenwirkungen der Chemo so klein wie nur irgend möglich halten. Mit dem was Du hinter Dir hast, kannst Du Dir eigentlich nicht mal Fusspilz erlauben ....
Nun denn - es ist so! Gerne werde ich mich die Tage per PN bei Dir melden. Du bist erstaunlich - möchtest Du mir doch helfen, wo bei Dir selbst die Kacke am dampfen ist!

Ich sag erst mal DANKE und wünsche Dir viel Kraft für Deine eigene Behandlung!!!! Ich melde mich bei Dir!!!!

:knuddel:

der_weg
12.10.2010, 09:43
Hallo,

Also sich der Krankheit und dem Gedanken an den eignen Tod zu stellen, das gelingt selbst so manch psychisch Gesundem nicht. Das kann wahrscheinlich auch kein Außenstehender wirklich nachempfinden wie das ist mit dem eigenen Tod konfrontoiert zu werden.
Ich hab während meiner Tätigkeit auf der Onkologie die Erfahrung gemacht, dass einige Patienten das SEHR lange verdrängen, auch dann noch, wenn es allen drumherum eigentlich klar ist, dass sie sterben werden. Und in dem Moment, wo sie das realisieren, ziehen die sich total in sich zurück, reden nicht mehr, lassen niemanden mehr an sich heran. Die sind dann von heute auf morgen plötzlich ganz anders.

Vielleicht erlebst du das mit deiner Mutter ja sogar auch noch, auch wenn es im Moment nicht so aussieht.
In Bezug auf die Tabletten vermutlich nicht mehr, aber in Bezug auf den Krebs vielleicht.

Ja vermutlich hängen die Ängste vor den anderen mit der Abhängigkeit und der psychischen Erkrankung im allgemeinen zusammen.
Dass Du ihre einzige Bezugsperson bist macht den Druck ja nicht gerade kleiner, aber dennoch solltest Du versuchen an Dich zu denken. Leicht gesagt, ich weiss. Hast Du denn noch Unterstützung von außen ? Familie, Freunde ? Es kann sicher auch nicht schaden wenn Du Dir zusätzlich professionelle Hilfe suchst. sprich Psychotherapie oder zumindest eine Beratung.

Lieben Gruß
Sophie

GreenEye1972
12.10.2010, 13:22
Hallo Sophie,

ich hab schon oft überlegt, ob ich mir Hilfe von "Spezialisten" holen soll bzw. mich in deren Hände begeben soll. Letztendlich weigert sich aber mein Inneres. Ich musste seit Vaters Tod soviel Kraft und Stärke zeigen, musste teilweise, wenn es um Ärzte, Behandlungen etc. ging, Vaters Rolle übernehmen, dass ich meine, dass ich es ohne schaffen werde. Ich nehme ja jetzt die Tabletten und hoffe, dass die mir insoweit Hilfe verschaffen, dass ich mich mit der ganzen Situation besser arangieren kann. Ich hoffe es!

Leider hat meine Mama selbst keine schöne Kindheit gehabt. Auch die Zeit danach war mit sehr vielen Problemen behaftet, so dass es eigentlich an Mama gelegen wäre, sich profesionelle Hilfe zu holen, dann wäre es mit den Depressionen und Tabletten vielleicht gar nie erst so weit gekommen. Sie hat es nicht getan! Warum auch? Tabletten sind einfacher - alles ist rosarot ....

Ich bin da eher Bodenständig, sehe den Tatsachen gerne ins Auge, auch wenn diese noch so schlimm sein mögen. Ich mag es nicht, wenn man mir Honig um den Bart schmiert um irgendetwas zu beschönigen! Wenn es mir möglich ist verändere ich diese oder versuch es mir leichter zu machen. Aber immer gehts halt nicht ... dann heisst es aushalten und ertragen und warten, dass die Zeit vorrüber geht, in der Hoffnung nicht selbst im Sumpf stecken zu bleiben. Anders als meine Mama hab ich immer gerne die Kontrolle über mich und das, was um mich herum geschieht. Damit mache ich es mir nicht immer leicht, aber so bin ich halt .... geworden ....

Von meinen beiden Halbgeschwistern und meinem Mann hab ich jegliche Rückendeckung. Wir telefonieren mehrmals die Woche, mehr können Sie/wir auch nicht tun. Durch die Entfernung ist das Verhältnis der beiden zu meiner Mama nicht so, wie zu mir. Meine Mama hängt an mir, nicht an Ihren anderen beiden Kindern. Freunde hab ich, aber die können mich in dieser Sache nicht unterstützen. Sie haben noch alle Ihre Eltern - wie sollen Sie mich verstehen können?

Im Moment warten wir immer noch auf das Ergebnis von der Augenklinik. Wenn es sich nun zu 100% bestätigen sollte, dass die Metastasen bis in beide Augenhöhlen inkl. Sehnerv vorgedrungen sind, dann "gute Nacht". Wie geht es dann weiter? Was muss meine Mama noch alles erdulden? Was muss ich mit meiner Mama noch alles erdulden?????

Eine Freundin sagte vor kurzem zu mir: "GreenEye - Du bist so stark wie eine deutsche Eiche. Andere in Deiner Situation hätten schon die Flügel hängen lassen! Du schaffst das alles irgenwie!" Meine Antwort war: "Aber selbst ne deutsche Eiche kann brechen!"

Danke Sophie :knuddel:

der_weg
12.10.2010, 21:32
Hallo Greeneye,

auch starke Menschen dürfen mal Hilfe annehmen. Ich denke mal Du wirst auch viel aufzuarbeiten haben.
Und wie Du schon sagtest, auch eine deutsche Eiche kann brechen.
Frag vielleicht mal Deinen Hausarzt, ob er professionelle Hilfe für sinnvoll hält; er kennt Dich ja besser und kann Dir vielleicht auch entsprechende Adressen geben.
Wo ich noch eine Gefahr sehe, ist dass es dann zum Zusammenbruch kommt, wenn sie mal stirbt und dann auf einmal Ruhe ist. Oft merkt man ja erst wenn Ruhe einkehrt, wie sehr man sich all die Jahre über seine Grenzen hinaus belasten wird.
Lass es Dir vielleicht nochmal durch den Kopf gehen mit der professionellen Hilfe, aber entscheiden musst Du es dann natürlich selbst.

Naja, es kann durchaus sein dass das Metastasen sind, da der Brustkrebs vergelcihsweise häufig in die Augengegend metatsasiert.... also häufiger als die meisten anderen Tumore. Aber letztendlich muss man die Ergebnisse der Untersuchung abwarten.... Auch wenn es Metastasen sind, heisst das auch noch nicht dass sie auf beiden Augen erblindet. Möglichweise lässt sich das bestrahlen.

Das verstehe ich, dass Du Dich von Leuten, die noch 2 gesunde Eltern haben, unverstanden fühlst.
Aber immerhin hast Du ein paar Menschen an Deiner Seite, das ist ganz wichtig in der Situation.

Ich wünsche weiterhin ganz viel Kraft !
Sophie

mascha2600
14.10.2010, 08:04
Hallo Ihr Lieben,
normalerweise melde ich mich nur im BK-Forum (und das auch relativ selten) zu Wort.
Meine Mutter wurde nach der BK-Diagnose alkoholabhängig, was für uns als Familie katastrophal war. Ich war damals ein Teenager und wußte nie, was mich erwartet, wenn ich von der Schule heim kam. Entweder lag sie sturzbetrunken im Flur (in der eigenen Kotze...verzeihung, aber es war so), oder sie versuchte vom Dach zu springen, oder aber sie ging auf meinen Vater, auf mich oder auf meinen Bruder los. Von daher kann ich bestens verstehen, was bei Euch derzeit abläuft. Auch meine Mutter hatte 10 Jahre nach der Ersterkrankung Metastasen. Zum Schluß Hirnmetastasen, aufgrund derer sie blind wurde. Lungenmetas, Lebermetas, Knochenmetas waren auch vorhanden.
So schlimm ich die Tablettenabhängigkeit Eurer Mütter finde, im Nachhinein gesehen wäre ich froh gewesen, hätte irgendein Arzt meiner Mutter wenigstens AD verschrieben, denn die Sauferei kam ausschließlich aus ihren Depressionen heraus.
Die Ärzte gaben ihr noch nicht mal in den letzten 12 Monaten ihres Lebens AD's oder Lexotanil o.ä. Argument: sie könne abhängig werden. Und das alles obwohl klar war, dass sie stirbt. Ich hätte mir - gerade im Endstadium der Krankheit - gewünscht, dass sie solche Medis erhält, weil ich glaube, dass diese ihr die letzten Monate und Tage sehr erleichtert hätten.

Für mich war aufgrund dieser Erfahrungen klar, dass ich als ich selbst an BK erkrankt bin, mir diese Medis verschreiben zu lassen (also Antidepressiva). Ich hab sie aber dann nach Abschluß der Akuttherapien unter ärztlicher Aufsicht schrittweise abgesetzt u. nehme seit ca 1-1/2 Jahren nix mehr.

Das Verhalten der Ärzte, der Euren Müttern diese Psychopharmaka über Jahre hinweg unbesehen verschrieben haben, ist mir unbegreiflich. Diese "Herrgötter in weiß" sollte man bei der Ärztekammer bzw. Staatsanwaltschaft anzeigen.

Auf jeden Fall wollte ich Euch - vor allem Dir Greeneye - mein Mitgefühl ausdrücken und wünsch Euch eine halbwegs erträgliche Zeit.
LG Chris:winke:

GreenEye1972
14.10.2010, 13:44
Liebe Sophie, liebe Chris, liebe Moni,

ich Danke Euch für Eure Antworten. Ihr wisst gar nicht, wie Ihr mir durch Eure Erfahrungsberichte etwas Ballast von den Schultern nehmt. Ich bin nicht allein und es gibt tatsächlich Menschen, die ähnliches, sogar schlimmeres durchleben mussten als ich es nun muss! Ich muss einfach durchhalten und ich hoffe, dass ich meine Mama so gut wie nur irgend in Ihrer Krankheit helfen und vor allem begleiten kann.

Sophie hat eigentlich den Nagel auf den Kopf getroffen.
Wo ich noch eine Gefahr sehe, ist dass es dann zum Zusammenbruch kommt, wenn sie mal stirbt und dann auf einmal Ruhe ist. Oft merkt man ja erst wenn Ruhe einkehrt, wie sehr man sich all die Jahre über seine Grenzen hinaus belasten wird.
Davor hab ich fürchterliche Angst, dass es so kommt. Ich hab mit meiner Mama soviel erlebt und seit mein Papa nicht mehr da ist, hab ich eigentlich nur für Sie gelebt. Sie war meine Nummer 1! Erst kam Sie, dann kam mein Mann und dann kam ich. Ich wusste ja nicht mehr, wem ich es zuerst Recht machen sollte. Der Spagat zwischen Mann und Mama hat mich oft bald um den Verstand gebracht. Im Moment versuche ich, das Verhältnis wieder gerade zu rücken. Dadurch, dass Sie nun im Pflegeheim ist, fallen viel Dinge, für die ich vorher zuständig war, weg. Auf einmal gibt es für mich so gut wie nichts mehr zu tun und ich kann abends mit ruhigem Gewissen ins Bett gehen, in dem Wissen, dass man im Heim nach Ihr schaut. Durch das Wegfallen dieser ständigen Anst und Rennerei bin ich schon jetzt etwas zur Ruhe gekommen .... und promt hat mein Hirn Zeit sich mit den ganzen Ereignissen zu beschäftigen. Zeitweise kommt auch alles mit Papa wieder in mir hoch. Mein Papa war noch nicht mal beerdigt, das war schon die Sorge und Angst um meine Mama da. Sie hat sich in dieser Zeit soviel von den Tavor eingeschmissen - Sie war total weggetreten in diesen Tagen davor und danach. Für Sie war es wohl die beste Variante zu diesem Zeitpunkt, um das durchzustehen. Allerdings bin ich da durch ohne "Helferlein".
Komischerweise ist dieser Druck, der mich die letzen Wochen begleitet hat (ich dachte zeitweise, ich krieg nen Herzinfarkt) seit heute morgen wie weg geblasen. Irgend etwas ist heute anders!!! Keine Ahnung - ich werde es wohl die nächsten Tage sehen, was sich in meinem Inneren so tut. Da die Tabletten erst nach 3-4 Wochen wirken, schreibe ich diesen Zustand mal nicht den Dingern zu. Abwarten ....

Eigentlich wollte ich Moni eine PN schreiben, aber mittlerweile frage ich mich, ob es Sinn macht. Ihr, Chris und Moni habt selbst mit Euch zu kämpfen und ich merke selbst, wie teilweise "die Galle steigt", wenn man auch noch darüber schreibt. Es holt vergangenes wieder ans Tageslicht und man Kämpft mit Dingen, die für Euch hoffentlich mittlerweile vergeben sind, wenn auch nicht vergessen.

Ihr könntet mir aber nochmals helfen, wenn Ihr mir einfach in kurzen Sätzen schreiben könntet, wie Ihr diese Zeit, nachdem Eure Mamas nicht mehr waren, bewältigt bekommen habt. Habt Ihr das alleine geschafft, oder habt Ihr psychologische Hilfe in Anspruch genommen? Kam der Zusammenbruch, wie Sophie es schreibt bzw. leider erahnt???? Wenn Ihr mir hierzu ne kurze PN schreiben wollt und vor allem könnt, würde ich mich wirklich sehr freuen.

Erst mal wünsche ich Euch beiden alle Kraft und vor allem Kämpferwillen für Eure Behandlung. Ich hoffe und wünsche Euch, dass Ihr dem Krebs die Stirn bieten könnt - tretet Euren "Willis" oder wie sie auch immer heissen mögen, dick und fett in den Hintern.

Ich schreib einfach nochmal ein DANKE an Euch 3
:knuddel::pftroest:



Kurzer Stand noch zu meiner Mama .....
Gestern Abend nun hat sich endlich die Augenklinik telefonisch bei meiner Mama gemeldet. Die haben nicht gesagt, dass es Metastasen sind, die haben aber auch nicht gesagt, dass es keine sind. Laut Ärzte besteht die Möglichkeit die Augenhöhlen mit einer leichten Bestrahlung zu behandeln. Sie wollen sich jetzt mit der HÄ in Verbindung setzen, dass alles Notwendige eingestielt wird .... und dann geht es wohl los :(

Gerade eben ruft Sie mich an und erzählt mir, dass Sie morgen kurzfristig wieder ne Bluttransfusion bekommt. Ihr HB ist wohl auf 5,. gesunken! (Tumor-Anemie) Wenn Sie Ihr das Blut jetzt wieder wie die vergangenen Male "einfach reinpressen", haut Sie es grade wieder um, wegen dem daraus resultierendem Durchfall. Es ist zum verzeifeln ......

LG Eure GreenEye

GreenEye1972
14.10.2010, 14:11
Hallo zusammen!

Bis gestern Abend hat es nun gedauert, dass sich die Ärzte der Augenklinik wegen der weiteren Behandlung telefonisch bei meiner Mom gemeldet haben.
Die Ärzte meinen, dass eine leichte Bestrahlung der Augenhöhlen erfolgen kann. Die setzen sich jetzt mit der Hausärztin in Verbindung und dann wird es wohl los gehen :confused:

Ich will zusehen, dass ich an den Bericht von der Augenklinik komme, dann werde ich hier genauer berichten können ... auch über den weiteren Verlauf und den Erfolg der Bestrahlung.

LG GreenEye :winke:

ängel
14.10.2010, 17:55
Oh, deine arme Mama, was für eine Prozedur, da hofft man nur dass es hilft.
Berichte bitte weiter, wie es ihr geht,
Ich bin in Gedanken bei ihr.
Ängel

GreenEye1972
15.10.2010, 06:55
Hallo Ängel,

Du hier?????? :knuddel:
Na klar werde ich weiter berichten, aber es dauert immer alles so lange, bis sich mal wieder was tut. Es geht immer wervolle Zeit flöten - ich hoffe, die Bestrahlung können meine Mama wenigstens vor dem blind werden bewahren!!!

Heute muss Sie erst mal wieder ne Bluttrasfusion bekommen. Leider bekommt Sie davon immer Durchfall, dass keiner mehr lacht ... und die Nieren klatschen vor Freude in die Hände ....

Wie ist es Dir in der Zwischenzeit ergangen mit Deinem Mann und seinen Kindern (dem "aufgezwungenem Besuch")????

LG GreenEye

mascha2600
15.10.2010, 08:08
Guten Morgen Greeneye,
schön dass es Dir hilft, hier zu schreiben und Dich mit anderen auszutauschen.

Nun zu meiner Mutter:
In den letzten 12 Monaten ihres Lebens konnte ich endlich wieder eine Beziehung zu ihr aufbauen. Umso schlimmer war es dann für mich, als sie starb.
Die Schuldgefühle kamen bei mir ganz massiv, als ich selbst an BK erkrankt bin. Du kannst Dir - nachdem was ich in meinem vorigen Posting schrieb - was bei uns zu Hause abgegangen ist. Leider hat niemand - vor allem auch mein Vater - verstanden, dass die Trinkerei letztlich ein (erfolgloser) Versuch war, mit der Krankheit umzugehen. Keiner war sich darüber im Klaren, dass sie Depressionen hatte und dringend fachliche Hilfe gebraucht hätte. Als ich dann selbst erkrankte ist mir klar geworden, wie allein sie (trotz Familie) eigentlich war. Ich darf mir gar nicht vorstellen, was wohl aus mir geworden wäre, wenn sich mein Mann nach der Diagnose so verhalten hätte, wie mein Vater damals.

In den 80-iger Jahren, als Mutter erkrankte, war es leider so, dass die Umwelt psychologische Hilfe mit beginnendem Irrsinn gleichsetzte. Depressionen hatte man nicht, bzw. machte das Ganze "mit sich selbst aus".
Wie auch immer, meine Schuldgefühle (auch wegen meines damaligen Verhaltens meiner Mutter gegenüber) hat mich im wahrsten Sinne des Wortes fast umgebracht.Erst die Psychologin, bei der ich dann in Behandlung war, hat mir aufgezeigt, dass ich als Laie - und schon gar nicht als Teenager mit 14, 15 Jahren - ihr gar nicht hätte helfen können.

Was ich eigentlich damit sagen will, ist, dass Du meiner Meinung nach dringend (!) psychologische Hilfe in Anspruch nehmen solltest. Ich glaube dass es wenig hilfreich - wenn nicht gar unmöglich - ist, wenn Du versuchst, die Sache "allein mit Dir selbst" auszumachen. Was Deinen Vater anbelangt, meine ich, dass seine damalige Situation von zwei Seiten betrachtet werden muss: Ich denke, dass er mit schuld (wenn man überhaupt von Schuld sprechen kann) an der damaligen Situation war und zwar deswegen, weil er - genau wie mein Vater - nicht aktiv nach professioneller Hilfe gesucht bzw. in Anspruch genommen hat.
Was Dich anbelangt, bin ich überzeugt, dass Du - wenn einmal der "Tag X" kommen wird - Dich ständig fragen wirst, ob Du genug getan, ob Du das Richtige für Deine Mutter getan hast und ob die Heimunterbringung tatsächlich das Richtige war.Verstandmäßig weißt du natürlich, dass Du richtig gehandelt hast. Bloß, weiß es auch Dein Herz ?

So, genug der morgendlichen "Ergüsse" :laber:. Machs einstweilen gut u. liebe Grüße
Chris:winke:

Moppel125
16.10.2010, 13:57
Hallo Greeneye,
ich habe dieses Thema erst nach meinem Posting in Deinem Cita-Thema entdeckt. Nun kann ich Deine Antipathie gegenüber Tabletten natürlich viel besser verstehen.
Du hast mich auch nicht um meine Meinung gefragt, dieses Thema hier beschäftigt mich aber genauso. Nein, meine Ma hatte keinen Krebs. Ich bin dafür unheimlich dankbar dass ihr dies erspart geblieben ist. Meine Mutter hatte über 40 Jahre Gelenkrheuma in seiner fiesesten Form. Ich erinnere mich, dass sie, als ich noch n kind war, sich nicht allein die Haare kämmen konnte ohne fremde Hilfe. Aber mal zum Arzt??? Da passte ihr die Helferin nicht, dort war der Arzt nicht freundlich genug....also wurde jahrelang Schmerzmittel ohne Kontrolle genommen. Zum Schluß war auch sie so abhängig, dass mein Vater ihr die Tabletten abzählte. So hatten wir wenigstens ein wenig Übersicht.
Irgendwann vor 6 Jahren rächte sich dies alles in Nierenversagen und meine Ma wurde Dialysepatientin. Immer wieder kam es zu Rückfällen und Komplikationen. Die Schilddrüse war dann hinüber, das Herz machte nicht mehr richtig mit, und was weiß ich nicht noch alles. Kurz vor ihrem Tod habe ich zu Hause ma die Medikamente gezählt. 18 (!!) -diesmal verschriebene Tabletten- mußte sie über den Tag verteilt einnehmen. Die letzten zwei Jahre lag sie fast nur noch im Bett, wurde dreimal die Woche im Rollstuhl zur Dialyse gefahren und schrie vor Schmerzen wenn man ihr den Kopf ein wenig zum Trinken anheben wollte. Ich wohne mit meinen Eltern im gleichen Haus, überall waren Notfallglocken verteilt falls mal irgendwas war. Aber trotz der Schwere ihrer Krankheiten wollten wir meine Mutter ungern in ein Pflegeheim geben. Eine endgültige Entscheidung blieb uns aber durch ihren Tod erspart.
Sie ist morgen vor elf Monaten an einer einfachen Lungeninfektion gestorben. Ihr Körper hatte nicht mehr die Kraft sich dagegen zu wehren. Nach zehn Tagen auf der Intensivstation nahmen uns die Ärzte beiseite und fragten uns ob die lebenserhaltenden Massnahmen weitergeführt oder beendet werden sollten.
Ich durfte meine Mutter in ihrer letzten Stunde im Arm halten, ihr immer wieder sagen dass alles gesagt und erledigt wäre und sie in Ruhe gehen könne. Es war für mich das erste mal dass ich einen Sterbenden begleitet habe. Und ich hoffe Ihr findet das jetzt nicht zynisch oder abstoßend; ich war in diesem Moment so unendlich glücklich und froh, dass meine Ma es endlich geschafft hatte. Ich habe lange und oft noch mit meinem Vater diskutiert ob dieses Leben in den letzten anderthalb Jahren ihrer Krankheit noch lebenswert war. Sieben Tage in der Woche mit Schmerzen ans Bett gefesselt und dreimal die Woche kurzweilig zur Dialyse.
Auch für mich sind meine Eltern meine Hauptbezugspersonen, vor allen anderen. Ich vermisse meine Mutter wahnsinnig. Aber der Gedanke an die Erlösung von ihren Schmerzen überwiegt meine Trauer. Direkt hier über meinem Bildschirm hängt ein Bild von ihr. Müßte ich sie beschreiben, genau dieses Foto würde ich dazu nehmen. Es entstand wenige Wochen vor ihrem Tod. Auf der Bettkante sitzend, im Nachthemd, wirres Haar, aber n Zettel in der Hand um meinem Pa aufzuschreiben was er denn alles zu erledigen hätte. Das schaue ich mir an und muß eher grinsen als dass ich in ein tiefes Loch falle. Ich schimpfe mit ihr beim sortieren des Nachlasses, ich rede mit ihr; wenn ich ma meine fünf Minuten beim Auto fahren bekomme frag ich sie ob sie auch auf mich aufpasst....und bei allem was ich mir nicht erklären kann hat SIE natürlich seitdem auch ihre Finger im Spiel.
Natürlich habe auch ich andauernd Hänger. Die Zeit von 19.30 bis 20.20 in der sie gestorben ist. Da hab ich jetzt noch teilweise Probleme mit. Ihr Geburtstag im September. Oder demnächst der erste Jahrestag.
Dies wird Dir alles nicht viel helfen. Ich glaube jeder Mensch geht mit seiner Trauer unterschiedlich um. Es gibt bestimmt kein Patentrezept was man in so einem Fall abspulen kann. Diesen Weg wirst Du für Dich alleine finden müssen.
Ich bin kein besonders gläubiger Mensch. Aber ich hoffe, dass meine Ma in irgendeiner Form hier in meiner Nähe ist; auch wenn das wahrscheinlich sehr oft sehr peinlich ist:)
Wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft für die nächste Zeit.
Gruß
Micha

GreenEye1972
03.11.2010, 18:10
Hallo Ihr Lieben,

die letzten Tage war hier viel Stress angesagt, so dass ich jetzt erst wieder die Musse finde, hier ein paar Worte zu schreiben.
Ich hab viel Zeit damit verbracht um über alles geschriebene und gelesene hier nachzudenken - die Tabletten welche ich nun seit über 3 Wochen nehme, haben mich etwas herunter fahren lassen. Im Moment sind mal alle "ursprünglichen" Probleme, über die ich anfangs berichtet hab, in weite Ferne gerückt. Wenn ich meine Mama besuche, seh ich einfach nur ein Häuflein Elend und alles was ich denke ist "lieber Gott, lass Sie doch bitte nicht so leiden". Dieses Denken ist im Moment vorrangig .... alles andere ist im Moment unwichtig. Ich weiss, dass meine Mama nicht beabsichtigt mir das Leben schwer zu machen. Wenn Sie wegen Ihrer verschiedenen Krankheiten nicht so viele Tabletten nehmen müsste und könnte sich selbst "in einer normalen, gesunden Sehensweise" betrachten, würde Sie vor Scham versinken wollen. Wahrscheinlich muss ich das nun alles so hin nehmen .... das Vergangene und Erlebte hinter mir lassen und wieder vorwärts schauen. Der Leidensweg meiner Mom ist noch nicht zu Ende - ich sollte Kraft für das Kommende tanken, denn meine Mom braucht mich! So wie es aussieht geht Sie auf Ihrem letzten Stück Ihres Lebens. Ich hoffe, dass ich Sie so gut wie möglich begleiten kann - für alles andere mag ich im Moment keine Energien verschwenden.

Ich sag erst mal DANKE, dass Ihr Eure persönlichen Erlebnisse geschrieben habt und den Mut, überhaupt darüber zu schreiben. Danke, dass Ihr "ein Ohr" für mich hattet, für die Ratschläge, die Ihr mir gegeben habt. Ihr habt mir die Kehseite der Medaille aufgezeigt und die hat gute Wirkung auf mich.

Ich drück Euch alle ganz dolle und wünsche jedem einzelnen von Euch alles nur erdenklich Gute und ganz viel Kraft!!!!

Liebe Grüße Eure GreenEye

:knuddel:

GreenEye1972
03.11.2010, 18:55
Hallo!

Hier mal wieder eine Info in Sachen Bestrahlung der Augen ...

Meine Mama kam nun gestern ins KH und es wurde schon die erste, heut die 2. Bestrahlung durchgeführt. Sie bekommt eine Art Netz über den Kopf und die blaune Strahlen würden von vorne in die Augen gehen. :confused:

Ich hab Sie heute besucht, aber Sie ist irgendwie völlig durch den Wind - Sie hat Schwierigkeiten mit den Wochentagen. Hinzu kam, dass Sie heute Hals über Kopf in eine andere Klinik musste, weil eine Niere einen Nierenstau hatte. Es wurde eine Schiene gelegt - mehr Infos gibt es erst morgen.

So, das wars mal in Kürze - ich werde hier gerne weiter berichten!

LG GreenEye